Die Melodic Metaller von SANDALINA gehen in die nächste Runde. Prominente Gäste hat man sich dazu ins Studio geholt: so geben sich Chris Caffery von SAVATAGE und Andy LaRocque von KING DIAMOND bei einigen Gitarrensoli die Ehre und DREAM THEATERs Derek Sherinian langt bei "Seasons In The Sand" in die Tasten. Schon gleich mit "Fly To The Sun" zeigen SANDALINA, was sie sich auf die Fahnen geschrieben haben: melodischen Metal, der zum Mitsingen (bzw. je nach persönlicher Präferenz zum Mitgrölen) taugt, ohne dabei die nötige Härte zu vernachlässigen. "Back From The Light" dient nur als Überleitung zum nächsten Song, aber "As The Rain Falls" ist ein schöner, etwas wehmütiger Midtempo- Song. "Ring Of Fire" dagegen zieht sich auf die Dauer etwas und hätte mehr Abwechslung vertragen können. Und um die volle Bandbreite des Tempo-Spektrums abzudecken, schließt das Album mit dem bereits oben erwähnten, gelungenen "Seasons In The Sand", dass atmosphärisch und sehr ruhig gehalten ist.
Stonerrock von der Insel - geht das? Wer das Genre gemeinhin mit Wüste, coolen Autos und langen Highways verbindet, wird das wohl verneinen, wer das Genre aber auch für musikalische Grenzerfahrungen öffnet, wird auch SONS OF ALPHA CENTAURI dort einsortieren können. Das britische Trio kommt ohne Sänger aus und geht mehr als eine Stunde rein instrumental in die Vollen. KARMA TO BURN haben vorgemacht, dass das funktionieren kann, ebenso Klangpioniere wie CULT OF LUNA oder aktuell THE OCEAN. SONS OF ALPHA CENTAURI können da nicht mithalten, da ihnen zum einen gute Produktion fehlt, zum anderen musikalische Momente, die das Hirn fesseln. Kaum einer der Tracks hat Momente, in denen er den Hörer berührt oder fesselt, meist wird nur so vor sich hingerockert - was funktionieren könnte, wenn denn die Produktion gängigen Stoner-Klischees entsprechen würde. Aber Pustekuchen. Kein fett wummernder Bass, keine knarzigen Gitarren, stattdessen eine viel zu glatte und bassarme Produktion, die für eine Stonerscheibe zu steril ausgefallen. Alles zusammen macht das den 12-Tracker zu einem allerhöchstens mittelmäßgen Werk.
Schön kurz und knackig gibt es bei der ersten GRACE-Scheibe "The Calling" einen vor’s Kinn - zehn Songs in nichtmal zwanzig Minuten lassen keinen Platz für langatmige Parts. MINOR THREAT und YOUTH OF TODAY werden als Einflüsse angegeben und ganz in derem Geiste sind GRACE schnell, direkt und ehrlich. Viele Background-Shouts sind da natürlich obligatorisch, ebenso eine druckvolle Gitarrenarbeit und ein ordentlich angepisster Gesang. Live macht sowas natürlich noch mehr Spaß, aber auch im heimischen Player macht "The Calling" Laune, zumal die Produktion des Kohlekeller Studios gewohnt gut ausgefallen ist. Kurze Scheibe, kurzes Fazit: lohnt sich für alle, die mit ehrlichem HC was anfangen können.
Mit ihrem Debüt konnen die Dänen THE ARCANE ORDER für Furore sorgen, Metalblade haben da ein gutes Händchen bewiesen, als sie die Combo unter Vertrag nahmen. "In The Wake Of Collisions" kann die durch das erste Album hochgeschraubten Erwartungen erfüllen, soviel vorweg. Jacob Hansen (NEAERA, VOLBEAT, HATESPHERE) hat erneut seine Klasse unter Beweis gestellt und der Scheibe einen hervorragenden Sound verpasst, der die neun Tracks druckvoll aus den Boxen kommen lässt. Sänger Kasper (RAUNCHY) und der Rest der Truppe stehen der Qualität ihres Produzenten nicht nach, sowohl beim Songwriting als auch bei der Technik. Die neun Tracks sind durch die Bank brutal, variieren im Tempo und bekommen durch punktuellen Keyboard-Einsatz eine bedrohliche, kalte Atmoshäre, was die Scheibe von ähnlich gelagerten Bands (HATESPHERE, SOILWORK) absetzt. Allerdings fehlt für den letzten Kick der Smash Hit, die große Knaller-Nummer. "Sanctity Of Allegiance" hat zwar das Zeug dazu, scheitert aber noch ganz knapp am Ohrwurm, während die anderen Tracks noch eine Stufe darunter sind. Daran sollte sich aber niemand stören, der auf der Suche nach einer modernen, brutalen Thrash-Platte ist - das ist "In The Wake Of Collisions" allemal geworden. THE ARCANE ORDER sind auf dem richtigen Weg und behaupten ihren Status in der Danish Dynamite-Gruppe.
