Unbeirrbar ziehen SVARTSYN seit Jahren ihre Kreise, "Timeless Reign" markiert bereits das fünfte Album des schwedischen Duos. Kalter, old schooliger Black Metal wird erwartet - und wird serviert. Da wird sich nix mehr ändern, solange das dynamische Duo zusammenbleibt. Die sieben Songs schaffen es, innerhalb der selbstgesteckten Grenzen sehr viel Variation zu bieten, so dass beinahe jeder Schwarzwurzler auf seine Kosten sollte. Handwerklich macht den Jungs eh keiner mehr was vor, da stimmt von Gesangsleistung über Gitarrenarbeit und (baßarmer) Produktion alles und wird alles geboten, was zu einer Black Metal-Platte gehört, die in den frühen 90ern angesiedelt sein soll. Kurzum, mit "Timeless Reign" gibt es vierzig Minuten gut gemachten Black Metal der alten Schule, der seine Fans zufriedenstellen wird.
Nach einer im Jahr 2006 veröffentlichten EP ist das Trio aus Düsseldorf jetzt mit dem ersten Album am Start. Und die eigenwillige, aber sehr melodische Mischung aus Indie-Rock, Punkrock und 80er New Wave macht ganz gut Laune. Es ist zwar nicht alles perfekt gespielt, so befindet sich der Bass des öfteren etwas hinter dem Takt, ist der Gesang von Sänger/Gitarrist Aljoscha Mallmann nicht immer ganz korrekt und in den englischen Texten sein deutscher Akzent deutlich hörbar. Aber das alles hat gleichzeitig auch Charme und passt gut zum Gesamtkonzept der Band: Mit Spaß zur Sache gehen, sich selbst nicht zu erst nehmen, sich ein bisschen Verspieltheit und einen dezenten Trash-Faktor erlauben. Davon abgesehen sind den Jungs auch ein paar wirklich schöne Songs gelungen. Der rotzige Opener "Live On The Dancefloor" etwa oder auch das treibende "Damm Right" bieten echte Ohrwurmmelodien. "Bellyfeel" ist ein sympathisches Debütalbum, dem es gelingt, den Spaß der Musiker auf den Hörer zu übertragen.
Die Mannen um ex-EDGE OF SANITY-Shouter Robert hatten seit dem Release ihres Debüts nicht viel Glück auf der geschäftlichen Seite: das Label (Rage Of Achilles) ging kurze Zeit später pleite, was die mehr als drei Jahre Funkstille erklärt. Ob die Schweden mit Pulverised Records so viel besser bedient sind, wird sich zeigen - zu wünschen wäre es ihnen allemal, gerade angesichts des hohen Niveaus ihrer Songs. Die klingen wie aus einem Guss, auch wenn sich wieder ein, zwei Songs eingeschlichen haben, die nicht ganz das Level von Krachern wie "Unanimated Flesh" halten können. Angesichts der Tatsache, dass sonst mit der Pladde alles stimmt, kann der geneigte Schwedentodfan beruhigt darüber hinwegsehen: die Produktion des Black Lounge (CARNAL FORGE, CENTINEX) passt wie Arsch auf Eimer, die Musiker verstehen ihr Handwerk und die Scheibe ich durchweg brutal. Zudem gibt es viel zu wenig Bands, die auf den traditionellen Schwedentod setzen. Wer für den Sound was übrig hat, sollte FACEBREAKER ne Chance geben. Drücken wir die Daumen, dass ihnen in Zukunft mehr Glück beschieden ist und wir uns noch lange an gelungenen Death Metal-Scheiben erfreuen können!
Ich gehöre ja zu den Leuten, die Sinn und Zweck von Frankreich generell sehr kritisch hinterfragen, denn sowohl Autos, Bier (damit darf man übrigens nicht mal den Grill ablöschen, weil sonst die Wurst ranzig wird…) und leider auch Musik gehören allgemein schon mal nicht zu den Stärken unserer EU-Nachbarn. Das gilt ganz besonders für Black Metal; bester Indikator dafür war das letzte BLUT AUS NORD-Album "Mort", das in nahezu allen Magazinen zu Recht um die null Punkte einheimste und die CO2-Produktion beim Pressen der CDs nicht wert war. Doch auf ihrem neuesten Werk schafft die 1994 als Ein-Mann-Projekt gestartete Band eine ernorme Steigerung. Ein Meilenstein der Zunft ist zwar auch "Odinist" nicht geworden, doch der sehr epische, getragene und psychedelische Black Metal lässt hier wirklich einen roten Faden erkennen und nicht eine völlig undifferenzierte, nervige Geräuschkulisse wie der grottige Vorgänger. Sonderlich hart wollen BLUT AUS NORD dabei gar nicht sein, sondern setzen auf treibende Soundberge, die von fast schon gehauchtem Kreischgesang untermalt sind. Störend wirkt lediglich die Tatsache, dass sich alle Stücke des Albums sehr gleichförmig anhören und echte Abwechselung oder Dynamik nicht vorhanden ist. "Odinist" plätschert in einer Tonlage vor sich hin, wirkt dadurch aber auch seltsamerweise homogen. Von einer uneingeschränkten Empfehlung sind BLUT AUS NORD noch weit entfernt, aber immerhin kann man aufgeschlossenen schwarzen Naturen mit Interesse für Bands, die "irgendwie anders" klingen, einen Anspieltipp geben. Gegenüber dem indiskutablen Vorgänger ist die Scheibe jedenfalls ein Quantensprung!
