Lange Zeit waren die Mönchengladbacher PARAGON BELIAL weg vom Fenster, doch lange Pausen scheinen bei dem nach einem DARKTHRONE-Song getauften Trio normal zu sein, schließlich stellt „Nosferathu Sathanis“ erst das dritte Album der Band innerhalb von zwölf Jahren dar. Dass die Jungs inzwischen einen Haufen Erfahrung auf dem Buckel haben, hört man dem Album zu jeder Sekunde an; dilettantisches Herumgerumpele sucht man hier vergebens. Stattdessen erweist sich der flotte, von jeglichem Keyboard-Bombast verschonte und für Genre-Verhältnisse recht fett produzierte Black Metal, der einen Schuss Death Metal enthält, als außerordentlich knackig. Nur zwei Dinge stören den Gesamteindruck für meine Begriffe ein wenig: der erwähnte Sound klingt für fieses Schwarzmetall ein wenig zu steril, denn einerseits ist man weit von den knarzenden Underground-Rotzorgien der Namensgeber entfernt, andererseits aber auch nicht so voluminös-sägend wie spätere IMMORTAL oder elegant-perfekt wie DIMMU BORGIR (wenn man sich bei denen den Orchestralfaktor wegdenkt). Das liest sich wie Erbsenzählerei, erweist sich in der Praxis aber tatsächlich als stimmungshemmend, denn igendwie wirkt das Album damit etwas identitätslos, was – und damit kommen wir zu Punkt zwei – die auch nach zig Durchläufen nicht so recht zünden wollenden Songs noch unterstreichen. Nicht falsch verstehen: „Nosferathu Sathanis“ ist eine bärenstarke Platte, die etwa das deutlich uninspiriertere „Hordes Of The Darklands“ locker toppt, doch so richtig warm werde zumindest ich mit dem Album nicht. Trotzdem dürften Bläckies, die es eher voluminös und „professionell“ denn ultra-abgefuckt mögen, hier rein gar nix falsch machen!
So, die Punkrocker ITCHY POOPZKID haben es nach dem MTV-Hipe tatsächlich geschafft ein Neues Album einzuspielen. Die Band setzt dabei weiterhin auf cleane Radiomucke voller Melodie, aber auch ohne Angriffspunkte - anecken wird man mit „Dead Serious“ sicher nicht; „Halbwertzeit“ ist hier sowieso kein Thema. Dafür wird aber derjenige, der bei den beiden bisherigen Alben zugriff, auch hier zulangen. Die ITCHY POOPZKID liefern nämlich gut verdauliches Partyfutter, mal angelehnt an Garagenrock (das Album bietet mehr Rock und Pop als Punk), mal balladesk aber an sich immer heiter und vom Songwriting auf Hit getrimmt. Zu Referenzen wie GREEN DAY, BLINK 182 sind es dabei aber noch ein richtiges Stück, andererseits liegt die nationale Konkurrenz (DONOTS, LIQUIDO) langsam in Reichweite. Fazit: Wer es eher authentisch, im Zweifelsfall auch mal erfolglos mag, der wird dem Trio das zeigen, was auf dem Cover zu sehen ist. Wer mit Mainstream keine Probleme hat und MTV nicht als Teufelszeug ansieht, der wird mit der dritten Scheibe der Schwaben durchaus was anfangen können – Live wird das auf den einschlägigen Festivals bei den Jungspunden ehe funken.
Mit ihrem drittem Album „A Garland Of Tears” dürften die aus den ehemaligen britischen Hopes ASHEN MORTALITY hervorgegangenen MY SILENT WAKE vor allem jene glücklich machen, die auf bös trauriges stehen. Und die finden alles was sie brauchen bereits beim über 11-minütigen Opener „Tunnels“ – ohne Scheu wird mit Dark-Gothic-Klängen experimentiert, cleane Vocals kontrastieren mit Death Growls, fette Doomgitarren und unaufdringlich zurückgesetzte Keyboards arbeiten feine Melodien heraus. Song Nummer zwei, das mit unterschiedlichsten Stimmungen ausgestattete „Cruel Grey Skies“ (wie fast alle Songs überlang) tendiert in die gleiche Richtung, bevor das außergewöhnliche und mit seiner rein mittelalterlichen Instrumentierung nicht unbedingt in den Kontext passende kurze „Pendulum“ etwas Ruhe vor den langsam aufziehenden „By My Own Hand“ gewährt, welches mit seiner düsteren Klanglandschaft am deutlichsten die Affinität der Band zu MY DYING BRIDE offenbart. „Fall Of The Flightless“ nimmt diesen Faden auf, wächst aber etwas heftiger und glänzt im Mittelteil mit gut gesetzten heftigen Death Parts ohne dabei die dunkle Melodie zu verlieren. Das anschließende „Fallen Leaves“ fällt ähnlich „Pendulum“ aus dem Rahmen – ein zwar schöne, ausschließlich clean eingesungenen Ballade, aber auch der nichtssagendeste, wohl gewollt einfachste Song des Album. Zum Abschluss gibt es mit „Wilderness Of Thorns” noch einen Track der neben Doom mit Folkklängen auch Blastparts beinhaltet und wieder dezent weibliche Vocals einstreut. MY SILENT WAKE ist mit „A Garland Of Tears” ein atmosphärischer Brocken gelungen der trotz zweier kurzer, eher unnötiger Ausflüge den Jüngern genannter Mucke die letzten Wintertage verdüstern könnte.
