Black Metal heutzutage macht oft Probleme. Entweder die Musik klingt zu poliert, zu bombastisch. Oder die Bands knüppeln voll old-school-mäßig, was die Freude an der Musik auch nicht langlebig macht. Oftmals klingt der Sound so räudig, dass es einem die Freude am Hören komplett nimmt. Diese Jungens hier aus Island aber - ja die setzen sich zwischen diese Stühle und liegen (ähem) damit genau richtig. Sie variieren in Tempo und Härtegrad, erinnern an gute, alte Immortal, erzeugen in langsamen Parts echte Atmosphäre und sind eben nicht zu professionell produziert, verlieren sich aber auch nicht im Garagen-Soundcheck. Der Gesang zeigt sich ebenfalls recht kratzig-variabel (natürlich innerhalb der Genregrenzen, also Kreisch UND Grunz). Durch die zumeist recht langen Songs nehmen sich die Insulaner den Raum für kleinere Experimente, Songs wie "Myrk" bleiben plötzlich regelrecht stehen, um dann wieder voll loszubrezeln, vor Akustik-Parts machen die Herrschaften aus dem Land der Myrksons und Myrkdottirs auch nicht Halt. Und das Allerschönste: Sie schaffen eine gleichermaßen kalte wie angenehme Atmosphäre mit Härte und Melodie, aber ganz ohne Keyboards. Auch, wenn hier nicht wirklich was Neues zu vernehmen ist, so haben die Mannen von den Geysiren diese Scheibe doch fein hinbekommen.
Bochum heißt die neue Fußball-Macht im Pott. Und aus Bochum kommen auch ZEROED. Und wie der VfL so hat sich auch diese Kapelle mächtig gemausert. Zumindest, wenn man glauben kann, was in unserem Review zur zweiten Produktion (nach der Demo-CD) "Death Notes" stand. Und davon gehe ich mal aus. Die Nordrhein-Westfalen haben die Thrash-Elemente ziemlich zurückgeschraubt, sie bieten recht puren Death Metal, der sich gerne mal im mittleren Tempo-Bereich festfräst. Aber es hämmert auch mal ordentlich nach vorn, wie beim nur einminütigen "Zombie Carrots Gone Berzerk" (ausgerechnet bei diesem Stück gibt es wieder Thrash-Roots!). Ansonsten erinnert mich das Wechselspiel zwischen gutturalem Gegrunze und spitzen Schreien der Marke "abgestochenes Schwein" an das Idol der kiffenden Tod-Metaller aus dem Hause SFU. Was ja beileibe keine schlechte Referenz ist. Als Mittelpunkt der Scheibe ist sicherlich das knapp siebenminütige "Erde ruft" (nein, kein deutscher Text!) zu bezeichnen. Vor allem die Bass-Arbeit sticht hier heraus, nicht umsonst nennt sich der Herr Tieftöner "Ancient Mariner". Und während ich mir meinen Reim darauf mache, sind wir auch schon beim Titelstück, bei dem die Bochumer beweisen, dass sie auch (oder gerade) im schnelleren DM-Bereich prima zurechtkommen. In den musikalischen Rahmen bauen die Jungs dann auch noch nette Gimmicks wie eine plöppende Bierflasche oder Telefongetute ein, haben einen nicht wirklich gelungenen Hidden-Track (finde ich ja sowieso nervig das Verstecke) drauf, der "Mostly Harmless" mit techno-industrial Rhythmen verbindet. Schließlich versorgen ZEROED geneigte Besitzer der CD auch noch mit einem hinzugefügten Live-Video. Hinzu gesellt sich eine oberst professionelle Aufmachung der Scheibe inklusive abgedruckter Texte, die den Preis von nur 8 Euro obendrein rechtfertigen. Ich weiß nicht, ob sich der VfL länger an der Spitze hält, im Moment spielen sie recht gut. Und das trifft auf jeden Fall auch für ZEROEDs "War Of Liberation" zu.
