Über die Gitarrenkünste des ERIC GALES wurde an dieser Stelle schon genügend geschrieben – so dass eine Wiederholung dessen wenig Sinn macht. Denn auch auf seinem neusten Album „The Bookends“ frönt der in den Staaten als Hendrix-Nachfolger gehandelte GALE seine doch mitunter mit viel Soul, Funk, Gospel und Reggea verfeinerte Mixtur des Blues Rock. Auf „The Bookends“ liegt sein Schwerpunkt diesmal aber weniger auf eingängige Songs und Blues-Standards – sondern setzt auf unterschiedliche musikalische Farbtupfer und auf immer wieder an Jams erinnerte Gitarrenparts. Dazu passt, dass seine Stimme zunehmend einen souligen Touch transportiert, welcher dem Album eine eigene Note verpasst. Vor allem die eine intensiv-dunkle Club-Atmosphäre ausstrahlende Ballade „Southpaw Serenade“ und der mitreissende Blues-Rocker „Whatcha Gon' Do“ zeigen schön die Bandbreite des Gitarristen auf. Mit dem an sich totgenudelten „With A Little Help From My Friends” hat GALE es dann tatsächlich geschafft zusammen mit der Blues-Röhre BETH HART ein tolles Cover hinzulegen; welches natürlich vor allem von HART‘s Gesang getragen wird, was aber auch clever arrangiert wurde und so durchaus das Zeug zu einem Hit hat. ERIC GALES „The Bookends“ geht also als ein abwechslungsreiches Album das verschiedenste Facetten des zeitgemäßen Blues aufzeigt über die durchaus hoch gesteckte Ziellinie.
1. Intro
2. Something's Gotta Give (feat. B. Slade)
3. Whatcha Gon' Do
4. It Just Beez That Way
5. How Do I Get You
6. Southpaw Serenade (feat. Doyle Bramhall II)
7. Reaching For A Change
8. Somebody Lied
9. With A Little Help From My Friends (feat. Beth Hart)
10. Resolution
11. Pedal To The Metal (feat. B. Slade) [Bonus Track]
Klassik und Metal sind zwei Musikrichtungen, die das ein oder andere gemeinsam haben und zuweilen auch zusammen gut funktionieren. Da liegt es doch irgendwie auf der Hand “DIE DREI TENÖRE“ auch mal im Metal zu versuchen. Das dachten sich jedenfalls Tim “Ripper“ Owens (JUDAS PRIEST, ICED EARTH, DIO DISCIPLES), Harry “The Tyrant“ Conklin (JAG PANZER, SATAN'S HOST, TITAN FORCE) und Sean “The Hell Destroyer“ Peck (CAGE, DENNER/SHERMAN, DEATH DEALER). Ein ambitioniertes Unterfangen, dessen Umsetzung ein entsprechendes Songwriting voraussetzt. Hierfür sollte man jedoch zumindest das kleine Einmaleins der Harmonielehre beherrschen.
Leider findet man hier weder das eine noch das andere. Man bekommt recht gut produzierten, standardisierten Vollgas-US-Metal, bei dem die drei Protagonisten um die Wette schreien. (Verdammt, ich hab da plötzlich ein Bild im Kopf......ein Nest hoch oben im Gebirge, die Adlermutter landet am Rand mit der Beute in den Fängen und unten sitzen die drei Küken mit weit aufgerissenen Schnäbeln und schreien voller Inbrunst um ihr Leben!) Solange sie sich abwechselnd das Mikro in die Hand geben, ist das noch alles im Rahmen, "schreien" sie jedoch gleichzeitig, ist das einfach nur schwer zu ertragen. Es gibt eigentlich nur zwei Songs, bei denen das Prinzip einigermaßen funktioniert und das ist die Wikingerhymne “Wrath Of Asgard“ und der Song “Sonic Suicide“. Das restliche Liedgut ist im Ansatz z.T. nicht schlecht, wird aber gnadenlos in Grund und Boden gebrüllt. Da gibt’s dann auch für das gut eingespielte Instrumententeam um die beiden Gitarristen Casey Trusk und David Garcia, die im übrigen die meisten Songs geschrieben haben (Texte: S. Peck), nichts mehr zu retten.
Ne, sorry, wer das (wie im beigefügten Infoblatt der Scheibe zulesen war), dann mit JUDAS PRIEST und ihrem Meisterwerk “Painkiller“ vergleicht, sollte bei den Metalpriestern schleunigst um Absolution bitten.
