ALABAMA THUNDERPUSSY haben sich für ihren neuen Longplayer ordentlich Zeit gelassen, allerdings mussten sie auch den neuen Mann am Mikro in die Band integrieren. Kyle Thomas (EXHORDER, FLOODGATE) war die Mühe aber wert, was der Kerl auf "Open Fire" abliefert, ist eine verdammt reife Leistung, durch die der Sound härter, dreckiger und metallischer wird. Natürlich ist den Südstaatlern ein eingängiges Riff wichtiger als alles andere ? und die bekommt der Hörer auf "Open Fire" am laufenden Meter. Die Scheibe ist eine erdige Rockscheibe, die irgendwo zwischen Metal und Stoner Rock zu finden ist und sich für Parties bestens eignet. "Valor" rockt ohne Ende und kann mit MAIDEN-lastigen Gitarren punkten, während der nachfolgende Titelsong ein zusammengestückelter Haufen Krach ist, der sich so gar nicht im Ohr festsetzen will. Der bleibt aber nicht der einzige schwache Song, auch das biedere "Brave The Rain" und das in eine ähnliche Kerbe schlagende "Words Of The Dying Men" sind bestenfalls Durchschnitt. Die guten Songs, neben den oben erwähnten noch "The Beggar" und die Hymne "A Dreamers Fortune", reißen aber viel raus und lassen die Scheibe zu einem guten Gesamtergebnis kommen. Alte Fans sollten aber vorher in die Songs hören, um sich mit Kyles Gesang vertraut zu machen.
Drei Jahre haben sich Scott Hill und seine Mannen für den Nachfolger von "Start The Machine" Zeit gelassen. Das ist seit "California Crossing"-Zeiten schon fast der normale Rhythmus von FU MANCHU und wieder einmal Garant für ausgefeilte Rocksongs, die sich direkt ins Hirn bohren. "We Must Obey" als Opener führt das in Perfektion vor, den Song bekommt man nicht mehr aus dem Kopf, nachdem man ihn einmal aufgesogen hat. Dazu kommt die unnachahmliche Coolness, das Versprechen von Hitze, alten fetten Cabrios und kaltem Bier. "Knew It All Along" schlägt in die gleiche Kerbe und macht diese noch tiefer, bevor "Let Me Out" einen halben Gang zurückschaltet, aber trotzdem noch den gleichen Groove und Ohrwurmfaktor hat. FU MANCHU wissen einfach, wie sie druckvolle, dreckige und groovende Rocknummern zu schreiben haben und werden mit "We Must Obey" keinen Fan enttäuschen. Das ist allerfeinster Wüstenrock, mit dem sich die Combo als die zur Zeit beste KYUSS-Nachfolgeband präsentiert. Obey ´em!
Nachdem ihr letztes Album "Powerhouse" nicht so einschlug wie erwartet, trennten sich die Wege von MUSTASCH und EMI. Mittlerweile ist der Schwedenhaufen bei Regain Records gelandet und hat da zum Einstand eine anständig lange EP mitgebracht, auf der sich fünf neue Songs, eine Live-Version von "The Dagger" und ein Video zu "Parasite" finden. Reichlich Stoff also - und Stoff, der zu gefallen weiß! MUSTASCH gehen in den fünf Songs einen Schritt zurück und sind wieder metallischer geworden, was dem Sound hörbar gut tut. So bekommt der Stoner Rock der Combo mehr Druck als zuletzt, was in ordentlichen Gitarrenattacken resultiert, die "Parasite" vorantreiben und mit fast schon MONSTER MAGNET-mäßiger Lässigkeit gespielt werden. Highlight ist "Do Or Die", das sich als echter Ohrwurm entpuppt, den EL CACO, DOZER oder eben MONSTER MAGNET kaum besser hinbekommen könnten. Mit dieser Platte sind MUSTASCH auf dem richtigen Weg und haben Regain ein verdammt geiles Einstandsgeschenk gemacht!
Aus dem kleinen Örtchen Luckenwalde (im Info als "Kaff am Arsch der Hauptstadt" tituliert) kommen fünf Jungs, die als MANDALA bereits seit einigen Jahren ihrer Liebe für erdigen Stoner Rock frönen. Entweder haben die fünf Typen eine lebhafte Phantasie oder Luckenwalde ist öde, dass es mit der Wüste Arizonas verwechselt werden, die man gemeinhin mit Stoner Rock assoziiert. Denn was MANDALA auf "14943" vom Stapel lassen, ist allerfeinster Stoff in der Tradition von KYUSS, FU MANCHU und den Nachbarn POTHEAD. Purer Rock, basslastig, eingängig und groovend, unterlegt mit einer rauchigen Stimme, die den Großen des Genres in nichts nachsteht. Das Dutzend Songs auf dem Silberling macht Laune und läßt einen auch beim Autofahren im Winter die Seitenscheibe runterkurblen und cruisen. Für knapp fünfzig Minuten kommt der Sommer in die heimische Stube und vertreibt graue Wintertage. So schön, dass man wieder und wieder auf Repeat drückt und sich von MANDALA mitreißen läßt. Rock on!
