UNSANE gehören zu den New Yorker Noise-Bands der ersten Stunde und haben ungefähr zeitgleich mit Sonic Youth ihre ersten musikalischen Gehversuche gestartet. Via Relapse gibt’s jetzt eine Best Of, der eine DVD mit Videos und Konzertmitschnitten beiliegt. Warum gerade jetzt? Keine Ahnung, darüber schweigen sich sowohl (das ansonsten vorzüglich aufgemachte und informative) Booklet als auch das Infoschreiben auf. Ist ja aber auch relativ Rille. Auf die CD haben die Jungs ihre persönlichen Favoriten aller Alben gepackt, angefangen bei zwei Songs von der "Singles"-Collection (1989 - 92) bis hin zu den letzten Sachen von der "Occupational Hazard"-Scheibe, die Relapse 98 veröffentlicht haben. Es wird also die gesamte Schaffensperiode der Band abgedeckt und schafft so einen guten Querschnitt, der vor allem für Neueinsteiger in den LAMBHOUSE-Sound interessant sein dürfte. Für Fans lohnt es sich eher weniger, weil sich keine Raries oder B-Seiten auf der Scheibe finden. Da dürfte die DVD interessanter sein. Erstmal gibt’s alle Videos, die das New Yorker Trio gemacht hat, inklusive des legendären 150$-Shoots für "Scrape" (das, in dem sich die ganze Zeit nur Skater auf die Fresse packen), sehr sehr geil. Dazu kommen insgesamt 19 Live-Tracks, die auf verschiedenen Konzerten in den Jahren 1992 - 1999 mitgeschnitten wurden. Erfreulicherweise ist kein Track doppelt vorhanden und man bekommt wieder einen Einblick in das Schaffen und vor allem die abgefahrene Bühnenpräsenz der Jungs. Musikalisch gibt’s gut was auf die Lauscher, UNSANE sind halt echte Noisecorler, das kann für ungeübte Ohren schon recht entnervend sein, gerade wenn sie sich in SloMo-Songs mit verzerrtem Gesang üben ("Lead"), aber auch sehr geil, wenn man wieder ein Song mit hypnotisch pumpenden Baß daherkommt ("Alleged"). Also nichts für schwache Ohren, ähnlich wie Neurosis liebt oder hasst man UNSANE. Damit waren und sind sie bei Relapse ja auch gut aufgehoben. PS: Spielzeitangaben beziehen sich nur auf die CD.
Schweden machen eigentlich kein New Metal. Schweden sind eigentlich weniger spitz auf das, was jenseits des großen Teichs passiert. Mag man vielleicht denken. Dann wären da aber TRANSPORT LEAGUE. Jene Band, die schon vor Jahren dabei war, als ein paar Bands den aufkeimenden New Metal mit raueren Gitarren mischten und die Betonung mehr auf den Metal als das New zu legen und dennoch manchmal sehr uneigenständig zu wirken. "Disconnect Massconnect" könnte abgesehen von den in der Produktion großzügig nach vorne gemischten Gitarren als fast alltäglicher New Metal durchgehen, erst gegen Ende des Songs klingen die Gitarren entsprechend origineller. Neben dem Titeltrack der Maxi und einem bisher unveröffentlichten Track ähnlicher Coleur, sind drei recht elektronische Remixe auf der Maxi gelandet. Daher ist es hiernach noch etwas schwer die künftige Entwicklung der Band zu deuten. Denn die übrigen drei Remixe liegen musikalisch zwischen Fear Factorys "Remanufacture" und Gesangsamples einer weiblichen Stimme. Aber wo, wenn nicht auf einer Maxi, kann die Band so was mal probieren.
