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Откровение Неизвестности (Revelation Of Unknown)

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Mit Depressive Black Metal ist das so eine Sache: die Einen ergeben sich dem zumeist minimalistisch vorgetragenen Weltschmerz, die Anderen schmerzt es ebenso, nämlich aufgrund der leider Genre-typischen Sound-Eruptionen, verglichen mit denen fiese Windgeräusche um die A-Säule anmuten wie eine alte Martin-Birch-Produktion. Und was bei BURZUM seinerzeit noch in geordneten Bahnen erfolgte und wohldosiert geriet, wurde von Hupenkapellen wie NOCTURNAL DEPRESSION oder XASTHUR in Fließbandarbeit bis zur völligen Unhörbarkeit malträtiert. In den selben Sack könnte man auch ISTINA (Истина, Russisch für "Wahrheit") aus - und jetzt kommt´s - Krasnojarsk stecken, deren Zweitwerk "Откровение Неизвестности (Revelation Of Unknown)" klanglich in dieselbe Kerbe haut. Und wer jetzt nachguckt, wo diese Ortschaft liegt, hört diese Scheibe gleich mit ganz anderen Ohren: das Duo M. und N. stammt aus der mit knapp einer Million Einwohnern drittgrößten Stadt Sibiriens, was die frostige Stimmung der Scheibe ein gutes Stück relativiert. Und wer sich einmal auf den abgründigen Klang (von einer "Produktion" kann hier wirklich keine Rede mehr sein...) eingelassen hat, wird von der bedrohlich-hypnotischen Atmosphäre des überlangen Werks ein gutes Stückweit mitgenommen, denn trotz (oder gerade wegen) einiger Längen und extremer Monotonie wirkt "Откровение Неизвестности (Revelation Of Unknown)" stets nachvollziehbar und auf seltsame, kranke Weise durchdacht, auch wenn das Album für Normalkonsumenten unerträglich ist. Fans erleben hier allerdings ein richtig exotisches wie extremes und sehr gelungen aufgemachtes (schickes Digipak mit ansehnlich bebildertem Booklet und russischen Texten) Kleinod voller vertonter Hoffnungslosigkeit und eine Genre-Perle aus Mütterchen Russland!

Откровение Неизвестности (Revelation Of Unknown)


Cover - Откровение Неизвестности (Revelation Of Unknown) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 70:24 ()
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The Crucible

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Gerade eben noch waren die drei Norweger mit ihrem letzten Album „The Tower“ auf Tour, da kündigen sie mit „The Crucible“ schon den Nachfolger an. Dabei handelt es sich keinesfalls um nachgeschobene Stücke oder ein Anhängsel an den Vorgänger – was man aufgrund der ähnlichen Ästhetik des Coverartworks vermuten könnte. Sondern „The Crucible“ ist ein komplettes und komplett neues Album. Wenn auch ein für MOTORPSYCHO-Verhältnisse eher kurzes: Die drei überlangen Stücke kommen auf insgesamt gut 40 Minuten.

Diese 40 Minuten allerdings haben es in sich. Um es gleich vorwegzunehmen: Wer mit der Stoner-/Heavy-Rock-Ausrichtung von „The Tower“ eher weniger anfangen könnte, könnte mit „The Crucible“ umso glücklicher werden. Wobei der Opener „Psychotzar“ mit seinem dreckigen Hard Rock-Einschlag noch direkt an den Vorgänger anknüpft. Gut fünfeinhalb Minuten walzt er druckvoll vor sich hin, inklusive Solo-Gegniedel und gelegentlichem Orgel-Teppich, bis die Band sich und dem Hörer eine Ruhepause gönnt, bevor sie zum Ende hin noch einmal alles aufdreht. Das folgende „Lux Aeterna“ beginnt dagegen zunächst extrem ruhig mit folkigen Gesangsharmonien, die ziemlich direkt in einen beinahe pompösen, mit Streichern und Bläsern verstärkten, Teil münden, der wie ein vorgezogenes Finale wirkt. Dabei hauen MOTORPSYCHO hier Melodien raus, in die man sich einfach nur reinlegen möchte und für die so manche Prog-Band töten würde. Aber das ist noch lange nicht alles: Etwa auf der Hälfte beginnt ein wilder Jam-Teil, disharmonisch, vertrackt, man denkt an Free Jazz und kontrolliertes Chaos. Es folgt ein ruhigerer, wunderbar harmonischer Teil, bei dem die alten PINK FLOYD im Geiste mitspielen, bevor das Intro-Thema noch einmal aufgegriffen wird, das noch einmal in das Finale übergeht, das jetzt endlich ein Finale sein darf.

