Schaut man auf das Artwork von VYPERAs "Race Of Time", so bekommt man den Eindruck: Frontiers Records legt wenig Wert auf die visuelle Unterstützung des Albums. Vielleicht trumpft das Quintett ja musikalisch so auf, dass sich jede weitere Investition als unnötig herausstellt. Wobei ich konstatieren muss, dass ich diese Ansicht, wenn sie denn so wäre, nicht teilen kann.
"Race of Time", das Zweitwerk der Schweden, ist kein schlechtes Album, aber eben auch kein herausragendes. Weder handwerklich noch songwriterisch und schon gar nicht inspirationstechnisch können VYPERA überzeugen. Die fünf Musiker bieten eine gefällige Mischung aus 80er Jahre geprägtem Hair Metal, der sich mal an DOKKEN, WARRANT oder auch den üblichen Verdächtigen orientiert, ohne die Klasse der Originale zu erreichen. Ihre Landsmänner von NESTOR haben einen ähnlichen Ansatz, diesen aber konsequenter und auch mit mehr eigenem Anstrich umgesetzt.
Das Album bietet somit typische Genrekost. Der Sound und die Darbietung sind roh und "ungekämmt", was auf der einen Seite etwas holprig klingt, aber auf der anderen Seite einen gewissen authentischen Charme entfaltet. Hier kommt es auf die Perspektive und Sympathie des Hörers zu Band und Album an. Vielleicht ist das Artwork ja doch genau das richtige, zumindest werden hier keine zu hohen Erwartungen geweckt.
Nach einigen Querelen hat sich ART NATION wieder zusammengerauft, Gründungs-Gitarrist Christoffer Borg ist zurück und passend zum "Neustart" heißt das Werk "Inception". Und tatsächlich scheint frische Energie in den Adern der Schweden zu fließen. Das Eröffnungs-Duo aus dem aufgekratzten und stürmischen "Brutal & Beautiful" und dem groovend getriebenen "The Last Of The Burned" setzt hier, gleich zu Beginn, ein Ausrufezeichen. Stark, wie es ART NATION gelingt, energische Härte und feinfühlige Melodie so ineinander zu drapieren, dass beides greift - und das durchaus gleichberechtigt und harmonisch. Die sich oft im Grenzbereich bewegende Stimme von Mastermind Alexander Strandell punktet mit ihrer präzisen, hohen Klarheit und gleichzeitiger Schärfe. Das Songwriting ist nahezu immer mit einem packenden Refrain bestückt, der seine Widerhaken ins Fleisch des Hörers bohrt. Dass dies oft mit gleichem Aufbau, ähnlicher Struktur und dazu recht simpler Keybordarbeit einhergeht, stört Genre-Anhänger sicher nicht sonderlich.
ART NATIONs Neustart darf als gelungen bezeichnet werden. "Inception" ist ein modern klingendes, kompaktes Melodic Rock-Album, das unterhalten will. Und das macht es mit Energie und griffigen Melodien.
Joel Hoekstras aktive Zeit mit WHITESNAKE wird wohl eher im überschaubaren Rahmen bleiben. Hat doch Bandchef David Coverdale das Ende der weißen Schlange im Blick. Und, wenn ich das anmerken darf, völlig zu recht. Somit macht es durchaus Sinn für den Gitarristen, auch seiner Solokarriere wieder etwas Leben einzuhauchen. Hierfür hat sich Joel mächtige Unterstützung geholt, ohne dabei übermäßig namedropping zu betreiben. Tatsächlich machen seine Mitmusikanten JOEL HOEKSTRA'S 13 doch irgendwie zur Supergroup. Aber zugegeben, in der heutigen digitalen Welt ist dieser Begriff bei weitem nicht mehr das, was er früher einmal war, als diese Supergroups auch live im Studio und gar auf der Bühne gemeinsam musizierten. Ich schweife ab.