Neben der 2004er Werk "Hiiekoda" der estnischen Ethno/Folk-Formation METSATÖLL erscheint nun auch deren Erstling "Terast Mis Hangund Me Hinge" von 1999 in unseren Landen und dürfte im Zuge des immer noch anhaltenden Genre-Booms ebenfalls ein wenig Aufmerksamkeit bekommen. Andererseits: gäbe es diesen Boom nicht, dann hätten METSATÖLL auch mit diesem Werk keine allzu große Chance auf dem freien Markt. Die Musik mit ihren vielen folkloristischen Instrumenten (siehe auch Review zu "Hiiekoda") und Facetten wirft für meine Begriffe eindeutig zu wenige echte Hymnen ab, wie sie etwa andere "fröhliche" Bands wie KORPIKLAANI, TURISAS auf ihrem Debüt oder meinetwegen auch ENSIFERUM regelmäßig heraushauen. Als Ganzes am Stück genossen funktioniert auch "Terast Mis Hangund Me Hinge" alles andere als schlecht, doch wird die Band auch damit wahrscheinlich nur beinharte Fans ansprechen, die sowieso alles aus dieser Richtung hören und sammeln. Diese Leute allerdings sollten in das Album, wie auch in "Hiiekoda", unbedingt mal reinhören!
Die schwedische Band IUBAR ist musikalisch tief in den 70er Jahren verwurzelt und hat mit bretthartem Edelstahl nicht viel zu tun. Stattdessen bekommt man sehr eingängigen, poppigen Rock zu hören, der seinen Vorbildern LED ZEPPELIN und PINK FLOYD in Sachen Komplexität lange nicht so nah kommt wie den ebenfalls von der Band genannten, deutlich weniger vertrackten BEATLES. Die Maxi enthält neben dem ebenfalls auf dem aktuellen Album "Invitation II Dig" vertretenen, recht kommerziellen, radiotauglichen Titelsong noch das relaxte, psychedelische "Oh No, Love´s Not Attachment", das stilistisch wirklich ganz locker vor über 30 Jahren entstanden sein könnte. Eine Veröffentlichung wie diese ist aber wohl nur etwas für beinharte Fans, die unbedingt jede "B-Seite" in der Sammlung haben möchten. Alle anderen sind wohl mit dem Album oder einer Hörprobe beim Dealer besser bedient.
Knapp zwei Jahre nachdem Black Lotus Records die alten Werke der griechischen Black Metaller NECROMANTIA wiederveröffentlicht haben, erscheint nun das neue Werk des Duos, das den doch etwas albernen Titel "The Sound Of Lucifer Storming Heaven" trägt. Hört man sich das sehr dünn produzierte Werk an, begreift man relativ schnell, warum diese "Band" gerne als Kult gehandelt wird, jedoch ähnlich wie die (meiner Ansicht nach deutlich stärkeren) Landmänner ROTTING CHRIST nie die zweite Reihe verlassen konnte. NECROMANTIA haben hier den großen Fehler gemacht, oldschoolig klingen zu wollen und gleichzeitig viel Bombast, Progressivität und Avantgarde aufgefahren, was der dünne Sound niemals auch nur ansatzweise aufgehen lässt. Einerseits soll hier der "True Black Metal"-Attitüde Rechung getragen werden, andererseits will man auch möglichst musikalisch und vielschichtig klingen. Das Ergebnis klingt, nicht zuletzt aufgrund der ebenfalls nicht sehr hohen Songwriting-Qualitäten, weder nach Fisch noch Fleisch. Trauben der Marke DARKTHRONE, EMPEROR, BATHORY, DARK FUNERAL oder auch MERCYFUL FATE und POSSESSED (die die Band allesamt als Einflüsse angibt) hängen für Magus Vampyr Daoloth (der Name erinnert mich an ein altes Staubsaugermodell…) und Baron Blood eindeutig zu hoch. Es gibt in der schwarzen Szene einen Haufen Bands, die sehr viel grottiger zu Werke gehen, aber mit einem nur durchschnittlichen und vor Allem soundtechnisch völlig misslungenen Werk wie diesem hier wird die Band leider auch dieses Mal keine Bäume ausreißen können.
