Endlich ist es da - "Away From The Sun” - das neueste Werk von 3 Doors Down! Die CD wurde, nicht nur von meinereiner, sondern auch von den vielen Käufern des vor knapp zweieinhalb Jahren erschienenen und sensationell guten Debüts "The Better Life" bereits sehnsüchtig erwartet. Wie die Erfahrung des öfteren bereits gezeigt hat, gerade immer dann, wenn die Meßlatte besonders hoch liegt, ist die Enttäuschung hinterher um so größer, sollte das "Erwartete" nicht den Vorstellungen entsprechen. Tja und prompt geht es mir hier mit "Away From The Sun" genau so, denn diese Scheibe kann dem (eigenen) vorgegeben hohen Level leider größtenteils nicht standhalten, ohne dabei das Album aber sofort als "schlechte" CD im engeren Sinnen abzuqualifizieren. Die Last des über fünf Millionen Alben mal verkauften Vorgängers der US-Boys scheint die Band irgendwie gehemmt zu haben, denn es geht ungewohnt ruhig und recht verhalten zu. Sicher, schöne Melodielinien und ganz gute Songs gibt es auch hier wieder zu finden aber es fehlt eindeutig etwas an der Power und der frischen Ungestümtheit des Debüts. Ein weiteres, wenn auch nur kleines Manko, sind die teilweise etwas zu gleichförmig klingenden Songstrukturen, ein paar schnellere und rifflastigere Tracks hätten da sicherlich nicht geschadet. Es geht eindeutig relativ ruhig zu auf "Away From The Sun", beinahe schon zu ruhig und gediegen, wobei die Jungs sicherlich gereift sind, erwachsener klingen aber das Quartett (diesmal ohne Drummer Richard Lyles) geht auf den 12 nach wie vor harmonischen Songs doch etwas zu sehr den sicheren Weg. An das platinveredelte Debut kommen sie daher jedenfalls nicht ganz heran, es fehlt das gewisse Etwas bzw. die "Rotzigkeit". Das ewige Dauertouren, haufenweise Hitsingles sowie der Rockstarstatus hat sich irgendwie doch bemerkbar gemacht, die Shootingstars wirken fast schon etwas ausgebrannt. Ich denke aber nicht, daß die Jungs ihr Pulver schon verschossen haben, sie werden hoffentlich wieder den Weg zurück in eine stärker "rockende" Zukunft wiederfinden. Für Alternativ Rock mit viel Pathos sind schließlich schon CREED & Konsorten zuständig, die brauchen keine weiteren "Nachahmer". Sänger Todd Harrell mit seiner leicht kratzigen aber sehr charismatischen Stimme reist diese CD immer wieder aus den vorhandenen Längen raus. Also, bei der nächsten CD sollte man doch bitte wieder, anstelle der akustischen Gitarren, vermehrt auf urwüchsige Power-Riffs stärkeren Wert legen. Der gute Uptempo-Opener "When I’m gone" ist beinahe schon der beste Track, weitere schnellere Nummern wie "The Ticket To Heaven" oder "The Road I´m On" oder "Going Down In Flames" sind leider in der Minderheit - ein richtiger Kracher wie "Kryptonite" fehlt komplett. Fazit: Etwas zuviele (zweifelsfrei gute) Balladen bzw. Midtempotracks daher ist "Away From The Sun" leider nur ein gutes Durchschnittsalbum geworden.
