Die Familie Silly zu verstehen, das will und kann einem Westdeutschen vermutlich nicht gelingen, weil er einfach niemals diese nostalgischen Gefühle entwickeln wird, die ein DDR-Einwohner, der mit dieser einzigartigen Band aufgewachsen ist, mit 40 Jahren SILLY verbindet. Und natürlich mit dem legendären Idol am Mikro Tamara Danz. Früher kopierten Jugendliche zuhauf ihre Frisur, heute trägt ein Berliner Platz ihren Namen. Und erinnert schmerzlich an den großen Verlust, den die Musikgemeinde 1996 durch ihren Tod erlitt. Das tut im Übrigen auch dieses Album, dass mit so tollen Songs wie "Bataillon d'Amour", "Mont Klamott" oder "Der letzte Kunde" besticht und noch mal beweist, wie ungewöhnlich Silly damals waren und heute noch sind. Womit übrigens die Nachfolgerin Anna Loos nie mithalten konnte. War aber auch eine undankbare Aufgabe. Und immerhin hatte SILLY ja Erfolg und richtig schlecht sind die Songs mit Frau Loos auf der zweiten CD eben nicht. Fand der Westen dann ja auch. Auf jeden Fall enthält die aktuelle Doppel-CD das Beste aus vierzig Jahren SILLY mit mehr als zwei Stunden Spielzeit. Das ist eine interessante bisweilen tolle Retroperspektive auf das ganze Schaffen der Band. Dazu bekamen die Lieder auf der Doppel-CD ein Remastering spendiert. Das war zwar nicht nötig, aber so kommt der Käufer auch noch in den Genuss "neuen" Materials. Das übrigens frei ist von jeglichen Peinlichkeiten, das haben sie der Puhdys-Compilation "In Rock" voraus. Apropos neu: Es wird auch nach der Trennung von Anna Loos in Zukunft SILLY-Songs geben, denn es stand zu lesen, dass Jule Neigel und Anna von Rosenstolz das Mikro übernehmen – und ab November touren. Aber wie ist Tamara Danz und SILLYs Musik einem Unwissenden zu beschreiben? Eine Mischung aus Nina Hagen und Ideal, rebellischem Pop-Rock und tiefgehenden Texten vielleicht? Worte genügen einfach nicht, um die Faszination zu greifen. Womit wir wieder beim Anfang wären.
Zehn
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
36
Länge:
156:32 ()
Label:
Vertrieb:
Etwas aus den Ohren geschlichen haben sich die Esten METSATÖLL. Fünf Jahre ist es her, dass sie mit "Karjajuht" eine letzte Full-Length veröffentlichten – die auch nicht für einen großen Aufschwung sorgte. Ihren Deal mit Spinefarm sind die Folk-Metaller jedenfalls nach einer EP und einer Compilation los geworden. Ihrer Energie hat das aber überhaupt keinen Abbruch getan, im Gegenteil. Denn nach dem A-Capella-Intro "Toona" (was so viel wie "vorher" heißt) starten sie mit dem Titelstück ("Pest-Kutscher") und erinnern energetisch an gute alte Zeiten FINNTROLLs ohne Black-Metal-Einflüsse. Der zweite Song "Ebavere" klingt, als hätten sich CRUACHAN mit irgendwelchen Finnen getroffen und einen richtigen guten Folk-Metal-Song eingespielt. Anschließend machen die Balten sehr flötig, dudelsackig weiter (und das klingt in manchen Momenten wie IN EXTREMO in einer früheren Zeit) – lassen aber den Heavy Metal in einer recht reinen Form dominieren. Starke Riffs, pumpende Bässe und ein reduziertes Drumming sorgen für dichte Atmosphäre, was – natürlich – die ungewöhnlichen Vocals in METSATÖLLs Heimatsprache nur noch weiter verfestigen. Das Ganze klingt sehr heavy und sehr folkig und verliert über zwölf Titel und mehr als eine Dreiviertelstunde seine Energie nicht. Ein wenig mutet die Formation aus Estland an wie eine sehr ernste Form der in Finnland so wahnsinnig erfolgreichen und richtig guten VIIKATE. Und sind nicht mal schlechter. Viel Glück bei der Labelsuche mit diesem tollen Album in dufte gestaltetem Digipack, das ein 16-Seiten-Booklet mit estnischen und englischen Texten enthält sowie ein schickes Artwork-Poster!
Und übrigens für 14,95 Euro hier zu erwerben ist: https://pood.metsatoll.ee/eng.html.
