ASTRAL DOORS ziehen nun schon über 15 Jahre ihre Kreise am "Power Metal like DIO"-Himmel und das ohne große Besetzungswechsel und mit beständiger Qualität. Somit muss sich der geneigte Fan auch heuer keine Sorgen machen, dass sich daran etwas verändern wird. Sagen wir mal, alle 9 Alben der Schweden würden für einen DIO-Song des Debüts "Holy Diver" stehen, so wäre das neue Album ganz klar "Rainbow In The Dark". Selten oder nie waren die Songs des Sextetts geschmeidiger und hatten so viel Keybordeinsatz wie bei "Worship Or Die". Das deutet sich schon beim Opener "Night Of The Hunter" an, der im Refrain eine leicht kitschige Melodieseligkeit freisetzt, die man so nicht unbedingt erwartet hätte. Diese "softere" Ausrichtung zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Album. Aber von Anbiederung kann dennoch keine Rede sein. ASTRAL DOORS sind nach wie vor kantig und Metal. Allein Sänger Nils Patrik Johansson hat genug Bums in seiner Stimme, dass man sich wahrhaftig keine Sorgen machen muss, auch wenn - wie beim Vorgänger-Album - wieder die AOR- und Melodic Rock-Größe Erik Mårtensson den Mix und das Mastering übernommen hat.
Das wilde und mitreißende "Riding The Clouds", das hitverdächtige, schnelle "Triumph And Superiority" und das epische an "Heaven And Hell" mahnende "St. Peterburg" vertreiben zusätzlich alle Bedenken. Also alles gut, ASTRAL DOORS neuntes Werk knallt und macht Spaß, auch wenn heuer mehr Keybord und Melodien zu finden sind.
Das nenn' ich mal ein feines Artwork - und passend noch dazu! So bin ich nicht wirklich überrascht, hier von psychedelisch angehauchter Stoner Mucke empfangen zu werden. Die sechs Kanadier von GYPSY CHIEF GOLIATH musizieren auf ihrem vierten Album "Masters Of Space And Time" recht muskulös und breitbeinig mit drei Gitarristen und intensiver Rythmus-Fraktion. Als Ausgleich und Kontrast ist die Orgel absolut gleichwertig im Bandsound zu finden. Eben dieses Tasteninstrument, dazu Mark Calcotts Spiel, erinnert an den seligen Ray Manzarek (THE DOORS) und bereichert und stellt die Band breiter auf. Zur "Breite" trägt auch die recht wandlungsfähige Stimme von Al Yeti Bones bei. Diese klingt beim Opener "City Of Ghosts" und bei "Stranger Desires" eher melodiös und hell, im Gegensatz dazu bei den restlichen Nummern wesentlich tiefer, rauer und sonoriger.
Das mit dem verstrahlten Intro "Sun Prelude" eingeleitete groovende Monster von einem Song "Into The Sun" erinnert an die wunderbaren CLUTCH und darf wohl neben dem Titelsong als Highlight des 8-Enders genannt werden. Apropo Titelsong - dieser beschließt das Album und bietet unterhaltsame und abwechslungreiche 9 Minuten, mit feinstem doomigen Heavy Rock. Er lässt anfangs Vergleiche zu den Urvätern BLACK SABBATH zu, wandelt sich aber im weiteren Verlauf hin zu einem enthusiastischen Classic Rock-Orkan. Genre-Anhänger sollten das Teil unbedingt antesten.
Den Titelsong inklusive Intro kann man kaum besser machen, ich wüsste zumindest nicht wie. Hymnisch, hart, wuchtig mit erhobener Brust donnert "Woodland Rites" durch Raum und Zeit und fesselt den Hörer an GREEN LUNG´s Debüt. GREEN LUNG, das sind 5 Musiker aus Englands Hauptstadt, und "Woodlands Rites" heißt ihr (nach einer EP) erster Longplayer. Dieses Debüt zu rezensieren, ohne den Namen BLACK SABBATH oder OZZY OSBOURNE zu verwenden, wäre einen Versuch wert, wird mir aber, wie soeben geschehen, nicht gelingen. Das Quintett bewegt sich auf der Fährte, welche die vier Birminghamer einst gelegt haben, und auch Sänger Tom Templar könnte Schüler des Prince of Darkness sein. Die Gesangslinien indes besitzen eigenen Charakter, und auch der überwiegende Teil der Songs offenbart nach zunehmender Hörzeit ureigene Zutaten. Der Sound ist differenziert und druckvoll. Einzig die Vokals scheinen etwas aus der Ferne anzuschweben, was aber wohl bewusst so sein soll. Die Präsenz der Orgel gibt den Songs eine Prise Classic Rock und holt GREEN LUNG hin und wieder aus der doomigen (Sch)Moll-Ecke. Des weiteren bereichert sie und schafft eine geheimnisvolle, zuweilen sakral-düstere Atmosphäre, wie z.B. bei "Templar Dawn". Das zu Beginn bluesig, dann zunehmend sich episch aufrichtende "May Queen" ist mit seinen 6:40 Minuten Spielzeit purer Genuss und sollte unbedingt mal auf den "Speiseplan" von Genre-Gourmets kommen. Nicht zuletzt muss Gitarrist Scott Black genannt werden, der zwischen sanftem sinnieren und zorniger Kraft pendelt, ein ums andere Mal mit seinen Soli brilliert ("Into The Wild") und das Ding sowohl kantig als auch letztendlich rund macht. GREEN LUNG ist mit "Woodlands Rites" ein Heavy Rock, Doom Highlight gelungen, das höchsten Ansprüchen gerecht wird.
