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Fire Action

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The Last Will and Testament

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OPETH sind zurück und präsentieren uns mit ihrem langerwarteten 14. Studioalbum "The Last Will and Testament" ein neues Kapitel ihrer musikalischen Reise. Wie gewohnt erwartet den Hörer ein dichtes Gewebe aus progressiven Elementen, das zwischen sanften Melodien und brachialen Riffs changiert. Und ja.... "the growls are back", wie das Internet schon seit Wochen in tourettehaftem Zwang und in immer engerer Taktung postulierte. Während die instrumentale Leistung jedoch einmal mehr vollständig überzeugt, ist der Gesang von Mikael Åkerfeldt der spielerischen Exzellenz nicht immer gewachsen. Dieses Problem ist im Land des Prog leider nicht unbekannt, gerieren sich doch oft die Hauptakteure der Bands auch als Lead-Sänger, ohne in dieser Disziplin das herausragende Niveau ihres Umfelds zu erreichen. Natürlich ist es nicht schlecht, was der gute Mikael da von sich gibt, aber gerade in Sachen Growls ist in den letzten 25 Jahren in der Metal-Szene einiges passiert und die eindimensionalen Death Metal-Gurgeleien des Meisters sind doch leider etwas outdatet.

Instrumental beweisen OPETH jedoch einmal mehr, dass sie zu den innovativsten und versiertesten Bands der Progressive-Metal-Szene gehören und dabei nicht vergessen, ein Gesamtpaket mit nachvollziehbaren Songs zu schnüren. Die Arrangements sind, wie man es von Opeth gewohnt ist, sehr vielschichtig. Es gibt erneut tolle Streicherparts von Dave Stewart (EGG, KHAN) zu hören, ebenso wie die Flöte von niemand Geringerem als Ian Anderson sowie sehr feine Backing Vocals von Joey Tempest. Die Gitarrenarbeit begeistert zwischen Präzision und Atmosphäre, das Schlagzeugspiel von Studio-Debütant Waltteri Väyrynen kommt ebenso komplex wie dynamisch daher und die Keyboard-Parts verleihen den Stücken wie so oft einen wunderbar morbiden Touch. Vielleicht liegt es auch am Drumming, das "The Last Will and Testament" eine Frische ausstrahlt, wie lange kein Album der Schweden mehr. Man fühlt sich immer wieder an die ganz großen Taten von Anfang des Jahrtausends erinnert. Während in den letzten Jahren eine leichte Stagnation auf höchstem Niveau zu verzeichnen war, vermittelt die Band hier den Eindruck wieder richtig zu brennen.

Auf Songtitel verzichten OPETH bei diesem Album fast gänzlich. Die Songs sind in die Paragraphen 1 -7 gegliedert und lediglich das abschließende "A Story Never Told" kommt in den Genuss eines klassischen Titels. Dies ist dem textlichen Konzept geschuldet, das die Hörerschaft in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zurückversetzt. Es erzählt die Geschichte eines wohlhabenden, konservativen Patriarchen, dessen letzter Wille schockierende Familiengeheimnisse zutage bringt. Die Songs spiegeln dabei vielerlei Geständnisse aus Sicht jenes Patriarchen wider. Wer sich also für lyrische Ergüsse begeistern kann, kommt hier voll auf seine Kosten.

"The Last Will and Testament" ist das stärkste Album von OPETH seit "Watershed" und beweist die Band einmal mehr als Meister ihres Fachs. Wer in Åkerfeldts Gesang keinen Nachteil sieht, muss hier zuschlagen und kann das Album getrost in die Top 10 des fast abgelaufenen Jahres einreihen. 

 

 

 

 

The Last Will and Testament


Cover - The Last Will and Testament Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 50:56 ()
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Interview:

ROTPIT-Interview mit Ralf Hauber

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Interview

Der Mann von der Schwäbischen Alb ist derzeit öfter im Norden, weil seine Freundin hier lebt. Ist schön, oder?

