Fünf Jahre nach “Outcome Of Obnoxious Science” jetzt also „Necrotic Flesh Bacteria“. Wer ist eigentlich verrotteteter? Ihr oder Rotpit?
Wie magst Du denn Deine Zombies lieber? Schleimig umherstrauchelnd bis die Beute erspäht ist um dann voller Blutlust voranzustürmen oder als stets kräftig stampfende und aufrecht stehende Tötungsmaschine?
Hab ihr wieder im Wolfsburger Jugendhaus eingespielt und dann im Hellforge weiterverarbeiten lassen?
Den Ablauf hast Du bereits fast korrekt beschrieben. Für diese Aufnahmesession kam Marco vom Hellforge Studio aber persönlich zu uns ins s.v. Jugendhaus Ost in Wolfsburg um die Mikrofonierung für unsere Instrumentalaufnahmen vorzunehmen. Aufgenommen haben wir dann allerdings alleine und Marco übernahm dann wieder für Mix und Master. Auch durch unsere Abstimmungen im Vorfeld der Aufnahmen lief das so wirklich sehr gut, was man auch am Ergebnis hört. Nicht so gut lief dann allerdings die Aufnahme unserer Gesänge: Zwei von uns wurden nacheinander krank und konnten jeweils einige Wochen nicht singen. Als wir dann endlich die Stimmen im Kasten hatten, waren wir allerdings bereits aus dem bei Marco gebuchten Zeitfenster gelaufen und mussten uns daher erstmal wieder hinten anstellen. Doof gelaufen, was?
Das erklärt manches. Aber man könnte ja meinen, ihr seid nicht sonderlich fleißig, aber in den fünf Jahren zwischen den beiden genannten Scheiben kamen ja allerhand Dinge rau. Wieso macht ihr Live-Scheiben, Splits und so „viele“ Cassetten?
Unser Live-Album ist eine Zusammenfassung unserer zwei Festivalauftritte in Japan: wir spielten in 2017 dort sowohl ein Set nur aus Stücken von Veröffentlichungen aus der Zeit vor unseres Debutalbums „Brain Eater“ sowie ein weiteres Set ausschließlich mit Material des besagten Albums. Die Zeit und unsere Auftritte dort waren sehr besonders für uns und wir wollten diese sowohl filmen (siehe YouTube) als auch aufnehmen und als wir eine Anfrage erhielten, Letzteres auch physisch zu veröffentlichen, waren wir sofort dabei. Splits sind meiner Meinung nach immer tolle Underground-Projekte, die den Zusammenhalt in der Szene darstellen und womit Bands sich auf unterschiedlichen Ebenen helfen können. Sei es nur dadurch, dass an Band A interessierte Menschen auch Band B kennenlernen. Insbesondere während der Pandemie-Jahre war es für uns sehr cool, mit NIGHT HAG aus den USA eine Split-LP zu veröffentlichen. Auch unsere „Caustic Fetid Vomit“ EP in 2022 war als erstes richtiges, eigenes Lebenszeichen mit zwei Songs gut um unsere Kadaver wieder in Schwung zu bringen und bei den Konzerten ab dann auch wieder eine Platte zum Verkauf anbieten zu können – denn unser Album war zu dem Zeitpunkt bereits ausverkauft. Gleichzeitig arbeiteten wir an neuer Musik, die dann schließlich auf dem kommenden Album „Necrotic Flesh Bacteria“ landen sollte.
Sobald wir konnten, trafen wir uns ebenso wie vor dem Lockdown wieder einmal wöchentlich im Proberaum, trinken ein paar Bier und machen gemeinsam Musik.
Wie würdest du die neue Scheibe mit eigenen Worten beschreiben? Welchen Schritt seid ihr vom Vorgänger aus gegangen?
An dieser Stelle möchte ich eine Person aus unserem engeren Umfeld zitieren, die meint, dass unser neues Album das Album ist, welches am meisten nach CRYPTIC BROOD klingt. Uargh!? Ich selbst würde sagen, dass wir noch stärker als Einheit agieren und selbst nach mehr als zehn Jahren in dieser Besetzung noch immer abgefahrene Ideen haben und gerade durch unsere musikalische Vertrautheit miteinander solche Ideen viel besser umgesetzt bekommen als vorher. Auch abgebrühter sind wir wohl geworden: Wo wir uns vorher noch Gedanken machten, ob man eine Idee spielen darf oder nicht, tun wir das nun einfach. Zu melodisch? Fuck off. Fetzt!