"Crash Of Life" ist Soloalbum Numero drei, und die hochkarätige Besetzung verdient Erwähnung, da sie eben das Album mitprägt. Derek Sherinian mischt mit seinem Keyboard- und Orgelspiel ordentlich Classic Rock Moves unter die Kompositionen, und Sänger Girish Pradhan begeistert mit seiner unverbrauchten, markigen und bärenstarken Stimme. Dass Jeff Scott Soto nur für die Backing Vocals gebraucht wurde, spricht hier Bände. Um die Aufzählung zu vervollständigen, die wuchtige, aufspielende, antreibende Rhythmus-Sektion wird von Tony Franklin und Vinny Appice übernommen.
JOEL HOEKSTRA'S 13 positioniert sich gekonnt zwischen Classic und Melodic Rock; die Übergänge sind fließend, mal hat das eine Genre Übergewicht, mal schiebt die erwähnte Orgel die Songs in die 70er / Anfang 80er Jahre. Wobei hier sowohl die Produktion als auch die Arrangements nie angestaubt, antiquiert sind, sondern immer auch eine gewisse Moderne in sich tragen.
Der kernige Opener "Everybody knows Everything" hat eine geschmeidige Melodie und einen packenden Refrain, der an Joe Lynn Turners RAINBOW-Zeit denken lässt - ja wenn da nicht Girish mit seiner Stimme eine Schippe ungestüme frühe TESLA oder BADLANDS mit drauf packen würde. "Damaged Goods" würde wunderbar zu Davids Schlange passen, und das entrückte "Torn into Lies" kann sich mit Tom Kiefers (CINDERELLA) Schmachtballaden messen. "Far Too Deep" holt dagegen die Keule raus, der wuchtige Song ist düster und an der Grenze zum Metal. Das Songwriting ist zum Zunge schnalzen; ich kann keiner Nummer die Berechtigung absprechen, veröffentlicht zu werden, ausnahmslos jede verdient es. Das Gitarrenspiel des New Yorker Gitarristen ist famos und druckvoll und zu keiner Zeit unpassend dominant, sondern immer songdienlich und verbindend.
"Crash Of Life" ist ein bockstarkes Album geworden. Wer hätte nicht Lust, diese "Band" mit diesem feinen Material mal live zu sehen? Leider, so prognostiziere ich, wird dies nicht geschehen. Das ist sehr schade!
Es soll ja in subversiven Kreisen diverse Leute (mich eingeschlossen!) geben, die beim reinen Hören oder Lesen von Begriffen wie „Deathcore“ übelsten Ausschlag, Zuckungen und Brechreiz bekommen. Wenn das Ganze zudem noch mit „symphonischen“ Elementen garniert wird, scheint Waterboarding dagegen wie pure Erholung zu wirken. Nun ergibt es sich aber, dass MENTAL CRUELTY diese hippe Mischung nicht nur auf ein sehr erträgliches Niveau hieven, sondern sogar über weite Strecken durch cleveres Songwriting überzeugen. Was bei gleichgesinnten Bands oft in wirren Mittel-zum-Zweck-Krach ausartet, hat bei dem Quintett aus Karlsruhe unerwartet viel Struktur; der Bombast und die epischen Parts werden sehr zielgerichtet eingesetzt, und auch der Klargesang, der hin und wieder das Geschehen dominiert, wirkt nicht aufgesetzt, sondern wird punktgenau integriert – lediglich die sterile, künstlich tönende Doublebass zerrt an den Nerven. Wer also dieser sehr krawalligen Stilrichtung gegenüber aufgeschlossen ist, bekommt etwa mit „Obsessis A Daemonio“, „Nordlys“, dem getragenen Titelsong oder dem mit mächtigen Midtempo-Passagen versehenen „The Arrogance Of Agony“ einige sehr gelungene Stücke, die „Zwielicht“ neben einem ansehnlichen Digipak mit 16-seitigem Booklet inklusive aller Texte für die Zielgruppe mehr als interessant machen. Wer es allerdings gerne oldschoolig, rotzig und weniger hektisch-kalkuliert mag, sollte nach wie vor einen großen Bogen machen…
RAVEN gehören zu dieser Sorte von Bands, die man entweder gerne mag oder aber so gar nichts damit anfangen kann. Wer zu den Letzteren zählt, kann jetzt getrost aufhören, hier weiter zu lesen. Für alle anderen ist die neue Scheibe de facto ein Pflichtkauf.