Anders. Die Mentalität ist hier oben definitiv eine andere – entspannter. Ich bin jetzt auch niemand der Lokalpatriotismus braucht. Deutschland hat viele schöne Ecken, problematisch wird es eher, wenn man mit Leuten zu tun hat, welche noch nie groß Ihr Ortsschild hinter sich gelassen haben – das beziehe ich jetzt auch auf Lebenseinstellung.

Das zweite Album von ROTPIT ist da. Es heißt "Long Live The Rot". Höhliger, mehr Midtempo, gut und tiefer gegrunzt, Oder? Und warum überhaupt auch noch ROTPIT?

Ja, die Produktion ist um einiges tiefenlastiger, mehr Heaviness in allen Belangen. Die Vocals sind in die tiefen Frequenzen gut eingebettet. „Long Live The Rot“ ist das vielleicht brutalste Album, auf welchem ich bis dato mitgewirkt habe. Ich würde auch sagen, dass es bis dato die tiefsten Growls sind und somit auch das Limit meinerseits aktuell ist. Ich habe am Ende immer noch den Wunsch, dass der geneigte Hörer die einzelnen Worte auch verstehen kann. Warum ROTPIT? Weil wir richtig Bock auf dreckigen Death Metal haben, wo man die Kanten noch spürt, ohne jedoch auf Groove/Catchiness zu verzichten. If it ROTS, then it ROCKS.

Ihr lebt ja sicher nicht das echte Band-Leben? So gemeinsam Proberaum, Studio und Live-Gigs? Wie läuft das so, bis die Scheibe fertig ist?

Ich brauche diese Band-Bubble mit wöchentlichem Treffen im Proberaum zur Alltagsflucht nicht. Hatte ich alles jahrelang; inklusive endloser Debatten, welche am Ende zu nix führen. Ich bevorzuge es, produktiv und effektiv zu arbeiten, vor allem mit Leuten, welche motiviert sind und sich organisieren können.
Jonny schreibt die Songgerüste in seinem Studio. Wir gleichen dann die Songstrukturen ab und ich beginne mit dem Schreiben der Lyrics und nehme hier in einem lokalen Studio die Vocals auf. Es läuft eigentlich alles sehr smooth, weil wir die Songs nicht zu Tode doktern und unsere Vision stimmig ist. Wir ticken da auf einer Wellenlänge. Mit Erik (Left Hand Solution / The Kristet Utseende) haben wir nun auch einen Drummer, der sich besser in das Songwriting von Jonny einbringen kann. Erik kommt auch aus Sundsvall wie Jonny und sie können sich schon deswegen besser abstimmen. Er hat Bock drauf und das komplette „Long Live The Rot“-Album in einem Tag im Studio eingetrommelt – beachtlich! Wir sind gerade auch dabei, ein Live-Line-Up für 2025 zusammenzustellen. ROTPIT nimmt also nun richtig Fahrt auf und wird nun auch mehr und mehr zu einer schwedischen Band.

Du bist ja außer für die Vocals für das Konzept zuständig. Was steckt dahinter? Und warum dich das so begeistert das alles mit den Maden, dem Gestank, Tod und alles.

Zu faulig, modrigem Death Metal passen keine Lyrics über Blumen und Happyness. Musik & Lyrics und die generelle visuelle Darstellung eines Releases sollten eine Einheit bilden. Stimmig – kultig! Keiner kann heute mehr das Rad neu erfinden, aber die Fans merken, wenn Leidenschaft in der Mucke steckt. Ich mach die Lyrics, liefere das Konzept für das Artwork, Shirt Designs etc. – und natürlich die Gesamtumsetzung des Gesangs. Viel Koordinations- und Organisationsarbeit ist da im Hintergrund. Das Coverartwork stammt dieses Mal wieder von T. Kannibalet Hietomaa Art aus Finnland. Wir haben einige Trademarks, wie die Salmiakki-Flasche übernommen und komplette Nerds sollten erkennten, dass das Artwork unsere „rottige“ Interpretation des RAINBOW-Klassikers ist. 

