Es soll ja in subversiven Kreisen diverse Leute (mich eingeschlossen!) geben, die beim reinen Hören oder Lesen von Begriffen wie „Deathcore“ übelsten Ausschlag, Zuckungen und Brechreiz bekommen. Wenn das Ganze zudem noch mit „symphonischen“ Elementen garniert wird, scheint Waterboarding dagegen wie pure Erholung zu wirken. Nun ergibt es sich aber, dass MENTAL CRUELTY diese hippe Mischung nicht nur auf ein sehr erträgliches Niveau hieven, sondern sogar über weite Strecken durch cleveres Songwriting überzeugen. Was bei gleichgesinnten Bands oft in wirren Mittel-zum-Zweck-Krach ausartet, hat bei dem Quintett aus Karlsruhe unerwartet viel Struktur; der Bombast und die epischen Parts werden sehr zielgerichtet eingesetzt, und auch der Klargesang, der hin und wieder das Geschehen dominiert, wirkt nicht aufgesetzt, sondern wird punktgenau integriert – lediglich die sterile, künstlich tönende Doublebass zerrt an den Nerven. Wer also dieser sehr krawalligen Stilrichtung gegenüber aufgeschlossen ist, bekommt etwa mit „Obsessis A Daemonio“, „Nordlys“, dem getragenen Titelsong oder dem mit mächtigen Midtempo-Passagen versehenen „The Arrogance Of Agony“ einige sehr gelungene Stücke, die „Zwielicht“ neben einem ansehnlichen Digipak mit 16-seitigem Booklet inklusive aller Texte für die Zielgruppe mehr als interessant machen. Wer es allerdings gerne oldschoolig, rotzig und weniger hektisch-kalkuliert mag, sollte nach wie vor einen großen Bogen machen…
RAVEN gehören zu dieser Sorte von Bands, die man entweder gerne mag oder aber so gar nichts damit anfangen kann. Wer zu den Letzteren zählt, kann jetzt getrost aufhören, hier weiter zu lesen. Für alle anderen ist die neue Scheibe de facto ein Pflichtkauf.
Wo RAVEN drauf steht, ist schlicht und ergreifend RAVEN drin.
Da sind jede Menge schräge Melodien mit dem typischen Gesang von John Gallagher (Gesang, Bass), der sich häufig im Fallsettbereich tummelt, mitreißende Riffs von Mark Gallagher (Gitarre), Hocks en masse und ansonsten jede Menge Spaß und Chaos. Den unvergleichlichen Antriebsmotor für die Chose mimt erneut Mike Heller (Schlagzeug). Ich habe den Eindruck, dass er nun so richtig im Triumvirat angekommen ist, denn “All Hell's Breaking Loose“ ist die härteste und schnellste Scheibe in der nun schon 49 Jahre dauernden Geschichte der Truppe. Mit welcher Perfektion und Kraft er jeden einzelnen Track anschiebt, ist allein schon die Anschaffung der Platte wert. Es fällt mir sehr schwer, einzelne Nummern herauszuheben, da abermals nur Killer auf dem Album zu finden sind. Die NWoBHM Pioniere haben sich allerdings dieses Mal von besagter Stilrichtung deutlich in Richtung Speedmetal bewegt. Lediglich “Victory's Call“ trägt etwas mehr vom NWoBHM-Gen in sich und hat sich letztendlich zu meinem persönlichen Favoriten gemausert.
Produziert wurde das gute Stück Schwermetal in Hellers eigenem Studio "Heaven And Heller Studios" in Los Angeles.
Das Cover-Booklet-Konzept ist im Übrigen, ähnlich wie bei “Metal City,“ im Comicstil gehalten, was überdies den Spaßfaktor an der CD unterstreicht.
Bei “All Hell's Breaking Loose“ ist der Titel ganz und gar Programm. Das Ding geht voll auf die Zwölf ohne Punkt und Komma.
David DeFeis wird keine Alben mehr veröffentlichen wie "Noble Savage" oder "Invictus" - Punkt. Dass VIRGIN STEELE 2023 eine andere Band ist und der maßgebliche Künstler sich verändert hat, ebenso seine Art und Weise, ein Album zu produzieren, sollte mittlerweile auch bei den letzten Metalheads und Anhängern der Band angekommen sein. Somit fokusieren wir uns doch am besten auf den Inhalt des neuen Albums und lassen den melancholischen Blick in die glorreiche Vergangenheit ruhen.
"The Passion Of Dionysus" kommt 5 Jahre nach dem nennen wir es mal "quantitativen Kontrollverlust" des "Seven Devils Moonshine" Boxsets. Und ambitioniert, kreativ, inspiriert und auch den Hörer fordernd ist der New Yorker Multiinstrumentalist auch heuer geblieben. Die Geschichte von Dionysos, dem jüngsten der griechischen Götter und Sohn von Zeus, steht im Zentrum des Albums. Aber es geht nicht nur um griechische Mythologie, sondern auch um Kontrolle, Zurückhaltung, um nichts weniger als um die Freiheit des Individuums und die Frage, "ob es Platz in unserer Gesellschaft für das irrationale und Wilde gibt" (Zitat DeFeis). Und u.a. dieser wilden Frage geht David DeFeis in knapp 80 Minuten und 10 Songs nach. Unterstützung findet er wieder in seinem langjährigen musikalischen Partner und Gitarrist Edward Pursino, und den Rest, d.h. Songwriting, Produktion, Vocals, Keyboards, Bass, Drums übernimmt er himself.
Und natürlich finde ich das Schlagzeugspiel nicht immer passend und überzeugend. Zum Teil "zerstückelt" David damit die Songs; vom synthetischen Klang der Drums reden wir hier noch nicht einmal. Und natürlich sind die Kompositionen zu oft überladen mit Effekten und symphonischem Bombast. Und auch die hohen Schreie, die mit Studiotechnik gepimpt sind, gehen dem Hörer doch hin und wieder auf die Nerven. Aber hier sind auch starke Melodien zu entdecken. Und wenn man sich intensiv mit dem Werk beschäftigt, gibt es einiges, was durchaus innovativ, anspruchsvoll und künstlerisch wertvoll ist. Kurzum, es gibt tolle Songs auf "The Passion Of Dionysus".
