InterviewHallo Max, herzlichen Glückwunsch zum Sieg der schwedischen Nationalelf!
Bitte wozu?
Na, zum 5:0 der schwedischen Fußball-Nationalmannschaft gegen Bulgarien.
Um ehrlich zu sein interessiere ich mich nicht für Fußball. Aber trotzdem danke. Du hättest mit unserem Gitarristen Mattias Ljung sprechen sollen, er ist ein richtiger Fußball-Fanatiker.
Und was ist mit Johan?
Ich habe keine Ahnung, ob der sich für Fußball interessiert. Ehrlich gesagt, glaube ich es nicht.
"Armageddon Mon Amour" ist schon euer zweites Album. Aber wie seid ihr zusammen gekommen, nachdem Johan bei ARCH ENEMY draußen war?
Ich habe die Band im Jahr 2000 ins Leben gerufen. Ich hatte damals einen Haufen Songs geschrieben. Ich war zwar damals bereits in einer anderen Band, aber ich war dort immer "nur der Schlagzeuger", und es gibt Leute, die Schlagzeugern nicht viel zutrauen. Die anderen in dieser Band haben mich als Schlagzeuger keine Songs machen lassen, und ich wollte damals unbedingt Lieder schreiben. Fünfzehn Songs hatte ich fertig, also dachte ich, es sei an Zeit, eine neue Band zu starten. Also habe ich Johan angerufen. Johan und ich kennen uns schon mindestens 15 Jahre, also seit unserer Schulzeit. Etwa zehn Jahre davon haben wir zusammen in Bands gespielt, es war einfach an der Zeit, wieder zusammen eine Band zu machen. An der Schule, an der ich gearbeitet habe, habe ich einen Freund, der sehr gut Gitarre spielt, also habe ich ihn auch gefragt, ob er nicht in meiner Band spielen will. Im wesentlichen ist das die Geschichte der Band.
Lebt ihr alle in derselben Gegend?
Mattias, der Gitarrist und ich wohnen beide in derselben Gegend, aber Johan lebt weit entfernt, bestimmt sieben Stunden mit dem Auto. Also fliegt er nach Stockholm, wenn wir proben wollen. Natürlich wäre das alles viel einfacher, wenn er hier in der Nähe wohnen würde, aber all er hat sich entschlossen, in Südschweden wohnen zu bleiben, weil all seine Verwandten dort wohnen.
Das hört sich nicht ganz einfach an. Wie sieht denn inzwischen euer Songwriting-Prozess aus? Schreibst du alles allein, oder gibt es einen Punkt, an dem ihr das zusammenfügt?
Normaler Weise schreibe ich das Grundgerüst der Songs, mit allen Riffs und dem Kram. Dann gebe ich ab an Mattias, und er schreibt die Solos und Gitarren-Leads. Wir schicken das Band dann zu Johann, und sagen ihm ungefähr "Hier solltest du dir eine Gesangslinie überlegen, hier sollte Gesang sein, und hier", und dann schreit er alles auf Band und schickt es zurück zu uns. So entsteht unsere Musik.
Schreibt Johan auch die Texte?
Ja. Ich finde das eine spannende Art, Songs zu schreiben, weil man nie weiß, wie sich der Song bis zum Ende noch entwickelt.
Ihr seid nur zu dritt, wer spielt denn den Bass? Besonders, wenn ihr live auftretet?
Bei den Aufnahmen habe ich den Bass gespielt. Für die Bühne haben wir uns einen Session-Bassisten hier aus Stockholm engagiert. Wir proben mit vollem Line-Up, mit dem Aushilfs-Bassisten, unserem Gitarristen und mir am Schlagzeug. Da gibt es also keine Probleme.
Wie könnt ihr euch das leisten? Das kostet doch schon allein eine Menge Geld, Johan ab und zu einzufliegen.
Wir verdienen einfach ein kleines Vermögen mit unserer Kunst (Max räuspert sich hörbar - laetti).
Is´ klar!
