Hey, dachte es soll hier ne CD von einer hoffnungsvollen deutschen Alternativ Combo besprochen werden und dann kommt eine DVD .. ach so ist nur ein Promo Verpackungsgag. Kompliment Jungs - Versuch ist geglückt, denn sofort haben PERFECTLY BLENDED meine volle Aufmerksamkeit erhascht. Außerdem gibt’s dann noch eine eigene HTML-Seite, die Texte mit nebenher laufenden passenden Songs, jawohl das äußere Erscheinungsbild von "Tomorrow Will Be Mine" passt gerade für einen Underdog perfekt. Bei dieser Formation handelt es sich um eine vierköpfige Band aus Borken, geboten wird relativ unspektakulärer Alternative Rock mit oft etwas schrammelig, leicht undifferenziert klingenden Gitarrenriffs aber einigen ganz gelungenen Songs. PERFECTLY BLENDED zeigen auf dieser halben Stunde einige recht gute Ansätze, die ein oder andere Hook sitzt sogar richtig gut ("Something Wrong"), anhören kann man sich alle sechs Songs gleichermaßen, der Sound fließt stets im Midtempobereich gehalten recht eingehend aus den Boxen daher. O.k. die Produktion ist noch nicht ganz der Weisheit letzter Schliff, die Gitarren und der Sänger sind zu stark im Vordergrund, Bass ist wenig präsent und das Schlagzeug könnte etwas weniger scheppernd sein. Aber bei Nichtprofis darf man auch nicht gleich zu hart (ab)urteilen. Absolut positiv hingegen die Stimme von Dominik Dubik, er wirkt frisch und nicht zu pathetisch dramatisierend wie bei vielen anderen Bands dieses Genres - will sagen, er macht einen richtig guten Job. PERFECTLY BLENDED sind sicher (noch) nicht ganz die großen Songschreiber aber was sie hier auf "Tomorrow Will Be Mine" abliefern wirkt ehrlich und solide. Die Potentiale dieses Quartetts sind daher noch lange nicht am Limit angelangt, ihr selbsternannter "straighernative Blended-Rock" ist daher klar noch weiter ausbaufähig. Und wer solch einen Hammersong wie das wunderbar getragene aber trotzdem völlig kitschfreie "Need To Trust" schreiben kann, dem sollte für die Zukunft nicht bange sein. Diese CD kann man sich bei Interesse auf der HP der Band für lediglich 7 Euro beschaffen - durchaus eine lohnenswerte Sache.
Power, Metal und Thrash sind die Zutaten dieser Band aus Schweinfurt, die mit Frank Schölch den "Aushilfsgitarristen" von Vendetta in ihren Reihen hat. Die drei genannten Stilrichtungen geben ziemlich genau an, dass es sich hier keinesfalls um moderne Musik handelt - nicht schlimm, es soll ja Leute geben, die können den Begriff "modern" vor allem im Zusammenhang mit "Thrash" nun überhaupt nicht mehr hören. Der Vierer geht zwar manchmal knüppelig hart zur Sache, mal im mittleren Tempo, vergißt dabei aber nie, Gitarren- oder Gesangslinien mit eingängigen Melodien zu versehen. Apropos Gesang: Hier wir weder gegrunzt, noch gekeift, sondern vielmehr geröhrt - erdig - eben METAL! Fans von Bands aus der Bay Area der 80er-Jahre werden die Scheibe toll finden. Kaufanreize gibt es neben den zumeist gelungenen eigenen Songs auch in Form des profressionellen Booklets inklusive der Texte und eines meistens guten Sounds. Und: Die Franken schmettern der dicken Rosie von Bon Scott ein ordentliches Ständchen. Da hätte sich die alte Saufziege von AC/DC bestimmt drüber gefreut - auch, wenn vor allem der Gesang arg gewöhnungsbedürftig rüberkommt. Die Scheibe kostet übrigens inklusive Porto und Verpackung zwölf Euro.
