Review:

Ashes Of The Wake – 15th Anniversary Edition

()

Mit „Ashes Of The Wake” haben LAMB OF GOD Anno dazumal (also 2004) keine Gefangenen gemacht. Das dritte Album der Südstaatler (das Quintett stammt aus Richmond, Virginia) ist ein amtlicher Hassbrocken, welche vor allem mit seinem hohen Aggro-Potential punktet. LAMB OF GOD dürfen für sich in Anspruch nehmen, eine der wenigen Bands zu sein, die auf ihren ersten Major-Release (nach den beiden Underground-Perlen „New American Gospel“ und „As The Palaces Burn“) noch härter und kompromissloser zu Werke gehen als zuvor und dabei die US-Charts stürmten (beachtlicher 27. Platz in den US-Billboard 200). Randy Blythe (Vocals), Mark Morton (Gitarre), Willie Adler (Gitarre), John Campbell (Bass) und Chris Adler (Schlagzeug) wurden dafür belohnt, dass sie ihrem Weg treu blieben – und nachfolgende zahlreiche Auszeichnungen, Preise, Erfolge und Nennungen in „Best of- Listen“ sorgten für breites Grinsen in der Thrash, Hardcore und Modern Metal Gemeinde.
„Ashes Of The Wake – 15th Anniversary Edition” kommt als Doppel-LP daher (leider nicht im Gatefold), einem einliegenden Blatt mit den Songtexten und einem Download-Code. Interessant dürften vor allem die 4 Bonus Tracks sein: nämlich der damalige Japan-Bonustrack „Another Nail For Your Coffin“, sowie drei Songs in der Pre-Production-Version. Ansonsten bieten LAMB OF GOD hier das, was sie am besten können – präziser, extrem rifflastiger harter Metal – der trotzdem eine hohe Eingängigkeit aufwies. Sozusagen das Beste aus alten SLAYER und PANTERA. Und das Kollege Blythe am Mikro es tunlichst vermeidet irgendwelche klare Gesangspassagen einzustreuen spricht auch für sich - und die Zielgruppe. Auch die erstmals ungewohnt transparente und zugleich druckvolle Produktion lassen Riffmonster wie „Hourglass“ und „One Gun“ auf Vinyl volles Rohr das heimische Wohnzimmer durchpflügen. LAMB OF GOD haben vor 15 Jahren mit „Ashes Of The Wake” einen Grower geschaffen der bis heute wirkt. Und auf der laufenden Tour im Vorprogramm von SLAYER sicher reichlich gewürdigt wird.

 

Seite A

1.       Laid to Rest

2.       Hourglass

3.       Now You've Got Something To Die For

4.       The Faded Line

 

Seite B

5.       Omerta

6.       Blood Of The Scribe

7.       One Gun

8.       Break You

 

Seite C

9.       What I've Become

10.     Ashes of the Wake

11.     Remorse Is for the Dead

 

Seite D

12.      Another Nail For Your Coffin

13.      Laid To Rest (pre-production demo)

14.      Ashes Of The Wake (pre-production demo)

15.      Remorse For The Dead (pre-production demo)

Ashes Of The Wake – 15th Anniversary Edition


Cover - Ashes Of The Wake – 15th Anniversary Edition Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 66:0 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Schandmaul- Interview mit Thomas Lindner

Band anzeigen
Interview

Im Booklet des neuen Albums sprecht ihr an, dass ihr seit dem letzten Album eine sehr dunkle Zeit hinter euch habt und sogar kurzzeitig das Aus der Band drohte. Würdest du uns verraten, was da ungefähr los war und wie ihr die Kraft gefunden habt, dann doch weiterzumachen?

 

Es sind viele Dinge im nächsten, intimsten Umfeld der Band passiert: es gab tatsächlich einen Todesfall und Krankheiten – und zwar nicht zu knapp –, die alles in Frage stellten, und dann, quasi als Krönung obendrauf, hat Anna die Band verlassen – weil´s gerade unbequem war, nehme ich an – und das kommt dann alles zusammen und da denkt man sich irgendwann schon: „Och, weißte was—komm!“. Und dann hieß es halt: „Gut, entweder lassen wir´s bleiben – oder wir reißen jetzt noch mal richtig am Ruder!“. Und da haben wir verbliebenen Fünf uns in die Augen geguckt und am Ruder gerissen. Und dann stieß auch noch Saskia dazu und wir waren wieder komplett, und damit war dann auch wieder Fahrt auf dem Dampfer, sagen wir es mal so.

 

Umso schöner, dass es dann doch noch geklappt hat! Wo du es gerade schon ansprichst: ihr habt mit Saskia jetzt ja ein neues Mitglied. Ihr kanntet sie ja schon vorher – wie hat sich das dann ergeben, dass sie bei euch anfing und wie fügt sie sich bei euch ein? Da muss man sich ja auch erst ein bisschen neu aufeinander einstellen.

 

Mit dem Fortgang unserer Geigerine [sic] waren wir natürlich erst einmal darauf angewiesen, dass wir die Position im Live-Geschäft durch musikalische Gäste füllen. Das war ein ganzer Haufen an Menschen: Ally The Fiddle von Subway To Sally, Tobi von Fiddler´s Green und eben auch Saskia, die uns von besagtem Tobi empfohlen wurde. Ja, und dann hat sich das – also das war im Herbst 2017, als wir nur noch zu fünft waren --, da hat man sich das dann im Laufe des Jahres 2018 während der Tournee und der Open Airs alles angeschaut und es hat eigentlich in Wahrheit schon vom ersten Augenblick an gefunkt. Und dann haben wir ihr im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums, bei dem wir ja in der Lanxess-Arena in Köln gespielt haben, einen Antrag gemacht und sie hat ja gesagt. Sie passt bei uns auch wirklich – ich sag´ das jetzt einfach mal so platt – so gut wie Arsch auf Eimer, sie fügt sich musikalisch und menschlich großartig ein und ist eine tolle Bereicherung für die Band.

