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Ritual

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Frontiers Records "Mädchen für alles" Alessandro Del Vecchio ist mit seiner Band EDGE OF FOREVER seit 2019 bei seinem Arbeitgeber eingezogen. Und so wundert es nicht, dass quasi peu à peu nun auch die gesamte Band aus Frontiers-Musikern besteht. Das italienische Label funktioniert wie ein gut geschmiertes Aggregat, und so ist es nahezu folgerichtig, dass seit diesem Comeback regelmäßig Alben von EDGE OF FOREVER ins Schaufenster gestellt werden.

"Ritual" ist der neueste Longplayer und wie sein Vorgänger leicht konzeptionell gebunden. Der Titelsong ist in 7 Episoden unterteilt. Inhaltlich ist das sechste Werk des mittlerweile auch zum Sänger gewordenen Bandoberhaupt - Melodic Metal ohne scharf geschnittenes Profil oder Wiedererkennungswert. Und das trifft sowohl musikalisch als auch handwerklich auf "Ritual" zu. Die Stimme von Del Vecchio ist über die Jahre nicht schlechter geworden; auch technisch ist sie gereift, aber besonders originell oder gar überragend war und ist sie eben nicht. Und auch das Songwriting bedient hier größtenteils typische Klischees im Songaufbau, mit zum Teil aufgeblasenen, symphonischen Elementen oder belanglosen und überraschungsarmen Arrangements. Die Ballade "Love is the Only Answer" darf hier als Paradebeispiel dienen. So oder ähnlich haben wir bestimmt 15 bis 20 Nummern in der Sammlung. Ich möchte dem Kollektiv, insbesondere Del Vecchio nicht mangelnde Leidenschaft vorwerfen, nur reicht Herzblut alleine eben nicht. Bands wie ESCAPE, PRETTY MAIDS oder auch H.E.A.T. bedienen hier ihre Hörerschaft profilierter und unterhaltsamer.

Alessandro Del Vecchio ist ein guter und immens wichtiger Künstler für das Frontiers-Label. Seine Arbeit als Songschreiber und Produzent hat mich schon häufiger überzeugt und sagen wir ruhig auch hin und wieder begeistert. Dieses Album kann das nicht leisten, es ist zu durchschnittlich, zu überraschungsarm und auch der Versuch, das Werk konzeptionell zu adeln, gelingt nicht, so bleibt der Inhalt doch leider überwiegend in einer typischen Melodic Metal-Ecke kleben.

 

 

 

Ritual


Cover - Ritual Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 46:55 ()
Label:
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Wheels Within Wheels

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VITALINES sind Tommy Denander und Robbie LaBlance, zwei Namen, die im AOR-Segment für Wohlklang stehen. Und richtig - das ist ein typisches Frontiers-Projekt mit der Ausnahme, dass hier ein passendes und gefälliges Artwork spendiert worden ist. Der schwedische Songwriter Tommy Denander, der u.a. schon für RICHARD MARX, ALICE COOPER und RADIOACTIVE tätig war bzw. ist, steht für anhängliche und hochwertige Rocksongs. So ist auch "Wheels Within Wheels" ein starkes AOR-Album, das sich jeder Genre-Fan ungehört zulegen kann.
 
Sänger Robbie LaBlance (FIND ME/ BLANC FACES) veredelt, das Album, mit seiner kraftvollen Stimme etwas intensiver und dynamischer als man es von seinen anderen Frontiers-Projekten gewohnt ist. "Judgement Day Is Here" öffnet den Longplayer energisch, mit einem dichten, umtriebigen und engmaschigen Sound. Das lebhafte Keybord bzw. Piano gehört zum festen Markenzeichen von VITALINES. Die Vorliebe des schwedischen Songwriters, Gitarristen und Produzenten in Personalunion zu TOTO ist omnipräsent. Bei einer Nummer wie "Hello World We Need To Talk" geht die Verehrung zu Steve Lukathers Band fast schon ein wenig zu weit, ein guter Song indes bleibt es. Das zu Beginn düstere "You Never Know with Magic" bietet dann puren 80er Jahre geprägten AOR, der auch von BLANC FACES hätte sein können. Und beim mitreißenden Titelsong wird ALICE COOPERs "Poison" kurz eingeblendet und ein weiteres Mal mit massig TOTO "übergossen".
 
