Nattefrost is ja nu "El Cheffe" von den Karpaten-Strolchen aus dem hohen Norden. Und soll ja unglaublich witzig und fleißig sein. Sein Witz erschließt sich meiner auch angesichts des "Polen-Skandals" nur bedingt und der Fleiß-Preis gebührt in diesem Veröffentlichungsfall eher der Plattenfirma. Denn die nämlich packte leicht veränderte Songs, ein besseres Intro, einen vorproduzierten Song, bisschen watt live und ein altes Demo auf die Scheibe, obendrauf noch einen (zugegebenermaßen professionellen) Live-Track für den PC, fertig ist der Lack. Sicherlich lohnenswert für absolute Maniacs, die das "Bloodlust And Perversion"-Demo von 92 nicht haben/ kennen. Alle anderen werden sich aber vor allem ob des unerträglichen Sounds des ersten Demos grausen. Riecht insgesamt nach Geldschneiderei.
Nach gut drei Jahren beehrt uns die britische Neo Progressive Rock Legende IQ, die mittlerweile, gegründet bereits Anfang der 80er Jahre, mehr oder weniger als einzigste Vorzeigeband an der Spitze des Genres übrig geblieben ist, mit einem neuen Album "Dark Matter". Vergleichbare Formationen wie u.a. die "alten" MARILLION machen heutzutage musikalisch etwas völlig anderes. Betont düsterer so lautete das Credo vorab, soll es zugehen auf "Dark Matter" Titel sowie Artwork sind daher gleichermaßen Programm - aber keine Angst die Jungs mutieren nicht zur schwarzbekittelten Depricombo mit Weltschmerzattitüde sondern ich würde das Ganze nur als etwas dunkler wie gewohnt einordnen wollen. Denn die Scheibe bietet nachwievor alles was die Fans an dieser Band so lieben, nur die Gesamtausrichtung wirkt durch die Verwendung etwas verstärkt in Moll geprägter Harmonien etwas ungewohnt "schwarz" und noch melancholischer als auf vorherigen Alben. Insgesamt fünf Tracks gibt’s hier zu hören, die übrigends in keinem größeren konzeptionellen Zusammenhang zueinander stehen, wobei vor allem das überlange fast 25-minütige "Harvest Of Souls" das eigentliche Kernstück der CD ist. Wie schon gesagt auch "Dark Matter" beinhaltet nachwievor die typischen etwas verspielten Bombastrockversatzstücke mit vielen Retroelementen nur innerhalb dieses Grundgerüst bzw. als so eine Art Mantel ist die jeweilige Ausprägung der Songs soundmäßig etwas anders ausgefallen. Dies fängt schon an bei den äußerst variantenreichen Keyboards von Martin Orford (durfte ja auch beim aktuellen AYREON Meisterwerk "The Human " einige Soli beisteuern) die verstärkt mit mächtigen Hammond Orgelsounds äußerst wohlklingend daherkommen und so der CD einen wesentlich volleres Tiefenklangbild verleihen. Auch die Gitarrenarbeit von Michael Holmes bietet neben den gewohnt virtuosen melodischen Soli diesmal beinahe schon frickelige sowie recht ungestüme Parts. Das Schlagzeug addiert sich mit viel Power zusammen mit einem individuell klingenden Bass zu einem perfekten Zusammenspiel. Wie gewohnt sorgt Peter Nicholls als "die Stimme" mit seinen einfühlsamen Geschichten, bei denen er diesmal seine Texte alle irgendwie um das Grundthema Angst u.a. vor der Zukunft bzw. wie sich (Um-) Welt um uns herum entwickelt, aufgebaut hat. Mit seinem charismatischen Organ, das diesmal sogar mal mit modernen Samples verfremdet wurde, betont er immer sehr emotional sämtliche Stimmungslagen, inmitten der stets reizvollen Kontraste zwischen zunächst leise introvertierten sowie aggressiv dynamischer Songs, in perfekter Symbiose mit den Instrumenten. Schon der gelungene Opener "Sacred Sound" mit seinem düsteren Orgelintro am Anfang bietet mit einem schönen Hookgrundthema, mitreißenden Instrumentalparts sowie dem spannungsgeladenen Aufbau IQ-Prog as it's best. Was man beim zweiten Track nicht mehr so ganz behaupten kann, dem mir schlicht etwas zu ruhigen akustisch gehaltenen "Red Dust Shadows" fehlt schlicht der Pepp. "You Never Will" kann dann aber mit einem rasanten Keyboard und Gitarrenduell wieder voll überzeugen. Für mich dass stärkste Stück aber ist zweifellos "Born Brilliant" eine Art wuchtiger Space Rock Song in bester STAR ONE Manier mit diesen flirrenden sowie sphärischen Keyboardsounds - super gemacht und dann kommt noch ein absolut abgefahrenes Gitarrensolo am Schluß. Klar, das eigentliche Grundstück des Albums bildet "Harvest Of Souls" musikalisch als eine Art Quersumme der vorangegangen Songs (mit stärkerer "Subterranea" und ganz leichterer "Nomzamo" Schlagseite) alle Komponenten miteinander verbindet und trotz längerer melancholischer Passagen am Anfang, dann doch in einen kompakt frischen klingenden Progressive Rock Song mündet. "Dark Matter" ist zusammenfassend eine wirklich starke Scheibe geworden und braucht sich vor den hochklassigen Alben der Vergangenheit nicht zu verstecken - ganz im Gegenteil IQ haben sich erfolgreich neu definiert.
Nicht nur durch ihre thrashige Musik sind PERZONAL WAR schon unzählige Male mit METALLICA verglichen worden, sondern auch aufgrund des Gesanges von Gitarrist / Sänger Matthias Zimmer, der nicht nur wie James Hetfield tönt (manchmal ist es fast schon unheimlich…), sondern (zumindest on stage) auch optisch wie dessen kleinerer Bruder wirkt. Mit seinem vierten Album "Faces" versucht das Quartett nun, dieses Image abzuschütteln, was ihm aber nur teilweise gelingt, denn oftmals scheinen die Vorbilder einfach noch zu sehr durch. Das Witzige ist aber, dass die "Kopie" auf Konserve anno 2004 um ein Vielfaches besser tönt als das Original und zumindest ich hätte mir gewünscht, dass "St. Ärger" wenigstens halb so gut ist wie "Faces". Zuerst noch etwas bieder anmutende Stücke wie der hymnische Opener "Devil In My Neck", das melodische "Burning Symbols", der lupenreine, radiokompatible Hit "My Secret", der geniale, melancholische Stampfer "From Within Through Time", der Uptempo - Banger "Into The Fire", das balladesk beginnende "Tears", der schleppende Titelsong oder die abschließende, überragende Speedgranate "Just Some Pain" zünden spätestens nach dem dritten Durchlauf und offenbaren trotz aller Eingängigkeit (besonders im Gitarrenbereich) genug Widerhaken, die das Album nicht langweilig werden lassen. Ich bin mir sicher, würde jemand auf dieses Album ein METALLICA - Label kleben, ginge "Faces" wie geschnitten Brot über die Ladentheken, nicht nur in Deutschland. Zusätzlich zu den zwölf regulären Tracks der Scheibe gesellen sich in der Erstauflage noch zwei Bonustracks ("The Sleeper" und "What We Call Progressive") hinzu, die zwar das hohe Level der "Hauptsongs" nicht ganz halten, aber auch nicht sonderlich abfallen und zumindest beim zweitgenannten Song die Experimentierfreude der Jungs hervorkehren. Des Weiteren kann man noch das sehr professionelle und gelungene Video zu "My Secret" bewundern, das aber bei den einschlägigen Sendern mit Sicherheit nicht auf Gegenliebe stoßen wird. Denn dafür ist die Band zu sehr METAL! Screen Saver und Wallpapers gibt’s obendrein auch noch, so dass das Fazit nur lauten kann: vergesst die… ähm… Originale und lasst die Nachzügler ran. Supi!
Achtung: Dies ist eine CD plus DVD, das nur am Rande!
Zum Thema: Schon vor der Wende rammelten sich diese Pommes-Saucen-Heroen nen Wolf, seit 1989 gibt’s belgischen Death Metal wie er auf keiner Grill-Liste des kleinen Landes steht. Echt fiese, old-school-brachial, gern mal mit kleinen Grind-Anflügen und niemals originell. Aber im Gegensatz zu den österreichischen Schwatzwutz-Labelkollegen "Key of Mythras" rocken die altgedienten Flamen und Wallonen wie die ein Leichenwagen bei einer Plastik-Anbauteile-Show in Essen-Kupferdreh. Dabei orientieren sich die Bier-Sorten-Weltmeister an amerikanischen Gründungsmitgliedern des Death-Metals und würzen den Krach mit einem ordentlichem Schuss schwedischer Melodie. Und so grooven sie und grooven sie und grooven sie. Und wenn sie nicht am Brechreiz der gelb-grünen Pommes-Sauce in ihrem geflavourten Bier gestorben sind, dann grooven sie noch heute. Echt, ein Song wie "Sudden Death" macht den guten alten Massacre alle Ehre. Fein, alt, prima. Und als kleinen Service und Kaufanreiz legt das italienische Label der CD eine DVD bei - SUHRIM: Live At Lugburz Festival Part 5. Ich muss sagen, ich schätze diese Aufwertung einer CD sehr. Und ich mag auch diese Bootleg-Atmosphäre mit einer fest-installierten Kamera, mäßigen Bild und noch schlechterem Sound. Nicht eben zeitgemäß, ich weiß, und professionell schon gar nicht. Aber als kleines Extra allemal nett und für Fans auch cool. Aber eben nur für die. Egal: Die CD rechtfertigt schon allein den Kauf, Alt-Schul-Tod auf seinem Allerbest!
Old-School-Black-Metal aus Österreich. Duncan hieß früher Zhorn und spielte bei Sanguis. Und dann machte er sich nach zwei Jahren davon, um diese Schlüsselbande hier zu gründen. Wobei die Bande streng genommen nur aus ihm besteht und zwei Gästen, darunter Svart, ebenfalls von den Alplern Sanguis. Hier leben die beiden wohl ihren Hang zum Ursprünglichen aus, verzichten auf viele Fisimatenten wie guten, fetten Sound, Keyboard-Gewaber (außer beim Intro), abwechslungsreichen Gesang und so weiter. Die wirklich fiese, undergroundige Gemeinde mag vielleicht folgen. Aber letztlich fehlt mir neben genannten Attributen vor allem auch der große Song, der sich wenigstens ein wenig in irgendwas eingräbt, sei es die Hirnrinde, die Magengrube oder das Lauschlappen-Paar. Sicherlich hat das Album seine Vorteile: "Dunci" geht nicht einen Kompromiss ein, verbindet Fucking-Thrash mit eben jenem alten Schwarzwurzelgedöns, hält das Pentragramm hoch wie weiland der Lattenjupp ihm sein Kreuz. Aber letztlich fehlt mir ein bisschen die Originalität. Manche Band braucht die zwar nicht, KEY OF MYTHRAS täte ein wenig Extravaganz jedoch sehr gut.
REDRUM INC. sind Groovemonster vor dem Herrn. Das waren sie bereits auf ihrem starken Debut, "Selfish Blood" legt aber in mehrerlei Hinsicht einige Schippen drauf. Natürlich fühlt man sich weiterhin im Midtempo zu Hause, und natürlich verliert man an keiner Stelle das Ziel aus den Augen fett zu rocken. Gaben auf "Cure The Pain" die oft zu ähnlichen Rhythmen Anlass zur Kritik, sind die Tracks dieses mal deutlich abwechslungsreicher ausgefallen als erwartet! Der Opener "Demons On The Ride" dient als Referenzstück wie Neo Thrash, Groove und Melodie so vereint werden, dass kein Nacken muskelkaterfrei bleibt. "Haze" zeigt Sänger Dohmen nicht schreiend, aber ziemlich rau und die Band in einer ihrer ruhigsten Kompositionen ever. Das abschließende "Defence Line" müsste dann die Livegranate des Albums werden: Kompromisslos nach vorne mit Lächeln auf den Lippen weil die Idee nicht neu, die Umsetzung aber gekonnt ist. "Counterattack" als noisige Electrozwischenspiel raubt für meinen Geschmack etwas die straighte Coolness des Albums und wäre auch aus Gründen der Abwechslung nicht nötig gewesen. Denn REDRUM INC.s "Selfish Blood" groovt genauso Hölle wie der Vorgänger, ist dabei aber deutlich origineller geraten, der gute Gesang ist geblieben, die Produktion erneut Sahne. Gebt den Affen Zucker und REDRUM INC. endlich nen Vertrag!
Mit der Vans Warped Tour 2004 Compilation gibt es bereits die siebte CD zur alljährlich stattfindenden Vans Warped Tour. Skate-Punk-Fans dürfte diese Tour ein Begriff sein, immerhin hat sie sich mit mehr als 40 US-Shows zur größten Open-Air-Tournee entwickelt, auf der schon fast alle Bands aus dem Bereich Punk/Hardcore/Alternative gespielt haben, die Rang und Namen haben. Auch der siebte Teil der Sampler-Reihe ist wieder ein tolle Sammlung sehr vielfältiger, z. T. unveröffentlichter und rarer Tracks geworden und bietet mit 50 Stücken und einem Ladenpreis von um die 10 Euro viel Musik für wenig Geld. Einzelne Songs hervorzuheben, ist bei einer Spielzeit von mehr als 2 ½ Stunden schwierig und vielleicht auch unnötig, dennoch in aller Kürze meine persönlichen Favourites: Zunächst ist da "Tearing Down The Borders" von ANTI-FLAG im typischen 77er Punkrock-Stil, das deutlich an RANCID erinnert, dadurch aber keineswegs schlechter wird. Ein Hammer ist auch "God´s Love" von der aktuellen BAD RELIGION-Platte - endlich rocken sie wieder wie in alten Zeiten. Großartig auch "The Keys To Life Vs. 15 Minutes Of Fame" von ATMOSPEHERE, ein genial-cooler Hip Hop-Track, der sich bestens in den Gitarren-Kontext einfügt. Dann wären da noch DEATH BY STEREO, die sich irgendwo zwischen Old, New und Melodic Hardcore befinden und mit "Beyond The Blinders" ein Stück abliefern, das vortrefflich ballert, und natürlich die REAL MCKENZIES, die mit ihrem keltisch geprägten 77er Punk und dem Stück "Droppin´ Like Flies" zum Party-Pogo aufrufen. Außerdem sind dabei: NOFX, ALKALINE TRIO, DESCENDENTS, PENNYWISE, FLOGGING MOLLY, GOOD CHARLOTTE, SUGARCULT, THE LAWRENCE ARMS, THE UNSEEN, und und und... Jeder, der irgendwie auf Punkrock und/oder Alternativ steht, sollte mal in die CD reinhören, da es hier eine große Bandbreite an Stilrichtungen und Bands zu hören gibt, so dass wirklich für jeden etwas dabei sein dürfte. Der perfekte Sommer-Soundtrack! Infos unter www.warpedtour.de.