 

Wo wir schon gerade dabei sind: hättet ihr euch bei alldem träumen lassen, dass ihr ein derart furioses Jubiläum haben werdet, wie die große Sause, die ihr im November in der Lanxess-Arena veranstaltet habt?

 

Erträumen lassen… erhofft haben wir es uns, das auf jeden Fall! In so einem Event steckt ja auch jahrelange Arbeit. Dass sich diese Hoffnung erfüllt hat und der Traum tatsächlich wahr wurde, ist dann natürlich umso schöner. Wobei ich einfach gestehen muss, dass ich so in meinem eigenen Film war während der Show, dass ich mir tatsächlich die Aufnahmen in Ton und Bild im Nachhinein anschauen musste, wie so ein Zuschauer, damit ich überhaupt wusste, was wir da eigentlich gemacht haben. Man ist da so in seiner Welt und hat seine eigenen Gedanken, nach dem Motto: „Hat die Birgit ihre Flöte, die sie jetzt im nächsten Lied braucht, schon oder muss ich die Ansage noch um zwei Sätze verlängern? Welchen Gastmusiker sage ich jetzt an? Habe ich die richtige Gitarre in der Hand?“ Also ich war komplett in meinem Film und als das Konzert vorbei war, wusste ich nicht mehr, was ich gemacht habe und freute mich umso mehr, dass da ein paar Kameras aufgestellt waren und ich es mir hinterher angucken konnte. [Er lacht].

 

Du sprichst von jahrelanger Vorbereitung – wie lange dauert die Planung für so ein Event?

 

Hm, also vom ersten Blocken des Termins an … damit geht es ja normalerweise los, die Lanxess-Arena wartet ja nicht auf jemanden, sondern vergibt ihre Termine oft bis zu drei Jahre im Voraus. Das heißt, da muss man sich schon trauen und sagen „Okay, wir machen die Lanxess-Arena!“ und das heißt dann auch: wir brauchen schon ein paar Leute die dahin kommen, sonst gehen wir den Bach runter. Dann geht man hin und blockt den Termin, so geht es los. Und dann muss man sich überlegen, was man machen möchte, wie man das gestaltet, frühzeitig Leute anfragen, wenn man Gäste haben will – die haben ja auch anderes zu tun, als ihre Terminkalender für uns freizuhalten. Und dann natürlich auch die musikalische Vorbereitung: wir haben drei Stunden gespielt, haben nebenbei auch noch ein paar Sachen zu tun, wie neue Lieder schreiben, ins Studio gehen, eine neue Platte aufzunehmen oder Konzerte zu geben und parallel dazu – sozusagen in unserer Freizeit, höhö – haben wir dann halt natürlich geprobt wie die Wilden, um unsere 30, 40 Lieder, die wir vorbereitet hatten, an den Start bringen zu können. Joah, es war nicht langweilig, sagen wir mal so! [Er lacht].

 

Kommen wir noch einmal auf das Album zurück. Zunächst einmal das alleroffensichtlichste: warum gerade die Artus-Thematik?

 

Im Laufe des Schreibens kristallisierte sich heraus, dass sich gleich drei Lieder mit dem Thema beschäftigen und dann fanden wir „Artus“ auch einfach griffig – ein einziges Wort, aber jeder weiß sofort, was gemeint ist und wer gemeint ist und weiß, wo er es einzuordnen hat. Es ist eine schöne Thematik, eine schöne Legende und ja, es macht ´nen schmalen Fuß – das Wort an sich finde ich schon geil.

 

Ihr sprecht im Booklet auch an, dass ihr euch im Laufe dieser dunklen Phase zwischen dem letzten und dem neuen Album ein bisschen wie eine verschworene Gemeinschaft gefühlt habt, also ein bisschen wie die Ritter der Tafelrunde – hat das auch eine Rolle gespielt?

Auf jeden Fall, das ist ja auch das, was einen so besonders fasziniert an dieser Mythologie. Über die Person an sich und die tatsächlichen historischen Hintergründe lässt sich ja vortrefflich streiten, weil man da eigentlich kaum etwas weiß, entsprechend ist da viel Raum für Interpretation und die Mythen und Sagen, die uns überliefert wurden, sind ja den Fantasien der damaligen… Dichter, sag ich mal, entsprungen, und was da ganz klar transportiert wird, ist dieser Geist des Zusammenhaltens: alle für einen, alle zusammen an einem Strang ziehen, für die eine Sache brennen – das ist es ja, was da so ein bisschen die Gänsehaut entstehen lässt. Und das war auch das, was wir gefühlt haben, das steht also auch ganz gut für die Band. Wenn man da so zwanzig Jahre vor sich hinwurschtelt, geht einem auch so das eine oder andere verloren – nicht in dem Sinne, dass man es nicht mehr braucht oder nicht mehr gerne hätte, sondern es schleicht sich Routine ein. Routine ist ja grundsätzlich etwas Gutes, je routinierter ich bin, desto besser funktioniere ich, aber wenn das … ich nenne es mal „böse“ Routine ist, die sich einschleicht, die einen so ein bisschen… wurschtig werden lässt, sag ich mal… Das beschreibt ganz gut, was bei „Artus“ bei uns passiert ist und woraufhin wir dann in unserem Stall einen großen Kehraus gemacht haben und komplett mit neuen Gedanken und neuer Mannschaft an das neue Album herangegangen sind.