Wo RAVEN drauf steht, ist schlicht und ergreifend RAVEN drin.
Da sind jede Menge schräge Melodien mit dem typischen Gesang von John Gallagher (Gesang, Bass), der sich häufig im Fallsettbereich tummelt, mitreißende Riffs von Mark Gallagher (Gitarre), Hocks en masse und ansonsten jede Menge Spaß und Chaos. Den unvergleichlichen Antriebsmotor für die Chose mimt erneut Mike Heller (Schlagzeug). Ich habe den Eindruck, dass er nun so richtig im Triumvirat angekommen ist, denn “All Hell's Breaking Loose“ ist die härteste und schnellste Scheibe in der nun schon 49 Jahre dauernden Geschichte der Truppe. Mit welcher Perfektion und Kraft er jeden einzelnen Track anschiebt, ist allein schon die Anschaffung der Platte wert. Es fällt mir sehr schwer, einzelne Nummern herauszuheben, da abermals nur Killer auf dem Album zu finden sind. Die NWoBHM Pioniere haben sich allerdings dieses Mal von besagter Stilrichtung deutlich in Richtung Speedmetal bewegt. Lediglich “Victory's Call“ trägt etwas mehr vom NWoBHM-Gen in sich und hat sich letztendlich zu meinem persönlichen Favoriten gemausert.
Produziert wurde das gute Stück Schwermetal in Hellers eigenem Studio "Heaven And Heller Studios" in Los Angeles.
Das Cover-Booklet-Konzept ist im Übrigen, ähnlich wie bei “Metal City,“ im Comicstil gehalten, was überdies den Spaßfaktor an der CD unterstreicht.
Bei “All Hell's Breaking Loose“ ist der Titel ganz und gar Programm. Das Ding geht voll auf die Zwölf ohne Punkt und Komma.
David DeFeis wird keine Alben mehr veröffentlichen wie "Noble Savage" oder "Invictus" - Punkt. Dass VIRGIN STEELE 2023 eine andere Band ist und der maßgebliche Künstler sich verändert hat, ebenso seine Art und Weise, ein Album zu produzieren, sollte mittlerweile auch bei den letzten Metalheads und Anhängern der Band angekommen sein. Somit fokusieren wir uns doch am besten auf den Inhalt des neuen Albums und lassen den melancholischen Blick in die glorreiche Vergangenheit ruhen.
"The Passion Of Dionysus" kommt 5 Jahre nach dem nennen wir es mal "quantitativen Kontrollverlust" des "Seven Devils Moonshine" Boxsets. Und ambitioniert, kreativ, inspiriert und auch den Hörer fordernd ist der New Yorker Multiinstrumentalist auch heuer geblieben. Die Geschichte von Dionysos, dem jüngsten der griechischen Götter und Sohn von Zeus, steht im Zentrum des Albums. Aber es geht nicht nur um griechische Mythologie, sondern auch um Kontrolle, Zurückhaltung, um nichts weniger als um die Freiheit des Individuums und die Frage, "ob es Platz in unserer Gesellschaft für das irrationale und Wilde gibt" (Zitat DeFeis). Und u.a. dieser wilden Frage geht David DeFeis in knapp 80 Minuten und 10 Songs nach. Unterstützung findet er wieder in seinem langjährigen musikalischen Partner und Gitarrist Edward Pursino, und den Rest, d.h. Songwriting, Produktion, Vocals, Keyboards, Bass, Drums übernimmt er himself.
Und natürlich finde ich das Schlagzeugspiel nicht immer passend und überzeugend. Zum Teil "zerstückelt" David damit die Songs; vom synthetischen Klang der Drums reden wir hier noch nicht einmal. Und natürlich sind die Kompositionen zu oft überladen mit Effekten und symphonischem Bombast. Und auch die hohen Schreie, die mit Studiotechnik gepimpt sind, gehen dem Hörer doch hin und wieder auf die Nerven. Aber hier sind auch starke Melodien zu entdecken. Und wenn man sich intensiv mit dem Werk beschäftigt, gibt es einiges, was durchaus innovativ, anspruchsvoll und künstlerisch wertvoll ist. Kurzum, es gibt tolle Songs auf "The Passion Of Dionysus".
