Sind das noch die Corona-Nachwirkungen? Allenthalben war gerade in der Kulturszene erkennbar, dass die Pandemiezeit eine bewölkte und recht schroffe Verarbeitung bei vielen Künstlern ausgelöst hat. Auch "Nimbus", das neue THE CRYPTEX-Werk, unterscheidet sich doch erheblich von seinem Vorgänger "Once Upon a Time" (2020), und ich vermute auch hier diesen Grund dafür (dieser These werde ich in Kürze in einem Interview auf den Grund gehen). Schon visuell erscheint das geschmeidige Vorwerk leichter, mit lieblich-bunter Motte; im Kontrast dazu knurrt uns ein blutbesudelter Löwe auf "Nimbus" an. Und ja, tatsächlich werden auch inhaltlich, zumindest partiell, mächtig viel Zähne gezeigt.
So präsentieren uns die zum Quartett gewachsenen Norddeutschen mit "Fall Down" und dem schon recht wüsten, fast thrashigen "Cobra" gleich zu Beginn zwei düstere, sehr dynamische und absolut ausgehärtete Nummern. So hart kannte man THE CRYPTEX bisher nicht. Simon Moskons Stimme ist noch immer das große, profilgebende Markenzeichen der Band. Heuer setzt sich aber auch Langzeit-Gitarrist André Jean Henri Mertens sehr gekonnt und raumfüllend in Szene. Man höre sich nur mal das Riffing bei "Sugarleaf" an - und trotz aller Härte gelingt es THE CRYPTEX, hier folkige Moves einzubauen. Das Kollektiv zeigt sich wandlungsfähig wie eh und je, und fordert wieder mehr von ihren Hörern, gerade im Vergleich mit dem geschmeidigen und gut konsumierbaren Vorgänger. Die 12 Nummern und fast einstündige wilde Fahrt ist nicht in einem Durchlauf erfassbar. Ich freue mich, dass ich als Rezipient genug Zeit hatte, mich diesem Album mit all seinen Wechselspielen und Facetten ausgiebig zu stellen. Natürlich sind auch wieder Nummern dabei, denen ich nicht in vollem Umfang folgen will; das sperrige "Holy Ground" ist so ein Stück. Aber genau das ist auch die Kunst, die THE CRYPTEX auszeichnet. Die Band scheint an ihrer kreativen Kraft Freude zu haben und sich zum Teil quasi selbst daran zu berauschen. Egal, ob das der Hörer gut findet oder eben nicht. Das wunderbar relaxte und hymnische (geht beides überhaupt?) "Devils Casino" muss hier noch Erwähnung finden. Den Rest lasse ich mal im Dunkeln, empfehle Euch aber, das Album selbst zu erforschen. Es lohnt sich!
Wieder ist dieser vielseitigen und ganz eigenen Truppe ein bemerkenswertes Album gelungen, Dankeschön dafür!
Die Tage werden dunkler, der Himmel grauer und bei einigen auch die Stimmung trüber. Da kommen die finnischen Herzchen von HEXVESSEL mit "Polar Veil" ja genau richtig ums Eck. Es ist ihr sechstes Album, und inhaltlich bietet es überraschend viel Black Metal, gebeugten Doom und eine Prise verstrahlten Retro Rock. Die folkigen Waldläufer- und Spitzohren-Moves der vergangenen Tage sind heuer einer scharfen und geradezu frostigen Metal-Kante zum Opfer gefallen.
Beschwörend, klagend öffnet "The Tundra Is Awake" das Album. Der Hintergrund klingt, als ob die Gitarre, gleich Mahlwerkzeugen eingesetzt, jeden Rest an Zuversicht zerkleinert und zerstückelt. HEXVESSEL schaffen hier eine ganz feine Atmosphäre, die zwar freudlos, aber in ihrer Bedingungslosigkeit und Konsequenz einfach nur als großartig zu bezeichnen ist. "Older Than the Gods" ist mächtig, bedrohlich und wieder gebettet auf metallischen Klingen. Es lässt sich viel Zeit, um seine ganze Wucht und Größe zu entfalten. Die Keybord-Melodie am Ende von "A Cabin In Montana" ist mystisch und nicht von dieser Welt und verdient allein Applaus. Die Gesänge sind berührend und stehen oft als Weichzeichner kontrastierend zur Härte.
