Wenn sich Mitglieder bekannter oder auch weniger bekannter Bands zu Side - Projects oder Zweitbands entschließen, deutet es oft darauf hin, dass sie ihre "Kreativität" nicht in ihren Hauptbands ausleben können, was nicht selten nach hinten losgeht. Ganz und gar nicht pfui ist hingegen das neue Kind AHAB der beiden MIDNATTSOL - Recken Chris R. Hector und Daniel Droste, zu denen sich mit Stephan Adolph noch ein dritter Walfänger gesellt. Herman Melvilles weltberühmter Kapitän aus "Moby Dick" steht nicht nur beim Bandnamen Pate, sondern "The Call Of The Wretched Sea" erzählt in unglaublich intensiver Weise die Geschichte des Buches und die hasserfüllte Jagd des Kapitäns auf das Meeresungeheuer, das ihn nicht nur körperlich zum Krüppel werden ließ. Dabei ist es dem Trio gelungen, einen wahren Wutklumpen des Funeral Doom zu erschaffen, der vor majestätischer Erhabenheit nur so strotzt! Im Gegensatz zu ähnlichen Vertretern des Genres (PANTHEIST, SHAPE OF DESPAIR oder ESOTERIC) verstehen es AHAB jedoch, den zähnen Lavastrom nicht nur mit fast minutenlangen, kellertiefen Riffs und Growls, sondern auch mit albtraumhaften, bombastischen (Keyboard -) Melodien zu würzen, die den Hörer wahrlich schaudern lassen (hört Euch nur mal den Anfang von "Old Thunder" an!). "The Call Of The Wretched Sea" entfaltet seine düstere Wucht besonders am Stück genossen, da man auch einen gewissen Anlauf benötigt, um mit dem zeitlupenartigen, gigantischen Soundberg, der auch keine dezenten Chöre scheut, fertig zu werden. Hat man sich aber erst einmal in dieses Meisterwerk, das garantiert nicht Jedermanns Sache sein dürfte, hineingehört, wird man feststellen, dass AHAB hier einen echten Meilenstein ihres Genres abgeliefert haben, dem hoffentlich noch einige folgen werden!
Vor zwei Jahren konnten BURNING SKIES mit ihrem Label-Debüt "Murder By Means Of Existence" einen guten Eindruck hinterlassen und sich als eine der talentiertesten (und gleichzeitig brutalsten) Metalcore-Bands der Insel präsentieren. "Desolation" knüpft da nahtlos an und ist eine echte Dampfwalze geworden. Auch wenn der Death Metal-Anteil stark gestiegen ist, nimmt Hardcore noch immer viel Raum ein, wie bei dem gelungenen "The Sweet Sound Of Violence" eindrucksvoll präsentiert wird. Moshparts treffen auf schwedische Gitarren und einen Shouter, der in jeder Death Metal-Band eine gute Figur abgeben würde. Auch wenn in jedem Songs ordentlich Tempo gemacht wird, ist "Desolation" keine langweilige Platte - eine Tatsache, die das Können der Jungs in Sachen Songwriting verdeutlicht. Auch wenn sie im Grunde genommen nichts Neues machen, sind einige sehr gute Metalcore-Songs herausgekommen, die auch aufgeschlossenen Death/ Thrash-Fans gefallen würden. Also traut euch und gebt "Desolation" ein Ohr! Einziges Manko an der ansonsten rundum gelungenen Scheibe (die Prouktion fand im Rape Of Harmonies Studio statt und ist erste Sahne) ist die kurze Spielzeit von gerade einmal einer halben Stunde. Da hätten ruhig noch ein paar Songs mehr vom Kaliber des Titeltracks drauf sein können! Hoffentlich beim nächsten Mal…
ETERNAL MAJESTY wollen dem geneigten Hörer ihre persönliche Vision des Black Metal näherbringen. Das haben die Franzosen auf einigen Splits (u.a. mit den nicht ganz koscheren JUDAS ISCARIOT) und einem Album versucht, "Wounds Of Hatred And Slavery" ist nun der zweite Full Length-Streich. Das absolut belanglose Intro überstanden, geht’s gleich in die Vollen: dünn produzierter Black Metal, der Anfang der 90er stehengeblieben ist und auf Krampf versucht, kalt und böse zu wirken. Gelingt nur nicht. ETERNAL MAJESTY haben scheinbar wahllos Mid Tempo-Parts und Genre-typisches Geprügel aneinandergereiht und dazu einen Sänger kreischen lassen, was in völlig zerfahrenen Songs resultiert, die durch die schlechte Produktion den endgültigen Abflug machen. "Under Hate Red Star You Born” ist nicht nur ein Beispiel für merkwürdiges Englisch, sondern auch einer der uninspiriertesten Black Metal-Songs, den ich den letzten Jahren gehört habe. Überhaupt keine Atmosphäre, kein Pep und nicht ein gutes Riff. Das wäre aber bei den höhenlastigen Gitarren eh nicht zu hören. Die restlichen Songs sind kein bißchen besser, so dass dieser Silberling nichtmal für Die Hard-Schwarzmetaller lohnenswert ist.