WALTER TROUT hatte ja vor Jahre einiges gesundheitlich zu verkraften – seine Zukunft lag dabei voller Ungewissheiten. Das hat sich aber erledigt. Nach überwundener Krankheit ist der Blues-Gitarrist mit zwei tollen Alben und einem Live-Mitschnitt regelrecht neu durchgestartet. Anfang 2019 hat er sich jetzt für ein Cover-Album entschieden. Wobei es eine Wohltat ist, dass man es hier nicht mit den bekannten Stücken der Größten des Genres zu tun hat, sondern eher mit versteckten, vergessenen Perlen und zum Teil auch Künstlern, welche eher bei den Insidern des Blues für Verzückung sorgen. Und so darf es kaum wundern, das auf „Survivor Blues“ diese dann von TROUT neu arrangierten Kompositionen wie aus einem Guss des Meisters klingen. Entsprechend trägt dann auch bereits der Opener „Me, My Guitar And The Blues” (im Original von Jimmy Dawkins) mit einem furios, emotionalen Gitarrensolo das WALTER TROUT Gütesiegel. Auch das seinem Mentor und Freund JOHN MAYALL gewidmete „Nature`s Disappearing“ ist solch ein Track zum Genießen. Wobei es bei den ausgewählten 12 Songs und deren Interpretation keine Ausfälle oder Ausreißer zu verzeichnen gibt. Zu gut – stimmlich wie natürlich auch mit der Gitarre – ist der Meister zurzeit ja unterwegs. „Survivor Blues” ist also eine kurzweilige, gute Blues-Rock-Scheibe, welche zu Enddeckungen im unendlichen Repertoire des Blues einlädt.
Über die Rolle der britischen NWOBHM-Band RAVEN zu schwadronieren, verbietet sich - NIE! In grauen Vorzeiten spielten sie auf einem Level mit heute zu absoluten Größen gewachsenen Kapellen, wurden sogar zu Vorbildern. Nur irgendwann blieben RAVEN auf der Strecke. Es mag an einigen miesen Business-Entscheidungen gelegen haben, an der Anbiederung an den amerikanischen Markt – und an der für viele Ignoranten zu anstrengenden, extrem hohen Stimme Johns. Sei’s drum, wer die drei alten Wilden im Vorprogramm von Dirkschneider gesehen hat oder auf der vorherigen Headlinertour durch kleine Klubs wie in Hannovers Ex-Capitol-Kneipe, der weiß, wie viel Energie die Brüder Gallagher noch haben, ob da nun ein neuer Schlagzeuger als Wacko-Ersatz sitzt oder nicht – die Band ist so sympathisch wie zu ihren Anfangstagen und vielleicht sogar besser (und schneller). Die elf Songs auf dieser Live-Scheibe, die sie hier laut Presse-Info mehr oder weniger aus Versehen aufgenommen haben, sind jedenfalls exquisit zusammen gestellt und allesamt richtig geil. Die Mischung aus alten und jungem Material passt wie der richtige Deckel auf den Suppentopf, mit „On and On“ ist RAVENs „Schlager“ vertreten, mit „Hung, Drawn and Quartered“ eher seltenes Material, mit „Destroy All Monsters“ frisches und mit „Break the Chain“ und Co. auch die absoluten Hits. Stimme stimmt, Mucke knackig, Sound druckvoll, Songs klasse. Um es in der Fußballtrainer-Sprache auszudrücken: „Es gibt keine alten und jungen Musiker, nur gute und schlechte.“ Und RAVEN gehört absolut in die Bundesliga. Schon immer. Allein schon wegen der enthaltenen Songs: „Destroy All Monsters“, “Hell Patrol”, “All For One”, “Hung Drawn and Quartered”, “Rock Until You Drop”; “A.A.N.S.M.M.G.N., “Tank Treads (The Blood Runs Red), “Faster than the Speed of Light”, “On and On”, “BreaktThe Chain“ und „Crash Bang Wallop”!
