Nein, keine neue DOZER! Es ist Recycling. Aber besser als so vieles andere im Stoner-Land. Denn diese EP kam quasi bereits 2004/05 zustande, als die Band in den Rockhouse Studios zu Borlänge, Schweden diese sechs Songs als Pre-Production-Demos für das vierte DOZER-Album „Through The Eyes Of Heathens“ nutzten. Nun kommen sie also erstmals raus – natürlich auf Vinyl und als CD-Digipak. Dazu gesellt sich der „Special Bonus Track“, eine Cover-Version des SUNRIDE-Klassikers „Vinegar Fly“, bisher ebenfalls unveröffentlicht. Und so ist „Vultures“ mal wieder ein Kleinod des Stoner-Metals. Oder besser ein Bulldozer. In einem Genre, das Bands irgendwie und natürlich begrenzt, sind DOZER ein Unikum. Sie haben so viel Dampf wie eine Death Metal-Band, können aber dabei ein Rosa-Shirt anziehen und müssen auch nicht unbedingt eine durchziehen. Will sagen: Obwohl die Band metertief im Stoner-Kiffer-Rock verwurzelt ist, kann sie so viel mehr. Unter anderem Hits schreiben. Wie den hymnenhaften Opener „The Blood Is Cold“ oder „The Impostor“. Während andere Stoner-Bands nach ein oder fünf Tüten ein Konzert spielen, und ihre Fans danach alle Gummibärchen mampfen und mächtig lachen, tanzen Besucher eines DOZER-Konzerts wie die Wilden und wundern sich anschließend fröhlich grinsend, dass kein Stein mehr auf dem anderen ruht. So ähnlich wirkt auch diese EP. Kolossal.
Surreal und erschreckend realistisch – das trifft auf das Cover mit dem Gemälde von Max Ernst, „Europa Nach Dem Regen II“, genauso zu wie auf die Musik der Italiener BEESUS. Denn Ernst sah das Unheil des zweiten Weltkriegs bei aller Schönheit seiner Malerei auf diesem Bild voraus – und auch „3eesus“ klingt verwirrend, einerseits berauscht, andererseits hysterisch. Naja, Genie und Wahnsinn liegen stets dicht beieinander und auch BEESUS, bekennende Kiffer (Kleiner Tipp: www.facebook.com/beesusindope), scheinen ihr Bewusstsein fantastisch und visionär zu erweitern. Herausgekommen ist ein verträgliche Doom-, Stoner- und Grunge-Mixtur, die in bester Travolta-Tarantino-I-Want-To-Dance-Manier zum Tanz auffordert – um dann mit hysterischem Vocals-Geschrei kurze Zeit später den totalen Wahnsinn zu verbreiten. Macht einfach mal den fast siebenminütigen Ausflug nach „Gondwana“ mit! Oder „Suffering Bastard“, das etwas Varieté in sich trägt, und das auch Nina Hagen nicht abgedrehter gesungen hätte. Manchmal klingen BEESUS sehr konventionell, der Hörer sieht sie förmlich da rumhippien – mit Schlaghosen und voll komischen Frisuren, wie beim Opener „Reproach“ zum Beispiel. Aber sie überraschen immer wieder mit kleinen Verrücktheiten, Sound und Atmosphäre packen auch Nicht-Bekiffte. Dennoch mag man BEESUS glauben, dass sie die zweite Nummer nur allzu wörtlich nehmen: „Sand For Lunch“ – statt der klischeehaft erwarteten Gummibärchen mit ´ner Tafel Schokolade. Lässiges, verqueres Album, nicht ganz so energetisch wie THE VINTAGE CARAVAN, aber irgendwie gut. Fast ein bisschen doorig. Wenn man das überhaupt sagen darf.
Für die Fans der Stoner-Rocker NEBULA war schon 2018 ein gutes Jahr. Mit „Let It Burn“, „To The Center“ und „Dos EPs“ sind gleich drei Reissus erschienen. Und 2019 geht es gleich so weiter: Eben wurde „Charged“ neu veröffentlicht, und als Zugabe gibt es jetzt auch noch die „Demos & Outtakes 98-02“. Einige Stücke sind in anderen Versionen bereits auf Alben enthalten, bei der Hälfte handelt es sich aber um bislang unveröffentlichtes Material. Ein Highlight ist dabei „Whale Finger“, der erste Song von Mastermind Eddie Glass überhaupt, der bislang nur als B-Seite einer Single seiner früheren Band OLIVELAWN zu haben war.
