Was damals als Side - Project begann, ist für die übrig gebliebenen Mitglieder der deutschen Progressive - Hoffnungsträger THOUGHT SPHERE nun das neue musikalische Zuhause geworden und 2003 erblickte mit "Coldheart Canyon" das erste fulminante Demo von FORCES @ WORK das Licht der Welt. Die hochtechnische Mischung aus abgefahrenen Techno - Elementen, vertrackten Achterbahnfahrten und teilweise schon "deathmetallischen" Aggro - Einschüben findet auf "Forcilized" nun ihre Fortsetzung, die mit Sicherheit genauso polarisieren wird wie der Erstling. Freunde von musikalischem Fastfood werden nach wie vor an den Klängen des Quintetts verzweifeln, während Liebhaber komplexer Klänge eine Scheibe vorfinden werden, die einerseits extrem schwer zu ergründen ist, andererseits aber gerade deshalb so viel Spaß macht, weil sie einfach keine Abnutzungserscheinungen zeigt und auch nach dem tausendsten Hören nicht langweilig zu werden droht. Dafür sorgen schon die packenden Songs, die vor Spielwitz und Ideenreichtum nur so strotzen, nur Sänger Andreas Lohse könnte seine Stimme ruhig mal variabler einsetzen und so einige etwas monotone Abschnitte vermeiden. Los geht’s mit dem brettharten "Vortex Phobia", das am Anfang noch einige relaxte Parts offenbart und gegen Ende zu einem aggressiven Banger mutiert, gefolgt von "Harvest At The Bodyfarm", das gekonnt mit Frickelparts und sägenden Riffs spielt. Die goldene Mitte markiert "The Benefit Of All My Senses Sharpened", fraglos der beste Song, den FORCES @ WORK bisher geschrieben haben. Die anfangs balladeske und generell sehr melodische Nummer steigert sich mit der Zeit in einen absoluten Killerrefrain, um hinterher in einem ruhigen Break wieder in sich zusammenzufallen. Saugeil! "Versus" hingegen fährt wieder das komplette Brett auf, ist im Mittelteil sehr experimentell und verfrickelt ausgefallen und das am Wenigsten eingängige Stück der Scheibe (sofern man bei dieser Art von Musik überhaupt von "eingängig" sprechen kann… ), fährt aber einen coolen, etwas am FEAR FACTORY erinnernden Refrain auf. Das mit einem an SEPULTURA zu "Roots" - Zeiten erinnernden Riff durchstartende "Husk Of The Withered Moth" ist eine harte Mischung aus Neo - Thrash und Old School - Brett Marke SLAYER, wobei die Jungs eine gewisse Vorliebe für modernere Sounds offenbaren, was sie aber, wie die gesamte Platte, auf äußerst hohem Niveau praktizieren. Die Produktion befindet sich in etwa auf dem Level des Vorgängers, ist sehr kraftvoll ausgefallen und nur an einigen Stellen etwas monoton, was sich hauptsächlich beim Gesang (noch zusätzlich) auswirkt. Wer sich schon mit dem ersten Demo nicht anfreunden konnte oder schon leicht proggige Klänge für "zu kompliziert" erachtet, braucht hier keinen Gedanken zu verschwenden. Alle anderen aber greifen sich das neben der neuen INTO ETERNITY bislang beste Techno / Progressive - Werk des Jahres ab und begeben sich in die Vorfreude auf den angekündigten ersten Longplayer!
Das Demo kann, wie auch der Vorgänger "Coldheart Canyon", über die Homepage der Band (http://www.forcesatwork.de/) bezogen werden.
"Worlds Apart" ist nun schon das zweite Album des deutsch - französischen Projektes HORIZON und haut eine gute Stunde lang sägenden, in der Tradition von SINNER oder PRIMAL FEAR stehenden Power Metal der alten Schule aus den Boxen. Den Originalitätsorden kann sich das Trio also nicht an die Jacke heften, überzeugt aber durchgehend mit druckvoll produzierten Stücken, für deren Mastering niemand anders als Edelstahl - Knöpfchendreher Achim Köhler verantwortlich zeichnet. Die Gitarren von Patrick Hemer sind dann auch, ähnlich wie bei den oben genannten Kollegen, das tragende Element des Gesamtsounds und klingen herrlich krachig und knackig. Negativ macht sich jedoch bemerkbar, dass der Gesang durch die sehr weit nach vorne gemischten Klampfen ein wenig in den Hintergrund geraten ist, gut nachzuvollziehen beim geilen Opener "Burning Hunger". Echte Blöße geben sich die Herren mit dem Gesamtbild der Platte nicht, aber das Weltklasse - Gütesiegel kann man nicht auf die Verpackung kleben, weil dazu einfach die kompositorischen Highlights vom Fass, wie etwa auf dem neuen Sinner / Scheepers - Langeisen "Devil’s Ground" verteten, fehlen. Hört Euch einfach mal den erwähnten Opener, das coole "Always A Stranger" oder die Stampfer "Brainwashed" und "Backstabber" an und entscheidet selbst. Kein Geniestreich, aber ein durchaus lohnenswerter Anspieltipp für Traditionsbanger!