"The Gethsemane Effect" hat einen packenden Groove. Die Gesangslinie steckt voller Emotion, und die Gitarre, die Pursino spielt, ist empfindsam und beseelt. Der Song bietet Rock mit symphonischer Verzierung, aber auch metalisches Muskelspiel wird zuweilen geboten. Songs, die an oder auch über die 10 Minuten gehen, sind der Standard auf dem Album. Gradlinig, wie bei "Black Earth & Blood", werden diese selten erzählt, Wendungen gehören zum Konzept. "The Ritual Of Descent" hat vier Parts und geht nahezu 13 Minuten. Das ist spannend, aber auch herausfordernd.
Wer den letzten Veröffentlichungen von VIRGIN STEELE etwas abgewinnen konnte, wer sich nicht von dem zuweilen etwas unausgewogenen Klang hat abschrecken lassen, wird auch an diesem Werk Gefallen finden. Generell, wer auf progressiven, symphonischen, epischen, konzeptionellen Rock und Metal steht, sollte "The Passion Of Dionysus" antesten. Alle, die auf frühe VIRGIN STEELE - tief im Metal-Kosmos verwurzelt, zwar episch, aber schlüssig erzählt - hofften, die werden hier abermals nicht fündig.
Hallo! Mir geht es ganz gut, danke. Es ist früh am Morgen. Ich trinke einen Kaffee und fange an, dieses Interview zu beantworten.
Warum veröffentlicht Ihr nach Eurem 2021 erschienenen Album „Origin“ nun eine EP und nicht erneut ein neues Album? Oder ist „Slasher“ der Vorbote eines neuen Albums, das in naher Zukunft folgen wird?
Diese EP wird aus verschiedenen Gründen veröffentlicht. Zuerst möchten wir Nick vorstellen, der nach der Veröffentlichung von „Origin“ an Bord des OG-Schiffes gebracht wurde. Nick spielte das Solo des Titelsongs der EP und war auch an den Arrangements dieses bestimmten Songs beteiligt. Zweitens wurden die letzten beiden der vier Songs auf der EP in den „Origin“-Sessions aufgenommen, und da es sich um ordentliche Originalsongs handelt, wollten wir diese Songs auch veröffentlichen, bevor wir mit der Arbeit an einem neuen Album beginnen. Drittens ist diese Veröffentlichung, wie Du sagtest, eine Art Vorbote zwischen „Origin“ und dem nächsten Album.
Auf „Slasher“ seid Ihr seit eurem letzten Album „Origin“ noch eingängiger geworden.War das beabsichtigt, oder ist es während der Songwriting-Phase für die EP entstanden?
Unsere Musik nimmt immer „neue“ Formen an, und diese EP klingt vielleicht noch eingängiger als „Origin“. Dennoch wurden zwei der Songs auf der EP während der „Origin“-Sessions aufgenommen, sodass die Eingängigkeit auch bei diesen Songs vorhanden ist. Der Gesamtsound der „Slasher“-EP ist eine natürliche Fortsetzung der vorherigen Veröffentlichung, und es bestand kein Anspruch darauf, dass diese Veröffentlichung eingängiger oder Ähnliches sein sollte. Das war die Stimmung, und wir folgten ihr nach besten Kräften. Meiner Meinung nach ist OG diese Art von Band, die seit vielen Jahren eingängige Melodien mit starken, harschen Riffs und tiefen Growls im Gesang kombiniert. Für die nächste Veröffentlichung könnte es noch eingängiger werden... oder auch nicht. Mal sehen.
Warum habt Ihr Euch entschieden, den alten MICHAEL SEMBELLO-Hit „Maniac“ zu covern? Findet Ihr das Lied so stark?