Einen ähnlichen Ritt bildet das über 20-minütige Titelstück. Schon die ersten gut fünfeinhalb Minuten – so lange dauert es, bis der Gesang einsetzt – lassen  einen vor treibender Energie, verschobenen Rhythmen und fantastischen Harmonien mit offenen Mund dastehen. Auch wenn man anfangs noch skeptisch war: Thomas Järmyr scheint sich an den Drums mittlerweile wirklich in den Bandsound eingespielt zu haben und leistet hier Unglaubliches. Danach folgen natürlich noch diverse Aufs und Abs. Um den Gesang herum wird es jeweils ruhiger, zwischendurch geht es über einem Monster von einem Bass-Riff schwer psychedelisch zu, während es zum Gitarren-Solo noch einmal wilder wird. Kurz kommt sogar eine Querflöte (!) zum Einsatz, was hier aber völlig in Ordnung geht, und schließlich endet alles ziemlich dramatisch. Wahnsinn!

Mit „The Crucible“ ist MOTORPSYCHO ein echter Geniestreich gelungen. Die Wucht der Gitarrenriffs knüpft an „The Tower“ an, während die melodischeren Teile auf ältere Meisterwerke wie „Trust Us“ verweisen. Dagegen lassen einen die mit klassischen Instrumenten angereicherten Passagen an die Zusammenarbeit mit Ståle Storløkken und dem Trondheim Jazz Orchestra auf „The Death Defying Unicorn“ denken, während die Band an anderen Stellen einmal mehr Neuland betritt. Dabei übertrifft das Album seinen mehr als doppelt so langen Vorgänger an Ideenvielfalt, Dringlichkeit, Musikalität und Komplexität bei gleichzeitiger Eingängigkeit bei Weitem. Und: Bei jedem Durchgang wird „The Crucible“ noch besser.

The Crucible


Cover - The Crucible Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 3
Länge: 40:30 ()
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Towards Neglect

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Leipzig gehört seit jeher zu den kreativsten und umtriebigsten Szene-Ballungszentren der Republik; heutzutage geben dort Bands wie ANTLERS, II, EVIL WARRIORS, VIDARGÄNGR oder DIVISION SPEED im wahrsten Sinne des Wortes den Ton an. Und aus Mitgliedern jener Bands setzen sich die 2011 gegründeten CNTMPT zusammen, die es bereits auf eine Single sowie ein selbst betiteltes Album gebracht haben. Das Zweitwerk "Towards Neglect" sollte dem Trio in Sachen Bekanntheit einen ordentlichen Schub bescheren, denn sein rasender, atmosphärischer Black Metal, der seine Wurzeln hauptsächlich im Norwegen der frühen 90er Jahre (irgendwo bei alten GORGOROTH, SATYRICON, DARKTHRONE und Co.), aber auch bei KATHARSIS oder ANTAEUS zu haben scheint, geht durch seine sägende, verzerrte Monotonie durch Mark und Bein und wirkt oftmals schon fast Industrial-lastig und hypnotisch. Dazu kommen weit aus dem Hintergrund dröhnende Schreie, angedeutete Chöre, Krächzen und Singsang, jedoch kein echter "Gesang" oder vernehmbare Texte - ähnlich dem Modell URFAUST. "Towards Neglect" ist daher kein Schwarzmetall-Werk von der Stange, sondern trägt eher avantgardistische Züge, die sich nicht unbedingt beim ersten Hören erschließen, und auf die man sich einlassen muss. Hört Euch nur mal das großartige, knapp viertelstündige Wahnsinns-Massaker "Wyrd" an, und Ihr wisst, was ich meine!