Finnland-Wochen bei Metal-Inside, die nächste. Dieses Mal bieten wir einen räudigen Bastard aus Death und Thrash, dargeboten von einem Trio aus den Weiten Finnlands (oder weiß einer, wo Harjavalta liegt?). WOUNDS heißt die gute Combo, die über Thrash-Gitarren Death Metal-Growls und passendes Drumming packt und in zwei Tagen Studioaufenthalt dreizehn Geschosse eingezimmert hat. Ist zwar schon ein bisschen her, Januar 2002, aber wat soll’s? Während bei manchen Songs eindeutig der Death Metal im Vordergrund steht ("Mentally Disposable" oder "Wounded"), klingen manch andere wie ein Überbleibsel aus Bay Area-Zeiten ("Chaos Theory"), dabei aber um einiges brutaler als die alten Herren des Thrash. Bei einigen Stücken haben die Finnen sogar leichte Grind-Anleihen eingebracht ("Compulsed To Terror"), was den Gesamtsound der Platte noch ein wenig abwechslungsreicher macht. Insgesamt ist "Chaos Theory" ein abwechslungsreiches Scheibchen, dass geschickt mit Genre-Grenzen spielt, sich daher nicht limitiert und erfrischen ist, ohne dabei die Brutalität aus den Augen zu verlieren. Wer also als Death Metaller nichts gegen Thrashgitarren hat oder als Thrasher die brutale Ecke mag, sollte sich WOUNDS vormerken. PS: Die letzten vier Songs sind ältere Aufnahmen, um einiges länger und weniger thrashig. Dabei ist auch ein ganz toller (Ironie!) "Hidden Track". Macht die Scheibe zwar länger als die durchschnittliche MCD, bleibt aber immer noch unter der 30er-Marke, bezahlt also nicht zu viel dafür.
Schau’ an, schau’ an: der italienische Underground lebt und bringt mehr hervor als Hammerfall-Klone. RISING MOON sind ein verdammt gutes Beispiel für die mittlerweile erreichte Professionalität südlich des Brenners. Die Jungs haben schon einiges an Jahren und Scheiben auf den Buckel (bringen quasi jedes Jahr eine raus) und schreiben ziemlich geile Death Metal-Songs. Ihr aktuelles Lebenszeichen heißt schlicht "Promo 2003" und bietet vier neue Songs, die deutlich machen, dass RISING MOON alten schwedischen Death Metal mögen. Jedes Mal, wenn ich die Scheibe höre, erinnert sie mich ein bisschen mehr an alte Schweden-Tage, ihr wisst schon, No Fashion und so (Marta wird mich für diesen Satz lieben hehe). Vom zwischen Growls und leichtem Kreischen hin- und herpendelnden Sänger über die extrem melodischen Gitarren, in die sich hin und wieder sogar Soli verirren, bis zum Drumsound klingen RISING MOON wie Mitte der 90er. Da sie auch noch gute Songs schreiben, die jedem gefallen dürften, der melodischen Death Metal mit leichtem Black Metal-Einschlag mag (No Fashion-Mucke halt). Ich hab zwar keine Ahnung, wo man die Scheiben hier bekommt, probiert’s mal bei den üblichen Verdächtigen von Morbid Records, Perverted Taste oder Lost Agony, wenn die euch nicht weiterhelfen können, schickt eure Kohle (ein Fünfer dürfte reichen) halt direkt ins Mafia-Land.
Das Review zu "Dreams Of Death And Dismay", dem Vorgänger zu dieser Scheibe, war einer meiner ersten Beiträge zu diesen Seiten. Jaja, lang ist her, viel hat sich getan (mittlerweile schreibe ich sogar die Bandnamen groß haha) und wirklich viel hat man von ANATA in der Zwischenzeit nicht mehr gehört. Als dann vor ein paar Tagen ihre neue CD ins Haus flatterte und ich im Info Vergleiche mit Dillinger Escape Plan, Arcturus oder Botch lesen musste, hab ich doch erstmal schwer geschluckt. Sind das noch die gleichen ANATA, die schwedischen und amerikanischen Death Metal so gekonnt mixen? Oder ist das eine andere Band mit gleichem Namen? Also mit leicht zittrigen Fingern "Under A Stone With No Inscription” in den Player gepackt und angemacht. Der Opener "Shackled To Guilt" hat dann gleich meine Befürchtungen zerstreut, auch wenn die ersten dreißig Sekunden nach Burnt By The Sun klingen. Danach geht’s aber mit reinem Death Metal weiter, wo ANATA wieder technische Einflüsse Marke Morbid Angel (auf dieser Platte noch mehr als beim Vorgänger, besonders bei den Gitarren) und straight forward-Death aus Schweden vermischen. ANATA verschachteln sich dabei nie in ausufernden Frickeleien oder zu abgefahrenen Takten und Breaks, sondern bleiben immer schön in der Spur und laden zum gepflegten Moshen ein. Durch das konsequente Nicht-Festlegen auf einen Stil, sondern der Vermengung verschiedenster Einflüsse, bleibt die Scheibe immer abwechslungsreich und anspruchsvoll, "Under A Stone With No Inscription” ist eine der Scheiben, bei denen man in jedem Hördurchgang noch neue Spielereien entdeckt und jedes Mal die Kinnlade ein Stück weiter runterklappt. Sei es vor der Gesangsleistung Fredrik Schalins oder den in einem Moment extrem-schwedisch-melodisch und im anderen ami-technisch klingenden Gitarristen, dem pumpenden Bass Henrik Drakes oder dem effektiven Drumming, man hat genügend Möglichkeiten, in Staunen zu verfallen. Fett!