Das war ursprünglich Markus' Idee. Ich denke, es lief in etwa so ab, dass er den Originalsong bewusst oder unbewusst gehört hat, und es kam zu der Idee, dass es sich hier um einen Song handelt, der sich hervorragend in den Melodic Death-Metal-Stil von OG integrieren lässt. Also machte er weiter und machte einige Demoversionen, und ich lernte den Text. Danach habe ich einfach zusätzlich zum Demo gesungen. Also haben wir es uns angehört, und beide fanden, dass es wirklich eine gute und originelle Idee ist, dieses Lied zu covern. Wir waren uns der Tatsache bewusst, dass mehr als ein paar Gruppen im Metal-Genre zuvor ein Cover von diesem Song gemacht hatten, aber wir ließen uns davon nicht einschüchtern, denn es ist ein großartiger Song, und wir haben es geschafft, eine Version davon zu machen, die auch wirklich nach OG klingt. Das Covern von Liedern anderer Musiker ist immer ein heikler Prozess, bei dem man unserer Meinung nach einen gewissen Respekt vor dem Original haben muss, aber auch genug Mut, um daraus etwas Besonderes zu formen. Auf diese Weise gedeiht die Musik des Liedes weiterhin in einem völlig neuen Bereich und möglicherweise für ein ganz anderes Publikum als ursprünglich gedacht.
Wenn ich das richtig verstehe, ist „Slasher“ Eure erste EP seit „Steal The Light“ aus dem Jahr 2002, was wirklich nicht viel ist. Viele Fans halten EPs, die nur wenige kurze Songs enthalten, teilweise aber fast so viel kosten wie ein ganzes Album, für Abzocke. Was denkt Ihr generell darüber?
Es gibt viele Meinungen, wenn man über EPs und ihren „Wert“ nachdenkt, sowohl bei Musikern als auch beim Publikum. Manche halten sie für nutzlose Zeitverschwendung, während andere sie aus anderen Gründen für eine Notwendigkeit halten. Für OG erfolgte diese Veröffentlichung aus den zuvor genannten Gründen. Was den Preis dieser Art von Veröffentlichungen betrifft: meiner Erfahrung nach sind EPs in der Regel etwas günstiger als Full-Length-Alben, daher kann ich dazu keine weiteren Kommentare abgeben. Und heutzutage ist es üblich, dass alle oder die meisten Songs, wie in diesem Fall, vor dem eigentlichen Veröffentlichungsdatum als Videos usw. veröffentlicht werden. Es bleibt also den Hörern überlassen, ob sie die gesamte EP kaufen oder nicht.
Auf der neuen EP „Slasher“ gibt Euer neues Bandmitglied Nick Cordle bei OMNIUM GATHERUM sein Studiodebüt. Habt Ihr ihn in die Band geholt, weil er unter anderem bereits viel Erfahrung mit ARCH ENEMY und ARSIS gesammelt hatte?
Bis heute hat Nick zwei Nordamerika-Touren mit uns gemacht; er hat Festivals und eine Europatournee bestritten. Dies ist innerhalb eines Jahres geschehen. In dieser Zeit hatten wir die Gelegenheit, Nick sowohl als Tourmusiker als auch als Person kennenzulernen. Wir waren in beiden Punkten sehr zufrieden. Nick ist ein Typ mit hoher Arbeitsmoral, und er nimmt seine Position als Musiker sehr ernst. Er ist ein harter Arbeiter, auf den wir uns wirklich verlassen können. Außerdem ist er jemand, der das Tourleben mit all seinen Herausforderungen problemlos annehmen kann. Das kann nicht jeder Mensch. Das Leben on the road bietet viele Herausforderungen und kann manchmal ziemlich stressig sein. Bei diesen oben genannten Touren wurde uns klar, dass Nick der Musiker ist, mit dem wir zusammenarbeiten wollen. Teilweise rührt diese Erfahrung von den Dingen her, die er in der Vergangenheit mit anderen Bands gemacht hat. Der andere Teil beruht auf seiner eigenen Integrität und seiner Bereitschaft, gute Arbeit zu leisten. Ich muss auch die Tatsache erwähnen, dass Nick ein großartiger Gitarrist und Musiker ist, also hatte diese Tatsache viel Gewicht auf der Waage.