THE DEEN ist eine junge Stoner Rock-Band, in der sich mit SECRET DISCOVERY-Drummer Lars kein gänzlich Unbekannter tummelt, dazu kommt noch ein Mucker, der schon mit den CRASH TEST DUMMIES gearbeitet hat. Erfahrung ist also schon vorhanden, was sich auch im Songwriting zeigt: die sieben Songs sind abwechslungsreiche, eingängige (fast schon poppig) Stoner Rock-Nummern, die an alte FU MANCHU oder QOTSA erinnern. Tief gestimmte, rockende Gitarren ("For My Wasted Years"), ein fett wummernder Bass und am Mikro eine gefühlvolle Stimme, die auch vor Alternative-Ausflügen nicht zurückschreckt. Zwischen entspannten Parts und emotionalen Ausbrüchen pendelnd, vergehen die sieben Songs wie im Flug und man ertappt sich dabei, immer wieder Repeat zu drücken, um noch einmal in Erinnerungen an Sommer, Sonne, Wüste und Cabrios zu schwelgen oder wenigstens ordentlich mitzurocken. Sehr feine Scheibe, mit der THE DEEN hoffentlich für Aufsehen sorgen werden.
Gleich zwei schwedische "heavy grooving" Bands, wie es uns das Plattenlabel Fuzzorama Records verkündet, man könnte auch übergreifend sagen, erdiger stark aus 70er Jahren geprägter Stonerrock mit leichten psychedelischem Einschlag - dies wird dem Hörer von ASTEROID und BLOWBACK hier auf einr sogenannten Split-CD angeboten. Beide Bands sind zunächstmal von ihrer Grundausrichtung so unterschiedlich nicht, es dominiert ein relativ dicht-spröder Sound, einzelne Tracks ragen da eher wenig heraus. Hätten die Bands nicht doch etwas unterschiedlichere Sängertypen und wären die Tracks insgesamt gemischt, man würde nur schwer erkennen dass hier zwei unterschiedliche Formationen ihre musikalischen Ergüsse präsentieren. So aber zeigen zunächst ASTEROID und danach BLOWBACK mit jeweils sechs Songs wo der staubige STONER Hammer hängt.
Fast schon brummig mit tiefem Bass starten ASTEROID mit "Supernova" drei Minuten lang etwas fahrig daher, ehe dann viel zu weit hinten klingenden zudem verzerrten Vocals fast schon entschweben. Danach wird es zwar etwas leicht besser, da melodischer aber der doch dünne Gesang und eine Orgel wie in schlechten B-Gruselmovies der 60er Jahre lassen auch "Anagram" nicht so recht in Fahrt kommen. Klingt doch alles ziemlich verschroben. Dann "Hexagon eine Mischung KUYSS/BLACK SABBATH mit Bluesappeal, hört sich besser als es in Wahrheit ist. Etwas aus dem doomig geprägten Gesamtsound bricht dann "Big Trip Beyond" mit diesem tollen, an die BEACH BOYS erinnernden Silbengesang aus und sorgt abschließend noch mit einem coolen Solo zumindestens für einen positiven Überraschungsfarbtupfer dieses Trios. Trotzdem schafft man es nicht ganz den soliden Unterhaltungsfaktor der Labeleigenen Konkurrenz von BLOWBACK zu erreichen.
Vor ein paar Jahren, irgendwo in den USA: ein paar bekiffte Typen sitzen auf der Ladefläche ihres Pickup-Trucks und schauen in den Nachthimmel. "Alter, wie schnell die Sterne sich heute bewegen…". PLANES MISTAKEN FOR STARS fallen im Alveran-Stall auf wie eine Kuh auf einem Ponyhof. Statt Tough Guy Hardcore oder Metalcore zocken die vier Amis erdigen Stoner Rock, der Verwandschaft zu mighty KYUSS nicht leugnen kann. Allerdings gibt es bei PLANES MISTAKEN FOR STARS keine leicht verdaulichen Wüstnerock-Songs, sondern komplexen und oft sehr düsteren Rock. Ähnlich wie bei KYUSS kann man sich nie sicher sein, was sich die Band um Sänger/ Gitarrist Gared im nächsten Song einfallen läßt. Neben Genre-typischen rockigen Parts gibt es viele dunkle Passagen, in denen die leidende Stimme des guten Mannes voll zur Geltung kommt und durch eine fast schon doomige Instrumentalarbeit unterstützt wird. Also nix mit Platte rein, Fenster runter und schön im Sommer cruisen. "Mercy" muss man in anderer Umgebung in sich aufnehmen. Eher Lavalampe, dunkler Raum, Kopfhörer und ne Tüte.
