Zweimal Metalcore, zweimal Deutschland (Bielefeld und Aschaffenburg) – zweimal okay. Beide Bands liefern „angedeathen“ Metalcore, beide verfügen über einen sehr agressiven, bisweilen aber doch recht eindimensionalen Schreihals. Daran ändert auch der Wechselgesang bei FAR FROM HORIZON wenig. Und beide verschafften sich einen – nicht nur für eine Eigenproduktion – fetten Sound und sind instrumentell quasi gut zu Fuß. Unterschiede gibt es aber dennoch: Die Horizontalen haben viel mehr Mut zum Tempowechsel, gehen dabei manchmal schon fast schräg vor. Dafür kotzbrüllwürfelt CULT OF GAIA deutscher Zunge – ein gewisses Originalitätsmerkmal, für das der Hörer die Lauschlappen aber schon sehr gespitzt halten muss. Und die Jungs aus dem Unterfränkischen gehen wesentlich flotter zur Sache, haben die eingängigeren Melodien „am Start“. Auch, wenn die Vergleiche mit At The Gates vielleicht etwas weit hergeholt sind, so ist durchaus zu verstehen, wessen Geistes Kind die Kapelle ist. Insgesamt haben die beiden Bands ein sehr professionelles Album vorgelegt, an dem lediglich der „Gesang“ für leichte Abzüge sorgt. Aber das ist ja wie immer Geschmackssache.
Von ihrem letzten Album konnten A DAY TO REMEMBER allein in den Staaten mehr als 80.000 Scheiben verkaufen, irgendwas hat die Band also richtig gemacht. Und siehe da, auch „Homesick“ ist gefällig und wird bei der Zielgruppe Anklang finden. Wer A DAY TO REMEMBER bisher verpasst, ignoriert oder sonst was hat, wird bei den ersten Tönen überrascht sein, wenn heftiger Metalcore erklingt, der dann aber recht schnell von poppigen Melodien unterbrochen wird. Beim Gesang werden, besonders in den cleanen Passagen, Vergleiche mit EVERGREEN TERRACE nicht ausbleiben und auch das Songwriting ist an vielen Stellen ähnlich. Dabei gehen A DAY TO REMEMBER aber heftiger zu Werke, gerade die Moshparts sind meilenweit von dem entfernt, was die Florida-Combo abliefert. Trotzdem sind die Songs in sich geschlossen und erfüllen ihren Zweck: den Hörer gute Laune zu bringen und gleichzeitig ein Ventil für seine Aggressionen zu bieten. Aber bitte nicht zu sehr rauslassen, sonst sitzt die Frisur hinterher nicht mehr. Fraglich, ob A DAY TO REMEMBER beim x-ten Vergleich mit BLINK 182 ihre Aggressionen einmal ausleben.
Die Spieldauer ist nur eine ungefähre Angabe, da die Platte nur als Stream vorlag, bei dem keine Zeitangabe zu finden war.
VICTIMS haben mit „Killer” eines dieser Alben geschaffen, die in nicht mal einer halben Stunde alles sagen. Die Schweden fahren ein dermaßen heftiges, siffiges Crustpunk-Brett auf, dass der Hörer mehr als 30 Minuten davon auch nicht aushalten könnte, so gnadenlos knallen die Songs. Dabei schaffen es VICTIMS, bei aller selbstauferlegten stilistiischen Limitiertheit (DISCHARGE lassen grüßen) die Songs unterschiedlich zu halten und nie in heftiges, aber stumpfes Geprügel zu verfallen. Das ist besonders der Gitarrenarbeit geschuldet, die die typischen Crustie-Riffs so gekonnt variiert, dass selten eins wiederholt werden muss. Dazu kommt eine erbarmungslose Schlagzeugarbeit, die den nöitgen Background-Druck aufbaut und ein Sänger, der sich im landesinternen Wettbewerb um die fieseste Stimme nur Mr. Lindberg (DISFEAR) geschlagen geben muss Beim Songwriting beweisen VICTIMS dann endgültig, dass sie Könner sind, und ihren Bastard aus DISCHARGE, MÖTORHEAD und tausend HC/Punk-Bands mit fesselnden Songs in das Hirn des Hörers bringen. Und von da aus geht es ganz schnell ins Herz. Aber wer kann einen siffigen, dreckigen, sympathischen Brocken wie „Killer“ nicht lieben?
TOMBS entziehen sich jeglicher Kategorisierung, aber das ist bei Relapse-Bands ja nichts Neues. Immerhin gehen die drei New Yorker nachvollziehbar und ziemlich direkt zur Sache, mit vertrackter Kopfschmerzmusik hat „Winter Hours“ nicht viel gemein. Stattdessen finden sich in den Songs Black Metal-Versatzstücke („Golden Eyes“), grindige Parts und viele ruhige Abschnitte, die an noisigen Indierock denken lassen. Klingt wild und braucht entsprechend einige Durchläufe, bis es im Ohr aufgeht. Anfangs sind die Songs einfach nur erschlagend in ihrer Intensität, aber mit jedem Durchlauf entspinnt sich das musikalische Knäuel ein wenig mehr, irgendwann wird sogar der rote Faden sichtbar. Spätestens dann entfaltet „Winter Hours“ seine ganze Magie und wird jeden in den Bann ziehen, der mit noisiger, sperriger Musik eine Liebesbeziehung eingehen kann.