 

Steckt auch ein kleines Stückchen Gesellschaftskritik mit drin? In „Die Insel“ schildert ihr ja Avalon als Ideal des paradiesischen Garten Edens und sprecht Artus an, der dort als schlafender Retterkönig ruhen soll und zurückkehrt, wenn die Zeiten dunkel sind. Im Refrain heißt es „Ich glaube, diese Zeiten sind nah.“

 

Ja, das kann man so verstehen, natürlich. Das ist ja fast schon ein kindlicher Traum, dass die Mama oder der Papa kommt und alles richtet, so wie früher – das wird natürlich ein hehrer Wunschtraum bleiben, aber der Gedanke an und für sich ist schön: dass Artus wie in den Sagen beschrieben eben nur schläft auf der Insel, nicht tot ist, und wenn das Volk in Gefahr ist, dann kommt er zurück und macht alles wieder gut, so wie Papa früher. Das ist ein schöner Traum, davon bekomme ich Gänsehaut. Und träumen darf man ja, gerade bei uns – dafür sind wir da. Gesellschaftlich sind hier und da eindeutig die Feuer am Brennen – die stinken schon ziemlich und rauchen—, das gefällt mir gar nicht. Das geht europaweit, weltweit in Wahrheit, und das ist nicht nur die Gesellschaft, da brauchen wir jetzt ja nichts schönzureden. Es gibt eigentlich viel zu tun – es wird viel zu viel debattiert, über die Leute, die etwas sagen oder wer wann wo etwas sagt, als dass man sich tatsächlich Gedanken darum macht, was die Leute eigentlich sagen und was es tatsächlich zu tun gilt. Gut, dass kann man in einem Liedchen einer Unterhaltungsband natürlich nicht zusammenfassen, aber ich sag mal so: die in dem Lied angesprochene Bedrohung, die herrscht durchaus, und zwar aus allen Ecken.

 

Ihr geht dabei ja ohnehin erfreulich subtil zu Werk.

 

Wie gesagt, wir sind ja eine Unterhaltungsband. Jeder sollte die Möglichkeit haben, abzuschalten und in die Welt, die er sich gerade vorstellt, entfleuchen und dem Alltag entfliehen zu können. Man hat die Option, zwischen den Zeilen zu lesen, man muss es aber nicht.

 

Es gibt auch Kollegen in der Szene, die das teilweise anders sehen…

 

Die hauen ein bisschen deutlicher drauf, aber das ist vielleicht auch… Das muss es auch geben, definitiv. Weil es bei manchen Leuten halt nicht nur so ist, dass sie nicht zwischen den Zeilen lesen, sondern dass sie auch gar nicht in der Lage dazu wären, es zu tun. Da muss man dann schon etwas deutlicher auf den Tisch hauen. Aber ich stehe auch durchaus mehr auf Subtilität und deshalb mache ich das auch so.

 

Ihr seid in euren Videos gerne sehr kreativ und habt jetzt beispielsweise bei „Der Totengräber“ die Puppen tanzen lassen und bei „Froschkönig“ eine Linolschnitt-Optik gewählt. Wie kommt ihr auf solche Ideen?

Da muss man fairerweise Tommy Krappweis die Ehre zugestehen, der hat sich diesen Blödsinn einfallen lassen und es ist riesig geworden. Tommy Krappweis kennt man ja beispielsweise als Erfinder von Bernd das Brot, und wir haben seine Filmfirma und seine ganze Crew beauftragt, weil wir sie schon aus früheren Zeiten kennen und sie uns gut Freund geworden sind. Also haben wir ihnen die Lieder, bei denen wir dachten, da könnte man vielleicht was draus machen, geschickt und die haben sich darüber dann Gedanken gemacht. Das Ergebnis waren diese hochgradig witzigen, subtil bösen Umsetzungen, die wir ziemlich feiern. Bei den Puppen war Stefan, unser Drummer, der einzige, der beim Dreh dabei war, weil er aus Interesse vorbeigefahren ist und das Ganze daher hautnah mitbekommen hat—der Rest von uns hat dann auch erst das fertige Endresultat zu sehen bekommen und ich lag am Boden vor Lachen.

 

Wo wir schon gerade beim Thema sind: darf man sich eigentlich noch mal auf solch eine großartige Zusammenarbeit wie die mit Bernd das Brot freuen?

 

Also wir sagen niemals nie, aber das liegt natürlich nicht in unserer Hand. Da haben die Jungs, die das für den KiKa produzieren, ja Vorgaben, also ein Prinzip, nach dem vorgegangen wird—zu dem Zeitpunkt gab es eine ganze Serie mit Kapellen, mit denen sie zusammengearbeitet haben. Ob Bernd sich mal wieder auf die Reise begibt, um irgendwelche Konzerte zu besuchen, steht daher in den Sternen, aber ich denke mal, grundsätzlich hat da niemand etwas dagegen. Mal gucken, wie Bernd drauf ist. [Er lacht.] Also es ist tatsächlich so: wenn so überhaupt nichts läuft und man eigentlich schon längst ins Bett gehört, dann schaltet man doch tatsächlich sehr gerne auf den KiKa und guckt sich Bernd an. Das ist einfach hochgradiger Erwachsenenhumor. Dann schaut man sich so zwei, drei, vier Schleifen an und hat dann doch noch eine Stunde vor dem Fernseher gesessen und beömmelt sich – also ich mag Bernd. Der hat den trockenen Humor, der mir gefällt.

