Heya, erinnert Ihr Euch noch an die mexikanischen TITO & TARANTULA, die vor gut zehn Jahren George Clooney und Quentin Tarantino im „Titty Twister“ beschallten und mit „After Dark“ sogar einen lupenreinen Hit landen konnten?! THE DEVIL´S BLOOD aus Holland hauen in die gleiche musikalische Kerbe (mit fast identischem Gitarrensound, besonders im Stück „A Waxing Moon Over Babylon“) und sind mindestens genauso bissig, obwohl sie keinen dicken Sombreroständer am Mikro haben, sondern eine Frau namens… ja, erwischt! Die Namen der Bandmitglieder werden originellerweise mit „F. The Mouth Of Satan“, „S.L.“, „W.P.“, „J.B.“, „B.“ und „T.“ angegeben, und auch die Bezeichnung des Stils als „Occult Rock“ ist ebenso aussagekräftig. Aber letztlich ist das alles Hupe, denn qualitativ ist der staubige, rotzige und kratzig produzierte Krautrock sehr gelungen, und die beiden Stücke dieser 7“-Vinyl-Scheibe wissen wirklich zu gefallen. Wer Stonermucke auch gerne mal einen Tick düsterer mag, sollte hier unbedingt reinhören. Auf ein komplettes Album der Band darf man also gespannt sein!
Wenn es ein wild zusammen gewürfelter Haufen aus Mitgliedern von GORGOROTH, MANNGARD und AUDREY HORNE schafft, ein Stoner Rock-Album aufzunehmen und den alten Ozzy einmal mehr zum Ober-Schiffschaukelbremser zu degradieren, dann verlangt das selbst den härtesten Supportern des „Madman“ Respekt ab. So geschah es vor zwei Jahren mit „I“, und so geschieht es 2008 mit „II“. An den bewährten Zutaten hat sich indes nichts geändert; Olav, Thomas und King denken hier immer noch nicht im Traum daran, mit schwarz-weißem Schminktöpfchen dem Doppelt-Gehörnten zu huldigen, sondern ziehen eine gepflegte Monstertüte dem umgedrehten Kruzifix vor. Kollege Heitmann sprach im Review zum Erstling auch KYUSS und MONSTER MAGNET an, die auch heute noch ihre Spuren im Sound von SAHG hinterlassen. Und auch die Qualität des Materials befindet sich immer noch auf sehr hohem Niveau, was Songs wie der sehr melodische Opener „Ascent To Decadence“, das psychedelische „Escape The Crimson Sun“ oder das hymnische „Wicked Temptress“ ausnahmslos unter Beweis stellen. Hätten die Jungs jetzt noch den einen oder anderen echten Oberhammer im Gepäck, dürften sie sich glatt über den „Tipp“ freuen, aber auch so ist „II“ ein Album geworden, das über seine ganze Länge überzeugt und ein weiteres Mal eine der interessantesten Band-Konstellationen Norwegens präsentiert. Weiter so, Jungs!
Ob Ozzy, Tommy und Co. eine Ahnung hatte, was für eine Welle sie lostreten werden? Immer wieder finden sich Musiker zusammen, um von BLACK SABBATH inspirierte Rocksongs zu schreiben, auch anno 2007 gab es in der Ecke einige Newcomer zu verzeichnen. "Telemission" ist der Beitrag von THE DURANGO RIOT, die mit den elf Tracks durchaus überzeugen können. Neben den genannten Urvätern des Genres müssen MONSTER MAGNET, KYUSS und FU MANCHU als Vergleich herhalten, angereichert um knackige Riffs ("We’ve Planted"). Daneben haben sich die Mucker bei einigen Songs Saxophon und Mundharmonika umgeschnallt, was ihrem Sound würzt und von ähnlich gelagerten Bands abhebt. Gute Songs, die Arsch treten und knackig rocken, sind die Hauptsache bei so einer Platte - die gibt es auf "Telemission" zuhauf. Zwar noch nicht so legendär wie KYUSS-Sachen, aber auf dem richtigen Weg und deutlich besser als so mancher Konkurrent. Die Produktion passt zudem wie Arsch auf Eimer; alles in Butter also. "Telemission" bringt den Sommer in die Bude!