Und liegt das nicht so ein bisschen quer mit deiner sonstigen Lebenseinstellung als Veganer?

Nope, DEATH in my METAL, not in my meal ist schon lange eine Devise von mir. Alles Leben ist im Endeffekt endlich und ROTPIT kratzt eben an den Abgründen. Beim Blick auf das aktuelle Weltgeschehen und gewisse Entwicklungen sind Abgründe jedoch allgegenwertig. Tiere haben in vielen Belangen mehr Charakter als es der Krone der Schöpfung lieb ist. 

Wie ist es mit diesem Petterson zusammenzuarbeiten, wie ist das überhaupt, wenn so Granden, so Underground-Helden, so Freaks zusammenarbeiten. Wie sieht das mit den Egos aus, beziehungsweise sie zurückzustellen? 

Ich komm mit der skandinavischen Mentalität sehr gut klar. Entspricht auch mehr meiner Art. Ich bin Fan der Musik – aktiv sowie auch wenn es um den Support-Gedanken geht. Jonny ist absolut „bodenständig“ und wir hatten bisher weder bei Heads For The Dead noch bei ROTPIT Meinungsverschiedenheiten. Er respektiert meine Art und ich die seine. Alle Rädchen müssen ineinandergreifen, wenn man was Gutes liefern will.  Egogeschichten fangen in meiner Erfahrung nach erst an, wenn die Wertschätzung zerfällt und Geld bzw. daraus resultierendes Schädigen ins Spiel kommt.

Und wie kamt ihr überhaupt zusammen?

Es gab 2015 eine Split mit seiner Band Wombbath. Das war der Anfang unserer Kommunikation und Freundschaft. Zuerst entstand unsere horrorlastige Idee zu Heads For The Dead und während der Pandemie haben wir dann – beeinflusst durch alte Abhorrence, Demigod, Depravity, Purtenance, Disgrave – die Idee zu ROTPIT geboren. Wir haben gemeinsam schon viel Musik veröffentlicht und ich freue mich total darauf, wenn wir mal zusammen auf der Bühne stehen können.

Aber wie hält Pettersson seine ganzen Projekte auseinander?

Jonny hat für all seine Bands, seine eigene Formula. Heads For The Dead klingt anders als ROTPIT und beide Bands zusammen klingen wiederum anders als Wombbath. Er schafft es, seinen Bands Alleinstellungsmerkmale zu geben. Hörer, welche Bock auf die Mucke haben, erkennen diese auch und feiern dies entsprechend.

Was treibt euch (oder dich) an. Nach all den Jahren. Was bedeutet Dir Death Metal heute noch?

Das neue ROTPIT-Album erfüllt mich sehr, weil in den vergangenen Jahren der Wunsch, extremeren Death Metal zu machen, einen gewaltigen Schub für mich bekommen hat. Das Genre ist groß und ich denke, dass wir uns immer noch entwickeln. Neue Mitstreiter, neue Coverkünstler – solange die Leidenschaft da ist, können die Karten immer wieder neu gemischt werden. DEATH METAL ist und bleibt „geiler Scheiss“ – da können Trends kommen und gehen – Only death METAL is real.

Wie isso bei War Anthem? Und was bedeutetet ein Label für euch überhaupt?

WAR ANTHEM Records sind ein zuverlässiger Geschäftspartner und mit dem Cudgel-Vertrieb und dem PartySan Open Air sehr breitflächig aufgestellt. Sie erweitern und überdenken Ihre Arbeitsweise ständig, was in der heutigen schnelllebigen Zeit sehr wichtig ist. Die Zusammenarbeit ist fast schon auf freundschaftlicher Basis und mit Adrian haben sie jetzt auch einen guten neuen Mann in Ihren Reihen, welcher die soziale Medien und die digitalen Plattformen bearbeitet. Ich bin guter Dinge. Eine Band kann heute auf DIY-Level viel selber regeln, aber wenn man mehr erreichen will, dann ist ein Back Up durch Label sehr wichtig. 

Und dann war (oder ist) da noch REVEL IN FLESH. Wie kam es zum Split, was ist da in Zukunft zu erwarten? 

Der Name REVEL IN FLESH hat ein starkes Following, einige Sammler und „Die hard“ Fans. Es ist wichtig, dass die Musik und deren Wirkung für die Supporter in Ihrer Wirkung stark bleibt. Im Zuge des Konfliktes gab es einige Prozesse, welche den Fans, die Musik verderben würde, vor allem weil das wie eine bösartige Scheidung ablief. Es sieht so aus, dass mittlerweile alle Rechte am Namen, Releasekatalog und so weiter wieder bei mir liegen. Aktuell stehen ROTPIT und Heads For The Dead auf meiner Agenda oben. Im Hintergrund sortiere ich das Thema REVEL IN FLESH ein und werde damit an die Öffentlichkeit gehen, wenn ich es für richtig halte. Ich habe die Band in der Szene verkörpert und auch geschäftlich vertreten. Es wird also Zeit, dass das Ganze auch wieder meine Vision in allen Belangen wird – Ich arbeite dran! LONG LIVE THE ROT!!!

 

 



Band:

ROTPIT

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Angelm

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"Angelm" von KERRETTA ist keine gewöhnliche Platte. Es ist eine klangliche Expedition, die die Hörer*innen auf eine Reise durch die Kontinente mitnimmt. Das Album konzipiert als "proto-astrale Kollision von Pangea und tektonischen Platten" ist eine ambitionierte und gelungene Mischung aus wuchtigen Riffs, atmosphärischen Soundscapes und experimentellen Elementen. Was sich erst einmal etwas prätentiös anhört, mündet jedoch in erstaunlich geerdeten Post-Rock, der auf Einflüssen der Großen des Genres wie MOGWAI, RUSSIAN CIRCLES oder GODSPEED YOU BLACK EMPEROR! fußt. Genau wie die Veteranen des Genres schaffen es die Neuseeländer, mit ihrer Musik wirklich zu berühren. Die instrumentalen Tracks sind dabei alles andere als statisch. Sie entwickeln sich dynamisch und führen den Hörer durch die ganze Palette an Emotionen. Mal sind es die eisigen Weiten der Antarktis, die sich in den Klängen widerspiegeln, mal die unendliche Weite des Pazifischen Ozeans.

Besonders beeindruckend ist die Vielseitigkeit des Albums. Von metal-lastigen Passagen bis hin zu sanften, melancholischen Momenten ist alles dabei. Die Band scheut sich nicht, mit verschiedenen Stilmitteln zu experimentieren und schafft so eine einen eigenen Klangkosmos aus verspielten Details und heftigen Ausbrüchen. "Angelm" ist ein Album, das man sich nicht einfach nur anhört, sondern dem man sich wirklich hingeben und darin versinken kann. Und das ist sicher das Beste, was man über ein Album aus diesem Genre sagen kann. Für Fans von Post-Rock und experimenteller Musik ist "Angelm" ein absolutes Muss.

KERRETTA liefern mit "Angelm" ein beeindruckendes und vielschichtiges Album ab, das sowohl die Fans des Genres als auch Neugierige begeistern wird. Dies ist umso erstaunlicher, da es das erste vollwertige Studioalbum seit zehn Jahren darstellt. Es ist jedoch wert, sich auf diese Klangwelten einzulassen und sich von der Musik mitnehmen zu lassen. Einen Anspieltipp zu benennen verbietet sich hier, denn "Angelm" ist - wie so oft im Post-Rock - ein Album, das am Stück genossen werden sollte, damit sich seine volle Größe entfalten kann.
 

