Danish Dynamite oder Flødeboller (dänische Süßigkeit aus Schaummasse)? Die Frage muss man sich bei der neuen PRETTY MAIDS nicht stellen. Denn "Undress Your Madness" bietet von beidem etwas, manches Mal sogar beides in ein und demselben Song. Wie immer hochwertig produziert und ansprechend präsentiert. Der Opener "Serpentine" beginnt das 15te Studio-Werk der Dänen hart und wuchtig, doch schon der melodiöse Nachfolger nimmt den Fuß etwas vom Gas und lässt es ruhiger angehen. Wobei auch hier der Refrain einen stattlichen Groove und breitbeinige Kraft offenbart, welche die Handschrift von Produzent und Landsmann Jacob Hansen (VOLBEAT) erkennen lässt. Das Songwriter-Duo sowie die einzig übriggebliebenen Gründungsmitglieder Ronnie Atkins (Sänger) sowie Ken Hammer (Gitarre) bieten typische PRETTY MAIDS-Kost, die mit griffigen Melodien im harten Umfeld punkten kann, aber ohne Innovationen oder Experimente auskommt. Mit "Will You Still Kiss Me" und "Runaway World" sind zwei potenzielle Hits an Bord, die im Melodic Rock verortet sind, während "If You Want Peace" teilweise ACCEPT-Gene offenbart und an der Grenze zum Metal steht. Zu guter Letzt darf die in etwas modernere Farben getauchte Herz-Schmerz-Ballade "Strength of a Rose" ein routiniertes und kraftvolles, jedoch überraschungsarmes Album beenden. Somit ist alles beim Alten. Wer die letzten Werke der hübschen Ladys gut fand, dürfte auch an dem neuen Output Gefallen finden.
Klar stellt man sich die Frage: "Braucht die Welt noch ein weiteres FOREIGNER Best Of Livealbum?" Meine Antwort ist, wenn schon, dann aber bitte genau so wie bei diesem schönen, akustischen und visuellen Doppel (CD/DVD), das sinnigerweise auch noch "Double Vision: Then And Now" getauft wurde. Zu sehen und zu hören ist die neue, gut eingespielte Band mit frischem Blut und Top-Musikern, gefrontet von Kelly Hansen, aber auch die legendäre Besetzung des Debüts oder des Mega-Albums "4" und der wunderbare und FOREIGNER so prägende LOU GRAMM. Und zum Finale der Show, beim unbändigen und harten "Hot Blooded" performen natürlich alle zusammen, brüderlich vereint auf der Bühne und runden so den überzeugenden Gig ab.
Es gelingt auf "Double Vison: Then And Now", die großartigen und unsterblichen Jahrhundert-Songs so aufzubereiten bzw. leicht abzuwandeln, dass scheinbar neues Leben durch die Rockklassiker fließt. Ob durch eine rein akustische Einlage, durch LOU GRAMMs unverkennbare, aber doch gealterte Stimme oder eben durch die überragende, spielfreudige Live-Band inklusive des gesanglich makellosen Kelly Hansen - alles klingt vertraut, aber doch irgendwie frisch, und das ist der Mehrwert dieser Veröffentlichung.
Das Bild der DVD ist scharf (24 Kamerapositionen), die Schnitte unterhaltsam und nachvollziehbar. Die Bühnenshow ist eher unspektakulär, aber ansehnlich und kurzweilig. Der Auftritt lebt durch die Musiker, ihre offensichtliche Freude an der Perfomance und die großartigen Songs. Die Reihenfolge der Nummern stimmt bei CD (14 Titel) und DVD (17 Titel) überein, nur fehlt eben mancher Song auf der CD.
Aus solch klangvollen Namen wie David Véliz Molina (Gitarre / Gesang), Miguel Ángel Quezada Zagal (Bass) und Alejandro Sanhueza de la Fuente (Schlagzeug) bildet sich das chilenische Stoner Rock Kollektiv DEMONAUTA. Und in etwa genauso lang und ausgestaltet wie die Namen der Musiker tauft die Band auch ihr viertes Album "Part 2: Temaukel The Spirit Before Time", wobei es keinen Part 1 (zur Info: Vol.1 gibt es, so heißt das Debüt) in der Diskografie der Südamerikaner gibt.
