„Stormbringer“ ist alles andere als ein typisches DEEP PURPLE Album. Wer an eine Fortsetzung der harten Überflieger der Jahre zuvor denkt liegt hier falsch. Nach dem erfolgreichen „Burn“ der Mark III Besetzung (David Coverdale, Glenn Hughes, Ritchie Blackmore, Jon Lord und Ian Paice) wurde auf dem Nachfolger deutlich weniger gerockt (eigentlich nur noch im rifflastigen Titeltrack „Stormbringer“ und bei „Lady Double Dealer“) – ansonsten standen DEEP PURPLE 1974 für eine groovende Mixtur aus Rock, Blues und gar Funk - aber das mit Klasse und unheimlich viel Groove. Das Meister Blackmore nach dieser Scheibe DEEP PURPLE recht entnervt verließ um unter der Firmierung RAINBOW wieder stadiontauglichen Hard Rock zu spielen ist ebenso Geschichte, wie dass man hier bereits die ersten, deutlich blueslastigen WHITESNAKE Anfänge des Mr. Coverdale erahnen kann. Trotzdem bietet „Stormbringer“ neben genannte Rocksongs mit dem gefühlvoll (Coverdale/Hughes) eingesungenen „Holy Man“, den gute Laune Groover „Hold On“, dem ausufernden Hammondpart in „High Ball Shooter“ (der auch noch rockt) und „The Gypsy“ einiges an echten Klassiker. An der leicht floydschen angehauchten Jahrhundertballade „Soldier Of Fortune“ kommt eh’ kein Rockfan vorbei.
Alles in allem bietet das 35th Anniversary Package von „Stormbringer“ also neben den gut remasterten Originalsongs (so kommt der Groove richtig fett) noch vier Glenn Hughes-Remixes diverser „Stormbringer“-Tracks und den Song „High Ball Shooter“ als Instrumentalversion sowie das komplette Album im Quad Mix für 5.1 und PCM Stereo 48/24 – Technikfreaks wird es freuen. Das 24-seitige Booklet mit viel Lesestoff und einiges an Fotos (aber leider ohne Songtexte) vervollständigt dann eine werte Veröffentlichung, die allen, denen das Werk in der Sammlung noch fehlt oder es nur in Vinyl haben ans Herz gelegt werden kann.
NARZISS stachen aus dem deutschen Metalcore-Einerlei schon immer heraus, haben sie doch nicht nur intelligentes Songwriting zu bieten, sondern parlieren in den Texten durchweg auf Deutsch. Mögen die lyrischen Ergüsse stellenweise auch sehr eigenwillig sein, tragen sie doch viel zum charakteristischen NARZISS-Sound bei. Wenig verwunderlich also, dass auch auf dem neuen Album „Echo“ konsequent Deutsch gesprochen wird. Wer bisher mit der Band noch nicht in Berührung gekommen ist, wird das ungewohnt finden, aber schon beim zweiten Durchlauf zünden die Texte, gerade auch dank der zahlreichen clean gesungenen Passagen. Unterlegt werden die Texte mit Metalcore, der anno 2009 melodischer geworden ist, ohne auf die gewohnte Härte zu verzichten, was Songs wie „Tränen“ oder „Mein Neues Leben“ beweisen. Das alles würde „Echo“ bereits zu einem empfehlenswerten Album machen, aber durch die Zusammenarbeit mit Patrick Schmitz, der sich sonst für Film-Soundtracks verantwortlich zeigt, haben NARZISS ihrem Sound eine sehr interessante Facette hinzugefügt, die „Echo“ vielschichtiger und interessanter macht, ohne sich in den Vordergrund zu drängen – „Maskerade“ ist dafür das Paradebeispiel. NARZISS stellen mit dieser Scheibe einmal mehr unter Beweis, dass sie zu den besten Metalcore-Bands des Landes zählen und haben ein vielschichtiges Album geschrieben, dass sich vom Einheitsbrei absetzt.
POLAR BEAR CLUB scheinen auf den ersten Blick nicht so recht in das Bridge9-Roster zu passen, aber andererseits ist stilistische Diversifizierung keine schlechte Sache – und Hardcore-Wurzeln haben die fünf Herren aus Syracuse immer noch hörbar, auch wenn ihr Sound eher an RISE AGAINST und STRETCH ARM STRONG als an Labelkollegen wie HAVE HEART erinnert. Die zehn Songs sind melodisch, mit poppigen Einflüssen (gerade in den oft clean gesungenen Refrains) und von recht langsamem Grundtempo. So wird die ganze Chose leicht zugängig und vergleichsweise harmlos, gibt es doch Aggressionsausbrüche wie bei „Burned Out In A Jar“ selten. „Sometimes Things Just Disappear” ist dadurch für eine breite Hörerschicht interessant, was POLAR BEAR CLUB im Sinn gehabt haben dürften – ist ja auch nicht verwerflich. Handwerklich stimmt hier alles, das Songwriting ist erstklassig und lässt die Platte ohne Hänger durchlaufen. Poppiger, nicht zu harter Hardcore mit Emo-Einflüssen: wer damit was anfangen kann, kann hier bedenkenlos zugreifen.