Sängerin Brigitte Roka gebührt nicht nur für ihre temperamentvolle Darbietung auf dem Debüt "Benthos" Applaus, nein, sondern auch für das wunderbare, von ihr im Comicstil gezeichnete Artwork.
ABOLETH heißt die Band, deren Sängerin sie ist. Komplettiert wird das Trio von Collyn McCoy am Bass/Guitar und Boll3t an den Drums. Sowohl stimmlich als auch optisch kann man der Frontfrau eine gewisse Ähnlichkeit zu JANIS JOPLIN nicht absprechen. Die Kalifornier bieten quasi eine wuchtig-doomige Heavy-Version dessen an, was Janis einst in den 70ern geboten hat. Die zweite Seite/Hälfte des Albums ("Sharktown Blues", "Ode To Plastic") nimmt gegenüber der ersten Tempo raus und fröhnt so mehr und stimmiger den soulig-bluesigen Vibes der Flower Power-Ikone. Gerade im atmosphärischen, mal spährlich instrumentierten (z.B. Slide-Gitarre), dann wuchtig ergänzenden Songaufbau liegen ganz klar die Stärken der Band. Ausbaufähig wäre dagegen zu Beginn das Songwriting, zeigt dies doch auf Seite eins Längen und könnte hier und da zwingender und abwechslungsreicher sein. Auf der Habenseite stehen eine sehr starke und kraftstotzende Perfomance der Sängerin, eine handwerklich makellos und druckvoll agierende Band sowie nahezu die gesamte zweite Seite der Platte. Hier wäre neben den oben bereits genannten Songs noch das stimmungsvolle, blusige und großartige "The Devil" zu erwähnen.
Uns liegt dieses Album in sauber verarbeitetem schwarzen Vinyl vor, mit kräftigem, transparenten Klang in schön gestalteter Gatefold-Verpackung. Das Album ist außerdem erhältlich als Vinyl - wunderbar passend zum Artwork white/green marbled - und natürlich auch als CD.
BETTER STRANGERS sind drei Berliner Musiker, die uns mit "Taxi For Susie" ihre Debüt-EP kredenzen. Das Teil läuft 20 Minuten und bietet 5 Songs. "Try Me"eröffnet nachdenklich melancholisch; gleichwohl hat es genügend Rock-Appeal, um nicht als Popsong durchzugehen. Der Refrain hat durchaus Hitpotenzial und gefällt mit seinem hymnischen Charakter. "You Got It Good" könnte auch von BIFFY CLYRO oder PANIC AT THE DISCO sein und unterstreicht die Qualität des Trios sowohl als Songwriter wie auch als Musiker. Kompakte, gefällige Songs, zwischen Rock und Pop pendelnd, mit Melodien, die den Hörer direkt ansprechen und mitnehmen. "Taxi For Susie" durchzieht eine gewisse Wehmütigkeit, die aber weder deprimiert noch bedrückt, sondern gekonnt und kurzweilig unterhält. Gut gemacht, BETTER STRANGERS! Aber das nächste mal bitte auf Albumlänge.
Was ist denn aus unseren 70-Jährigen geworden? Meine Oma R.I.P. trug in diesem Alter von Mo bis Fr eine Kittelschürze (hellblau mit Blümchen), niemals Hosen, und sonntags ging sie ins Kaffee mit Hut und Schirm. SUZI QUATRO wird heuer auch schon 69 und quasi zur Feier gibt es ein neues Rock-Album der am liebsten komplett in Leder gekleideten Lady. Ich weiß nicht, ob die Gute Großmutter ist, aber zumindest Mutter ist sie, denn Sohnemann Richard Tuckey ist auf "No Control" Gitarrist und neben der Namensgeberin auch Co-Songwriter.
Classic Rock mit gewohnt cooler Attitüde bietet die mit Bassgitarre bewaffnete Musikerin auf ihrem neuen Album. Die Vokals der Amerikanerin klingen besser denn je, etwas rauer und gesetzter, dadurch weniger schrill als in den 70ern. Wobei hier sicher auch ein Teil der zeitgemäßen und wertigen Produktion von "No Control" zu verdanken ist. Die 11 Nummern gewinnen von Hördurchgang zu Hördurchgang und unterhalten auf höchstem Niveau. Ausnahme ist das ohne Mithilfe von Sohn Tuckey geschriebene "Love isn't Fair", das Schlager-Flavour freisetzt und wie einst Chris Norman anlocken könnte. Aber dieser Song bildet die absolute Ausnahme. Ansonsten rockt ("Macho Man"), swingt ("Strings", "Heavy Duty"), überrascht und punktet sie mit dem bluesigen "Easy picking", das gar ein wenig an frühe ZZ TOP zu erinnern mag, und unterhält die Lady in black, mit dem lässigen und gelösten "Bass Line". SUZI QUATRO gehört in dieser Form mit zu den Lebensgeistern und Inspirationsquellen des Classic Rock - und das mit fast 70 Jahren! Hut ab vor der Künstlerin und diesem überraschend starken, abwechslungsreichen und gehaltvollen Album!