Review: The Mansion Of Lost Souls
Wenn man über Gitarrenvirtuosen spricht gibt es immer zwei Arten von Leuten: Die einen stören sich an Show-Off und Prahlerei, die anderen sehen in Acts wie JOE SATRIANI, STEVE VAI, PAUL GILBERT oder YNGWIE MALMSTEEN eigene Progressive-Genres mit ebenso eigenem Charme. Will man die Musik von ANTONELLO GILIBERTO genießen, dann sollte man zu zweiter Kategorie gehören.
Das „warum“ ist simpel erklärt: Mr. Giliberto selber schwimmt oben in der italenischen Gitarren- und Musiker-Szene mit, ist Lehrer bei der renommierten „Guitar Academy“, hat eine Vielzahl an Seminaren besucht und gehalten und arbeitet mit dem Pick-Hersteller MAMA und der Gitarrenschmiede CQUADRO zusammen, kurz: Der Presse-Zettel ließt sich wie ein sehr eindrucksvolles Bewerbungsschreiben. Doch was steckt nun dahinter und somit auf dem zu besprechenden Debut-Album?
Nun: Vieles. „The Mansion Of Los Souls“ ist mitunter erst einmal ein anstrengendes Album – es ist komplex, es ist schnell, es ist viel Fingerakrobatik dabei – und zwar auf dem Niveau von „Appregios drei Level über dem was ich für menschlich möglich halte“. Im Titelsong „The Mansion Of Lost Souls“ gibt es direkt am Anfang Sweepings und High-Tone-Melodics zu hören die vielen Gitarristen anerkennende bis bewundernde Blicke zuwerfen würden – ohne dabei direkt abzuheben und nur die Saiten zu vergwaltigen.
Gleichzeitig beweist ANTONELLO GILBERTO aber auch, dass er viel mehr kann als nur sauber und schnell zu spielen: Die starken klassischen, melodischen Einflüsse („Ballade No. 3“) die mit viel Gefühl gespielt werden zeigen klar ein bereites Portfolio an Können und Talent.
Bei „Dream Of The Dead Tree“ beweist der Meister, dass er auch eine akustische Gitarre beherrscht und zupft entspannte, ein wenig an die ruhigen Töne der aktuellen OPETH erinnernden Akkorde und Licks und schafft eine wunderbar entspannte Atmosphäre zwischen den sonstigen Finger-Verrenkungen.
Trotz vieler Einflüsse aus Klassik ist aber kaum zu übersehen, dass „The Mansion Of Lost Souls“ genauso gut als vollwertige, instrumentale Progressive-Metal Platte durchgehen kann: „Rise Of The Titans“ knallt wie Speed-Metal mit 16tel E-Saiten Parts mit melodischen Einspielern durch die Lautsprecher, der Song „Lotus Effekt“ wirft düsteren, druckvollen Metal mit Solo-Können zusammen und ist sogar Headbang-Tauglich und die Nummer „The Ride“ kann man schon straight-forward Metal bezeichnen.
Fazit: ANTONELLO GILIBERTO ist ein Musiker der hierzulande mehr Aufmerksamkeit verdient, denn „The Mansion Of Lost Souls“ ist ein beeindruckendes, vielschichtes Debut das Lust auf mehr macht und sich durch die Vielzahl an Einflüssen und Elementen klar von den „klassischen“ Solo-Veröffentlichungen der bekannten Gitarrengöttern abhebt. Schaut’s euch an – sollte sich lohnen!
The Mansion Of Lost Souls
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
49:33 ()
Label:
Vertrieb:
Bereits 2010 konnten mich die schwäbischen Underdogs von SECRETS OF SIN mit ihrer ersten EP „Fairytales“ durchaus angenehm überzeugen - sowohl die absolut professionelle Aufmachung und natürlich vor allem der musikalische Inhalt war bis auf Kleinigkeiten sehr gut.
Jetzt wird endlich auch auf Albumlänge nachgelegt, erneut paßt hier zunächst optisch mal alles perfekt, bei solch einem gelungenen Coverartwork und Booklet hört man sich CD's doch gleich noch viel lieber an. Der Fünfer überzeugt erneut Punkto Kreativität, auch wenn das Gerne natürlich nicht neu erfunden wird. Aber der Einfallsreichtum und vor allem die Details sorgen für viel Abwechslung und müßten beste Noten erhalten (wenn wir welche zu vergeben hätten), das ist mehr als nur die einfache Platzreife.