Die Dänen IRON FIRE bleiben vermutlich auch mit Album Nummer fünf lediglich ein Geheimtipp für alle Freunde von teutonischem Echtstahl. Dass das Quartett um Bandgründer Martin Steene noch nicht richtig durchstarten konnte, liegt auf musikalischer Seite primär an der Tatsache, dass nicht alle Klischees gekonnt umschifft werden und sich auf den Alben immer wieder Songs einschleichen, die den hohen Qualitätsdurchschnitt leicht nach unten schrauben. So ist es leider auch im Fall von „To The Grave“, das aber gegenüber seinen Vorgängern insgesamt noch einen Tick stärker ausgefallen ist. Mit den geilen „The Beast From The Blackness“, „Kill For Metal“ (erstklassig!), dem Stampfer “To The Grave” und dem Hammer “The Battlefield” steigen IRON FIRE furios ein, können dieses hohe Niveau (das dem Album bei gleichbleibendem Pegel locker den „Tipp“ einbrächte) am Ende aber nicht ganz halten. „Cover The Sun“, „March Of The Immortals“ oder „Frozen In Time“ zeigen wieder diese für die Band typische Orientierungslosigkeit, wogegen sich andererseits mit „Hail To Odin“ wieder ein Knaller unter die Stücke gemischt hat. „To The Grave“ ist ein gewohnt gutes Album der Dänen geworden, das mir unterm Strich sogar besser gefällt als das neue Werk der deutschen Kollegen GRAVE DIGGER (beim letzten Mal verloren MANOWAR meinen internen und höchst subjektiven Vergleich – siehe Review zu „Blade Of Triumph“). Falls sich IRON FIRE im Songwriting mehr auf ihre Stärken besinnen und speziell im Midtempo-Bereich die Restbanalität abschütteln, können sie sicher einen echten Hammer abliefern, davon bin ich überzeugt!
Als das noch nicht ganz ausgereifte (aber schon ziemlich gute) Debüt „Kraft“ der Norweger VREID im Jahr 2004 erschien, wirkte die Band noch wie ein erzwungener Reanimationsversuch der durch den Tod ihres Masterminds Valfar auseinandergebrochenen WINDIR. Doch schon der Zweitling „Pitch Black Brigade“ ließ aufhorchen und war ein echter Underground-Tipp, dem man mit „I Krig“ einen mehr als ebenbürtigen Nachfolger hinterherschob. „Milorg“, das sich thematisch mit der gleichnamigen, norwegischen Widerstandsgruppe (Military Organization) gegen die Nazis im Zweiten Weltkrieg auseinandersetzt, perfektioniert die Mischung aus Black Metal und kernigem Rock´n´Roll weiter und ist in Sachen Songwriting das bisherige Meisterstück der Band! VREID klingen auf ihrem vierten Album einen Tick weniger dreckig als auf den Vorgängern, haben dafür aber den Bombastfaktor heraufgesetzt und beeindrucken nun mit grandios eingebauten Gänsehautchören, die aus fast jedem Song eine Megahymne machen. Am überlangen, göttlichen Opener „Alarm“ (überragender Text!) kann man sich schon nicht satt hören, das treibende „Disciplined“ nimmt nicht weniger gefangen, bevor der geile Ohrwurm „Speak Goddamnit“ die mächtige „Uffta“-Schlagseite der Band offenbart. Auch von den restlichen Kompositionen bekommt man allein schon durch die oft äußerst geschickte Wahl der Worte einfach nicht genug. Ich habe selten erlebt, dass die Verzahnung von nach vorne peitschendem Midtempo-Black Metal, eingängigen Melodien, einem Schuss Progressivität (besonders gegen Ende der Scheibe), intelligentem (Text-) Konzept und songdienlichem, effektiv eingestreutem Monumentalsound so mühelos funktioniert. „Milorg“ ist eines der stärksten Alben, die in den letzten Jahren in Norwegen zurechtgebogen wurden und zeugt davon, dass diese Band ihre Daseinsberechtigung in der Szene mehr denn ja verdient hat. Super!
ARCHITECTS sind das gelungene Beispiel einer brutalen Metalcore-Band, die es versteht gute Songs zu schreiben. Ist ja bei vielen Cmobos heute nicht mehr üblich, gerade die Briten-Chose tut sich schwer damit. Die Brightoner sind anders und lassen „Hollow Crown“ zu einem Lehrstück in Sachen Zugänglichkeit bei gleichzeitiger Brutalität und technischer Finesse werden. Da wird nicht stumpf Part an Part geklatscht, ohne zu schauen, ob das passt, und da hat der Sangesknabe mehr drauf als Pig Squals und Growls in abwechselnder Reihenfolge. Nein, ARCHITECTS machen mehr: der Gesang ist oft tatsächlich ein solcher, kann aber auch in den heftigen Tonlagen bestehen, während sich im Songaufbau Struktur findet, die vom reichlichen Hirnschmalzeinsatz zeugen. Die zwölf Songs sind nachvollziehbar, auch wenn sie stellenweise chaotisch sind (so widersprüchlich das klingen mag), hier sind Komplexität und Eingängigkeit keine Widersprüche, sondern ergänzen sich. Abgerundet wird die gute Scheibe mit einem rohen, fast schon punkigem Sound, der aber wie die Faust aufs Auge passt und „Hollow Crown“ endgültig zu einem der besten Scheiben aus dem brutalen Metalcore-Lager seit Langem macht.
„Serbian Metal Of Black Death” – so nennt diese aus dem Osten Europas stammende Formation ihren Stil, der sich tatsächlich irgendwo in der gemeinsamen Schnittmenge aus flottem Black (mehr)- und Death Metal (weniger) befindet. Trotz zahlreicher Veröffentlichungen seit dem Gründungsjahr 1995 dürften MAY RESULT dem Großteil des Zielpublikums aber eher unbekannt sein, und auch „Slava Smrti“ wird nicht groß dazu beitragen, dass sich daran etwas ändern wird. Das liegt nicht etwa daran, dass das Album zu schlecht wäre, aber es fehlt der Band eindeutig die Identität, aus der Masse herauszuragen. „Slava Smrti“ kommt kraftvoll produziert und bombastisch (dabei aber nicht zu kitschig; das Keyboard wird nicht überstrapaziert) daher, kann mit seinen Songs aber nur bedingt überzeugen. Zu unspektakulär klingt das Material, denn man meint, alle Ideen schon einmal bei anderen, stärkeren Bands (zum Bleistift DIMMU BORGIR, CATAMENIA oder DRAGONLORD) gehört zu haben. Am Ende bleibt ein solides bis stellenweise wirklich gutes Album, das keinen Genre-Fan maßlos enttäuschen dürfte, das aber leider nicht genug Substanz besitzt, MAY RESULT einen größeren Platz in der Szene zu erstreiten.
BLODTRU ist ein Projekt des dänischen Black Metallers Trúa, der auch noch in anderen Bands und Projekten, unter Anderem MORKHEIM, herumwildert. Laut Info auf der Homepage soll „The Death Of The Spirit“ eine Hommage an die Zweite Welle des Black Metal Anfang der 90er sein, was rein stilistisch auch hinkommt. Dünn produziert und rotzig, kann das Album aber absolut gar nix. Es wird monoton dahingerifft, gekeift und jeglicher Anfall von spannendem, gelungenem Songwriting im Keim erstickt. Am Ende steht auch noch eine „epische“, akustische Soundcollage, die dieser stinklangweiligen Angelegenheit noch das Krönchen aufdrückt. Mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen, außer noch die Erkenntnis hinzufügen, dass Bands wie DARKTHRONE, MAYHEM, GORGOROTH oder EMPEROR mit solch einer Grütze niemals so groß geworden wären. Rohstoffverschwendung!