Man, wat’ ein Cover! Da werden sich ganz sicher die Geister scheiden, mir gefällt’s mal gar nicht. Egal, CD rein und abwarten. Nach einem drolligen kurzen Intro geht’s "Liar" richtig los und Thrash Metal dröhnt aus den Boxen. MORTAL REMAINS halten anscheinend viel von der guten alten Zeit, als Thrash Metal noch Thrash Metal war und man sich auf Kreator & Co. noch verlassen konnte, Schmier noch jung war…. Kreator sind ein gutes Stichwort, klingt doch MORTAL REMAINS-Sänger Matthias wie eine junge Ausgabe von Mille. MORTAL REMAINS haben nen sinnigen Plattentitel gefunden, geben sie doch die gesamte Spielzeit über Vollgas, nur gelegentlich werde kurz mal Parts zum Verschnaufen eingebaut ("Warhead"), meistens gibt’s aber voll auf die Zwölf. Die Remscheider haben ganz klar ein Gespür für eingängigen Thrash und genug Melodie in die Songs gepackt, damit diese auch so schnell nicht langweilig werden. Einziges Manko ist die knapp bemessene Spielzeit von 22 Minuten, aber man kann ja nicht alles haben. MORTAL REMAINS ist mit "Full Speed Ahead" ein Thrash-Album gelungen, dass sich mit den alten Helden durchaus messen kann, zum geselligen Biertrinken und Headbangen einlädt und einfach Laune macht.
Eine interessante "Neuauflage" kommt dieser Tage mit dem ursprünglich 1997 erschienenen Zweitwerk "Beware Of Darkness" der Prog-Götter aus Kalifornien SPOCK’S BEARD frisch auf die Ladentheke. Dieser im eleganten Pappschuber liebevoll aufgemachte remasterte Re-Release inklusive zweier Demoversionen aus dem Hause Inside Out bietet satte 75 Minuten feinsten Art Progrock und läßt für Fans des Genres vom gebotenen musikalischen Spektrum sicherlich keine Wünsche offen. Obwohl ich an dieser Stelle zugeben muß, daß SPOCK’S BEARD (auch heute noch) nicht gerade zu meinen absoluten Lieblingen im Progressive Bereich gehören, da sie es, für meinen Geschmack, stellenweise doch stets etwas mit dem "Dudel bzw. zu jazzigen Improvisationsfaktor" übertreiben. Sei’s drum dass gehört wahrscheinlich einfach dazu und man muß der Band, ob ihrer zweifellos großen technischen und kompositorischen Fähigkeiten schlichtweg großen Respekt und Anerkennung zollen. Die Jungs haben Mitte der Neunziger mit ihrem neuaufgelegten Prog Rock hauptverantwortlich für das große Genre Revival gesorgt und es mit ihrer facettenreichen Musik geschafft, daß Legenden wie YES, ELP oder GENESIS mit ihrem Geist aus den 70ern im Sound von Spock’s Beard weiterleben. Dabei kopieren die Mannen, um den damaligen Mastermind Neal Morse, nicht einfach nur bereits vorhandene Sounds sondern schaffen ihren ganz eigenen unverkennbaren Stil. Auf dem Zweitwerk "Beware Of Darkness" finden sich wieder diese typisch vertrackten Songs mit den wunderbar arrangierten Chorsatzgesängen genauso wieder wie satt rockende oder spielerisch leicht anmutende akustische Gitarrenparts - das alles wird wie selbstverständlich von den wohlig warm klingenden Hammondsounds ummantelt. Natürlich gibt’s hier einfühlsame Melodien am Fliesband aber auch die obligatorischen Instrumentalsongs fehlen nicht. Das wunderbare Titelstück, stammt übrigends aus der Feder des leider viel zu früh verstorbenen ex-BEATLE George HARRISON ansonsten hat Meister Morse mal wieder alles geschrieben aber neben ihm kann auch Drumer Nick D´Virgilio mit gelungenen Vocals überzeugen, vielleicht damals schon ein Wink des Schicksals, denn nach dem Ausstieg von Morse 2003 mußte er dann ja auch die Leadstimme übernehmen. So dies müßte eigentlich genug sein, um "Beware Of Darkness" für neue Progfans oder Nichtbandkenner interessant zu machen, denn alle anderen dürften dieses legendäre Werk von SPOCK’S BEARD wohl bereits längst ihr Eigen nennen.
Umsonst ist nicht viel im Leben. RESURRECTURIS sind jedoch nicht aus dem Schwarzwald, auch wenn die goldige Kuckucksuhr beim Opener anderes suggeriert. Und "The Cuckoo Clocks Of Hell" gibt es komplett zum kostenlosen Download auf der Bandpage! Mit dem im Sommer erscheinenden Buckethead Soloalbum gleichen Namens haben die italienischen Horrorfilmfanatiker natürlich nichts gemein. Nicht nur geografisch, sondern vor allem musikalisch liegen hier im wahrsten Sinne des Wortes Welten dazwischen. Denn RESURRECTURIS gehen bei ihrem Death Metal recht ambitioniert zu Werke um nicht einfach alles zu kopieren was es schon auf dem Markt gibt. Das äußert sich primär im Gesang, wobei neben klassischen Growls die cleanen Parts ins Ohr fallen, hier aber auch noch Potential brach liegt. Denn der zu gepresste Gesang passt nicht zum sonst ausgemacht ordentlichen Sound. In fast 10 Jahren Bandgeschichte mit vielen Wirrungen und Dramen, hat sich darüber hinaus die Gitarrenarbeit sehr positiv entwickelt. Grooved man teilweise recht fett durchs Land, kommen auch melodiösere Parts oder derber Lärm nicht zu kurz. Ziemlich originell und bemüht, wenn auch noch nicht perfekt. Aber so sind sie eben im Schwarzwald, ich war da des öfteren.