Das ist sie, die definitive Sommerplatte des eigentlich in diesem Jahr (noch) nicht vorhanden Sommers 2002 - "Gutterflower" nennt sich der neueste Output der GOO GOO DOLLS und die CD ist schlicht einfach nur gut geworden. Nach der äußerst gelungenen "Best Of .." im letzten Jahr beehren uns die "Püppchen" nach über vier Jahre wieder mit ganz neuem Material und lassen dabei für ihre Zielgruppe keinerlei Wünsche offen. Auf "Gutterflower" praktizieren die Goo Goo Dolls einen kraftvollen erdigen Gitarrensound kombiniert mit hymnenartigen Songs und diesen tollen eingängigen Refrains, wobei (Haupt-)Sänger Johnny Rzezniks einmal mehr mit seinem ausgereiften Gesang überzeugt. Etwas härter, zumindestens für ihre Verhältnisse, geht die Band diesesmal mit ihrem dennoch typischen etwas breit angelegten Schrammelgitarrensound zu Werke und das ist gut so. Auch gewisse melancholische Momente sind auf diesem facettenreichen Album zu finden, was sicherlich auch daran liegt, daß Textschreiber Rzeznik mit seiner intelligenten Art zu schreiben, in vielen Songs die Trennung von seiner Frau verarbeitet hat. Diese typische Prägung von Alternative Rock in Verbindung mit Power-Pop Feeling bekommt derzeit keiner so gut hin wie die DOLLS. Eine klare gesangliche Arbeitsteilung gibt es innerhalb der Band natürlich auch: Bassist und Co-Sänger Robby Takac darf bei den schnelleren punkrockmäßigen Songs wie "You never know" oder bei "Tucked away" seine etwas krächzende Stimme einbringen während sich Hauptvocalist John Rzeznik bei starken treibenden Nummern u.a. wie dem genialen Opener "Big Machine", "Think about me" sowie den mindestens drei an der Zahl vorhanden potentiellen Hit-Singles "Here is gone" und "What a scene" und "It’s over" verkünstelt. "Gutterflower bietet einfach wunderschöne Melodien zu Hauf, die sich sofort und hartnäckig im Gehör festsetzen und trotzdem nie langweilig werden. Die GOO GOO DOLLS machen und verbreiten auf ihrem bereits achten Album mit diesem äußerst frisch wirkenden Sound nur (gute) Laune, die Band kommt schnörkellos ohne aufgesetzten Tiefgang auf den Punkt und macht somit zeitlose Rockmusik ohne größer Ansprüche aber wer will dies schon von dieser tollen Band hören?!
Um dieses Majordebüt der Wuppertaler Formation HEYDAY haben sich angeblich gleich mehrere große Label fast "geschlagen" und das jetzt vorliegende Ergebnis "Wide awake" gerechtfertigt diese Buhlen im Nachhinein mehr als zu Recht. Musikalisch legen uns die Jungs eine abwechslungsreiche Mischung aus knackigem Alternative Rock und einem immer wieder mal durchschimmernden Grunge-Touch vor, wobei HEYDAY deutlichen Wert auf viel Tiefe, Stimmungen und Details in ihren Songs legen. Im Gegensatz zu der ebenfalls gelungen CD der Kollegen von SUIT YOURSELF geht diese Band mit doch etwas deutlich weniger Poppappeal (Kollege Jochen wird’s freuen!) zu Werke ohne jedoch an Eingängigkeit zu verlieren - ganz im Gegenteil. Die Band versteht es einfach gute Songs mit der richtigen Mixtur aus Härte und Melodie zu schreiben und läßt sich selbst viel Raum um Atmosphären bzw. diese gewisse Melancholie, die sich quer über das ganze Album hin, immer wieder mal herrlich durchkommt, zu schaffen. Mit ihrem phantastischen Sänger Ingo Zapke, der übrigends auch beim diesjährigen Tauberopenair zusammen mit der ganzen Gruppe zu begeistern wußte, steht ein Frontmann mit wirklichem Charisma zur Verfügung, der den Songs jeweils seinen ureigenen Stempel aufdrückt. Bereits jetzt muß "Wide awake" als eine wirklich herausragend CD dieses Jahres bezeichnet werden. Hier dominiert kraftvoller Rock mit teilweise heftigen Riffs aber auch stilvolle Balladen mit einem Hauch von PEARL JAM sind geboten. Das Album lebt auch von den unterschiedlichen Tempi und dem Wechselspiel zwischen brachialen ("UR") und dann wieder fast zerbrechlich, spröde wirkenden Songs ("Very special Address"). Weitere songwriterische Höhepunkte das genial groovende "Everywhere", das etwas an REM erinnernde "Could be Day, could be Night" und die JIMMY HENDRIX Hommage "The Exception proves the Rule" und und ... ach auf diesem tollen Album gibt’s sowieso keinerlei Ausfälle es gilt einfach nur die Devise "No Fillers - just Killers". Da die Produktion ebenfalls keinerlei Wünsche offen läßt kann es nur die Höchstnote geben. Die Wuppertaler "Gitarren-Rock-Familie" hat mit HEYDAY nach UNCLE HO eine weitere Band auf internationalem Niveau dazu bekommen, wir werden den weiteren Werdegang aufmerksam verfolgen. Genug geschwärmt jetzt macht euch einfach auf in den nächsten Laden.