Nein, glaub mir kein Wort. Wir stecken wirklich eine Menge Geld in die Band, und natürlich ist es nicht billig, Johan bei Bedarf nach Stockholm einzufliegen. Aber ich finde, dass es sich am Ende lohnt. Wir leben für unsere Musik und dafür, sie spielen zu können, das ist wirklich das beste, was man mit seiner Freizeit anfangen kann. Ich könnte ohne die Musik nicht überleben. Aber es lohnt sich auf jeden Fall. Jedes Hobby kostet Geld, das eine mehr, das andere weniger. Im Moment studiere ich wieder, und verdiene im Moment kein Geld dazu. Aber das bisschen, das ich habe, stecke ich in die Band. Es kostet Geld, wenn man sich amüsieren möchte, und ich verstehe das.
Außerdem macht ihr andere Menschen damit glücklich. Welcher Song ist dein Lieblingssong auf "Armageddon Mon Amour"?
"Crops of Waste", würde ich sagen, das ist der dritte Song auf dem Album. (Ja! Der Gänsehaut-Song - laetti). Außerdem ist "Ticket To Devastation" mein Favorit, ein Instrumental, das auf nur einem Riff besteht. Dieses Riff zieht sich durch den ganzen Song, ich glaube, das ist ziemlich heavy und intensiv geworden. Ich habe den Song im Studio geschrieben, nur zehn Minuten, bevor wir ihn aufgenommen haben. Gerade dafür ist er super geworden. Hast du einen Favoriten?
Ja klar. Mein Lieblingssong ist "Turncoat".
Aha. Der scheint seht beliebt zu sein. Cool.
Der Song wirkt wie der böse Zwilling eines Songs, den Johan vor vier Jahren mit einer gewissen früheren Band von ihm aufgenommen hat…
Welchen Song meinst du?
ARCH ENEMY hatten einen Songs namens "Silverwing" auf dem Album "Burning Bridges".
Oh ja! Das ist einer meiner absoluten Lieblingssongs von ARCH ENEMY. Aber ich hatte den nicht bewusst im Hinterkopf, als ich "Turncoat" geschrieben habe. Das ist eher zufällig passiert. "Silverwing" ist wirklich großartig, und "Burning Bridges" ist mein Lieblingsalbum von ARCH ENEMY. Was für eine großartige Scheibe!
Es scheint, als würdet ihr mit "Armageddon Mon Amour" ungefähr in die Richtung gehen, die ARCH ENEMY nach Johans Abgang vor vier Jahren hinter sich gelassen haben. Euer erstes Album als HEARSE war viel schroffer und auf eine bestimmte Art eher rockig.
Mag sein. Ich setze mich aber nicht hin und plane ein Album, bevor ich Songs schreibe. Ich schreibe die Musik einfach drauf los und ich weiß vorher nicht, was am Ende dabei raus kommt. Ich kann nicht in Kategorien denken, nach dem Motto: Heute schreibe ich einen Song, der sich genau so oder so anhört. Ich mache einfach Musik, und das entwickelt sich dann.
Habt ihr viel live gespielt, seitdem "Dominian Reptilian" draußen ist?
Um ehrlich zu sein: Wir haben noch nie zusammen auf der Bühne gestanden. Aber wir werden im September in Holland und Belgien unsere ersten Shows spielen. Das wird witzig. Das scheint verrückt zu sein, wir scheinen die einzige Metal-Band der Welt zu sein, die zwei Alben draußen hat und noch nie live gespielt hat. Das ist schon schräg.
Noch komischer finde ich, dass diese ersten Shows ausgerechnet in Benelux stattfinden und nicht in Schweden.
Klar, aber es ist definitiv besser, sich vor wildfremden Leuten in einem anderen Land zum Horst zu machen. Wenn es schief geht, brauchen wir da nicht wieder hingehen.
Mag sein. Aber eure Plattenfirma hat ihren Sitz in Holland.
Ja, natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen. Nein, das wird ein großer Spaß.
Warum seid ihr zum Beispiel noch nie in Stockholm aufgetreten?