War Of Liberation
Band:
Genre:Nicht angegeben Tracks:10 plus Video Länge:31:56 () Label: Vertrieb:
Es gibt alle par Jahre eine Stadt in Deutschland, die ähnliche Bands hervorbringt und viele versuchen da ein Lebensgefühl hinein zu interpretieren. Und wie es also zurzeit so sein muss, ist TONI KATER aus Berlin. Wenngleich ihre Songs nicht ansatzweise so frech wirken wie die von MIA, in keinster Weise ein Hörsaalpunkflair wie neuerdings WIR SIND HELDEN aufkommen lassen oder weniger elektronisch als die Labelkollegen 2RAUMWOHNUNG sind (die jedoch ihre Finger bei der Produktion im Spiel hatten). Denn TONI KATER wirkt eher wie die introvertierte, nachdenkliche und verliebte Seele unter den neuen Mädels der Szene. Die Songs, allen voran "Wo Bist Du" haben göttliche Melodien, sind Gitarrenpop mit hochkarätigem Gesang. Und sie wirken bei aller Zerbrechlichkeit und Emotionalität der Texte musikalisch sehr klar und bodenständig, es darf definitiv wieder deutsch gesungen werden in den Büros der A&R Manager. Die Maxi enthält neben den Songs "Wo Bist Du, "Gegen Die Zeit" und "Wenn Sie liebt" eine zweite Version des Titeltracks und das Video zum Song.
Frischfleisch für alle Punkrock-Hungrigen: People Like You hauen einem mit dem Sampler "Where The Bad Boys Rock" dermaßen die Rock ´n Roll-Kelle vor den Latz, dass es nur so scheppert. Das Doppel-Album vereint wichtige Acts und hoffnungsvolle Newcomer des Dortmunder Labels, wobei die stilistische Bandbreite von Punkrock und Punk ´n Roll über Psychobilly bis hin zu Stoner und 60´s Rock reicht. Die Qualität der Stücke ist bis auf wenige Ausnahmen überdurchschnittlich gut, so dass die Scheibe fast nie langweilig wird. Schon der Opener - MAD SIN´s Cover von TURBONEGROS "Rock against ass" - geht höllisch nach vorne los und rockt und rollt alles in Grund und Boden. Zu hören sind außerdem THE BONES, THE METEORS, THE GENERATORS, THE REVOLVERS, THE SPOOK, ADAM WEST, DUANE PETERS, DAMNATION, V8 WANKERS u.v.a..
Für Punkrock-Einsteiger ist "Where The Bad Boys Rock" absolut empfehlenswert, denn hier wird ein schöner Querschnitt verschiedener Stile geboten. Für diejenigen, die bereits mit den meisten Bands vertraut sind, lohnt sich der Kauf aber ebenfalls, da fast alle Stücke bislang unveröffentlicht oder rar sind oder in neuen Versionen kommen. Außerdem ist das Preisleistungsverhältnis hervorragend: Das Doppel-Album (Vinyl und CD) mit 32 Songs gibt es zum Preis eines Einzel-Albums, so dass man für sein Geld jede Menge kickenden Rock ´n Roll geboten bekommt. Kaufen!
Nach dem für eine Death Metal - Band großen Erfolg mit "The Bleeding" war es abzusehen, dass die Kannibalen auch anno 2004 nicht einen Millimeter von ihrer bewährten / geliebten / gehassten Rezeptur abweichen würden. Die Band hat ihren ureigenen, hochtechnischen Stil von Album zu Album weiterentwickelt und es fällt schwer, ein absolutes Highlight herauszugreifen, weil spätestens seit "The Bleeding" kein typisches, wildes Gebolze mehr praktiziert wird, sondern äußerst anspruchsvolle, in ihrem Genre schlicht nicht zu toppende, extreme Musik. Und genau so geht es auf "The Wretched Spawn" weiter: das geile, leicht punkige "Severed Head Stoning" ist der perfekte Opener für eine dreiviertelstündige Schlachtorgie, die ausschließlich Kracher bereithält. Einziger Kritikpunkt ist dabei, dass sich (wieder einmal) viele Stücke sehr ähneln und Abwechslung nicht gerade großgeschrieben wird. Aber what shalls? Die Produktion von Neil Kernon ist nicht nur Alex Webster’s Meinung nach die bisher beste, die eine Kannibalen - Scheibe zu bieten hat. Die Gitarrenriffs der Herren Owen und O’Brien zwingen sämtliche Newcomer (vor Allem aus Skandinavien) zum Nachsitzen, Alex’s Bass schreddert wie ein Uhrwerk und der gute Paul Mazurkiewicz hört immer noch diese nicht nachlassende Stimme aus seinem Drumkit: "Töte mich !!!", während "Corpsegrinder" seinen Growlstil weiter perfektioniert hat und verständlicher grunzbrüllt als je zuvor. Auch an den lyrischen Ergüssen der Jungs hat sich nichts geändert; die Songs handeln weiterhin vom Weltfrieden, von der Liebe und vom großen Glück, das auf uns alle dort draußen wartet. Dass soviel Harmonie nicht zu ertragen ist, weiß auch die Zensurbehörde und hat erwartungsgemäß die Verpackung durch ein alternatives Cover angeordnet, sowie vermutlich abermals das Nicht - Abdrucken sämtlicher Texte. Schon bald, wenn sich die ersten Frühlingsgefühle breit machen und die meisten Menschen die Romantik wiederentdecken, wird in mancher Bangerbude die Hölle in Form von "Decency Defied", "Cyanide Assassin", "Blunt Force Castration" oder "Slain" von der Leine gelassen!!! "The Wretched Spawn" ist ein erneutes Meisterwerk des traditionellen Death Metal und kann in diesem Jahr, wenn überhaupt, nur noch von BOLT THROWER getoppt werden. Ein Hammer!
