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Relapse

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Schnell sind sie ja, die Jungs von VLAD IN TEARS, das muss man ihnen lassen: gerade mal anderthalb Jahre sind seit dem letzten Album „Porpora“ vergangen, da legen sie mit „Relapse“ schon nach. Und das Ergebnis kann sich durchaus sehen bzw. hören lassen, denn nach zwischenzeitlichen Ausflügen in elektronischer angehauchte Gefilde, die den einen oder anderen Hörer eher mit hochgezogenen Augenbrauen zurückließen,  markiert „Relapse“ eindeutig eine Rückkehr zum ursprünglichen Dark Rock-Sound. Besonders deutlich wird das direkt beim Opener „Break Away“, der gesanglich stellenweise an die raueren Momente von NEGATIVEs Jonne Aaron erinnert. Auch „Broken Bones“ kommt schön düsterrockig daher, ebenso das schnell ins Ohr gehende „Hear Me Out“, dessen dunkle Cellos in Intro und Outro einen an APOCALYPTICA denken lassen. „Goodbye“ dagegen präsentiert sich balladesker und gleichzeitig elektronischer, „Hallo“ überrascht mit teilweise deutschen Lyrics (schließlich sind die Jungs ja Wahlberliner). Die Songs sind allesamt eingängig und gehen gut nach vorne, die gefühlten Längen, die die Songs der letzten Veröffentlichungen teilweise aufwiesen, fehlen. Fazit: VLAD IN TEARS sind wieder auf Kurs und haben mit „Relapse“ ein vielversprechendes Dark Rock-Album vorgelegt.

 

Relapse


Cover - Relapse Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 38:22 ()
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Broken

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Wenn man auf Blues Rock mit einem gehörigen Anteil Hard Rock steht, fährt man mit WALTER TROUT sicher richtig. Wie auch schon in der Vergangenheit versteht es der 73-jährige US-Amerikaner seine ihm eigenen Interpretation des Blues kompakt und abwechslungsreich auf ein Album zu packen. Und auch seinem „Broken“ betiteltes 2024er-Werk kann ich so bescheinigen das es für alle die jenseits des hart rockenden und metallenen Tellerrandes schielen ein Reinschnuppern wert ist.

Die titelgebende, als Opener fungierende Halbballade „Broken“ singt er kongenial mit BETH HART ein. Ein Blues voller Emotionen der trotz gezügeltem Tempo wahrlich rockt. Als weiterer Tipp hat es mir „Heaven Or Hell“ angetan – ein mit Sprechgesang versehener Blues ist ja eher selten – dieser einer hat sogar Ohrwurmpotential. Auch die beiden Songs mit den anderen illustren Gästen - dem britischen Harp-Spieler Will Wilde bei „Bleed“ und Dee Snider (TWISTED SISTER) bei dem fast schon rohen Rocker „I've Had Enough“ zünden. Wer es dann doch mehr it dem typischen Blues hält, kommt mit „No Magic (In The Street )” auf seine Kosten. Fast schon gewohnt hat es unter den 12 Songs auf „Broken“ keine Ausfälle.

Das TROUT sich nie unterkriegen lies (auch krankheitsbedingt) ist durchaus bekannt. Aber auch an ihm geht vieles nicht vorbei, so dass sein circa 30. Album textlich etwas düsterer ausgefallen ist wie gewohnt: „Ich habe immer versucht, positive Songs zu schreiben, und dieses Album ist nicht ganz so positiv", meint der 72-Jährige zu seinen neuen Stücken, die sowohl wütend als auch besänftigend sind. „Aber ich halte immer an der Hoffnung fest. Ich glaube, das ist der Grund, warum ich dieses Album geschrieben habe."

 

1.             Broken (feat. Beth Hart)

2.             Turn And Walk Away

3.             Courage In The Dark

4.             Bleed (feat. Will Wilde on Harmonica)

5.             Talkin' To Myself

6.             No Magic (In the street )

7.             I've Had Enough (feat. Dee Snider)

8.             Love Of My Life

9.             Breathe - written by Richard Gerstein

10.           Heaven Or Hell

11.           I Wanna Stay

12.           Falls Apart

 

 

Broken


Cover - Broken Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 53:27 ()
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The Road Back Home