Love, Peace & Understanding prangt auf dem Inlay der MÖRK GRYNING-Scheibe "Return Fire”, schön über dem Foto eines Bombergeschwaders. Leider haben RAPTURE nicht viel mit MÖRK GRYNING gemeinsam, die Münchener bewegen sich Death/ Thrash-Millieu. München und Metal, da fallen mir auch nicht viele Bands ein. Das Intro des Albums ist ordentlich langweilig, aber das sind Intros ja meistens. "Body Shop" legt danach die Marschrichtung fest und kann vor allem mit einer verdammt guten Gitarrenarbeit glänzen, was sich im weiteren Verlauf der Scheibe immer wieder bestätigen wird. Der Gesang ist sehr und dreckig, aber stellenweise auch öde eintönig und definitv der Schwachpunkt von RAPTURE. Die Band ist mit Spass bei der Sache, ohne dabei auf peinliches JBO-Niveau zu verfallen. Sehr cool ist da "The Beginning", ein kleines Zwischenspiel, dass die Erlebnisse einer Anhalterin widergebt, die bei einem Metaller mitfährt und das sprichwörtlich zum Kotzen findet. Danach gibt es mit "The Man Who Loved Peace" wieder die volle metallische Dröhnung. RAPTURE haben sehr druckvolle und groovende Songs, die durch viele Tempowechsel nie langweilig werden. "Love, Peace And Happiness" ist eine ordentlich Death/ Thrash-Scheibe, bei der viel Wert auf Eingängigkeit und Groove gelegt wird, die aber beim Gesang und beim Drumming manchmal langweilig ist, was aber nicht viel am guten Gesamteindruck ändert, den RAPTURE bei mir hinterlassen haben. Mit solchen Bands wird Münchens Metalszene langsamer aber sicher wieder aufwachen! PS: lasst euch von der langen Spielzeit nicht blenden, Track elf ist eine knapp 17-minütige Ansammlung mehr oder weniger witziger Pannen, Spässe und Versprechern der Band.
Vor dem ersten Hören der ANORMA-Scheibe "In Destruction" hatte ich eine mehr oder weniger normale Death Metal-Scheibe erwartet - was dann aber meine Ohren erreichte, klang deutlich besser. ANORMA fühlen sich im Death Metal immer noch zu Hause, erweitern aber durch elektronische Parts ihr Spektrum ganz gewaltig und klingen zeitweise wie eine härtere FEAR FACTORY-Variante ("Death/ Anger"). Oder wie alte FEAR FACTORY zu "Fear Is The Mindkiller"-Zeiten. Der Gesang ist ähnlich, wenn er auch mal den Drive in den Grind bekommt, die Produktion genauso wuchtig wie bei den Amis und die Gitarren braten auf beiden Seiten des großen Teiches erbarmungslos. Ein wenig fehlt ANORMA noch das Händchen für Hits, ein "Martyr" oder "There Is No Love" findet sich auf "In Destruction" nicht. Dafür jede Menge moderner Death Metal, der Freunden der alten FF-Tagen gefallen wird.
Was haben folgende Sätze gemein: Die Länge ist nicht wichtig, auf die Technik kommt es an. Bei Frauen zählen die inneren Werte. Das Demo einer Underground-Band darf ruhig scheisse klingen. Na? Richtig, erstmal sollte man das Ganze hier mit einem Augenzwinkern sehen und zweitens sind das alles Lügen hehe. I WITNESS haben mich auf diesen Gedanken gebracht. Ihr selbstbetiteltes Demo kann eine der miesesten Produktionen aufweisen, die mir in letzter Zeit untergekommen ist. Da geht das Schlagzeug fast komplett unter, was aber besser als der Bass ist, den hört man stumpf gar nicht. Die Gitarren sind leise und verwaschen, was gut zum Gesang passt, der ist nämlich genauso. Bester Kloschüssel-Sound also. Aus dem akustischen Matsch kann man immerhin an einigen Stellen die Songs raushören und die klingen gar nicht mal schlecht. I WITNESS scheinen sich nicht um Genres zu kümmern und verwursten munter alles, was ihnen gefällt. Der Gesang ist mal Death Metal-artig, mal clean. Die Gitarren bedienen sich ebenfalls viel im melodischen Todmetall, sind aber auch modernem Thrash nicht abgeneigt. Wenn man die Drums mal hört, kann man eine leichte Tendenz zum Death/ Thrash erahnen und einigen Stellen gar Geblaste ausmachen. Ich würde das Ganze unter melodischem Death Metal einordnen, angereichert um moderne Einfküsse. Wäre der Sound nicht so wirklich scheisse, wäre das ein cooles Demo. Beim nächsten Mal wird’s hoffentlich besser, mehr als genug gute Ansätze sind auf jeden Fall vorhanden.