 

 

 

Angelm


Cover - Angelm Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 44:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Human Gallantry

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Ritterlicheit, Wärme? Galant ist hier nix, außer dem EP-Titel „Human Gallantry“ vielleicht. In Verbindung mit dem am Seil hängendern Pferd bleibt einem aber die vermeintliche Schönheit im Halse stecken. So angepisst wie der Sänger rumschreit, wie wütend der Rest auf seine Instrumente holzt und sich echt auskotzt, das ist schon aller Discharges (von „Fuckening“ bis „Fleshwound Mosaic“), Totenmönde („Scum Nation BRD 23“) oder gar Slimes („Wir marschieren“) Ehren wert. Die ersten beiden dieser genannten Vorzeigekapellen aus Punk und Crust geben ROYAL SCUM unter anderem als Enflüsse an – und das hört auch der CSU-Metalpunk konsumierende Mainstreamer, so dass er sich vermutlich ob dieses linksgrün versifften Schmonzes anderen Alternativen zuwendet. ROYAL SCUM ist weniger eine echte Band und bezeichnet sich deswegen als Hamburger Crustpunk-Kollektiv, als königlichen Abschaum. Dass die Kings mächtig sauer sind, ist der Musik deutlich anzuhören, aber das löst bei den Scummern selbst eine ungeheure Spielfreude aus. Dass ein Großteil in einem anderen Musikerleben Doom macht, ist quasi unvereinbar mit diesem flotten Krach. Die abschäumige Liste sieht so aus: Steffen – Gesang (CRYPTIC BROOD, REPULSIVE FEAST), Phil – Gitarre (OPHIS, FVNERAL FVKK), Simon – Bass (FVNERAL FVKK, VOIDHAVEN), Ole – Schlagzeug (OPHIS, GOREZONE, SUFFERAGE). Umso mehr Spaß macht das kurze Fünf-Song-Vergnügen – man möge der Band die Daumen drücken, damit ein Label die Sorgen der Jungs teilt. Denn sie brauchen ein Ventil, sonst passiert bestimmt ein Malheur.

 

Human Gallantry


Cover - Human Gallantry Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 12:32 ()
Label:
Vertrieb:
Band:

ROYAL SCUM

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Interview:

Mit Steffen von CRYPTIC BROOD

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Interview

Fünf Jahre nach “Outcome Of Obnoxious Science” jetzt also „Necrotic Flesh Bacteria“. Wer ist eigentlich verrotteteter? Ihr oder Rotpit?
Wie magst Du denn Deine Zombies lieber? Schleimig umherstrauchelnd bis die Beute erspäht ist um dann voller Blutlust voranzustürmen oder als stets kräftig stampfende und aufrecht stehende Tötungsmaschine?  

Hab ihr wieder im Wolfsburger Jugendhaus eingespielt und dann im Hellforge weiterverarbeiten lassen? 

Den Ablauf hast Du bereits fast korrekt beschrieben. Für diese Aufnahmesession kam Marco vom Hellforge Studio aber persönlich zu uns ins s.v. Jugendhaus Ost in Wolfsburg um die Mikrofonierung für unsere Instrumentalaufnahmen vorzunehmen. Aufgenommen haben wir dann allerdings alleine und Marco übernahm dann wieder für Mix und Master. Auch durch unsere Abstimmungen im Vorfeld der Aufnahmen lief das so wirklich sehr gut, was man auch am Ergebnis hört. Nicht so gut lief dann allerdings die Aufnahme unserer Gesänge: Zwei von uns wurden nacheinander krank und konnten jeweils einige Wochen nicht singen. Als wir dann endlich die Stimmen im Kasten hatten, waren wir allerdings bereits aus dem bei Marco gebuchten Zeitfenster gelaufen und mussten uns daher erstmal wieder hinten anstellen. Doof gelaufen, was?

Das erklärt manches. Aber man könnte ja meinen, ihr seid nicht sonderlich fleißig, aber in den fünf Jahren zwischen den beiden genannten Scheiben kamen ja allerhand Dinge rau. Wieso macht ihr Live-Scheiben, Splits und so „viele“ Cassetten? 