Das Werk strahlt Genre-Vertrautheit aus, besitzt eine lebhafte Energie und ist fein und detailliert in Szene gesetzt. Ein Qualitätsprodukt von Anfang bis zur letzten Nummer, und sogar das Artwork passt. Was will man mehr?
 
 

 

Wheels Within Wheels


Cover - Wheels Within Wheels Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 37:6 ()
Label:
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Band:

VITALINES (Tommy Denander)

KEINE BIO! www
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Lost Tapes Vol.1

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Ich bin kein großer Fan von solchen "Giftschrank"-Veröffentlichungen, wobei die von GARY MOORE ("How Blue Can You Get") tatsächlich wertvoll war und ist. Mel Galleys (R.I.P.) TRAPEZE ist eine erstklassige Band, die sicher nicht viele auf dem Schirm haben - und das, obwohl solche Größen wie der eben genannte Mel Galley (WHITESNAKE und PHENOMENA), GLENN HUGHES, Dave Holland (JUDAS PRIEST), Geoff Downes (YES und ASIA) sowie Peter Goalby (URIAH HEEP) an Bord waren. Mit der Einschränkung, dass die Band nach GLENN HUGHES Weggang zu DEEP PURPLE durch ständig wechselnde Besetzungen an Relevanz verlor. Metallville bringt heuer mit "Lost Tapes Vol.1" eben ein solches Release unters Volk, und ich gestehe gerne, dass ich Freude mit dem Album habe.

"Cool Water" ist früher Heavy Rock, der GRAND FUNK RAILROAD und URIAH HEEP in sich trägt und, wie der Titel schon impliziert, relaxt aus den Speakern groovt. TRAPEZE war eine Band, die gerade in den 70ern von sich Reden machte und hier ihre stärkste Phase hatte; somit ist der Sound der Scheibe durchtränkt von Schlaghosen und Plateauschuhen-Moves. Eine Nummer wie "Breakdown" könnte sich aber durchaus auch heute auf THE DEAD DAISIES oder BLACK COUNTRY COMMUNION drehen, da es eine reine GLENN HUGHES dominierte funky-Heavy Rocknummer ist, die typisch und unverkennbar für den Wahl-Kalifornier steht. Hier, bei solchen energischen Songs, ist auch "Lost Tapes Vol.1" am stärksten. "So in Love" als Kontrast dazu gesungen von Mel Galley kann sich dagegen nicht ganz behaupten. Indes setzt seine Gitarre immer mal wieder starke Akzente ("Who Do you Run To" und "Going Home"), und auch sein Songwriting hält die Qualität.

Das Album versprüht puren 70er-Jahre-Flavor, ist soundmäßig nicht immer homogen, was natürlich den verschiedenen Aufnahmezeiträumen geschuldet ist. Im Großen und Ganzen ein spannendes, sehr authentisches, wertiges und schön aufgemachtes Zeitdokument.

 

 

Lost Tapes Vol.1


Cover - Lost Tapes Vol.1 Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 56:50 ()
Label:
Vertrieb:
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DetoNation

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Heidewitzka, Herr Kapitän, fuck! Zehn Jahre nach der eigenen Kapitulation kehren ENDSTILLE mit einer eindrucksvollen "DetoNation" zurück. Nach einem eher "ruhigen" Einstieg folgt das vor Release losgelassene Geschoss "Jericho Howls" - und das erfüllt in beinahe stereotypischer "selffulfilling prophecy" sämtliche Klischees über alles. Es herrscht Fliegeralarm, es macht "äh", Zingultus zischt-kreischt deibelisch, Tim knüppelt und knüppelt und knüppelt, der Rote spielt stoisch seinen Kram, wie nur er es kann, und Cruor ist wie immer und eigentlich kaum zu hören. Schön hell, im doppelten Sinn. Es ist ENDSTILLE. Fuck. Attack, Attack! Mit "Tochnit Aleph" zeigen die Kieler dann, was sie abseits highspeediger Frontangriffe eben auch echten Groove können - auch wenn sie es in dem Song nur zwei Minuten ohne Gehämmer aushalten. Und beim folgenden "Destined To Silence" dürften ENDSTILLE-Amateure so etwas wie Melodie erkennen. Aber die braucht eh keiner. Weder Amateure, noch Melodien - fuck. Wie stets endet auch Werk neun mit der "Endstille", diesmal ist es "(Weltkrieg)". Und das alles lässt die Anhänger der norddeutschen Mannschaft begeistert zurück, weil jede Sekunde dieses Werks ENDSTILLE atmet - und weil ENDSTILLE eben einzigartig sind. Ach: Diesmal gibt es keine zehn Songs, sondern neun (okay - zur ausverkauften Limited Vinyl Edition gibt es per Single einen zehnten dazu). Fuck Hell, Fuck Fuck, Doppelfuck!

