Die Londoner Band TRIBAZIK tritt – der Name impliziert es bereits – als Trio auf und hat sich 2004 gegründet. Musikalisch bekommt man von den drei Herren um den Engländer Jerry Kandiah und den später hinzu gestoßenen Franzosen Blaise Merino recht steril wirkenden Elektro-Rock zu hören, der mitunter an Bands wie KILLING JOKE erinnert, was deren Jaz Coleman anscheinend gereizt hat, beim (relativ belanglosen) Stück „Molten“ mitzuwirken. Auch Namen wie LIMP BIZKIT (zu „Significant Other“-Zeiten) oder PITCHSHIFTER kommen dem Hörer bisweilen in die Schaltzentrale, doch erreichen TRIBAZIK weder den gekonnten „Nu-Groove“ (den sie zumindest früher hatten…) der erstgenannten Band, noch die unglaubliche, punkige Energie der letztgenannten Industrial-Götter. Letztlich bleibt „All Blood Is Red“ eine belanglose Angelegenheit, deren in der Biografie angepriesene Organik zumindest meine Antenne nicht erreichen will. Zu viele pseudo-moderne Drum&Bass-Einlagen, deren Wumms kaum über Bonduelle-Dosen-Volumen hinausgeht, trüben den Hörgenuss ebenfalls, weil einfach keine Power aufkommen will. Dennoch Interessierte können sich ja mal das zumindest melodisch gelungene „Smokescreen“ geben, aber der Rest kann sich ruhig wieder vielen stärkeren Scheiben zuwenden.
„And not to forget – a great fuck off – to all the nutsuckers talkin’ shit about the band – fuck you!!!!!!“ – Puhh. Starke Worte. Und nicht auszuschließen, dass das auch mich zum Teil trifft. Läßt das Cover, der Albumtitel und das Vorhandensein einer Sängerin (Ilka Schuch) eher auf sphärischen Metal und Gothic schließen so bieten GROOVIN’ HEART auf „Mystic Gate“ aber normalen Hard Rock welcher an die Achtziger erinnert und irgendwo zwischen BONFIRE meets BON JOVI angesiedelt ist. Das man dann mit dem ALPHAVILLE-Hit „Big In Japan“ eröffnet spricht aber nicht grade für Selbstvertrauen in die sechs Eigenkompositionen – zeigt aber deutlich, dass GROOVIN’ HEART aus der starken süddeutschen Riege der Rock-Coverbands kommen (und das schon seit 1995). Das mit einem gelungenen Refrain ausgestattete „Winterstorm“ sowie das Intro „Hidden Stair“ mit dem anschließenden flotten „Heaven“ offenbaren dann den Groove des Bandnamens und zeigen, dass es auch selbst geht. Allerdings sorgt die dumpfe Produktion dafür das hier nicht die richtige Freude aufkommen will. Musikalisches und Gesang gehen zwar in Ordnung, den restlichen Kompositionen fehlt aber doch noch etwas die letzte Ausgereiftheit – genannte Songs zeigen aber in die richtige Richtung. Ach ja, das zweite Cover, das von sämtlichen Coverbands (und Bierzelt-Blaskapellen) abgenudelte „Mighty Quinn“ ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss – eher ein rotes Tuch, sorry.
DEGRADEAD hatten für ihr Debütalbum die Fürsprache von IN FLAMES bekommen und auch gleich in deren Studio aufgenommen. Für ihr recht schnell fertig gestelltes Zweitwerk haben sich die Schweden in die Hände von Peter Tätgren (HYPOCRISY, PAIN) und Jonas Kjellgren (SCAR SYMMETRY, SONIC SYNDICATE, CARNAL FORGE) gegeben, gemischt hat dann Daniel Bergstrand (u.a. IN FLAMES, SOILWORK) in den Dugout Studios. Da überrascht der erstklassige Sound von „Out Of Body Experience“ schon mal nicht, aber was DEGRADEAD in Sachen Songwriting für einen Sprung gemacht haben, dann umso mehr. Das Debüt war ja schon eine ziemlich runde Sache und eine der besseren Melodic Death Metal-Scheiben der letzten Zeit, aber mit den 14 neuen Songs hat die Band das noch mal getoppt, auch wenn der Opener „All Is Gone“ noch recht gefällig beginnt. Aber schon der zweite Song, „Wake The Storm” ist old schooliger IN FLAMES-Stoff at its best! Wer auf die alten Göteborger Sachen steht, wird hier einen feuchten Fleck in der Hose bekommen! Und DEGRADEAD halten das dann eingeschlagene Niveau locker über den Rest der Spielzeit, jeder Song kann überzeugen. Klar, innovativ ist das nicht, aber das scheint der Band scheißegal zu sein und wird dem Göteborger Schule-Freund ebenso herzlich egal sein – hier gibt es besten Melodic Death Metal, nicht mehr und nicht weniger. Wer damit was anfangen kann, kommt um „Out Of Body Experience“ nicht herum!