Es ist schon ein recht eindrucksvoller Werdegang, den NICKELBACK hinter sich haben. Aus dem Nichts mit ehrlicher Musik zu Charterfolgen, Fernsehauftritten, Presserummel und und und... Und wenn so ein Esel eben erst mal angefangen hat Gold zu scheißen, dann muss auch dafür sorgen, das selbiger damit nicht so schnell aufhört! Und so schmeißen Roadrunner in diesem Jahr nach dem letztjährig ziemlich gut gelaufenen "Silver Side Up" Album das angeblich rare Debutalbum "Curb" auf den Markt. Rar ist es danach zwar sicherlich nicht mehr, aber die Fan wird es freuen, neue Kost der Jungs in die Finger zu kriegen. Der Gesang ist zwar locker wiederzuerkennen, Kroeger klingt aber bei weitem noch nicht so gut wie bei den chronologisch neueren Werken. Die Tatsache das Beispielsweise "Just For" auch bereits auf diesem Album zu finden war, zeigt aber nur zu gut dass Nickelback zwar erwachsener geworden sind, ihrem Stil aber sehr treu geblieben sind, denn der Song passte musikalisch ja auch bestens auf "Silver Side Up". Die Songs wurden von ihnen schon damals genauso aufgebaut wie heute, sind allerdings noch etwas rotziger und nicht ganz so abgeschliffen wie die neueren Outputs. Sie haben nur noch nicht gewusst wie man den Käufer richtig professionell um den Finger wickelt, aber "Curb" wird wohl dennoch keinen Hörer verschrecken. Die Soundqualität ist in Ordnung aber nicht überragend, man hat irgendwie das Flair eines "Erstlings" retten können. So hat man sich wohl das Debut dieser Band in Gedanken ausgemalt, saubere Leistung von 1996!
Vielleicht haben sie sich im Nachhinein keinen so großen Gefallen mit ihrer auch erst vor kurzem erschienen äußerst knusprigen Mini CD. Denn die Meßlatte haben sie selber ziemlich hoch gelegt, eine Höhe die von "Prince Valium" nicht zu überspringen ist. Die 5 Amerikaner erfüllen die Erwartungen nicht die sicherlich viele nach dem tollen Debut an sie hatten. Auf "Prince Valium" finden sich zwar wiederum einige erstklassige Songs, um auf die volle Spielzeit zu kommen wurden wohl aber einige Ideen nur halbherzig umgesetzt wie es scheint. Viele der härter rockenden Songs langweilen recht schnell, da hier einfach originelle Ideen fehlen die man bei dieser Besetzung wohl erwarten dürfte - es klingt als erfülle einfach jeder gut seinen Job, aber viel mehr auch nicht. Wenn bei irgendwem Herzblut zu hören ist dann beim Sänger Crane, doch auch das schlägt leicht ins Negative um, weil dieser Tatsache scheint sich auch die restliche Band bewusst zu sein und alles andere wird zurückgesteckt um ihm den Freiraum zu geben den er braucht. Beim Titelsong klappt das Zusammenspiel dann jedoch erstaunlich gut, der Song hat einen schönen Aufbau und der Gesang Cranes ist abwechslungsreicher als bei vielen anderen Songs, wieso es nicht viel mehr von der Sorte gibt ist mir aber ein Rätsel. Was auf einer EP/Maxi funktioniert geht auf diesem Album leider schief. Es ist beileibe keine schlechte CD, aber bei diesen Namen muss einfach mehr dabei rausspringen als es letztendlich ist. Abgesehen von einigen Übernummern eine etwas farblose Vorstellung.
Das Mädel mit Lollipop mutet schon ein bisschen komisch an auf dem Cover von "Enjoy", einer 3 Track EP der noch recht jungen Band REARVIEW. 3 Songs die allerdings durchaus eine klare Sprache sprechen, eine Sprache, die völlig ausreicht um das Potential aufzuzeigen auch wenn das hier noch ein wenig schlummert. Der Opener "Second Sex" ist an sanften Crossover angelehnt, sofort auffallend ist der schöne Gesang von Natalie Warner, der zwar in diesem Song teilweise noch etwas unsicher wirkt, in den folgenden beiden Songs aber die wahre Stärken offenbart. Der Bass groovt sich einen ab, die Gitarre ist manchmal etwas laut und überdeckt den Gesang, klares Produktionsproblem und in keinster Weise dem originellen Songwriting anzulasten. "Milkyway" ist deutlich ruhiger und beginnt mit TripHoppigen Sounds um dann in die New Rock Ecke abzudriften und an Die Happy zu erinnern. Diese beiden Elemente wechseln sich hier sehr schön ab, hätten aber auch locker zwei Songs ergeben können. Die hier sehr brave Gitarre steht dem Song gut zu Gesicht, ein leicht balladesker Song mit genug Emotionen - so was schüttelt nicht jede Band so leicht aus dem Ärmel! Der Titelsong "Enjoy" ist in meinen Ohren an einigen Stellen etwas überladen und kitschig obwohl er mit schöner Dynamik und auch einer ins Ohr gehenden Melodie durchaus luxuriös ausgestattet ist - aus diesen 3 Songs hätte man ohne den Hörer zu langweilen auch 6 machen können. Gebt den 5 Leuten eine Chance das zu beweisen!