Der Gesang, der sowohl in englischer als auch in spanischer Spache stattfindet, ist eindringlich und voller Leidenschaft. Den Songs wird Zeit gegeben, sich zu präsentieren, wobei es dem Trio trotzdem gelingt, die Nummern nie eintönig oder eindimensional wirken zu lassen. Dem sich bedächtig, atmosphärisch aufbauenden Titelsong ("Temaukel") gelingt es wunderbar, sowohl zum Bangen einladenden Groove als auch spährische Klangwelten ineinander zu verschmelzen. Eben diese gelungene Symbiose ist charakteristisch für das ganze Album. Wuchtige Fuzz Rock Riffs werden mit der esoterisch anmutenden Entspanntheit des Psychedelic Rock gepaart und eben diese Wechselbeziehung verleiht dem gebotenen Stoner Metal auf "Part 2: Temaukel The Spirit Before Time" mehr Tiefe und Intensität. Interessante Band, starkes Album.
LOREENA McKENNITT war Anfang des Jahres in Europa unterwegs, dieses Mal mit gesamter Band und neuem Album im Gepäck. Heuer lud die kanadische Folk Queen auch in die ehrwürdige Royal Albert Hall in London ein. Und knapp ein halbes Jahr später kredenzt sie uns von diesem Konzert ein neues Live Album. LOREENA McKENNITT live zu erleben, heißt auch immer, viele persönliche, mal mehr, mal weniger amüsante Geschichten und Anekdoten von ihr zu hören. Diese sind ausgespart worden, es gibt 20 Songs und über 100 Minuten keltische, zuweilen orientalisch anmutende Folk Music at its best.
Typisch LOREENA (auch Produzentin und Label-Inhaberin) wird hier sowohl klanglich als auch von der Performance her Perfektion bis ins Detail geboten. Der Hörer bekommt erst und nur beim Applaus des Publikums mit, dass es sich um eine Live-Darbietung ohne Netz und doppelten Boden handelt. LOREENAs Sopran-Stimme bezaubert wie eh und je, und auch die fünfköpfige Band (bei mancher Nummer ergänzt von weiteren Gast-Musikern) erlaubt sich nicht den kleinsten Fehltritt. Jedoch - und das bereichert die Veröffentlichung - gibt es dezente Abweichungen und Ausschweifungen zu den Studiosongs. Ich würde nicht so weit gehen, das frei, spontan oder improvisiert zu nennen, da die Grand Dame des Folks niemals zügellos oder ohne stabilisierendes Korsett live "abrockt", aber ein Mehr an Emotionalität und Dynamik ist spürbar. Hier sei nicht zuletzt das überragende und zu den Highlights des Albums zählende "The Bonny Swans" genannt, das endlich einmal noch eine Portion mehr von Brian Hughes großartiger Gitarre abbekommt. Weitere Hits wie "Marco Polo", "Mummer's Dance" und das unverzichtbare, tief melancholische und berührende "The Old Ways" sind vertreten, aber auch sechs von insgesamt neun Nummern des neuen Albums "Lost Souls".
LOREENA McKENNITT ist und bleibt ein Genuss, hierbei spielt es keine Rolle, ob als Studio- oder Live-Platte. Die Wirkung ihrer Musik ist immer gegeben und entführt und berauscht gleichermaßen.
Klappt man das dritte Album von BURIED FEATHER auf, so erwartet den Betrachter eine spacig angehauchte Illustration, die voller Farbenpracht und musizierender disneyartiger Figuren ist, welche Assoziationen mit dem zehnten THE BEATLES Album und gleichnamigen Zeichentrickfilm "Yellow Submarine" zulässt. Und auch der musikalische Inhalt, den uns die Australier auf "Cloudberry Dreamshake" anbieten, lässt Vergleiche mit den Fab Four zu.
Der Start des Albums macht schnell klar, wohin und allen voran wie die Reise vonstattengeht. "Melt Together" ist pychedelischer Rock, dessen Bindung zur Erde einzig durch die bissige Gitarre gewährleistet wird, während die Stimme aus dem Äther heranzuschweben scheint. Gerade in dessen Songfinale verlassen BURIED FEATHER die Erdumlaufbahn. "London Feels" ist sphärischer Rock, der sich am besten mit "Kräuterzigarette" und abgedunkeltem Fenster genießen lässt. Hin und wieder dürfen auch die Triebwerke des eher schwebenden Raumschiffs gezündet werden, wie bei "Cult of Boogs" oder dem groovenden "Lightning Hands". Doch überwiegend ist eher chillige Schwerelosigkeit im Passagierraum angesagt.