"The Gethsemane Effect" hat einen packenden Groove. Die Gesangslinie steckt voller Emotion, und die Gitarre, die Pursino spielt, ist empfindsam und beseelt. Der Song bietet Rock mit symphonischer Verzierung, aber auch metalisches Muskelspiel wird zuweilen geboten. Songs, die an oder auch über die 10 Minuten gehen, sind der Standard auf dem Album. Gradlinig, wie bei "Black Earth & Blood", werden diese selten erzählt, Wendungen gehören zum Konzept. "The Ritual Of Descent" hat vier Parts und geht nahezu 13 Minuten. Das ist spannend, aber auch herausfordernd.
Wer den letzten Veröffentlichungen von VIRGIN STEELE etwas abgewinnen konnte, wer sich nicht von dem zuweilen etwas unausgewogenen Klang hat abschrecken lassen, wird auch an diesem Werk Gefallen finden. Generell, wer auf progressiven, symphonischen, epischen, konzeptionellen Rock und Metal steht, sollte "The Passion Of Dionysus" antesten. Alle, die auf frühe VIRGIN STEELE - tief im Metal-Kosmos verwurzelt, zwar episch, aber schlüssig erzählt - hofften, die werden hier abermals nicht fündig.
Hallo! Mir geht es ganz gut, danke. Es ist früh am Morgen. Ich trinke einen Kaffee und fange an, dieses Interview zu beantworten.
Warum veröffentlicht Ihr nach Eurem 2021 erschienenen Album „Origin“ nun eine EP und nicht erneut ein neues Album? Oder ist „Slasher“ der Vorbote eines neuen Albums, das in naher Zukunft folgen wird?
Diese EP wird aus verschiedenen Gründen veröffentlicht. Zuerst möchten wir Nick vorstellen, der nach der Veröffentlichung von „Origin“ an Bord des OG-Schiffes gebracht wurde. Nick spielte das Solo des Titelsongs der EP und war auch an den Arrangements dieses bestimmten Songs beteiligt. Zweitens wurden die letzten beiden der vier Songs auf der EP in den „Origin“-Sessions aufgenommen, und da es sich um ordentliche Originalsongs handelt, wollten wir diese Songs auch veröffentlichen, bevor wir mit der Arbeit an einem neuen Album beginnen. Drittens ist diese Veröffentlichung, wie Du sagtest, eine Art Vorbote zwischen „Origin“ und dem nächsten Album.
Auf „Slasher“ seid Ihr seit eurem letzten Album „Origin“ noch eingängiger geworden.War das beabsichtigt, oder ist es während der Songwriting-Phase für die EP entstanden?
Unsere Musik nimmt immer „neue“ Formen an, und diese EP klingt vielleicht noch eingängiger als „Origin“. Dennoch wurden zwei der Songs auf der EP während der „Origin“-Sessions aufgenommen, sodass die Eingängigkeit auch bei diesen Songs vorhanden ist. Der Gesamtsound der „Slasher“-EP ist eine natürliche Fortsetzung der vorherigen Veröffentlichung, und es bestand kein Anspruch darauf, dass diese Veröffentlichung eingängiger oder Ähnliches sein sollte. Das war die Stimmung, und wir folgten ihr nach besten Kräften. Meiner Meinung nach ist OG diese Art von Band, die seit vielen Jahren eingängige Melodien mit starken, harschen Riffs und tiefen Growls im Gesang kombiniert. Für die nächste Veröffentlichung könnte es noch eingängiger werden... oder auch nicht. Mal sehen.
Warum habt Ihr Euch entschieden, den alten MICHAEL SEMBELLO-Hit „Maniac“ zu covern? Findet Ihr das Lied so stark?
Das war ursprünglich Markus' Idee. Ich denke, es lief in etwa so ab, dass er den Originalsong bewusst oder unbewusst gehört hat, und es kam zu der Idee, dass es sich hier um einen Song handelt, der sich hervorragend in den Melodic Death-Metal-Stil von OG integrieren lässt. Also machte er weiter und machte einige Demoversionen, und ich lernte den Text. Danach habe ich einfach zusätzlich zum Demo gesungen. Also haben wir es uns angehört, und beide fanden, dass es wirklich eine gute und originelle Idee ist, dieses Lied zu covern. Wir waren uns der Tatsache bewusst, dass mehr als ein paar Gruppen im Metal-Genre zuvor ein Cover von diesem Song gemacht hatten, aber wir ließen uns davon nicht einschüchtern, denn es ist ein großartiger Song, und wir haben es geschafft, eine Version davon zu machen, die auch wirklich nach OG klingt. Das Covern von Liedern anderer Musiker ist immer ein heikler Prozess, bei dem man unserer Meinung nach einen gewissen Respekt vor dem Original haben muss, aber auch genug Mut, um daraus etwas Besonderes zu formen. Auf diese Weise gedeiht die Musik des Liedes weiterhin in einem völlig neuen Bereich und möglicherweise für ein ganz anderes Publikum als ursprünglich gedacht.
Wenn ich das richtig verstehe, ist „Slasher“ Eure erste EP seit „Steal The Light“ aus dem Jahr 2002, was wirklich nicht viel ist. Viele Fans halten EPs, die nur wenige kurze Songs enthalten, teilweise aber fast so viel kosten wie ein ganzes Album, für Abzocke. Was denkt Ihr generell darüber?
Es gibt viele Meinungen, wenn man über EPs und ihren „Wert“ nachdenkt, sowohl bei Musikern als auch beim Publikum. Manche halten sie für nutzlose Zeitverschwendung, während andere sie aus anderen Gründen für eine Notwendigkeit halten. Für OG erfolgte diese Veröffentlichung aus den zuvor genannten Gründen. Was den Preis dieser Art von Veröffentlichungen betrifft: meiner Erfahrung nach sind EPs in der Regel etwas günstiger als Full-Length-Alben, daher kann ich dazu keine weiteren Kommentare abgeben. Und heutzutage ist es üblich, dass alle oder die meisten Songs, wie in diesem Fall, vor dem eigentlichen Veröffentlichungsdatum als Videos usw. veröffentlicht werden. Es bleibt also den Hörern überlassen, ob sie die gesamte EP kaufen oder nicht.