 

 

Towards Neglect


Cover - Towards Neglect Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 41:12 ()
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Moonglow

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Das neue Album von AVANTASIA zeigt wenig überraschend alle Zutaten eines Chartbreakers mit Langzeitwirkung. Obwohl bei mir im ersten Durchlauf der Funken (noch) nicht so richtig überspringen wollte; das Album den gedanklichen Vergleich mit den beiden überragenden Vorgänger „The Mystery Of Time“ (2013) und „Ghostlights“ (2016) nicht stand hielt. Erst mal!

Aber dann, mit jedem weiteren Durchlauf offenbarte „Moonglow“ wie zwingend und abwechslungsreich hier zu Werke gegangen wurde – und wie opulent das Ganze ausgefallen ist. Nicht umsonst erklärte Bandleader Tobias Sammet das Album zu seinem bisher aufwändigsten. Und das AVANTASIA trotz hervorragender Verkaufszahlen und ausverkauften Tourneen es nicht nötig haben nach dem Mainstream und nach Spotify zu schielen, zeigt alleine schon das man als Opener mit „Ghost In The Moon“ eine fast 10-minütige Rockoper mit Piano und Chören im Stile MEAT LOAF’s gesetzt hat. Jetzt könnte man natürlich ewig über den Aufbau und die Inhalte der einzelnen Songs sowie deren Feinheiten und Arrangements referieren. Aber geschenkt! Denn hier weiß man was man kriegt - Tobi Sammet & Co. bietet hier ihre gewohnte Kost – aber von allem einfach doch noch mehr. Wer das bisher eh‘ nicht mochte, der wird auch über „Moonglow“ nicht zum Fan symphonischer Metal-Operas. Wer allerdings dem Ganzen schon immer was abgewinnen konnte, der darf sich auf reichlich Highlights freuen. Es seien nur mal die beiden von Geoff Tate eingesungenen Tracks „Invincible“ (melancholisch-dunkle Ballade) und dass an die AVANTASIA-Anfangstage erinnernde „Alchemy“ (fantastisch ins Ohr gehender Melodic Metal) genannt – welche einem wehmütig an die großen Zeiten von QUEENSRYCHE erinnern – wenn auch in verändertem musikalischen Kontext. Auch das hyper-eingängige „Lavender“ mit seinem mitreißendem Refrain – BOB CATLEY at its best – verlangt geradezu nach der Repeat-Taste.

Die gewohnt hochbesetzte Riege der Gäste setzt dabei auf die bereits bekannten Stimmen von Michael Kiske (HELLOWEEN), Ronnie Atkins (PRETTY MAIDS), Eric Martin (MR. BIG), Jorn Lande sowie die bereits oben genannten Geoff Tate (QUEENSRYCHE) und Bob Catley (MAGNUM). Neu dabei sind Anno 2019 Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN – der hatte schon bei der epischen Single-Auskopplung „The Raven Child“ für überschwängliche Reaktionen gesorgt), Mille Petrozza (KREATOR) und Candice Night (BLACKMORE‘S NIGHT – die Gute veredelt den verspielt-popigen Titeltrack „Moonglow“). Wobei vor allem der Thrash-Part von Mille in „Book Of Shallows“ in seiner aggressiven „nach-vorne-Attitüde“ nach einem Live-Auftritt schreit. Ob das bisher härteste Stück in der AVANTASIA-Historie mit seiner Besetzung (auch Kürsch, Atkins, Lane und Sammet geben sich hier Ehre) es auf die Bühne schafft bleibt offen – der Spannungsbogen zwischen den Protagonisten und das Riffgewitter würde auf jeden Fall für reichlich headbangende Stimmung sorgen. Ach ja – der Abschluss macht mit dem von Eric Martin mit eingesungenen „Flashdance“-Cover „Maniac“ (Michael Sembello) eine eher ungewöhnliche Nummer die ich eher als eine Art Bonustrack sehe. Denn „Moonglow“ wirkt als ganzes Album über die ersten 10 Tracks hinweg ungemein homogen und ausgereift. Mehr braucht es an sich nicht. Hier im Nachgang zukünftig nochmal einen drauf zu setzten wird selbst Tobi schwerfallen. Aber da warten wir einfach mal ab. Für 2019 ist AVANTASIA auf jeden Fall ein Muss für die einschlägig Vorbestraften.