Anbetracht der Historie zweier Mitglieder (die ex-W.A.S.P. Musiker Roberts und Spencer) würde man vielleicht nicht unbedingt solche recht untraditionellen Klänge erwarten wie sie die amerikanischen FIVE FINGER DEATH PUNCH in fetter Produktion (bei Logan Mader) auf ihrem Debut abliefern. Eine gute Schippe DISTURBED-Rock wird mit modernem Metal gemischt, es wird gejammert und gebrüllt - und was sich jetzt liest als wäre es ein alter Hu -der ist es auch. Und doch macht es schlicht Spaß der Musik zu lauschen. Die Texte sind einfach gestrickt, weniger poetisch als vielmehr plakativ und manchmal klingt das wunderbar: Beim groovenden Titelsong "The Way Of The Fist" textet man so gradlinig und das macht so Laune, dass ab und an ein "fuck" dem Song nicht weh tut - wer sich bei dem Chorus nicht bewegt ist taub oder tot. Es geht oft um um Fäuste, Feinde und keine Gnade - keine neuen Themen im New Metal und auch nicht im Sonstwas-Core-Geschäft. Die Geschwindigkeit wird kaum variiert und ist meist im nackenbrechenden Midtempo zu Hause - und das ist sicher einer der schwächeren Punkte des Albums. Denn trotz bisweilen schöner Melodien, solider Gitarrenarbeit und schickem Groove fehlen mir ein paar radikalere und mutigere Brüche in der Musik um Spannung zu erzeugen, ihr Debut hält ein zu konstantes Niveau bezüglich Tempo und Power und es mangelt ihm dahingehend recht deutlich an Abwechslung. Nichtsdestotrotz: FIVE FINGER DEATH PUNCH machen modernen rockigen Metal, dem einen oder anderen sicher zu etwas poppig und einigen sicher auch zu eintönig. Als Debut ist es aber jedes Ohr wert - und nicht zuletzt durch die gute Produktion sind sie eine Band die bleibenden Eindruck hinterlässt, das Be-Eindrucken kommt dann hoffentlich mit dem nächsten Mal.
Man möge mir verzeihen – das Debüt der Landshuter CUBRIC liegt bei mir nun schon seit Ende November auf dem Tisch und war einfach noch nicht an der Reihe. Unverzeihlich! Denn das Quintett aus Bayern präsentiert auf „Halo“ 10 ausgereifte Kompositionen Indie Rock der anspruchvolleren Art; meist atmosphärisch verspielt (zum Teil experimentell angereichert), auch mal als direkter Rock mit Punch nach vorn, aber immer mit Groove und Sinn für Melodie. Das dabei eine Frau hinterm Mikro steht kommt wie selbstverständlich rüber und vervollständigt den überwiegend leicht melancholischen Sound der Band perfekt – keinerlei Anzeichen aufgesetzter Vocals. Mir kommt da glatt INCUBUS und das famose „Morning View“ in den Sinn. Natürlich haben CUBRIC noch einen Weg vor sich, aber ähnlich locker und ungezwungen kommen manche der Songs daher („Train Section Misery“ oder das über 8-minütige „No Tomorrow“). Kurz und bündig – der selbstproduzierte Erstling überzeugt und sollte direkt zur My Space Seite der Band führen. Die klar druckvolle Produktion von Victor Bullock (Dark Fortress, Celtic Frost) vervollständigt den guten Eindruck. Hoffen und freuen wir uns mal auf das verdiente Release der Scheibe.
"The Vanity Of Being Tender" einfach als Glam Rock zu bezeichnen wird dem Album eigentlich nur bedingt gerecht und kann überdies falsche Assoziationen wecken. Denn WATERDOG sind weniger Sleaze-lastig als viele unter dieser Bezeichnung laufende Kollegen, weswegen die Wortschöpfung "Glam Poprock" vielleicht angemessener wäre. Sleazy sind die Jungs durchaus auch, wie sie beispielsweise auf "Heroin Shooting Womanizer", "Out Of Touch" und dem eingängigen "Miss Perfect Day" unter Beweis stellen, aber sie klingen dabei weit weniger ungehobelt, als man das oftmals von der Konkurrenz gewohnt ist und demgegenüber stehen eben auch ruhigere, sehr melodiöse und leicht wehmütig wirkende Poprock-Perlen wie "Solid Air", "Supernatural Or Actual" und "Fish Eye Lens". Die Sleaze-Gitarren sind zwar meistens dennoch präsent, nehmen sich aber eben stellenweise etwas zurück und lassen so Raum für leisere Töne und Wehmut, die sonst vom üblichen rotzigen Glam-Sound eher zugedröhnt würde. Kurz gesagt: "The Vanity Of Being Tender" ist kein reines Party-Album, sondern taugt auch für nachdenklichere Stunden und hebt sich gerade dadurch von der Masse ab.