HEXVESSEL haben hier einen zu Beginn schwer greifbaren Monolithen erschaffen, der als ganzes Werk erst einmal abschreckt. Aber Stück für Stück, langsam seine ganze, dunkel funkelnde Pracht offenbart. "Polar Veil" vereint frostklirrende Härte mit atmosphärischer, wärmender Schönheit und Tiefe. Das macht das Album zu einem avantgardistischen, grenzgängerischen, freien und dennoch überraschend gebunden wirkenden Meisterwerk.
Passend dazu haben HEXVESSEL ihrem Longplayer ein wunderbares und sehr entsprechendes Artwork von Benjamin König spendiert. Großes Kino!
BMG widmen sich weiter dem SLADE Backkatalog. Diesmal ist mit "Alive! At Reading" ein ganz besonderes Schmankerl dabei, das zum ersten Mal als Vinyl-Longplayer auf den Markt kommt. Zeitgleich wird das Debüt "Beginnings", das 1969 noch unter dem Bandnamen AMBROSE SLADE erschienen ist, re-released. Beide Alben erscheinen am 15.09.2023 in einer schicken, knalligen Splatter Vinyl-Version als einzelne Langspieler.
"Beginnings" war noch vor der Glam-Phase der Band, noch bevor Manager und Produzent Chas Chandler die Band umformte und letztendlich aus ihnen die Glam Rock-Pioniere erschuf, die Millionen Platten verkauften. Bei diesem Debüt griff die Band zum großen Teil noch auf Fremdkompositionen zurück (u.a. THE BEATLES, ZAPPA, STEPPENWOLF); gleichwohl zeigte SLADE schon, dass sie durchaus songschreiberisches Talent besitzen, wie bei dem coolen "Roach Daddy", und ein Händchen für große Melodien haben, wie bei der Ballade "Pity The Mother". Allerdings wirkt doch einiges recht unausgereift und fragmentarisch. Das Album verströmt noch viele Beat und Blues Vibes, dazu gesellt sich partiell eine Portion Jam-Charakter, und auch produktionstechnisch ist noch Luft nach oben. Das transparente gelb mit rot-orangenem Splatter versehene Vinyl ist makellos verarbeitet und steckt in einem einfachen weißen Innersleeve.
"Alive! At Reading" punktet mit seiner Geschichte. SLADE sprangen damals, 1980, für OZZY OSBOURNE ein, der zuvor kurzfristig abgesagt hatte. Die Band hatte zu Beginn keinen so guten Stand bei den enttäuschten Festival-Besuchern. Doch SLADE überzeugten mit Spielfreude und ihrer lebensfrohen und energischen Liveperformance. Letztendlich brachte dieser Auftritt die Band wieder zurück in die Erfolgsspur, gerade in UK. SLADEs gesamter Auftritt auf dem Festival wurde von der BBC aufgezeichnet, und bald darauf wurden 45 Minuten ihres Auftritts in der Friday Rock Show ausgestrahlt. Diese Ausstrahlung ist hier enthalten. Geboten werden 10 Songs, darunter die Hits "Take Me Bak 'Ome", Mama Weer All Crazee Now" und "Cum On Feel The Noize". Die Aufnahme profitiert von ihrer verschwitzten Energie und Live Atmosphäre, indes ist der Sound etwas intransparent und zittrig. Hier geht natürlich nichts über SLADEs Live-Debüt "Alive", was eines der kraftvollsten und klanglich stärksten Livedokumente ever ist und somit auch bleibt. Das Vinyl ist orange-rot mit schwarzen Schlieren, makellos verarbeitet und steckt in einem bedruckten Innersleeve.
Beide Alben rechtfertigen einen Re-Release bzw. eine Release - gerade "Alive! At Reading" stellt ein "must have" für SLADE-Fans dar.
SKAGARACK schafften leider nie den großen Durchbruch, was aber auch nicht groß verwundern darf, da Melodic Rock und AOR gerade in den 80er Jahren fest in US-amerikanischer, wenn dann allerhöchstens noch in britischer Hand war. SKAGARACK aber, wie der Name schon nahelegt, kommen aus dem Skagerrak, genauer gesagt aus Dänemark. Gleichwohl sind die Nordeuropäer vielen Anhängern des genannten Genres ein Begriff, konnten sie doch mit ihren vier bzw. drei Alben gerade in den 80er Jahren viele Fans gewinnen.