1. Ghost In The Moon 9:51

2. Book Of Shallows 5:00

3. Moonglow 3:56

4. The Raven Child 11:14

5. Starlight 3:38

6. Invincible 3:07

7. Alchemy 7:28

8. The Piper At The Gates Of Dawn 7:20

9. Lavender 4:30

10 .Requiem For A Dream 6:08

11. Maniac 4:31

Bonustrack

12. Heart

Moonglow


Cover - Moonglow Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 66:12 ()
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Unbelievable

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„Unbelievable“ in der Tat. ROSY VISTA hatte ich nun wirklich mehr auf dem Schirm. Im Regal steht zwar die 85er E.P. „You Better Believe It“, aber ich muss gestehen, dass ich sie schon sehr lange nicht mehr aufgelegt habe. Trotz der Tatsache, dass ROSY VISTA als erste deutsche Allgirl-Hard N‘ Heavy Formation gelten und POWERGOD vor einigen Jahren „Rockin Through The Night“ coverten, dürften die Wenigsten von den Hannoveranerinnen gehört haben.

Nachdem ich mir sowohl Album als auch zum Vergleich mal wieder die E.P. zu Gemüte geführt habe, kann ich sagen, dass sich glücklicherweise nicht allzu viel verändert hat. Auch 2019 stehen ROSY VISTA für schnörkellosen Fellgood-Hard Rock teutonischer Prägung. Der ausdrucksstarke, beinahe schon „farbig“ klingende Gesang von Andrea Schwarz hat in den letzten 34 Jahren an Qualität gewonnen und lässt in ruhigeren Momenten wie in „Too Much Feeling“ sogar Erinnerungen an Tina Turner aufkommen.  Im Vergleich zur E.P. klingt „Unbelieveable“ etwas polierter, was nach 30 Jahren aber auch kein Wunder ist. Auf Experimente wird weitestgehend verzichtet. Einzig die Up-Tempo Nummer “Hopatina“ ist etwas seltsam. Der straighte Rocker bekommt im Refrain nämlich einen Bollywood-Touch. Auch wenn ich damit falsch liege, denn laut Info basiert der Song auf einer Nummer mit der Gitarristin Anca Graterol in den 70ern in ihrer Heimat Rumänien einen riesen Hit hatte. Interessant zu erwähnen ist, dass alle 5 Songs der 80er E.P. auch hier in neuen Versionen ihre Verwendung finden. Diese unterscheiden von den Originalen in einer luftigeren Produktion und breiteren Arrangements. Kennt man die E.P. nicht, so lässt sich nicht wirklich erahnen welches neue und was alte Nummern sind. So wirkt „Unbelievable“ wie aus einem Guss. Einzig das totgecoverte „Born To Be Wild“ hätte nicht wirklich sein müssen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass „Unbelievable“ eine solide Hard Rock Scheibe mit wirklich starkem Gesang geworden ist.

 

 

Unbelievable


Cover - Unbelievable Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 50:14 ()
Label:
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Band:

Rosy Vista

KEINE BIO! www
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Who Do You Trust?