Stoner Rock bringe ich gemeinhin mit Arizona und Nevada in Verbindung. Staubige, endlose Highways, fette Autos und vor allem Sonne, Sonne, Sonne! Skandinavier scheinen das ähnlich zu sehen, irgendeinen Grund muss es ja für die Rockbands geben. LOWRIDER oder ASTROQUEEN haben vorgemacht, dass Stoner Rock auch in der schwedischen Variante cool klingt, MUSHROOM RIVER BAND oder EL CACO sind ihnen dicht gefolgt. Auch wenn nicht alles schwedisch ist, was rockt (denkt nur an das letzte MANNHAI-Album), so läßt sich doch ein neuer Trend bei unseren nördlichen Nachbarn feststellen. GENEROUS MARIA veröffentlichen ihre neue Scheibe "Electricism" (mit einem an alte MONSTER MAGNET erinnerndes Cover) also ziemlich passend. Die Schweden haben den elf Songs einen erdig-warmen Sound verpasst, der besonders beim Bass oft an MUSHROOM RIVER BAND erinnert ("She’s Got Plans For Me") und einfach wie Arsch auf Eimer passt. GENEROUS MARIAbemühen sich um Abwechslung und decken die ganze Spannbreite einer Stoner-Platte ab, einzig die ausufernden Instrumentalrocker fehlen mir, was aber durch entspannte Nummern Marke "It’s Called Love" ausgeglichen wird. Überhaupt sind die Jungs arschlässig und verfallen nie in Hektik, was "Electricism" eine sehr relaxte Stimmung gibt. Einzig das Fehlen richtiger Ohrwürmer verhindert einen Tip. Die Songs sind zwar alle auf dem gleichen hohen Niveau, aber so ein echter Kracher Marke "Green Machine" wäre das i-Tüpfelchen auf einer sehr coolen Scheibe geworden. Trotzdem sollten Wüstensöhne die Scheibe mal beim lässigen cruisen testen.
Obwohl das erste Album der Stoner Rocker / Doomer PENTAGRAM aus Washington D.C. erst im Jahr 1985 erschien, gehen die Wurzeln der Band zurück zum Anfang der 70er Jahre! Auf rund 35 Jahre Bandgeschichte kann diese Kultformation also zurückblicken, was für das ansonsten auf Rüpeleien spezialisierte Label Relapse Records Grund genug war, gleich zwei Compilations auf den Markt zu bringen, die rare Perlen und unveröffentlichtes Material aus den 70ern beinhalten. Die erste dieser Raritätensammlungen erschien schon 2002 unter dem Titel "First Daze Here - The Vintage Collection", so dass sich nun mit "First Daze Here Too" das zweite Kapitel anschließt. Rund 75 Minuten Musik (auf zwei CDs - eine hätte vermutlich genügt?!) bekommt man geboten, wobei man schon stark Classic Rock - gefestigt sein sollte! PENTAGRAM waren in ihren Anfangstagen sehr vom Blues und diversen "Rauchwaren - Sounds" beeinflusst, wobei sich letztere vornehmlich auf der zweiten CD bemerkbar machen. CD 1 enthält mit der coolen Hymne "Teaser" oder den beiden Coverversionen "Under My Thumb" (ROLLING STONES) und "Little Games" (YARDBIRDS) eher straighteres Material, während auf Disc Nummer 2 mit etwa einer frühen Version von "Be Forwarned", "Frustration" oder "Target" (Hilfe!) eher Stücke zu finden sind, die die psychedelische Seite der Band nebst einem völlig "nostalgischen" (stellenweise sogar gruseligen) Soundgewand präsentieren. Der Unterschied zwischen diesen beiden "Ausrichtungen" könnte dann vielleicht auch das Trennen der CDs erklären. Egal, wie man es dreht und wendet: "First Daze Here Too" ist für Fans von PENTAGRAM absolutes Pflichtprogramm, für 70´s - Freunde und "krautige" Rocker eine sehr hörenswerte Empfehlung, aber für moderner orientierte Leute absolut unerträglich! Was ja nicht heißen soll, dass alles in schwarz - weiss schlecht sei, nur eben nicht für Jedermanns Ohren geeignet. Eine sehr gelungene Veröffentlichung, die zudem mit einem vorbildlich aufgemachten Booklet (sehr dick - mit allen Texten und massig Liner - Notes, sogar zu jedem Song!) punkten kann!
Eigentlich wurde "Dansa Tokjävelns Vals" (auf englisch: "Dance The Mad - Devils Waltz") bereits 1999 veröffentlicht, doch nun hat man sich dazu entschlossen, das Debütalbum der Schweden erneut aufzulegen. Stilistisch irgendwo in alten BLACK SABBATH / TROUBLE - Gefilden verwurzelt, klingt das Quartett recht dröge und über weite Strecken sogar ziemlich langweilig, da besonders die Iommi - lastigen Riffs schon x mal (besser) kopiert und gehört wurden. Für unsere Verhältnisse originell und auf jeden Fall für den Exoten - Sympathiebonus nominiert sind die schwedischen Lyrics, die allerdings nicht viel zum inhaltlichen Verständnis beitragen. Wer auf diese erdige Frühphase des Stoner Rock / Doom abfährt, könnte an "Dansa Tokjävelns Vals" Gefallen finden. Ein Reißer ist die Scheibe nicht, da weitestgehend unspektakulär und zäh. Kein unbedingtes Muss also!