Kennt einer noch das Metallion? Das war so ein französisches Zine, das es früher immer kostenlos in jedem Plattenladen gab. Da war vor ein paar Jahren mal ein Track von POLTERCHRIST drauf, der jedem Fan technischen Geballers das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Vor zwei Jahren gab’s ein cooles Demo und jetzt sind die Amis endlich bei Season Of Mist gelandet und können "Engulfed By The Swarm" unter die Leute bringen. POLTERCHRIST gehen mit einer unglaublichen Raffinesse und einem technischen Können an ihre komplexen, die nur von wenigen Bands erreicht wird. Ich sach’ mal CRYPTOPSY, NILE, ATHEIST, DEATH - da wird klar, von welcher Art Death Metal hier sprechen muss. Jederzeit bereit, ausgetretene Pfade zu verlassen (zum Bleistift das Drum’n’Base-Intro bei "The Art Of Ferocity", dessen Rhythmus vom Anfangsriff aufgenommen wird), kommen die Jungs immer doch zu Potte und verzetteln sich nicht in ausufernden Jam-Sessions. Das liegt besonders an Drummer Brian, ehemals Death Metal-Hippie mit langen Zauseln und vor allem einem Gespür für perfektes Timing ausgestattet, das nur wenige Drummer haben. Wenn’s zum Song passt, blastet er alles in Grund und Boden, um im nächsten Moment den Song mit einem unglaublichen Groove voranzutreiben und so dafür zu sorgen, dass die Mucke bei aller Komplexität eingängig und nachvollziehbar bleibt. Und das ist ein ziemlich wichtiger Punkt, jedenfalls für mich. Nützt doch nix, wenn sich Mucker auf einer Platte in stundenlangen Solis oder technisch hochkomplexes, aber komplett wirr klingenden, Songs produzieren, man sich die Scheiße aber einfach nicht am Stück anhören kann. POLTERCHRIST verfallen diesem Rausch zum Glück nie und haben mit "Engulfed By The Swarm" eine grandiose Platte abgeliefert, die sie an die Spitze der technischen Metalbands bringt. Und wer waren noch mal MORBID ANGEL hehe?
Ein ästhetisch gelungenes Cover - Artwork, ein cooler Albumtitel und eine dreifache Gitarrenfront, von der im Info verkündet wird, machen schon neugierig auf das versprochene Brett irgendwo in der Schnittmenge aus atmosphärischem Doom - und Death Metal. Ok, CD eingelegt und dem Opener "Morphia" knappe 16 Minuten lang gelauscht: der totale Hammer! Ein netter Keyboard - Teppich, der in der Tat ein schön düsteres Flair verbreitet, dazu ein Gitarrensound, der an ganz frühe PARADISE LOST erinnert und ein MORTICIAN - ähnliches Grunzgegurgel werden in einem Tempo dargeboten, das selbst die treuesten SAINT VITUS - Anhänger wie Speed Metaller dastehen lässt. Ist Song Nr. 1 dann überstanden, wird mit "The Blood Of The Eyes" über zwölf Minuten lang nachgelegt und wenn man gut aufpasst, dann merkt man sogar, dass jetzt ein anderer Song läuft. Immer noch dudelt die monotone Slo Mo - Rifforgie im Hintergrund, wieder hört man nicht viel von der Triple Axe und Greg Chandler (eigentlich steht dieser Nachname für Doom - Qualität…) brummt und krächzt langsam vor sich hin. Oh, es läuft schon Song Nr. 3, "Grey Day", und er dauert nur 17 Minuten. Stil: siehe Songs Nr. 1 und 2, Veränderungen: keine, packende Momente: Null. Song Nr. 4, "Arcane Dissolution" ist dann eine reine, gruselige Soundcollage ohne Gitarren und Sinn, die höchstens auf einen Horrorfilmsoundtrack passen würde, dafür aber mit etwas über fünf Minuten Spielzeit erfreulich kurz geraten ist. Vielleicht ist das hier auch die ganz große Kunst der vertonten Düsternis und der Wegweiser für alle Schwarzmucker des neuen Jahrtausends?! Die fünf Engländer mögen hier einen Meilenstein aufgestellt haben, der mein Kunstverständnis um Welten übersteigt, aber selbst als Fan der finstersten, langsamsten und an den Nerven zerrendsten Doom - Mucke kann man dieses Werk niemandem empfehlen. Grausam und wohl nur etwas für Esoteriker!