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PAPA ROACH sind inzwischen schon lange im Geschäft: „Who Do You Trust“ ist das mittlerweile zehnte Studioalbum der Mannen um Jacoby Shaddix. Ein rundes Jubiläum veranlasst so manchen, sowohl zurückzublicken als auch sich Gedanken um die Zukunft zu machen, und man gewinnt den Eindruck, dass das in diesem Fall auch PAPA ROACH so ging: auf der einen Seite kultiviert man die eigenen Wurzeln im Crossover und Nu Metal, auf der anderen Seite schielt man Richtung stilistischer Wandelbarkeit und eventueller künftiger Radiotauglichkeit. Das Ergebnis mutet arg zusammengewürfelt an und vermittelt eher das Gefühl, man habe hier eine Zusammenstellung von Songs aus völlig verschiedenen Schaffensphasen anstelle eines neuen, in sich geschlossenen Studiowerks vor sich. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die Gruppierung der einzelnen Tracks zu Blöcken. Mit „The Ending“ startet „Who Do You Trust“ relativ eingängig und rockig, wobei die Rapeinlagen schon von Anfang an klar machen, dass die Band unter Beweis stellen will, dass sie nicht völlig im Alternative / Heavy Rock aufgehen, sondern weiter ihre Crossover-Ursprünge hochhalten möchte. „Renegade Music“ zieht die Härteschraube deutlich mehr an und dürfte bei künftigen Konzerten einen willkommen Live-Hit für die Moshpit-Fraktion abgeben. „Not The Only One“ klingt dagegen über weite Teile ziemlich schrottig – der Effekt ist als Crossover mit Garagenrock-Elementen zwar offensichtlich gewünscht, aber trotzdem eher gewöhnungsbedürftig. „Who Do You Trust“ präsentiert sich aggressiv, bei „Elevate“ dagegen fragt man sich beim Intro kurzzeitig, ob auf einmal auf wundersame Weise eine andere CD im CD-Player gelandet ist: sehr poppig klingt das, was da aus den Boxen schallt, was sich in Bridge und Refrain auch fortsetzt und lediglich von den gerappten Strophen gebrochen wird. Danach beschließen PAPA ROACH auf einmal zu demonstrieren, dass sie auch Pop-Punk bzw. College-Rock können, denn „Come Around“, „Feels Like Home“ und „Problems“ könnten auch genauso gut aus der Feder von BLINK 182 stammen, sowohl was das Songwriting als auch was den Gesang angeht. Wer Jacoby Shaddix´ sonst oftmals rockigen Gesang mit seiner Mischung aus Gebrochenheit, Verzweiflung und Wut mochte, der geht auf diesem Album relativ leer aus (am ehesten wird man noch bei „Better Than Life“ fündig). Mit „I Suffer Well“ haut die Band plötzlich einen gerade mal knapp anderthalbminütigen Hardcore-Brecher raus, den man nach der zuvor eingeschlagenen Richtung nun vermutlich am allerwenigsten erwartet hätte, bevor es mit „Maniac“ und dem eingängigen „Better Than Life“, das mit einem ebenso melodiösen wie druckvollen Refrain glänzt, doch noch einmal zurück in Richtung Alternative Rock geht und auf einer gelungenen Note abschließt. Fazit: „Who Do You Trust?“ als Ganzes zu beurteilen ist schwierig, da das Album so zerfasert ist, dass es sich einer geschlossenen Bewertung entzieht. Nach dem Motto „Für jeden was dabei“ fehlt einem irgendwie der rote Faden, was der eine als Vielseitigkeit wertet ist für den anderen schon konzeptlose Beliebigkeit. Auch fehlt vielen Songs das Melodiös-Zwingende, mit dem sich manch einer ihrer Vorgänger gnadenlos im Ohr festkrallte. Dass PAPA ROACH sowohl zu ihren Wurzeln stehen als auch musikalischen Veränderungen gegenüber aufgeschlossen sind, haben sie hier aber zumindest zweifelsfrei bewiesen.

Who Do You Trust?


Cover - Who Do You Trust? Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 38:0 ()
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NID - Hymner Av Hat