Letztes Jahr habt Ihr zusammen mit ALLEGAEON und BLACK CROWN INITIATE erwähnte große einmonatige Headliner-Tour durch die USA gemacht. Wie verlief die Tour aus Eurer Sicht?Gab es im Ausland besondere Erlebnisse, und verhalten sich die Fans dort anders als in Europa?
Ja, das haben wir. Das war unsere erste Headliner-Tour in Nordamerika. Und es lief auch wirklich gut. Insgesamt war es ein interessantes Paket. Beide Bands, die mit uns auf Tour waren, haben hervorragende Arbeit geleistet und jeden Abend Killershows abgeliefert. Damals gab es noch COVID-19-Beschränkungen, die einige Dinge im Vergleich zu normalen Umständen etwas schwieriger machten. Zum Beispiel gab es keine Meet & Greets und wir blieben nach den Shows nicht mit unseren Fans zusammen, wie wir es normalerweise tun. Das war echt scheiße! Auch mit den Grenzübergängen war es wirklich nervig. Wir mussten viele Tests absolvieren, und aufgrund unseres engen Tourenplans war es zeitweise wirklich herausfordernd. Touren in Nordamerika sind ähnlich und gleichzeitig anders als in Europa. Zum Beispiel gibt es große Unterschiede, wenn es um Catering und Backstage-Vergünstigungen geht. In Europa werden sie in der Regel zur Verfügung gestellt, was für die Musiker praktisch ist, sodass sie sich nicht um diese Dinge kümmern müssen und sich auf ihre Arbeit konzentrieren können. In Nordamerika gibt es normalerweise kein Catering usw., und Musiker und Crew erhalten sogenannte „Buy-outs“, was bedeutet, dass ein bestimmter Geldbetrag für Essen usw. ausgegeben wird. Das sind einfach kulturelle Differenzen und machen eigentlich keinen allzu großen Unterschied. Was die Fans betrifft, würde ich sagen, dass die Metal-Community auf der ganzen Welt sehr ähnlich ist, wenn es darum geht, die Shows und dergleichen zu genießen. In den verschiedenen Regionen mag es kleine Unterschiede geben, aber die Gesamtstimmung ist supercool und positiv. Nordamerikaner können etwas mutiger sein, wenn es darum geht, nach der Show auf uns zuzugehen. Meiner Meinung nach gibt es keine großen Unterschiede. Metal-Leute sind die coolsten Leute auf der ganzen Welt.
Und was gefällt Euch in diesem Zusammenhang besser - „intime“ Club-Gigs oder Auftritte auf großen Festivals?
Diese beiden Dinge sind sehr schwer zu vergleichen, weil sie so unterschiedlich sind. Und ich muss sagen, weil sie eine so unterschiedliche Ausstrahlung haben, kann ich in beiden coole Aspekte finden. Es hängt wirklich von der Stimmung ab, in der ich mich befinde. Manchmal kommt man bei Clubshows aufgrund dieser „Intimität“ wirklich mit dem Publikum in Kontakt. Manchmal wird man auf einem großen Festival auch von der Größe der Bühne und des Publikums mitgerissen.
Du bist seit 2006 Mitglied von OMNIUM GATHERUM. Was war Dein persönliches Highlight in den letzten 17 Jahren, das du zusammen mit der Band erlebt hast?
Ich denke, dass die gesamte Erfahrung und die Tatsache, dass ich Teil von OG sein konnte, der „Höhepunkt“ dieser Sache ist. Wenn ich die erfreulichsten Dinge erwähnen sollte, dann ist das meiner Meinung nach die Tatsache, dass wir so viel auf der ganzen Welt touren konnten. Aus meiner Sicht lässt sich OG am besten live erleben, und ich bin superglücklich, dass unsere Fans in fast allen Teilen der Welt die Chance dazu hatten. Ich bin auch sehr stolz auf die Musik, die wir uns selbst und den Menschen, die sie seit so vielen Jahren genießen, liefern konnten. Das ist das, was ich schon immer machen wollte, und OG hat mir das ermöglicht, deshalb bin ich meinen Brüdern in OG dafür dankbar.
