Einige Probleme haben die Aufnahmen und damit auch die Veröffentlichung des ersten CHRONICLE OF TYRANTS-Albums "Nemesis MMIV" verzögert. Aber wie heißt es so schön? Das Warten hat sich gelohnt - "Nemesis MMIV" ist sehr sehr cooles Death Metal-Album, das seine Wurzeln im alten melodischen Schwedentod hat und durchgehend auf hohem Niveau ballert. Die Scheibe ist eine kleine Zeitreise in die Mitte des letzten Jahrzehnts, als Death Metal und Schweden noch in einem Satz genannt werden konnten, ohne dass man an peinliche IN FLAMES-Video und zahnlose SOILWORK-Scheiben denken musste. In der Tradition alter No Fashion-Bands (gerade, was den Sound angeht) haben CHRONICLE OF TYRANTS eine melodisch-brutale Scheibe eingespielt, die neben einer erstklassigen Gitarrenarbeit vor allem durch ausgefeiltes Songwriting glänzt und sich schnell im Ohr festsetzt. A CANAROUS QUINTET haben das auf ähnliche Weie vollbracht und in letzter Zeit FRAGMENTS OF UNBECOMING. Einfach schöner Schwedentod, der bei aller Melodie-Verliebtheit nicht die Härte und Brutalität des Death Metal unter den Tisch fallen lässt und dadurch vor Abwechslung strotzt. Genauso sehen es wohl auch die Jungs um Sänger Manuel (der einen klasse Job abgeliefert hat) - und prompt kommt eine verdammt geile Schwedentodplatte raus, die man jedem Elchtodjünger bedenkenlos empfehlen kann. Wäre nur gerecht, wenn die Erfolgsgeschichte von FRAGMENTS OF UNBECOMING bei CHRONICLE OF TYRANTS eine Fortsetzung finden würde. Verdient hätten es die Jungs!
Mit Black Metal ist das ja so eine Sache. Es gibt die ultras (true as fuck) und die mainstramigeren (Bombast rules supreme). Und dann sind da noch die wirklichen Künstler, die Ästheten der Dunkelheit, die Fürsten der Bosheit - eben die Avantgarde. Dazu zählen sich wohl auch CODE, die auf Void, Ulver und Ved Buens Ende anspielen (oder sogar bei ihnen spielten). Und so haben die Jungs aus der norwegisch-britischen Union eine todtraurige BM-Scheibe mit gehörigem Doom-Anteil auf den Markt geworfen. Nicht ganz so fies wie etwa Shining, lange nicht so träge wie Funeral Doom. Der Gesang ist fies gekreischt oder pathetisch-klar - immer aber vermag die Stimme zu erklären, dass es Band und Menschheit schlecht geht. Die Gitarrenarbeit bei den acht, mindestens fünf Minuten langen Songs ist bisweilen typisch flirrend, das Drumming doppelt treibend - aber gelegentlich driften CODE sogar in den angeproggten Bereich. Trotz zumeist gemäßigter Geschwindigkeit haben die Songs ordentlich Zug am Leib, grooven sich manchmal sogar regelrecht ins Unterbewusstein des suizidal nicht abgeneigten Kunden. Die Scheibe ist sicher nicht für viele Menschen interessant, denn das Gros der Blackies zählt nun mal zu den beiden anfangs angerissenen Gruppen. Das Leben ist trostlos, der Mensch ist schlecht - gut, dass es noch Künstler gibt, die einem das so schonungslos klar machen.
"Weinerlicher Metal-Rock" aus Schweden - so nennt sich die Musik des drei Nordländer. Der Sänger heißt mit Nachnamen Lantz. Wie der schwedische Stürmer des Absteigers Hansa Rostock. Und weinerlich könnte in beiden Fällen auch jämmerlich heißen. Von Maiden und HIM fühlen sich der Musiker inspiriert - Lantzi singt wie Leonard Cohen - leicht depressiv, immer eine Spur neben der Musik und langweilig wie Knäckebrot ohne Aufstrich. Die Musik trödelt im Hintergrund herum, ohne auch nur ein einziges Ausrufezeichen zu setzen. Wie melancholische Musik mit schwerem Groove und stumpfem Rhythmus gemacht wird, das weiß eine Finne namens Timo. Vielleicht fragt der Andi mal beim Rautiainen und seinem Trio nach. Ach: Während man beim Hansa durchaus auf schnelle Rückkehr in die erste Liga hofft, wünscht man SEVEN CIRCLES noch ein paar Spieltage im Trainingslager, respektive Proberaum. Ziemlich schlimm, mindestens aber grottenlangweilig.