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Neben MARE, den nicht mehr existenten CELESTIAL BLOODSHED (deren Sänger Steingrim Torson Brissach im Jahre 2009 erschossen wurde), DARK SONORITY oder den inzwischen leider planmäßig aufgelösten ONE TAIL, ONE HEAD, gehören auch die 2014 gegründeten WHOREDOM RIFE zur Trondheimer Black Metal-Gemeinschaft und haben sich dem zuletzt immer populäreren "Nidrosian Black Metal" verschrieben, der bislang selbst für Szene-Verhältnisse im tiefsten Underground verharrt ist. Und auch dieses Duo zelebriert räudiges, hymnisches Schwarzmetall ohne Schnörkel und doppelten Boden: DISSECTION, WATAIN, alte SATYRICON oder alte EMPEROR kommen einem in den Sinn, wobei WHOREDOM RIFE weder auf Keyboards noch ausschweifende technische Kabinettstücke setzen, sondern die "reine Lehre" ungefiltert und stets songdienlich wiedergeben. Viel Verzerrung, viel Hall, viel Dreck, schweres bis (stellenweise sehr) flottes Midtempo - mit diesen Attributen lässt sich der Inhalt von "NID - Hymner Av Hat", dem zweiten Album der Jungs, sehr passend umschreiben. Einzelne der fast durchweg überlangen Stücke hervorzuheben, macht wenig Sinn, da sich die klirrende Atmosphäre des Werks idealerweise am Stück genossen entfaltet. "NID - Hymner Av Hat" ist trotz seines klanglich basischen Fundaments kein primitiv-stumpfes Machwerk, sondern ein herausragend durchdachtes Monument absoluter Finsternis.

 

 

 

 

 

NID - Hymner Av Hat


Cover - NID - Hymner Av Hat Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 50:3 ()
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Resist

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Fünf Jahre ist es her, dass WITHIN TEMPTATION mit „Hydra“ ihr letztes Album veröffentlichten. In der Zwischenzeit kriselte es in der Band, selbst Trennungsgerüchte wurden laut. Doch die Band raufte sich zusammen und so erscheint nun, wenn auch mit Verspätung gegenüber dem ursprünglich angekündigten Veröffentlichungstermin, das neue Werk „Resist“, das die Niederländer in Auszügen bereits Ende 2018 live vorstellten. Nach längerer Pause ist die Erwartungshaltung naturgemäß besonders hoch und umso mehr verwundert das, was da aus den Boxen schallt.

Für den Opener „The Reckoning“ wurde Jacoby Shaddix von Papa Roach als Gastsänger verpflichtet – da erwartet man sich ein richtig fettes, druckvoll energiegeladenes Brett und anfangs scheint das auch noch im Bereich des Möglichen zu sein. Nach einer Weile allerdings beginnt der Song sich auf unbestimmte Weise anzufühlen wie Ferrarifahren mit angezogener Handbremse: das Potential ist unbestritten da, wird aber nicht ausgeschöpft. Irgendetwas fehlt. Rätselhaft bleibt auch, warum man den Gesang von Sharon den Adel und Jacoby Shaddix – beides eigentlich keine Angehörigen der bedauernswerten Fraktion, der mittels Autotune zum richtigen Ton verholfen werden muss – mit Verfremdungs-Effekten belegen muss. Der Song ist beileibe nicht schlecht, er zündet aber einfach nicht ganz so, wie man es erwarten würde – und allein das ist man von WITHIN TEMPTATION so eigentlich schon nicht gewohnt. Dabei ist „The Reckoning“ noch eindeutig einer der besseren Tracks des Albums.  Elektronische Spielereien hier, weichgespülte Synthie-Klänge da, dazwischen ein paar Shouts – man gewinnt den Eindruck, dass die Band krampfhaft bemüht ist, sich einen vermeintlich modernen Sound zuzulegen, um sich damit bei einer möglichst breiten Hörerschaft anzubiedern. Die gleich drei Features, die sich auf der Platte finden, muten da dann auch schon eher verzweifelt an und man wird den Verdacht nicht los, dass es sich dabei um einen Versuch handelt, zu überspielen, dass der Band alleine nichts wirklich Überzeugendes mehr einfällt und man sich daher schlicht nicht mehr anders zu helfen wusste, als den im Sinken begriffenen Kahn mithilfe von Gastmusikern notdürftig über Wasser zu halten.