Ack! Ich hab’ die Scheibe schon ein wenig länger hier und auch schon diverse Male im Player gehabt, aber mehr als "Ahhhhhhhh!!!!!!" kann sie mir nicht entlocken. Soweit ich weiß, waren THE SIXTH INCUBATOR mal Teil von Incubator und haben Death Metal gemacht, sich dann aber fürchterlich in die Wolle gekriegt und sich umbenannt und sind jetzt nur noch zwei Heinis. Ok. "Inphonoir" will also über eine Stunde den (Death?) Metal des Duos wiedergeben - und scheitert kläglich. Die ganze Scheibe ist konfus, wirkt total wirr und hat nicht einen Song, der mir auch nur ansatzweise gefallen hat. Da gibt’s Soulfly/Sepultura-Verschnitte (Track 9), Düsterpop, komischen Grind, Death Metal-Ansätze und weiß der Geier. Klingt eher wie n Sampler von einem räudigen Label als ein Longplayer. Und weder der komisch-böse Gesang (egal ob clean oder growlend oder was sonst) noch das sterile Schlagzeug oder die monotone Gitarrenarbeit konnten mich fesseln. Sorry Jungs, das klingt nur langweilig. Das Beste an der Scheibe sind die beiden Song von MY COLD EMBRACE (die wir hier auch schon gefeaturet haben, Gruß an Dürch und Co!), die rocken! THE SIXTH INCUBATOR gehen mir am Arsch vorbei.
AFTER FOREVER präsentieren nur kurze Zeit nach dem Erscheinen der "Exordium"-DVD ihr drittes reguläres Langeisen mit dem Titel "Invisible Circles" mit welchem sie ihren eingeschlagenen Weg der Mixtur aus opernhaften Gesang (Floor Jansen - gesanglich topp und dazu auch noch hinreißend hübsch), Gothic- und Metalelementen zielstrebig fortsetzen. Dabei gehen AFTER FOREVER im Vergleich zur direkten Konkurrenz (Nightwish und ihren niederländischen Landsleuten von Within Temptation) doch ein ganzes Stück metallischer zu Wege. Dies liegt nicht nur an den bösen Grunts von Gitarrist Sander Commans (worauf der genannte Wettbewerb ja mittlerweile weitestgehend verzichtet), sondern auch an fast progressiv zu nennenden Ansätzen im Songwriting (ob das wohl daran liegt, das Frontfrau Floor Jansen auch noch bei Ayreon und Star One im Boot ist?). Darüber hinaus ist "Invisible Circles" als Konzeptalbum angelegt, welches das Thema einer Kindheit behandelt in welcher nur materielle Werte, Karriere, u.ä. zählen. Es bleibt keine Zeit für ein Familienleben - und dieser unsichtbare Kreislauf "Invisible Circles" geht so schon über Generationen. Bei der Umsetzung des Konzeptes in Musik setzen AFTER FOREVER auf einen zum Teil epischen, ja bombastischen Sound welcher auf Keyboardteppichen getragen harten Riffs und eingängigen Melodien beruht. Dazu eben noch die abwechslungsreichen Vocals zwischen Sopran und Grunts. Der nach kurzem Intro furios startende Opener "Beautiful Emptiness" gibt dabei die Richtung vor. Herausragend sind auch noch "Sins Of Idealism" (ganz starker Anfang, super Melodie und klasse Gesang) und die gelungene pianountermalte Ballade "Eccentric". Die Variabilität der Holländer könnte zukünftig weiter zunehmen, den mittlerweile experimentiert man mit einer dritten Stimme. So kommt bei "Reflections" neben Floor’s Sopran und Sander’s Grunts auch noch die klaren Vocals des zweiten Gitarristen Bas Maas zum Einsatz. Dies verstärkt nicht nur den AFTER FOREVER eigenen Sound sondern eröffnet auch eine Reihe von dramaturgischen und kompositorischen Möglichkeiten für die Zukunft. Noch was zum Konzept: eine Konzeptscheibe zu machen ist zwar an sich ein gute Sache und kommt den künstlerischen Ansprüchen vieler Bands entgegen, die Umsetzung bei "Invisible Circles" gibt aber leider ganz klar Abzüge in der B-Note. Die Unterbrechungen mancher Songs durch zu lang geratene Dialoge mag zwar eine nette Idee sein das Konzept hinter dem Album zu verdeutlichen, stören meiner Meinung nach den Hörgenuss aber zu echt ungünstigen Zeitpunkten ("Between Love And Fire" und "Blind Pain", das muss nicht wirklich sein). Nichts desto trotz haben AFTER FOREVER mit "Invisible Circles" eine hervorragende Scheibe abgeliefert, welche sich Freunden dieses Genres und Besitzer der bisherigen Scheiben nicht entgehen lassen sollten. Es geht für AFTER FOREVER weiter bergauf, keine Frage.
