SÓLSTAFIR - was für eine unfassbar ausgefallene und interessante Band. Grenzen im musikalischen Sinn lösen sich bei den Isländern wie frühmorgendlicher Nebel unter Sonnenlicht auf. Post Rock, Metal, Folk und Ambient, alles darf miteinander kombiniert werden oder eben nicht. Und dazu die fremdartige, ungewöhnliche, dennoch wohlklingende isländische Sprache. Heuer besteht diese originelle Band nahezu ein Vierteljahrhundert und veröffentlicht passend zur Jahreszeit mit "Endless Twilight Of Codependent Love" ihr siebtes Album.
SÓLSTAFIR eröffnen ("Akkeri") schwankend zwischen ruppig punkig und nachdenklich rockend; dazwischen darf ein Ambient-anmutender Teil den Song halbieren um zu guter letzt groovend zu enden. Unnachahmlich gelingt es hier, aus drei bis vier Musikrichtungen einen Song zu kreieren, der in sich stimmig und unverkennbar nach SÓLSTAFIR klingt. Überraschend konventionell unterhält darauffolgend die Alternative-Nummer "Drysil", die einzig durch den isländischen Gesang und ihren überproportionierten Schluss Eigenart ausströmt. Mit einen größeren Anteil an vertraut anmutendem Gitarren-Rock, dazu gesanglich fragiler und aufgewühlter nehme ich das Output der Isländer 2020 wahr. Der Longplayer ist gleichwohl eindringlich und atmosphärisch wie eh und je. "Endless Twilight Of Codependent Love" ist ein Album für den Kopfhörer. Es ist eine musikalische Reise durch spärlich besetzte Bars, nächtliche Ausfahrten durch vereinsamte Siedlungen, morgendliche Spaziergänge über neblige, bewaldete Felder. Das Werk ist so ungewöhnlich wie ihre Heimat Island, so ursprünglich wie die Vegetation, so unberechenbar wie die Polarlichter, so überraschend wie heiße Quellen in kalter Umgebung.
FINNTROLL-Sänger Mathias Lillmåns macht jetzt mit den wandelbaren ...AND OCEANS symphonischen Black Metal. „Na, herzlichen Glückwunsch“ ist der skeptische Fan geneigt zu sagen. Aber in der Tat gefällt das Comeback-Album ab Sekunde eins: Denn Vreth himself klingt tatsächlich so frisch wie weiland zu Zeiten von „Ur Jordens Djup“ – und mit kitschigem DIMMU-Bombast hat diese druckvolle Symphonie aus Rumms und Bumms wenig zu tun. Natürlich ist „Cosmic World Mother“ viehisch gut produziert und richtet sich insofern auch nicht an die allseits vertretenen Höhlenmenschen und ihren so furchtbar dreckigen Black Metal. Aber es erinnert eben auch rein gar nichts an die zwischenzeitliche ...AND OCEANS-Experimentierphase, verzichtbare Momente einer Band, die ja schon 1995 mit großem Anspruch begann. Das neue Album der Finnen ist wieder wild und frisch, klingt trotz wohldosierter Industrial-Einflüsse nie klinisch und trotz der Keys mitnichten schmalzig. „Oscillator Epitaph“ bringt es in nicht einmal vier Minuten auf den Punkt: Abwechslungsreiches Tempo, rasante Blastattacken und eindringliche Melodien tauchen den Hörer in ein Wechselbad der Energie, in dem er aber nicht ertrinkt, sondern aus dem er sauber und gestählt auftaucht um wieder kraftvoll zuhören zu können. Noch dazu verstehen es die erfahrenen Musiker, die neben FINNTROLL auch DEATHBOUND, ALGHAZANTH, GLORIA MORTI, CHTHONIAN und noch mehr in ihren Lebensläufen stehen haben, Können und Einflüsse songdienlich zu verpacken und onanieren nicht herum mit ihren Fähigkeiten. Zwischenzeitlich nehmen ...AND OCEANS ein wenig Schmiss raus, erinnern mit sanfteren Phasen wie in „Apokatastasis“ an die großartigen ENSLAVEMENT OF BEAUTY, strafen den in Pomp schwelgenden Hörer aber sofort in eben diesem Song mit einer Knüppelorgie zum Ohrenabschrauben. Klasse-Album, das überhaupt nicht kalkuliert klingt und eine echte Überraschung, mit der niemand rechnen konnte! Und eine Alternative zu den etablierten Acts...