Heuer beglücken uns die zwei Original-Mitglieder, Mastermind Torben Schmidt und Jan Petersen, mit einem neuen SKAGARACK-Album. Selbstredend sind die 37 Jahre nicht spurlos an der Band vorüber gegangen. "Heart And Soul", wie das neue und fünfte Studiowerk heißt, hat so gut wie nichts mehr mit dem Meanstream Rock aus früheren Zeiten gemein. Der fluffige, sonnendurchflutete, oft mit einer Keybordmelodie flankierte Melodic Rock ist einem gesetzteren, mit bluesigen Vibes durchzogenen Hardrock gewichen. Torben Schmidt versucht erst gar nicht, seine hohe Stimme von früher zu imitieren, sondern setzt von vorneherein seine Vokals wesentlich tiefer und entspannter an.
"Give It" klingt pur amerikanisch, GIANT, TANGIER oder 38 SPECIAL kommen mir in den Sinn. Auch im weiteren Verlauf wird bluesiger Hard Rock handwerklich überzeugend dargeboten. Statt flippigem Keybord gibt es heute eine brummend warme Orgel wie bei "Cool To be Old School". Das relaxte und mit einem starken Refrain ausgestattete "Ain't Got Nothing To Lose" ist souliger, tiefenentspannter Cowboy Stiefel Rock, und klingt zig tausende Kilometer von der dänischen Küste entfernt.
SKAGARACK 2023 ist nicht mehr dieselbe Band wie 1985, und das wollen sie auch gar nicht sein. Der Fan von damals sollte das wissen. Kein nostalgischer Neuaufguss, kein Versuch eines Nachkochens eines alten Rezeptes. "Heart And Soul" ist quasi ein weiteres Debüt unter gleichem Namen.
VANDENBERG sind eine niederländische Hard Rock Band deren Geschichte bis tief in die 80er reicht und deren ersten Alben in ihrem Heimatland respektable Chartplatzierungen einfuhren. Bandchef und Gitarrist Adrian VANDENBERG heuerte in den späten 80ern dann bei Davis Coverdale und WHITESNAKE, was seine musikalische Ausrichtung nachhaltig prägte. Nach dem VANDENBERG-Comeback-Album „2020“ liefert der Gitarrist nun zusammen mit Neu-Sänger Mats Levén (u.a. MAMLSTEEN, THERION, CANDLEMASS), Schlagzeuger Koen Herfst und Bassist Randy van der Elsen sein neues Werk „Sin“ ab.
Entsprechend seinem Background und seinen Vorlieben hört sich das Material überwiegend nach einer Mixtur aus WHITESNAKE und LED ZEPPELIN an – was für eine Hard Rock Platte als Lob verstanden werden darf. Denn „Sin“ läßt sich locker, gut durchhören, hat seine Momente und dürfte jeden gefallen, der Coverdale & Co. immer noch auf den Plattenteller legt. Tolles, natürlich Old-School-lastiges Gitarrenspiel trifft ebenso passenden Sänger. Der beiden flotten Opener „Thunder And Lightning“ (hat was von einem Ohrwurm) und „House On Fire“ (groovt, läßt einen an VAN HALEN denken und braucht zwei, drei Durchläufe) eröffnen den Reigen. Insbesondere der Titeltrack „Sin“ läßt die guten alten LED ZEP am Regenbogen vorbeifliegen. Dieser Song hätte auch zum Vorgänger am Mikro gute gepasst (RAINBOWs Ronnie Romero). Bei „Walking On Water“ spielt man auch mal die Blueskarte, bevor es mit „Hit The Ground Running“ einen weiteren kraftvollen Rocker gibt, welcher sogar Hit-Potential hätte. Gegen Ende gibt es mit „Baby You’ve Changed“ die unvermeidliche Ballade, welche natürlich einen starken WHITESNAKE-Touch hat. Und so wiederhole ich gerne nochmals mein am Anfang gemachtes Statement: „Sin“ läßt sich locker, gut durchhören, hat seine Momente und dürfte jeden gefallen, der Coverdale & Co. immer noch auf den Plattenteller legt.
