Nach nur sechs Monaten Existenz haben die Aachener DECAY OF DAYS schon ihre erste EP fertig. Normalweise ist so ein Schnellschuss ja nicht das Wahre, aber in diesem Fall ist das zum Glück anders. "End Of Breathing" präsentiert die Band sehr überzeugend und auf einem professionellen Level, das man ohne vorherige Erfahrung kaum haben kann. Aber egal, wo wann mit wem die Mitglieder schon mal gespielt haben, die Mucke allein zählt. Ein Punkt, über den sich die Band keine Gedanken mehr machen braucht. Die ersten Takte klingen zwar recht dump, aber das ist nur das Vorspiel, zum Glück. Wenn das in den Titeltrack übergeht, rocken DECAY OF DAYS heftig los, wobei thrashige Einflüsse nicht zu überhören sind, aber Richtung SEPULTURA/ MH und nicht Bay Area-Thrash. Die Songs sind aber nicht reines Thrash-Geballer, sondern sehr abwechslungsreich und klingen oftmals nach DEFTONES oder ruhigen FEAR FACTORY. Highlight ist dann auch der Rausschmeißer "Out Of Focus", das mit seiner ruhigen Atmosphäre und dem klaren Gesang fatal an "Bite The Hand That Bleeeds" von FEAR FACTORY erinnert. Beileibe keine schlechte Referenz und in einer sauguten Form vorgetragen, Respekt! "End Of Breathing" ist ein sehr gelungenes Debüt einer viel versprechenden Band, die hoffentlich bald ein komplettes Album nachschiebt und auf diesem Niveau bleibt.
Nicht zu verwechseln mit den deutschen Hardcorlern I DEFY sind I-DEF-I aus dem schönen Manchester. Beim ersten flüchtigen Blick auf den Promozettel freute ich mich auf eine ordentlich Dröhnung HC, aber das währte nicht lagne. I-DEF-I klingen nur phonetisch so wie die Deutschen, sind aber in anderen Gefilden unterwegs. Bei der Gitarrenarbeit standen SOILWORK und IN FLAMES Pate, während der Gesang in den cleanen Passagen gar an GODSMACK erinnert, aber im Gesamtkonzept auch wieder bei SOILWORK landet. Die Songs selbst sind eingängig, setzen auf einen starken Chorus und bewegen sich im Mid Tempo. Da kann man als Band nicht viel falsch machen, vor allem nicht, wenn man noch eine so gute und druckvolle Produktion hat wie die Briten. Der ganz große Knaller ist unter den sechs Songs zwar noch nicht zu finden, als erster Release und zum Duftmarke setzen ist "Bloodlust Casualty" aber total ok.
Beim WOA 2004 wurde ich erstmals Ohrenzeuge von RAUNCHY - und besorgte mir danach erstmal "Confusion Bay", so beeindruckt hatten mich die Dänen mit ihrer Mischung aus SOILWORK, FEAR FACTORY und IN FLAMES. Zwei Jahre sind seit der Veröffentlichung von ebenjemen "Confusion Bay" sind vergangen. RAUNCHY haben die Zeit für einen Labelwechsel genutzt und wohl auch viel Zeit in das Songwriting zu "Death Pop Romance" investiert. Warum dann kein besser Titel rausgekommen ist, enzieht sich mir aber. Wie dem auch sei, trotz des obskuren Titels gibt es kein bißchen Pop auf dem Silberling zu hören, stattdessen die gewohnte Mischung aus oben genannten Bands. RAUNCHY haben ihren Stil gefunden und alles, was Kollegin Lattwesen im Review zu "Confusion Bay" geschrieben hat, gilt auch hier wieder: die FEAR FACTORY-Anteile sind deutlich hörbar, IN FLAMES standen Pate bei den Chören und SOILWORK beim Riffing und der Produktion. Selbst Thrash Metal wurde in Maßen verwurstet. Sänger Kasper kaspert keineswegs rum, sondern gibt schnellen Nummern wie "Live The Myth" (eine Mischung aus Metalcore und FF) oder clean gesungenen Songs wie "Abandon Your Hope" (mit genialen Chorus) den letzten Schliff. So wird "Death Pop Romance" zu einer gelungenen Scheibe, die zehn super-eingängige Songs hat und vor Abwechslung nie langweilig wird und Metal-Fans jeder Sparte gefallen dürfte - außer natürlich true evil norsk Black Metal-Heinis, aber ob RAUNCHY das stört? Mich stört an "Death Pop Romance" einzig die Tatsache, dass ncht noch ein oder zwei Songs mehr auf dem Album sind. Aber man kann nicht alles haben. Das ist das Album, dass FEAR FACTORY hätten aufnehmen sollen! "Phantoms" mit dem Gesang von Burton und Raymonds Kunstfertigkeit am Schlagzeug - traumhaft.