THE RED CHORD sind das neueste Pferd im MB-Stall, dass auf Metalcore setzt. Oder besser: und als Metalcore verkauft werden soll. Aber wie schon öfter in letzter Zeit passt auch bei THE RED CHORD das Etikett nicht so richtig, denn eigentlich ist "Clients" eine Scheibe voll mit Death Metal, dem zwar gelegentliche HC-Parts nicht fehlen, aber trotzdem noch kein Metalcore ist. Jedenfalls für mein Verständnis. Mit HATEBREED oder HEAVEN SHALL BURN haben THE RED CHORD wenig zu tun, schon eher mit Florida Death Metal. Leider versuchen die Amis, aus den Grenzen des Totmetalls auszubrechen und moderne Einflüsse aufzunehmen. Seien es nun stampfende Moshparts, cleaner Gesang oder atmosphärische ruhige Parts ("Clients"), irgendwie wirkt alles zu vorhersehbar und wie gewollt und nicht gekonnt. Ihre besten Momente hat die Platte, wenn THE RED CHORD einfach mal ordentlich knüppeln und der Sänger bis an die Grenzen seiner Stimmbänder geht. Dann klingt es nach brutalem Death Metal, dem das Gespür für Melodien noch nicht abhanden gekommen ist und der sich hören lassen kann. Aber durch das krampfhafte Metalcore-machen-müssen verliert "Clients" viel und wirkt recht seelenlos. Kann man kaufen, muss man aber nicht. Leider führen solche Scheiben irgendwann dazu, dass eine Stilrichtung in der Versenkung verschwinden wird, Stichwort "Übersättigung". Und das hat weder der Metalcore noch THE RED CHORD verdient, vor allem nicht, wenn sich letztere auf Death Metal konzentrieren würden.
Einen richtig anstrengenden Brocken technischen modernen Death Metals haben HACRIDE mit "Deviant Current Signal" eingespielt. Bisher war mir die Band kein Begriff, aber mit dieser starken Scheibe geben sie eine deutliche Kampfansage an MESHUGGAH und Konsorten ab. Ausgestattet mit der angesagten IN FLAMES-Produktion, die auch MESHUGGAH und SCARVE zu schätzen wissen, knallt "Deviant Current Signals" ganz ordentlich, klingt aber auch recht kalt und klinisch. Bei den komplexen Songstrukturen zeigt man sich eher von DEATH als von neuzeitlichen Combos inspiriert, während gerade der Gesang doch klar an MESHUGGAH erinnert, genau wie die vielen Gitarrenspielereien und das abgehackte Riffing. HACRIDE verstehen es gekonnt, den Spagat zwischen Gefrickel und Brutalität zu machen und bedienen Fans beider Lager. Selten einmal ist die Scheibe so technisch, dass es kaum noch nachvollziehbar bleibt, wo die Franzosen hin wollen, meistens schaffen es die Jungs, bei allem Anspruch auch eingängig zu bleiben. So eingängig man als MESHUGGAH-Vereher sein kann. Hätten HACRIDE ein wenig mehr Eigenständigkeit und eine etwas wärmere Produktion, wäre das Album ein echter Knaller, so bleibt ihm im direkten Vergleich mit der neuen MESHUGGAH und Bands wie ILLOGICIST nur der zweite Platz. Ist ein Anfang.
Eine der wichtigsten Bands der italienischen Rock-Szene sollen ARACNOFOBIA sein. Oh weh, möchte da der ein oder andere sagen. Die Herrschaften, die auch schon bei Harsh, Spire musizierten (aha, jawohl!), haben sich dem Erwachsenen-Rock verschrieben und haben diesbezüglich auch ganz nette Songideen. Allerdings hat die Scheibe einen ganz entscheidenden Nachteil: Der Sound hört sich allenfalls nach Aula-Rockern an als nach AOR-Stadien. Arg dünne plüftert das Drumming, die Gitarren verschwinden nicht selten hinter dem Kollegen mit vier Saiten. Lediglich der Gesang hat ins Mett und bekommt durch den italienischen Gesang seine interessante Note. Die Songs an sich sind abwechslungsreich, letztlich aber bleibt der "Exotenbonus" doch zu wenig, um sich die Scheibe öfter reinzupfeifen. Nur beinharte Fans italienischer Zunge sollten reinhören, alle anderen können auch mal am Campus um die Ecke gucken, ob’s da eine Band nicht besser macht. Will sagen: Nichts Besonderes. Wenn das "one of the most important bands" ist, dann möchte ich aber nicht wissen, wie die unwichtigten klingen.
Die Italiener haben’s versucht. Und moistens schaffen sie es nicht. So wie DEADLY TIDE, die versucht haben in LA Fuß zu fassen. Immerhin haben sie was mitgebracht: Ur-amerikanischen Stadion-Rock. Ihr wißt schon: Kopftücher, schwarz-weiße Felljacken, Cowboyhüte und Musik, die an frühe Bon Jovi erinnert. Was sicherlich schlimmer geht, wie Jon Bon himself mit seinen folgenden Outputs bewies/beweist. Enthalten sind mit Warnungen für Nebenwirkungen für echte Hart-Würste: Leicht weinerliche bis klare und sehr dominante Vocals (für das Genre wirklich gekonnt), ausschweifende Stöhner, schmalziger Keyboard-Einsatz mit Glöckchen, ein bißchen rockige Gitarren und ein bißchen Akustikkram. Festzuhalten bleibt, dass DEADLY TIDE das, was sie machen, wirklich drauf haben und einen musikalisch einen extrem professionellen Eindruck hinterlassen. Was je nach Ansicht auch für ihre lustigen Pseudonyme J.D. Nitro (Vocals), Easy (Guitars), Wild Rumble (Bass) und Mr. Blacksmith (Drums) zutrifft. Ihr mögt Crüe oder Extreme? Dann seid ihr bei DEADLY TIDE zu 100 % richtig. Weiter Info bei www.mkm.promotion.tk oder auf der bandeigenen Seite.