Gegenüber deutsch gesungener Rockmusik habe ich ja generell so meine Vorbehalte. Denn allzu oft hat man es entweder mit altbackenem Deutschrock zu tun oder mit dem nächsten JULI/SILBERMOND-Hype. Trotz der großen Namensähnlichkeit mit Letztgenannten hat der Vierer SILBER aus Köln und Mainz aber mit beidem nichts am Hut. Das macht schon der Opener "Niemand Anders" deutlich, der mit dreckigen Gitarren und treibenden Drums fett aus den Boxen ballert. Dazu gibt´s direkt noch einen Billy Idol-mäßigen Ohrwurm-Chorus und mit Tom v. K. einen Sänger, der direkt klar macht, dass man auch auf deutsch anspruchsvolle Texte singen kann, ohne peinlich oder gar intellektuell zu wirken. Mit dem nachfolgenden, böse und fett groovenden "Unendlich" wird die Intensität des ersten Songs noch gesteigert. So dreckig war deutsche Rockmusik seit SELIG nicht mehr! Leider können nicht alle Songs dieses Niveau halten, so hat man besonders im letzten Drittel etwas mit den vielen, leicht angeschnulzten Balladen und Halbballaden zu kämpfen. Aber so richtig schlecht ist nichts davon. Zum Teil zeichnet dafür sicherlich auch die exzellente Produktion verantwortlich: Die Gitarren braten fett aus den Boxen, darunter groovt der Bass und kicken die Drums. Tom v. K.s Gesang ist dem Ganzen nicht übergeordnet, sondern befindet sich mittendrin, wodurch sich der Gesamtsound von den üblichen Pop-/Rock-Produktionen wohltuend unterscheidet. Insgesamt ist diese Scheibe ein wirklich gutes, deutsches Rockalbum geworden, dessen Titel Programm ist: SILBER stehen absolut im "Hier Und Jetzt". Weder bedient man sich in der Retro-Ecke, noch wird vermeintlich zukunftsweisenden Trends hinterher gehechelt. SILBER spielen einfach Rockmusik, zeitlos und trotzdem modern. Warum gibt es in Deutschland nicht mehr solcher Bands?
Jeder hat seine dunkle Seiten, jeder eine Leiche im Keller. Und bei manch einem heißt die Band-Leiche Bay City Rollers. Und an genau die erinnern die Schweden DIAMOND DOGS, ohne rot zu werden. Und an Slade (Sulos Stimme!), Sweet, Mud, T.Rex und Status Quo - also an die guten alten 60er- bis 70er Jahre. Dabei wirken die Jungs gänzlich unlächerlich, machen das, was sie tun hörbar mit jeder Menge Enthusiasmus und nehmen so viel von der Ernsthaftigkeit der heutigen Musikszene. Alles Gute kommt eben doch irgendwann zurück, warum auch nicht der durchaus poppige Sex-Appeal des Glam-Rock aus dem guten alten Britannien? Hier geht es nicht um das böseste Gesicht, die längsten Nieten oder die längsten Haare. Hier ist es nur so wie es ist: Eben "just the way". Und der Weg ist Rock’n’Roll. Der Sound stammt übrigens von Tomas Skogsberg - vielleicht ist hier der Zeitsprung zurück nicht ganz gelungen, irgendwie klingt die Scheibe zu modern für die eigentliche Idee. Macht aber dennoch Spaß - mit einem gewissen Augenzwinkern. Live sind die bestimmt unglaublich cool.