Unglaublich nervös und zackig beginnen SYSTEM OF A DOWN den zweiten Teil ihrer hypnotischen Reihe. "Hypnotize" eröffnet mit "Attack" sehr hart und verstört mit einem umso ruhigeren Chorus - eine Art des Spannungsaufbaus, die sich durch das Album zieht wie der berühmte rote Faden. Sehr viele weitere Dinge an die man sich als Hörer klammern kann gibt es jedoch nicht. "Hypnotize" ist weder das Gegenteil zu "Mesmerize", noch die konsequente Weiterführung. Und "Hypnotize" kann definitiv nicht so eindrucksvoll überzeugen wie dies "Mesmerize" schaffte. Und auch wenn man sehr weit davon entfernt ein schlechtes oder gar nur durchschnittliches Album abzuliefern kommt es gegen den übermächtigen Vorgänger nicht an. Der verstärkt eingesetzte Gesang des Gitarristen Malakian raubt der Band manchmal die Eigenständigkeit ("She´s Like Heroin") und verblasst im direkten Vergleich mit Tankian, spielt ihm aber in zweistimmigen Passagen die Pässe zu. "Hypnotize" ist ein anstrengendes Album geworden, ein Album dem die fast schon genialisch anmutenden Kompositionen von "Mesmerize" fehlen, ein Album dass bei aller Klasse dennoch manchmal wie zweite Wahl wirkt. "U-Fig" mit fast schizophrenen Wutausbrüchen unter verträumten Gitarren oder das gänzlich abgedrehte "Vicinity Of Obscenity" reißen den Hörer erbarmungslos zwischen verzücktem Lächeln und verzerrtem Erstaunen hin und her. Die starken und kraftvollen Balladen wirken verloren in all dem Chaos und sind zugleich die Felsen in der musikalischen Brandung die SYSTEM OF A DOWN entfachen: Der eingängige Titelsong "Hypnotize" und insbesondere die todtraurige Kombination aus dem kitschigen "Lonely Day" und dem starken Abschluss "Soldier Side" punkten. "Hypnotize" hat sowohl die für sich betrachtet schwächeren Songs, als auch ein Konzept, dem zumindest in meinen Ohren recht schwer zu folgen ist. Es fehlt, anders als beim Vorgänger, der Eindruck, dass die Band an Kreativität geradezu überkocht, vielmehr scheinen die Songs weniger aus einem Guss. Was bei jeder anderen Band völlig normal ist, gerät bei SYSTEM OF A DOWN zur kleinen Kritik - an einem wohlgemerkt immer noch überaus beeindruckenden Album, das mit "Holy Mountains" zumindest einen Nachfolger für die bestehenden Bandhymnen hat.
Nach dem Lückenfüller "Steal This Album" war das Warten auf das neue Album SYSTEM OF A DOWN eine Zerreißprobe für den geneigten Fan. Fast vier Jahre nach dem wegweisenden und auch erfolgsebnenden Album "Toxicity" und der Ankündigung das kommende Album als zweiteiliges Werk zu konzipieren, legten die Jungs um Malakian und Tankian die eigene Messlatte hoch. Sehr hoch. Eine Höhe, die von "Mesmerize" dennoch scheinbar ohne große Mühen genommen wird. Angesichts der Tatsache, dass nach Aussage der Band die Zweiteiligkeit aus der Not geboren wurde, schlicht zu viele gute Songs geschrieben zu haben, ein frecher Schlag ins Gesicht aller Bands, die schon Mühe haben einen einzigen hochwertigen Track zu produzieren. "Mezmerize" vereint auf konstant hohem Niveau Tracks die sowohl an die großartigen Parts von "Toxicity" anknüpfen als auch eine unglaubliche Weiterentwicklung zeigen. Auf "Mezmerize" etwas zu Lasten der offensichtlichen Härte haben die Jungs ihre unglaublich bissigen Texte behalten und mehrfach mit zuckersüßen Melodien versehen, die komplett konträr zum textlichen Inhalt klingen. Mit Grinsen und Kalkül wurde wohl der "typischste" SYSTEM OF A DOWN Song des Album - "B.Y.O.B."- ausgekoppelt. Bekanntes mischt sich mit Hyperkreativem, der übermütig wütenden Textzeile"Blast Off - It´s Partytime" folgt ein ruhelos holpernder Beat, bei dem insbesondere Drummer Dolmayan eine Sicherheit bei gleichzeitiger Finesse zeigt, die ihresgleichen sucht. Ein Chorus den spätestens beim zweiten Mal Hören jeder mitsingen kann zeichnet das auch rhythmisch sehr klare "Revenga" aus, dessen fette Gitarren diesen Song zum Partyknaller machen müssten. Aus dem Schmunzeln wird ein Lachen als der Text von "Cigaro" das Gehirn erreicht - auch musikalisch ein Genuss, wenn die fast an QUEENsche Harmonien erinnernden