Auf der neuen EP „Slasher“ gibt Euer neues Bandmitglied Nick Cordle bei OMNIUM GATHERUM sein Studiodebüt. Habt Ihr ihn in die Band geholt, weil er unter anderem bereits viel Erfahrung mit ARCH ENEMY und ARSIS gesammelt hatte?
Bis heute hat Nick zwei Nordamerika-Touren mit uns gemacht; er hat Festivals und eine Europatournee bestritten. Dies ist innerhalb eines Jahres geschehen. In dieser Zeit hatten wir die Gelegenheit, Nick sowohl als Tourmusiker als auch als Person kennenzulernen. Wir waren in beiden Punkten sehr zufrieden. Nick ist ein Typ mit hoher Arbeitsmoral, und er nimmt seine Position als Musiker sehr ernst. Er ist ein harter Arbeiter, auf den wir uns wirklich verlassen können. Außerdem ist er jemand, der das Tourleben mit all seinen Herausforderungen problemlos annehmen kann. Das kann nicht jeder Mensch. Das Leben on the road bietet viele Herausforderungen und kann manchmal ziemlich stressig sein. Bei diesen oben genannten Touren wurde uns klar, dass Nick der Musiker ist, mit dem wir zusammenarbeiten wollen. Teilweise rührt diese Erfahrung von den Dingen her, die er in der Vergangenheit mit anderen Bands gemacht hat. Der andere Teil beruht auf seiner eigenen Integrität und seiner Bereitschaft, gute Arbeit zu leisten. Ich muss auch die Tatsache erwähnen, dass Nick ein großartiger Gitarrist und Musiker ist, also hatte diese Tatsache viel Gewicht auf der Waage.
Letztes Jahr habt Ihr zusammen mit ALLEGAEON und BLACK CROWN INITIATE erwähnte große einmonatige Headliner-Tour durch die USA gemacht. Wie verlief die Tour aus Eurer Sicht?Gab es im Ausland besondere Erlebnisse, und verhalten sich die Fans dort anders als in Europa?
Ja, das haben wir. Das war unsere erste Headliner-Tour in Nordamerika. Und es lief auch wirklich gut. Insgesamt war es ein interessantes Paket. Beide Bands, die mit uns auf Tour waren, haben hervorragende Arbeit geleistet und jeden Abend Killershows abgeliefert. Damals gab es noch COVID-19-Beschränkungen, die einige Dinge im Vergleich zu normalen Umständen etwas schwieriger machten. Zum Beispiel gab es keine Meet & Greets und wir blieben nach den Shows nicht mit unseren Fans zusammen, wie wir es normalerweise tun. Das war echt scheiße! Auch mit den Grenzübergängen war es wirklich nervig. Wir mussten viele Tests absolvieren, und aufgrund unseres engen Tourenplans war es zeitweise wirklich herausfordernd. Touren in Nordamerika sind ähnlich und gleichzeitig anders als in Europa. Zum Beispiel gibt es große Unterschiede, wenn es um Catering und Backstage-Vergünstigungen geht. In Europa werden sie in der Regel zur Verfügung gestellt, was für die Musiker praktisch ist, sodass sie sich nicht um diese Dinge kümmern müssen und sich auf ihre Arbeit konzentrieren können. In Nordamerika gibt es normalerweise kein Catering usw., und Musiker und Crew erhalten sogenannte „Buy-outs“, was bedeutet, dass ein bestimmter Geldbetrag für Essen usw. ausgegeben wird. Das sind einfach kulturelle Differenzen und machen eigentlich keinen allzu großen Unterschied. Was die Fans betrifft, würde ich sagen, dass die Metal-Community auf der ganzen Welt sehr ähnlich ist, wenn es darum geht, die Shows und dergleichen zu genießen. In den verschiedenen Regionen mag es kleine Unterschiede geben, aber die Gesamtstimmung ist supercool und positiv. Nordamerikaner können etwas mutiger sein, wenn es darum geht, nach der Show auf uns zuzugehen. Meiner Meinung nach gibt es keine großen Unterschiede. Metal-Leute sind die coolsten Leute auf der ganzen Welt.
Und was gefällt Euch in diesem Zusammenhang besser - „intime“ Club-Gigs oder Auftritte auf großen Festivals?
Diese beiden Dinge sind sehr schwer zu vergleichen, weil sie so unterschiedlich sind. Und ich muss sagen, weil sie eine so unterschiedliche Ausstrahlung haben, kann ich in beiden coole Aspekte finden. Es hängt wirklich von der Stimmung ab, in der ich mich befinde. Manchmal kommt man bei Clubshows aufgrund dieser „Intimität“ wirklich mit dem Publikum in Kontakt. Manchmal wird man auf einem großen Festival auch von der Größe der Bühne und des Publikums mitgerissen.
Du bist seit 2006 Mitglied von OMNIUM GATHERUM. Was war Dein persönliches Highlight in den letzten 17 Jahren, das du zusammen mit der Band erlebt hast?
Ich denke, dass die gesamte Erfahrung und die Tatsache, dass ich Teil von OG sein konnte, der „Höhepunkt“ dieser Sache ist. Wenn ich die erfreulichsten Dinge erwähnen sollte, dann ist das meiner Meinung nach die Tatsache, dass wir so viel auf der ganzen Welt touren konnten. Aus meiner Sicht lässt sich OG am besten live erleben, und ich bin superglücklich, dass unsere Fans in fast allen Teilen der Welt die Chance dazu hatten. Ich bin auch sehr stolz auf die Musik, die wir uns selbst und den Menschen, die sie seit so vielen Jahren genießen, liefern konnten. Das ist das, was ich schon immer machen wollte, und OG hat mir das ermöglicht, deshalb bin ich meinen Brüdern in OG dafür dankbar.