Hast Du abschließende Worte für unsere Leser da draußen?
Bleibt Metal-Brüder- und Schwestern, und wir sehen uns alle irgendwo on the road!
Mit dem "The Atlantic Years" Limited Edition Box Set von RATT huldigt BMG der erfolgreichsten Zeit der kalifornischen Hair Metal Band. Enthalten sind 5 Vinyl-Studioalben, die von 1984-1990 erschienen sind. Alle Longplayer sind remastered und auf schwarzem 180g-Vinyl gepresst. Der Klang der fünf dunklen Schönheiten ist transparent, druckvoll und makellos. Dazu gesellen sich eine seltene Vinyl-Single "Nobody Rides For Free", ein 12-seitiges Tourbuch (mit raren und nie zuvor gesehenen Fotos aus RATTs persönlichen Archiven), ein großes WANTED POSTER, ein Aufkleber, ein Backstage-Pass sowie ein Gitarrenplektrum. Ob man die drei letztgenannten Extra-Zutaten wirklich braucht, steht auf einem anderen Blatt. Indes, das Tourbuch im Glanzdruck ist nice to have.
Alle enthaltenen Alben bieten die klassische RATT-Besetzung, die u.a. mit Sänger Stephen Pearcy und Gitarrist Warren DeMartini wohl zu den wichtigsten Hair Metal Bands der USA und der 80er Jahre zählten. "Out of Cellar" war nach der EP der Longplayer-Einstand und schaffte es bis auf Platz 7 der US Billboardcharts. Drei Millionen verkaufte Platten allein in den USA waren ein riesen Achtungserfolg für RATT und ebneten den Weg an die Spitze. Hier sind "Wanted Man", "You're in Trouble" und "Round and Round" die herausragenden Nummern.
Stephen Pearcys laszive, lässige, zuweilen mehr gesprochen als gesungene Vocals und Warren DeMartinis von Eddie VAN HALEN beeinflusster Gitarrenstil bildeten den Grundcharakter von RATT. "Invasion Of Your Privacy" wurde im Juni 1985 veröffentlicht; als Singles wurden die Titel "Lay It Down", "You're in Love" und "What You Give Is What You Get" ausgekoppelt. Der zweite Longplayer erreichte in den USA doppelt Platin und war RATTs erfolgreichstes Album.
Der Nachfolger "Dancing Undercover" erreichte ebenso Platin in den USA, konnte aber die Verkaufszahlen des Vorgängers nicht erreichen. Er zählt ohne Zweifel zu den Klassiker-Alben und hat mit "Body Talk" einen der bekanntesten und coolsten RATT-Songs an Bord.
"Reach For The Sky", das vierte Studioalbum, erschien 1988 und erreichte das letzte Mal Platin-Status. Die Hitdichte war bei weitem weniger massiv als zuvor. RATT zeigte sich etwas weicher, um nicht zu sagen, poppiger als auf dem Vorgänger, und auch bluesige Vibes finden ihren Einsatz. Hinzu kam dann noch das etwas surreale Artwork, das so gar nicht zum Hair Metal Stil der Band passen mochte.
Das letzte Album des Quintetts, "Detonator", punktet auch nicht gerade mit seinem Artwork. Auch dieses Cover will nicht so recht mit Glam Metal harmonieren; zum Zeitgeist der 90er Jahre passt es vielleicht schon. "Detonator" wurde ohne Langzeit-Produzent Beau Hill aufgenommen und markierte vorerst das Ende der Band. Diese Werk ist kaum noch als Vinyl zu bekommen und wenn, dann zu horrenden Preisen. Somit werden sich sicher manche Plattensammler insbesondere über diese Box freuen.
Das Boxset ist für Platten-Liebhaber und RATT-Fans eine feine Angelegenheit und schöne Möglichkeit für die Sammlung. Auch weil hier kein unnötiges Doppelalbum Platz findet. Leider fehlt die selbstbetitelte Debüt-EP, aber ansonsten ist alles dabei, was man von dieser großartigen Band braucht. Das Set gibt es auch im CD-Format in einer seitlichen Ladebox.