Gitarren in einer herrlichen Bridge zu klingen beginnen. SYSTEM OF A DOWN entziehen sich trotz bisweilen fast anbiedernd süßen Melodien und Eingängigkeit("Radio/Video" hat dann sogar eine Polka im Gepäck) dem Gefühl leicht greifbar zu sein. Etwas schwächelnd und weniger fesselnd ist der Monstertitel "This Cocaine Makes Me Feel Like I´m On This Song”, das lediglich umso mehr die Ohren für das großartige "Violent Pornography” sensibilisiert, das vom Songwriting her wohl als zweite Maxi konzipiert ist. Sozusagen "for the ladies" ist das schmachtende "Question!" dessen Mischung aus akustischen Gitarren und Claps Zerbrechlichkeit suggeriert, die im Chorus einem hymnenhaften Charakter weichen muss die in gradliniger Härte endet - sicherlich eine der Visitenkarten des Albums. Den härtesten Brocken haben sich die Amerikaner für den Schluss aufgehoben: Nicht musikalisch sondern stilistisch. "Old School Hollywood" schockt und überrascht mit entfremdeten Vocals und spielt mit Popelementen, zieht locker eine coole Gitarre aus dem Ärmel und lässt sogar Raum zum Hüpfen. Dem verwirrenden Song kann nur eine Ballade folgen um den Kopf das Gehörte verarbeiten zu lassen. Das wissen selbstverständlich auch SYSTEM OF A DOWN und geben mit "Lost In Hollywood", dem zweiten dieser Stadt gewidmeten Track, einen fulminanten Abschluss mit tollem Gesang, bei dem die Vielseitigkeit der beiden Vokalisten voll zu Tragen kommt. Was SYSTEM OF A DOWN mit diesem Album geschafft haben ist nichts anderes als das großartige "Toxicity" eben nicht neu zu erfinden sondern "Mezmerize" als etwas anderes und doch keinesfalls qualitativ schlechteres darzustellen. "Mesmerize" wirkte auf mich eingängiger und gleichzeitig deutlich gewitzter, die Vocals werden noch besser eingesetzt, das technische Können aller Beteiligten lässt zu keinem Zeitpunkt Zweifel aufkommen, die Produktion aus dem Hause Rick Rubin reiht sich perfekt ein. Sollte der zweite Teil "Hypnotize" dieses Niveau halten gibt es in einem Jahr nur ein Album, das "Mezmerize" eventuell das Wasser reichen kann, dessen bin ich mir sicher.
Man nehme leicht psychedelischen Power Metal der Marke NEVERMORE, füge etwas FEAR FACTORY und neuere PARADISE LOST (ab "One Second") hinzu und garniere alles mit einer gehörigen Portion Schwedentod, wie ihn IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY (speziell in Sachen Vocals) spielen. Das ganze könnte entsprechend wüst, unausgegoren und konstruiert klingen, aber wie durch ein Wunder schaffen es MERCENARY, daraus einen tödlichen, geilen Cocktail zu mixen, der sofort hängen bleibt. Nun, wer an Wunder glaubt, soll das bitte tun, aber bei den Herren hier würde ich einfach alles auf Können zurückführen, da das gesamte Album wie aus einem Guss klingt und schlichtweg vom ersten bis zum letzten Ton tierischen Spaß bereitet. "11 Dreams" pendelt zwischen brachialen Parts und verträumten Passagen hin und her, wobei Dynamik großgeschrieben wird; sogar balladeske Piano - Parts lassen sich ausmachen ("Times Without Changes"). Hört Euch einfach Songs wie den heftigen Opener "World Hate Center", die bombastischen, überlangen (keine Seltenheit auf der Scheibe) "Supremacy v2.0" und "Loneliness" oder das hymnische "Sharpen The Edge" (super!) an und kippt begeistert aus den Latschen. Dazu kommt, dass die Dänen mit dem Titelsong (der totale Hammer !!!) und dem megaeingängigen Superhit "Music Non Stop" (erinnert etwas an PARADISE LOST’s "Say Just Words") zwei der genialsten Songs des Jahres im Gepäck haben, die man einfach auf sich wirken lassen muss. Ich hab’s getan und bin zu der Überzeugung gekommen, dass man modern ausgerichteten Metal stilistisch nicht packender gestalten kann. Dazu gesellt sich im Falle MERCENARY noch das ungeheure Songwriting - Talent und fertig ist ein Album, das man wahrlich nicht alle Tage zu hören bekommt. Prog meets Power, Atmosphäre meets Brechstange! Eine Platte, die man ausnahmsweise mal allen Zielgruppen (Ok, reine Old Schooler ausgenommen…) empfehlen kann und die wahnsinnige Lust auf mehr bereitet. Zugreifen!