Unser Live-Album ist eine Zusammenfassung unserer zwei Festivalauftritte in Japan: wir spielten in 2017 dort sowohl ein Set nur aus Stücken von Veröffentlichungen aus der Zeit vor unseres Debutalbums „Brain Eater“ sowie ein weiteres Set ausschließlich mit Material des besagten Albums. Die Zeit und unsere Auftritte dort waren sehr besonders für uns und wir wollten diese sowohl filmen (siehe YouTube) als auch aufnehmen und als wir eine Anfrage erhielten, Letzteres auch physisch zu veröffentlichen, waren wir sofort dabei. Splits sind meiner Meinung nach immer tolle Underground-Projekte, die den Zusammenhalt in der Szene darstellen und womit Bands sich auf unterschiedlichen Ebenen helfen können. Sei es nur dadurch, dass an Band A interessierte Menschen auch Band B kennenlernen. Insbesondere während der Pandemie-Jahre war es für uns sehr cool, mit NIGHT HAG aus den USA eine Split-LP zu veröffentlichen. Auch unsere „Caustic Fetid Vomit“ EP in 2022 war als erstes richtiges, eigenes Lebenszeichen mit zwei Songs gut um unsere Kadaver wieder in Schwung zu bringen und bei den Konzerten ab dann auch wieder eine Platte zum Verkauf anbieten zu können – denn unser Album war zu dem Zeitpunkt bereits ausverkauft. Gleichzeitig arbeiteten wir an neuer Musik, die dann schließlich auf dem kommenden Album „Necrotic Flesh Bacteria“ landen sollte.
Sobald wir konnten, trafen wir uns ebenso wie vor dem Lockdown wieder einmal wöchentlich im Proberaum, trinken ein paar Bier und machen gemeinsam Musik.

Wie würdest du die neue Scheibe mit eigenen Worten beschreiben? Welchen Schritt seid ihr vom Vorgänger aus gegangen?

An dieser Stelle möchte ich eine Person aus unserem engeren Umfeld zitieren, die meint, dass unser neues Album das Album ist, welches am meisten nach CRYPTIC BROOD klingt. Uargh!? Ich selbst würde sagen, dass wir noch stärker als Einheit agieren und selbst nach mehr als zehn Jahren in dieser Besetzung noch immer abgefahrene Ideen haben und gerade durch unsere musikalische Vertrautheit miteinander solche Ideen viel besser umgesetzt bekommen als vorher. Auch abgebrühter sind wir wohl geworden: Wo wir uns vorher noch Gedanken machten, ob man eine Idee spielen darf oder nicht, tun wir das nun einfach. Zu melodisch? Fuck off. Fetzt!

Was bedeutet dir Death Metal? 

Tatsächlich verbringe ich eigentlich jeden Tag mit Musik. Konzerte besuchen, veranstalten oder spielen. Musik schreiben, proben, aufnehmen. Mit anderen Bands Veröffentlichungen besprechen, veröffentlichen und täglich Pakete an den Paketdienst übergeben. Und wann immer es geht: Musik hören. Durch die ganzen Aktivitäten haben sich auch viele Freundschaften und weitere Kontakte ergeben. Da glüht manchmal die Tastatur. Daher kann ich getrost antworten, dass Musik mein Leben ist. 

Texte: Stichworte “thermonuclear contaminated tomb“, „Lobotomize“, “Bacteria": Klingt eklig alles.

Neben der Musik alleine gehört auch eine gewisse visuelle Komponente zu solch einem Projekt wie einem Album. Fulci’s Zombies alleine drücken nicht so ganz aus, was da bei unserer Musik passiert. Da braucht’s eher noch etwas Re-Animator, The Thing und Konsorten. Fühlst Du beim hören unserer Musik nicht die rostige Bohrmaschine, die Dir das Bewusstsein aus dem Hirn lobotomiert? 

Wer ist eigentlich der Finne „Slimeweaver“, der euer Artwork gemacht hat?