Numero 3 der InsideOut-Re-Releases von SPOCK’S BEARD Alben ist mit "The Kindness Of Strangers” jenes Album welches SPOCK’S BEARD den endgültigen Durchbruch bescherte - ihnen fast so etwas wie eine gewisse Massenkompatibilität gab (was manchen Extrem-Proggies gar nicht behagte). Rockiger ausgefallen als die ersten beiden Scheiben (dem famosen "The Light" und "Beware Of Darkness"), lösten sich SPOCK’S BEARD mit "The Kindness Of Strangers” endgültig von ihren 70er-Vorbildern wie Yes, Pink Floyd, Genesis & Co. und fanden zu einem unverwechselbaren eigenen Stil. Neals Morse erwies sich mit seinen melodischen und trotz Komplexität immer eingängigen Kompositionen einmal mehr als Meister seines Fachs und schuf mit seinen kongenialen Mitstreitern (Drummer Nick D’Virgilio, Keyboarder Ryo Okumoto, Bassist Dave Meros und seinem Bruder Alan Morse an Gitarre und Mellotron) ein progressives Meisterwerk (Anno 1997 ließ dies Kollegen sogar zur Aussage hinreisen "die Zukunft des Progressive Rock gehört zu haben"). Die Mischung aus ohrwurmmäßigen Refrains, Gitarrenriffs, progressiven Instrumentalteilen und Neal’s eindringlichem Gesang ließen zusammen mit einer überaus positiven Grundstimmung das Album zu einem, wenn nicht den Meilenstein in der Bandhistorie von SPOCK’S BEARD werden. Die zum Teil mehrstimmig eingesungene überirdische Ballade "June" und das elfminütige, bis zum geht nicht mehr abwechslungsreiche, gar dramatische "Harm’s Way" dürften zusammen mit dem Opener "The Good Don’t Last" Klassiker für die Ewigkeit sein. Wer nur die neueren Alben der BEARD’S kennt, für den ist dieses Re-Release allemal eine Investition wert - wer (wie ich) auch schon das 97er Original vergöttert hat, wird hier wohl nicht wegen dem remasterden Sound zuschlagen (der war auch auf dem Original schon gut), sonder vor allem damit er seiner Sammlung auch noch die drei Radio-Edits von "The Good Don’t Last", "In The Mouth Of Madness" und "Cakewalk On Easy Street" sowie die Home Demos von "June" und "Strange World" hinzufügen kann. Die zusätzlichen Notes von Master Neal Morse im Booklet kann man dazu auch noch aufführen. SPOCK’S BEARD - "The Kindness Of Strangers” - wie eh und je, ein Genuss für die Ohren, unsterblich zeitlos und einfach genial.
"Isernhagen Law” ist immer das Erste, was mir zu Isernhagen einfällt. Hannover hat schon einen schlechten Ruf, aber Isernhagen? Knapp vor Peine, aber nur knapp. Aber ich bin auch nur ein parteiischer Kommentator, also nicht zu ernst nehmen haha. DE/TEST erlauben mir nach Genuss ihres neuesten Werkes wenigstens eine weitere Assoziation zu Isernhagen - fuckin’ Thrash Metal! "Language Of Violence", so der Titel der MCD, mit der DE/TEST einen ziemlich guten Eindruck bei mir hinterlassen haben. Beim ersten Durchlauf war ich noch angeödet, aber von Mal zu Mal wurde das Scheibchen besser und die Klasse der Band zeigte sich. So richtig echten Thrash zocken DE/TEST dann nicht, durch die Hinzunahme von Hardcore, cleanen Gesang und dezentem Keyboard-Einsätzen ergibt sich eine wilde Mischung, die aber immer schön in die Fresse haut. Alle fünf Songs (warum nicht mehr?) sind Lehrstücke für gleichzeitige Abwechslung, Härte und Melodie, so muss es sein. Fette Thrash-Gitarren, ein Drummer mit ordentlich Dampf unterm Kessel und ein variabler Sänger machen "Language Of Violence" zu einer kleinen Perle im Schnittfeld von Thrash und Hardcore. Respekt! Langeisen, aber zack!