Hast Du abschließende Worte für unsere Leser da draußen?
Bleibt Metal-Brüder- und Schwestern, und wir sehen uns alle irgendwo on the road!
Mit dem "The Atlantic Years" Limited Edition Box Set von RATT huldigt BMG der erfolgreichsten Zeit der kalifornischen Hair Metal Band. Enthalten sind 5 Vinyl-Studioalben, die von 1984-1990 erschienen sind. Alle Longplayer sind remastered und auf schwarzem 180g-Vinyl gepresst. Der Klang der fünf dunklen Schönheiten ist transparent, druckvoll und makellos. Dazu gesellen sich eine seltene Vinyl-Single "Nobody Rides For Free", ein 12-seitiges Tourbuch (mit raren und nie zuvor gesehenen Fotos aus RATTs persönlichen Archiven), ein großes WANTED POSTER, ein Aufkleber, ein Backstage-Pass sowie ein Gitarrenplektrum. Ob man die drei letztgenannten Extra-Zutaten wirklich braucht, steht auf einem anderen Blatt. Indes, das Tourbuch im Glanzdruck ist nice to have.
Alle enthaltenen Alben bieten die klassische RATT-Besetzung, die u.a. mit Sänger Stephen Pearcy und Gitarrist Warren DeMartini wohl zu den wichtigsten Hair Metal Bands der USA und der 80er Jahre zählten. "Out of Cellar" war nach der EP der Longplayer-Einstand und schaffte es bis auf Platz 7 der US Billboardcharts. Drei Millionen verkaufte Platten allein in den USA waren ein riesen Achtungserfolg für RATT und ebneten den Weg an die Spitze. Hier sind "Wanted Man", "You're in Trouble" und "Round and Round" die herausragenden Nummern.
Stephen Pearcys laszive, lässige, zuweilen mehr gesprochen als gesungene Vocals und Warren DeMartinis von Eddie VAN HALEN beeinflusster Gitarrenstil bildeten den Grundcharakter von RATT. "Invasion Of Your Privacy" wurde im Juni 1985 veröffentlicht; als Singles wurden die Titel "Lay It Down", "You're in Love" und "What You Give Is What You Get" ausgekoppelt. Der zweite Longplayer erreichte in den USA doppelt Platin und war RATTs erfolgreichstes Album.
Der Nachfolger "Dancing Undercover" erreichte ebenso Platin in den USA, konnte aber die Verkaufszahlen des Vorgängers nicht erreichen. Er zählt ohne Zweifel zu den Klassiker-Alben und hat mit "Body Talk" einen der bekanntesten und coolsten RATT-Songs an Bord.
"Reach For The Sky", das vierte Studioalbum, erschien 1988 und erreichte das letzte Mal Platin-Status. Die Hitdichte war bei weitem weniger massiv als zuvor. RATT zeigte sich etwas weicher, um nicht zu sagen, poppiger als auf dem Vorgänger, und auch bluesige Vibes finden ihren Einsatz. Hinzu kam dann noch das etwas surreale Artwork, das so gar nicht zum Hair Metal Stil der Band passen mochte.
Das letzte Album des Quintetts, "Detonator", punktet auch nicht gerade mit seinem Artwork. Auch dieses Cover will nicht so recht mit Glam Metal harmonieren; zum Zeitgeist der 90er Jahre passt es vielleicht schon. "Detonator" wurde ohne Langzeit-Produzent Beau Hill aufgenommen und markierte vorerst das Ende der Band. Diese Werk ist kaum noch als Vinyl zu bekommen und wenn, dann zu horrenden Preisen. Somit werden sich sicher manche Plattensammler insbesondere über diese Box freuen.
Das Boxset ist für Platten-Liebhaber und RATT-Fans eine feine Angelegenheit und schöne Möglichkeit für die Sammlung. Auch weil hier kein unnötiges Doppelalbum Platz findet. Leider fehlt die selbstbetitelte Debüt-EP, aber ansonsten ist alles dabei, was man von dieser großartigen Band braucht. Das Set gibt es auch im CD-Format in einer seitlichen Ladebox.
Interview für METALINSIDE mit TARCHON FIST aus Bologna am 29.04.2023
mit folgenden Bandmitgliedern:
Mirco "RAMON" Ramondo – Lead Vocals
Luciano "LVCIO" Tattini – Guitars&Backing Vocals
Sergio "RIX" Rizzo – Guitars&Backing Vocals
Marco "WALLACE" Pazzini – Bass &Backing Vocals
(Interviewer: Reimund Sander- Gast Autor für Metalinside)
…………………………………………………………………………………
METALINSIDE:
Hallo Jungs! Es ist mir eine Ehre, ein Interview mit TARCHON FIST aus Bologna für das
Rock- und Metal-Onlinemagazin METALINSIDE aus Deutschland zu führen.
LVCIO:
Hallo Reimund! Die Einladung von METALINSIDE hat uns sehr gefreut!!!!
Vielen Dank für diese Gelegenheit! Ein großes Hallo an METALINSIDE und an eure Leser!!
METALINSIDE:
Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurem gelungenen neuen Album "The Flame Still Burns"! Ich verfolge eure Arbeit seit der Veröffentlichung eures Albums "Celebration" zu eurem 10-jährigen Jubiläumim Jahr 2016, und ich mag eure CDs wirklich sehr.
RAMON:
Wirklich, vielen Dank. Wir freuen uns über dein Kompliment, denn hinter jedem Album, das wir produzieren, steckt jede Menge Arbeit, Schweiß und Leidenschaft, Lachen und Weinen, Nächte und Tage, in denen wir versuchen, etwas zustande zu bringen, das ihr wertschätzen und genießen könnt. Und wir alle, jeder von uns, gibt dasBeste hinein, zu dem er fähig ist.