Seinerzeit auf dem "Spectators" Album vor knappen fünf Jahren, bekam "Blind" nur wenig Aufmerksamkeit. Zu groß war die Übermacht von "Künstliche Welten" und Konsorten. Auf dem Soundtrack zum bildgewaltigen Film "Erbsen Auf Halb Sechs" kommt der nachdenkliche Track nun zu späten Ehren. In einer neuen Version wirkt "Blind" nun etwas diffuser, die verschiedenen Ebenen wurden reduziert auf wenige, der Gesang ist besser geworden und steht gegenüber dem etwas atemlosen Original den restlichen Liedern des letzten Outputs um nichts nach. Thematisch beinahe plump zu "Erbsen Auf Halb Sechs" passend ist der einzige mit Abspanntrack der Films, "Blind (2004)", eben dem WOLFSHEIM Sound unserer Zeit angepasst worden. Der eine wird’s mögen, der andere nicht. Neben dem Titeltrack, findet sich auch das Original von 1999 auf der Maxi, außerdem eine Instrumentalversion, "Slow Alvarez Mix (Live at The Audiothorium)" und das aktuelle Video zum Song.
Man könnte meinen, dass der langsam aber sicher ergraute Neil Diamond diesen Song für HIM geschrieben hat. Aus der drögen Nummer hat der knuffige Finne eine rockende Single gemacht, die er ja auch live bereits des längeren zum Besten gibt. Sind die einzelnen Strophen recht belanglos gitarrenuntermalt und kalkulierte finnischer Gothrock, so kann der Chorus mit sehr eingängiger Melodie voll punkten. Vallo sorgt vor allem bei der ruhigen Darbietung des Themas am Ende des Songs für Gänsehaut Neben diesem Track finden sich nur die Liveversionen von "Please Don´t Let It Go" und "Join Me" auf dem Tonträger. Das macht am Ende eine leider BMG typische extrem magere Ausbeute, selbst für eine Maxi. Und auch wenn mir sein bleicher Körper auf dem Cover wenig zusagt, so hilft der Titelsong zumindest über den optischen Malus hinweg. Aber ich bin ja auch ein Mann.
Die Niederländer haben es sich beim franzöischen Label gemütlich gemacht und kommen mächtig kosmopolit daher. Denn: Los fliegen die Holländer wie die Schweden-Thrasher. Nach gut einer Minute kommen die ersten Zweifel auf - durch ein langzogenes "Aaaaah". Die Furcht ist nicht umsonst: Was sich bereits im ersten Song andeutet, setzt sich über die folgenden insgesamt 55 Minuten fort: Vielschichtige Musik mit Wurzeln im Death und Thrash darf’s sein, ausgestattet mit fiesen Breaks, Soprano-Saxophon, hektischem Gekreische, cleanem Sing-Sang, progressivem Touch, sanften Rock-Klängen und der plötzlichen Rückkehr zu brettharten Rhythmen. Zwischendurch setzt es auch noch instrumentale, sperrige Überleitungen. Ohne Frage haben die Tulpenfresser ihre Handwerke gelernt, ihnen kommen auch wirklich amtliche Ideen, aber ich persönlich fühle mich mal wieder maßlos überfordert. Nach dem zweiten Song "Ostensibly Impregnable" macht es erst einmal "Uff" - geschafft! Der folgende "Young Man" gefällt anfangs richtig prima, bis ein soft Keyboard-Waber-Break den thrashigen Charme schnell wieder ad acta legt. Ich weiß nicht, brauche ich ein Wechselbad, dann gehe ich in die Sauna. Schade um die tollen Ansätze, aber diese Scheibe ist mir zu kompliziert, mit Ami-Death, Euro-Frickel, Brasilio-Ethno-Metal, NY-HC und Skandi-Metal in holländischer Ausgabe. Da es aber sicherlich Menschen gibt, die etwas mit diesem wirren Krams anfangen können, gibt’s mal ein akkurates "befriedigend". Schade, denn die Jungs haben´S eigentlich drauf, können saugeil thrashen und Dampf machen. Egal, ich bin jetzt ein wenig gestresst geh jetzt erstmal zum Entspannen - äh - in die Sauna. Ach: Die erste Auflage der Scheibe kommt als "limited edition slipcase" mit Bonus-Video-Material.