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Stillstand ist LOREENA McKENNITTs Haltung nicht. Die kanadische Künstlerin sitzt irgendwie, metaphorisch gesprochen, auf gepackten Koffern, um ihrer Kunst neue Ingredienzien, neue Eindrücke zuzuführen, ohne dabei den Kern, die Essenz zu verwässern. Dieses Mal "reist" die 67-jährige Musikerin zurück zu ihren Ursprüngen. "The Road Back Home" ist ein Live-Album, das im Sommer 2023 auf dem Folkfestival in Ontario aufgenommen wurde. Es ist musikalisch ein Nachhausekommen, der Duft des Vertrauten, das Schwelgen in Vergangenem und sicher auch das Bewusstwerden der Vergänglichkeit - und umso mehr das Feiern des Schönen. Das alles ist dieses mit viel traditionellem Folk bestückte, sehr auf das wesentliche reduzierte Live-Album. Mitnichten steht hier LOREENA im Mittelpunkt, sondern die Musik steht im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Die beteiligten Musiker erhalten viel Raum für ihre Instrumente und sind integraler Teil der Darbietung. Der Klang des Live-Albums ist fantastisch, klar wie ein Bergquell, dazu die authentischen Publikumsreaktionen - das kann man nicht besser anbieten. Gesanglich gibt sich LOREENA McKENNITT keine Blöße, ihre mystische, verträumte Performance scheint weiterhin unberührt von Alter und Schwerkraft. Leider gibt es zuweilen ein Ausblenden (Fadeout) der Songs; hier wäre vielleicht ein Doppelalbum mit allen gebotenen Live-Nummern ein Ausweg gewesen.

Trotz dieses kleinen Makels ist "The Road Back Home" ein wunderbares Kunstwerk voller Natur, Anmut, Freude, Tradition und Melancholie.

 

 

The Road Back Home


Cover - The Road Back Home Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 41:59 ()
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Deus Ex Machina

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1998 erschien mit “Deus Ex Machina” das Solodebüt von Liv Kristine, Sängerin von THEATRE OF TRAGEDY, LEAVES´ EYES und MIDNATTSOL. Nun wird es als Doppel-CD neuaufgelegt, diesmal auch als Vinyl und ergänzt um zahlreiche Remixes und Alternativ-Versionen, an denen vor allem Fans ihre Freude haben werden, da hier keine Alternativversion des kompletten Albums (wie zum Beispiel das Ganze einmal als Akustik- oder Instrumentalversion) geboten wird, sondern einige  Lieder ausgewählte in zahlreichen Varianten („Deus Ex Machina“ dreimal, „3.A.M“ gleich fünfmal). Wer Liv Kristine in erster Linie mit dem eher bombastischen Symphonic Metal-Sound von LEAVES EYES assoziiert, wird sich wundern, denn solo kommt die Dame den größeren Teil der Zeit über erheblich ruhiger und poppiger daher. Der Gesamtklang ist getragen und sehr keyboard-lastig, das Schlagzeug klingt nach Konserve. Die Songs sind melodiös, plätschern aber tendenziell eher vor sich hin, woran vermutlich die wenig ausdrucksstarke Produktion nicht ganz unschuldig ist.  Der Gesang der Norwegerin ist selbstredend über jeden Zweifel erhaben, dem Album als Ganzem aber fehlt insgesamt etwas der Biss. Für Fans ist die Wiederveröffentlichung wegen der Alternativversionen sicher dennoch lohnend und lässt das Sammlerherz höherschlagen.

 

Deus Ex Machina


Cover - Deus Ex Machina Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 26
Länge: 118:41 ()
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The Beatles "1962-1966" und "1967-1970" – 2023 Edition