 

Um nochmal auf Artus, die Tafelrunde und den Gral zurückzukommen: ihr habt auf dem Album die Artus-Trilogie ja relativ am Ende platziert und quasi als Abschluss danach kommt „Der Weisse Wal“. Hattet ihr dabei auch einen gewissen inhaltlichen Transfer im Sinne gehabt? Man könnte ja sagen, dass es in beiden Geschichten auch ein Stück weit um eine gewisse Besessenheit von etwas geht: bei Artus um die Suche nach dem Grahl, bei Melville um Ahabs Besessenheit von Moby Dick. War das beabsichtigt?

 

Das kann man durchaus so sehen, aber es war in diesem Sinne eigentlich nicht beabsichtigt—also nicht in der Hinsicht, dass wir uns thematisch abgestimmt haben. Für uns war „Der Weisse Wal“ einfach musikalisch der passendste Abschluss, wenn man die Platte so durchlaufen lässt und dann hinten dieses Ausplätschern mit im Nirvana verschwindenden Geräuschen kommt – diese Walgesänge und das alles, das war für uns beim Durchhören, als wir die Reihenfolge festgelegt haben, der Punkt, an dem man dann mit dem Kopfhörer auf der Couch weggedämmert ist. Es war einfach musikalisch und von der Dramaturgie her der perfekte Abschluss des Albums. Und das, was du jetzt hineininterpretierst – also jetzt wo du es sagst: ja, natürlich haben wir uns das gedacht! [Er lacht].

Wie erstellt ihr denn normalerweise eure Tracklists? Setzt ihr euch am Ende zusammen, hört euch alles an und diskutiert dann aus, was ihr an welcher Position am Besten findet?

 

Das läuft schon so halb nebenbei, weil ja jeder jeden Song in jedem Produktionsstadium hört und jedes Mal nimmt man die Aufnahmen dann auch mit nach Hause und hört daher viele hundert Mal jedes Lied, bevor die CD überhaupt fertig ist. Also eigentlich hängt einem das Ganze dann schon irgendwann eher zum Hals raus. Und in dieser Zeit merkt man, wie die Songs aufeinander reagieren. Da kristallisiert sich das dann heraus und erstaunlicherweise stimmt es bei uns sechs Leuten am Ende auch meistens überein. Da kann es dann so verkehrt nicht sein, obwohl jeder erst mal für sich hört. Aber dem wird eigentlich fast schon viel zu viel Aufmerksamkeit gewidmet, weil es ja gar nicht mehr so wichtig ist – wer hört denn heute noch ein Album…

 

Ich.

Ja, ich auch, aber da gehören wir inzwischen wohl tatsächlich eher zu einer aussterbenden Spezies– leider. Die meisten hören irgendwelche Random-geschalteten Playlists. Aber wir machen uns jedenfalls die Gedanken und haben das schöne Gefühl, dass, wenn jemand sich die Zeit nimmt und das Album tatsächlich am Stück hört, das Ganze dann auch in sich stimmig ist.

 

Und damit man das auch tut, habt ihr euch ja extra noch ein schönes Schmankerl ausgedacht und zusätzlich eine orchestrale Version der Artus-Trilogie als Bonus mit draufgepackt.

 

Ja, das ist wirklich großartig geworden! Die Frage war eben: was macht man denn nun als Schmankerl? Da bot sich die Artus-Trilogie an, weil man mit drei Stücken am Stück natürlich auch einfach eine längere Geschichte erzählen kann. Außerdem sind es natürlich auch große, heroische Themen, also haben wir uns gedacht: „Alter, da muss Filmmusik her!“. Wir haben einen sehr guten Freund, der mit so etwas sein Geld verdient, der also für Computerspiele und Filme den Soundtrack baut, und der hat sich die Lieder angehört und hat direkt gesagt: „Ja, da habe ich ja schon tausend Ideen!“. Dann hat er sich zurückgezogen und hat in seinem stillen Kämmerlein daran gebastelt und als ich das Ergebnis dann zum ersten Mal gehört habe, hatte ich Pipi in den Augen, das kann ich nicht anders sagen. Es ist auch etwas, zu dem ich perfekt arbeiten kann, wenn ich zum Beispiel irgendetwas schreibe – wenn ich da Musik mit Text höre, dann ist das immer ablenkend, aber so etwas Instrumentales, das auch noch so opulent und orchestral ist, das höre ich mir tatsächlich an, wenn ich arbeiten will. Da läuft das dann im Hintergrund und entführt mich direkt an ein ganz großes Set, irgendwo in Los Angeles. Also ich bin hochzufrieden damit. Jetzt haben wir leider Gottes diese Idee auch schon verbraucht, aber meinetwegen könnten wir das auch bei jeder Platte machen—ich stehe voll auf sowas!

 

Gibt es auf dem Album einen Song, der dir ganz besonders am Herzen liegt?