LETZTE INSTANZ sind mit "Kalter Glanz" vor Jahren erwachsen geworden, mit einem neuen Sänger vor zwei Alben gab es einen weiteren Schnitt. Und auch wenn die Idee nicht neu ist, ein Akustikalbum gehört in die Diskographie einer jeden (ex)Folkband. "Das Weiße Lied" widmet sich den alten Alben nur am Rande, von "Das Spiel" hat es gar nur ein Song auf "Für Immer Und Ewig" und damit in ein neues ungestromtes Gewandt geschafft. Die Umschreibung der Songs ins rein akustische ist dabei durchweg gelungen, der Schwerpunkt liegt klar auf den Balladen. Als neues Instrument ist ein Klavier dazugekommen, das auf den regulären Alben so nicht zu hören ist. Zusätzliche Streicher, geliehen bei Genrekollegen SUBWAY TO SALLY und SCHANDMAUl fallen weniger offensichtlich auf, zusätzlicher weiblicher Gesang kommt hörbar hier und da von JESUS ON EXTASY Mitglied Ophelia Dax. Sänger Holly kann mich auch oder gerade so gestrippt und reduziert aufs Wesentliche wie auf "Das Weiße Licht" nicht voll überzeugen. Die Balladenlastigkeit tendiert manchmal zum Kitsch, die Songauswahl ist noch dazu zu fokussiert auf die ohnehin schon konstruierter wirkenden neuen Alben - spannender und anspruchsvoller wäre es vielleicht gewesen, den alten Knallern ihren tanzbaren Umhang zu nehmen. Die wenigen neuen Songs, darunter zwei Instrumentals, hätte es für mein Dafürhalten nicht gebraucht - dafür hätte man den neu inszenierten alten Tracks etwas mehr mehr Pfeffer gönnen können. "Das Weiße Lied" ist schön zu hören aber manchmal auch etwas zu verschlafen.
LOITS, die sich 1996 in Estland gründeten, geben als Einflüsse diverse norwegische Krachlatten wie IMMORTAL, SATYRICON, ENSLAVED, aber auf der anderen Seite auch MOTÖRHEAD an, was insgesamt recht nachvollziehbar klingt, denn auf "Must Album" gibt es eine knackige Mischung aus räudigem, old-schooligem Black Metal und Rotz´n´Roll zu hören. Und tatsächlich erinnert der Sound von LOITS zum Großteil an die letzten SATYRICON-Alben "Volcano" und "Now, Diabolical", wobei der rock´n´rollige Anteil über weite Strecken überwiegt. Originelle Keyboard-Sounds (die bisweilen sogar nach Bläsern klingen - sehr cool!) scheut das Sextett genauso wenig wie cleane Gesangs-Passagen, was wieder mehr an ENSLAVED erinnert. Keine Ahnung, welcher Zielgruppe man "Must Album" nun empfehlen soll: Black Metal ist es nicht ganz, für Rock´n´Roller ist es wiederum zu schwarzmetallisch, und den epischen Viking Metaller sprechen LOITS auch nicht unbedingt an. Wer aber all diesen Einflüssen und Vorbildern offen gegenübersteht und eine innovative Scheibe aus einer großen Schnittmenge grundsätzlich nicht scheut, sollte dieses gelungene Werk ruhig mal anchecken. Die ganz großen Hymnen hat die Band noch nicht am Start, aber ein Reinfall ist das Album keineswegs.