Einen kunterbunten Strauß metallischer Melodien haben uns da die aus INTO THE PIT hervorgegangenen RUSTED CHAINS. Die Hessen mischen vordergründig (melodischen) Death Metal mit Thrash oder auch Hardcore/Metalcore. Aber dann finden sich da vereinzelt Doom-Death-Elemente, so dass die Bandbreite eine große ist und Abwechslung ebenso geschrieben wird, also groß. Dabei gelingt es den Newcomern auf ihrer ersten Scheibe dolle Melodien zu fabrizieren, allerdings ist es lustig, dass einem eigentlich stets eine andere Band in den Sinn kommt. Jetzt klingen sie wie Amon Amarth, dann wie Warpath, plötzlich wie Bolt Thrower, auf einmal wie Heaven Shall Burn - aber auch Ophis,. Maroon und viele andere lassen grüßen. Derzeit fehlt Ihnen im Vergleich zu den Topbands neben einem fetteren Sound noch das eigene Charisma, der Wiedererkennungswert - aber wer so mitreissende Songs raushaut, der darf auch gern mal das ein oder andere Stilmittel ausborgen. Angerostet sind RUSTED CHAINS aber auf gar keinen Fall - also auf zum Metal-Blumenhändler.
APRON konnten bereits mit ihrer EP überzeugen, mit dem selbstbetiteltem Deübtalbum müssen sie nun zeigen, dass sie auch jenseits der 20-Minuten-Marke überzeugen können. Und siehe da, das können sie. Was die Passauer hier auf CD gebannt haben, erinnert wie gehabt an SYSTEM OF A DOWN mit Hardcore- und SLIPKNOT-Einschlag, ist dabei aber mehr als nur einer bloßer Abklatsch. Unberechenbar im Songwriting, dabei zu jeder Zeit nachvollziehbar und spannend, gehen die Musiker zu Werke und scheren sich nicht um Konventionen, was Tracks wie das Achterbahn-mäßige „Pure And Real“ schön zeigen. Besonders Sänger Thomy ragt mit seiner variablen Stimme heraus, die er immer effektiv einsetzt und sich somit die Spotlights sichert. Genauer hinzuhören lohnt sich aber, denn auch seine Sidekicks wissen zu überzeugen und spielen stellenweise extrem abgefahrene Parts, ohne dabei in wirres Chaos zu verfallen. Kurz und gut, APRON sind gutes Futter für die SYSTEM OF A DOWN-Fraktion.
Die Psychobillies von BATMOBILE und die Punk-Rock ´n Roller von PETER PAN SPEEDROCK zusammen auf einem Split-Album? Eigentlich eine seltsame Idee, werden hier doch zwei ziemlich unterschiedliche Fankreise angesprochen und scheint die einzige Gemeinsamkeit zu sein, dass beide Bands aus den Niederlanden kommen. Originell ist aber das musikalische Konzept das dahinter steckt: Die Bands covern sich gegenseitig! Wirklich mal ein witziger Einfall und dazu noch ein schönes Geburtstagsgeschenk von PETER PAN an die Landsmänner, denn BATMOBILE haben 2008 ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Man muss allerdings sagen, dass das Gecovere in eine Richtung besser funktioniert: Die von BATMOBILE eingespielten Songs könnten alle auch so von ihnen geschrieben worden sein und überzeugen durch feinsten Horror-Rockabilly-Sound, unwiderstehlich böse Grooves sowie vielfältige Tempi und Feelings. Die Psychobilly-Songs im Brachial-Schweinerock-Gewand dagegen wollen nicht so recht zünden. PETER PAN machen zwar ordentlich Druck und Tempo und klingen so herrlich dreckig wie immer, aber es gelingt ihnen weder, die Atmosphäre des jeweiligen Originals einzufangen, noch die Songs wie ihre eigenen klingen zu lassen. Stattdessen bolzen sie das Material stumpf runter, was irgendwann recht langweilig wird. Schade, hier hätte man bestimmt mehr rausholen können, aber PETER PAN gefallen mir wesentlich besser, wenn sie ihre eigenen Songs spielen. Trotzdem ist diese Scheibe ganz einfach ein spannendes und originelles Projekt und den Kauf alleine schon wegen der Idee dahinter wert. Für jeden PETER PAN- oder BATMOBILE-Fan ist das Teil natürlich sowieso ein absolutes Muss für die Sammlung.
In der letzten Zeit mehren sich hörenswerte bis sehr gute Veröffentlichungen aus dem gemischten Black/Death/Thrash Metal-Genre. Neben etablierten Größen wie DESASTER oder NIFELHEIM erscheinen zunehmend Bands aus anderen Teilen der Welt auf der Bildfläche, wie etwa URN aus Finnland, INFERNAL EXECRATOR und IMPIETY aus Singapur oder eben GRAVE DESECRATOR aus Brasilien, die nach einem Demo und einer EP (die Stücke beider Veröffentlichungen sind zum größten Teil in neuem Gewand auf dem Album vertreten) mit „Sign Of Doom“ ihr Debüt auf den Underground loslassen. Hörbar inspiriert von alten Knüppelfreunden der Marke HELLHAMMER, (alten) SODOM, (alten) KREATOR, POSSESSED, (alten) SEPULTURA, SLAYER, VENOM oder DARKTHRONE, weiß das Quartett geile, herrlich sägende Kotzbrocken zu intonieren, die zudem von Andy Classen ordentlich voluminös, aber auch – ganz im Sinne des Stils – ausreichend schrammelig in Szene gesetzt wurden. Auch wenn der Sound für meine Begriffe noch ein klein wenig abgefuckter sein könnte und Frontmann und Gitarrist Butcherazor nicht unbedingt den Wiedererkennungswert eines Tom Angelripper, Sataniac oder Mille besitzt, ist „Sign Of Doom“ eine für Genre-Anhänger absolut essentielle Angelegenheit, die etwa mit „Revelations (Of The Beast)“, „Carnal Obsession“, „Cursed Mass“ oder der live sicher mörderisch arschtretenden Hymne „Holocaust“ durchweg scharfen Rüpelstoff enthält, der zwar nicht gerade vor Abwechselung überschäumt, aber ein sehr hohes Niveau zu keiner Zeit unterschreitet. Cooler Einstand der Südamis!