"Cloudberry Dreamshake" ist eine Platte zum Runterkommen oder eben zum Abheben, was auch immer der Hörer nötiger hat, beides ist möglich. Uns liegt die Platte in leuchtendem, transparenten Orange, in einem schön illustrierten Gatefold-Cover vor.
RAY ALDER, einer der überragendsten Sänger des Progressive Metals (FATES WARNING, REDEMPTION), veröffentlicht mit "What The Water Wants" sein erstes Soloalbum. Unterstützung findet er bei Michael Abdow (FATES WARNING Tour-Gitarrist), Tony Hernando (Mastermind und Gitarrist bei LORDS OF BLACK) und Craig Anderson am Schlagzeug (IGNITE). Die zwei Gitarristen übernahmen auch jeweils die Bassgitarre und teilten sich das Songwriting.
Rays Stimme vereint auf unnachahmliche Weise Kraft, Sanftmut und tiefe Melancholie. Sie legt wie ein Schatten immer eine klagende Nuance auf die Nummern und punktet zudem mit klar erkennbaren Konturen. "Lost" beginnt das Album behutsam, verhalten und wird erst beim Refrain ergreifend und intensiv. Die Produktion ist transparent und druckvoll, es gefällt die dezente, wohl dosierte und spannungsaufbauende Instrumentierung des Albums. Es folgt das erste Highlight: "Crown Of Thorns" schleicht sich gleich einer Katze an den Hörer, um im Refrain mit Melodie und Pathos seine Krallen tief in sein Fleisch zu stoßen. Das harte "Shine" ist die erste Hernando-Nummer und zeigt beim überragenden Refrain die perfekte Verschmelzung von beschwörender Anklage und musikalischer Harmonie. Gerade die Melodien sind, wenn sie zünden, unantastbar ("A Beautiful Lie") und tief berührend.
"What The Water Wants" ist kein kantiges, forderndes Progressive Metal-Werk, wenn auch manche Nummer an der Grenze dazu steht, sondern eher ein modernes Rock-Album. Nicht alle Nummern sind so zwingend, wie die erwähnten - hier sei das eher eindimensionale "The Road" genannt -, jedoch fügen sich alle Songs zu einem harmonischen Ganzen und passen zueinander. Abschließend betrachtet bietet RAY ALDERs Debüt eine erwartbare und mehr als solide Leistung mit einigen der eindringlichsten Songs seiner Karriere und verdient somit den Tipp.
Artwork und Name der Band entsprechen durchaus den Vorlieben und geschmacklichen Identifikatoren des gemeinen Stoner-Fans. Er ahnt und hat zumindest eine Vorstellung davon, was ihn auf dem zweiten Longplayer von BISON MACHINE erwarten könnte. Und so ist es dann auch. Die Vier aus Detroit/Michigan stammenden Musiker kredenzen typischen psychedelisch angehauchten, in den 70ern verwurzelten Stoner/Heavy Rock. Frühe BLACK SABBATH, CREAM, WOLFMOTHER und nicht zuletzt KADAVAR geben den Pfad vor, der hier beschritten wird. Ähnlich wie bei dem letztgenannten Berliner Trio ist der Gesang nicht sonderlich charismatisch, bleibt doch eher blass und hinter der ansonsten gebotenen Performance zurück. Die Gitarre von Casey O'Ryan dagegen punktet mit kontrastreichem, lebhaften Spiel und leidenschaftlichen Soli. Auch die Rythmusabteilung treibt "Seas Of Titan" energisch, fast schon nervös an und sorgt für einen beständig hohen Energielevel. So lebt das Album eher von der Instrumentierung und seinem Drive als von Gesangslinien und großen Melodien. Einzig das leicht träumerische "A Distant Sun" und der atmosphärisch startende Titelsong können hier ihren Beitrag leisten.
Uns liegt das Werk in Gatefold-"Verpackung" in schönem, makelos weißen Vinyl vor. Erhältlich ist "Seas Of Titan" auch als CD sowie in zwei weiteren Vinyl-Variationen (clear/white/blue splatter & schwarz).