Was bedeutet dir Death Metal?
Tatsächlich verbringe ich eigentlich jeden Tag mit Musik. Konzerte besuchen, veranstalten oder spielen. Musik schreiben, proben, aufnehmen. Mit anderen Bands Veröffentlichungen besprechen, veröffentlichen und täglich Pakete an den Paketdienst übergeben. Und wann immer es geht: Musik hören. Durch die ganzen Aktivitäten haben sich auch viele Freundschaften und weitere Kontakte ergeben. Da glüht manchmal die Tastatur. Daher kann ich getrost antworten, dass Musik mein Leben ist.
Texte: Stichworte “thermonuclear contaminated tomb“, „Lobotomize“, “Bacteria": Klingt eklig alles.
Neben der Musik alleine gehört auch eine gewisse visuelle Komponente zu solch einem Projekt wie einem Album. Fulci’s Zombies alleine drücken nicht so ganz aus, was da bei unserer Musik passiert. Da braucht’s eher noch etwas Re-Animator, The Thing und Konsorten. Fühlst Du beim hören unserer Musik nicht die rostige Bohrmaschine, die Dir das Bewusstsein aus dem Hirn lobotomiert?
Wer ist eigentlich der Finne „Slimeweaver“, der euer Artwork gemacht hat?
Persönlich kenne ich ihn nicht, fand ihn durch Zufall im Internet und mochte seinen Stil. Schrieb ihm eine Nachricht und die Kommunikation war sehr gut und so sollte er die Illustrationen für unser zu dem Zeitpunkt noch kommenden Album machen. Der Weg dahin war auch echt super, da er regelmäßig einen Stand sendete und es dadurch die Möglichkeit gab, seinen Senf abzugeben. Das war alles echt bestens. Im Nachhinein erfuhr ich, dass es das erste Mal für ihn war, für ein komplettes Album einer Band zu malen. Umso mehr Respekt für seine tolle Arbeit
Erklär mal den Unwissenden: Warum ein Label für CD, das eigene Label (0der?) für Vinyl und ein anderes wo Vinyl woanders?
Die Platte wird geteilt zwischen Rotten Life Records aus den USA und meinem Label Lycanthropic Chants veröffentlicht. Es macht einfach Sinn, wenn ein Label die Platte auf der anderen Seite unseres Planeten übernimmt: jeder von uns weiß doch selbst was es kostet, eine Platte aus den Staaten zu bestellen. Andersherum sind die Versandkosten ebenso hoch. CDs veröffentliche ich grundsätzlich nicht und da die Zusammenarbeit mit War Anthem Records für den Vorgänger des aktuellen Albums top lief, haben wir uns wieder für diesen Weg entschieden.
Was gibt es Neues in der Auto-dominierten VW-Stadt? Deine/eure Konzertreihe http://www.lycanthropic.de gibt es noch, oder?
Wolfsburg ist kulturell gesehen tatsächlich relativ mau, ansonsten aber eine schöne Stadt. Du kannst vom einen Ende zum Anderen mit dem Fahrrad fahren ohne einmal das Gefühl zu haben, durch eine Stadt zu radeln. Überall ist Grün und die Radwege sind für eine Autostadt tatsächlich gar nicht so übel.
Konzerte veranstalte ich nach wie vor: neben www.lycanthropic.de ist aber auch die Seite unseres Klubs www.svjugendhausost.de interessant, da auch ein paar andere Menschis interessante Konzerte oder andere Events dort veranstalten.
Teilweise veranstalte ich auch im Sauna-Klub, Teil des Kulturzentrums Hallenbad, ist aber recht selten und außer mir gibt’s dort keine Metal-Veranstalter.
Wie sehen die Zukunftspläne aus? Tour, Festivals, neue MCs. Neuer Golf?
Nach der Release-Show in Berlin am 1. November folgt jetzt eine Skandinavien-Tour. Im Februar 2025 unsere nächste Europa-Tour. Ansonsten sind ein paar weitere Konzerte geplant. Die Konzerte/Tour fahren wir mit einem Bus, aber ansonsten bleibe ich bei meinem Drahtesel. Mal schauen, wie sie am 27. November nach Hamburg kommen, denn da üben sie nochmal live für die Skandinavien-Tour. Guckst du hier.