 

Oh, das ist schwierig. Ich bin im Moment einfach noch viel zu nahe dran, um da schon etwas sagen zu können—frag mich in einem Jahr nochmal! Ich stehe noch viel zu nahe am Gemälde und sehe nur die einzelnen Farbkleckse, ich müsste erst mal ein paar Schritte zurückgehen, um das ganze Bild in den Blick zu bekommen. Aber die Artus-Trilogie ist schon etwas Besonderes. Sie geht nicht sofort ins Ohr, man muss ihr schon ein paar Durchläufe geben, aber dafür ist sie dann meines Erachtens vom Geschmack her nachhaltiger. Und das dann noch mit Camelot, also der Orchesterversion obendrauf – das ist dann für mich schon ein Brecher, auf den man auch durchaus Stolz ist.

 

Das Mittelalter boomt in letzter Zeit, sowohl musikalisch als auch in anderer Form, wie zum Beispiel in Gestalt von Mittelaltermärkten. Wie würdest du dir das erklären bzw. wie siehst du das?

Ich finde das eigentlich sogar ziemlich logisch. Das ging meiner Meinung nach los mit den Herr der Ringe-Filmen und der ganzen Harry Potter-Geschichte. Ich glaube ehrlich gesagt tatsächlich, dass uns die in unserer Gesellschaft herrschende Geschwindigkeit zunehmend überholt – wir leben so schnell, dass es die Menschen zunehmend danach dürstet, mal eine Auszeit zu haben. Das kann man natürlich böse eine Alltagsflucht nennen, aber ich persönlich halte es als Auszeit für durchaus wichtig – mal für die Dauer von zwei Stunden vor der Bühne oder die Stunde, die man sich eine CD anhört oder einen schönen Film anguckt, diesen Alltag einfach auszuschalten. Natürlich nicht historisch belegte Begebenheiten des Mittelalters mit all seinen Krankheiten, dem Dreck und dem Tod, sondern diese schöne idealisierte, romantisierte Form von Mittelerde – oder was auch immer wir uns da jeweils für Geschichten rauspicken. Und gerade Mittelaltermärkte passen da sehr gut rein: da kann man sich einfach mal für die Dauer eines Wochenendes ein bisschen anders anziehen, statt der Bankangestellten mal plötzlich die Prinzessin sein, oder bei Live-Rollenspielen mit Schwert und Schild durch den Wald rennen und sich gegenseitig blaue Flecken verpassen. Es ist einfach eine Gelegenheit, der Fantasie mal freien Lauf zu lassen und ich denke es ist eine der Reaktionen auf die Hochgeschwindigkeit, die hierzulande herrscht.

 

Ihr seid ja alle ziemlich umtriebig. Gibt es denn zum Beispiel auch mal wieder Pläne für Weto?

 

Weto ist nicht tot – Weto schläft, und wie lange dieser Schlaf anhält, das weiß ich auch nicht genau. Momentan gilt einfach eher „Schuster bleib bei deinem Leisten!“. Weto ist ein Spaß – wenn einem droht, langweilig zu werden, wenn die Muse einen dahingehend küsst, dass man mal nicht von Prinzessinnen und Rittern erzählen möchte, sondern von knallharten Fakten, dann wird es Weto geben, aber da steht jetzt gerade nichts ins Haus und deshalb lassen wir es im Moment ruhen. Uns zwingt ja keiner.

 

Das heißt, Weto funktioniert ein bisschen als dein lyrisches Alter Ego, mit dem du andere Themenbereiche abdecken kannst, wenn dir danach ist?

 

Durchaus, klar! Die Themen, die wir bei Weto angeschnitten haben, kann man dem Schandmaul-Publikum nicht anbieten und umgekehrt. Es gibt zwar eine kleine Schnittmenge, aber das hat dann glaube ich eher mit den Mitgliedern der Kapelle zu tun. Wenn wir da mal im Bild bleiben, dass man sich eine kleine Auszeit von der schnell lebigen Gesellschaft gönnt, dann passt dieses gesellschaftskritische Moment von Weto da nicht so gut hinein.

 

Und wie sieht es mit eurer Arbeit im Kinderlied-Bereich aus? Habt ihr grundsätzlich vor, euch da weiter zu betätigen, wenn es denn zeitlich passt?

 

Genau, wenn es denn zeitlich passt – da lassen wir jetzt auch lieber mal die Kirche im Dorf, im Sinnen von „Sag niemals nie!“. Das ist jetzt gerade neu aufgelegt worden, das Buch ist wieder da – das Hörspiel und die Lieder – und es ist ursprünglich quasi entstanden, weil uns die gängigen Kinderlieder irgendwann auf den Sack gegangen sind, weil man sie zwangsläufig durch den eigenen Nachwuchs immer wieder hören musste. Also haben wir gedacht, da machen wir doch lieber mal was Eigenes. Das ist ein Longrunner – so ein normales Album ist nach zwei Jahren alt, da muss dann ein neues her, ein Kinderbuch dagegen wird ewig jung bleiben, weil es immer wieder an die nächste Generation weitergereicht werden kann. Ob es dann irgendwann noch einmal eine Fortsetzung gibt… vielleicht!

 

Gibt es denn noch irgendetwas, das dir auf der Seele brennt und das du unseren Lesern unbedingt mitteilen möchtest?

 

Wir sind jetzt erst mal auf den Open Airs unterwegs und spielen uns warm, und  im Herbst sind wir dann auf Tournee, also alle, die das hier lesen, sollen ihren Arsch bewegen und uns besuchen kommen! Wir kommen in eure Nähe und – versprochen! – wir machen Spaß!

 

Vielen Dank für das Interview, Thomas!