Hallhammer, CANNABIS CORPSE – naja, um den Unsinn der Band auf die Spitze zu treiben, müssten die Amis noch ihn französisches Label in "Season Of Most" umdichten. Bekanntermaßen huldigen die Jungs, die sonst bei IRON REAGAN und MUNICIPAL WASTE herum lärmen, dem amerikanischen Death Metal und versetzen die Chose direkt in ihre Hanf-Plantage. Die muss allerdings verdammt gutes Zeug abwerfen, denn nüchtern kommen die Kiffer sicherlich nicht auf die verhaschten Songtitel wie "Blasphemy Made Hash", "Dawn Of Weed Possession" oder den CRYPTOPSY-schwangeren Albumtitel. Die Bongzillas jetzt aber mit einer Klamauk-Truppe gleich zu setzen, verbietet sich, denn trotz THC-Tasting sind die Jungs frisch, fromm, fröhlich und frei. Heißt: Sie hämmern Dir amerikanischen Death Metal in der Tradition ihrer Quasi-Namensgeber um die Ohren, dass Dir die Blättchen von der Hand wehen, während Du Dir eine amtliche Tüte baust. Denn: Dieser bekiffte Dreier bleibt weder seinen Namensgebern, noch der verquasten Techniker-Front um CRYPTOPSY, noch Ägyptologen wie NILE oder sonst wem was schuldig. Sie machen einfach richtig guten Death Metal, nicht zu technisch, nicht zu stumpf, nicht zu groovig. Und das bringt manchmal mehr Spaß als die Originale. Ob man nun Marihuana mag oder nicht. Die Jungs werden davon auf jeden Fall nicht träge.
DER WEG EINER FREIHEIT sind zurück. Nicht umsonst ist "Finisterre" wohl eines der am sehnlichsten erwarteten Alben des Jahres, denn die Würzburger haben bisher keine Gelegenheit ausgelassen, sich von Album zu Album beachtlich zu steigern.
"Ich weiß nicht, wieso ich das tue, es ist fast ein innerer Zwang, der mich dazu treibt. Vielleicht fürchte ich, wenn ich anders könnte, würde ich langsam aufhören, ein Mensch zu sein, und würde bald schmutzig und stinkend umherkriechen und unverständliche Laute ausstoßen. Nicht, dass ich fürchtete, ein Tier zu werden, das wäre nicht sehr schlimm, aber ein Mensch kann niemals ein Tier werden, er stürzt am Tier vorüber in einen Abgrund."
- So beginnt "Finisterre", mit einem Zitat aus dem Roman "Die Wand" von Marlen Haushofer aus dem Jahr 1963. In der Dystopie geht es um eine Frau, welche im Gebirge durch eine undurchdringbare, unsichtbare Wand von dem Rest der Welt isoliert wurde. Alle Lebewewesen außerhalb der Mauer sind versteinert, es scheint nur noch Leben innerhalb "der Wand" zu existieren.
Das Zitat leitet "Finisterre" sehr treffend ein und passt sehr gut zu der verzweifelten, wütenden und durchaus misanthrophischen Grundstimmung des Albums, die sich nicht nur in den Lyrics äußert. Brachiales High Speed-Drumming trifft auf rasante (und doch irgendwie schwermütige) Riffs, wunderbare Melodien und Stille. Insgesammt waren die Kontraste zwischen Ruhe und Sturm bei DER WEG EINER FREIHEIT nie so sehr gegeben wie hier. Besonders "Ein Letzter Tanz" entpuppt sich als ein Wechselspiel aus melodisch ruhigen Passagen und treibender Geschwindigkeit, doch auch der Opener "Aufbruch" hat diese Passagen und untermalt das ganze sogar mit Klargesang. Mit "Skepsis" ist auch noch ein Zweiteiler am Start, wobei es bei "Skepsis Pt.1" rein intstrumental und bei "Skepsis Pt.2" ausgesprochen rasant zugeht. Vergleiche mit ENDSTILLE sind an dieser Stelle angebracht. Der über elf Minuten lange Titelsong leitet das Werk schließlich aus. Hierbei gibt es ausgesprochen epische Parts und sehr viel Abwechslung.
