Die deutschen Thrasher EMERGENCY GATE, die soeben eine Tour als Support von KREATOR begonnen haben, haben durch den Einstieg des ehemaligen SUIDAKRA-Fronters Matthias Kupka (der hier einen sehr hörenswerten Job erledigt) einen kleinen Bekanntheitsschub erlangt. Und so richtig puren Thrash wie Herr Petrozza und Co. spielt der Haufen auch gar nicht, sondern erinnert mit seinem sehr modern gehaltenen, melodischen Sound eher an eine Mischung aus SOILWORK, IN FLAMES und einem Hauch DEPRESSIVE AGE. Nur haben EMERGENCY GATE genau das Problem, dass sie über weite Strecken ebenso steril klingen wie erstgenannte schwedische Bands zuletzt, was „Rewake“ auch den typischen „Alles-schon-mal-woanders-(besser)-gehört“-Stempel aufdrückt. Ein cooler Ohrwurm wie „Of Stars And The Drifting“ weiß wirklich zu gefallen, aber eine dreiste Anbiederung an SENTENCED („Trust In Me“) muss nun absolut nicht sein. Ein Totalausfall ist „Rewake“ keineswegs, aber leider eine dieser Scheiben, die das Problem haben, eben weder richtig schlecht noch richtig gut zu sein. Wobei ich den Begriff „Durchschnitt“ in Reviews bekanntlich hasse…
CATTLE DECAPITATION haben nicht nur mit gutem Death Metal auf sich aufmerksam gemacht, sondern auch mit ihrem vegetarischen Lebensstil. Echt jetzt. Ganz großes Kino, macht ja sonst gar keine Band und ist ein richtig gutes Alleinstellungsmerkmal. Das nunmehr vierte Album der Combo bietet natürlich wieder heftigen Death Metal, der sich im Gegensatz zum letzten Album etwas melodiöser zeigt („The Ripe Beneath The Rind“), ohne die Vorliebe für frickelig-brutalen Death Metal zu vernachlässigen. CATTLE DECAPITATION haben mittlerweile den Dreh beim Songschreiben raus und können ihren brutalen Kram in gute Songs verpacken, die sich zum einen voneinander unterscheiden und zum anderen einen Widererkennungswert haben, woran ja viele ähnlich gelagerte Combos scheitern. Handwerklich stimmt hier natürlich alles, vom Sänger, der Pig Squeals, Growls und fast schon klaren Gesang gleichermaßen effektiv einsetzen kann, über dass irrwitzig schnelle Drumming bis zu den stellenweise sehr abgefahren agierenden Gitarren. Da geht jedem Death Metal-Head das Herz auf, egal ob Fleschfresser, Vegetarier oder Veganer.
DEATHLIKE SILENCE ist eine weitere finnische Band die nach einem in ihrem Heimatland recht erfolgreichen Debüt („Vigor mortis“, 2007) weiterhin auf weibliche Vocals im metallischem Gewande setzt. Dabei versuchen DEATHLIKE SILENCE sich auf „Saturday Night Evil” durch zwar nicht unbedingt originellen, aber ungewöhnlich angedeuteten Hammond-Sound, einem rockig kraftvollen Organ (statt Arien-Geschmetter) und ein mehr an griffig-poppigen Melodien von der Konkurrenz abzuheben. Ansonsten gibt es mit Sängerin Ms. Maya und leicht düsterer Grundstimmung die zu erwartenden finnischen Gothic Zutaten aus Turku zum melodischen Metal dazu – und ein klasse Coverartwork obendrauf. Ob das alles bei der sich ausdünnende Szene der female fronted Bands reicht? Unbestritten haben DEATHLIKE SILENCE ein Händchen für Hits – fast schon zu eingängig, und fast immer gitarrendominiert tönen die 11 Songs aus den Boxen. Gelungene Kompositionen wie das gut arrangierte „Who’s Gonna Bury Me“ oder das etwas bedächtigere hymnische „Till death tears apart” sollten sich Freunde einschlägiger Bands ruhig mal zu Gemüte führen. Ob allerdings das Cover des alten Mike Oldfield Gassenhauers „Moonlight Shadow“ hätte sein müssen?