 



Review:

VI

()

Das dänische Instrumental-Trio bleibt sich auch auf seinem sechsten Album treu. Auf Gesang und herkömmliche Song-Strukturen wird weiterhin verzichtet, der Albumtitel besteht erneut aus einer römischen Zahl, eben „VI“, und die Songtitel werden entsprechend durchnummeriert („VI.I“ bis „VI.IV“). War der Vorgänger „V“ doch etwas zu lang und dadurch auch zu langatmig geraten und zeichnete sich durch zu viel ereignislosen Wohlklang aus, gehen PAPIR auf „VI“ differenzierter zu Werke.

So besitzt jedes der vier im Schnitt 10-minütigen Stücke eine andere Atmosphäre. Mit „VI.I“ steht das psychedelischste Stück des Albums direkt am Anfang. Das Trio webt hier auf der immer gleichen Grundharmonie einen musikalischen Teppich, der lediglich aufgrund dynamischer Veränderungen an Intensität immer wieder zu- und abnimmt. Selbiges lässt sich im Prinzip auch über den Rest des Albums sagen, allerdings stellt sich die Band mit jedem folgenden Stück musikalisch etwas breiter auf. „VI.II“ steigert sich im Verlauf immer mehr und wird gegen Ende immer drückender und treibender. „VI.III“ wiederum ist das melodischste Stück des Albums und lässt einen mit Dur-Harmonien und friedvoller Stimmung abheben. In „VI.IV“ rocken PAPIR dann mal richtig. Mit seinen verschiedenen Parts ist es das vielfältigste und überraschendste Stück des Albums, und spätestens beim furiosen Finale kann man kaum noch ruhig sitzen bleiben. Streckenweise fühlt man sich hier an den Jam-Rock von EARTHLESS erinnert, an anderen Stellen an einen Jam-Part eines MOTORPSYCHO-Konzerts.

PAPIR liefern hier ein intensives, hypnotisches Album ab, das trotz der langen Stücke immer wieder auf den Punkt kommt und einen mit seiner packenden Atmosphäre auf einen fantastischen Trip durchs Weltall mitnimmt. 

 

 

VI


Cover - VI Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 4
Länge: 39:32 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Paysages Polaires

()

„Metal Noir Quebecois“, Black Metal im Zeichen der „fleur de lys“, erlebt derzeit eine erfolgreichere Zeit, als das zweite Aushängeschild der kanadischen Quebec, die Canadiens de Montreal. MONARQUE, DÉLÉTÈRE, FORTERESSE,  CHASSE-GALERIE und nicht zuletzt eben CANTIQUE LÉPREUX musizieren in Kanadas Hauptstadt gemeinsam um die Wette. Deren Basser Matrak lacht und gibt ein gerüttelt Maß an Bandinzest zu. Da wir aber sexuell-scheuklappenfrei zu Werke gehen, ganz vorurteilsfrei rüber zur Musik: Das zweite Album der Band um Sänger und Gitarrist Blanc Feu nach der wunderbaren  „Cendres Célestes“ setzt beinahe wieder gebetsmühlenartig auf die so typische Ausrichtung der kanadischen Frankophonen. Als das wären frostiger Black Metal und warmherzige Gitarrenmelodien, Einfachheit und Komplexität, Finsternis und Sonne, Winter und Feuer, Hysterie und Hoffnung. Im Gegensatz zu den anderen Bands wirken diese Lepra-Musikanten noch kälter, basischer, umso verwirrender der große Unterschied zwischen warmer Emotion und harscher Ablehnung, die im Charisma ihrer Musik gleichzeitig anzutreffen sind. Was auch im Gesang der weißen Feuers klar wird: Er bewegt sich zwischen erträglichem Knurren und fast unhaltbarer Hysterie, die nicht weit von Sin Nannas  Ausdrucksjuchzen bei Striborg entfernt ist. Mit dem Unterschied, dass die Songs der Polarreise jederzeit funktionieren und deswegen umso spannender sind. ,Le Feu Secret` mutiert zur Tempohymne, das lange schleppende ,Les Ètoiles Endeuillées` liefert einen Atmosphäre-Overkill, ,Hélas' rüpelt konventionell und hasserfüllt als kürzestes Stück (4:50), phantastische Gitarrenläufe inklusive. Das abschließende  ,Le Fléau' transportiert so viel Schmerz, aber auch so viel Seele... Im Mittelpunkt aber stehen die ,Paysages Polaires' I bis III. Das dreiteilige Titelstück bringt es auf mehr als 18 Minuten Spielzeit – wenig überraschend ein komplexer Dreier mit vielen Aspekten, Überraschungen und Wendungen. Virtuosität und Dreck finden sich hier abwechselnd, bisweilen gleichzeitig. Vielleicht könnten Cadavres Drums ein bisschen mehr Wumms vertragen, aber an sich ist hier alles, wie es soll. In jeder Facette: abstoßend, spannend, hart, weich, liebenswert, ekelhaft, ästhetisch, hässlich, hymnisch und vor allem richtig gut!

