Artwork und Name der Band entsprechen durchaus den Vorlieben und geschmacklichen Identifikatoren des gemeinen Stoner-Fans. Er ahnt und hat zumindest eine Vorstellung davon, was ihn auf dem zweiten Longplayer von BISON MACHINE erwarten könnte. Und so ist es dann auch. Die Vier aus Detroit/Michigan stammenden Musiker kredenzen typischen psychedelisch angehauchten, in den 70ern verwurzelten Stoner/Heavy Rock. Frühe BLACK SABBATH, CREAM, WOLFMOTHER und nicht zuletzt KADAVAR geben den Pfad vor, der hier beschritten wird. Ähnlich wie bei dem letztgenannten Berliner Trio ist der Gesang nicht sonderlich charismatisch, bleibt doch eher blass und hinter der ansonsten gebotenen Performance zurück. Die Gitarre von Casey O'Ryan dagegen punktet mit kontrastreichem, lebhaften Spiel und leidenschaftlichen Soli. Auch die Rythmusabteilung treibt "Seas Of Titan" energisch, fast schon nervös an und sorgt für einen beständig hohen Energielevel. So lebt das Album eher von der Instrumentierung und seinem Drive als von Gesangslinien und großen Melodien. Einzig das leicht träumerische "A Distant Sun" und der atmosphärisch startende Titelsong können hier ihren Beitrag leisten.
Uns liegt das Werk in Gatefold-"Verpackung" in schönem, makelos weißen Vinyl vor. Erhältlich ist "Seas Of Titan" auch als CD sowie in zwei weiteren Vinyl-Variationen (clear/white/blue splatter & schwarz).
FIRSTBOURNE kredenzen uns mit ihrem zweiten Album "Pick up the Torch" feinsten Melodic Metal, der zuweilen an der Grenze zum Rock steht. Und davon bieten sie jede Menge, immerhin 16 Songs und 1 Stunde Spielzeit haben uns die vier Amerikaner eingetütet. Das Teil klingt produktionstechnisch hervorragend. Sänger Ian Raposa hat eine kräftige, klare und melodiöse Stimme, die er aber eher im Stil des Metals denn des Rocks bedient. Gitarrist Mike Kerr spielt eine quirlige, inspiriert anmutende Gitarre, die sich nicht nur aufs Riffing beschränkt und mich manches Mal an den wunderbaren Dave Meniketti von Y&T denken lässt. Das Songwriting reicht von solide bis sehr gut; herausragende Nummern sind das hymnische, mit einem starken Refrain getragene "New Tomorrow", das dunkle, melancholische "When Morning Breaks" und das eher im Rock beheimatete, majestätisch schöne "My Choices". Das Album abschließen darf das fabelhafte "Rising Force" (Cover von YNGWIE MALMSTEEN), welches hier etwas härter, aber stimmig dargeboten wird. Vielversprechende Band und starkes zweites Album!
Abgefahren, verstrahlt, psychedelisch oder extrem gechillt, dazu jazzig, experimentell und bluesig - was überwiegt bei dem dritten Longplayer der australischen THE IVORY ELEPHANT? Schwer zu sagen, vielleicht schließt das eine das andere nicht aus. Dem Trio gelingt es mit "Stoneface" einen so wundervollen Mix aus alledem herzustellen, dass man meinen könnte, dies gehöre schon immer so zusammen. Die 10 Nummern, die kaum Gesang benötigen, schweben gleich fremden Lebensformen aus fernen Galaxien an mein Ohr und durch meinen Kopf.
JIMI HENDRIX ("Wars"), THE DOORS ("Roll On") oder frühe MONSTER MAGNET ("Maybe I'm Evil") geben ganz gut die "Flugbahn" der aus Melbourne stammenden Band an. Der Hörer muss sich nicht anschnallen, sondern eher in Liegesitz-Stellung gehen, um "Stoneface" optimal zu genießen. "Stoneface Jamboree", mit einer orientalisch anmutenden Sitar begleitet, erinnert zuweilen an JOHN LENNON und seine BEATLES und dient als Vorspiel zum wunderbaren, verträumten und tiefenentspannten Titelsong. Sicher - energisch, dynamisch oder gar hart ist das Album nicht; gleichwohl klingt hier die Gitarre ungemein kraftvoll und heavy, und auch der restliche Sound der Scheibe besticht durch seine Klarheit und Intensität. Sehr eigenes, sehr starkes Album!