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Rot und blau und ein grüner Apfel, weiß war ja auch schon: Das Farbenspiel der Band THE BEATLES mag den faden Beigeschmack der goldenen Taler haben, weil die neu gemixten Scheiben in dem Zeitraum erscheinen, in dem auch die KI-Version des aller-aller-allerletzten BEATLES-Songs „Now And Then“ herauskommt. Die fünf Dekaden alten Veröffentlichungen kommen allerdings mit jeder Menge Bonus-Material ins Haus. Beide Scheiben bekamen einen neuen Stereo-Mix verpasst, der gerade jungen Leuten diese nicht ganz unbekannte Sache schmackhaft, im Sinne von moderner hörbar macht. Die Neuauflage des „Red Album  heißt genau „The Beatles 1962 – 1966 (2023 Edition)" und hat zwölf Extra-Songs an dem Datenträger, die blaue Scheibe „The Beatles 1967-1979 (2023 Edition)“ kommt neun zusätzlichen Tracks, darunter auch genannter „neuer“ Beatles-Song „Now And Then“. Macht summa summarum 75 Titel auf vier CDs. Wer sich Vinyl kauft, kann dann selber zusammenrechnen… Abgesehen davon, dass des Rezensenten BEATLES-Schlüsselerlebnis „Back In The U.S.S.R“ die zwei blaue CD eröffnet, muss man über die einzelnen Stücke keine Worte verlieren, das hieße den LFC nach Liverpool tragen, aber es ist doch erstaunlich, wieviel tolle (und unterschiedliche) Musik die Pilzköpfe in so wenigen Jahren herausgebracht haben. Und die jetzt mit vielen Extras, einem dicken Booklet mit Texten und Kommentaren eines BEATLES-Kenners auf "einem" Sammelwerk zu bekommen, lohnt sich für Anfänger und BEATLES-Profis – Farbe des Geldes hin, goldene Wasserhähne her. Die Versionen sehen so aus: Jeweils 2CDs oder 3LPs oder Stereo digital oder Dolby Atmos Mixe digital. Dazu gibt es das 4CD-Set oder 6LP-Set nur im Beatles-Store.

 

 

Die Songs:

Rote Disc 1

1. Love Me Do

2. Please Please Me

3. I Saw Her Standing There

4. Twist And Shout

5. From Me To You

6. She Loves You

7. I Want To Hold Your Hand

8. This Boy

9. All My Loving

10. Roll Over Beethoven

11. You Really Got A Hold On Me

12. Can’t Buy Me Love

13. You Can’t Do That

14. A Hard Day’s Night

15. And I Love Her

16. Eight Days A Week

17. I Feel Fine

18. Ticket To Ride

19. Yesterday

 

Rote Disc 2

1. Help!

2. You’ve Got To Hide Your Love Away

3. We Can Work It Out

4. Day Tripper

5. Drive My Car

6. Norwegian Wood (This Bird Has Flown)

7. Nowhere Man

8. Michelle

9. In My Life

10. If I Needed Someone

11. Girl

12. Paperback Writer

13. Eleanor Rigby

14. Yellow Submarine

15. Taxman

16. Got To Get You Into My Life

17. I’m Only Sleeping

18. Here, There And Everywhere

19. Tomorrow Never Knows

 

Blaue Disc 1

1. Strawberry Fields Forever

2. Penny Lane

3. Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band

4. With A Little Help From My Friends

5. Lucy In The Sky With Diamonds

6. Within You Without You

7. A Day In The Life

8. All You Need Is Love

9. I Am The Walrus

10. Hello, Goodbye

11. The Fool On The Hill

12. Magical Mystery Tour

13. Lady Madonna

14. Hey Jude

15. Revolution

 

Blaue Disc 2

1. Back In The U.S.S.R.

2. Dear Prudence

3. While My Guitar Gently Weeps

4. Ob-La-Di, Ob-La-Da

5. Glass Onion

6. Blackbird

7. Hey Bulldog

8. Get Back

9. Don’t Let Me Down

10. The Ballad of John and Yoko

11. Old Brown Shoe

12. Here Comes The Sun

13. Come Together

14. Something

15. Octopus’s Garden

16. Oh! Darling

17. I Want You (She’s So Heavy)

18. Let It Be

19. Across The Universe

20. I Me Mine

21. The Long And Winding Road

22. Now And Then

The Beatles "1962-1966" und "1967-1970" – 2023 Edition


Cover - The Beatles  "1962-1966"  und "1967-1970"  – 2023 Edition Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 75
Länge: 229:40 ()
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Borknagar

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BORKNAGAR sind ideenreich und erschaffen ein wunderbares Album, dass komplex und eingängig zugleich ist!