Die Herren Phil Lynott, Brian Downey, Scott Gorham und Brian Robertson, allesamt unter THIN LIZZY firmiert, galten zu Lebzeiten bereits als Legende, was vor allem bis heute mit dem charismatischen, 1986 verstorbenen Frontmann Lynott verbunden wird. Die 1977 im Tower Theatre Philadelphia mitgeschnittenen 10 Songs zeigen dabei recht deutlich auf warum. Hier ist nämlich nicht die Setlist das Entscheidende, sondern der (im Gegensatz zum ebenfalls essentiellen „Live & Dangerous“) unbearbeitete rohe Originalsound, der die klasse der Band hörbar macht. Von solch eine Performance können viele Bands selbst heutzutage trotz technischer Unterstützung (oder grade deswegen) nur träumen. Demzufolge ist das Teil für Neueinsteiger auf Grund einiger echter Klassiker der Rockgeschichte (man nehme nur „Boys Are Back In Town“ oder „Don't Believe A Word“) ebenso interessant wie für Altfans (denn diese Liveversionen wurden bisher nicht offiziell veröffentlicht). Im einzelnen:
1. Soldier of Fortune
2. Jailbreak
3. Cowboy Song
4. Boys Are Back In Town
5. Dancing In The Moonlight
6. Massacre
7. Opium Trail
8. Don't Believe A Word
9. Baby Drives Me Crazy
10. Me And The Boys
Still Dangerous - Live At The Tower Theatre Philadelphia 1977
Mit dem selbstbetitelten Werk legen die Luxemburger QUENTIN LAGONZA ihr Debütalbum vor. Und durch dieses fühlt man sich doch gleich ein ganzes Stück in der Zeit zurückversetzt, denn durch die Platte weht ordentlich Retro-Flair, gemischt mit Stoner-Sound. Den 60ern und 70ern wird hier mehr als nur gehuldigt: da klingen zum Teil ein wenig die frühen BLACK SABBATH an (wie zum Beispiel auf "Time´s Running Fast"), mal fühlt man sich mehr an THE DOORS erinnert, und so einiges klingt nach dem damaligen (nur damaligen? "Lonely Sky Dimension" ergibt, beschränkt man sich auf die Anfangsbuchstaben, LSD- kann Zufall sein oder eben auch nicht) LSD-Konsum. Die Zeitreise vollziehen QUENTIN LANGONZA also gekonnt, was für den Hörer aber eben auch mit sich bringt, ein Herz für derartige Musik haben zu müssen. Songs mit ständigen Schlagzeug-Breaks sind nicht jedermanns Sache und können auf Dauer recht anstrengend sein und richtig eingängige Melodien sucht man vergebens. Als Fazit gilt also, wie ja eigentlich in vielen Fällen: Liebhaber-Sache.
Mit „Locked and Loaded“ steht jetzt bereits das zweite Album der siebenköpfigen Formation aus der Steiermark in den Läden. Was die Jungs hier abliefern, ist eine abwechslungsreiche Mischung aus authentischem 2-tone-Ska, Punkrock und Rock, der einen oft an Bands wie die MIGHTY MIGHTY BOSSTONES oder die MAD CADDIES denken lässst. So wirklich originell ist das alles zwar nicht, und das meiste hat man so schon oft irgendwo anders gehört. Dazu klingen die Lead-Vocals etwas dünn, sind gleichzeitig aber auch – zumindest für meinen Geschmack – zu sehr in den Vordergrund gemischt worden. Andererseits geht die Musik aber durchgehend ordentlich nach vorne, sind sämtliche Instrumente exzellent gespielt und werden einem am laufenden Meter gute Songs mit schönen Ohrwurm-Hooks geboten. Daher macht es einfach großen Spaß, den Jungs zuzuhören, und unweigerlich zappelt man irgendwie immer im Takt bzw. Off-Beat mit. Darüber hinaus dürften THE STOUT besonders live ein Garant für geniale Partys sein!