Biomechanik, die Verschmelzung von Mensch und Maschine, ist ein faszinierendes Konzept und wird musikalisch gemeinhin mit Industrial und EBM verbunden. TECHNY-CALL X sind da keine Ausnahme, auf „Evolution“ regieren kalte Klänge und harte Gitarren. Dabei wird sich von RAMMSTEIN bis FEAR FACTORY, von MINISTRY bis NINE INCH NAILS munter bedient, wobei das gute Ergebnis das Klauen rechtfertigt: die zwölf Songs sind knackig-heftig, dabei simpel genug, um auch auf Tanzflächen für Stimmung zu sorgen und variieren das musikalische Grundthema genug, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Die Produktion passt zudem wie Arsch auf Eimer, besonders die elektronischen Klänge bekommen viel Platz eingeräumt, ohne den Gitarren oder dem Gesang die Show zu stehlen. Für Industrial-Anhänger ist „Evolution“ ein Reinhören wert und mit etwas Glück könnte der ein oder andere Song des Albums in einschlägigen Tanztempeln laufen („Control“ beispielsweise).
Wie meine Kollegin Tanja bereits richtig erkannte, bestehen SHADOWMAN aus Mitgliedern der Bands THE LADDER, THUNDER und HEARTLAND, was eigentlich schon deutlich macht, in welche Ecke das Quintett musikalisch driftet. Man bekommt eine AOR-Hardrock-Mischung der gelungeneren Sorte zu hören, wobei natürlich die obligatorische Herzschmerz-Ballade mit Schluchzfaktor zehn nicht fehlen darf („I´ve Been Wrong Before“ – wieso müssen solche Bands immer sowas machen?! Bäh!). Zum Glück verläuft sich der Rest von „Ghost In The Mirror“ nicht im Roy Black Metal, sondern rockt ganz ordentlich – und mit ansprechenden Songs: „Road To Nowhere“, „No Mans Land“, „Fire And Ice“ oder die Country&Western-Verbeugung „Outlaws“ versprühen angenehme Wärme und geizen nicht mit einem Hauch Klasse, der von den Stammbands (allen voran natürlich THUNDER) der deutlich ergrauten Musiker herüberweht. Das Album ist natürlich nix für Nietenfreaks und Corpsepaint-Jünger, kann aber dem „gemeinen“ Hardrockfan jeden Alters ans Herz gelegt werden. Kein Oberhammer, aber eine durchweg solide bis sehr gute Scheibe!
Respekt! Nachdem ihr Debütalbum „Ihr Sollt Brennen“ wie ein sehr „inspiriertes“ Abziehbild insbesondere der beiden Folk Metal-Pioniere SUBWAY TO SALLY und IN EXTREMO klang (speziell die Texte waren schon ziemlich dreist „angelehnt“, um es mal vorsichtig auszudrücken…), haben sie Regensburger diese Schwäche in ihrem Songwriting anscheinend erkannt und Konsequenzen gezogen. „Todgeweiht“ markiert gleich drei Schritte nach vorne, klingt weitgehend eigenständig und bietet hitlastige Mitsinghymnen am Fließband. War ich noch ohne große Erwartungen an dieses Album herangegangen, so war ich spätestens nach dem dritten Druchlauf mehr als angetan, denn die Scheibe wächst mit jedem Durchlauf. INGRIMM scheinen merklich an Power zugelegt zu haben und machen eine Sache völlig richtig: sie denken gar nicht daran, ihre kurzen, knackigen Songs mit stundenlangen Dudelsacksoli und Drehleier-Achterbahnfahrten zu garnieren, sondern setzen beide Instrumente dienlich und geschickt dosiert ein. Auch gelegentliche Growls heben sie zusätzlich wohltuend von anderen Genre-Vertretern ab. Das Ergebnis dürfte jeden Folkie mit Hang zu nach vorne rockendem Traditionsmetall begeistern, denn Songs wie „Vogelfrei“ (klasse Opener), „Krieger“, „Der Letzte Tanz“ (lupenreiner, treibender Hit!), „Narrentraum“ oder „Der Stern“ (etwas triefende Nummer, die aber das heikle Thema Kindesmishandlung textlich gut umschreibt) sind am Ende nix weiter als funktionierende Ohrwürmer mit ordentlich Dampf inne Backen. Lediglich einen Tick mehr Abwechselung hätte ich mir gewünscht, denn die Songstrukturen klingen doch ein wenig gleichförmig. Das ändert aber nichts daran, dass sich „Todgeweiht“ in der Endabrechnung kaum Blöße gibt und bedenkenlos empfohlen werden kann. Eine starke Weiterentwicklung!