Ja was kommt denn hier feines und geradezu anschmiegsames aus meinen Boxen? Nun eine weitere junge amerikanische Alternativeband mit dem schlichten Namen LIFEHOUSE liefern uns hier mit ihrem Debüt ein bemerkenswert gutes Album ab. Endlich mal wieder eine CD ohne den abgelutschten "Modernaspekt" d.h. Samples oder Rappteile sucht man hier (zum Glück!) vergebens. Die zwölf Songs, wobei kein einziger Ausfall zu beklagen ist, sind durchgehend im Midtempo bis ruhigen (Balladen-) Bereich gehalten aber dies tut der Qualität keinerlei Abbruch - im Gegenteil. Mit schönen Arrangements, dabei stets gitarrenbetont und wunderbaren Melodien schaffen die Kalifornier auf "No Name Face" eine atmosphärische fesselnde Grundstimmung, die einen tief in ihren den Bann zieht. Die Texte handeln oft von religiösen Themengebieten aber die Musik wirkt trotzdem nicht aufgesetzt oder gar schwülstig. Als stilistische Einordnung könnte man LIFEHOUSE noch am ehesten in die Richtung COUNTING CROWS oder ganz klar die frühen REM nennen. Mit "Hanging by a Moment" landeten die Jungs in good old America sogar schon einen richtigen Single-Hit. Aber auch "Trying", "Cling and Clatter" oder "Somebody Else’s Song" sind richtige Kracher mit klasse Hooks und hohem Wiedererkennungsfaktor. Bandleader, Gitarrist und Sänger Jason Wade verleiht mit seiner teilweise etwas an PEARL JAM erinnernden Stimme zusammen mit der immer mal wieder durchschimmernden leichten Melancholie diesem Album ein prägnantes "Gesicht" mit viel Ausruckskraft. Hier gibt es auch für die Zukunft, gerade was das Songwriting und die musikalischen Fähigkeiten betrifft, sicher noch einiges zu erwarten auf das wir uns freuen können. Manche kritischen Worte in anderen Besprechungen in Richtung, die Band wäre noch nicht reif genug, das Album sei insgesamt auf die Schnelle produziert oder der Sänger wäre langweilig sind meiner Meinung nach absoluter Quatsch. Sicher LIFEHOUSE sind gerade erst am Anfang einer (hoffentlich) größeren Kariere nichtsdestotrotz ist reichlich Entwicklungspotential vorhanden. Man hat jetzt mit "No Name Face" ein wahres Hammeralbum vorgelegt, daß die Messlatte sicher etwas höher ansetzt aber das mußten und haben andere große Kapellen auch schon geschafft. Es wird sich wohl erst beim nächsten Werk herausstellen wie die Band mit diesem Erwartungsdruck umgehen kann und ob sie für weitere höhere Aufgaben bestimmt ist. Genießen wird jetzt erst mal die aktuelle CD.