Katk Kutsariks
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
44:45 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Tu Decides El Final
ALERTA kommen aus dem spanischen Baskenland – und alles wirkt, als handele es sich hier um eine Punk- oder wenigstens Hardcore-Scheibe. Roter Stern auf dem Cover hin, brennende Weltkugel dort, tatsächlich ist „Tu Decides El Final“ eine echte Metalscheibe. Mit viel Hardcore-Einflüssen zwar, aber eben doch Metal. Früher war mehr Lametta, äh Core, sozusagen. Auf den vorherigen vier Alben jedenfalls. Politisch und kritisch sind ALERTA allerdings wie eh und je. Dafür klingen die Basken sehr modern und mischen Melodic Death und passende hymnische Refrains mit harten Stakkato-Riffs und natürlich auch massiven Breakdowns. Etwas überraschend klingt gerade im Hardcore-Zusammenhand der fast zu saubere, aber dennoch sehr druckvolle Sound. Für noch größere Verblüffung sorgt der abschließende Song „Ene Lagun Galduk“, das der (bekannte?) baskische Autor Iban Gorriti nicht nur geschrieben, sondern auch gesungen hat. Und der Titel klingt wie eine baskische Bad-Religion-Version und entspricht so mehr den Erwartungen an die Punk-Attitüde der Südwesteuropaäer. Insgesamt ist das Album ein abwechslungsreiches mit vielen Aha-Effekten geworden. Macht Spaß! Trotz der ernsten Hintergründe, die ALERTA anprangern.
Tu Decides El Final
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
7
Länge:
29:2 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Rock - Teil 4 - Das Gesamtwerk der größten Rock-Acts im Check: Alle Alben, alle Songs
Als in 2016 der dritte Teil von „Rock - Das Gesamtwerk der größten Rock-Acts im Check: Alle Alben, alle Songs“ erschien schloss ich meinen Kommentar mit den Worten: „Das Gesamtwerk der größten Rock-Acts im Check“ ist eine Fundgrube, äußerst informativ und ein toller Zeitvertreib für alle, die einen Faible für Rockmusik haben - und dabei gerne gut aufgemacht schmökern statt sich alles mühsam im Netz alles zusammen zu suchen. Und da das Thema ja noch weit mehr bietet als die bisherigen 60 Bands freue ich mich schon mal auf Teil 4.“ Dieser liegt nun fast genau auf den Tag 3 Jahre später vor – mit weiteren 20 Bands.
Die Truppe des Prog-Rock-Magazin eclipsed kämpfte sich durch 800 Alben und DVDs/BluRays von Bands aller Stilrichtungen: AOR, Bluesrock, Hardrock, Heavy Metal, Jazzrock, Krautrock, Progressive Rock, Psychedelic Rock und sogar Surf Rock. Letzteres ist die Schublade für die The Beach Boys, respektive Brian Wilson. Ansonsten gibt es eine breite Analyse der Gesamtwerke von: Amon Düül II, Barclay James Harvest, Jeff Beck, Colosseum, Crosby, Stills, Nash (& Young), Eagles, Rory Gallagher, Gentle Giant, Golden Earring, Gong, Journey, Judas Priest, John Lennon, Paul McCartney, The Police/Sting, Procol Harum, Saga, Whitesnake, Wishbone Ash. Natürlich lässt sich über die Auswahl der Bands bzw. Interpreten diskutieren – aber gerade dieser doch recht breiten Querschnitt macht den Reiz aus nicht nur Bekanntes zu lesen, sondern auch Neues zu entdecken. Aufbereitet wurde dies mit allen Cover sowie Reviews (inkl. Bewertung) und Zitate zu den Alben, Zeitleisten, Bandmitgliedern und eine Auflistung der Top-Songs in unterschiedlichen Kategorien. Dabei wurden nicht nur die Studioalben berücksichtigt, sondern immer wieder auf andere Veröffentlichungen und vor allem Live-Alben hingewiesen.
Also her damit und ab auf die Couch. Und der nächste Teil darf dann gerne folgen.
304 Seiten, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag, farbiger Bilderdruck, Format 29,7 cm x 24 cm – also super passen zu Teil 1 bis Teil 3.