Seit einer Dekade machen THE FIRSTBORN aus dem sonnigen Portugal mittlerweile Mucke, sind aber nie wirklich aus ihrem kleinen Heimatland herausgekommen. Ihr drittes Album "The Unclenching Of Fists" zeigt auf interessante Weise die Erfahrung der Band. Denn statt sich auf reinen Death Metal zu verlassen, haben THE FIRSTBORN viele außergewöhnliche Elemente in ihren Sound integriert, von denen vor allem die vielen ungewöhnlichen, weil orientalischen, Instrumente hervorstechen. Zwar regiert oft genug die brutale Death Metal-Keule ("Fire Channels"), wenn aber die Pfade des Todes verlassen werden, wird die Mucke ungleich komplexer und gefüllt mit selten vernommenen Tönen. Leider schaffen es THE FIRSTBORN nicht, die vielen Einflüsse zu einem kompakten, nachvollziehbaren Ganzen zu bündeln und haben so ihre besten Momente, wenn sie gnadenlos holzen und vielleicht mal nur chormäßigen Hintergrundgesang einsetzen. Aber die vielen Breaks und Soloparts der ganzen orientalischen Instrumente machen viel zu oft einen Song kaputt und zerschneiden so den roten Faden. "The Unclenching Of Fists" bleibt ein interessantes Album, dass durch seine Komplexität sehr verkopft und sperrig ist. Dafür muss man sich echt Zeit nehmen und auf den Klang des Orients stehen.
Meinen Eltern fahren einen Hyundai. Schönes Auto, komfortabel, schnell und günstig zu haben - aber eben auch ohne eigene Identität. Ähnliches gilt für MOONSHINE, die erste mir bekannte Black Metal-Band Koreas. "Songs Of Requiem" ist eine nette Black Metal-Scheibe, aber genauso innovativ wie ein Hyundai. Hörbar von richtig alten DIMMU BORGIR (so zu "Devils Path"-Zeiten) und zeitweise VENOM ("Endless Fall") inspiriert, baut das Duo seine bombastischen Black Metal um das omnipräsente Keyboard auf, das mir zeitweise echt auf die Nerven ging. Das ist aber für das Tastenteil nicht schwer, ich kann dem Instrument generell nur wenig abgewinnen. Die besten Momente haben MOONSHINE, wenn sie das Ding orgeln lassen und sich auf ihr Gespür für schöne Riffs verlassen. Die Produktion ist wie bei alten SUMMONING-Werken ein wenig indifferent, aber sehr druckvoll und lässt jedem Instrument genug Raum zur Entfaltung. Der Gesang ist solider Genre-Standard und dürfte auch anspruchsvolle Schwarzkittel zufriedenstellen. Was bleibt über MOONSHINE zu sagen? Ein talentiertes Duo, dass mit dieser Scheibe Punkte sammeln kann und soliden Schwarzmetall abgeliefert hat.
Es war einmal eine Zeit, da hatten amerikanische Metaller viel Haarspray in der Frisur, waren pink geschminkt und hatten enge Leoparden-Hosen an. Ach ja: Und sie machte weiche Musik, die auch kleinen Mädchen gefiel. Also so wie HIM heute. Nur noch schlimmer. Genau in Richtung Ratt, Poison und Konsorten zielt auch MONKEY BUSINESS (die haben ihren Band-Namen wohl nicht umsonst aus dem Skid-Row-Repertoire geborgt). Zwar sind die Herrschaften nicht so kacke angezogen, wie die Vorreiter anno dunnemal, dafür haben sie deren Musik eins zu eins ins Präsens gelupft. Drei Songs erinnern fast plagiativ an die Zeit der tuntigen Poser, natürlich ist mit "Kinda Love" auch eine amtlich-schleimige Semi-Ballade dabei. Musikalisch ist bei den drei Titeln alles im Lack, da gibt’s nette Akustik-Melodien, rockige Parts, alles was Haarspray-Röckerchen braucht. Nur die Stimme beginnt in lauteren Parts schnell zu nerven, weil zu kreischig. Für Verehrer der damaligen Heroen sicherlich nicht übel, alle anderen haben eh nicht so weit gelesen. Weitere Informationen unter www.mkmpromotion.net oder auf der Homepage der Kapelle.