Persönlich kenne ich ihn nicht, fand ihn durch Zufall im Internet und mochte seinen Stil. Schrieb ihm eine Nachricht und die Kommunikation war sehr gut und so sollte er die Illustrationen für unser zu dem Zeitpunkt noch kommenden Album machen. Der Weg dahin war auch echt super, da er regelmäßig einen Stand sendete und es dadurch die Möglichkeit gab, seinen Senf abzugeben. Das war alles echt bestens. Im Nachhinein erfuhr ich, dass es das erste Mal für ihn war, für ein komplettes Album einer Band zu malen. Umso mehr Respekt für seine tolle Arbeit

Erklär mal den Unwissenden: Warum ein Label für CD, das eigene Label (0der?) für Vinyl und ein anderes wo Vinyl woanders? 

Die Platte wird geteilt zwischen Rotten Life Records aus den USA und meinem Label Lycanthropic Chants veröffentlicht. Es macht einfach Sinn, wenn ein Label die Platte auf der anderen Seite unseres Planeten übernimmt: jeder von uns weiß doch selbst was es kostet, eine Platte aus den Staaten zu bestellen. Andersherum sind die Versandkosten ebenso hoch. CDs veröffentliche ich grundsätzlich nicht und da die Zusammenarbeit mit War Anthem Records für den Vorgänger des aktuellen Albums top lief, haben wir uns wieder für diesen Weg entschieden.

Was gibt es Neues in der Auto-dominierten  VW-Stadt? Deine/eure Konzertreihe http://www.lycanthropic.de gibt es noch, oder? 

Wolfsburg ist kulturell gesehen tatsächlich relativ mau, ansonsten aber eine schöne Stadt. Du kannst vom einen Ende zum Anderen mit dem Fahrrad fahren ohne einmal das Gefühl zu haben, durch eine Stadt zu radeln. Überall ist Grün und die Radwege sind für eine Autostadt tatsächlich gar nicht so übel.
Konzerte veranstalte ich nach wie vor: neben www.lycanthropic.de ist aber auch die Seite unseres Klubs www.svjugendhausost.de interessant, da auch ein paar andere Menschis interessante Konzerte oder andere Events dort veranstalten. 
Teilweise veranstalte ich auch im Sauna-Klub, Teil des Kulturzentrums Hallenbad, ist aber recht selten und außer mir gibt’s dort keine Metal-Veranstalter.

Wie sehen die Zukunftspläne aus? Tour, Festivals, neue MCs. Neuer Golf? 

Nach der Release-Show in Berlin am 1. November folgt jetzt eine Skandinavien-Tour. Im Februar 2025 unsere nächste Europa-Tour. Ansonsten sind ein paar weitere Konzerte geplant. Die Konzerte/Tour fahren wir mit einem Bus, aber ansonsten bleibe ich bei meinem Drahtesel. Mal schauen, wie sie am 27. November nach Hamburg kommen, denn da üben sie nochmal live für die Skandinavien-Tour. Guckst du hier.

 

 

 



Review:

Until The Night

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NEW SKELETAL FACES fabrizieren eine besonders düstere Spielart des Rock`n`Rolls. Sie lassen einen Stil der früher 80er auf erfrischende Art und Weise aufleben. Wie sollte man das Ganze einsortieren oder benennen? Death Rock, Dark Rock 'n' Roll oder auch Post Punk mit deutlichen Einflüssen von CHRISTIAN DEATH. "Until the Night" ist der Nachfolger von "Celestial Disease" (2019) und stellt eine Weiterentwicklung der Kalifornier dar. NEW SKELETAL FACES, bestehend aus Errol Fritz, KRO und Don Void wurde 2017 gegründet. Das Cover des neuen Albums lässt an Edvard Munchs „Schrei“ denken und apropos Schrei: Die Gesangsdarbietung ist ein Hall-unterlegtes eindrücklich schmetternd-kreischendes (nicht unanstrengendes) Keifen.