Nach einigen Schwierigkeiten mit seinem alten Label hat sich HUBI MEISEL erfolgreich eine neue Company gesucht, um seine zweite Soloscheibe nach dem 2002er Album "CUT” (das übrigends durchweg aus 80er Jahre Coversongs bestand und einige recht beachtliche Interpretationen enthielt!) nochmals neu herauszubringen: "EmOcean" ist nicht nur ein gelungenes Wortspiel sondern auch der Titel dieses äußerst atmosphärischen Konzeptalbums des Ex-DREAMSCAPE Sängers. Womit wir auch sofort einen aktuellen Bezug hätten, denn an dem jüngst erschienenen (und man muß wirklich sagen äußerst gelungenen Werk seiner Ex-Kollegen) muß sich der gute Hubi schon auch etwas messen lassen. Nun, grundsätzlich sollte hierbei aber angemerkt werden, daß EMOCEAN zwar auch in die progressive Metal Schiene geht aber im direkten Vergleich dann doch eine ganze Ecke ruhiger sowie gefühlvoller ausgefallen ist. Dies liegt natürlich hauptsächlich in der äußerst emotionalen Gesangsarbeit von Meisel, der seinen ganz eigenen Stil stets vielmehr als "reiner" Sänger denn als (aggressiver) bzw. lautstarker Shouter rüberbringt. Für das Storykonzept, die Produktion und die Songs zeichnet er sich hauptverantwortlich wobei als kompetente (Begleit-) Musiker mit Vivien Lalu (SHADRANE, Keys), Marcel Coenen (Ex-LEMUR VOICE, Guitars), Daniel Flores (MIND´S EYE, Drums) sowie Jean B. Affonço "Bamby" (ABSOLUTE, Bass) dazu geholt wurden und die Jungs machen ihren Job hervorragend. Als kleiner Kritikpunkt wäre noch anzumerken, daß mir die Stimme an manchen Stellen doch etwas zu stark in den Vordergrund gemischt wurde, so daß gerade die Gitarren etwas zu drucklos wirken. Auf EmOcean sind insgesamt einige sehr gelungene Songs enthalten und die Musik mit ihren progressiven Strukturen bietet für den Zuhörer viele lohnenswerte Details sowie auf den ersten Blick vielleicht (noch) nicht sofort hypereingängige Parts. Man muß sich mit diesem Album ganz klar richtig intensiv beschäftigen, denn eines ist diese CD sicher nicht - nämlich mal eben so zum Zwischendurchhören. Catchy Refrains, die sich nach einem Hördurchgang bereits merklich festsetzen wird man hier vergeblich suchen. EmOcean ist textliche in drei Konzeptbereiche, die sich mit den Mythen von Atlantis, der Sargasso-See sowie dem Bermuda-Dreieck beschäftigen, eingeteilt. Es gibt viele sphärisch, getragene Parts mit bombastischen Keyboardteppichen aber auch so manchen Längen, da wäre manchmal weniger mehr gewesen. Ansonsten zeigt sich Hubi Meisel in angenehmer Weise als gefühlvoller Sänger, der wunderbare Stimmungsbögen aufbauen kann wie bei dem tollen "Tears Of An Enchanted Sea" aber auch mal etwas stärker aus sich herausgeht, wenn es die Dramaturgie erfordert u.a. bei "Poseidon’s Frident". Der gelungene Opener "Lost In The Waters Of Sargasso" kommt zunächst etwas verhalten entwickelt dann aber doch noch richtig Temperament und hat einen Klasserefrain. Bei dem progrockigen "Nocturnal Breeze" fühlt man sich in positiver Weise etwas an einen SAGA Song erinnert auch wenn das mancher Kritiker sicher wieder etwas anders auffassen wird aber auch die Stimme entfaltet hier ein Michael Saddler artiges Timbre. Immer wieder gibt’s dann auch etwas heftiger Parts mit Doublebass sowie fetten Riffs. Und überhaupt der Gitarrist, er scheint etwas auf SATRIANI abzufahren und streut in den ruhigeren Momenten immer mal wieder solche typische Riffs wunderbar mit ein. Das 13-minütige opulente "The Souls Of Atlantis" könnte auch als Filmsoundtrack Verwendung finden ist aber eindeutig um ein paar Minuten zu lang geraten. Auch der Titeltrack "EmOcean" ist eine ganz kuschelige Ballade wobei mir die Hook allerdings nicht ganz so überzeugend vorkommt. Auf der DigiPack Version des Albums befinden sich außerdem noch zwei hörenswerte Bonustitel. Abschließend bleibt festzuhalten; EmOcean erfordert die volle Konzentration des Konsumenten und dann nach mehrmaligen Zuhören entfalten die Songs durchaus eine gewisse Faszination. Hubi Meisel hat zwar sicher kein Überalbum aufgenommen aber die CD muß schlicht mit "gut" bewertet werden - für Leute, die auf etwas ruhige progmetallisch/rockige Musik im üppigen Soundkleid stehen sicher mit am Besten geeignet.
Übrigends, wer sich für die interessante Konzept-Story näher interessiert, kann sich auf der ebenfalls wunderbar gestalteten Homepage von HUBI MEISEL die Geschichte downloaden.