METALINSIDE:
"The Flame Still Burns" ist eure fünfte Full-Length-Veröffentlichung bisher - oder die sechste, wenn man eure Compilation-CD "Celebration" mitrechnet. Es ist erstaunlich, wie ihr es schafft, fast die gesamte Bandbreite an Rock- und Metal-Stilen sowie den Geist der 80er Jahre in eure Songs zu weben und sie trotzdem so lebendig, abwechslungsreich, melodisch, hymnisch, episch, erhebend und eingängig zu gestalten.
Was denkt ihr, ist das Geheimrezept von Tarchon Fist, dass ihr es schafft, Songs zu kreieren, die wirklich alles zu haben scheinen?
RAMON:
Nun, wie du richtig erkannt hast, bringen wir gerne unterschiedliche Musikgenres in unsere Alben ein, manchmal sogar in jeden Song. Zudem sind wir fünf verschiedene Personen, wirklich unterschiedlich, aber vereint unter der Heavy Metal Flagge, und man kann die Einflüsse jedes Einzelnen von uns in dem Album "The Flame Still Burns" hören.
Ich persönlich finde es wichtig, dass wir Songs so gestalten, dass man nicht so schnell müde wird, sie sich anzuhören, weil nicht immer nur dasselbe gespielt wird.
Um deine Frage zu beantworten, ich denke, das Geheimrezept ist die Leidenschaft, die wir in das stecken, was wir gerne tun. Lvcio komponiert die Songs, und danach gibt jeder von uns seine ganze Seele hinein, bis wir das Endprodukt haben, das uns zufriedenstellt.
LVCIO:
Das Komponieren von Musik ist etwas, das mich immer am meisten fasziniert hat. Ich denke, ich habe eine besondere Art zu schreiben, weil ich Musik so sehr liebe, nicht nur Metal, auch wenn Heavy Metal mein Lieblingsgenre bleibt, alles wird dann durch die Tatsache bereichert, dass jeder von uns sehr unterschiedliche musikalische Vorlieben hat und die ursprüngliche Idee auf seine eigene Weise weiterentwickelt.
METALINSIDE:
Würdet ihr sagen, dass sich in eurem Songwriting-Prozess etwas geändert hat, im Vergleich zu der Vergangenheit?
RIX:
Die Pandemie war definitiv ein einschneidender Faktor. "Soldiers In White" schrieb ich zum Beispiel an dem Tag,an dem die ersten schrecklichen Meldungen über die vielen Infizierten und Toten in den Nachrichten liefen. Und dann die lange Zeit der Lockdowns, durch die wir uns nicht zum Proben treffen konnten, das war hart. Stell dir vor, du hast eine Idee, und willst diese am liebsten sofort deinen Bandmatesvorstellen und sie gemeinsam mit ihnen vorwärtsbringen - und es ist dir nicht erlaubt, sie zu treffen! … Eine Band muss sich treffen dürfen, um miteinander zu arbeiten.
RAMON:
Gut, dass es Telefone gibt...
LVCIO:
Glücklicherweise war die Musik für einige der Songs bereits geschrieben, als die Pandemie uns stoppte, und etliche Riffs und Songteile. Die Herausforderung lag darin, alles zusammenzufügen.
WALLACE:
Da aufgrund der Lockdowns alles geschlossen hatte, konnten wir uns aber dafür jeder einzelnen musikalischen Passage intensiver widmen und uns viel Zeit für die Aufnahmen und das Anhören und die Phase des Abmischens nehmen.
RAMON:
Im Vergleich zu früher haben wir uns mehr auf die Stimmen und die Chöre konzentriert, da dies für die Songs erforderlich war.
METALINSIDE:
Mir gefallen vor allem die Chöre in"9/11", und Mircos charismatischer Gesang. Dieser Song, der die Eindrücke und Gefühle aus der Perspektive der Feuerwehrleute während des Anschlags auf die "Twin Towers" am 11. September 2001 beschreibt, ist ein echter Hit und könnte in jederMelodic Rock Disco und im Radio laufen. Wieso habt Ihr einen solchen Hit nicht für euren kommerziellen Erfolg als Single ausgewählt?
LVCIO:
Eben wegen der umfangreichen Chöre im Refrain von "9/11"wäre es schwierig für uns, gerade diesen Song in angemessener Qualität live zu spielen. Auf dem Album hatten wir ein paar Gäste, die auch bei einem Teil der Chöre mitgewirkt haben, und die wir bei Live-Konzerten nicht dabeihaben können. Wir möchten bei Live-Shows nicht mit Playback-Aufnahmen arbeiten.
RAMON:
Ja, wir hatten die Ehre und das Vergnügen, einige großartige Gäste auf unserem Album zu haben. Bei den Chören in dem Titeltrack "The Flame Still Burns" waren es zum Beispiel unser Freund Julien Tournoud von der Band Amon-Sethis aus Frankreich und Giacomo Voli von der Band Rhapsody OfFire.
METALINSIDE:
Amon-Sethis spielen ja Progressive Metal – mögt Ihr Progressive Metal?Ich finde, einige eurer Songs wie etwa "Always Alone" oder "The Legend Of Rainbow Warriors" haben einen leicht progressiven Touch, obwohl die Songs zugleich total harmonisch und eingängig sind.
RIX:
Ich persönlich mag Progressive Rock und Progressive Metal. Wir hören viele verschiedene Stile und Genres, und unsere Vorlieben spiegeln sich in unseren Songs wider. Wir spielen klassischen Metal, aber einige Songs überschreiten diese Hauptlinie und bewegen sich in andere Bereiche, von Power Metal bis Thrash, von Hard Rock bis hin zu klassischer Musik. Julien ist ein alter Freund von uns. Wir haben uns vor zehn Jahren auf einer Tour durch Frankreich kennengelernt. Er ist ein sehr netter Kerl und ein qualifizierter Sänger. Deshalb beschlossen wir, ihn als Gast für den Titelsong einzuladen.