EXISTENTIAL DILEMMA haben auf ihrer Website ihre letzte Show ever angekündigt, danach ist nach acht Jahren endgültig Schluss. Als letzter Tonträger bisher gibt’s diese Split mit INSIDE RECESS, die auch gleich den Anfang machen. Vier Songs hat die Combo aus Ohio zur Split beigsteuert, vier Songs, in denen sie sich im Schnittfeld von Grind, Noise und Metal bewegt. Das läßt sich schwer beschreiben, auch wenn INSIDE RECESS nachvollziehbare Songstrukturen haben. Erinnert ein wenig an die ganze Relapse-Chose um DILLINGER ESCAPE PLAN oder BURST. Sehr gut produziert und ziemlich aggro, wissen INSIDE RECESS zu gefallen und legen schon mal gut vor. EXISTENTIAL DILEMMA gehen dann wie gewohnt eher in noisige Gefilde. Konventionelle Songs werden nicht beendet, sondern münden in Synthie-Parts oder einfach nur in Geräuschen. Noise eben. Das muss man schon mögen, sonst ist es sehr schwer verdaulich. Ich mag es und EXISTENTIAL DILEMMA haben meiner Meinung nach fünf coole Tracks verewigt. Da werden Akustikklampfen eingebaut, die einen sehr ruhigen, fast schon depressiven Song ergeben, es wird aber auch mal herzhaft geballert, wobei es stark in Richtung Black meets Grind geht. Und alles mit einer guten Portion Noise versehen. Eine sehr coole Split, die sich kaum um die normalen Gewohnheiten schert und anspruchsvoll-experimentell ausgefallen ist. Keine Scheibe für jeden Tag, aber definitiv einen Versuch wert, am besten an einem verregneten April-Tag…
Mit ihrer 2003er Promo wollten DISPERSION einen Deal an Land ziehen, was aber anscheinend nicht geklappt hat. So wird das neue Album "Todgeweiht" eben im Eigenvertrieb unter die Leute gebracht. Und wie schon bei der Promo können DISPERSION auf ganzer Lini überzeugen: feiner brutaler Death Metal wird hier gezockt, garniert mit deutschen Texten, was natürlich sofort den Gedanken "JACK SLATER" aufkommen lässt. Ist aber wurscht, weil Growler Tim so tief grunzt, dass man eh nix versteht - genau so muss ein guter Grunzer sein hehe. Die Produktion ist sehr fett, wobei die Gitarren und Gesang an SFU erinnern, während die Drums so abgenommen wurden, dass sie wie die ganzen Blastgötter Marke BRODEQUIN klingen. Sehr gelungene Mischung, die dem Sound von DISPERSION eine eigene Marke gibt. Die zwölf Songs auf dem Longplayer können durchweg überzeugen und gut gemachten amerikanischen Death Metal bieten, mit allem was dazugehört. Keine Ahnung, warum DISPERSION nicht bei nem Label unter Vertrag sind, verdient hätten sie es mit der Scheibe allemal. Also unterstützt den deutschen Underground und kauft euch diese Pladde. Es wäre eine Schande, wenn DISPERSION noch länger ohne Deal und Supporter im Underground versauern müssen!