Rock - Teil 4 - Das Gesamtwerk der größten Rock-Acts im Check: Alle Alben, alle Songs
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
0
Länge:
0:0 ()
Label:
Vertrieb:
Man mag es kaum glauben, aber auch LACUNA COIL haben mittlerweile schon ein Vierteljahrhundert auf dem Bandbuckel. Anlässlich des Jubiläums erscheint nun nach drei vergleichsweise ruhigen Jahren ein neues Studioalbum. „Black Anima“ bleibt dem bewährten Konzept treu, das auf sich im Kern durch fette Riffs und eine gesangliche „Beauty and the beast“-Aufstellung auszeichnet. An Härte hat man stellenweise noch eine Schippe draufgelegt: Songs wie das knüppelige „Layers Of Time“ sind ordentliche Metal-Bretter, die keine Gefangen machen und Andrea Ferro vermutlich beim Einsingen Gelegenheit gaben, den gesamten in der seit dem letzten Album vergangenen Zeit eventuell aufgestauten Frust über Gott und die Welt in geballter Form herauszubrüllen. Lässt man die letzten Machwerke der Band Revue passieren, so war schon zuvor eine deutlich stärker werdende Tendenz zu Nu Metal-Elementen zu beobachten, die sich nun auf „Black Anima“ fortsetzt. Auch „Now Or Never“ (der Titel lässt es ja schon fast vermuten) tritt das Gaspedal bis zum Anschlag durch, „Under The Surface“ und „Save Me“ präsentieren sich durch den größeren Gesangsanteil Christina Scabbias melodiöser. „Sword of Anger“ verfügt über einen hymnischen Refrain und gibt Christinas Scabbias Stimme Raum, was dem Song gut zu Gesicht steht, während „Apocalypse“ gothic-lastig im Midtempo daherkommt. Insgesamt spielt das italienische Quartett souverän auf, aber so richtig ins Ohr gehen will die Mehrzahl der Songs trotzdem nicht – irgendwie fehlt ein wenig die Balance zwischen den beiden Polen: es gibt zu viel auf Härte getrimmtes Geprügel und Gebrüll und zu wenig eingängige Melodien, Christina Scabbias Gesang scheint stellenweise fast in der druckvollen Produktion zu ertrinken, worunter der Gesamteindruck leidet, ist sie doch eigentlich das gesangliche Aushängeschild der Band und das zu Recht. Fazit: wer die Band besonders zu ihren Gothic Metal / Alternative-lastigen Zeiten mochte, wird vermutlich ältere Alben bevorzugen, Freunde der härteren Gangarten hingegen können „Black Anima“ getrost ein Ohr schenken.
Black Anima
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
45:12 ()
Label:
Vertrieb:
„Human“ ist das neue Album der norddeutschen Sopranistin ISGAARD und dürfte vor allem Freunde von zerbrechlich-einfühlsamen Frauengesang gefallen (ich für meinen Teil fühle mich immer wieder mal an KATE BUSH erinnert). Die zehn überwiegend sehr ruhig und dezent instrumentalisierten Tracks würde ich als Art-Pop mit Prog-Sprengseln bezeichnen. Dabei weis die Stimme und die melodischen Gesangslinien von Isgaard durchweg zu überzeugen – auch das akzentuierte Gitarrenspiel von Lebensgefährte Jens Lueck setzt eigene Akzente. Und davon hätte ich schon gerne etwas mehr gehabt. Allerdings ist das Jammern auf hohem Niveau – denn das immerhin achte Album wird die Zielgruppe sicher qualitativ gut bedienen. „Human“ möchte uns aus dem Alltag entführen, und lädt dazu ein die Seele baumeln zu lassen. Und das tut es. Mir hat es vor allem der abschließende 3-Teiler „Borders“ angetan, welcher sich nicht nur durch anderen Stimmlagen im Gesang auszeichnet, sondern auch mit zusätzlichen Instrumenten (z.B. Flöte) punktet. Dazu wagt sich ISGAARD in den fast 17 Minuten deutlich gen Art-Prog-Sound – und das gekonnt. Gutes, besinnlich-melancholisches Album. Und von Song in der Art von „Borders“ demnächst bitte mehr.
Human
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
50:31 ()
Label:
Vertrieb:
Review: The World Is Bleeding
Es ist soo typisch. Harte Stakkato-Riffs, eher hohes Tempo, kurze Breaks, kritische Texte, wütend-gebellt-gebrüllter und verständlicher Gesang – das ist "The World Is Bleeding" von MABON. Muss Thrash sein, ist auch Thrash. Irgendwo zwischen Bay Area und Holland sind die Schweizer auf die Thrash-Walze gestiegen und machen tüchtig mit. Und das machen sie trotz aller bereits irgendwo anders gehörter Zutaten gut. Der Sound stimmt, die Instrumente sitzen so, wie sie sollen, und die Songs stimmen ebenfalls. Gar eindringliche Melodien wechseln mit reinen Kopfschüttelparts, niemals wird es zu stumpf, niemals zu neumodisch oder anbiedernd wie viele andere Bands der dritten und vierten Thrash-Welle. Mal klingt es nach ANNIHILATOR, mal funkelt es gar SLAYEResk, und wie schon zu lesen, erinnert die MABON-Stimme an die wiederauferstandenen LEGION OF THE DAMNED. Das alles machen die Schweizer auch echt gut, die Songs klingen wirklich rund, nur hängen bleibt eben nicht so viel, wie es eigentlich könnte. Keine Ahnung, was der Scheibe vorzuwerfen ist, aber für echte Begeisterung fehlt eben das gewisse Etwas. Dennoch ist die zweite ganze CD ein gutes Thrash-Gerät. Eben typisch Schweizer Wertarbeit. Oder so.
Mehr Info und CD kaufen: www.mabon-metal.com. Außerdem arbeitet die Kapelle mit igroove zusammen.
The World Is Bleeding
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
9
Länge:
39:37 ()
Label:
Vertrieb:
Band:
Mabon
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