Die Band NEUROTOX legt mit „Echt“ ihren sechsten Longplayer im zehnten Jahr Bandgeschichte vor. Die Band aus Rheinberg/Wesel hat sich zum Jubiläum schöne „Geschenke“ für die Fans ausgedacht: den Release gibt es als Digi mit Studio-Album auf der ersten und einem Livemitschnitt auf der zweiten CD und als Box-Set mit tollen Goodies wie Beanie, signierten Plektren und Drum-Stick-Schlüsselanhänger, Stickern und Autogrammkarte. Ich persönlich bevorzuge es, einen richtigen Tonträger in der Hand zu halten, im Booklet Songtexte nachlesen zu können und solche reichhaltig ausgestatteten Box-Sets sind auch irgendwie ein Dankeschön an alle, die Musik tatsächlich noch kaufen und nicht nur streamen, woran Bands ja bekanntlich so gut wie nichts mehr verdienen.
Das Album geht mit dem Titelsong gleich in die Vollen und es gibt Punkrock in unterschiedlichen Variationen zu hören. Da könnte man z. B. DIE TOTEN HOSEN oder DIE ÄRZTE erwarten, oder auch mal fetteren CALIFORNIA SKATE PUNK, wird dann aber doch auf eine etwas andere Schiene geleitet, denn Bennys Gesang ist jetzt nicht unbedingt der feinste und die Texte nicht die poetischsten. Das Ganze ist definitiv Richtung Party mit alkoholischen Hopfen-Getränken ausgelegt, bei der Anreise zum Festival oder hinterher auf dem Campingplatz. Musikalisch gefällt es mir gut, aber mir persönlich sind die Texte etwas zu simpel und zu „alles schon mal da gewesen“ (wobei: ist hier für irgendeine Band noch etwas zu holen? Fragen wir Gutalax....). Insgesamt ganz gut, aber der Song, der tatsächlich für einen halben Punkt-Abzug sorgt, ist „Weniger Schlafen“; „Weniger scha la la la la la lafen und mehr sau sau saufi saufi saufen...“ Meinen die das Ernst? Der Gegenpol hierzu kommt kurz darauf mittels echt schönen Piano Versionen von „Heute Nacht“ und „Nur einen Herzschlag“,
Ich empfehle das Album allen, die auf DEUTSCHROCK stehen und/oder bei Songs die Lyrics nicht so wichtig sind. Es gibt von mir 3,5 von 5 möglichen Schweissbändern. Vom Spaßfaktor der vierköpfigen Gruppe kann man sich auf der kommenden Tour ab September machen.
Da hat SERAINA TELLI aber mal richtig Gas gegeben. Noch kein Jahr ist seit ihrem Solo-Debut “Simple Talk” vergangen und schon steht der Nachfolger “Addicted To Color” in den Regalen. Die Sängerin von DEAD VENUS und ehemals von BURNING WITCHES ist scheinbar als Kind in das Fass mit dem Zaubertrank gefallen und ihre ureigene Energie überträgt sich auch auf ihre Musik. Lebendig, rotzig, packend kommt ihr Hard Rock auf dem neuen Album rüber und dies kompakter und zielgerichteter als auf dem Erstling. Im Mittelpunkt steht natürlich Serainas tolle, kraftvolle Stimme, die keine internationalen Vergleiche scheuen muss. Das trifft ganz überwiegend auch auf die Kompositionen zu. Mit dem Eröffnungs-Trio, das ein einziger Rock’n’Roll-Arschtritt ist, hat die Scheibe eigentlich schon gewonnen. Die Befürchtung, dass 13 Songs (plus zwei etwas seltsame Spoken-Word-Einlagen) für ein Album mit straighter Rockmusik zu viel sind, bestätigt die Scheibe mit dem farbenfrohen Cover nicht. Langweilig wird es zu keiner Zeit. Die Balladen “The Harder Way” und “All Your Tears” meistern SERAINA TELLI und ihre Mitmusiker mit Bravour. Auch das Cover von “Spaceman” (im Original von 4 NON BLONDES) fügt sich sehr gut in das Album ein und ist sicher nicht einfach zu singen. Die Schweizerin gibt sich dabei aber natürlich keine Blöße.
Damit diese Kritik aber nicht ganz ohne Kritik auskommt, müssen die Arrangements der Songs angesprochen werden, die noch etwas Luft nach oben lassen. Hier und da hätte der Einsatz einer zusätzlichen Akustikgitarre oder gar Bläsern den Liedern gut getan. We need more cowbell! Insbesondere aber ist das Fehlen einer echten Leadgitarre leider ein kleiner Downer. Was für ein Feuerwerk hätten wir hier, wenn zu dieser Mordsstimme noch geile Licks und Soli kämen.