Ganze elf Jahre haben sich die Chicagoer Doom/Stoner-Götter TROUBLE für ihr neues Werk Zeit gelassen, nachdem die Band seit Ende der 90er von der Bildfläche verschwunden war. Seit dem famosen "Plastic Green Head"-Werk aus dem Jahr 1996 erschien zumindest im letzten Jahr eine DVD, die einen Gig aus Stockholm enthält und die Band nach so langer Zeit erstaunlich spielstark präsentiert. Und so geht es auch auf "Simple Mind Condition" weiter, auf dem die Band Stoner Rock in höchster Qualität zelebriert, nur leider wird fast durchgehend gestoned und nur sehr wenig gedoomed. Eric Wagner ist für viele Fans der ausdrucksstärkste Sänger des gesamten Genres, aber auf dem neuen Werk bleibt sein weinerlicher, hoher, emotionsgeladener Gesang fast völlig außen vor, stattdessen bewegt er sich in mittleren, verrauchten Regionen. Ebenfalls präsent, wenn auch nicht ganz so intensiv wie in der Vergangenheit, sind die hochklassigen Gitarrenduelle der Herren Franklin und Wartell, die ja seinerzeit als einer der maßgeblichen Einflüsse bei METALLICA eingingen. Lediglich das überragende und leider viel zu kurze "Ride The Sky" lässt Erinnerungen an früher aufleben, aber auch Songs wie "Mindbender", "Pictures Of Life" oder das geile, kultige "Arthur Brown´s Whiskey Bar" überzeugen allesamt durch tolle Melodien, satten Groove und durchdachtes Songwriting. TROUBLE gehören also noch lange nicht zum alten Eisen, und ihre Reunion geht im Gegensatz zu vielen anderen keineswegs als überflüssig durch, doch den ganz großen Zauber der Anfangstage können auch sie nicht zurückholen. Trotzdem eine saustarke Scheibe!
Manche Musiker werden auf ewig untrennbar mit einer Band verbunden bleiben, egal wie sehr sich mit späteren Werken von ihren Wurzeln entfernen. Ersteres gilt für John Garcia, der Stimme von KYUSS. Letzteres eher nicht, seine neue Combo HERMANO tritt in die Wüstenrockfußstapfen (genau wie vorher UNIDA), auch wenn sich auf dem neuen Album "… Into The Exam Room" eine breite Palette von Einflüssen offenbart und der brachial-bassige Stoner-Sound etwas zurückgenommen wurde. Das Ergebnis ist also nicht mehr Wüstenrock in Reinkultur, MONSTER MAGNET meets KYUSS trifft es eher. Aber solange Meister Garcias Stimme erklingt und die Songs Arschtreten ist das doch alles auch egal, oder? Jo, ist es. Der Mann hat ein unverwechselbares Organ, mit dem er ein sehr weites Spektrum abdeckt und das er effektiv einzusetzen versteht. Seine Sidekicks unterstützen ihn mit abwechselnd druckvollen und entspannten Parts, wummern anständig und geben ihm Platz zur Entfaltung ("Out Of Key, But In The Mood") - kurzum, sie machen alles richtig. Und "… Into The Exam Room" zu einer wunderbaren Platte. Examen bestanden, sozusagen. Glückwunsch!
Als Tour-Begleitung von MANNHAI konnten TRUCKFIGHTERS durchaus überzeugen, was die Erwartungen an den neuen Longplayer in die Höhe trieb. Die Wikinger haben auf "Phi" durchaus einige gelungene Songs zu bieten und scheren sich gleichzeitig dank vieler psychedelisch-rockenden Passagen wenig um die Goldenen Regeln des Songschreibens ("Chameleon"). Das kann funktionieren, migthy KYUSS sind der beste Beweis dafür, aber in diesem Falle haut es nicht ganz hin, zu langatmig und unspektakulär sind diese Passagen meist ausgefallen. Richtig gut werden TRUCKFIGHTERS, wenn sie sich auf ruhige Momente besinnen und nicht krampfhaft auf verkiffte Mucker machen wollen. Gewollt, aber nicht gekonnt, bleibt als Erkenntnis nach dem Genuss von "Phi". Schade eigentlich.