Klar ist, wenn nur ein Sänger oder wie hier Sängerin ein Album einsingt, dass dieses Werk dann gebundener und homogener wird. Anders als bei AVANTASIA hat deren Mastermind Sascha Paeth (Produzent u.a. auch von KAMELOT, EPICA) bei MASTERS OF CEREMONY eben nur Adrienne Cowan (SEVEN SPIRES) am Mikro stehen. Und wie bei SEVEN SPIRES punktet die Sängerin mit ihrer kraftvollen und enorm wandlungsfähigen Stimme auch hier. So gelingt es ihr, die Härte (u.a. durch dezent eingesetzte Growls) ihrer Stammband mit ins MASTERS OF CEREMONY-Debüt einzubauen, schön nachzuhören bei der Eröffnungsnummer "The Time has Come". "Signs of Wings" ist kein Hard Rock oder Gothic, sondern Metal mit sowohl symphonischen ("Die Just a Little") als auch folkischen Untertönen ("The Path"). Gerade beim letztgenannten gefällt die fragile Performance der Sängerin, die hier ganz anders als gewohnt weder hart noch wuchtig, sondern verletzlich und gebrochen klingt. Großartig!
MASTERS OF CEREMONYs Erstling wurde nahezu allein von Sascha Paeth produziert und geschrieben, wobei seine Entscheidung, Adrienne Cowan zu verpflichten, mindestens genauso so wichtig und stilprägend für das Album war. "Signs of Wings" ist ein gelungenes Debüt, das sich meiner Ansicht nach nicht hinter anderen Paeth-Produktionen verstecken muss.
"Changing of Seasons" drängt hymnisch, heavy, leicht düster und pompös aus dem Startblock. Der Beginn auf SANTA CRUZ viertem Album kann sich hören lassen. Leider packen mich die folgenden zwei Nummern, die zwischen frühen LINKIN PARK und 30 SECONDS TO MARS liegen, nicht mehr so recht. Wie beim Vorgänger schon diagnostiziert, positionieren sich die Finnen eher zwischen Alternative, New Metal und Pop als dass sie erdigen Rock im Programm haben, wobei das Songwriting durchaus Qualität hat. Einen Song wie die klasse Ballade " I Want You To Mean It" schüttelt man nicht so eben mal aus dem Ärmel. Auch die Gitarren-Soli haben ihre Güte, wie das starke, bei dem ansonsten eher ruppigen "True Believer", über dessen Einbettung im Song man dennoch streiten kann. Zu guter Letzt bildet CYNDI LAUPERS "Time after Time" den Abschluss des Albums. Zugegeben, ein toller Song, ohne Frage, aber hier kann man gerade noch so von einer Rock-Performance bzw. -Song sprechen.
Wie findet der Rezensent denn nun das Werk? Genau das ist die Krux von "Katharsis". Wohin des Weges? Die vier Wahl-Amerikaner sind eher mit den oben genannten Bands oder auch PAPA ROACH zu vergleichen als mit CRAZY LIXX, HARDCORE SUPERSTAR oder CRASHDIET. Das Werk ist an mancher Stelle etwas kalkuliert und schweifend, aber es ist als Ganzes nicht schlecht. Zusätzlich komme ich mir ein wenig vor als hätte ich Streichkäse gekauft, aber Marmelade erhalten. Inhalt und Verpackung stimmen nicht wirklich überein (Name, Artwork, Band-Outfit).
Moderner, songwriterisch ausgegorener, meist wuchtig groovender Rock, ein/zwei Pop-Nummern, alles abwechslungsreich und handwerklich makellos dargeboten, mit einer kraftvollen und leicht überambitionierten Produktion umschreibt das Album letztendlich treffend.