DAVIDIAN treffen direkt das Herz eines jeden Thrashers. Selten gab es eine so professionelle Eigenproduktion: Klasse Aufmachung des Booklets, fetter Sound und - das ist wohl das wichtigste - amtliche Songs. DAVIDIAN haben sich dem Thrash-Metal verschrieben, und zwar mit Leib und Seele. Oft erinnern sie mich an Old-Schooler wie Grinder, mischen den alten Kram aber geschickt mit aktuellen Elementen und sind längst nicht so stumpf wie die Vorfahren aus den Achtzigern. Denn DAVIDIAN steht auch für interessante, wenn auch gelegentlich noch etwas unausgegorene Breaks und melodische Gänsehaut-Soli! Dazu gibt’s Tempowechsel wie bei "The Face You’ll Never See Again", das regelrechtes Hitpotential aufweist. Vorneweg stürmt mit Chris Prendergast aus Irland ein wiedererkennbarer Sänger, der zwar gelegentlich ein wenig gleichförmig blökt ("Feelings Of Anger"), letztlich DAVIDIAN aber seinen ordentlichen Stempel aufdrückt. Ab und an mischen die Schwaben ins Riffing auch Death-Anleihen ("Revenge Be Mine"), letztlich bleiben sie aber - wie gesagt - ganz, ganz fest im Thrash-Untergrund verwurzelt. Dass die Band angesichts des derzeitigen Retro-Kults noch keinen Plattenvertrag bekommen hat, stimmt bedenklich. Immerhin haben Festival-Veranstalter das Talent der Kapelle erkannt: So dürfen die Kameraden beim Up-From-The-Ground mitmachen. In jedem Fall ist für bereits angekündigte Nachfolge-Album einiges zu erwarten. Vorher sollte sich aber jeder verantwortungsvolle Thrasher diese Scheibe für ´nen schlanken Zehner sichern.
Vier Songs sind nicht mega-viel, aber die Franken hatten nicht mehr Kohle. Und besser wenig Material mit gutem Sound ausstatten, als die Titel mit mieser Qualität veröffentlichen. Beim ersten Hören schien die Scheibe doch arg auf Alternative getrimmt. Positiv azsgedrückt: sehr modern und sehr variantenreich. MEGABITE haben sieben Jahre Erfahrung als Coverband auf dem Buckel und das merkt man. Sie sind abgespact, das wird deutlich beim Betrachten der Homepage. Und auch Song eins ("Spaceage Agressor") driftet in Richtung Weltraum, verbindet leichte Industrial-Einflüsse mit Rock und Pop und mutiert so zum richtigen Groover. Starker Anfang. "Here And Now" hat Viva-Charakter, rockt nicht wirklich, hat aber einen aufreizend lässigen Refrain. Zurück in die unendlichen Weiten: "Galaxy Riders", geht heftiger, flotter zur Sache, rockt, sagen wir mal sehr erwachsen- das ist schweine-cool. Als Abschluss gibt’s "Venus Ascending", mit einem fürchterlichen Disco-Sing-Sang-Beginn der auch Britney Spears oder Mister Timberlake zur Ehre gereichte, und viel zu vielen Nu-Metal-Parts. Nicht so schön, mal abgesehen vom abermals catchy Refrain. Was bleibt unterm Strich? Jede Menge Mut, interessante Songideen, klebrige Strukturen und trotz aller Zitate eine ordentliche Portion Eigenständigkeit bei ansprechenden musikalischen Fähigkeiten und gutem Sound. Nicht hart, aber irgendwie herzig.