Ein neues ("Conjuration Of Sleep Daemons”), vier Live- ("Christians To The Lions”, "Decade Of Therion”, "Antichristian Pandemonium”, "Chant For Eskaton 2000”)- und zwei Cover-Stücke, die da heißen "Wish” von Nine Inch Nails und "Welcome To Hell”, natürlich Venom. Soviel zu den Eckdaten. Ob es eine Band nötig hat, zwischen den regulären CDs immer wieder kleine Appetithappen zu veröffentlichen, das kann jeder mit seinem Kauf selbst entscheiden. Das bisher unveröffentlichte Teil hat es auf jeden Fall in sich: Unglaublich fetter Sound, nachvollziehbaren und doch anspruchsvolle Song-Strukturen, die nicht selten an Floridas morbide Engel erinnern. Wirklich enorm totes Fleisch… Und auch das NIN-Cover rockt, während einen das Venom-Stück eher zum Schmunzeln bringt. Kommt aber auch sehr charmant! Die vier Live-Stücke, übrigens vom Mystic Festival am 13.10. 2001, dokumentieren das, was von BEHEMOTH eben live zu erwarten ist: Extremer, fordernder Death Metal - der meiner Meinung nicht selten über das Ziel hinausschießt, so dass es scheint, als beginne mit jedem Luftholen des "Sängers" ein neuer Song. Fans des Ami_Death und Sympathisanten werden aber sicherlich viermal voll bedient. Die Aufmachung ist recht liebevoll gehalten und limitiert. So kann man das Ding durchaus kaufen.
Wenn der Songtitel mag keine falschen Assoziationen weckt. Die wohl nach einer seltsamen Intimfrisur benannten holländischen Jungspunde veröffentlichen mit "Leaves Of Grass" eine kompromisslos hart beginnende Maxi. Warum nur mag man sich fragen. Nachdem die ersten Takte vorbei sind und die brachiale Musik die zu Weichen aussortiert hat, wird es jedoch deutlich melodischer und der Song offenbart seine Singlequalitäten. Mit eingängiger Melodie und etwas gemäßigterem Gesang frönen sie dem, was das Volk Nu Metal nennt. Ein mit heftigen Gitarren und wenigen Scratches untermalter Track, der sich wie die restlichen Songs auch durch abwechslungsreiches Songwriting etwas von der Masse abhebt, auch wenn grandiose Überraschungen ausbleiben. Ein Bild, dass sich zugunsten der Plattenteller in den drei folgenden Livetracks und einem "Intermezzo" betitelten Zwischenspiel ändert. Der dünne Drumsound bei den Livetracks schmälert hingegen etwas den positiven Eindruck den ich grade live von dieser Band erhalten hatte.
Holland mag in den Köpfen der Menschen verschiedenste Reaktionen hervorrufen. In den seltensten Fällen dürfte aber das darunter sein, was landläufig als Nu Metal bekannt ist. Diesen weißen Flecken der Landkarten wird das Label Seamiew Records ausmerzen. Und hat dafür auf dem hauseigenen Labelsampler seine Erstgeborenen versammelt. Pro Band wurden zwei Songs ausgewählt, macht für jeden leicht nachvollziehbare 8 Tracks. MINDSTAB aus dem Nachbarland Belgien beginnt und beendet die Compilation. Der Opener "Counter Clockwise" ist zwar harter aber recht wenig origineller New Metal/Hardcore, der mit kontrastreichem zweistimmigen Gesang und nach vorne gehendem Drumming überzeugt aber nicht überrascht. Der letzte Song aber ist eine düstere und kaum einzuordnende Klangkollage mit getriggerten Drums und stimmungsvoll dichter Atmosphäre. END OF APRIL, die Band um ex-SPERMBIRD Vokalisten Allen, ist doch deutlich mehr Rock´n Roll als der Rest. Mit rauen und klasse abgemischten Gitarren behalten beide Songs eine Erdigkeit, die durch den aggressiven Gesang an Tiefe gewinnt. GAZZOLEEN, wiederum aus Belgien, flitzen bei der nicht mal 3 Minuten langen Nummer "Backup" in flottem Tempo durch New Metal mit rotzigen Versatzstücken und zeigen beim Remix von "Jelliefish" sowohl ruhige Momente im Chorus als auch crossoverlastige Elemente im fast gerappten Rest. Wer mitgezählt hat komnt auf sechs. Denn es fehlen die jungen DREADLOCK PUSSY, die die beiden mittleren Songs beisteuern. Und auch hier wurde auf Abwechslung gesetzt. "Ever Decreasing Cirles" als frischer New Metal und der Livetrack "Akemi" als aggressiver Stampfer mit italienischem Gesang. Der Sampler ist ähnlich vielseitig wie das Label Seamview, dass sich dem New Metal im weitesten Sinne verschrieben hat. Haltet die Augen offen!