Die Songs selbst können mit dem bekannten NEBULA-Material durchaus mithalten, lediglich beim Klang muss man natürlich einige Abstriche machen – wie das bei Demos eben so ist. Auch wenn daher der gewohnte Druck etwas fehlt, kommt der typische NEBULA-Sound trotzdem ziemlich gut rüber. Einige Stücke in der zweiten Hälfte klingen dann allerdings doch etwas arg nach Proberaum und wären vielleicht besser im Archiv geblieben. Besonders übel kommt das abschließende Live-Cover von BLACK FLAGs „Nervous Breakdown“ daher, das kaum zu ertragen ist.
Unterm Strich wird einem hier eine ordentliche Zusammenstellung geboten, die streckenweise durchaus Spaß macht, am Ende aber vor allem die Komplettisten unter den Fans ansprechen wird.
Die schwedischen SPIRITUAL BEGGARS sind längst mehr als das rockige Auslassventil so mancher bedeutender Metal-Musiker (wie zum Beispiel Michael Amott (ARCH ENEMY), Ludwig Witt (GRAND MAGNUS) und Sharlee D’Angelo (ARCH ENEMY, MERCYFUL FATE)). Denn anders als diverse „Supergroups“ konnten SPIRITUAL BEGGARS mit nun mehr als acht Alben und ziemlich vielen Auftritten als Band vollkommen zu Recht eine große Fanbase erspielen. Die Schweden machen einiges anders als so manche Patchwork-Bands, haben ihren eigenen Sound und glänzen durch gute Musik und nicht (nur) bekannte Namen.
Das brandneue „Sunrise To Sundown“ soll da keine Ausnahme machen und begeistert neben dem wohl so ziemlich geilsten Artwork der gesamten Band-Diskographie mit elf Songs die den Hörer auf hardrockigen, bluesigen, doomigen und gewohnt steinigen Wegen ohne große Umschweife in die Siebziger tragen. Tatsächlich hört man, das hier Profis am Werk waren: Die stampfenden Drums, das Vintage-Keyboard, der tiefe Bass, die mal rockigen und mal leicht bekifften Gitarrenläufe, Amott-Soli und die unfassbar genialen Volcals von Apollo Papathanasio passen perfekt zusammen und kommen in der (für das Genre) doch ungewohnt fetten Produktion sehr gut zur Geltung. Dabei schaffen es SPIRITUAL BAGGERS sich ausgesprochen vielseitig zu präsentieren: Neben klassischen Stoner-Rockern mit Siebziger-Flair (wie zum Beispiel beim vorab veröffentlichten „Diamond Under Pressure“) gibt es saftige Rock-Songs mit dezenter Pseudo-Orgel-Arbeit („Hard Road“), einen ordendlichen Psychedelic-Einschlag wie mit „I Turn To Stone“ oder ausgeprägte Wüstenriffs und reichlich Fuzz wie in „Loneley Freedom“. Songs wie der der eröffnende Titelsong, das enorm treibende „What Doesn’t Kill You“ mit seiner tollen Message, oder das fast ungewohnt hardrockige „Dark Light Child“ bleiben mit sehr eingängigen Refrains und gewohnt guter Gitarrenarbeit sehr gut im Ohr.
Insgesamt fällt im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen der Band auf, dass bei „Sunrise To Sundown“ der Hard Rock-Anteil dieses Mal größer ist. Ich finde das aber überhaupt nicht schlimm. Wer also ein sehr abwechslungsreiches Album zwischen 70’er Rock, Stoner und Moderne sucht wird hier fündig.
„Vintage“ Stoner Blues-Zeug boomt zurzeit. Wen überrascht es da, dass PSYCHEDELIC WITCHCRAFT gerade einmal ein halbes Jahr nach („Black Magic Man“ (2015)) ihre neuste Vision okkulten Stoner Rocks (und zwar via Soulseller Records!) in die Läden bringen?
Mit „The Vision“ machen die Jungs und das Mädel im Grunde genau da weiter, wo sie vor sechs Monaten aufgehört haben: Doom, Stoner und eine gehörige Portion Blues gibt es hier. Virginia Monti macht ihre Sache ziemlich gut und weiß zu überzeugen. Denn eins ist klar, bei PSYCHEDELIC WITCHCRAFT ist der Name Programm. „The Vision“ fesselt von der ersten Minute an und lässt wirklich oft aufhorchen. Hier gibt es schöne, staubige Riffs die eine psychedelische Wirkung entfalten und einen nicht selten in die 70’er entführen. Dabei machen die Italiener gar nicht so viel anders wie vielleicht bekanntere Genrevertreter, treffen aber dennoch sehr oft ins Schwarze. „The Vision“ zeigt PAYCHEDELIC WITCHCRAFT auf einem ganz neuen Level.