 

 

 

DetoNation


Cover - DetoNation Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 47:0 ()
Label:
Vertrieb:
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Kingslayer

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Bereits mit seinen ersten beiden sehr starken Alben „Usurper Of The Oaken Throne“ und „Incantation Rites“ und nicht zuletzt durch grandiose Live-Performances hat sich das deutsch-englische Quintett in die Herzen der Doom-Fans gespielt. Dabei - und das ist wahrscheinlich das „Geheimnis“ der Band - beherrscht sie alle Facetten des langsamsten aller Metal-Genres wahrlich meisterhaft: schleppende Schwere, ausladende Epik, aber auch die alles planierende Midtempo-Dampfwalze. So geben sich THRONEHAMMER auch auf ihrem neuen Streich keinerlei Blöße, und wenn, wie es die Legende besagt, das dritte Album über Aufstieg oder Niedergang einer Band entscheidet, dann wurde auf „Kingslayer“ alles richtig gemacht. Bereits mit dem siebenminütigen, stampfenden Opener „Reign Of Steel“ ist die Marschroute klar: die bisherigen Stärken sind weiter ausgebaut und das Songwriting nochmals verfeinert worden. Mit dem eingängigen Titelsong gönnt man dem Hörer eine kurze Pause,  bevor mit „Sacrosanct Grounds“ und „Echoes Of Forgotten Battles“ gleich zwei Breitwandgeschosse anstehen, denen mit „Shieldbreaker“ und „Mortal Spheres“ zwei kürzere Nummer folgen, bevor das Finale eingeläutet wird. „Triumphant Emperor“, „Halcyon Days Of Yore“ und das überragende „Ascension“ (für mich der bisher stärkste THRONEHAMMER-Song überhaupt) werden, wie der Rest des Albums, nicht nur von tonnenschweren Riffs getragen, sondern auch vom Gesang Kat Shevil Gillhams, die einmal mehr über raues Fauchen, Growlen bis hin zu düsterem Klargesang alle Facetten mitreißend abdeckt. Natürlich kann man (wie fast immer bei Doom, aber das liegt in der Natur der Sache) kritisieren, dass der eine oder andere Zwischenpart etwas kürzer hätte ausfallen können, aber trotz einer Länge von 73 Minuten klingt hier nichts konstruiert oder künstlich aufgeblasen, sondern wie aus einem Guss; man merkt der Band jederzeit an, dass sie genau dieses Album und kein anderes machen wollte. „Kingslayer“ ist für jeden Doom-Fan nix anderes als Pflichtprogramm! 

 

Kingslayer


Cover - Kingslayer Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 73:44 ()
Label:
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Band:

TRAPEZE

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1982

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SODOM haben am Rad der Zeit gedreht und servieren uns auf der "1982"-EP schönes Old School-Material neu eingeknüppelt. Auf den Titeltrack trifft das freilich nicht zu. Jener wurde erstmalig im August 2022 als Single und Video unter's Volk gebracht und fand sich später leider nur auf einer CD in einer sündhaft teuren Sammelbox. Eben dort waren außerdem auch "Witching Metal", "Victims Of Death" und "Lets Fight In The Darkness Of Hell" vertreten. Der fünfte Track auf der EP "Equinox" (vom 1986er-Debüt "Obsessed By Cruelity") geisterte als Neuaufnahme hingegen nur im Netz als Download. "Witching Metal" dürfte wohl die älteste Nummer in dieser Sammlung sein. Diese astreine Thrash-Granate entstand im Frühjahr 1982 und kam dann auf's erste Demo-Tape.

Dazu Tom: "Im Grunde genommen, wählten wir damals die falsche Tonart, aber uns ging es nicht um musikalische Korrektheit, sondern um die Attitüde. Wir waren gegen das Establishment, hatten Ärger mit unseren Lehrern und Ausbildern, da wir ihrer Meinung nach die falschen Klamotten trugen und die falsche Musik hörten. In der Berufsschule war ich der Einzige, der auf Metal stand. Alle anderen hörten New Wave oder Neue Deutsche Welle."