Die neue Platte bietet Female-Fronted-Symphonic Metal auf hohem Niveau. Obwohl, dieser Genrebegriff (denn ich übrigens eher nicht so mag) trifft nicht so ganz zu, weil er doch zu pauschal und bei manchem Konsument sogar eher negativ besetzt ist. Außerdem gibt es hier einen nicht gerade unbedeutenden männlichen Gegenpart: die Stimme egal ob growlig (selten wie beim starken und betont orchestralen Utopia“ mit viel NIGHTWISH-Vibes nur doch etwas kantiger), in Normalauslage oder in bester Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN)-Manier relativ kehlig - dem Sound tut dies mehr als gut und sorgt für viele gelungene Farbtupfer.
Robert Mansk heißt der Sänger, Gitarrist, Mastermind und der Gegenpart zur neuen Sängerin Chritina Groner. Die Lady besetzt zwar eine typisch grazil-hohe Stimme aber zum Glück keinen nervigen Opernsopran wie vergleichbare Kapellen vornehmlich aus den Niederlanden oder den nordischen Gefilden.
Überzeichneter Kitsch/Pomp trotz allem monumentalen Bombast als Hintergrundbeschallung ist die Sache der SECRETS nicht, hier wird dann doch auf knackige Gitarren, mit meist hochklassigen Refrains und stimmigen Arrangements auch mal jenseits der Genregrenzen. Melodic Metal mitunter mit viel Orchestertouch bzw. satten Keyboardparts tönt aus den Boxen aber auch Trompeten, Saxophon und Bläsersounds(wie beim klasse Intro mit einem düster-moligen Kirchenmusikambiente) sind hier zu finden, die eingesetzten Chöre sind ebenfalls höchst satt, die druckvolle Produktion erledigt ein übriges. Einzig der Drumsound ist mir hier und da etwas holprig bzw. etwas zu flach, was aber nicht weiter schwer wiegt.
Kracher wie das schwungvolle „Alive“ oder auch der aufwühlend-kraftvolle Sechsminüter „Inside“ mit dem sehr gelungenen Wechselgesang bieten symphonischen Metal wie er einfach sein muß abwechslungsreichen Songverlauf, fette Hooklines, mächtige Gitarrenwände und einen flächigen Background. Eine Überraschungen bietet diese Scheibe mit dem stilistisch zum Rest eher ungewöhnlichen „The Joker“. Der Song klingt relativ fröhlich mit pipsigen Keys so in etwa nach SISTERS OF MERCY meets „THE ROCKY HORROR PICTURE-SHOW“ und dann doch wieder typisch SECRETS OF SIN mit klasse Gitarrenriffs, der etwas gestelzte männliche Gastbeitrag beim Gesang klingt aber irgendwie nach dem Kinoklassiker und gibt dem Song das gewisse Etwas.
Der Höhepunkt ist zweifelsfrei das bombastisch geprägte Epos „Civilisation“ - eine fast 12 minütige Achterbahnfahrt mit allen Facetten eines packenden Musikstücks, viele Tempiwechsel, gelungene Breaks, Solis, filigran-riffige Gitarrenparts und cineastische Klangbilder mit prägnanten Vocalpassagen – einfach klasse gemacht.
Natürlich dürfen bei aller Power auch etwas ruhigere Töne nicht fehlen, der eine Vertreter „Shadows“ kommt doch sehr pathetisch mit weitläufigem Refrain sowie heulenden Doppelleads daher, ist aber nicht wirklich was besonderes, lassen wir mal als noch mittelmäßig durchgehen. Dagegen ist das weniger aufgebrezelte „Once Upon A Time“ mit eher dezenten Streicherarrangements doch deutlich packender und weniger kitschig.
Zum Abschluss bieten die zwei Bonus-Nummern „Puppet Play“ und „What I Am“ wieder eher REALTIV straightere, weniger verspielte Musik die aber "Future Memories" einfach bestens abrunden. Vor diesem Quintett muß man abschließend nur den Hut ziehen, wenn hier kein Deal fällig ist wann denn dann?!
SECRETS OF SIN bieten in ihrem Genre locker internationales Niveau und können, nein müssen mit diesem Debüt uneingeschränkt empfohlen werden.
Future Memories
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
58:15 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten