"Unseen To Creation". Ein etwas hochgegriffener Titel für die neue Scheibe einer Black Metal-Band aus Norwegen. Würden THE LEGION ausgefallenere Musik machen oder wenigstens aufgrund ihrer Herkunft (Usbekistan wär’ doch mal was. Oder Samoa…) einen Exotenbonus haben. Egal, haben sie nicht, spielen sie nicht. THE LEGION zocken ganz einfach Black Metal in seiner puren Form, aber dankenswerter Weise mit vernünftigem Sound, Gitarristen die Abwechslung als wichtig erachten und einem kompetenten Drummer. Der lässt auch ordentlich die Fußmaschine arbeiten und wirft manches Mal Erinnerungen an eine Nähmaschine auf, so schön ratterts hier. THE LEGION haben dazu noch beim Songwriting was auf der Pfanne und bauen auch mal ruhige Parts ein, die der Abwechslung und Atmosphäre verdammt gut tun. "Unseen To Creation” ist ein solides Stück Black Metal, das man sich ruhig mal öfter anhören kann.
HORNED GOD haben ihren Stammsitz in Brasilien - da denkt man entweder an Sepultura oder an die extreme Brutalo-Fraktion um Krisiun, Rebaelliun und Nephtash, stimmt’s? zur letzteren zählen auch HORNED GOD, bei denen glaub ich der ex-Drummer von Rebaelliun die Felle verdrischt. Und seinen Job richtig gut macht, die Schlagzeugarbeit auf "Chaos, Bringer Of All Revelations" ist verdammt geil, auch wenn durch die etwas drucklose Produktion viel von der Power verloren geht. Dafür entschädigt die Platte aber mit einem glasklaren Sound, was vor allem den Gitarren zugute kommt, kann man doch so in aller Deutlichkeit die ganzen Spielereien in sich aufnehmen, die die beiden Herren vom Zuckerhut in jedem Song eingebaut haben, ganz schlimm ist es beim Titelsong, wo’s fast schon Power Metal-artige Soli gibt. HORNED GOD haben aber mit Eunuchengeschrei und Spandexjeans nicht viel am Hut, sie orientieren sich am amerikanischen Technik-Gefrickel, ohne dabei die Eingängigkeit aus den Augen (oder besser Ohren) zu verlieren. Man kann sich "Chaos, Bringer Of All Revelations” ganz gut anhören, denn die Musiker verlieren sich nur ganz selten in ausufernden Frickeleien, die meiste Zeit ballern sie einfach nur straight nach vorne los. Das gelingt ihnen ganz gut, "Chaos, Bringer Of All Revelations” ist eine astreine Death Metal-Scheibe geworden, die sich mancher Technikfanatiker mal anhören sollte, um zu begreifen, dass technischer Anspruch und Eingängigkeit kein Widerspruch sind. Erik Rutan, ich blicke in deine Richtung haha. HORNED GOD haben eine weitere geile Scheibe aus dem brasilianischen Weiten hervorgezaubert und brauchen sich hinter etablierten Landsleuten nicht verstecken. Und besser als die neuen Sepultura sind sie allemal.
Endlich gibt es dieses schon legendäre Konzert von QUEEN im Rahmen der damaligen Kind Of Magic-Tour 1986 im altehrwürdigen Wembley Stadion in einer Doppel-DVD Eddition. Ganz und im Gegensatz zu der bisher veröffentlichten Livedoppel-CD oder der stark gekürzten VHS-Version ist jetzt hier endlich das komplette Konzert mit einigen tollen Coverversionen enthalten. Das Resultat "Live At The Wembley Stadium" muß ohne jegliche Übertreibung einfach als schlichtweg gigantisch bezeichnet werden. Trotz des mittlerweile fast 18 Jahre alten Materials wird hier eine spitzenmäßige Qualität (die Musik selbst steht hierbei sowieso nicht zur Debatte!) sowohl was den Sound bzw. die vielen zusätzlichen Features angeht, die ihresgleichen sucht und einen Vergleich mit moderneren Produkten nicht zu scheuen braucht. Ich kann das wirklich sehr gut beurteilen, durfte ich doch zusammen mit Kollege Hardy damals das original gleiche Openair auf dem Maimarktgelände in Mannheim u.a. mit GARY MOORE und MARILLION als Vorbands, genießen und dieses Erlebnis gehört bis heute noch zum Allerbesten, was ich jemals livehaftig gesehen habe. Am 11. & 12. Juli 1986 füllten Queen mühelos zweimal das zirka 100.000 Fans fassende "alte" Wembley-Stadion und beeindruckten mit einer rundherum gelungenen Stadionrockshow wobei die Mischung aus Musik und visuellen Effekten eine perfekte Balance bilden. Eine Band die ihr Handwerk perfekt beherrschte, die trotz der riesigen Bühne nicht verloren wirkte traf auf ein enthusiastisches Publikum, daß sich