WITHIN TEMPTATION gehörten einmal zu den Speerspitzen des Symphonic Metals, doch davon ist auf „Resist“ nur noch wenig zu spüren. Den einstigen opulent arrangierten Bombast sucht man hier eher vergebens. „Raise Your Banner“ mit Anders Fridén (IN FLAMES) geht immerhin gut vorwärts, verfügt über die Energie, die man an anderer Stelle oft vermisst und stellt damit einen der stärksten Tracks dar. „Endless War“, „Supernova“ und „In Vain“ dagegen plätschern eher vor sich hin. Das Tragische dabei ist, dass ein Lied wie „Endless War“ ohne die schwindsüchtig-schwachbrüstige Produktion des (leider nicht wirklich) für Fülle sorgenden orchestralen Mittelbaus sogar ein recht klassischer WITHIN TEMTPATION-Song hätte werden können. „Firelight“ hat zwar mit dem, was man bis dato gemeinhin mit dem Sound von WITHIN TEMPTATION assoziierte, überhaupt nichts mehr zu tun, schafft es aber wenigstens, etwas Stimmung aufzubauen. An anderer Stelle wiederum ergehen sich die Niederländer erfolgreich in der Demontage ihres eigenen Sounds: „Mad World“ klingt, als würde man den Remix eines ursprünglich vermutlich mal ganz brauchbaren WITHIN TEMPTATION-Songs hören, der von einem noch eher zurückhaltenden DJ durch die Mangel gedreht wurde: Holzhammer-Rhythmus der Marke Drum-Computer, im allgemeinen Klangmatsch nahezu versinkende Keyboardriffs, 0815-Melodie. Das nachfolgende „Mercy Mirror“ ist ein netter, radiotauglicher Pop-Song, der mit hübscher Melodie ins Ohr geht, aber einzig bei „Trophy Hunter“ blitzt noch einmal ein wenig der alten Größe auf. Seinen Tiefpunkt dagegen erreicht das Ganze bei „Holy Ground“, bei dem Sharon Den Adel sich stellenweise allen Ernstes am Sprechgesang versucht: man weiß nicht mehr, ob man lachen oder weinen soll, musikalische Street Credibility klingt jedenfalls anders.

Nun sind Neuerungen im Sound natürlich auch immer Geschmackssache, aber „Resist“ wirkt in seinem Schlingerkurs schrecklich halbherzig. Bei einem Album mit einem solchen Titel und der damit einhergehenden Themensetzung, die zu Widerstand gegen Unterdrückung und dem Einstehen für die eigenen Überzeugungen aufrufen, würde man einen kämpferischen, druckvollen Sound mit Biss und Liebe zum Detail erwarten, doch stattdessen klingt „Resist“ auch in seinen härteren Passagen oft seltsam blutleer. Die Arrangements wirken oftmals uninspiriert, die ehemalige Detailverliebtheit fehlt über große Strecken (oder geht schlicht im restlichen Klangbrei unter), der Sound erinnert stellenweise an einen matschigen, fürs Radio glattgebügelten Einheitsbrei, der jede Feinheit gnadenlos plattwalzt. Obwohl alle nur erdenklichen Register gezogen werden, klingt der Gesamtsound merkwürdig leer, als würde die Hälfte fehlen. Dabei wurde der ursprünglich für Mitte Dezember geplante Veröffentlichungstermin wegen produktionsbedingter Probleme schon um anderthalb Monate nach hinten verschoben – man muss sich bangen Herzens fragen, wie das Ganze dann erst vor der weiteren Bearbeitung geklungen haben muss. Oder war es im Gegenteil gerade diese Nachbearbeitung, die dem Album das Genick gebrochen hat? Denn dass die Produktion einen nicht geringen Anteil an der Misere trägt, steht außer Frage: der oftmals blutleer wirkende Gesamtklang hätte sich sicherlich deutlich verbessern lassen, wenn man nur an den entsprechenden Reglern gedreht hätte.  „Resist“ ist über weite Strecken ein tontechnisches Fiasko. Die für die Band ehemals so zentralen symphonisch-orchestralen Elemente sind zum Teil durchaus da, sie sind nur dermaßen in den Hintergrund gemischt, dass sie nahezu untergehen und dadurch dünn und nach Konserve klingen, und auch die Gitarren verlieren sich an vielen Stellen im allgemeinen Grundrauschen. Man hätte das verhindern können – und müssen.