Nattefrost is ja nu "El Cheffe" von den Karpaten-Strolchen aus dem hohen Norden. Und soll ja unglaublich witzig und fleißig sein. Sein Witz erschließt sich meiner auch angesichts des "Polen-Skandals" nur bedingt und der Fleiß-Preis gebührt in diesem Veröffentlichungsfall eher der Plattenfirma. Denn die nämlich packte leicht veränderte Songs, ein besseres Intro, einen vorproduzierten Song, bisschen watt live und ein altes Demo auf die Scheibe, obendrauf noch einen (zugegebenermaßen professionellen) Live-Track für den PC, fertig ist der Lack. Sicherlich lohnenswert für absolute Maniacs, die das "Bloodlust And Perversion"-Demo von 92 nicht haben/ kennen. Alle anderen werden sich aber vor allem ob des unerträglichen Sounds des ersten Demos grausen. Riecht insgesamt nach Geldschneiderei.
Wenn englischsprachige Menschen komisch sein wollen.... BLOOD DUSTER haben das Cover augenscheinlich als Hommage an Motörhead gestalten wollen und ihnen zu Ehren auch mit ö-Punkten gearbeitet. Das der Titel jetzt verdammt an Blöd Düster erinnert, ist schon peinlich. Aber vielleicht war es auch Absicht, zuzutrauen ist es dem bescheuertem Aussie-Haufen auf jeden Fall. 26 Songs wurden auf diesen Silberling gepackt, gibt also schon mal mehr’s fürs Geld als bei der "Cunt". Die Frage war auch eher, ob BLOOD DUSTER den genialen Vorgänger würden erreichen können? Nach einem coolen Intro (bimm-bamm) haut "Idi" gleich in die Grind-Kerbe: in den fünfzig Sekunden beweisen BLOOD DUSTER, dass sie zumindest noch grinden und ballern können - aber bitte mit Groove! Danach folgt der erste richtige Knaller der Scheibe und der Beweis, dass Motörhead ein Fave der Jungs ist: "Sixsixsixteen" klingt wie eine härtere Variante eines Motörhead-Songs und hat neben einem unwiderstehlichem Groove einen Mitgröhl-tauglichen Chorus. Nur geil! In der nächsten halben Stunde beweisen BLOOD DUSTER ein ums andere Mal, dass sie die Gratwanderung zwischen Rock, Grind und Death Metal (Entombed!) wie kaum eine andere Band beherrschen, was Perlen wie "DrinkFuckFight" oder "ShesAJunkie" eindrucksvoll beweisen. Dazwischen gibt es immer wieder gnadenlose Prügelattacken ("CockJunkie") und vor allem jede Menge bescheuert-witziger Einschübe wie der kultige Country-Song "NuCorporate" (ein Hassgesang auf Fred Durst & Co.) oder aus Aufklärungsfilmen gezogenen Samples - man lernt beim Hören der Scheibe einiges über das Horns Up und Vince Neill haha. BLOOD DUSTER sind weiterhin einer der im beknacktesten (im positiven Sinne), abwechslungsreichsten, brutalsten, groovigsten, chaotischsten Bands des Erdballs und verteidigen diesen Anspruch mit "Blöod Düster" locker und würdig. Let’sFuck!
Nach einem nervigen Intro legen Luna Field mit dem zweiten Track (Songtitel hab ich leider nicht zur Hand) gleich mal richtig los und lassen mir die Fußnägel hochklappen. Was die Jungs da fabriziert haben, klingt wie eine schlechte Cradle-Kopie. Klingt anfangs noch ganz ok, da kommt der Death Metal im Sound Luna Fields durch und der Sänger growlt ganz passabel, aber nach dem Break ist Schluß. Viel zu leise ist das Dani Filth-mäßige Gekreische abgemischt und klingt einfach nach gar nichts. Zum Glück geht’s dann aber mit Death Metal-Sänger weiter. So zieht es sich durch die gesamte Spielzeit. Passablen Death Metal-Einlagen stehen teilweise erschreckend langweilige Black Metal-Einschübe gegenüber. Und gerade der Gesang macht in diesen Black Metal-Passagen viel kaputt, der klingt einfach dünn und ist viel zu leise abgemischt, der geht mal so richtig schön unter. Dazu kommt, daß Luna Field bei den schwarzen Abschnitten musikalisch eh’ keine Offenbarung sind und viel zu oft in Highspeed-Gebolze verfallen, was auf Dauer mal so richtig anödet. Da gefallen mir die Death Metal-Teile viel besser, vor allem wenn sich die Band auf Mid-Tempo besinnt und richtig schön atmosphärisch wird. Hätten sie das konsequenter durchgehalten, hätte mir die Platte um einiges besser gefallen. Und was der nervige sechste Track, ein Zwischenspiel, soll, würd’ mich echt mal interessieren. Oder wie Homer J. Simpson schon so oft und so treffend sagte: "Langweilig!".
Völlig an mir vorbeigegangen sind diese kleinen Grunzgesichter aus dem Land der aufgehenden Sonne. "Divination" ist schon die vierte volle Scheibe der Japsen. 14 Mal gibbet auffe Omme, alte Scheiße. Also, um genau zu sein, sind zwölf Songs drauf, ein Bass-Solo "Floating Sediment" und ein "stimmliches Experiment" namens "Eciov Erazzib". Tja, und was passt besser zu einem CD-Rundling als das Wort abgedreht. Zu hören ist also kompliziertester Death Metal, der phasenweise mal am Grindcore vorbeischrammt. Auffällig sind die wirklich schweinischen Gitarren-Soli und die mega-vertrackten Bass-Linien. Mir persönlich raubt das Geknirze der Saiteninstrumente nach einiger Zeit den Nerv. Manchmal bewegen sich die Asiaten mal schnellen Fußes vorwärts, dann gefällt es mir am besten. Meistens aber proggen sie durch die Tod-Metal-Zone wie Fates Warning durch das Rock-Gepoppe. Also: Von bretthartem Blast-Beat bis hin zum amerikanischen Technik-Death-Metal wird hier so einiges geboten. Nur geht’s mit am Stück auf den Zeiger. Nile-listen und Verehrer ähnlicher Bands kommen aber sicherlich auf ihre Kosten.
Der Anfang wird mir aber tüchtig schwer gemacht. Schwermut ist vielleicht ein gutes Stichwort. Diese Franzosen verloren 1999 nach ihrer ersten Veröffentllichung (4-Tracker names "The Blossom") ihren Schlagzeuger Frederic Guillemot (Selbstmord). Viel von dieser Trauer scheinen TODT auf ihrer ersten Full-Length zu verarbeiten. Allerdings fällt mir wie gesagt der Einstieg schwer: Beim Opener "We Cry As One" dominieren merkwürdige Bassläufe und unglaublich viele Tempiwechsel. Also wird das Lied sperrig und eben wenig kommerziell (um mal eventuellen Vergleichen mit HIM oder so zuvor zu kommen). Denn diese Vergleiche fallen vielen sicherlich ein, wenn sie beispielsweise "How Could You?" hören. Der Song beginnt mit Solo-Sprechgesang - ganz wie’s unser popswackelnder Finne so gerne tut. Aber um auf den schwierigen Beginn zurück zu kommen: Die Band macht es einem bei den folgenden Songs leichter. "It Can’t Be" ist ein richtig cooler Song, der zwischen Gothic, Pop und Metal hin und her spaziert. Und dieses Gefühl bleibt bestehen: TODT verknüpfen die gotischen Elemente der "mittelalten" Paradise Lost, packen durchaus auch softigere Gothic-Pop-Elemente a la To/Die/For dazu und verquicken das Ganze zu einer durchaus hörbaren Mischung inklusive Brunftgeschrei respektive cleanem Gesang. Richtig amtlich kommt "Joy & Happiness" daher. Letztlich wirkt die Scheibe –für mich - noch ein bisschen unausgegoren. Eins aber klappt: Sie haben ihre schier unfassbare Trauer wirklich so plastisch rübergebracht, wie es in diesem Genre besser nicht geht. Und damit meine ich nicht diese Kamin-Melancholie. TODT sind traurig und davon sollten sich Gothic-Metaller überzeugen, es lohnt sich und ist doch gar nicht so schwer.