Wer die bisherigen Werke von DER WEG EINER FREIHEIT mochte, sollte hier unbedingt reinhören! DER WEG EINER FREIHEIT spielen auf gewohnt hohem Niveau, stellen "Stellar" noch einmal in den Schatten und liefern ein sehr fesselndes und stringentes Stück Schwarzmetall mit astreinen Lyrics ab.
Der Name verrät es nicht, aber DÉPARTE grüßen aus Down Under - dem Erdteil, der gemeinhin mit Sonne, Strand und guter Laune in Verbindung gebracht wird. Davon ist auf dem Season Of Mist-Debüt " Failure, Subside" nichts, aber so gar nichts, zu spüren. In den sieben Songs regiert die pure Verzweiflung, die sich als nagende, quälende Folter in die Seele des Hörers frisst. Licht findet sich in den 50 Minuten nicht einmal im Ansatz. Kein Sonnenstrahl durchdringt das Dunkel, das DÉPARTE über den Hörer kommen lassen. Dabei versteht es die Band, die Botschaft in musikalisch vielschichtige Songs zu packen, so dass " Failure, Subside" nicht langweilig oder eindimensional wird. Black Metal-Attacken wechseln sich mit langsamen, verstörenden Passagen ab, stellenweise unterstüzt von Soundeffekten ("Winter"). Hörer müssen sich auf Überraschungen gefasst machen, wie der Einsatz klaren Gesangs bei "Ashes In Bloom" zeigt. Dabei büßen DÉPARTE zu keiner Zeit an Intensität oder verlieren sich in Spielereien. Ihr Fokus liegt auf dem Erschaffen nihilistischer Klangwände und das gelingt ihnen durchweg. Natürlich ist so eine Platte nicht immer am Stück hörbar; manchmal ist wie emotionale Wucht einfach zu stark. An anderen Tagen ist die Mischung aus Black Metal, Doom, Ambient und ein wenig Death Metal für die Nerven mehr als genug, aber am Ende ist festzuhalten, dass DÉPARTE ein packendes, extrem wuchtig wie verstörendes Album erschaffen haben, wofür ihnen großer Respekt gebührt.
CRIPPLED BLACK PHOENIX musikalisch einordnen? Das kann man vergessen. Auf Studioalbum Nummer sechs „Bronze“ schafft die Band es (mal wieder) all ihre bekannten Trademarks zu vereinen, zu vertiefen, zu ergänzen und etwas komplett Neues zu kreieren. CRIPPLED BLACK PHOENIX zeigen, dass „Bronze“ nicht nur glänzt, sondern auch verdammt filigran sein kann: Lange, komplexe, progressive Art-Rock-Stücke werden hier geboten, welche sich langsam aufbauen und in Blues, psychedelischen Klängen und immer öfter in extrem staubigen, fetten Gitarrenwänden münden. Zwischenzeitlich wird es immer wieder ruhiger und minimalistische Klänge tönen aus den Boxen, bis Schlagzeug und der etwas entrückte Gesang von Daniel Änghede einsetzen.
Und dennoch kann man sagen, dass „Bronze“ vielleicht das härteste und düsterste Album der Band ist. Hier sind es gerade die heftigen Stoner-Riffs, aber auch Hammond-Orgel-Melodien, welche neben den Refrains im Ohr bleiben. „Bronze“ nutzt sich nicht ab, sondern wächst mit der Zeit – hier entdeckt man immer wieder Neues. Was mich stellenweise etwas stört sind die doch recht massiven, wabbernden und elektronischen Soundteppiche („Dead Imperial Bastard“). „Deviant Burials“, „Winning A Loosing Battle“ und „We Are The Darkeners“ zeigt CRIPPLED BLACK PHOENIX dafür hingegen ganz groß und man fragt sich, wieso es nicht „Gold” geworden ist.