"1982" erinnert sowohl textlich als auch musikalisch an die ersten Gehversuche von SODOM. Mir persönlich gefällt die Portion Groove, die der Track ausstrahlt. Mit dem Remix wurde ihm jedoch ein wenig die Schärfe genommen.

"Vermutlich würden wir solche Songs heutzutage anders komponieren und zeitgemäßer arrangieren. Aber wir sehen dies als kleine Zeitreise mit dem Flair der frühen Achtziger. Uns geht es darum, noch einmal an die wilden Jahre zu erinnern." (Tom Angelripper)

Durch die Neueinspielung soll der Brückenschlag in die Gegenwart vollzogen werden. Das Material wurde mit der aktuellen Besetzung zwar neu eingespielt, aber hierfür verwendeten die Gelsenkirchener ausschließlich traditionelle Instrumente und Marshall-Amps. Das Geschepper von damals ist fraglos Kult. Es hatte etwas Anarchisches, und wir Konsumenten befanden uns damals eben in der selben Situation wie die Musikschaffenden, so dass die Jungs uns quasi aus der Seele grunzten. Den alten 50 DM-Plattenspieler, der über einen Ghettoblaster verstärkt wurde, gibt es nun auch nicht mehr, und so ist es heute eine Freude, den alten Tracks nun als echtes Thrash-Brett in modernem Soundgewand zu lauschen und das Haupthaar zu schütteln.
Allerdings hinterlässt die Marketing-Strategie dahinter einen faden Beigeschmack. Diese steht eigentlich in direktem Kontrast zu dem, was Tom und seine Spießgesellen besingen und wieder aufleben lassen wollen, nur dass die Truppe nun offensichtlich auf der anderen Seite steht. Aus dieser Sicht ist es clever, einen seltenen Song zu erschaffen, ihn einem exklusiven Publikum zur Verfügung zu stellen, um ihn dann später nochmal an die breite Masse zu verkaufen.

Mit dieser EP soll ferner so richtig Appetit auf die Tour gemacht werden, die unter dem Motto "Evil Obsession - The Most Unholy Tour Of The Year" im Dezember 2023 stattfindet, auf der man ein klassisches "Old School-Set" geboten bekommt.

 

 

SODOM live:

1982


Cover - 1982 Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 18:29 ()
Label:
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Review:

American Gothic

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Mein Kollege Karsten hat die Truppe aus Denver, Colorado vor ziemlich genau drei Jahren in seinem Review zum Vorgänger „A Romance With Violence“ in die Post Black Metal-Ecke gestellt, was ich nicht so recht teilen möchte. Die aus Mitgliedern von unter anderem STORMKEEP und BLOOD INCANTATION bestehenden WAYFARER spielen eine sehr originelle Mischung aus Black Metal und Folk/Country und gehen für meinen Geschmack viel eher als die „amerikanischen PRIMORDIAL“ durch. Aber auch wenn sich über stilistische Befindlichkeiten vortrefflich streiten lässt, steht eines fest: auf „American Gothic“ (der Albumtitel führt wirklich in die Irre - mit Grufti-Dünnbrettbohrer-Jodeltum hat die Band rein gar nix am Hut!) verbinden Band-Gründer Shane McCarthy und seine Mannen große Melodien mit knackiger Härte und zwar ausladendem, dennoch eingängigem Songwriting, das sich in epischen Hymnen wie „The Cattle Thief“, „False Constellation“, dem treibenden „Reaper On The Oilfields“, dem hypnotischen „A High Plains Eulogy“ oder dem gekonnt zwischen ruppigen Eruptionen und getragenen Passagen pendelnden „Black Plumes Over God’s Country“ entlädt. Eine schwache Nummer ist hier weit und breit nicht auszumachen, und zumindest die CD-Version enthält mit „Night Shift“ noch eine coole Cover-Version eines Klassikers von SIOUXSIE AND THE BANSHEES, die unausweichlich tatsächlich einen leicht gotischen Anstrich hat. Richtig fein ist auch das faltbare Booklet des Digipaks ausgefallen, das einer Wildwestzeitung aus dem Jahr 1934 („1934“ lautet auch ein kurzes Instrumental auf dem Album) nachempfunden ist und optisch viel hermacht. „American Gothic“ ist ein sehr starkes Album, das von vorne bis hinten überzeugt!