Paysages Polaires


Cover - Paysages Polaires Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 45:36 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Esoteric Formulae

()

BANE ist eigentlich “nur” noch ein Projekt des Serben Branislav, der inzwischen nach Kanada übergesiedelt ist und sich zwischendurch neue Mitstreiter suchte. Jetzt hat er aber in Tschechien gemischt und gemastert – bei und mit MASTER’S-HAMMER-Mann Honza Kapak, der auch gleich noch die Drums übernommen hat. Ferner als Gäste dabei: Giulio Moschini (HOUR OF PENANCE) und Amduscias (TEMPLE OF BAAL). Uff. Herausgekommen ist epischer Black- und Death-Metal. Schwer, melodisch, grimmig, schnell, mittel, atmosphärisch, Tremolo, Picking, Blasts – schwarzmörtelige Schlachteplatte – einmal mit alles, bitte. Erstaunlicherweise bringt der Mann das alles unter einen Hut, schwedisch klingt es und wie aus einem Guss. Und vielleicht liegt es auch an den textlichen Themen Okkultismus, Satanismus und Esoterik, dass hier manches an rohe DISSECTION erinnert.  In jedem Fall verbreiten Songs wie ,Into Oblivion‘ eine genauso düstere wie warme Stimmung. BANE weiß, wie man es macht, der Sound ist fett, die Mega-Melodien großartig. Anspieltipps? Klar: ,Bringer Of Pandimensional Disorder‘, prima drittes Album und eine echte Überraschung. Weitermachen – Reign In Chaos!!!

Esoteric Formulae


Cover - Esoteric Formulae Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 35:49 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

A Rock Supreme

()

Die Zeiten, in denen DANKO JONES noch den Blues hatten, scheinen vorbei zu sein. Über die Jahre ist der dreckige Garage-Blues-Rock der Anfangstage immer mehr breit produzierten Gitarren-Riffs und Hard-Rock-Einflüssen gewichen, zuletzt haben auch vermehrt Kuhglocken-Beats und „Woh-oh-oh“-Parts Einzug gefunden. Die Refrains wurden immer hymnischer, die Texte immer selbstreferenzieller, teils auch gar etwas martialisch. Dass diese Entwicklung auch auf dem neuesten Album „A Rock Supreme“ weitergeführt wird, zeigen schon Songtitel wie „I'm In A Band“ (der frech bei den HELLACOPTERS geklaut ist), „Fists Up High“ oder „You Can't Keep Us Down“. Und auch musikalisch wird die Richtung zumindest der letzten beiden Alben „Fire Music“ und „Wild Cat“ fortgeführt. Mehr noch – diverse Riffs scheint man dort fast genauso schon gehört zu haben, und mit „That Girl“ ist auch wieder eine Verneigung vor THIN LIZZY enthalten.

Anfangs mag man darüber etwas enttäuscht sein. Aber irgendwann stellt man fest, dass die Scheibe bei jedem Hören mehr Spaß macht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich nach und nach echte Ohrwürmer herausschälen, wie die Refrains von „Lipstick City“, „We're Crazy“ oder „You Got Today“. Hinzu kommt noch, dass dieses perfekt aufeinander eingetunte Power-Trio dermaßen tight nach vorne spielt, dass man dabei einfach nicht ruhig still sitzen kann. Und dann ist da eben noch dieser spezielle rhythmische, dem Blues und Soul entlehnte, (Sprech-)Gesangsstil von Frontmann Danko Jones, den er hier am schönsten in „Party“ einsetzt, und den wohl sonst niemand so hinbekommt wie er.

Wer genau hinhört, wird dann sogar doch einige kleine Neuerungen ausmachen. „Party“ etwa überrascht eh schon mit Disco-Beat und Handclaps, außerdem ist aber im C-Teil im Hintergrund ein Keyboard zu hören – wenn ich nicht ganz danebenliege, ein absolutes Novum im Hause DANKO JONES. Das Finale von „Lipstick City“ wird darüber hinaus – kaum hörbar, weil im Mix extrem weit hinten – durch ein HELLACOPTERS-mäßiges Piano unterstützt. Beim Gitarren-Sound wurde dagegen etwas abgespeckt, so dass er dann doch wieder etwas mehr in Richtung Blues tendiert. Überhaupt ist die Produktion von Garth Richardson (der u. a. das Debüt-Album von RAGE AGAINST THE MACHINE produziert hat und alleine schon deswegen als kleine Legende gilt, aber auch die MELVINS, RISE AGAINST, SICK OF IT ALL und BIFFY CLYRO) ein großes Plus dieses Albums: Der Sound ist kompakt, aber druckvoll, transparent, aber dreckig, und kickt, ohne dass jedoch zu dick aufzutragen wird.

Zugegeben: Veränderung hat im Vergleich zum Vorgänger-Album nur im Kleinen stattgefunden, und DANKO JONES haben das Rad wieder mal nicht neu erfunden (was sie aber auch nie wollten). Trotzdem legen sie hier erneut ein schweißtreibendes Rock 'n' Roll-Album vor, dessen Energie ansteckend ist und das einfach gute Laune macht.


A Rock Supreme


Cover - A Rock Supreme Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 40:54 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Artus

()