Fans von Bands wie BLOOD CEREMONY, HIGH FIGHTER und COVEN kommen hier voll und ganz auf ihr Kosten.
Anspieltipps: "A Creature", "The Night" (!) und "Different".
„7“ ist das siebte Album der Stoner-Rocker aus Norwegen. Was hat sich hier getan? Seit „Hatred, Love & Diagrams“ (2012) nicht sonderlich viel und das ist in diesem Fall sogar ziemlich gut. EL CACO präsentieren erneut ein saftiges Hard Rock-Album mit Wüsten-Flair, das Abwechslung bietet und für jeden Fan „moderner“ Stoner-Rock-Klänge etwas dabei hat.
EL CACO warten mit fetten Riffs, ordentlich Bass, eingängigen Refrains und variablem Gesang auf. Die Songs übersteigen selten die Vier-Minuten-Marke und kommen schnell auf den Punkt. Dabei gibt sich das Trio völlig zwanglos, was den Songs auf „7“ jeweils eine sehr unterschiedliche Färbung gibt. Stoner Rock in ganz unterschiedlichen Facetten so zu sagen. Dabei kann das Material mal sehr nach Rock’N’Roll klingen („Curios“), aber auch problemlos eine leichte Grunge-Note erhalten („Ambivalent“). Andere Songs erweisen sich dann wieder als lupenreiner Wüsten-Rock („The Silver Light“, „Those Possessed“). An dieser Stelle darf natürlich auch ein spacig-staubiges Instrumental nicht fehlen – wie es mit „In Space All Huge Beats Just See“ geboten wird. Bei Songs wie „Sickness“ und vor allem „Reach Out“ wagen sich EL CACO auch in härtere Metal-Gefilde vor und arbeiten sogar mit Growls. „In Limbo“ hingegen dürfte TOOL-Fan-Herzen höher schlagen lassen.
So haben wir hier unterm Strich ein hervorragendes, abwechslungsreiches (Stoner-)Rock-Album, wie man es von EL CACO gewöhnt ist. Selbst nach achtzehn (!) Jahren Bandgeschichte präsentieren sich EL CACO immer noch ideenreich und voller Energie. Weiter so!
BLACK VULPINE sind eine der vielversprechendsten Stoner-Bands Deutschlands, das hat das Quartett in den letzten Jahren mit der Drei-Track-Demo 2013 und vielen Live-Shows bewiesen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an das per Crowdfunding ermöglichte Debütalbum "Hidden Places". Die ersten Durchläufe des mit einem sehr schicken Covers versehenen Albums bringen die Stärken der Band voll zur Geltung, allen voran der Gesang, der irgendwo zwischen Occult Rock und KYLESA angesiedelt ist, und die dichte Atmosphäre. BLACK VULPINE legen Wert auf Wüstenriffs - denken wir an die guten Stoner-Bands Marke KYUSS - und eine Betonung ihrer Sängerin. Das funktioniert insgesamt gut, gerade wenn es etwas dreckiger zu Werke geht ("Ava Kadavra") oder die Wüsten-Schlagseite voll zur Geltung kommt ("Mother Of Pearl"). Durch beinahe alle Songs zieht sich zudem ein leichter okkulter, psychedlischer Einschlag, der für den Aufbau der dichten Atmosphäre wichtig ist und BLACK VULPINE von puren Stoner-Bands absetzt. Zwar sind nicht alle Songs totale Kracher - dazu wiederholen sich einige Riffs und Songstrukturen zu oft -, aber ingesamt macht der Dortmunder Haufen auf "Hidden Places" eine gute Figur.
Für ein Debütalbum ist "Hidden Places" mehr als gelungen. BLACK VULPINE können eine starken Eindruck hinterlassen und dürften neben Stoner-Fans auch Anhänger von BARONESS, KYLESA und Alternative Rock ansprechen. Fans okkulten Rocks können hier ebenfalls ein Ohr riskieren. BLACK VULPINE können die Erwartungen erfüllen, auch wenn beim Nachfolgealbum noch Luft nach oben ist.
GODSIZED sind seit 2009 aktiv und die mir vorliegende Scheibe "Heavy Lies The Crown" ist ihre zweite. Die Engländer bieten eine Melange aus ALICE IN CHAINS, DOWN und ALTER BRIDGE angedickt mit einer Prise Classik Rock. Glen Korners Stimme hat nicht die Klasse von Myles Kennedy, aber in manchen Momenten dessen Klangfarbe.