Nach dem Opener „Disexist“ erklingen die lässigen Bassklänge von „Until The Night“: der Song offenbart zarte THE CURE-Einflüsse und ein feines Gitarrenspiel, dass im Kopf bleibt. „Ossuary Lust” setzt auf fettes Riffing und “Wombs” auf Gothic-Sound. Zu “Zeitgeist Suicide“ explodiert nach 1:30 Minuten der Punk und tritt die Tür ein und in „Pagan War“ kombinieren NEW SKELETAL FACES dominante Bassklänge und kecke Riffs. „Enchantment Of My Inner Coldness“ kommt mit melancholischen und atmosphärischen Klängen um die Ecke und lässt die Feuchtigkeit der herbstlichen Fenster gefrieren. Die Band beendet die Platte mit einer Cover-Version von BATHORYs „Raise The Dead“ und schönem Tremolo-Gewitter.

Aufgenommen, gemischt und gemastert wurde von Bill Metoyer (SLAYER, W.A.S.P.): die Produktion ist mit seinem roh-organischem Sound und edel düster nuanciertem Klang erste Sahne! Die mitunter tanzbare Mucke hat treibenden Rhythmen und besitzt eine gewisse innovative Raffinesse.

Until The Night


Cover - Until The Night Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 37:52 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Tapping The Vein

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Just zu einer Zeit, als dunkle Wolken im Westen der USA aufzogen, die die ganze Welt des Metal in Finsternis stürzen sollten, gab es einen kleinen, verschworen Haufen aus dem Pott, der sich nicht unterkriegen lassen wollte. Es waren ausgerechnet SODOM, die mit “Tapping The Vein“ das brachialste Werk ihrer Geschichte auf den Weg brachten. Das mag sicherlich ein Grund sein, warum die Fanbase dieses Album auch so abfeiert. Musikalisch hat das Ding darüber hinaus in der Tat so einiges zu bieten, was ich eigentlich hier nicht weiter erwähnen müsste.

Jeder weiß längst, dass die Truppe mit “The Crippler“ einen Track in die Welt gesetzt hat, der gerade durch seine Death-Metal-Vibes zu einer echten Perle mutierte, die auf keiner Live-Veranstaltung mehr fehlen darf. Dass Drummer Chris Witchhunter (R.I.P.) bei seinen letzten Aufnahmen mit SODOM über sich hinauswuchs und ein Drumming abgeliefert hat, das an Brutalität seinesgleichen sucht, dürfte auch schon ein alter Hut sein. Genauso wie das Debüt des zwanzigjährigen Andy Brings, der seine Killer-Riffs den Kollegen so dermaßen um die Ohren haute, dass ihnen gar nichts anderes übrig blieb, als dagegenzuhalten. Als Referenz gelten “Body Parts“ oder “Skinned Alive“, die für Tabula rasa sorgen und keine Gefangenen machen. Ich muss auch niemandem mehr erzählen, dass mit “Wachturm“ der erste deutschsprachige Song unter's Volk gebracht wurde.

Der Sound der Kultscheibe war damals, gemessen an den Vorgängern, schon verdammt gut. Das Teil wurde ja immerhin von keinem Geringeren als Harris Johns (z.B. HELLOWEEN, CORONER, TANKARD, VOIVOD, KREATOR, EXUMER) in den Dierks Studios produziert.

Der gute Andy hat nun noch einmal Hand angelegt, und herausgekommen sind letztendlich zwei Versionen. Die remasterte Version ist großes Breitwandkino im Vergleich zu der deutlich derberen Radux-Variante, die dafür aber etwas transparenter und livehaftiger daherkommt.

Den schlumpffarbenen Kanarrenheinz haben im Übrigen die Künstler Dieter Braun und Jürgen Huber erschaffen.

Mir liegt das gute Stück als schicke, transparent rote Doppel-LP vor. Beide Scheiben holt man aus ungefütterten Innenhüllen, die sowohl mit Texten als auch mit Fotos bedruckt sind. Das Vinyl ist ordentlich gefertigt, ohne Grat, und liegt absolut plan auf dem Dreher, wie man das ja auch von BMG gewohnt ist. Eine CD oder MP3-Codes sucht man indes vergebens.

 

 

 

 

 

 

Tapping The Vein


Cover - Tapping The Vein Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11/11
Länge: 93:4 ()
Label:
Vertrieb:

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