Die Kritikpunkte sollen den Genuss dieses Werks allerdings nicht großartig schmälern. Bei “Addicted To Color” handelt es sich um ein sehr gutes Hard Rock-Album, das perfekt in den (Spät-)Sommer passt und gute Laune pur verströmt. Und wer kann sowas nicht gebrauchen? Eben!
THE UNITY haben den Zeitpunkt zur Veröffentlichung ihres vierten Studiowerkes gut gelegt. Eine Woche nach Erscheinen von "The Hellish Joyride" (25.08.2023) geht das Kollektiv mit PRIMAL FEAR auf Europa-Tour. Im Gepäck 12 neue Songs, die vor Energie und Kraft nur so strotzen.
Die pathetische, leicht überladene Einleitung "One World" eignet sich als Einstimmung zum Entern der Bühne perfekt. Und auch das darauffolgende "Masterpiece" könnte sicherlich schnell für Betriebstemperatur im Auditorium sorgen. Diese Nummer ist, um es mal altmodisch auszudrücken, Speed Metal in Reinkultur. Im Doppelbass-Gewitter stehend, von Gitarren-Blitzen erhellt, erinnert der Song an alte HELLOWEEN, was ja nicht ganz abwegig ist, wenn man bedenkt, dass ein Drittel der Band bei GAMMA RAY ihren Ursprung hatte. Der Titelsong zelebriert dann Power Metal, groovend marschierend, dazu begleitet mit einer mystisch anmutenden Keyboard-Melodie. THE UNITY zeigen sich auf "The Hellish Joyride" etwas härter als gewohnt, die liebgewonnenen, geschmeidigen Melodic Rock Momente ("Something Good") sind heuer rar gesät. Die Songs indes erscheinen eine Spur verzierter und detaillierter in ihrer Aufmachung; "Saints and Sinners" ist eine Melange aus PRETTY MAIDS, und erneut würde ich hier einen beleuchteten Kürbis ins Fenster stellen. Erfrischend und bereichernd ist das zwischen DEEP PURPLES "Burn" und RAINBOWS "Kill The King" angesiedelte, athletische "Never Surrender" - hier brilliert handwerklich das gesamte Kollektiv, im Besonderen aber Sänger Gianbattista Manenti.
Die höllische Spritztour des deutsch-italienischen Sextetts ist eine unterhaltsame und rasante Fahrt, eine Spur hitziger als gewohnt. Ohne Frage werden von hier einige Nummern ins Live-Set finden und ihre Uraufführung im Spätsommer 2023 haben. Applaus verdient die Band für ihre beständig hohe Qualität, die sie von Album zu Album abliefert. Auf diese Zuverlässigkeit ist, wie es scheint, immer Verlass. Hut ab!
Was macht man als Euro Power Metal Fan, der späten 90er und frühen 00er Jahre, wenn die Heroen nachlassen oder es schlicht wenig neue Veröffentlichungen in diesem Genre gibt? Man nimmt die Dinge selbst in die Hand. Und genau das war der Startschuss von BURNING SUN (natürlich benannt nach dem HELLOWEEN Song). Zoltán Papi ist einer der größten Fans, die ich kenne und so weiß er natürlich genau wie seine Scheibe zu klingen hat. Mit Hilfe des MERCILESS LAW Sängers Pancho Ireland hat Papi 8 veritable, meist sehr flotte Power Metal Hymen zusammengezimmert, die sich gut zwischen Deris-HELLOWEEN, CRYONIC TEMPLE, HELICON, STEEL ATTACK oder NOSTRADAMEUS machen. Natürlich darf auch ein gewisser Nerdfaktor nicht fehlen und so drehen sich die Texte um Zoltáns Word of Warcraft Character Emaly. Munter davon galoppierende Nummern wie „Hundred Lions“ oder „Darkfang Keep“ passen perfekt zu Konzept und wecken tatsächlich die Lust mal wieder zu zocken. „Wake Of Ashes“ hat nicht den Anspruch die Metalwelt aus den Angeln zu heben, funktioniert aber klasse als persönlichen Tribut an ein etwas in Vergessenheit geratenes Genre. Bei „Under The Burning Sun“ darf dann die tschechische Sängerin Alena Krákorová ans Mikro und macht ihre Sache ziemlich gut. Vom Sound ihrer Stimme erinnert das an Kimberly Goss und könnte auch von den großartigen SINERGY sein. Das bei einem Song Cederick Forsberg die Finger an den Saiten hatte, überrascht da dann nicht mehr wirklich. Coole Scheibe, die Spaß macht.