Die Norweger haben die Abgänge von Sänger Vintersorg, Gitarrist Jens F. Ryland und Drummer Baard Kolstad, welche die Band vor fünf Jahren verließen, gut überstanden. „Fall“ ist Album Nummer zwölf, BORKNAGAR existieren schon seit 30 Jahren. 1996 hielt ich Ihr erstes Album in den Händen, ein mystisches Cover mit einem Holzhaus im Nebel: sie orientierten sich noch sehr am rohen Klang des Black Metal der frühen 90er, aber es funkte auch Viking Metal mit tief nordischer Verwurzlung rein. Bereits „The Olden Domain“ von 1997 beinhaltete mehr Folk Metal- Anteile, die mich persönlich weniger interessierten und ich verfolgte die Band kaum noch. BORKNAGAR entwickelten sich stetig und inzwischen könnte man ihr Stil eher als Progressive Metal mit (Rest-) Elementen von Black Metal bezeichnen. Heute empfinde ich ihre Musik wieder als interessant und sehr hörenswert.   

Der Opener „Summits“ liefert 8 Minuten lang ein herrliches Wechselspiel zwischen dem harschen Kreischen von Nedland und dem cleanem Gesang Vortexs. Die Vocals sind mit Simen "ICS Vortex" Hestnæs und Lars A. Nedland klasse besetzt. Das Gitarrenspiel ist sehnsuchtsvoll und voller Ausdruckskraft und erinnert an finnisches Kollegium a la AMORPHIS und INSOMNIUM mit einer Portion DIMMU BORGIR der mittleren Schaffungsphase. Ja, ich fühle mich mitunter an die Umbruchszeit von DIMMU BORGIR erinnert: zu „Spiritual Black Dimensions“ verließ Bassist Stian André „Nagash“ Arnesen (1999) die Band und gab die Fackel weiter an Simen „ICS Vortex“ Hestnæs, der neue klare Gesangsparts miteinbrachte. Aber zurück zu BORKNAGAR und ihrem neusten Streich: Der Opener kommt raffiniert, irgendwie elegant und dynamisch daher. Die ersten beiden veröffentlichten Singles, nämlich der „Summits“ und „Nordic Anthem“, boten einen Vorgeschmack auf die Vielfalt von „Fall“. „Nordic Anthem“ klingt pathetisch und melodiös, die Instrumentalisierung rückt bei dem Track in den Hintergrund. „Afar“ ist eingängiger, Melodie und Aggressivität finden ihren Platz: eine Art Black Metal-Version von BLIND GUARDIAN. Wilde Raserei wird bei BORKNAGAR insgesamt nur dosiert eingesetzt. Genre-Grenzen sind etwas von gestern. „Moon“ überrascht mit einem rockigen Gitarrenspiel, ein cooler Song. „Stars Ablaze“ hat Streicherarrangements, einen mehrstimmigen Refrain, progressive Elemente und gutes Schlagzeugspiel intus. „The Wild Lingers” ist eine Ballade mit Bombast und mit „Northward“ setzten BORKNAGAR eine schöne lange Nummer voller Epik und Atmosphäre ans Ende. Die starken Kompositionen stammen von Gründer und Gitarrist Øystein G. Brun. Jens Bogren war in den Fascination Street Studios für Mix und Mastering verantwortlich, hier passt alles.

Ich könnte mir gut eine granatenstarke Co-Headliner-Tour mit BORKNAGAR und ENSLAVED vorstellen. Beiden Bands gelingt es, progressive Ideen, nordische Vikinger-Kälte, Melodie und Härte perfekt miteinander zu verbinden und zu einem harmonischen Ganzen zu vereinen.  

Bereits das erste Album nach dem erwähnten Umbruch der Band, war ein voller Erfolg. „Fall“ ist eine konsequente Fortsetzung von „True North“ (2019) und hält dessen hohen Qualitätsstandard.

 

 



 

 

Borknagar


Cover - Borknagar Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 54:32 ()
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TODAY WAS YESTERDAY

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TODAY WAS YESTERDAY sind Schlagzeuger, Perkussionist und Programmierer Ty Dennis sowie Leadsänger, Hauptsongwriter, Bassist, Gitarrist, Pianist und Programmierer Angelo Barbera, ein Duo aus zwei Studio- bzw. Bühnenmusikern, die sich aus ihrer gemeinsamen Zeit bei THE MOTELS und der ROBBY KRIEGER BAND kennen. Unter diesen Bandnamen veröffentlichen die zwei heuer ihr Debütalbum. Das besondere dabei ist, dass Alex Lifeson (RUSH) bei 6 der 10 Songs die Gitarre beisteuert, und auch Robby Krieger (THE DOORS) ist bei einem Song beteiligt. Selbstredend ist ein gewisser Prog und Psychedelic Rock-Einfluss nicht von der Hand zu weisen. Es ist aber eher eine Form von sphärischem Ambient und Art Rock in einem zeitgenössigen, modernen Gewand.