Nun ja, so viel haben wir auch noch nicht geprobt. Direkt vor den Aufnahmen haben wir das letzte Mal zusammen gespielt, also müssen wir vor den Gigs noch kräftig üben. Da Johan in Südschweden wohnt, hatten wir bisher noch keine Zeit dazu. Unsere mangelnde Praxis ist meiner Meinung nach der Hauptgrund. So sehr habe ich da noch nicht drüber nachgedacht. Nach der Veröffentlichung von "Dominion Reptilian" hatten wir das Angebot, mit DISMEMBER einen Monat lang auf Tour zu gehen. Aber Johan hat einen festen Job, unser Gitarrist ist fest angestellt, und es ist schwer, bei einem festen Job einen Monat Urlaub am Stück zu bekommen. Ich bin Student, aber wenn ich einen ganzen Monat in der Uni fehle, verpasse ich auch zu viel. Außerdem lässt man in den meisten Fällen eine Menge Geld auf einer Tour. Hm. Mir fällt immer noch keine Antwort darauf ein, warum wir nicht hier und da mal ein paar kleinere Konzerte gegeben haben. Vielleicht kann ich es ja beantworten, nachdem wir aus Holland wieder da sind.
Wie sieht es mit Shows außerhalb der Niederlande aus?
Da sind erst einmal noch keine Shows geplant. Hoffentlich können wir mal nach Deutschland kommen. Das wäre super, dann könnte ich mein deutsch ein bisschen auffrischen. Ich habe in der Schule deutsch gelernt, aber das war vor ungefähr 15 Jahren, ich habe leider ziemlich viel vergessen. Aber es macht mir viel Spaß, deutsch zu sprechen.
Und er spricht übrigens ganz gut deutsch und war hier auch schon mal auf Tour:
Johan und ich waren mit FURBOWL in Deutschland, 1993 muss das gewesen sein, also vor elf Jahren. Wir haben damals eine Tour mit THERION gespielt. Hamburg ist sehr schön, auch Berlin.
Habt ihr von eurem Label Informationen darüber, in welchem Land ihr bisher ganz gut verkauft? Oder schon eine gewisse Fanbase in irgendeinem Land? Hier in Deutschland kam die Platte erst über einen Monat nach dem übrigen Europa raus.
Und dann hat es wohl noch einen Monat gedauert, bis die Promo-Exemplare verteilt waren, das war natürlich ein bisschen chaotisch. In den USA läuft es anscheinend ganz gut. Wir haben viele gute Kritiken bekommen, außerdem bekommen wir regelmäßig Mails von der Frau, die dort bei der Plattenfirma für uns verantwortlich ist, und sie scheint mit der Situation außerordentlich zufrieden zu sein. Wir sind auch im Radio gespielt worden, in den USA läuft es also momentan für uns am besten.
Warum habt ihr ausgerechnet einen Vertrag bei Karmageddon Media? Johan hat doch sogar eine Zeit lang bei Wez und New Haven Records gearbeitet.
Karmageddon Media waren die ersten, die ernsthaftes Interesse gezeigt haben. Von Anfang an haben sie an uns geglaubt, darum haben wir bei ihnen unterschrieben. Mit New Haven haben wir auch gesprochen, aber das ist ein ziemlich kleiner Laden. New Haven sind nicht so finanzkräftig und bringen immer nur genau eine Platte zur Zeit raus. Aber wir sind mit Karmageddon sehr zufrieden, der Promoter macht einen guten Job und der Vertrieb bekommt das Album in die Läden. Dank Karmageddon ist das Album in den USA und Europa erschienen, in zwei Wochen wird es in Japan erscheinen, außerdem ist es in Russland und den ehemaligen Ostblock-Staaten draußen. Wir können uns wirklich nicht beschweren.
Nur so aus Interesse: Was studierst du?
Ich studiere Pädagogik auf Lehramt. Ich habe schon einige Jahre als Lehrer gearbeitet, nur hatte ich etwas ganz anderes studiert. Es wurde langsam Zeit, eine echte Ausbildung als Lehrer zu bekommen, jetzt bin ich also wieder Student. Nach einigen Jahren in der Schule ist es komisch, selbst noch mal pauken zu müssen. Aber es lässt einem die Zeit, nebenbei Musik zu machen. Auf dem Papier ist es zwar ein Vollzeit-Studium, aber man hat immer mal wieder ein paar Tage, an denen man kein Programm hat und guten Gewissens tun kann, was einen interessiert. Es ist wunderbar. Ich vermisse meine Arbeit momentan nicht sonderlich.
Ich habe mir eure Grüße im Booklet von "Armageddon Mon Amour" durchgelesen, Michael Amott wird allein dreimal gegrüßt. Ihr scheint ein gutes Verhältnis zu Michael zu haben.
Klar, ich kenne Michael schon seit 1987. Ein paar Jahre lang haben wir in derselben Stadt gewohnt. Damals haben wir viel zusammen abgehangen, und Johan hat jahrelang mit ihm in einer Band gespielt.
Das ist bekannt. Aber wenn es mehr oder weniger richtig ist, was in der Metal-Presse stand, haben die beiden nicht unbedingt Komplimente übereinander verloren, nachdem Johan bei ARCH ENEMY vor die Tür gesetzt wurde.
Stimmt. Aber das ist inzwischen auch schon wieder vier Jahre her, inzwischen verstehen Johan und Michael sich wieder gut, sie sind sogar wieder ganz gute Freunde geworden. Ich hatte sowieso nie ein Problem mit Michael, er ist immer einer meiner besten Freunde gewesen.
Du bist auch nie bei ARCH ENEMY gewesen.
Nein. Und ich habe auch nie ernsthaft mit ihm in einer Band zusammen gespielt. Als wir noch jünger waren, haben wir uns ab und zu mal getroffen und zusammen gejammt, aber das war es dann auch. Aber er ist wirklich ein guter Freund von mir. Bevor wir mit dem Album ins Studio gegangen sind, hat er mir viel geholfen. Bei diesen Aufnahmen habe ich nämlich auch Gitarre gespielt und ich war ziemlich ratlos, welchen Gitarrensound ich wählen sollte und habe viel darüber mit im diskutiert. Er hat mir eine Menge geholfen und hatte einige gute Ideen, so dass es sich gut anhört.
Das war also "Michael Amott´s online guitar support"?
Ja. Wir haben uns viele Emails hin und her geschickt.
Das waren mein Fragen, ich habe jetzt noch zehn Minuten, dann kann ich Deutschland-Holland gucken.
Warum??? Fußball macht die Leute verrückt.
Ja. Und setzt Adrenalin frei, ich finde das richtig.
Ich kann da keinen Sinn drin sehen. Ich spiele liebend gerne selbst Fußball, aber ich kann da keinen Sinn drin erkennen, vor dem Fernseher zu sitzen und Leuten dabei zuzugucken. Letzte Woche habe ich die Schule besucht, an der ich als Lehrer gearbeitet habe. Am letzten Tag vor den Sommerferien ist dort immer ein Fußballspiel, die älteste Schulklasse gegen die Lehrer. Ich bin dort jedes Jahr, und habe dieses Jahr mitgespielt, obwohl ich dort nicht mehr arbeite. Ich spiele sehr gerne Fußball, aber anderen dabei zugucken? Kann ich nicht verstehen. Ich wohne in Stockholm nahe bei der großen Arena, in der die Spiele unserer Nationalmannschaft stattfinden und sonst AIK Stockholm spielt. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich heute Fußball hasse. Bevor ich nach Stockholm gezogen bin, dachte ich, Fußball sei ein cooler Sport, aber hier um die laufen bei Spielen so viele verdammte Idioten herum, das ist nicht auszuhalten.
Stimmt. Trotzdem, nur noch 5 Minuten bis zum Anstoß. Und noch etwa 3 Monate bis zum ersten Gig von HEARSE.
InterviewIm April habt Ihr die Punks Vs Psychos-Tour mit TIGER ARMY und einigen anderen Bands begonnen. Wie war´s bis jetzt?
Mikey: Es war eine neue Erfahrung für uns, da wir nie wirklich draußen waren und normalerweise nur lokale Shows spielen. Die anderen Bands wie THE DISASTERS und THE BUSINESS waren verdammt gut drauf.
Mike G.: Es hat tierisch Spaß gemacht, jede Nacht mit den DISASTERS und THE BUSINESS abzuhängen.
Eure Platte "Twenty Bucks And Two Black Eyes" klingt sehr direkt und rau und als ob sie in sehr kurzer Zeit aufgenommen worden wäre. War das so oder hat es im Gegenteil sehr lange gedauert, diesen dreckigen Street-Sound hinzubekommen?
Mike G.: Wir haben das in ein paar Tagen hier in der Stadt durchgezogen. Wir sind da einfach reingegangen und haben das auf unsere Art gemacht - niemand anders war da. Ich denke, so ist das einfach ehrlicher. Einfach direkt auf den Punkt. Kein Schnickschnack.
Eure Platte ist bei Tim Armstrongs Label Hellcat erschienen. Man konnte lesen, dass Ihr ihm einfach Euer Demo geschickt habt, um ihn zu fragen, welches Label zu Euch passen würde und er direkt entschied, eine Platte von Euch auf seinem Label herauszubringen. War das wirklich so einfach?
Mikey: Naja, das ist eine ziemlich verrückte Geschichte, denn eigentlich zielten wir mit einer Wasserpistole auf ihn, die mit Barbecue-Soße gefüllt war, und zwangen ihn, sich unseren Kram anzuhören, bis er sagte: "This shit is real cool and shit!". Dann machten wir alle zusammen ein Barbecue, was damit endete, dass wir ihm seinen Kopf rasierten. Hahaha!
Mike G.: Nein, im Ernst, Tim ist cool. Er war einer der wenigen Motherfucker, die genug an uns glaubten, um uns rauszubringen.
Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst?
Mikey: Unsere Einflüsse erstrecken sich über ein weites Spektrum an Bands, auch wenn man sie bei uns nicht unbedingt heraushört. Ich habe viele Songs gehört, die mich später inspiriert haben, über bestimmte Themen zu schreiben, wie die alten Stücke von LAST RESORT, SHEER TERROR, KRAUT und THIN LIZZY, um nur ein paar zu nennen.
Man hört bei Eurer Musik auch einen deutlichen Rock ´n Roll-Einschlag heraus...
Mike G.: Rock ´n Roll ist unser Leben, zusammen Musik machen, Spaß haben. Wir sind eine Rock ´n Roll-Band.
Mikey: Rock ´n Roll ist alles, was zählt.
Seht Ihr Euch denn mehr als eine Punkrock- oder eine Hardcore-Band?
Mike G.: Punkrock, Hardcore, das ist alles dasselbe für uns. Wir nennen unsere Musik gerne "short haired rock ´n roll". Das kannst Du nehmen, wie Du willst.
Zur Zeit sind verschiedene Arten von Hardcore wie Metal- und Emocore ziemlich "in". Was denkt Ihr über die Entwicklungen im mordernen Hardcore?
Mikey: Zur Zeit gibt es alle möglichen verschiedenen Arten von Hardcore. Auf dieses Emo-Crossover gebe ich einen Scheiß. Ich habe Homies, die mehr Metal-style Shit haben, wie PUNISHMENT FROM PHILLY oder die SACTO HOODS. MANOWAR kills.
Mike G.: Emo habe ich noch nie gemocht. Diesen Metal Crossover gibt es ja schon seit den frühen 80ern. Ich erinnere mich, dass ich diesen Scheiß als Kid gehört habe. Dorthin, wo ich aufgewachsen bin (San Antonio), kamen in den späten 80ern und frühen 90ern nur Metal-Bands, um Konzerte zu spielen. Ich habe Metal immer gemocht. MANOWAR is too much metal for one hand.
Besonders viele Kids scheinen diese neuen Stilrichtungen zu mögen. Ist es heutzutage schwieriger für eine authentische Hardcore-Band, akzeptiert zu werden?
Mikey: Die Leute hören sich ganz einfach das an, was sie wollen. Es kommt immer darauf an, was man in diesem Augenblick gerade fühlt. Wenn jemand unsere Musik nicht akzeptiert, ist das sein Pech.
Viele Eurer Texte handeln von Straßenkämpfen, Ärger mit der Polizei usw. Aber Ihr habt z. T. auch sehr optimistische Texte. Seht Ihr die Zukunft eher negativ oder positiv?
Mikey: Die Zukunft ist ungewiss und das Ende ist immer nah. Aber die Zukunft ist auch so hell, dass Kemal (der zweite Gitarrist - jan) eine Sonnenbrille tragen muss!
Auf dem Cover des Kanada-Imports von "Twenty Bucks And Two Black Eyes" heißt Ihr nur ROUGHNECKS und nicht U.S. ROUGHNECKS. Was hat das für einen Grund?
Mikey: Der Name ROUGHNECKS wurde in letzter Minute aus rechtlichen Gründen geändert. Also haben sie in Kanada die Original-Platten. Cool für sie!
Euer Bassist Big Jay Bastard hat auch noch eine andere Band: LARS FREDERIKSEN AND THE BASTARDS. Gibt es da keine zeitlichen Probleme?
Mike G.: Meistens nicht. Wenn er mit er anderen Band unterwegs ist, spielt Kevin Wickersham von ORIGINAL SWINGIN UTTERS als Ersatz bei uns.
Mikey: Das sind die besten Erfahrungen. Besonders, wenn Du zerrissen wirst. Haha... Das ist alles, was zählt.
Wird man Euch auch in Deutschland live sehen können?
Mike G.: Wir versuchen zur Zeit, das irgendwie an den Start zu bekommen. Wir wollen wirklich unbedingt in Europa touren! Hoffentlich bald - und viel.
Mikey: Sobald wir kommen können. Seid bereit für den ROUGHNECK-Tornado, der für einen Gig in Eure Nähe kommt. Oi!
InterviewStimmt es, dass ihr ursprünglich geplant hattet, zu Thomas Skogsberg ins Sunlight Studio zu gehen? Produziert der überhaupt noch? Ich meine, bestimmt zwei Jahre nichts von ihm oder über ihn gehört zu haben.
So lange ist es gar nicht her, dass Thomas Skogsberg das Reunion-Album "Back From The Grave" von GRAVE produziert hat. Dieses Album hatte er sogar aufgenommen, abgemischt und produziert. Und das Album ist wirklich gut, hat einen guten Sound und eine gute Produktion. Wenn ich mich nicht irre, kam dieses GRAVE-Album letztes Jahr raus. (Da haben wir uns wohl beide ein wenig verschätzt, die letzte GRAVE kam im November 2002 raus. - laetti) Die entscheidende Motivation war natürlich, dass es einfach cool wäre, seinen Namen auf dem Album stehen zu haben. Aber es hat wohl nicht sein sollen. Ungefähr eine Woche bevor wir ins Studio gehen wollten, hatte er sich bei uns gemeldet. Wir hatten bis zu diesem Zeitpunkt mehrfach vergeblich versucht, ihn zu erreichen. Dann bekamen wir eine SMS von ihm, dass er einige familiäre Probleme habe, ob wir nicht die Aufnahmen um eine oder zwei Wochen nach hinten verschieben könnten? Aber in der Woche drauf hatten wir schon Verpflichtungen in Finnland, Taneli war mit THE BLACK LEAGUE in ein Studio gebucht, Olli-Pekka "Oppu" Laine mit seiner Band MANNHAI ebenfalls und Esa hatte ein paar Gigs mit AMORPHIS. Wir hatten diese eine Woche bei ihm gebucht und nur in dieser Woche Zeit und also keine Wahl. Skogsberg hatte keine Zeit für uns, also mussten wir improvisieren. Zum Glück hatte Esa mit Santeri Kallio und Niclas Etelävuori von AMORPHIS über unser Pech gesprochen. Die beiden haben ihr eigenes "CCPC"-Studio hier mitten in Helsinki im Stadtteil Kallio. Wir haben uns entschlossen, es wenigstens dort zu versuchen, wir hatten nichts zu verlieren. Und das Resultat hat unsere Erwartungen auch bei weitem übertroffen. Wir hatten ein "Happy End".
Das CCPC-Studio ist inzwischen wohl Krach gewöhnt, zuletzt hatte Nico dort sein Grindcore-Projekt TO SEPARATE THE FLESH FROM THE BONES aufgenommen.
Wir haben uns in dem Studio mehr oder weniger selbst produziert. Sande hat ein bisschen an den Knöpfen gedreht und Nico war für die gute Laune zuständig. Die Aufnahmen liefen dann wie geschmiert. Wenn ich früher mit meinen Bands im Studio war, fühlte sich das immer wie eine strenge Aufnahme-Session an. Das hier war ganz anders, eher ein Abhängen mit netten Leuten und guten Freunden. Und das Resultat war viel besser, als all diese Platten, die in strenger Studio-Atmosphäre entstanden sind. Meiner Meinung nach ist das ein viel besseres Arbeitskonzept, Sachen einfach entstehen zu lassen und dann am Ende sich ganz verwundert über das Ergebnis freuen zu können: "Ernsthaft? Haben wir eben ein Album gemacht?"
Also braucht ihr keinen Aufseher?
Vielleicht brauchen wir noch nicht einmal Thomas Skogsberg.
Alles fing mit den "Evil Chucks" an?
Ja, das muss der Anfang gewesen sein, nach diesem Auftritt wussten wir wieder, wie es sich anfühlt, Kram wie diesen zu spielen. Natürlich ist es traurig, dass erst Chuck Schuldiner sterben musste, damit wir wieder anfangen, Death Metal zu spielen und das Gefühl dafür zurück bekommen, aber so ist es dann gekommen. Oppu und ich hatten nach Chuck Schuldiners Tod die Idee, ein Memorial-Konzert für ihn zu organisieren. Ein paar finnische Bands haben dort gespielt, NORTHER und DIABLO, außerdem MORBID DREAM, die sich eher wie die technische Seite von DEATH anhören. Dann brauchten wir nur noch eine Tribute-Band und haben "The Evil Chucks" auf die Beine gestellt: Ich saß am Schlagzeug, Oppu am Bass, der Gitarrist von MOONSORROW an der einen Gitarre und der Gitarrist von Rytmihäiriö an der zweiten. Die Sänger haben sich abgewechselt, und so kam Taneli auch für ein paar Songs dazu. Ich glaube, er hat von diesem Gig das gleiche Gefühl zurück behalten wie wir. Trotzdem hat es noch bis 2002 gedauert, bis wir anfingen, eigenes Zeug zu spielen. Damals habe ich zuerst mit Marko Tarvonen über eine Band wie CHAOSBREED gesprochen. Wir sind zusammen zum Proberaum gestiefelt, Oppu und Marko hatten ein paar Riff-Ideen, wir haben die zusammen ausgearbeitet, und nach einiger Zeit kamen dann Taneli und Esa dazu. In dieser Konstellation haben wir nach wenigen Proben gemerkt, dass das mehr werden könnte als eine betrunkene Cover-Band. Klar haben wir trotzdem ordentlich Bier in den Proberaum gestellt, rumgesessen und an die guten alten Zeiten gedacht. Wir wollten einfach eine gute Zeit haben, und hatten das Gefühl, "das hier ist etwas, wofür es sich lohnt, weiterzuarbeiten". Und so ist es weitergegangen. Ich bin der Meinung, dass diese Band jetzt über den Status als Projekt drüber hinweg ist und eine "richtige Band" geworden ist.
Na ja, trotzdem habt ihr mindestens zwei Leute bei CHAOSBREED, die sich mindestens genauso auf den Erfolg ihrer anderen Band konzentrieren: Die nächste MANNHAI wird eine großartige Platte und Taneli vergisst in keinem Interview, THE BLACK LEAGUE zu erwähnen.
Keine Ahnung. Ich nehme die Sachen so, wie sie kommen. Man kann den Erfolg nicht herbei reden, und das können die beiden auch nicht. Kein Mensch weiß heute, was die nächste Platte verkaufen wird, selbst, wenn alle Pressestimmen gut sind. Wir machen mit CHAOSBREED einfach weiter gute Musik, und wenn alles gut ausgeht - prima. Die Leute denken alle viel zu viel darüber nach, was wäre wenn - und bekommen dann nichts mehr gebacken, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind, darüber nachzudenken, was sie tun könnten, anstatt es zu tun. Wir konzentrieren uns mit CHAOSBREED also einfach auf das, was wir tun. THE BLACK LEAGUE haben nach ihrem letzten Album kaum live gespielt, MANNHAI ebenso wenig. Klar hoffe ich für die beiden, dass deren Bands jetzt durchstarten, aber ebenso hoffe ich für CHAOSBREED, dass wir endlich eine Möglichkeit bekommen, zu touren.
Man munkelte, ihr hättet auf die Tour mit MAYHEM aufspringen können?
Das stimmt, aber das hätte vorn und hinten nicht gepasst. Als die MAYHEM-Tour los ging, war unser Album noch nicht in den Läden. Wir fanden dass überflüssig, für eine Tour bezahlen zu müssen, wenn das Album noch nicht draußen ist und die meisten Leute von uns wahrscheinlich noch nichts gehört hatten. Noch nicht einmal die Reviews wären draußen gewesen. Das war der eine Grund. Ein anderer war, dass einige von uns hier in Finland andere Verpflichtungen hatten, Esa ist erst vor kurzem Vater geworden und muss sich um sein Kind kümmern, andere von uns konnten nicht so kurzfristig auf der Arbeit frei bekommen. Aber das hätten wir vielleicht alles arrangieren können, MAYHEM sind außerdem nicht die perfekt passende Band gewesen. Einige von uns fanden die Idee nicht gerade berauschend, mit einer Band auf Tour zu gehen, die gewisse Tendenzen dazu hat, auf und neben der Bühne ziemlich dumme Dinge zu tun. Angefangen mit ihren Messer-Spielchen. Wir hatten wirklich nicht das Gefühl, dass wir so super zu diesem Paket gepasst hätten. Es ist außerdem ein Unterschied, ob man vor beinharten Black Metal-Fans spielt oder vor echten Death Metal-Anhängern. Bei uns in der Band tendieren die wenigsten zum Black Metal. Klar mag ich die alten BATHORY und VENOM, aber da ist mein Black Metal-Horizont auch schon zu Ende. Heute distanzieren sich die meisten Blackmetaller ja davon, was Anfang der Neunziger in Oslo passiert ist, aber ich würde mich trotzdem nicht ganz wohl fühlen, mit einer Band auf Reisen zu sein, die damals mittendrin war. Also warten wir ab. Ich glaube, dass wir mit "Brutal" ein so starkes Album abgeliefert haben, dass wir auch die Möglichkeit bekommen werden, es live zu supporten. Und wenn dem nicht der Fall ist, verschwinden wir halt wieder im Studio und setzen noch einen drauf.
Ihr habt verdammt coole Promo-Fotos. Seid ihr etwa extra nach Schweden gefahren, um das ENTOMBED-Foto mit dem Kreuz nachzustellen?
Oppu kennt sich mit so was aus. Es gibt nämlich hier in Helsinki auch einen Friedhof mit so einem großen Kreuz. Die Dinger sind ganz im Geiste der ersten ENTOMBED-Fotos geknipst, wir waren entschlossen, auch diese Idee gnadenlos von ihnen abzukupfern. Wir haben die Fotos in derselben Laune gemacht wie die ganze Band, wir sind dort hingegangen, haben Posen aus unserer Jugend nachgemacht und hatten eine Menge Spaß. Viel zu viele Bands wollen auf ihren Promo-Fotos entweder cool oder böse aussehen, und im Resultat sehen sie dann entweder blöde oder deprimiert aus. Wir haben uns gar keine Mühe gegeben, anders als blöde auszusehen, und das Resultat ist meiner Meinung nach extrem cool. Ein bisschen ist das mit den frühen METALLICA-Fotos vergleichbar: Als METALLICA musikalisch noch richtig geil waren, haben sich keinen Deut um Eitelkeiten gekümmert und für ihre Fotos Grimassen geschnitten und herumgeblödelt. Das sind die besten Fotos, die es von METALLICA gibt. Als sie dann ihren kommerziellen Durchbruch hatten, haben sie Anton Corbijn engagiert, um stylische Fotos mit Make-up von ihnen zu machen. Und seitdem geht es mit der Band abwärts. Wenn wir uns also mal geschminkt ablichten lassen, dann wisst ihr Bescheid, dass es ab jetzt nur noch schlechter werden kann....
CHAOSBREED Teil 2 - "Mit Entombed abgelacht" - lesen...
CHAOSBREED Teil 3 - "Der Kreis schließt sich" - lesen...
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