Stolze 20 Jahre ziehen die Spielleute von SCHANDMAUL nun schon durch die Lande. Nachdem im November das Jubiläum mit einer großen Sause in Köln angemessen begangen wurde, erscheint nun das neue Album: „Artus“ heißt der Silberling, bei dem es sich aber entgegen erster Vermutung nicht um ein reines Konzeptalbum handelt – zwar finden sich tatsächlich mehrere Titel, die sich inhaltlich mit der Artussage beschäftigen, daneben stehen aber auch Songs mit anderer Thematik. Der Opener „Der Meisterdieb“ eröffnet das Album ganz klassisch melodisch folk-rockig, das nachfolgende „Der Totengräber“ überrascht trotz des grabesschweren Titels mit beschwingten Tönen, garniert mit den typischen SCHANDMAUL-Flötenklängen. Rockig-eingängig präsentiert sich „Vagabunden“, das mit seiner Dudelsack-getragenen Melodie schnell ins Ohr geht und sich dort festsetzt, was den Titel zum Song mit dem größten Ohrwurmpotenzial auf „Artus“ macht. „Froschkönig“ ist ein ganz klassischer SCHANDMAUL-Song, mit Flöte, Geige und augenzwinkerndem Humor im märchenhaften Text. Deutlich melancholischer, aber nicht weniger melodisch kommt „Der Kapitän“ daher, „Oboe“ dagegen ist für SCHANDMAUL-Verhältnisse zum Teil vergleichsweise düster, hart und fast schon metallisch geraten, was der Band aber durchaus gut zu Gesicht steht. „Chevaliers“ ist ein schönes Instrumentalstück, das stimmungsvoll zum Artus-Teil des Albums überleitet. „Die Tafelrunde“ beginnt mit Sprechgesang Thomas Lindners, der aber im Laufe des Lieds wieder in Gesang übergeht.  „Der Gral“ beschreibt die Irrungen und Wirrungen der Gralssuche, während das ausgesprochen poppige „Die Insel Ynis Yr Afalon“ die Hoffnung auf bessere Zeiten hochhält. Mit „Der Weiße Wal“ kehrt die Band der Artussage wieder den Rücken, wendet sich textlich stattdessen Melvilles „Moby Dick“ zu und schließt das Album auf einer eher ruhigen, nachdenklichen Note, die im Refrain aber trotzdem einen der Thematik angemessenen dramatischen Anstrich aufweist. Fazit: „Artus“ sind SCHANDMAUL so, wie man sie kennt: melodisch folk-rockig und in gewohnter musikalischer Qualität.

Artus


Cover - Artus Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 50:6 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Instinct

()

BLAZE OUT klingt irgendwie nach Power Metal. Die Band aus Barcelona aber kommt aus der Groove-Metal-Fraktion und hat sich seit Gründung 2009 (damals noch Bustin‘ Out) in Richtung Moderne verlagert. Zu den Einflüssen von Heavy- und Groove-Metal sowie gemäßigten Thrash-Truppen gesellen sich jetzt also auch modernere Metalcore-Anleihen, die aber nicht so sehr die Mehrheit übernehmen, dass es unangenehm wird. Und so liefern die Jungs echte „Hits“ wie „Attack on Titan“, gelungene ruhige, semiballadeske Spannungsmomente wie in „Dreadfall“ und ganz schicke Volldampf-Parts wie in „The Goliath’s Fall“, einem interessanten Rausschmeißer mit gelungenen Gitarren- und Melodieabschnitten. Es gibt immer wieder Jump-Aufforderungen, die aber nie so unangenehm aufdringlich wirken wie beim ungarischen Cavalera-Cover Ektomorf. Dazu gesellt sich ein angenehm fetter Sound, der aber nie steril klingt und ein Abwechslungs-Faktor (zum Beispiel und auch beim Gesang), der im Gegensatz zu anderen Kapellen eben nicht jeden wohlmeinenden Hörer überfordert oder gute Absichten in totale Nerverei wandelt. Und dabei lassen wirklich viele, gute alte Bekannte sehr wohlig grüßen. Wie Armored Saint, Metallica, Sepultura und Biohazard und ja, auch In Flames  – hach, schon schön, auch so in neumodischerem Gewande. Und es ist kein Power Metal! Und vor allem keine Kacke.

Instinct


Cover - Instinct Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 44:59 ()
Label:
Vertrieb:
Band:

Blaze Out

KEINE BIO! www
Review:

Breathe Out

()

Die spanische Band HIRANYA versucht sich an einer interessanten Mischung aus standardisiertem Metalcore, klinischem Melo-Death und aufgesetztem Nightgewische. Wie an der etwas laxen Formulierung und den abgestandenen Zutaten zu erkennen, bleibt es bei einem gut gemeinten Versuch. Denn der Zweitling der MadrilenInnen („Breathe Out“ nach dem Debüt „Breathe In“ von 2016 und der Single „Lost“ von 2015) packt die durchaus nicht total scheiß Einzelteile so gezwungen zusammen, dass das entstehende Produkt exakt diesen warentechnischen Namen zurecht trägt. Sie setzen sich mit ihren sicherlich ganz süßen Ärschen genau neben jeden einzelnen (Stuhl) und damit zwischen alle Stühle. Zudem klingt – nach ganz persönlichen Maßstäben – das aggressiv-corige viel zu klinisch und strukturiert, wenngleich es wenigstens tüchtig wummst. Dazu gesellen sich die vorhersehbaren Breakdowns, Drums aus der Perfekt-Technikhölle und ruhigere Momente, die ebenfalls noch irgendwie in die Songs gepresst werden müssen. Wenn es dann in Richtung „Metal mit Frauengesang“ geht, lassen übliche Blaupausen aufdringlich grüßen. Und obschon Sängerin Sara sich nicht schämen muss – von wegen windschief oder Heulboje oder so – so will ihr gekonnter Gesang nicht recht zum Rest des Geschehens passen. Und schließlich: Wenn eine Band schon auf „In Flames für Arme“ macht, dann sollen sie gefälligst die alte, gute Band covern und nicht den neuen Stuss. Sorry. Außer Spesen (guten Ansätzen und verkrampfter Motivation, neuen Wein aus alten Schläuchen auszuschenken) ist hier nichts gewesen.

Breathe Out


Cover - Breathe Out Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 38:49 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

Subscribe to RSS - deutsch