Das erste BIRDS OF PREY-Album "Weights Of The Wound" ging hierzulande ziemlich unter, was angesichts der Klasse unverständlich ist. Bleibt zu hoffen, dass "Sulfur And Semen" besser einschlägt - das Potential dazu ist in den elf fiesen Tracks vorhanden. Mitglieder von ALABAMA THUNDERPUSSY, BARONESS, BURNT BY THE SUN und MUNICIPAL WASTE (neben einigen anderen Bands, u.a. gibt es noch Verweise zu AVAIL) haben sich hier zusammengetan und ihre ganze Erfahrung in die Waagschale geschmissen. Da kann einiges an Gewicht zusammen, "Sulfur And Semen" kann von Beginn an überzeugen. Irgendwo zwischen Death Metal. Southern Rock und Sludge haben sich die Raubvögel ihr Nest gebaut, von wo aus sie über unbedarfte Hörer herfallen. Die meiste Zeit wird gut vom Leder gezogen und so death’n’rollig losgerockert wie es ENTOMBED nie hinbekommen haben (oder werden). Dass die Amis mehr beherrschen als das Runterrotzen dreckiger Songs beweisen sie beim zynischen "Overfucked And Underage", dass als schleppender, düsterer Rocksong verpackt daherkommt. Textlich geht es nicht nur in dem Song brutal zu, auch "Where Black Lungs Don’t Breathe" oder "To My Victim’s Families" dürfen nicht gerade mit Gänseblümchenlyrics aufwarten, ebensowenig wie der Rest der Scheibe. Aber gerade diese gelungene Verzahnung von Musik, Texten und Atmosphäre macht "Sulft And Semen" zu einer rundum gelungenen Platte, die bei Zynikern ebenso Anklang finden wird wie bei Fans dreckigen, groovenden Metals.
Was der Vierer aus Schweden hier mit seinem dritten Album abliefert, hat sich gewaschen. Schon der Opener "20.000 Drinks Away" ballert mit derartiger Wucht aus den Boxen, dass man in die (in meinem Fall fiktiven) Autositze gedrückt wird. Und auch beim Großteil der folgenden Songs wird bei stetigem Rock 'n Roll-Einschlag ordentlich aufs Punkrock-Gaspedal getreten. Zwischendurch wird die Geschwindigekit aber auch immer mal wieder gedrosselt. So tendieren Songs wie "Runaway (With Me)" oder "Just Wanna Take You Home" stark in Richtung 50s-Schnulze. Sicher, wahnsinnig originell ist das alles nicht, aber das wollen die ACCIDENTS auch gar nicht sein. Dafür macht ihr Sound großen Spaß und vermittelt Energie ohne Ende.
OPERATION IVY existierten nur kurze Zeit. Nach zwei 7inch-EPs aus dem Jahre 1987 und einem Album, das 1989 erschien, löste man sich schon wieder auf. Dennoch hinterließen sie ihre musikalischen Spuren, gelten sie doch neben den MIGHTY MIGHTY BOSSTONES als eine der ersten Bands, die Punkrock und Ska vermischten. Gitarrist war übrigens ein gewisser Tim Armstrong, dessen Nachfolgeband RANCID eine ungleich längere Lebensdauer beschieden sein sollte. 1991 erschien dann noch einmal das Album inklusive der beiden EPs, und dieses veröffentlicht Tim Armstrong jetzt erneut auf seinem Hellcat-Label, remastered und in schick gestaltetem Digipack, das das Original-Artwork enthält. Das riecht erst mal ziemlich nach Ausverkauf, und es ist nicht wirklich klar, warum das gerade jetzt und warum das überhaupt sein muss. Aber zugegeben: Natürlich ist es eine schöne Sache, das Komplettwerk dieser Kult-Band (immerhin 27 Songs) auf einer Scheibe zu haben. Und die Songs selbst machen ganz einfach großen Spaß, liefern authentischen, oberdreckigen Sound und sind darüber hinaus ein tolles Zeitdokument. Wer Punkrock mag, sollte diese CD unbedingt im Regal stehen haben.