So langsam kommt Italiens Underground in Schwung, scheint da unten so manche hoffnungsvolle junge Death Metal-Band zu geben, man denke nur an Rising Moon oder Illogicist. STILLBIRTH haben das neue Jahr mit einer neuen Promo eingeläutet und zeigen mit den vier Songs, dass in ihnen durchaus Potential steckt. Der Vierer mischt (melodischen) Death Metal mit leichten Thrash- und Black-Einflüssen und knüppelt ganz gut nach vorne weg. Die Songs sind insgesamt recht melodisch ausgefallen und erinnern gerade durch die Arbeit von Gitarrist Lorenzo an ältere Schwedensachen, während Sänger Grezzo sich Mühe gibt Variabilität in seinen Gesang zu bekommen und mal clean, mal keifend, mal growlend singt. Der Mann hat Potenzial, keine Frage, aber in manchen Passagen ging er mir doch auf die Nerven. Beim Songwriting haben STILLBIRTH versucht, so viel Abwechslung wie möglich in die Mucke zu bringen, was zu einigen Thrash-Ausflügen ("Victims Of Nuclear Age") führt und die Songs manchmal ein wenig zu überfrachtet wirken lässt. STILLBIRTH haben einiges auf dem Kasten, gerade die Rhythmusfraktion und Lorenzo, und auch eine Menge guter Ideen, brauchen aber noch etwas Zeit, um ihr volles Potenzial ausschöpfen zu können und es in echte Killersongs umzuwandeln. Keine schlechte Scheibe, "Trauma" macht Lust auf mehr und zeigt, dass im Pizzaland mehr und mehr viel versprechende Bands auf ihre Chance warten. STILLBIRTH gehören ganz sicher dazu.
SPIRITUS MORTIS existieren schon seit 1987 im Underground, aber trotz zahlreicher Demos konnte sich die finnische Doom - Band nie etablieren oder einen Deal einfahren. Mit "Rage Of Achilles" hat sich jedoch eine Schmiede der Band angenommen und so erscheint dieser Tage nun ihr gleichnamiges Debüt - Album. Die angegebenen Parallelen zu Bands wie TROUBLE, CANDLEMASS oder BLACK SABBATH sind nicht verkehrt, obwohl SPIRITUS MORTIS öfter aufs Gas treten und generell schneller agieren als die Vorbilder. Das tut zwar der Abwechslung gut, nimmt den Songs aber einen nicht zu leugnenden Anteil der "lavaartigen" Düsternis, die zum Beispiel CANDLEMASS auf "Nightfall" oder BLACK SABBATH zu Debüt - Zeiten zelebrierten. Auf der anderen Seite wird die subtile Aggression und der - Achtung, jetzt kommts - "Weltschmerz" (eine ganz tolle Wortschöpfung - wer sich die mal ausgedacht hat?!) von TROUBLE auch nicht ganz erreicht. Zwar haben einige Songs wie "Vow To The Sun" und vor allem "Death Walking" echtes Underground - Hit - Potential, das gesamte Album flacht jedoch schnell ab. Ein "Bastards Will Pay", "Samarithan" oder "Pain" findet man auf "Spiritus Mortis" leider nicht, was wohl auch zuviel verlangt wäre. Schlecht ist das Album zwar nicht, aber von einer Band, die 16 Jahre auf ihr Debüt hat warten müssen, fehlen mir einfach die mitreißenden Kompositionen, die etwa das letztjährige THUNDERSTORM - Album so herausragend machten. Insgesamt nett, aber mitnichten ein Hammer.