förmlich in die Musik hineinfallen lies. Queen und die Fans lassen von Anfang bis Ende eine Megaparty steigen, inmitten als Hauptprotagonist Freddie Mercury, eine der größten Stimmen der Rockgeschichte. Quasi als Anheizer und Bändiger zu gleich ist er unermüdlich auf der Bühne unterwegs, sitzt auch mal am Klavier, die Masse ist am ausflippen und bei seinen legendären Mitsingarien wird ihm förmlich aus der Hand gefressen. Das absolute Highlight natürlich zum Ende als Freddy mit Krone und Königshermelinmantel auf der Bühne steht, da bekommt man selbst jetzt am Schirm noch eine Gänsehaut. Während die erste DVD das komplette 110 Minuten lange Konzert beinhaltet zeigt die zweite DVD bislang eine Menge unveröffentlichtes Material. Neben Interviews mit Brian May und Roger Taylor aus dem Jahr 2003 (!), in dem die Wembley-Auftritte als die Höhepunkte ihrer Karriere bezeichnet werden, geben Regisseur Gavin Taylor und Tour Manager Gerry Stickells weitere interessante Einblicke in Konzept und Aufbau der gigantischen Shows. Außerdem gibt es noch eine tolle Hommage an das 1924 eröffnete und 2002 leider abgerissene Wembley Stadion, die passend mit "These Are The Days Of Our Lives" unterlegt wurde. Ein weiterer Höhepunkt ist zweifellos die Dokumentation "A Beautiful Day" von Rudi Dolezal & Hannes Rossacher (DoRo Productions) die in gewohnter Qualität Interviews und Backstageaufnahmen zeigt. Einmalig sind auch die Takes vom Freitag, dem 11. Juli 1986, die Regisseur Gavin Taylor ursprünglich als Kameratests aufgezeichnet hatte und die nun erstmals zu sehen sind. Die Wembley-Konzerte, es gab nur noch vier weitere Live-Auftritte bis zum viel zu frühen Tod von Freddie Mercury am 24.11.1991, verdeutlichen einmal mehr die enorme Vielseitigkeit sowie die tiefe musikalische Bandbreite von Queen - das alles verbunden mit den genialen Entertainer Qualitäten bzw. die Stimmgewalt von Mercury haben die Band unsterblich gemacht. Hätte man nur die Erinnerungen an dieses Event und müßte es alleine mit Worten beschreiben, es wäre nicht annähernd so eindrucksvoll und hätte nicht die Kraft dieser imponierenden Bilder dieser DVD. Als besonderes Sahnehäubchen gibt es noch ungesehenes Material von den Proben für die Tour sowie ein Medley der Highlights. Alles in allem werden hier 4 Stunden (!!) Gesamtlauflänge angeboten - mehr geht nun wirklich nicht! Weiterhin gibt es noch eine spezielle Auswahl mit der sogenannten Multi-Angling-Funktion bei dem die Kamera bei vier Tracks jeweils auf ein Bandmitglied fokussiert wurde und man sich so den einmaligen Freddy in der Totalen, den virtuose Roger Taylor an den Drums, Brian May mit seinem unnachamlichen Gitarrenstil sowie der stets etwas schüchtern wirkende John Deacon mit der berühmten Baß-Linie bei "Under Pressure", herauspicken kann. Das einzige leicht kritikwürdige an dieser DVD sind die fehlenden Untertitel auf Deutsch bei den Interviews, da die Jungs aber einwandfreies Oxford English sprechen kann man dies wiederum verzeihen.
Industrial Rock weitesten Sinne ist recht tot. Neue Bands sind Mangelware, die alten Bands lange Kult. Und zwischen Ballermannästhetik und gnadenlosem Narzismus wirkt ein Name wie LIMBOGOTT spöttisch und mutig zugleich. Das norddeutschen Sextett klingt hier jedoch weder tot noch nach schnoddrigem Plagiat. Ganz im Gegenteil voller Leben sind sie, inspiriert von allem zwischen NIN und moderner Elektronik. Zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt dennoch, dargestellt vom Gesang zwischen aggressiv und melancholisch. Ein weites Feld beackern sie, verlieren dabei aber manchmal ein bisschen das Ziel und die nachvollziehbaren Strukturen aus dem Auge. Und so sind die acht Songs vorbei und im Ohr bleiben primär einige grandiose Keyboardpassagen. Vom Rest behält man die Erinnerung dass es gefiel und das leere Gefühl nicht mehr genau zu wissen was man noch gehört hat. Die Gitarren, noch dazu zwei an der Zahl, könnten etwas pointierter eingesetzt werden um neben geloopten Beats und eingängigen Samples zu bestehen. Die enorme Vielfalt, so wie sie dieses Genre nun mal hervorgebracht hat, wird von LIMBOGOTT wiederbelebt. Hier kommt Großes!