NASHVILLE PUSSY sind eine der geilsten Rotzrock-Bands dieses Planeten und stecken Gluecifer, Hellacopters und Konsorten meines Erachtens locker in die Tasche. Via Axe Killer Records aus dem schönen Fronkreisch ist nun auch "Say Something Nasty" in Deutschland erhältlich, was es in den USA schon seit geraumer Zeit länger ist. Die Euro-Variante hat aber drei Bonustracks, so dass die Spielzeit auf fast ne Stunde hochgeht. Und die drei Tracks sind sehr sehr coole Coversongs von Twisted Sister ("The Kids Are Back"), Molly Hatchet ("Flirtin’ With Disaster") und den unvermeidlichen Turbonegro, hier mit "Age Of Pamparius" von der göttlichen "Apocalypse Dudes" vertreten. Jetzt sind drei gelungene Coversongs ja schon ganz nett, aber wie steht’s um die eigenen Songs auf der Platte? Nach einigen Durchläufen kann ich nur sagen: Gut, verdammt gut! NASHVILLE PUSSY haben ihre Trademarks behalten und zocken rotzigen Rock, der von sehr von der räudigen 1A-Rockröhre Blaines und den bratenden Gitarrenläufen von Gitarristin Ruyter lebt (die dazu noch eine der verdammt bestaussehensten Frauen ist, die jemals eine Gitarre angefasst haben!). Meine Alltime-Traumfrau Corey Parks musste den Bassposten aufgrund anhaltender Drogenprobleme ja leider schon nach der "Let Them Eat Pussy" niederlegen, aber ihre Nachfolgerin schlägt sie musikalisch um einige Längen, ihr pumpender Bass gibt NASHVILLE PUSSY einen leichten Stoner-Touch, was den Sound der Band facettenreicher macht. Textlich dreht sich natürlich wieder alles um Sex, Drugs And Rock’n’Roll, Perlen des Genres sind dabei sicherlich "The Bitch Just Kicks Me Out" und "Keep On Fuckin’", die daneben noch zu den besten Rocksongs auf "Say Something Nasty" klingen. NASHVILLE PUSSY haben ihr Gespür für eingängige harte Rocksong mit Mitgröhl-Refrains nicht verloren und können auch auf diesem Longplayer voll überzeugen. Fans der ganzen Rock- und Stonersachen werden die Band lieben und selbst Leute, die sonst auf die Hamburger Schule abfahren (ihr wisst schon, Tocotronic, Tomte und der ganze Rotz) haben NASHVILLE PUSSY nach einem Durchgang ins Herz geschlossen. Großartig!
Diese Band ist eigentlich mehr ein Projekt von John Cobbett (SLOUGH FEG, LUDICRA, AMBER ASYLUM), der einige talentierte Musiker um sich geschart hat. Bereits seit den 90er Jahren existent, anfangs unter dem Namen UNHOLY CADAVER, brachte es die Truppe auf bisher einen Longplayer im Jahre 2000. Und den Projektcharakter hört man "The August Engine" an, denn das Album ist alles andere als für den Ottonormalmetaller geeignet. Selbst eingefleischte Proggies haben an dem sehr schwer einzuordnenden Stil des Quintetts ihre Nuss zu knacken, soviel ist sicher. Die irgendwo zwischen klassischem US Power Metal, Wahnsinnsgefrickel (WATCHTOWER, SIEGES EVEN) und PINK FLOYD-ähnlichen Soundgefilden angesiedelte Musik macht den Einstieg enorm schwer. Selbst nach 20 Durchläufen will sich keine erkennbare Struktur einstellen, obwohl alle Mitglieder eine enorme Spielfreude an den Tag legen. Irgendwann ist die CD durchgelaufen, man kann sich aber so richtig an nichts mehr erinnern, was dort gerade ablief. Die Vocals teilen sich alle Herr, - und Frauschaften brüder/schwesterlich, was zwar Abwechslung garantieren soll, sich aber im Wust der wirr aneinandergereihten Songideen verliert. Rein objektiv ist das Album nicht schlecht, und ein Song wie das anscheinend an die oben genannten PINK FLOYD angelehnte "Insect" kommt gut an, aber der Gros des Materials ist zu undurchschaubar, sperrig und experimentell. Leute, die musikalisch gesehen auf die berühmten drei ??? abfahren, sollten "The August Engine" jedoch als Pflichtkauf betrachten!