Screaming Murder Death from Above: Live in Aalborg
Mit dem ersten „Defrosted“-Album zementierten GOTTHARD 1997 einst ihren Ruhm: das erste Live-Album der Band brachte ihnen in der heimischen Schweiz innerhalb von nur drei Monaten Doppelplatin ein. Über 20 Jahre und viele Alben und Touren später kehren die Eidgenossen nun zu diesem Konzept zurück und legen mit „Defrosted 2“ erneut ein Akustik-Livealbum vor – Material haben sie im Laufe ihrer Karriere ja schließlich wirklich genug gesammelt und dieses wird nun verstärkt durch das Streicherquartett „The G-Strings“ und zwei Backgroundsängerinnen im neuen Gewand präsentiert. Und das kann sich sehen lassen: die Soundqualität ist bestens, die Atmosphäre intim genug, dass man sich sofort in einen kleinen Club hineinversetzt fühlt, zumal – wie sich das für eine Live-Aufnahme gehört – auch immer mal wieder das Publikum zu hören ist. Die Auswahl umfasst einen großen Teil der bekanntesten und beliebtesten Songs des Bandrepertoires und bringt es mit stolzen 24 Tracks auf eine Spielzeit von fast zwei Stunden. Neben den bekannten, aber neuarrangierten Klassikern gibt es noch zwei neue Songs obendrauf: die Ballade „What I Wouldn´t Give“ und das zusammen mit Francis Rossi von Status Quo aufgenommene „Bye Bye Caroline“, das textlich an Status Quos „Caroline“ angelehnt ist und spontan backstage auf der letzten Rock Meets Classic-Tour entstand. Bei manchen Songs wird die ursprüngliche Stimmung durch das neue Arrangement noch deutlich verstärkt, manche (wie beispielsweise „Tequila Symphony“) kommen dadurch völlig anders und ungewohnt, deswegen aber nicht weniger gelungen daher. Mal ganz ruhig und fragil, mal flott und rockig arbeiten sich die Herren quer durch ihre bisherige Karriere, die Arrangements sind liebevoll ausgearbeitet und der Backgroundgesang setzt dem Ganzen an so mancher Stelle das Sahnehäubchen auf. Fazit: das Konzept funktioniert auch nach 21 Jahren noch blendend. „Defrosted 2“ ist ein überaus gelungenes Akustikalbum, das bestens geeignet ist, einem so manchen frostigen Winterabend am Kamin zu versüßen.
Wer ein Stück, das wie eine TOOL-Kopie klingt, direkt an den Anfang eines Albums stellt, muss sich natürlich entsprechende Vergleiche gefallen lassen. Aber das Trio aus Berlin kann noch viel mehr, wie es auf seinem sechsten Album eindrücklich unter Beweis stellt. Die typischen rhythmisch vertrackten Stakkato-Riffs und Laut-leise-Dynamik tauchen zwar immer wieder auf, und auch gesanglich kommt Frontmann Behrang Alavi TOOLs Maynard James Keenan oft sehr nahe. Im Verlauf der sieben Stücke, die auch mal knapp acht Minuten lang sind, entwickeln SAMAVAYO aber einen durchaus eigenen Stil zwischen Progressive, Stoner, Alternative und Psychedelic Rock.
Nahezu allen Songs gemein sind ungewöhnliche Strukturen sowie immer wieder auch starke Gesangslinien. Dabei sticht zunächst das Titelstück heraus, zum einen, weil es auf Persisch gesungen ist, zum anderen aber auch durch die fantastischen Harmonien im Refrain. Ein weiteres Highlight stellt das toll aufgebaute „Marionette“ dar, das immer wieder zu seinem ruhigen, stimmungsvollen Anfangsteil zurückfindet und sich in der zweiten Hälfte von ganz unten herauf in ein intensives Finale steigert. „Time To Die“ wiederum überrascht mit einem Groove-Part, wohingegen beim abschließenden „Children Of Kobane“ noch einmal die ganz schwere Riff-Keule ausgepackt wird.
An der Produktion hätte man allerdings noch etwas feilen können. Leider schwächelt der Sound nämlich stellenweise an verwaschenen Gitarren, leicht pappigen Drums und einem zu dünnen Bass. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Mit „Vatan“ legen SAMAYAVO ein packendes, drückendes und düsteres Album vor, das einen gleichermaßen fasziniert und mitreißt.
Erst seit 2016 ist diese Siegener Todesmetall-Truppe in der Szene unterwegs und kann bereits auf gemeinsame Auftritte mit DISBELIEF, FLESHCRAWL, ILLDISPOSED oder TORTURE KILLER zurückblicken, was zumindest einen kleinen Hinweis darauf gibt, in welchem Spektrum sich TRIAL OF DEATH stilistisch bewegen. Speziell den beiden letztgenannten dänischen und finnischen Kollegen kommen die Jungs dabei recht nahe, denn auf "Exorcism Of The Goatman", der Debüt-EP des Quintetts, regiert hauptsächlich furztrockenes Midtempo ohne Schnörkel und doppelten Boden. Von technischen, vertrackten Ami-Kabinettstücken der Marke ORIGIN oder SUFFOCATION ist man ebenso weit entfernt wie von episch-schwarzen Breitwänden aus heimischen Häusern wie SULPHUR AEON oder CHAPEL OF DISEASE, was das Überraschungsmoment zwar auf ein Minimum reduziert, am Ende aber einmal mehr prächtig funktioniert. Wem etwa SIX FEET UNDER inzwischen zu banal geworden sind (und das sind nicht wenige...), der wird auf "Exorcism Of The Goatman" einen sehr guten Newcomer entdecken, dem ich ein saustarkes erstes Album mühelos zutraue. Zudem kommt diese EP im ansehnlichen Digipak mit einem vierseitigen Booklet und den Songtexten der beiden Studiotracks "Death By Exorcism" und "The Goatman" (nebst den Live-Nummern "Female Victims" und "The Mask") daher - für den Anfang alles richtig gemacht!