Alles praktikabel macht ein neues Label … Die Düsternüsse aus dem finsteren Norwegen bringen ihre erste Scheibe für "Season of Mist" auf den Markt. Und das hat sich gelohnt. Eine Produktion, die nicht mehr komplett im Untergrund verschwindet, Songs, die das (k)alte Feeling der Black-Metaller aus dem hohen Norden prima transportieren, geile Riffs und wenn’s passt auch mal ein Keyboard-Ton sorgen für die grimmige Kälte. Und das Ganze klappt vielleicht gerade nur deswegen, weil die Jungs vornehmlich im mittleren Tempobereich verweilen. Klar poltern sie auch mal los (beim Opener It’s Darker Than You Think" beispielsweise, klar verwenden Sie auch mal interessante Breaks ("Skjend Hans Lik"). Aber es wird wieder high-speed-nervig noch strapazierend frickelig. Mit "Hymn To Doden" ist CARPATHIAN FOREST sogar ein super-melodisches Stück gelungen, mit "Gold Murderous Music" versuchen sich die bösen Männer in experimenteller Kaffeehausmusik (ok, kein gemütliches Café, eher ne düstere Spelunke), und "The Old House On The Hill" könnte auch als Horror-Schlaflied herhalten, wenn einem die Kids mal wieder auf den Sack gingen und nicht schlafen wollen. Ein interessantes, beinahe vielschichtiges Album, das aber weiter an den Wurzeln lutscht, an den kalten, bösen …
Na, wenn das nicht international ist. Da kommt eine Kapelle aus dem Süden Deutschlands,geht "pausenlos" mit den Briten von Napalm Death auf Tour und spielt Death Metal mit melodischen Einflüssen und Knüppel-Teilen aus Schweden. Und das Ganze findet statt auf einem französischen Label. Oui, oui, vraiment international ici... Als ich SOUL DEMISE im Vorprogramm der englischen Krawallbrüder sah, fand ich die Band nett und unterhaltsam. Auf der neuen CD "In Vain" aber find ich’s richtig geil. "Trapped In A Body" besticht mit astreinen Schweden-Thrash-Partikeln, "Darkness Within" geht etwas gemäßigter (und ohne Gesang) zur Sache, dafür brennt "Eventually We Will Die" volle Kartusche. Und in "Towards The Gates" bestechen die Beinahe-Seppel durch eine amtliche Weiterführung der pussigen In Flames, quasi frisch und hart. Ebenso tät ich auch gern den Sound aus dem Hause Berno nennen. Was soll ich sagen? Rasante Riffs, ein cooler Chorus nach dem anderen, dolle Double-Bass-Attacken und Super-Soli. Und mit "Passing Away" beschließen SOUL DEMISE das Album mit einer echten Instrumental-Initialzündung. Wollen wir nur hoffen, dass dieser Songtitel für die Franken nicht Programm ist und sie uns noch mit vielen Hits und Hymnen beglücken. Sehr, sehr positive Überraschung aus deutschen Death-Metal-Landen.
Liegt auf der Band ein Fluch? Erst hatte das Label keinen Vertrieb (der inzwischen gefunden ist), dann ging das Artwork mehrmals flöten. Nun denn, es scheint geschafft. Dann machten die Jungs um Killjoy ein Mords-Spektakel um Promo-Interviews, behaupteten, dass es keine geben werde. Nicht so klug vielleicht, nachdem die Kapelle fünf Jahre lang nix voll-länge-technisches abgeliefert hat. Nun aber kann man doch, wenn man will - interviewen. Nur - ehrlich gesagt - die Frage: Warum? Ich hatte jedenfalls wesentlich mehr erwartet. NECROPHAGIA bedienen sich der bewährten Mischung aus Gore, Splatter, Grunzgesang, Death-Metal und Venom-Cloning (letzteres besonders bei "Parasite Eve"), häufig mit mittleren Tempo-Segment eingeordnet. Es soll der Soundtrack zum übelsten Albtraum sein (Stimmt vielleicht beim Titelstück wirklich). Naja, aber insgesamt ist es so schlimm nun auch wieder nicht. Der Brutalo-Mörtel mit Elementen jeglicher Couleur, Grusel-Intros und vielen anderen merkwürdigen Lauten hat in der Tat stellenweise richtig Groove. Und sicher sorgen die Herren für eine horror-mäßige Atmosphäre ohne stumpf drauflos zu prügeln. Aber letztlich gefallen mir Wurdulak viel, viel besser - auch, wenn man’s (außer von der Besetzung her) nicht wirklich vergleichen kann. Brauchbar, aber nicht essentiell. Hier regiert also kein Fluch, sondern angeischts hoher Erwartungen eher gehobenes Mittelmaß und das obwohl solche Größen wie Iscariah oder Frediablo mitgruseln.