Nach der gelungenen "Parasite"-EP haben MUSTASCH sich gleich an die Arbeiten zum neuen Album gemacht. Herausgekommen ist eine sehr abwechslungsreiche Stoner Rock-Scheibe, die tief im Rocksound der 70er wurzelt und mit einem erdigen, fetten Sound ausgestattet wurde. Dabei wird von langsamen Groove-Nummern ("I Wanna Be Loved") über knackige Rocksongs ("In The Night") bis zu bombastischen Songs, die ein wenig an AUDIOSLAVE erinnern ("Forever Begins Today") ein breites Spektrum abgedeckt, bei dem sich besonders Sänger Ralf sehr wandlungsfähig zeigt und immer überzeugen kann. Zusammen mit den druckvollen Gitarren setzt er die Akzente im Sound der Schweden und macht "Latest Version Of The Truth" zu einer guten Rockscheibe, die sowohl Stoner-Fans als auch Anhänger von AUDIOSLAVE oder THE CULT gefallen wird. (lh)
WAXY nenen den gleichen Landstrich ihre Heimat, der KYUSS und Konsorten hervorgebracht hat - da liegt der Verdacht nahe, dass die Herren auf dieser EP auch musikalisch in die gleiche Kerbe hauen. Die ersten drei Tracks bestätigen die Vermutung und rocken fröhlich-flott vor sich hin, getragen vom sehr angenehmen Gesang und oft an QOTSA erinnernd. Im Prinzip sind die drei Songs ein großer, so wie das KYUSS schon mal gemacht haben. Warum die Splittung auf drei Teile ist mir schleierhaft. Track Nummer vier ist eine entspannte (aber nicht verkiffte) Ballade, in der besonders der Gesang voll zur Geltung kommt. Das abschließende "Paper Mache Love" ist dann so, wie man sich eine Dessert Session vorstellt: abgefahren, voller Ideen und defnitiv von Freunden Maria Juanas eingespielt. WAXY zeigen sich hierbei so experimentierfreudig und abgedreht, wie sie die ganze Zeit über hätten sein soll, damit die EP ein richtig großer Knaller wird. Waren sie aber nicht, so dass die Scheibe unter "ganz nett" einsortiert wird.
Stoner Rock aus Norwegen? Das klingt noch immer merkwürdig, auch wenn "The Search" ein verdammt gutes Album war, mit dem EL CACO bewiesen haben, dass sie in der gleichen Liga wie die ganzen Wüstenbands rocken können. "From Dirt" soll das ebenso können, scheitert aber an diesem Anspruch, auch wenn Mr. Osa Gesang immer noch unverwechselbar ist und wie Arsch auf Eimer zum Rocksound des Trios passt. Nur: die elf Songs bleiben einfach nicht im Ohr hängen und verfehlen die mit "The Search" hoch gehängte Latte bei weitem. Besonders nervtötend ist das langsame "Honey Tree", das aber bekifft wunderbar zum Einschlafen verhilft. Die schnelleren Nummern scheinen alle nach dem gleichen Schema geschrieben worden zu sein, wodurch sie sehr gleichförmig klingen und die Platte so durchrauschen lassen, ohne dass auch nur eine der Nummern ein Aha-Erlebnis auslöst oder es auf den ipod oder das Mixtape schafft. Nee, das ist nix. Außer Mittelmaß.
DUSTER 69 sind eine der veröffentlichungsfreudigsten deutschen Bands, die ich kenne - seit 1999 haben die Typen jedes Jahr Splits, EPs und Alben veröffentlicht, von Samplerbeiträgen ganz zu schweigen. "Angel King" ist ihr viertes Album, auf dem sie sich weniger KYUSS-beeinflusst als noch auf "Ride The Silver Horses" zeigen. Stattdessen ist der Sound etwas massenkompatibler geworden und nicht mehr so basslastig ("Nighttrain"), was allerdings auch der generell höhenlastigeren Produktion geschuldet sein kann. Leider haben DUSTER 69 bei aller Liebe zum straighten Rocken es nicht geschafft, richtig fesselnde Songs zu schreiben, die im Ohr des Hörers bleiben. Also kein "Green Machine" hier. Um Abwechslung bemühen sich die Jungs schon, wie das schleppende "Disappear" zeigt, aber so recht will "Angel King" nicht zünden.