METALINSIDE:
Im Album "The Flame Still Burns" geht es um die Flamme derLeidenschaft als Antrieb von Menschen für das, was sie tun. In dem Video zum Titelsongwird eure Leidenschaft hauptsächlich für das Musikmachen und Live-Spielen gezeigt, und ihr drückt aus, dass sich diese Leidenschaft in all den Jahren nicht verringert hat. Im Video werden dazu Fotos von euch aus aktuellerer Zeit und aus früheren Zeiten und Kinderzeiten eingeblendet. Ein Foto zeigt jedoch zum Beispiel Rix als Kind, wie er als Römer gekleidet Schild und Schwert hält.
Welches waren damals eure Lieblingshelden und Vorbilder, denen ihr als Kinder nachgeeifert habt?
RIX:
Das auf dem Foto war nur ein Kostüm für eine Karnevalsfeier! (lacht). Aber jeder träumte als Kind mal davon, ein Held zu sein. Um ehrlich zu sein, waren meine Liebe die Ninja Turtles und die Power Rangers!
RAMON:
Als ich ein Kind war, wollte ich Schlagzeuger werden. Es gab da ein paar Jungs, die älter waren als ich und eine Band hatten, ich glaube, die Band nannte sich “The Chewinggum“ oder so. Ihr Proberaum war in der Nähe unseres Hauses, und ich ging immer hin, um mir diesesSchlagzeuganzuschauen, das für mich als Kind riesengroß aussah, und der Drummer war so nett, mich ein wenig auf den Drums spielen zu lassen, bevor sie mit dem Proben anfingen. Aber ich habe schnell verstanden, dass es meine wahre Bestimmung war, zu singen und andere Leute dazu zu bringen, mit mir zusingen. Und hier bin ich nun, der Frontmann von Tarchon Fist, haha…!
Allerdings wollte ich zugleich auch Wrestler werden. So ist es übrigens zu dem Song “The Man“ gekommen, der dem weiblichen Wrestling-Star Becky Lynch gewidmet ist.
Für mich sahen Wrestler wie Rockstars aus. Als Kind der 80er Jahre war mein absolutes Idol Hulk Hogan, nicht wegen der Art und Weise, wie er im Ring rang oder kämpfte, sondern wegen all dem, was er außerhalb des Rings tat. Er hatte Charisma, sein Auftritt war so cool und man konnte sehen, wie die Menge buchstäblich explodierte, wenn seine Musik losging. Er interagierte so sehr mit dem Publikum, dass ich dachte: "Wow, er ist ein verdammter Rockstar, er kann jeden bewegen und sie so einfach für sich jubeln lassen... das will ich auch mit dem Publikum machen, wenn ich eines Tages die Chance habe, vor jemandem aufzutreten". Das war einer der Helden meiner Kindheit.
Dann entdeckte ich AC/DC sehr schnell durch einen Nachbarn namens Giuseppe, der mir diese Band vorstellte, als ich 8 Jahre alt war, und so hatte ich Angus Young als mein zweites Idol. Ich sah seine Konzertvideos und dachte: "Wow, niemand kann diesen Kerl aufhalten, obwohl er so klein aussieht".
LVCIO:
Ich glaube, ich hatte keinen Bezug zu einem bestimmten Helden. Ich lebte ja auf dem Lande. Meine Helden waren zu Hause: Mein Vater, mein Großvater, mein Onkel vielleicht. Eine historische Person, die mich darüber hinaus eher als Mythos interessierte, ist Leonardo da Vinci.Ich bin ziemlich gut in mechanischen Dingen und wollte schon früher immer gerne einer Sache auf den Grund gehen. Das gilt auch für Themen der Geschichte, der Politik unddes Nachrichtenwesens. Das Stück "Lens Of Life"geht zum Beispiel in diese Richtung.
METALINSIDE:
Mit welchen der Protagonisten oder mit welchender Geschichten aus eurem Album "The Flame Still Burns" zum Thema "Leidenschaft"könntet ihr euch am ehesten identifizieren?
RAMON:
Zusätzlichzu dem Titelsong"The Flame Still Burns"überunsereLeidenschaft für die Musikkönnte ich michtatsächlichin der Heldindes Songs "Ireland’s Rebels" sehen, die ihr Leben für die Person gibt, die sieliebt, oder in dem Stück"The Legend Of Rainbow Warriors", in dem die Hauptfigurihreigenes Leben opfert, um durch Green Peace-Feldzügediese Welt zueinenbesserenOrt für unsere Kinderzumachen.
LVCIO:
Abgesehen vom Titeltrack “The Flame Still Burns“, in dem es auch um unseren persönlichen Kampf geht, in der schwierigen Musikwelt zu überleben zu versuchen, beschreibt vielleicht der Song oder die Story von “Wolfpack“ die Situation, in die ich mich am ehesten hineindenken könnte – das eigene Land zu verteidigen, diejenigen, die man selbst liebt, die eigene Geschichte und die eigene Tradition, das sind meiner Meinung nach die kostbarsten, bedeutendsten, grundlegendsten Dinge, für die es sich zu kämpfen und vielleicht sogar zu sterben lohnt… Ich liebe die Charaktere in “Wolfpack“.
METALINSIDE:
Als Outfit tragt ihr in eurem Video zu "Wolfpack"mittelalterlich aussehende Kleidung, Kettenhemden und Schwert und Bogen wie ritterliche Kämpfer.
Mögt ihr mittelalterliche Themen, und seid ihr in eurer Freizeit vielleicht auch in Mittelalter- Live-Rollenspielen oder Wikinger-Live-Rollenspielenund solchen Eventsaktiv?
WALLACE:
Ja, ich nehme seit meinem 16. Lebensjahr, also seit dreißig Jahren, an mittelalterlichen und antiken historischen Reenactments teil und übe mich im historischen Fechten. Darüber hinaus hatte ich die Ehre, als Figur in verschiedenen historischen Dokumentarfilmen und in unzähligen Nachstellungen in Italien, aber auch in Europa mitzuwirken. Ich bin auch ein absoluter NERD und bin daher begeistert von allen Rollenspielen, Comics und Büchern, die sich mit dem Thema befassen können.
METALINSIDE:
Auf dem Cover eures Albums "The Flame Still Burns" ist Gott Tarchon als siegreicher Krieger im Vordergrund abgebildet, und hinter ihm sind zwei Wölfe zu erkennen. Auch in dem Video zu dem Song "Wolfpack" sind kurz Wölfe zu sehen.Welche Bedeutung haben die Wölfe für Tarchon Fist?
WALLACE:
Die Wölfe stehen für den Zusammenhalt und den Sinn des Rudels, den wir in unserer Band haben, in der jeder wichtig ist und niemand entbehrlich, und jeder steht für den anderen ein.
LVCIO:
Wie die Wölfe sind wir als Rudel vereint, wild und gemeinsam stark...
Seit unserer ersten Single von 2006 "Eyes Of Wolf" ist der Wolf mit dem eingebrannten “T“ auf der Stirn ein wichtiges Symbol.
Tarchon ist das Symbol schlechthin für TarchonFist, und wir werden ihn sicher auch in Zukunft wiederfinden! Ebenso wie Wölfe, Dinosaurier, Schwerter, etruskische Helme und Schilde antiker Krieger...
RAMON:
DieWölfe stehen aber auch symbolisch dafür, dass wir darauf brennen, live zu spielen und auf der Bühne Kick-Ass-Shows zu geben!
METALINSIDE:
Ihr habt euer neues Album "The Flame Still Burns" über das Italienische Label Underground Symphony veröffentlicht, doch für eure Release-Show habt ihr euch Deutschland ausgewählt,genauer gesagt: Das No Playback Festival in Remchingen.Hat dieses Festival eine besondere Bedeutung für euch?
RIX:
Für uns ist es ein Privileg, auf dem No Playback Festival zu sein. Nicht nur in Deutschland, das für Tarchon Fist beinahe ein zweites Zuhause ist, sondern exakt auf diesem Festival. Das ist ein besonderes Event, weil man hier eine authentische Performance zu sehen bekommt. Der Name dieses großartigen Festivals sagt es schon:"100% Heavy Metal, 0% Playback". Darauf sind wir stolz. Wir haben immer live gespielt, ohne Backing Tracks oder ähnliches, denn live spielen heißt, sich dem Publikum ohne Tricks darzubieten.
METALINSIDE:
Eine der Bands, mit denen zusammen ihr auf dem No Playback Festival auftretet, ist die Band Vicious Rumors aus den USA. Könntet ihr euch vorstellen, eine Tour mit Vicious Rumors zu machen?
RAMON:
Mit Vicious Rumors werden wir in Italien für zwei oder drei Konzerte erneut die Bühne teilen: Am Freitag, 12.05.2023 in Turin und am Samstag, 13.05.2023 in unserer Stadt Bologna. Eine Tour mit Vicious Rumors darüber hinaus wäre cool.
METALINSIDE:
Wird euer neues Meisterwerk auch in Deutschland erhältlich sein? Wo kann man es bekommen?
Unser Label arbeitet gerade daran, unsere CD auch in deutsche Läden zu bringen, die Zeiten heutzutage sind nicht einfach, aber wir kämpfen für die Musik!
RAMON:
Zu dem, was Lvcio gesagt hat, möchte ich noch hinzufügen, dass man die CD auf jeden Fall auch bei unseren Live-Shows kaufen kann, man muss dann nur aufpassen, dass die CD nicht durch ein paar Biere mit uns zu nass wird.
METALINSIDE:
Na dann: Prost auf"The Flame Still Burns"! Oder seid ihr bereits dabei, Songs für euer nächstes Album zu schreiben?
RAMON:
Natürlich haben wir bereits damit angefangen, neue Songs zu schreiben. Das Schlagzeug ist bereits aufgenommen, und wir freuen uns darauf, an Gitarren und Gesang zu arbeiten. Tarchon Fist sind wie eine Lokomotive, uns kann absolut nichts stoppen. Wir arbeiten sehr hart, um ein Lächeln auf euer Gesicht zu zaubern, und euch in unseren Live-Shows spüren zu lassen, wie lebendig ihr euch fühlen könnt.
LVCIO:
Unser nächstes Album wird ein Album zur Feier unserer 20jährigen Bandgeschichte werden, also würde ich sagen, dass das Album etwa um Dezember 2025 herum herauskommen dürfte.
METALINSIDE:
Darauf freue ich mich jetzt schon! Ich danke euch sehr für das Interview und für eure Zeit, und ich wünsche euch das Beste für euren Erfolg und für eure bevorstehenden Shows!
LVCIO:
Wir danken dir und METALINSIDE!
RAMON:
Danke Reimund! Uns hat das Gespräch mit dir sehr gefallen. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.
Vielen Dank auch an METALINSIDE!
RIX:
Danke an alle, die zu den Shows von Tarchon Fist kommen! In der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft… Und danke an METALINSIDE und an alle Magazine, die Rock- und Metal-Musik unterstützen: So, ThankYou all!
Tracklist "The Flame Still Burns", Release am 28.04.2023:
01 - The Flame Still Burns
02 - Lens Of Life
03 -Wolfpack
04 - Soldiers In White
05 - 9/11
06 - Ireland'sRebels )
07 - Always Alone
08 -Escape
09 - The Man
10 - So, ThankYou All!
11 - The Legend Of Rainbow Warriors
Der Sänger von LEPROUS steht in einem Bach mitten in der Natur, sein Blick forschend nach vorne gerichtet. Der visuelle Eindruck täuscht nicht, EINAR SOLBERGs erstes Soloalbum hat mit seinem ursprünglichen Betätigungsfeld, sprich Metal der eher progressiven Art, wenig zu tun. Sein schlicht mit "16" betiteltes Werk ist sehr persönlich und stellt quasi eine Aufarbeitung, eine Katharsis seines Erwachsenwerdens dar. Die "16" steht hier für das Alter, das für den Künstler als schwierige und prägende Zeit in Erinnerung ist.
EINAR SOLBERG hat sich zu diesem Projekt allerhand Unterstützung geholt von modernen Prog-Zeitgenossen wie Ben Levin oder Toti Gudnason über den Cellisten (und regelmäßigen LEPROUS-Livemusiker) Raphael Weinroth-Brown bis hin zum Folkmusiker Magnus Børmark und weiteren Künstlern.