"Meta" heißt das neuste Werk der Ausnahme-Avantgardisten THY CATAFALQUE. Dabei ist die Veröffentlichung des letzten Werkes „Sgùrr“ gerade einmal elf Monate her! Trotz dieser eher kurzen Pause weißt das siebte Album des ungarischen Solo-Künstlers Tamás Kátai wieder eine Spielzeit jenseits der sechzig Minuten auf. Wen wundert es auch? Anders als man es aufgrund des doch recht Cover-Artworks vermuten könnte, ist „Meta“ kein experimentelle Folk-Album, sondern (wieder einmal) um einiges und vor allem von allem mehr: THY CATAFALQUE werden einfach nicht müde sämtliche Stilrichtungen mit einander zu mischen – und das reicht hier wieder von harschem Black Metal, über sanften Folk bis hinn zu gothischen Electro-Klängen. Mit „Uránia“ startet das Album sogar unerwartet schwarzmetallisch! Und so wird „Segùrr“ gleich zu Beginn in punkto Düsternis und Epicness übertroffen, denn natürlich gibt es auch hier diese herrlich treibenden Melodien und ungarischen Klargesang. Mit dem folgen „Sirály“ erhält dann aber zunächst die folkig-verträumte Seite THY CATAFALQUES Einzug und zwar mit vielen ruhigen Momenten, Frauen-Gesang, Flöten und einem mächtigen Schlagzeug.
Im Mittelpunkt des Albums steht der satte einundzwanzig Minuten andauernde Song „Malmok járnak“, der sacht beginnt, sich langsam aufbaut und gegen Ende schließlich voll und ganz entfaltet. Hier gibt es einiges zu entdecken, viele Melodien, viele Umbrüche, trotz allem so etwas wie einen roten Faden. „Malmok járnak“ bedient sich aller typischen THY CATAFALQUE-Elemente und vereint diese zu einem großen Ganzen – mit Leichtigkeit. Hierfür sollte man sich jedoch auch Zeit nehmen, den „Meta“ und gerade ganz speziell dieser Song sind nichts für Zwischendurch.
Mit „Mezolit“ erhält das Album einen herrlich epischen und wieder eher Black Metal-fokussierten Ausklang. Herrlich!
Klar ist, dass THY CATAFALQUE mit „Meta“ innerhalb kürzester Zeit ganz Großes geschaffen haben. Wer die früheren Alben der Band mochte kann hier blind zugreifen. Anspieltipps: „Uránia“, „Mezolit“ und bei genügend Zeit auch „Malmok járnak“.
IMPERIUM DEKADENZ spielen Schwarzmetall und kommen passender Weise aus dem Schwarzwald. Wie herrlich natürlich und atmosphärisch das klingen kann, haben Vespasian und Horaz schon mit ihrem letzten Werk "Aue Der Nostalgie" und auf wahnsinnig vielen Shows eindrucksvoll bewiesen. Und nun legt die Band mit "Dis Manibvs" ihr fünftes Werk vor, welches laut Label post-rockige DEAFHEAVEN und DER WEG EINER FREIHEIT-Anleihen aufweisen soll. Echt? Nein. Nicht wirklich. IMPERIUM DEKADENZ sind ihrem Stil auf "Dis Manibvs" weitesgehend treu geblieben und konnten sich festigen. Das zeigen bereits Songs wie der epische Opener "Only Fragments Of Light" (mit sehr viel Gänsehaut-Feeling im Clean-Part) oder das treibende "Vae Victis". Auch das heimliche Herz-Stück "Volcano" kommt mit reichlich passendem (!) Chor schön atmosphärisch daher, während es in "Pure Nocturnal Rome" fast ein wenig doomig wird. Gänsehaut und wilde Drum-Parts wechseln sich ab. "Post Rock-Parts" sind neben den Interludes vor allem im Titel-Song zu finden - Und das ist die bisher erste, auffällige Neuerung bei den Schwarzheimern. "Dis Manibvs" bietet verträumte Hintergrund-Chorierung, seichtes Schlagzeugspiel, seichte Riffs ... Und dann endlich gegen Ende einen Schwarzmetallischen-Ausbruch, wie ihn Post Rock-Bands eben nicht so häufig hinkriegen. Die große Überraschung trägt allerdings den Namen "Seikilos" und sucht den Hörer nach guten fünfzig Minuten im Stile neuerer GORGOROTH heim. IMPERIUM DEKADENZ präsentieren hier einen leicht folkigen, ritulesken Schwarzmetall-Schunkel-Song, der keinesfalls schlecht, aber Geschmackssache ist und wohl bewusst an den Schluss gestellt wurde.