Für Simon Michael, seines Zeichens Drummer der erfolgreichen Mittelalter-Rocker SUBWAY TO SALLY, hat sich wohl mit dem erscheinen des ersten regulären SILVERLANE Albums „My Inner Demon“ ein langgehegter Traum erfüllt. Bereits als 11-jähriger Jungspund gründete er 1995 mit Freunden und Geschwister die Band. Als dann in 2005 das erste selbst produzierte Werk („Legends Of Safar“) in den Startlöchern stand (und sich im Eigenvertrieb immerhin 1000 Stück verticken ließen) bekam er die Chance bei SUBWAY TO SALLY einzusteigen. Das Ende von SILVERLANE war damit aber nicht besiegelt. Zusammen mit Frontmann Ecki Singer, der zeitweise wahrlich wie Mr. Hansen zu seligen HELLOWEEN Zeiten klingt, kommt das neue Album mit melodischen Power Metal daher, fette Riffs, gut dosierten Keyboard, einen recht hohen Bombastfaktor und wie erwähnt einem klasse, variablen Sänger. Anspieltipps: der powervolle Opener „Wings Of Eternity“, der über 7-minütige hymnische Titeltrack „My Inner Demon”, das abwechslungsreich rockende „Kingdom Of Sand”, den flotten anspruchsvollen Banger „Full Moon“, der pathetische Ohrwurm „The Dark Storm“ und die von Piano getragene gelungene Ballade „Slowly”. SILVERLANE achten dabei auf epische Arrangements und lassen einen Hang von Simon Michael zu soundtrackartigen Kompositionen erahnen. So kommen einem Bands wie KAMELOT, EDGUY und AVANTASIA sowie natürlich GAMMA RAY und HELLOWEEN in den Sinn. Dementsprechend präsentieren SILVERLANE mit „My Inner Demon“ wahrlich nichts Neues; aber die unterschiedlichen Spielarten des Melodic Power Metal werden hier mit soviel Enthusiasmus und Schmackes rüber gebracht, dass es als Fan einschlägiger, oben benannter Combos einfach Pflicht ist, hier mal reinzuhören.
Es ist nicht so, dass mich die letzten Alben von TREIBHAUS in Begeisterungsstürme hätten ausbrechen lassen. Und auch "Alarmstufe Rot" ist davon weit entfernt. Denn auch wenn sie ganz offensichtlich versucht haben am absolut problematischsten Teil zu arbeiten, dem Gesang, reicht das nicht um TREIBHAUS in eine neue Dimension zu führen, die nötig gewesen wäre. Gut bleibt dabei die Produktion und das erwähnte Problem der Vocals wird zumindest angegangen um prinzipiell etwas mehr Variation in Sachen Dynamik und Lautstärke ebendieser einfließen zu lassen. Was aber nichts an der wenig ausdrucksstarken Stimme Doernbergs an sich ändert. Die Gitarren bleiben einfach und druckvoll und tönen Electro-Metal typisch scharf, die Elektronik dagegen (die etwas präsenter als auf dem Vorgänger ist) kommt dennoch selten über einen simplen Keyboardsound und einfache Effekte heraus und bleibt hinter anderen Bands der Szene weit zurück - die prinzipiell etwas mitreißenderen Titel wie "Aus Dem Weg" entbehren für mich nicht eines zu prolligen Mitgröhlflair (was sicher auch den einfachen deutschen Texten geschuldet ist) und lassen keine Coolness oder gar echte Power durchhblitzen. Sozialkritische Themen wie bei "Immer Wieder" stehen im Kontrast etwa zum superplumpen (Cover) "Pippi Langstrumpf" - und so bleibt auch "Alarmstufe Rot" trotz deutlich erkennbarer Veränderungs- bis Verbesserungstendenzen weit davon entfernt ein lohnenswertes Album zu sein, denn hier stimmt zu vieles noch nicht.
Als „Doom Metal mit Black Metal- und Postrock-Einflüssen“ bezeichnet das Label (und auch die Band selbst) den Stil des holländischen Sextetts FAAL und liegt damit nicht wirklich falsch. Zu hören bekommt man auf „Abhorrence-Salvation" sehr atmosphärischen, extrem düsteren Funeral Doom der epischen Sorte, der trotz Keyboard-Einsatzes zu keiner Zeit in „Prinz Eisenherz“-Regionen wildert, sondern sich in vier überlangen, melodischen Songs ergießt, die sogar vergleichsweise eingängig daherkommen. Man hört mit etwas Hingabe mutmaßliche Vorbilder wie alte PARADISE LOST, MY DYING BRIDE oder KATATONIA genauso raus wie EMPEROR oder BATHORY, deren gemeinsame Schnittmenge ganz grob den apokalyptischen Sound von FAAL widerspiegelt. Somit ist „Abhorrence–Salvation“ ein Werk geworden, das (zum Glück!) nichts mit „romantischem“ Gotenkitsch zu tun hat, dafür mehr mit absoluter Finsternis, die zäh, aber dafür umso intensiver über einen hereinbricht. Wer es gerne dunkel, langsam und beklemmend mag, sollte den Namen FAAL auf alle Fälle im Hinteroberstübchen behalten. Groß!