Der rohe, trockene Stoner Rock-Sound der Scheibe brutzelt den energiegeladenen Rocksongs eine extra krosse Kruste. GODSIZED haben was verschwitzt Ehrliches an sich, die Gitarren beißen zu und generell gefällt mir die Aufmachung der Band.
Was auf Dauer ein wenig fehlt, ist das musikalische Profil, der Wiedererkennungswert. Aber wenn sie das auf den kommenden Alben ausarbeiten, kann ich mir durchaus vorstellen, noch eine Menge Spaß mit den bärtigen Gesellen zu haben.
PYRIOR haben 2008 als Jamsession dreier Musiker angefangen, 2009 eine EP veröffentlicht und sind dann 2010 mit ihrem Debut „Oceanous Procellarum“ bei mir gelandet. Damals haben sie schon ziemlich überzeugt; dementsprechend erwartungsvoll freute ich mich über „Onestone“, das zweite Album der Truppe.
„Onestone“ kommt mit 8 Songs daher, welche allesamt wieder diesen charmanten Spagat zwischen Stoner Rock und Psychedelic Rock schaffen den schon „Oceanous Procellarum“ so gut gemacht hat - wenngleich der drückend-kratzige Stoner Sound dann doch überwiegt. Im Allgemeinen wechselt die Band zwischen coolen Jam-Session-Sounds („Sphere“), sehr entspanntem Psychedelic-Rock für den Sitzsack („Arakis“), düsterem Psychedelic-Rock für die OPETH-Einlage zwischendurch („Dark Side Of Neptune“) und vollwertigem Live-Material („Onestone“, übrigens mit Vocals!) – an Abwechslung dürfte es nicht mangeln.
Generell kann ich eigentlich inhaltlich nur wiederholen, was ich vor ein paar Jahren schon gesagt habe: Der Stoner-Psychedelic-Mix der Truppe ist einfach ziemlich genial. Dementsprechend kann ich es euch nur ans Herz legen, hier mal reinzuhören und die Jungs zu unterstützen!
Das Album gibt es als LP, CD und Download auf der Website der Band.
Brant Bjork dürfte den meisten vor allem als Schlagzeuger und Gründungsmitglied der legendären KYUSS bekannt sein, ebenso als Mitglied von KYUSS LIVES! und VISTA CHINO, beides an der Seite von Ex-KYUSS-Kollege John Garcia, sowie auch als zwischenzeitlicher Drummer von FU MANCHU. Bereits seit 1999 veröffentlicht der Multiinstrumentalist aber auch regelmäßig Solo-Alben, die sich stilistisch auch mal in anderen Genres bewegen, wie Jazz, Dub oder Singer-Songwriter.
Bjorks neuestes Werk „Black Power Flower“, das unter dem Namen BRANT BJORK AND THE LOW DESERT PUNK BAND erscheint, ist aber wieder reinster Stoner Rock. Die Gitarren sägen tief, die Drums wummern und scheppern, und zusammen mit dem oberdreckigen Bass groovt alles unwiderstehlich nach vorne. Besonders Songs wie der Opener „Controllers Destroyed“ oder „Boogie Woogie On Your Brain“ erinnern deutlich an alte KYUSS-Tage, an anderen Stellen sind auch Blues-Einflüsse hörbar, wie im schleppenden „Buddha Time (Everything Fine)“ oder im – der Name verrät es bereits – sich langsam steigernden „Hustler's Blues“. „Ain't No Runnin'“ und „That's A Fact“ atmen dann sogar etwas Funk-Rock-Feeling, wohingegen das abschließende Instrumental „Where You From Man“ einen psychedelisch-hypnotischen letzten Höhepunkt darstellt.
Brant Bjork führt mit diesem Album vor, wie vielseitig Stoner Rock sein kann, ohne dass etwas von seiner drückenden, düsteren Intensität verloren geht. Die letzte Veröffentlichung von Kollege Garcia schlägt er um Längen (die QUEENS OF THE STONE AGE stehen natürlich auf einem ganz anderen Blatt), und überhaupt handelt es sich bei „Black Power Flower“ vermutlich um eines der stärksten Stoner Rock-Alben seit „Welcome To Sky Valley“. Zumindest hat mich seitdem keine Veröffentlichung aus diesem Genre so schnell gepackt und so mühelos komplett überzeugt.