An sich gibt es hier viel zu entdecken und eigentlich nichts, was bei bisherigen Fans auf Missfallen oder Unverständnis stoßen könnte. "Dis Manibvs" ist die logische Konsequenz der letzten Alben. Wer die mochte, der sollte hier unbedingt reinhören! Anspieltipps: "Only Fragments Of Light", "Volcano" und "Pure Nocturnal Rome".
DEFILED haben sich vor "Towards Inevitable Ruin" runderneut und bis auf einen Gitarristen alle Mann ausgetauscht. Das Album ist so im Grunde ein Neustart Japaner. Überraschenderweise - immerhin ist die Band bei einem renommierten Label und hat mehr als eine Scheibe veröffentlicht - sind sowohl Gitarren- wie Schlagzeugarbeit über weite Strecke des Albums handwerklich schwach, stellenweise gar auf Amateurlevel. Gleiches gilt für das Songwriting, welches es in kaum einen Song schafft, einen roten Faden zu spinnen; besonders beim Einsatz der Gitarreneffekte wird die Verwirrung beim Hörer groß, denn wirklich in die Songs sind sie nicht eingebaut. Dazu kommt eine extrem miese Produktion: jede norwegische Black Metal in den früher 90ern wäre stolz auf diesen Sound - und hätte ihn bewußt herbeigeführt!. Anno 2016 ist er für eine Death Metal-Band allerding völlig unbrauchbar und nimmt den Songs jegliche Durchschlagskraft. Einen Bass haben DEFILED entweder nicht im Studio gehabt oder ihn beim Mix und Mastering vergessen. Kurzum: " Towards Inevitable Ruin" ist eine miese Death Metal-Platte, die auch kein Exotenbonus rettet, so der überhaupt eine Rolle spielen sollte.
„A Year With No Summer“ könnte rein optisch betrachtet die neue COLDPLAY-Scheibe sein. Doch manchmal trügt der erste Eindruck. Das Album mit dem pink-grauen Design (welches übrigends Ritxi Ostárix (IHSAHN, ULVER) entworfen hat) stammt nämlich von der spanischen (Progressive) Metal-Band OBSIDIAN KINGDOM, die laut der Enyclopaedia Metallum ihre Wurzeln im experimentellen Black/Death Metal hat. Davon haben die Spanier sich mittlerweile aber auch ziemlich weit entfernt und mit „A Year With No Summer“ ein progressives Post Metal-Album erschaffen. Verträumte Louge-Musik trifft hier auf mächtige Gitarren-Sound-Wände, softe Clean-Vocals treffen auf Growls – OBSIDIAN KINGDOM spielen mit dem Sturm und lassen es mächtig brodeln.
In dem über zehnminütigen „The Kandinsky Group“ werden bekommt der Hörer vertrackte Finsternis zu hören: Düstere Elektronica, düstere Vocals (die Attila Csihar von MAYHEM besteuert) treffen auf die verzweifelten Vocals des Sängers und Akkustik-Parts. Vielleicht repräsentiert so gerade das etwas spezielle „The Kandinsky Group“ den Sound der Band perfekt, während einige rockige Ansätze (vor allem in „Darkness“) dezent an PINK FLOYED erinnern. „Black Swan“ läd zum träumen ein und in „Away / Absent“ geht neben ausgedehnten Post-Phasen die Post ziemlich ab.
Was mir an „A Year With No Summer“ allerdings besonders gut gefällt, ist die Stimmung, die die Band verbreitet: OBSIDIAN KINGDOM schaffen es nämlich den Hörer wirklich zu packen und in einen ewigen Strudel zu ziehen, aus dem man nicht entfliehen möchte. Hervorragendes, abwechslungsreiches Gitarrenspiel, gut dazu harmonisierende Vocals, jede Menge Umbrüche und Überraschungen – „Ein Jahr Ohne Sommer“ weiß echt zu gefallen, glänzt in einer atemberaubenden Aufnahmequalität (was bei dieser Art von Musik unerlässlich ist) und wird in ruhigeren Stunden kalter Sommergewitter sicherlich noch oft aufgelegt. Fans von experimentellem, progressivem Post-Rock (mit Metal-Anteil) sollten hier unbedingt mal rein hören.
Anspieltipps: „The Kandinsky Group“ und der Titelsong.