Das BULLET FOR MY VALENTINE Feuer brennt munter weiter. Die "Hand Of Blood EP" gießt einmal mehr Öl in die Flammen dieses modernen Metals. Als Appetizer für die kurz darauf erscheinende DVD "Live At Brixton" enthält die EP fünf Liveversionen der Waliser Jungs. Die Beschränkung auf Maxis und bekannte Songs und auch die Kürze der EP bringen nicht das runde Feeling eines Konzerte rüber. Die Songs sind hart aneinandergereiht und bildeten beim Konzert in Brixton keinen zusammenhängenden Block. Sie bieten aber einen Einblick in die wuchtige Livequalitäten und dienen darüber hinaus als eine Art "Mini Best Of". Wenn das Publikum bei "Hand Of Blood" lautstark den Chorus mitbrüllt, kann man sich schon mal die Finger lecken nach der DVD. Der Gesang und die Instrumenten kicken ordentlich, technisch sauber und kompakt wirken BULLET FOR MY VALENTINE auf der Bühne. Bei "Suffocating Under Words Of Sorrow" passen die cleanen Gesangsparts und die Growls wie Puzzlestücke ineinander. "Cries In Vain", "Tears Don’t Fall" und "All These Things I Hate" machen die Handvoll komplett. Die "Hand Of Blood EP” ist was für Fans die sich nicht bis zur DVD gedulden können. Leider ist sie aber auch ein sehr offensichtlicher Versuch, Geld mit wenig Aufwand zu verdienen.
DELERIUM eröffnen "Nuages Du Monde" mit leichtem Ethnoeinschlag bei ansonsten massiv poppigem Gesamtappeal: "Angelicus" begeistert eine gute halbe Minute mit sehr präsenten Vocals und bombastischen, fast sakralen Klängen. Jede Luft nach oben und jeder Spielraum einer musikalischen Entwicklung wird dann von einem einfachen Beat geraubt. Eine DELERIUM Krankheit. Die beiden Kanadier Leeb und Fulber verdienten sicherlich den Großteil ihrer Reputation mit den wegweisenden FRONTLINE ASSEMBLY, der breiten Masse ist DELERIUM aber definitiv bekannter - nicht zuletzt durch den fast zehn Jahre alten Überraschungserfolg "Silence", der auf dem damaligen "Karma"-Album musikalisch eigentlich eine Ausnahme darstellte. Heute versuchen die Beiden mit einer immernoch großen Schar von Gastmusikerinnen daran anzuknüpfen. Nicht zum ersten Mal dabei sind Johnston (FAITHLESS) und Thirsk, zum ersten mal leihen dagegen Bayrakdarian und Ahluwalia ihre ausgebildeten Stimmen. Aber bei aller Klasse der einzelnen Sängerinnen ist das Dilemma dieses Projekts schnell ausgemacht: Pop ist wahnsinnig ersetzbar und so sind es viele der Sängerinnen. Dielemma Nummer Zwei: Es war immer Fulbers Stärke den Überblick bei eigentlich viel zu massig instrumentierten Stücken zu behalten. Doch nur "Tectonic Shift" gönnt er wirklich viel Zeit um sich zu einem beinahe erdrückenden Soundteppich zu entfalten. Es sind die oftmals ins klassische tendierenden Gesangsstimmen die dem Genre Pop eigentlich keine Ehre machen und so den Eindruck vermitteln, dass Fulber sich absichtlich und sehr gekonnt zwischen die Stühle setzt. Nur bei "Lost And Found" gelingt ein wirklich radiotauglicher Ausflug. Zum Glück bleibt es bei einem.
Eine der Deutschen Szeneikonen des True Metal legen nach fünf Studioalben und einer Live-DVD mit "Hammer Of Destruction" ihr neustes Werk vor. Und SACRED STEEL weichen auch auf Album Nummer sechs kein Jota von ihrem Weg des heiliges Stahles ab - "Hammer Of Destruction” trieft vor Klischees, hört, richt und schmeckt verflucht nach den 80ern und wird wohl auch wieder polarisieren - love it or hate it. Eingängige Mitgrölhymnen wie "Impaled By Metal", den Hammer "Black Church" (überlanges Metal-Epos mit leichten Doom-Anleihen) und heftige Kopfschüttler der Marke "Plague Of Terror", "Maniacs Of Steel" (dazu gibt es das erste Video der Bandgeschichte) und des deftigen Titeltracks "Hammer Of Destruction" halten sich die Waage und bedienen die Zielgruppe perfekt. Die Diskussion um den Gesang darf man auch als beendet ansehen. Fans der Band werten Gerrit P. Mutz und seine Stimmakrobatik als festen Bestandteil des Gesamtsoundes von SACRED STEEL. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass hier mal Ersatz ans Mikro müsste, derjenige müsste schon wie Mr. Mutz klingen - Basta. Mit zwei Neuen an Bord, Jonas Khalil als Gitarrist und Kai Schindelar am Bass (der bisherige Bassist Jens Sonnenberg wechselte wieder zu seinem Stamminstrument Gitarre zurück) und einer recht fetten und zugleich 80er-lastigen Produktion (Harris Johns - Saint Vitus, Voivod, Kreator und die frühen Helloween) machen SACRED STEEL Anno 2006 echt Laune. SACREED STEEL haben ihren eigenen Stil und ihre eigene Fanschar - und letztere sollte sich mit "Hammer Of Destruction" weiter vergrößern. Für Fans echten 80er Metal ein Muss - aber auch Metaller welche bisher einen Bogen um die Ludwigsburger Band machten, sollten sich genannte Tracks doch unbedingt mal zu Gemüte führen.
KAMELOT kassieren schon seit Jahren Höchstwertungen für ihre Alben in einschlägigen Kreisen und erspielten sich parallel dazu eine große Fanschar durch ihre tolle Liveperformance. Mit "One Cold Winter’s Night” legen die Amis um Gitarrist Thomas Youngblood und ihrem norwegischem Sänger Khan ein opulentes, klanglich erstklassiges Dokument ihres Könnens vor. Das am 11. Februar 2006 in der Oslo’er Rockefeller Music Hall aufgezeichnete, 90-minütige Werk kann man dabei durchaus als wertige Best-of verstehen. Neben den Melodic-Granaten des letzten Albums "The Black Halo", vor allem "March Of Mephisto" (mit Elisabeth Kjærnes und Snowy Shaw von Dream Evil, King Diamond) kommt stark rüber; sind es Songs wie "The Edge Of Paradise", "Center Of The Universe" (mit Mari Youngblood), "Nights Of Arabia" (mit Elisabeth Kjærnes) , "Forever", "The Haunting" (mit Simone Simons), "Moonlight" (mit Sascha Paeth an der Gitarre), das 13-minütige "Elizabeth (Part I, II & III)" (mit Elisabeth Kjærnes), "Karma" und das abschließende "Farewell" welche einfach knallen. Erfreulich noch, es gibt kaum parallelen zu der vor 6 Jahren erschienenen letzten Live-Scheibe "The Expedition".
Das ganze gibt es dann auch noch als DVD (Pyro und Licht vom Feinsten), mit identischer Setlist und einiges an Extras (Interviews mit den Bandmitglieder und Epica’s Sängerin Simone Simons, Videos, einen Livemitschnitt vom Sweden Rock 2006, Bilder und Bandbio, usw.).