Die Band hatte seit ihrer letzten Veröffentlichung mit diversen Problemen zu kämpfen und gerade Sängerin Sharon den Adel wurde vom Schicksal übel mitgespielt. Vermutlich muss man also dankbar sein, dass die Niederländer ihre gemeinsame Karriere nicht einfach beendet haben. Doch das ändert leider nichts daran, dass „Resist“ – zumindest in der klangtechnischen Form, in der das Album nun vorliegt – eher das CD-gewordene Manifest einer Band ist, die sich über ihre eigene musikalische Richtung nicht mehr im Klaren zu sein scheint und sich in unentschlossener Belanglosigkeit verrennt. Bleibt zu hoffen, dass es in Zukunft wieder nach oben geht und WITHIN TEMPTATION sich auf ihre einstige Stärke besinnen, anstatt (im deutlichen Widerspruch zum Albumtitel von „Resist“) jedem Trend hinterherzurennen, um nur ja nicht altbacken zu klingen. Das haben sie schließlich eigentlich gar nicht nötig.

Resist


Cover - Resist Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 47:0 ()
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Panopticum

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Seit über 20 Jahren sind die Koblenzer ein Garant für schnörkellosen Heavy Metal der Sonderklasse. Und obwohl es vielleicht langweilig ist: Auch dieses Mal gibt wieder keinen Anlass für einen Verriss. Ganz im Gegenteil. METAL INQUISITOR haben ihre Stärken noch mehr gebündelt und auf Album Nummer 5 wird jedweder Ballast von Bord geschmissen und sie kommen in beängstigender Art und Weise auf den Punkt. „Panopticum“ sprüht nur so vor jugendlicher Frische und bietet eine Vielzahl origineller Riffs eingebettet in eingängige jedoch niemals platte traditionelle Metal Songs. Trotz aller liebenswerter Rückwärtsgewandtheit sind METAL INQUISITOR mit allen Beinen auch fest im Jahr 2019 angekommen. Der oft speedige Heavy Metal wurde in ein fettes Soundgewand gegossen, welches dennoch transparent genug ist, um allen beteiligten Protagonisten genügend Raum zugeben. Die Drums bollern, der Bass pumpt, die Klampfen sägen und über allem thront die einzigartige Stimme El Rojos, welche manchmal leichte Erinnerungen an einen sehr jungen Blitz Ellsworth hervorruft. Uptempo Hymnen wie „Beyond Nightmares“ oder „War Of The Priests“ sind ganz typische METAL INQUISTOR Nummer, die live die Fäuste kollektiv nach oben schnellen lassen werden. Überhaupt schreit die ganze Scheibe danach auf die Bühne gebracht zu werden. Gerade die Thrasher „Discipline And Punish“ und „Shock Tactics“ oder der Opener „Free Fire Zone“ sind Granaten die auch die internationale Konkurrenz mehr als nur aufhorchen lassen werden. Das METAL INQUISITOR aber auch anders können zeigen sie mit dem sich bedrohlich aufbauenden 7-minüter „Re-Sworn The Oath“. Murray / Smith Harmonien Treffen auf Harris Galoppel in düster. Wie stimmig die verschiedenen Parts ineinander greifen ist schon mehr als geil gemacht.

Was soll ich noch lange schreiben: Wie eingangs gesagt, kein Verriss, sondern eine dicke Kaufempfehlung für alle Traditionsbanger. METAL INQUISITOR bleiben sich treu, ohne zu langweilen. Sie verneigen sich vor den Vätern, ohne abzukupfern und schaffen es ihrem reinen Metal Sound ein eigenes Gesicht zu geben. Ich kann es kaum erwarten die neuen Kracher live zu vernehmen, denn unter den ganzen METAL INQUISITOR Shows denen ich in den letzten beiwohnen durfte, war keine schlechte dabei. Auf die nächsten 20 Dekaden.

 


 

Panopticum


Cover - Panopticum Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 42:45 ()
Label:
Vertrieb:

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