Jung, dynamisch, glatt poliert sind die primären Attribute von THE SLEEPING, die mit „What It Takes“ ihr neues Album am Start haben. Passenderweise bei Victory Records, die ja in letzter Zeit auf diesen austauschbaren Emocorepopkram stehen. Da reihen sich THE SLEEPING gerne ein und auch wenn sie als Alleinstellungsmerkmal ein Keyboard nutzen, hilft das alles nichts: die Scheibe ist vorhersehbar, berechnend und völlig frei von Überraschungen. Natürlich sind die Songs eingängig, verstehen die Jungs ihr Handwerk und ist die Produktion gut, aber wirklich gelungene Songs, echte Hits gar, sucht der Hörer vergeblich. Und von der Konkurrenz unterscheiden sich THE SLEEPING trotz Keyboard mal so gar nicht. Für beinharte Sammler eventuell interessant, ebenso für die Zielgruppe des weichgespülten „former HC-Band“-Sounds, aber selbst die sollten zweimal überlegen, ob sie sich die x-te gleich klingende Platte wirklich kaufen müssen.
LIONHEART kommen aus der Bay Area, die ja gemeinhin eher mit Thrash Metal als mit metallischem Hardcore assoziiert wird. Vielleicht erklärt das die Potion Metal, die sich in den Songs der „Will To Survive“-Scheibe findet? Wobei LIONHEART keineswegs in Metalcore-Gefilde abdriften, sondern im TERROR/ HATEBREED-Dunstkreis bleiben und kompromisslos auf die Fresse geben. Ursprünglich von Jamey Jastas Label veröffentlicht, wurde „Willl To Survive“ von I Scream Record für Eruopa lizensiert und mit der „This Means War“-EP kombiniert, so dass am Ende mehr als 45 Minuten Material auf dem Silberling sind. Dabei sind die EP-Songs roher produziert, stehen den Albumtracks in Sachen Heftigkeit aber in nichts nach. LIONHEART machen mächtig Druck, setzen gleichzeitig auf viele Breakdowns, was einzelne Songs etwas vorhersehbar macht, aber im Grunde sehr gut funktioniert und eine rundum brutale Scheibe ergibt. Da passt der stimmlich auf eine Tonlage festgelegte Shouter wie Arsch auf Eimer – immerhin macht er seinen Job gut und braucht sich vor der Konkurrenz nicht verstecken. Wer mit den eingangs genannten Bands was anfangen kann, sollte auch mit LIONHEART glücklich werden, für Neueinsteiger empfehlen sich weiterhin die Klassiker wie „One With The Underdogs“.
KONG haben nach sieben Jahre Pause wieder ein neues Album am Start, wobei von den Musikern, die bis Ende der 90er mit ihren ungewöhnlichen Live-Shows (bei denen die Band in die Ecken des Raumes und das Publikum in die Mitte gestellt wurde) Furore machten, nur noch einer dabei ist. Die drei neuen an Gitarren und Drums machen ihre Sache sehr gut und „What It Seems Is What You Get“ zu einem KONG-Album, das alle Charakteristika der Band enthält. Immer noch wird rein instrumental gearbeitet und das Genre-übergreifend irgendwo zwischen Metal, Prog Rock und Alternative, wobei KONG es verstehen, die einzelnen Songs spannend zu halten und nicht die immer gleiche Leier zu nutzen. Manchmal sind die Gitarren etwas zu sehr im Vordergrund, im Großen und Ganzen geben sie den anderen Instrumenten aber genug Raum zur Entfaltung. In der guten Stunde Spielzeit machen KONG durchgehend Druck und bleiben interessant – wie sich das Live umsetzen lässt, wird sich hoffentlich bald zeigen, denn einem so gutem Album muss eine Tour folgen. Und dann wieder alle schön in die Mitte stellen.
Jawoll! Es gibt sie noch, die Death Metaller, die nicht versuchen, mit Blastspeed-Orgien den Hochgeschwindigkeits-Knüppelrekord zu brechen. Aus all den Blowjobs Für Cowboys und Möchtegern-VADERs stechen doch noch Szene-Versteher hervor, die Todesblei so spielen, wie er von Anfang an konzipiert war: roh, abgefuckt, dumpf und stumpf. CARNAL DESIRE aus Mannheim kennen ihre alten OBITUARY-, SIX FEET UNDER-, ASPHYX- und DEICIDE-Platten in- und auswendig und grooven ohne Pseudo-Aggro-Attitüde dermaßen gekonnt simpel und dreckig drauflos, dass einem das dämliche Grinsen gar nicht mehr aus der Visage fallen will. Ihre Songs hören auf Titel wie „No God“, „Ghoul“ oder „Defloration“, kommen mit kultigen Spoken Word-Intros daher und handeln von nicht vorhandener Religion, vorhandenen Blutlachen und bald nicht mehr vorhandenen Jungfernhäutchen. Dabei rumpelt das Trio richtig knackig das Haus, und Bassist Tim Fischer grunzt wirklich überzeugend; von modischen Screams keine Spur! Zudem passt der furztrockene, völlig unvoluminöse Sound von „Run In The Blood“ perfekt zu den eingängigen, durch die Bank stimmigen Songs. Wer mal wieder Death Metal in seiner Reinform hören möchte, sollte sich dieses erstklassige „Debüt-Demo“ für 6 Euro über die angegebene E-Mail-Adresse ordern und eine echte Underground-Überraschung abgreifen!