Man muss schon genau hinhören, aber siehe da: Rhys Fulber ist von seinem Ausflug bei Fear Factory zurück und mit ihm die gesamplten Gitarren. Das göttliche Duo ist wieder vereint, ihr altgedienter Mixer Greg Reely mit von der Partie. Und sie sind wieder da angekommen wo sie vor Jahren aufgehört haben, die bandeigene Definition ihrer Musik zwischen EBM, Industrial und Electro hat sich wiedergefunden. Düstermechanische Stimmungen, bombastische Anwandlungen zwischen Chören und Keyboards und immer wieder harsche Zwischentöne und kalter Gesang. Der Song "Maniacal" ist definitiv ein Schritt zurück zu den älteren Alben, der zweite Titel "Anti" zielt auf die Clubs, beide Songs fallen zeigen klare und einfache Rhythmen. Was auffällt ist die Spielzeit aller Tracks mit deutlich je über sieben Minuten... Scheint sehr spannend zu werden, was uns 2004 als Album erwartet!
Bereits Mitte 2002 aufgenommen und erschienen, ist mir die MCD der Krefelder erst vor kurzem in die Hände gefallen. Ändert aber nichts daran, dass HATE FACTOR mit "Mind Forged Killings" eine richtig geile Death Metal-Scheibe am Start haben! Bereits der Opener "M.F.K." zeigt die Marschrichtung an: straighter Death Metal mit leichtem Ami-Einschlag, groovend wie Sau, abwechslungsreich und fett produziert! Genau die Sorte Death Metal, die ich mag! Da rattert die Fußmaschine, da grunzt sich Sänger Christoph die Seele aus dem Leib, das es eine Freude ist und die Saitenfront hat eine Menge cooler Old School-Riff in die Songs gebracht, die sich nicht nur stumpf am amerikanischen Sound orientieren, sondern auch mal schwedisch oder punkig klingen. Das Songwriting der Scheibe ist gelungen, die Songs sind mal ballernd-schnell ("Fight The War") und mal im Mid-Tempo groovend ("Grown In Anger"). Das Einzige Manko ist die kurze Spielzeit (ist halt ne MCD), aber das wird bestimmt bald anders, wenn die Jungs erstmal ein Album geschrieben haben. Und wenn sie die Klasse von "Mind Forged Killings" halten, wird das Teil ein Hammer! HATE FACTOR brauchen sich vor keiner deutschen Death Metal-Band verstecken!
DIABOLIC schauen von der anderen Seite des Atlantik, aus Florida, zu uns rüber. Und spielen Death Metal - da gibt’s anscheinend nur die Möglichkeit, wie Obituary oder wie Cannibal Corpse zu klingen hehe. DIABOLIC haben sich für CC-Schiene entschieden und "Infinity Through Purification" beim Morbid Angel-Produzenten aufgenommen (wie schon die beiden Vorgängerscheiben). Aber zum Glück fällt das Quartett nicht unter die Kategorie "Musik von Musikern für Musiker", wie das so vielen extremen Ami-Bands passiert, man denke nur an Immolation, Hate Eternal und Konsorten. Die klingen auf Platte zwar ganz nett, rauschen aber so durch und sind live meistens ziemlich langweilig. DIABOLIC besinnen sich auf "Infinity Through Purification” darauf, dass Songs mit genügend Groove, um im Ohr hängen bleiben zu können, trotzdem noch arschbrutal sein können ("Satanic Barbarism"). Vor allem Drummer Gael verdrischt sein Kit richtig anständig und stopft so manches Soundloch, blastet sich aber keinen Wolf, wo doch Blasts vielen als ultimativen Härtegrad ansehen. DIABOLIC sind da anderer Meinung und prügeln sich nicht in High-Speed-Manier durch Songs, in denen nur geblastet wird, im Gegenteil, sie nehmen das Tempo oft genug raus und ballern trotzdem wie Sau. Der zurückgekehrte Sänger Ed Webb hat dazu noch eine sehr variable Stimme und klingt wie eine jüngere Ausgabe von David Vincent - und ist hoffentlich nicht so ein Nazi-Arsch wie jener. Dank der vielen Mid-Tempo-Passagen bleibt der Gitarrenfraktion noch genug Zeit für kleine Spielereien, die oftmals an psychedelische Rockbands erinnern ("Internal Mental Cannibalism") und dem Sound eine eigenständige Note geben, wodurch sich DIABOLIC von den Heerscharen gesichtloser Cannibal Corpse-/ Morbid Angel-Klone schön absetzen und mit "Infinity Through Purification" eine gelungene Death Metal-Scheibe eingespielt haben.