Manchmal kennt die Witzischkeit keine Grenzen. Da wird gelacht und sich auf die Schenkel geklopft, dass man Deutschland als die echte Hümörbömbe wahrnehmen müsste. Aber nein, wir bleiben auf unserem Image als verkniffene Arbeitstiere sitzen. Liegt vielleicht auch am sehr bemühten Witz, der schnell ins Nervige umschlagen kann. JBO können das ja fantastisch. OPERATION COUNTERSTRIKE sind auch so Kandidaten, jedenfalls textmäßig. "Stronger Than Sauerkraut". "Muh-Muh Land". "Death Metal-Owls From Hell”. Ich lach’ mich tot. Irgendwann ist halt mal gut. Musikalisch setzt sich die Wizitschkeit aber nicht großartig fort, statt Heiterkeit gibt’s die alte Death Metal-Keule, ganz annehmbar runtergezockt. Sänger Meikel bemüht sich um Abwechslung, growlt auch ganz anständig, stinkt aber bei den normaleren Parts eher ab und erinnert an einen Testosteron-Kenny. OPERATION COUNTERSTRIKE haben für meine Ohren einen amerikanischen Einschlag und erinnern an Groove-Monster wie OBITUARY, ohne deren Klasse zu erreichen. Die lustig betitelten Songs rumpeln so vor sich hin, ohne aus dem Schema auszubrechen. Das klingt kurzzeitig ganz nett, auf Dauer aber eintönig und belanglos. Gute Ansätze sind schon da, aber auch zu viele Durchhänger.
CUTTHROAT haben Besetzungstechnisch eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich und können so manch andere Combo in der Beziehung locker in den Schatten stellen. Ham’ echt Glück die Jungs, was? Aber scheinbar ist der harte Kern immer dabei und hat sich über die Jahre zu einer feinen Thrash Metal-Combo entwickelt, wie man auf "Ten Of Seven" hören kann. Da werden alte METALLICA (natürlich alte, wer zitiert schon "Reload"?) und KREATOR als Inspiration herangezogen, dass alten Thrashern die Augen vor Rührung feucht werden. Ich selbst bin so einer nicht, aber auch mir haben CUTTHROAT ganz gut gefallen, haben sie doch eine abwechslungsreiche Platte einzimmert, die handwerklich echt solide ist und live sicher richtig gut abgeht. Stampfende Midtempo-Songs wie "To The Bone" wechseln sich mit flotten Nummern ab und werden von messerscharfen Riffs getragen, die Ami-Thrasher nicht besser hinbekommen würden. Der Gesang ist die 2005er Ausgabe von James Hetfield, wenn auch manchmal zu eintönig. Unter’m Strich, den berühmten, eine solide Thrash-Platte, die Nostalgikern sicher gefallen wird.
"Roots Of Anger" ist das zweite Demo der Schweden TWELVESTEP beitelt, die schon mit ihrem Erstling einen guten Eindruck bei mir hinterlassen haben. Ähnlich wie ihre Landsleute MINORA setzen TWELVESTEP auf modernen Metal, der sehr groovig aus den Boxen kommt und vor allem durch den variablen Gesang Lennes an Eigenständigkeit gewinnt. Der Mann ist in der Lage, sowohl angepisst zu keifen als auch richtig schön klar-melodisch zu singen und dabei vom Wut in die Angst zu kommen. Durch die cleanen Gesangsparts in Verbdindung mit den wirklich fett bratenden Gitarren haben die Songs von TWELVESTEP einen Ohrwurmcharakter, den nur wenige Bands so konsequent hinbekommen. Egal ob das etwas schnellere "Frozen" oder das leicht melancholische "Image Of Yourself", die fünf Songs rocken wie Hölle und sind feine moderne Metalsongs. Die Produktion ist erstklassig und trägt dazu bei, dass TWELVESTEP des öfteren an US-Größen Marke MACHINE HEAD, KORN oder ganz dezent SYSTEM OF A DOWN erinnern. Auf platte laut/leise-Dynmik wird weiterhin verzichtet; stattdessen bemühen sich TWELVESTEP, eigene Weg zu gehen - etwas, das ihnen ausgezeichnet gelingt und "Roots Of Anger" zu einer wahren Perle werden läßt. Nach MINORAs letztem Demo ein weiteres Highlight aus Schweden!