Der Beginn des Albums weckt Erinnerungen an RUSH , gepaart mit frühen GENESIS. Der Gesang bei "Grace" ist ätherisch, zart, zur Hälfte fast gesprochen, die Rhythmik dynamisch und lebendig. Die Stimme von Angelo Barbera ist nicht sonderlich charismatisch, der Sound indes schon. Bei "A Louder Silence" entwickelt sich der Song, er wird Zusehens voller und dichter, hat aber dabei eine sehr synthetische Anmutung. Alex Lifesons Spiel ist wohl temperiert und nur partiell zu hören, bei "On my Own" dagegen fester Bestandteil und auf Albumlänge immer eine Bereicherung und Belebung der Komposition. TODAY WAS YESTERDAY bieten zu Beginn sowohl Einflüsse aus Classic als auch aus Prog Rock mit poppigen Harmonien vereint. Leider verliert die Band gerade hinten heraus an Kraft, zu gleichförmig und zu dünn wirken manche Songs. Es fehlt einigen Nummern an Wirkung, zu viel Kopf und zu wenig Herz. Das jazzige, lässige Ambient-Stück "If I Fall" hat seine Momente, macht aber dem Hörer auf Länge auch die Augenlider schwer.

TODAY WAS YESTERDAY können mit "Grace", "On My Own" und der Schlussnummer "My New Low" gefallen. Leider verzettelt sich das Duo an mancher Stelle in zu luftig leichten, zu gleichförmigen Songideen, die dabei zu wenig musikalischen Grip und Gewicht aufbringen.

 

 

TODAY WAS YESTERDAY


Cover - TODAY WAS YESTERDAY Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 45:46 ()
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Today Was Yesterday

KEINE BIO! www
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IIII

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95 Minuten hochklassig flirrend dichter Black Metal-Klangnebel voller Atmosphäre! 

SOLBRUDs viertes Studioalbum trägt den thematisch zentralen Titel „IIII“; trotz der unkonventionellen Schreibweise, wird hier die 4 gemeint sein. Die Dänen nehmen sich inhaltlich die vier Elemente zur Brust und das Doppelalbum ist aufgeteilt in vier Teile, die auf je einer Vinyl-Seite Platz finden. Es geht also um Wind, Wasser, Erde und Feuer - die Kompositionen der vier einzelnen Band-Mitglieder stellen jeweils ein Element dar. Ich will nicht verbergen, dass ich hier zuerst dezent kritisch die Nase rümpfte: Es besteht nun mal die Gefahr, dass wir es mit vier unterschiedlichen blind zusammengewürfelte Ansätzen zu tun haben.

Kurz nach Beginn der Aufnahmen, verließ Sänger und Gitarrist Ole Luk 2021 die Band, um sich komplett dem Soloprojekt AFSKY zu widmen. Er hat aber trotz seines Weggangs seinen Part geschrieben, komponiert und „IIII“ mit aufgenommen. Neuer Sänger und Gitarrist ist seit 2022 David Hernan. SOLBRUD veröffentlichten 2017 den Vorgänger „Vermod“ und 2021 das Live-Album "Levende I Brønshøj Vandtårn". Ihr neuster Streich wurde mit Markus F. Larsen produziert, der das Album auch abgemischt hat. Das Mastering stammt von Flemming Rasmussen (METALLICA u.a.) in den Sweet Silence Studios.

Der erste Song kommt epochal daher, „Hvile“ ist mit über 17 Minuten selbst für das Genre Atmospheric Black Metal beträchtlich. Die Platte beginnt langsam und nimmt nach vier Minuten ordentlich Fahrt auf. SOLBRUD haben hier Spaß an Bombast und Raserei, die aber zwischendurch von Akustik-Parts unterbrochen wird. Standesgemäß lässt sich die Kapelle Zeit, um dem Material die nötige Tiefe zu geben. Das folgende „Tåge“ fährt Post Metal-Nuancen auf. „Når Solen Brydes Del II -Mod Afgrundens Flammehav“ ist der zweite Teil eines interessanten Mehrteilers, welcher übersetzt so viel heißt wie "wenn die Sonne vergeht - auf dem Weg zum Flammenmeer des Abgrunds". Teil 1 und 4 stellen Intro und Outro dar, gefühlsmäßig geht es auf und ab. Die Kompositionen von Tobias Hjort versprühen rockige Attitüde mit feinem repetitivem Riffing. „Ædelråd“ ist wieder lang und zwischenzeitig regiert König Blastbeat. Zu „Sjæleskrig“ spielen SOLBRUD mit Classic Rock-/ Psychedelic Rock-Elementen a la PINK FLOYD! Das ist ziemlich cool, ich freue mich aber auch über klassischeren Black Metal voller Tremolo-Orgien zu „Aske“. Immer wieder bauen SOLBRUD schöne Gitarrenwände auf, die wohlige Katharsis versprühen.

Insgesamt ergeben die vier Parts ein stimmiges Album voller Wendungen und Ideenreichtum. Es finden sich kaskadische Einflüsse etwa von WOLVES IN THE THRONE ROOM, aber auch proggige und nordisch kalte Momente. Trotzdem trägt jeder Track eine typische Note der Dänen.

Wegen der langen Spielzeit ist „IIII“ etwas schwer zu packen. Das hat teilweise auch pragmatische Gründe, weil ich selten 95 Minuten am Stück und voller Konzentration Musik höre. Vielleicht ist „IIII“ auch eine Erziehungsmaßnahme bezugnehmend auf eine manchmal zu kurzweilige schnelllebige Art Musik zu konsumieren. Sich hier Zeit zu nehmen, lohnt sich allemal!

 

 

 

 

IIII


Cover - IIII Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 94:12 ()
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50th Anniversary Live – First Night

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BLUE ÖYSTER CULT oder eben BÖC waren immer irgendwie interessant, gelten als Erfinder des Heavy-Metal-Umlautes. Naja. Wirklich metallisch sind die Amis nie gewesen, irgendwie gelten sie eher als Hipster-Hippies und die Band für (pseudo)-intellektuelle Rocker. Wie dem auch immer sei: 50 Jahre Live-Geburtstag sind nicht nur aller Ehren wert, sondern eben auch echt beinhart in Sachen Durchhaltevermögen. Überraschend hohen Härtefaktor bietet beispielsweise "Then Came the Last Days of May". Aber sonst ist es halt guter, alter, erdiger Rock, den die Herrschaften um Eric Bloom auf diesem Werk präsentieren, mal richtig lässig, mal ein bisschen langatming, aber null unehrlich oder gestelzt. Die Doppel-CD enthält das erste von drei Birthday-Gigs aus dem September 2022 in der ausverkauften Sony Hall in New York City. Dort spielten sie je eins der ersten drei Alben („Blue Öyster Cult“, „Tyranny and Mutation“ und Secret Treties“) in Gänze plus Klassiker aus anderen Alben. BLUE ÖYSTER CULT zockten am ersten Abend fast drei Stunden. Das hier zu hörende, selbstbetitelte Debütalbum stammt von 1972 (!), wirkt irgendwie eingängig und schwermütig. Vor allem aber befindet sich auf dem Live-Opus der Song, für den Metaller die Band so sehr schätzen: "(Don't Fear) The Reaper" von „Agents of Fortune“. Es ist der größte Hit, nicht zuletzt coverten zig Band den Titel und er kam in achtunddrölfzig Film-Soundtracks zu Ehren. Gegen diesen Song stinken fast alle anderen tüchtig ab, lediglich der  "Godzilla" („Spectres“) stampft einigermaßen im Gleichschritt, und „Burnin' for You“ von 1981 kann mit toller Melodie mithalten. Letztlich ist die Live-Konserve für Fans geradezu unerlässlich. Und wer die Kapelle nicht so richtig vor sein Hörgerät geschoben hat, der sollte zugreifen, um die elder Rockmen kennzulernen. Und dann überlegen, ob er die folgenden Werke auch einsammelt, denn das Frontiers-Label wird jeden der drei Abende einzeln veröffentlichen. Übrigens: BÖC sind immer noch auf Tour unterwegs und auch das 2020er-Album „The Symbol Remains“ ist aktuell, klingt warm, echt und reell. Und das ist so viel mehr als Plastik- und KI-Metal. Plastik gibt es aber auch – in der 2-CD-Version, dreifach Vinyl oder BlueRay.

 

 

50th Anniversary Live – First Night


Cover - 50th Anniversary Live – First Night Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 24
Länge: 178:23 ()
Label:
Vertrieb:

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