Nach dem letzten, leider nur was den Qualitätslevel und nicht die Verkaufszahlen anbetraf, absoluten Megateil "Clarity" könnte man denken, es würde für JIMMY EAT WORLD schon eine ziemlich undankbare Aufgabe werden, ein "geeignetes" Nachfolgealbum herauszubringen, um den hohen Erwartungen (völlig) gerecht zu werden. Denn welche Vorgehensweisen sind am besten ... für die Band, die Fans oder den Absatz? Das bewährte Erfolgsrezept nocheinmal aufwärmen bzw. fortsetzen oder stilistisch etwas ganz anderes (Neudeutsch: Musikalische Weiterentwicklung - wenn dies in Kritiken drin steht geht’s meistens doch arg in die Hose!) oder es einfach ohne Hintergedanken laufen lassen und dann einfach sehen was dabei rauskommt? Ich denke letzteres trifft auf das brandneue Album "Bleed American" von JEW durchaus zu. Die CD ist zwar partiell schon etwas anders (nämlich härter) geraten als CLARITY trägt aber trotzdem noch die unverkennbaren Trademarks der Band: Melodischer Alternative Rock mit Gitarrensounds die u.a. ein wenig an die SMITHS/TRAVIS erinnern, eine klare Stimme und coole harmonische Songs mit einem leichten Hang zum Pop. Die JIMMY’S lassen es aber insgesamt schon etwas deftiger krachen und schrecken dabei auch nicht vor richtigen "Brachialbreitwandriffs" zurück man höre nur u.a. "The authority Song". Die Mehrzahl der 11 Songs sind dabei teilweise etwas schneller beinahe schon wütender als auf dem Vorgänger ausgefallen. Trotzdem klingt alles noch ziemlich relaxt, locker und nicht etwa aufgesetzt. Hier gibt’s keine Anbiederung an irgendwelche modernen Trends mit Pseudogeschreie, protzig/heruntergestimmte Gitarrenriffs und auch äußerlich verzichtet man auf Hosen, deren Gesäßteile bis in die Kniekehlen gehen, megacoolen Baseballcaps oder gar die gestrickte Variante des neumodischen Hutschmucks. Gleich beim Opener und gleichnamigen Titeltrack "Bleed American" legen JIMMY EAT WORLD mit ungewohnt druckvollen Gitarren richtig los und beweißen nachhaltig, daß sie auch so richtig abrocken können. Natürlich sind auch auf "Bleed American" wieder eine Reihe dieser fantastisch leichten Songs wie z.B. "My Sundown" oder "Sweetness" zu finden, die mit ihrem melancholisch/spröden Charme sich diebisch in die Gehörgänge einschleichen. Die erste Single "The Middle" wartet wiederum mit einem sehr eingängig im typischen Powerrockpop-Gewand gehaltenen Sound auf, hat sicher Mainstreamcharakter - ist trotzdem einfach klasse gemacht. Bei einem der besten Titel eines überragenden Albums "Your House" kann man auch wieder einige WEEZER-Anleihen deutlich heraushören, was aber ebenfalls nur positiv zu werten ist. Die etwas verträumt klingenden Akustikgitarren mit dem schlichten Drumming verleihen der Melodie einfach das gewisse Etwas. Die schlichte Genialität und Leichtigkeit mit der Sänger Jim Adkins und seine Mannen auf "Bleed American" dermaßen souverän zu Werke gehen sollte endgültig der Start für eine steile Kariere sein. Damit da auch gar nichts schief geht, muß ich mit allem Nachdruck zum Kauf dieser CD raten - ihr verpasst sonst was.
Nachdem das nachfolgende Album zunächst nur Insider-Kultstatus genoß, natürlich auch deshalb, da die CD ausschließlich über den aufwendigen und teuren Importweg in Europa erhältlich war, entschloß sich die Plattenfirma dann nach über 15 Monaten doch noch dazu, auch der europäischen Kundschaft "Clarity", das wirklich ausergewöhnliche Zweitwerk von JIMMY EAT WORLD, nicht mehr länger vorzuenthalten. Diese amerikanische Band schafft es irgendwie eine geniale Mischung aus teilweise etwas melancholisch/spröden aber einfühlsamen Songs im Stile von TRAVIS z.B. "Table for Glasses" und dann wiederum mit so poppig eingängigen Tracks a la NEW RADICALS z.B. "Lucky Denver Mint." unterstützt durch viele Gitarren zu fabrizieren, die einen förmlich zwingt die CD immer wieder von vorne anzuhören. Die schlichte Genialität und Leichtigkeit in den einzelnen Tracks erinnert auch mitunter ein bisschen an WEEZER, allerdings schaffen es JIMMY EAT WORLD meistens etwas mehr als "nur" Zweieinhalb- bis Dreiminuten Songs zu machen, wobei auch die Gesamtdauer mit über einer Stunde Spielzeit, ohne jeglichen Füller, auch wesentlich üppiger ausfällt. Hier gibt’s wirklich viel Klasse (& Masse) für das sauer verdiente Geld. Die sprichwörtliche und so oft gerühmte Vielschichtigkeit kann sicher als eines der Hauptargumente dafür gelten, daß "Claritiy" ein absolutes Hammeralbum geworden ist. Die Jungs bieten einfach alles was gute Musik ausmacht und sprechen mit ihrem Sound sicher nicht nur eine ganz bestimmte (Genre-) Käuferschicht an. Von abgehmäßigen Rocktracks bis hin zu eingängigen Balladen es werden alle Stimmungsfacetten abgedeckt. Teilweise mit viel Pathos bzw. Dramatik ausgestattete Songs, aber trotzdem immer ehrlich und glaubhaft ohne das es zu sehr trieft. Da wechseln sich solch melodische Rocknummern wie u.a. "Your newaesthetic", die durchweg kraftvoll daher kommen ab mit Songs wie "Clarity", das wiederum einen sich langsam immer mehr steigernden Liedaufbau besitzt bis hin zu dem "Finale Grande" mit dem 16-minütigen "Goodbye Sky Harbor", wobei es hier auch etwas kürzer getan hätte, denn die Endlosschleife zum Schluß ist doch etwas nervig!) ". Der Sänger von JIMMY EAT WORLD, Jim Adkins, hat sicher keine so charismatische Stimme wie andere Barden aber die braucht er auch nicht unbedingt, denn die erstklassigen Lieder sind zwar teilweise recht "einfach" gestrickt aber wiederum auch nicht so, daß es nach dem dritten Durchlauf abgedroschen oder gar langweilig wirkt. Die vielen Ohrwürmer auf "Claritiy" behalten trotz aller Eingängigkeit und Melodie stets einen unverbrauchten bzw. aufregenden Charme. Liebhaber guter und zeitloser Rockmusik sei hiermit "Clairity" von JIMMY EAT WORLD nocheinmal wärmstens ans Herz gelegt - ausprobieren die CD läßt den Zuhörer nur schwer wieder los.
Momentan schießen junge Nachwuchsbands aus dem sogenannten Alternative Bereich auch wie frische Pilze aus dem Boden, wobei es hier aber (noch) nicht ganz so schlimm ist, wie im Power-Metal-Sektor, denn dort klingen 80 % der Combos (vor allem aus Italien) irgendwie wie eine (schlechte) Kopie von Helloween vor 15 Jahren. Doch zurück zum eigentlichen Thema - AMERICAN HIFI nennt sich dieser mir vorher relativ unbekannte Vierer aus den Staaten und das gleichnamige Debütalbum "American Hifi" wurde von keinem Geringeren als Multitalent BOB ROCK produziert. Nun nicht etwa, daß man dies jetzt auf der CD unbedingt heraushören könnte aber das richtige Gespür für Klasse Songs und griffige Riffs hat Meister ROCK auch diesmal an den Reglern nicht getrübt, denn die Produktion ist aller erste Sahne (z.B. bei "HiFi Killer"). Abwechslungsreiche Songs irgendwo ganz grob zwischen BLINK "4711" (vielleicht nicht ganz so punkig), 3 DOORS DOWN (teilweise auch ein paar Grungeschnörkler u.a. bei "My only Enemy" aber mehr schnellere Tracks) und CREED (nicht ganz so selbstbeweihräuchernd bzw. triefig bei den langsamen Sachen) beschreiben das Klangspektrum von AMERICAN HIFI am ehesten. Sie schaffen es dabei, trotz meist schon nach dem ersten Hörgang vermeintlich schnell eingängigen Liedern, nicht zu musikalischem Fastfood zu verkommen. Sicher komplexe Songstrukturen, oppulente Solos oder verspielte Details sucht man hier (meistens) vergebens, die Jungs kommen halt einfach auf den Punkt und das machen sie perfekt - es gibt dem Ganzen eine gewisse naive Frische. Hit-Singles gäbe dieses Album eigentlich auch zu Genüge her, denn Knallersongs wie "Surround" oder "A bigger Mood" sind genauso darauf vertreten wie schöne (Akustik-) Balladen z.B. "Safe on the Outside" oder "Another perfect Day", bei denen AMERICAN HIFI beweisen, daß sie auch die leisen Töne durchaus beherrschen und das ohne eine Hauch von Aufgesetztheit - klingt einfach ehrlich. "American Hifi" ist wirklich ein sehr gutes, zugegeben mainstreamiges (na und?!), Rockalbum mit tollen Riffs, knackigem Schlagzeug und guten Hooks geworden und dies reicht mir bei diesen Qualitäten auch schon aus um es ruhigen Gewissens weiter zu empfehlen.