Yeah .. Ohrwümer und Melodien satt - dies war sofort mein aller erster Gedanke nach dem ich mir das dritte Werk der finnischen Band ENTWINE aus den heimischen Boxen entgegenknallte. Auf "DiEversity" hauen uns die Jungs mit ihrem kraftvoll röhrenden Sänger Mika sowie nicht nur optisch äußerst überzeugenden Tastenfrau Riitta (u.a bei "Stil Remains") 10 Knallersongs mit "Sofort-ins-Ohr-geh" Charakter um die Ohren, daß es eine wahre Freude ist. Da übersehen wir mal großzügig dass völlig unnötige, vier Sekunden lange Intro sowie den künstlich um 4 Minuten (!) verlängerten aber ansonsten klasse gemachten Schlußtrack "Lost Within". Einzig die Nummern 9 & 10 sind ein klein wenig durchschnittlicher als der Rest. Gothic Rock/Metal mit mainstream Appeal werden jetzt die ganz Kritischen sagen, als eine etwas härtere HIM Version könnten diejenigen ENTWINE abqualifizieren, die entweder nur die beiden ersten Alben kennen oder diese neue Scheibe nicht genau genug angehört haben, denn noch nie klang die Band nach ihrer weit vergangenen Deathmetalphase so eigenständig. Die satten Gitarrenriffs hauen ordentlich rein, die Melodien sind höchsteingängig, die Tasten kommen ebenfalls gut zur Geltung und die Drums liefern den richtigen Schmiss dazu - so werden heutzutage Hits gemacht?! Sollte man meinen, denn von ihrem Potential her haben ENTWINE mindestens soviel oder so wenig, natürlich je nach dem jeweiligen Blickwinkel, wie zum Beispiel die Chartbreaker von THE RASMUS zu bieten, bloß ob man auch das entsprechende Airplay bekommt, darf hier wahrscheinlich bezweifelt werden. Egal, die Jungs wissen jedenfalls wie man gute Songs schreibt z.B. der krachende Opener "Bitter Sweet" oder "Sixt Feet Down Below", mit dem großen Vorteil, daß sich trotz der fast popartigen Refrains selbst nach mehrmaligen Konsum kein (allzu schneller) Abnutzungseffekt einstellt. O.k. es ist sicher auch keine CD für die Ewigkeit trotzdem können die heftigen Düstergitarrenriffs genauso überzeugen wie herzergreifende Bombastbaladen u.a. "Bleeding For The Cure", die trotzdem nicht ganz so zuckersüß aufgesetzt wirken, wie die Jägermeisterliebhaber von ihren Landsleuten. Wenn schon passende Vergleiche nötig sind, dann würde ich hier auf eine rockigere Version von SENTENCED plädieren außerdem sorgt das durchgehend kräftige Organ des Sängers für weitere positive Eindrücke. Nach ihren ebenfalls gelungenen Vorgängeralben haben ENTWINE für mich einen weiteren Schritt in die richtige Richtung vollzogen, es groovt und rockt einfach noch packender, jegwelcher überflüssiger Pathos (falls dies überhaupt jemals so stark vorhanden war!) sowie Weltschmerzattitüde wurden über Bord geschmissen und den Songs eine absolut amtliche Rockkluft verpaßt, da macht Zuhören einfach nur Spaß! Oh je, für manche der anspruchsvollen Abteilung hab’ ich mich jetzt wahrscheinlich als "oberflächlicher Bagatellhörer" geoutet - is mir ziemlich schnuppe, steh’ dazu und find "DiEversity" einfach nur gut.
CALIBAN haben es vorgemacht wie man sich als deutsche Band im Genre Hardcore einen Namen machen kann. Und DESTINY eilen in Siebenmeilenstiefeln hinterher. Und beackern doch ein etwas anderes Feld, gerade bei der Gitarrenarbeit unterscheiden sich die beiden extrem. Denn DESTINY zeigen sich hier ganz klar New Metal inspiriert, was gemeinsam mit der ordentlichen Portion Hass, den deathige Vocals transportieren, zu einer sehr gnadenlosen und modernen Mischung mutiert. Doch das alleine würde nur die Härtesten interessieren. DESTINY sind mehr, denn sie zeigen in fast jedem Song das Wechselspiel aus emotionalen und melodischen Vocals und Hardcoreshouts und bieten Zuckerbrot und Peitsche, was das Hören spannend macht. Schmeicheln einem noch die klaren Klänge des Sängers oder eine schöne Gitarrenmelodie, so wird Sekunden später das Gegenteil entgegengebrüllt. Da bei DESTINY das oft limitierende Element des eintönigen Gesangs wegfällt, ist "The Tracy Chapter" ein schönes Beispiel wie es auch klingen kann wenn man nicht nur auf die zwölf ballern möchte ohne bei der Power zurückzustecken. New School Hardcore für offene Ohren eben. Den knackigen Songs steht darüber hinaus die klare Produktion bestens zu Gesicht. Sehr schick!
Weißes Cover, spartanische Aufmachung, nachdenklicher Titel. "Unlove" wirkt cool und schlicht und suggeriert doch gleichzeitig eine gewisse Tiefe. Ein Eindruck, den die Musik unterstreichet. Und das tut sie eindrucksvoll. Eine stellenweise fast übertrieben sauber wirkende Produktion, bei der man vom Anschlagen der Basssaite bis zum krachenden Sound der Drums alles vernimmt. Melodiesüchtig sollte man für diese Musik sein, "Unlove" ist dann die perfekte Droge. Gesanglich hält man sich an bekannte Schemata aus schmachtenden cleanen Vocals und aggressiverem Geschrei, die Gitarren verharren zwischen hochmelodiösen Parts und groovenden Riffs. So abwechslungsreich wie moderner Rock mit New Metal Anleihen nur klingen kann, so klingen sie auch. Auch wenn all das nicht wirklich neu ist, so ist es bei NME.MINE herrlich cool und schlicht. Und suggeriert eine gewisse Tiefe.
Was sich beim Opener und Titelstück noch anhört wie eine Light-Version der Industrial-Götter Ministry, das mutiert mit den folgenden Stücken immer mehr zu einer poppigen Alternative-Industrial-Mischung. Vor allem "Devil In Me",ja auch schon auf einer vorher erschienenen Maxi vertreten, offenbart regelrechte Chart-Qualitäten. Was die Schweizer Buben übrigens beim folgenden "Killing Me" nahtlos fortsetzen. Selbst ein anfangs noch spartanischer Song wie "Breathe" bekommt nie die Kälte eines echten Industrial-Schockers und als sämtliche Instrumente einsetzen, reisen die Schweizer wieder in wesentlich hüpf-kompatiblere Bereiche. Und dann ist da noch das nervige "Yuppie Thrash", dass sich mit seinen Licks anhört wie ein Stumpf-Nu-Metal-Kack-Stück, sich dann aber stellenweise wandelt in eine doch industriellere Strickweise. Die Stimme jedoch, die kann viel zu viel. Was das Ganze noch ein Stück mehr erfolgskompatibel macht. Was dem Album aber auf keinen Fall vorzuwerfen ist? Langeweile kommt nicht auf, die Scheibe ist abwechslungsreich geworden, und sie ist tanzbar. Nicht unbedingt das, was ich von einer als Industrial-Scheibe apostrophierten Pladde erhoffe, aber allemal interessant für alle die, die eine Hörsturz-Party im Hamburger Grünspan mögen. Hart ist was anders, Industrial auch, dies ist eben "Alternative". Und dafür nicht einmal schlecht.