"16" ist ein vielfältiges Album, das langsam, gefühlvoll und eindringlich erzählt wird. Es überwiegen eher nachdenkliche, melancholische Töne, aber auch rege Lebensfreude blitzt hin und wieder auf. Der musikalische Inhalt wankt zwischen prunkvoll symphonisch aufgeladenem Pop, Jazz, Soul über Folk und Post-Rock bis hin zum Trip-Hop. Mich erinnert das Werk zuweilen an die wunderbare BJÖRK. Der Sound ist eher elektronisch kühl, wobei kontrastierende Instrumente wie Piano, Cello oder Geigen für wärmende Vielfalt sorgen. Der Gesang ist intensiv, sanft, emotional und technisch anspruchsvoll.
Uns liegt das Werk als Gatefold-Doppelalbum in Vinyl vor. Die Pressqualität ist hervorragend, das Vinyl steckt in gefütterten Inner Sleeves. Es gibt zusätzlich ein bebildertes Info Sheet mit allen Texten dazu. Die Spieldauer von 70 Minuten rechtfertigt hier in jedem Fall das Doppelvinyl.
EINAR SOLBERGs Solodebüt ist künstlerisch anspruchsvoll, detailliert, vielschichtig und vollkommen frei und unabhängig - ein intensives und aufwühlendes Album!
Wenn Ihr "Origin" (2021) mochtet, kommt Ihr auch mit der neuen OMNIUM GATHERUM-EP "Slasher" gut klar.
Zur Veröffentlichung des letzten Albums bezeichnete die Band selbst ihren Stil als "AORDM" ("Adult-Oriented Death Metal") und bezog Elemente des 80er-Stadionrocks mit ein. Dieser Idee folgt auch die neue EP und verkürzt die Zeit bis zum nächsten Longplayer. 2023 klingen die Jungs von OMNIUM GATHERUM gar nicht abgedroschen; bereits seit 1996 halten die Finnen die Melodic Death Metal-Fahne hoch. 2022 wurde der Amerikaner Nick Cordle (ehemalig ARCH ENEMY) als zweiter fester Gitarrist begrüßt.
Der Opener "Slasher" zeigt sofort bandtypische Trademarks: elanvoll-treibend-melodische Leads, poppige Keyboards, markant tiefe Growls und verträumte Soli. Beim Refrain kommt Clear-Gesang zum Einsatz. Das Ganze führt zu einer gewissen Epik, ist aber auch ziemlich vorhersehbar. Anspannung und Entspannung wechseln einander dramaturgisch ab; zum Ende folgt im Chorus ein spannungsvoller Oktavlagenwechsel nach oben. So ein Quartsprung aufwärts gibt der Musik etwas positiv Warmes. Es gibt im Melodic Death Metal oft eine gewisse Reißbrett-Mentalität im Songwriting. Ich möchte das aber auch nicht zu schlecht reden: das Ergebnis geht wirklich gut ins Ohr. Mit "Maniac" covern OMNIUM GATHERUM die bekannte Synthie-Pop-Nummer von MICHAEL SEMBELLO des Tanzfilm-Soundtracks "Flashdance". Die Band drückt dem szenefremden Song den eigenen Stempel auf. Geschickt wird der Keyboard-Einsatz des Tracks, an den für OMNIUM GATHERUM typischen Keyboardsound, angeglichen. Mein absoluter Lieblingssong von der EP ist "Sacred": klasse Melodien, agile Rhythmuswechsel und herrlich auflockerndes Gitarrenspiel. Auf klaren Gesang wird, genau wie beim vierten Song "Lovelorn", verzichtet. Das letzte Lied ist melancholisch und zumeist langsam. Ist eine Death Metal-Ballade ein Widerspruch in sich? Hier nicht!
OMNIUM GATHERUM halten auf "Slasher" die Balance zwischen Aggression, Melodie und Eingängigkeit. Das Highlight ist das brillante Gitarrenspiel von Nick Cordle und Veteran Markus Vanhala.
MYSTIC PROPHECY haben ihren ureigenen Stil schon vor langer Zeit gefunden und der wird von Album zu Album allenfalls verfeinert. Aber warum soll man die einmal herausgeschälte Erfolgsformel auch ändern? Eben. Und so gibt es auch auf „Hellriot“ massiv produzierten und sehr wuchtigen Power Metal, welcher zwar kitsch-, aber natürlich nicht klischeefrei daherkommt. Songs wie „Metal Attack“, „Revenge And Fire“ oder eben „Hellriot“ sprechen da eine deutliche Sprache. Aber eine kleine Veränderung gibt es bei genauerem Hinhören dann doch: die thrashigen Momente wurden zu Gunsten von mehr Melodie auf ein Minium zurückgefahren und so lugen sogar mal die SCORPIONS als Einflüsse bei „Demons Of The Night“ („Make It Real“ anyone?) um die Ecke. Die „Metal Attack“ swingt gar leicht und erinnert an die Glanzzeiten von DREAM EVIL. „Unholy Hell“ ist ein typischer MP Stampfer à la „Killhammer“ oder „Ravenlord“ und das Titelstück eine mächtige Uptempo Abriss Birne. Davon hätte es für meinen Geschmack gerne noch ein, zwei mehr auf dem Album geben dürfen. Aber auch ohne durchgehenden Bleifuß machen MYSTIC PROPHECY natürlich eine gute Figur und servieren sattes Riffing und filigrane Soli am Fließband. Der Gesang von Cheffe Lia ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.
Ist „Hellriot“ das stärkste MYSTIC PROPHECY Album? Wohl nicht, aber es ist ein verdammt starkes und sehr zeitgemäßes Power Metal Album mit Fokus und null unnötigem Ballast. Wer MYSTIC PROHECY bis jetzt liebte, der wird auch mit „Hellriot“ glücklich und wer die Band bis dato immer noch nicht kennt, aber sowohl BRAINSTORM als auch METAL CHURCH und VICIOUS RUMORS mag, der sollte auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren.