Die Melodiegeilen BULLET FOR MY VALENTINE von der Insel legen nach ihrem erfolgreichen Start in die Musikwelt nach: Die nächste Maxi ist "Tears Don´t Fall". Es ist keine der Balladen des letzten Albums und auch keine der Übernummern. Auf der Maxi prangt ein Herz mit Teufelsschwanz, das zugehörige Video will cool und ein bisschen sexy sein. Damit passt beides gut zur Musik und auch in die Charts. Aus musikalischer Sicht deutlich interessanter sind aber die beiden Coversongs auf der Premium Edition der Maxi. Wenn auch bei weiten nicht so in die Fresse wie das Original kann "Domination" von PANTERAs "Cowboys From Hell" durchaus fesseln. Die Gitarren passen, die Vocals überraschen, der Sound ist nicht ganz so klar wie bei ihren eigenen Songs. Gelungen ist die Stereospielerei der Gitarre am Songende, die Soli sind technisch sauber. Und selbst wenn ich das Original jederzeit vorziehe, diese etwas glattere Version fetzt! Die Gitarren sind es dann auch, die bei "Welcome Home (Sanatorium)" am ehesten überzeugen. Der Gesang Tucks schafft es aber nicht den Zauber des Songs aufzubauen. Vielleicht hat man das Original auch einfach zu oft gehört. Zum Abschluss sind Liveversionen ihres Smashers "Suffocating Under Words Of Sorrow" und "4 Words" zu hören. Von den Livequalitäten müssen sie aber wohl kaum mehr einen überzeugen der ihre bisherige Performance verfolgt hat. Grade "4 Words" ist aber in dieser Variante wirklich hörenswert. Auch wenn der gute Titeltrack der langweiligste der fünf ist: Mal wieder eine Maxi die sich lohnt!
In Zeiten, in denen der Markt mit Releases geradezu überschwemmt wird, kann man anscheinend nicht genug Side - Projects haben. Nix gegen derartige Aktivitäten, solange sie Hand und Fuß haben, aber einen Bastard wie PHAZE I braucht wohl echt niemand. Gegründet von David und Franck Potvin (LYZANXIA) und Dirk Verbeuren (SOILWORK), widmen sich PHAZE I sehr Industrial - lastigem, melodischem Death Metal, der in etwa wie eine Mischung aus SOILWORK und MINISTRY klingt (oder besser: klingen soll!). Nur leider funktioniert dieser gefährliche Cocktail hier überhaupt nicht, da sämtliche guten Ansätze durch nervige Sound - Orgien zunichte gemacht werden. Der fast durchweg verzerrte Gesang (Hölle!) geht mir nach zehn Minuten stärker auf die Nüsse als Tarjas Drehzahlorgien, aber noch schlimmer ist, dass alles hochgradig matschig und dumpf produziert wurde, und so viele (instrumentale) Feinheiten bereits im Keim erstickt werden. Echter Hörgenuss klingt definitiv anders! Auch diverse Rhythmus, - und Beatwiederholungen der Marke Jourgensen (etwa am Ende von "Screams Of Dying Dogs") verleiten hier eher zum Öffnen des CD - Players mit anschließender fachgerechter Entsorgung des Tonträgers, denn zum ausgiebigen Mitbangen. Sorry, Leute, ich hab´s wirklich versucht, aber am Ende bleibt mir nix Anderes übrig, als diesem Debüt zu prophezeien, dass es zu Recht im großen Sog der Veröffentlichungen untergehen wird.
Unglaublich, dass die deutschen OUTRAGE quasi seit 1983 existieren, seit sie von einem gewissen Udo F. gegründet wurden. Nur leider löste sich die Band nach fünf Jahren und vier Demotapes im Jahr 1988 wieder auf. Erst ganze 16 (!!!) Jahre später, im Jahr 2004, folgte ein Neuanfang, wieder mit Udo F. an den Gitarren und Frank P. am Mikro. Mit "7 Is 1 Take One" legt das Quartett nun schon das dritte selbst produzierte Album seit der Widerauferstehung vor und zeigt damit, dass die Band eine eindeutige Existenzberechtigung hat. Die Scheibe mit dem recht seltsamen Titel ist nämlich ein echter Brenner, der sich ziemlich genau in der Schnittmenge aus KREATOR und WARHAMMER bewegt. Herrlich sägender Thrash mit "Mille - artigen" Kotzvocals trifft auf die räudige Aggression der "HELLHAMMER - Tribute - Band", teilweise garniert mit ein paar punkigen Passagen. Das Ganze ist nicht originell und besitzt natürlich auch keine Andy Sneap - Produktion, spricht aber den Old Schooler in jedem Metaller an! Und ehrlich gesagt, besitzt der etwas dumpfe Sound auf gehobenem Demo - Niveau sogar einen eigenen Charme, der die Musik noch authentischer und die Gitarren noch "dreckiger" erklingen lässt. Man könnte stellenweise sogar meinen, KREATOR hätten versucht, ihr eigenes, unfallfreies "St. Anger" aufzunehmen. Songs wie "Mystery Song", "Baphomet" oder "Astaroth" (mit coolen Kopfschreien) sprechen einfach für sich und dürften nicht nur jedem Thrasher ein breites Grinsen in die Visage meißeln. Eine der besten Eigenproduktionen seit Langem!
Alle Jahre wieder wird (speziell aus den USA - woher sonst?!) von diversen "Skandalrockern" berichtet, die eigentlich nur darauf aus sind, sich möglichst medienwirksam daneben zu benehmen. Aber eigentlich sind sie alle ganz liebe Kerle, die nur ein paar Platten mehr verkaufen wollen als ihre gut erzogene, "christliche" Konkurrenz. GORGOROTH gehören nicht zu diesen Bands, denn sie scheinen wirklich einen an der Waffel zu haben! In den letzten Jahren hat es die Band geschafft, fast nur Negativschlagzeilen zu fabrizieren, sei es wegen (wiederholter!) schwerer Körperverletzung, Vergewaltigung oder dekadenter Shows in Katholen - Polen (zugegeben, das war noch halbwegs witzig!). Klar, es wird viel erzählt, und man sollte - getreu dem Motto: "schuldig bei Verdacht" - nicht immer sofort jedes Wort und jede Anschuldigung für bare Münze nehmen, aber speziell bei Sänger Gaahl und Gitarrist Infernus sind arge Bedenken nicht unberechtigt, was stets einen Schatten auf das gute bis sehr gute musikalische Werk des Trios wirft. Sehr gut ist auch "Ad Majorem Sathanas Gloriam" geworden, mit dem GORGOROTH ihren Einstand bei Regain Records feiern. Das Album ist ein echter Hassklumpen, der aber über die gesamte Spielzeit nicht mit einschmeichelnden Melodien und erstaunlicher Musikalität geizt. Die Tage, in denen man stumpfen Krach als "True Black Metal" verkaufte, sind wohl auch bei den Norwegern endgültig gezählt. Mit dem fiesen Midtempo - Stampfer "Carving A Giant", dem Sturm "God Seed (Twilight Of The Idols)", dem bombastischen "Sign Of An Open Eye”, "White Seed” (hierzu hätte ich gerne mal den Text - sollte das umgedrehte Kreuz etwa Haken bekommen haben?) oder dem deathmetallischen "Untamed Forces" befinden sich einige wirklich sehr geile Stücke auf "Ad Majorem Sathanas Gloriam", das zwar recht kurz ausgefallen ist, aber dafür mit durchgehend hoher Qualität entschädigt. Aber ich werde diesem Album keinen "Tipp" geben, da mir einige Dinge in der "Gesinnung" und im Lebenswandel der Band zu undurchsichtig und zweifelhaft sind, was ich sehr schade finde!
Im Jahre 1999 wurde das erste Kapitel dieser teuflischen Bibel aufgeschlagen, und seitdem sind mehrere Kapitel (in Form von zwei Alben und mehreren 7" und EPs) hinzugekommen. Der neueste Streich der Chicagoer Bibelschreiber nennt sich "Brutality, Majesty, Eternity" und kommt dem Ziel der Band, einen eigenständigen Stil zu etablieren, schon recht nahe. Irgendwo zwischen Rock´n´Roll der Marke AC/DC / MOTÖRHEAD, räudigem Punk (mit Brückenschlag zum "Ass Rock") und traditionellem Metal angesiedelt, räubert man sich durch zwölf gnadenlos gute Songs, die so sympathisch und authentisch klingen, dass man sie als allgemeiner Rockfan einfach mögen muss. Auch die Produktion sitzt wie angegossen und lässt die Stücke herrlich knarzend und dreckig aus den Boxen dröhnen, so dass fast schon schweißtreibende Live - Atmosphäre in die heimische Bude strömt. Hochtechnische Kabinettstückchen findet man hier nicht, aber das ist auch nicht die Absicht von BIBLE OF THE DEVIL, denn die durchweg simplen (aber sehr coolen) Riffs und Soli verfehlen, wie bei den "Originalen", ihre Wirkung nicht, und Sänger / Gitarrist Mark Hoffmann klingt, als habe er vor den Aufnahmen noch eine Pulle Whiskey und eine Kiste Zigarren extra eingeworfen. "Brutality, Majesty, Eternity" steckt voller erstklassiger Straßenköter - Hymnen, wobei besonders der verspielte Opener "Guns, Germs, Steel", das mit einem geilen Singalong versehene "Cocaine Years, Cocaine Tears", der Banger "Warrior Fugue", die Ballade "Sea Of Rape Pt. 1 (Crimson Dawn)" und das überragende "Flee" (Killer - Riff!) herausragen. Auch der Rest kann mühelos mithalten, so dass das Album jedem härteren Rock´n´Roller eine ganze Schippe Glückshormone verpassen sollte. Ein echter Geheimtipp, der für 15,50 Euro über www.hellionrecords.de bezogen werden kann!
MIKEYLA ist eine erst 19 Jahre junge Dame aus Schweden - sieht gut aus und hat eine noch bessere Stimme - das ist mal Fakt. Mit ihrem Debüt "Something Like That” setzt sie dann auch voll auf Mainstream à la Pop meets Modern Rock. Eben so wie er schon Acts wie Avril Lavigne, Gwen Stefanie oder Anastacia in die internationalen Charts gebracht hat. Stimmlich kann MIKEYLA (dank kräftigem Organ) da ohne weiteres mithalten, der Großteil der Songs auf "Something Like That” passt auch, allerdings fallen das fast schon als puren Pop zu verstehende "Not Your Clown" und das offensichtlich zu bemüht auf modern gemachte "Happy Worst Day" da schon etwas ab. MIKEYLA lässt aber meistens den Gitarren genügend Raum und tendiert Richtung Rock, wenn auch der Anteil ruhigere Songs doch recht hoch ist. Das an eine Marta Jandová Performance erinnernde Openerdoppel aus der Single "The Lie" (gute Laune Rock fürs Radio mit Ohrwurmcharakter Marke "Going Under") und der sehnsüchtig anmutenden Halbballade "Calling" sind auf jeden Fall mal starke Tracks. Auch das temperamentvolle "Young & Stupid", die kraftvolle Ballade "Wait" und das kurze, aber heftige "Mad Mad World" machen Spaß. Easy Listening für den Sommer, keine Frage - Ecken und Kanten gibt es nämlich keine. Damit sollte dem Airplay nichts im Wege stehen, so dass in jenen Playern in denen sich desöfteren Scheiben von Die Happy und Evanescence drehen, auch für MIKEYLA mal ein paar Runden drin sein sollten.
Die Schweden von DERANGED waren irgendwie ein wenig abwesend, gaben 2002 das letzte Lebenszeichen von sch und kamen erst durch ihr Malheur beim diesjährigen Fuck zu Aufmerksamkeitsehren - ihr Bus machte schlapp, der Gig fiel aus. Schade, denn die neue Scheibe macht einen durchaus hörenswerten Eindruck. Nicht, dass irgendwas neu wäre - oder gar spektakulär. Aber eins, dass sind die derangierten immer (geblieben): Kompromisslos. Und Death Metal sind sie natürlich immer noch. Aber Ihr Stil ist alles andere als schwedisch (oder das, was heute so im Allgemeinen so "schwedisch" genannt wird). Denn sie rödeln und breaken um die Wette, haben dabei allerdings wesentlich mehr Feeling als viele Amis, die nicht selten Breaks und Soli und Gegniedel einfriemeln bis der Arzt kommt - beziehungsweise bis der nicht musizierende Hörer den roten faden wegen Reizüberflutung verloren hat. Das alles tun sie mit jeder Menge Wucht - aber eben auch mit jeder Menge Routine. Irgendwie rauscht die grunz-groovige Chose ein wenig vorbei am Rezipienten vorbei - irgendwie stimmen alle Zutaten, aber so richtig rocken die Jungens nicht das Haus. Vielleicht liegt’s am doch recht trockenen Sound? Wem Corpse und Co. bisweilen zu anstrengend sind, die sollten dennoch mal reinhören, ist ja nun mal "listenable"…
Bei dem Plattentitel hab ich mit dem schlimmsten gerechnet, deutscher Funpunk oder eine bekloppte unwitzige Grindcombo. Da war schon mal der erste Pluspunkt, dass die Essener MORON MAFIA zu keinem der beiden Genres zu rechnen sind. Stattdessen beleben die vier mit der EP ein fast schon totes Genre, den guten alten Crossover. Wer mit SUCH A SURGE oder den H-BLOCKX was anfangen kann und auch RAGE AGAINST THE MACHINE nicht abgeneigt ist, soltle hier mal reinhören. Die fünf Songs haben Charme und gewinnen durch den sehr vielschchtigen Gesang ein eigenes Profil. Von Rap über Geschrei bis zu melodischen Parts reicht sein Spektrum. Zusammen mit der guten Gitarrenarbeit und dem intelligenten Songaufbau sind fünf Crossover-Songs rausgekommen, die live abgehen dürften wie ein kaltes Zäpfchen - vielleicht sollten sich die verblassenden Helden der Bewegung mal um Nachhilfeunterricht bei MORON MAFIA bemühen…