 

 

American Gothic


Cover - American Gothic Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 50:24 ()
Label:
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Apostasy

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WELCOME TO PLESHIWAR huldigen auf ihrem Debüt "Apostasy" Melancholie und suhlen sich, auf herrliche Art und Weise, auf der Schattenseite des Lebens. Feierlich-traurige Klänge und zähfließend sakrale Melodik kriechen aus den Boxen.

Ich kenne das hessische Quartett bereits von seiner EP "Unsolved", die im Sommer 2022 veröffentlicht wurde. Die EP fiel mir letztes Jahr direkt positiv auf und ließ mich in 90er-Jugenderinnerungen à la MY DYING BRIDE und PARADISE LOST schwelgen. Umso gespannter war ich auf das Longplayer-Debüt der Truppe.

Direkt beim ersten Song fällt mir die druckvolle Produktion auf. Hier konnten WELCOME TO PLESHIWAR eine Schippe drauflegen, was insbesondere dem Drum-Sound gut zu Gesicht steht. Die einzelnen Instrumente sind schön herauszuhören. "Apostasy" wurde von Andy Classen im Stage One Studio produziert und wird am 09. November 2023 über Black Sunset/MDD erscheinen.

Als der Opener "Apostasy Pt.1" nach knapp zwei Minuten an Härte zunimmt, aber die Gitarre viel Melodie gibt, denke ich kurz an AMOPRHIS. Der Track ist abwechslungsreich und offenbart verschiedene Stimmungen. Aber immer wieder umhüllt den Hörer ein Schwalk Schwermut, wie auf einem beschwerlichen Gebirgsmarsch. Die wummernden Bassläufe sind, so ist in der kurzen Historie der Band bereits heraushören, typisch für WELCOME TO PLESHIWAR. "Sisyphean Task (Le Mythe De Sisyphe)" doomt schleppend und stampfend in tiefen Klängen los; auch Sänger Sascha Kaiser growlt ultratief. Nach drei Minuten nimmt der Song etwas mehr Tempo und Drive auf, um nach einer guten Minute wieder in den düsteren Keller abzusteigen. Speziell gegen Ende, als das Keyboard deutlichere Präsenz erhält, herrscht Elegie. In Midtempo und rhythmisch-stampfend geht es mit "Sorrow" weiter, der Song wechselt mehrfach Tempo und Kolorit. Kaisers Stimme variiert ebenso, zwischendurch wird im erzählenden Stil vorgetragen. Karsten Goebels Gitarre nimmt sehnsuchtsvolle Züge an. Alles in allem bleiben die Klänge im Stile der Peaceville-Qualitätskapellen wie MY DYING BRIDE, und WELCOME TO PLESHIWAR holen den 90er-Düster-Sound gekonnt ins Hier und Jetzt. Zu "Darkness Within Light" leiten Pianoklänge ins Sound-Niederholz ein. Der Track entwickelt sich nach und nach, in einem Zwischenpart erklingen Keyboard und Samples. "Praying Mantis" startet schneller, härter und rauer; das Tempo wechselt wiederholt. Der Bass summt und schnurrt. Ähnlich wie schon bei "Unsolved" auf der gleichnamigen EP, ergibt sich bei dieser starken Nummer ein Indienbezug, der ja bereits im Bandnamen verankert ist. Übrigens wurde 1997 von TIAMAT auf "A Deeper Kind Of Slumber" bisweilen ebenfalls die Sitar eingesetzt. Quasi jeder Track auf "Apostasy" besitzt progressive Fragmete. "Apostasy Pt.2" ist bereits der letzte Song und präsentiert sich abwechslungsreich und mit guter Death Metal-Schlagseite. Song und Album enden aber harmonisch.

Es wäre an der Stelle zu einfach zu sagen, WELCOME TO PLESHIWAR klingen wie MY DYING BRIDE oder wie die frühen ANATHEMA (z. B. zu "The Silent Enigma" 1995), denn die Hessen haben ihren eigenen Stil. Um dem Album das Premium-Prädikat "Tipp" zu geben, hätte es den einen oder anderen richtigen Hit enthalten müssen, aber die Band haut mit "Apostasy" einen starken Erstling raus.

 

Apostasy


Cover - Apostasy Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 37:40 ()
Label:
Vertrieb:

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