SETTLE THE SCORE sind eine ziemlich umtriebige HC-Band, die seit ihrer Gründung 1999 schon einige Splits und anderen Kram veröffentlicht hat und sich durch ausgiebiges Touren in der HC-Szene bekannt machte. U.a hat man mit SWORN VENGEANCE eine Split am Start gehabt - und aus denen gingen ja bekanntlich TERROR hervoir. Auf ihrem Alveran-Debüt präsentieren sich die vier Jungs von SETTLE THE SCORE als bodenständige HC-Band, die auf die ganze Metalcore-Welle nen Furz gibt. Direkter Hardcore ist die Sache der Band und da finden sich bestimmt keine Metalriffs oder Screamo-Gesang. Hier wird einfach nur aggressiver Hardcore runtergerotzt, der so voller Wut und Aggression steckt, das man sich fragt, ob die Band eigentlich einen Therapeuten hat. Verärgern möchte ich die auf jeden Fall nicht hehe. SETTLE THE SCORE haben wie gesagt eine Menge Erfahrung sammeln können und wissen, worauf es beim Schreiben von HC-Songs ankommt, egal ob sie nun eher im Mid Tempo unterwegs sind und ordentlich Moshparts aufweisen ("Roll The Dice") oder gerade raus ballern ("Taste My Glory"). Das ist eine ehrliche HC-Pladde, die sich jedem Trend widersetzt und von Typen gemacht wurde, die mit Herzblut bei der Sache sind. Für Leute, die TERROR oder die ganze NYC-Chose mögen, sind SETTLE THE SCORE eine gute Wahl.
LOSA sind eine Band, die ich in der Form viel eher bei Relapse als bei Metalblade erwartet hätte. Sehr abgefahrener ist der Mix aus Death Metal, Grind und Hardcore, den uns die Amis da servieren und passt für meinen Geschmack nicht so wirklich zum Label. Aber gut, jedem das seine. Das Problem, dass ich mit LOSA habe, ist auch nicht ihre Labelzugehörigkeit (das wäre auch ziemlich arm), sondern die Langweiligkeit, die sie verbreiten. Man bemüht sich, abgedreht und genial-verrückt zu klingen, scheitert aber ganz schnell, schon "The Beginning" nervt ohne Ende. Auf brutale Abgehparts, die SOYLENT GREEN nicht viel besser können, folgen ruhige Momente, in denen zerbrechlich gesungen und die Instrumentierung sehr dezent gehalten sird. Und dann wieder Prügelpart. Und dann wieder ruhige Parts. Das ist seher vorhersehbar und wirkt wie gewollt und nicht gekonnt. Man hat alles schon viele Male gehört und vor allem besser gehört als bei LOSA. Ich hatte mir mehr von der Platte versprochen als so einen halbgaren Relapse-Mucke-Klon.
Ein gewagtes Unterfangen: Den Koblenzern KEN ist es nicht genug, drei Jahre nach ihrem Debüt ein neues Album vorzulegen, sondern es werden parallel gleich zwei veröffentlicht. Dazu kommt noch, dass es sich bei "I Am Thief" um ein reines Coveralbum handelt - fast, um genau zu sein, denn ein Songs stammt von KEN selbst - der Titel ist also Programm. Nicht ganz zu Unrecht fragt man sich, ob das sein muss, denn Covers sind für B-Seiten und als Compilation-Beiträge eine nette Sache, aber will man sich ein Album anhören, das so gut wie kein Material der Band enthält? Um es vorwegzunehmen: Im Falle von "I Am Thief" will man das. KEN gelingt es nämlich bei ihren Interpretationen, genau die Waage zu halten, so dass man die Original-Songs wiedererkennt, ihnen aber ein neuer, eigener Sound eingehaucht wird. Das geht so weit, dass man durchgehend das Gefühl hat, das jeweilige Cover könnte auch das Original, also ursprünglich so gewollt gewesen sein. So wird Peter Gabriel´s "Digging In The Dirt" von seinem schweren Beat befreit und mit einem düster-chilligen Charakter versehen, der ein wenig an MASSIVE ATTACK erinnert, aus PANTERA´s "I´m Broken" wird ein leichter Western-Song, THE WHO´s "Boris The Spider" rumpelt böse garagen-rockig und aus "Wir Müssen Hier Raus" von TON STEINE SCHERBEN wird treibender Alternative Rock. Abgerundet wird dieser Ritt durch die Musikgeschichte mit dem einzigen selbstgeschriebenen Song, der den gleichen Titel wie das Album trägt und für einen ruhigen, schwermütigen Ausklang sorgt. "Why must I be a Thief"? fragt da Aydo Abay sich und gleichzeitig auch den Hörer. Die Antwort ist müßig - wenn solche Alben dabei herauskommen, bedarf dies keiner Rechtfertigung.
2001 als Nebenprojekt im Umfeld der Koblenzer Bands SCUMBUCKET und BLACKMAIL entstanden, ist aus KEN nach diversen Besetzungwechseln mittlerweile eine richtige Band geworden. Mit "Stop! Look! Sing Songs Of Revolutions!" steht jetzt nach dem Debüt von 2002 bereits das zweite Album in den Läden, das in grade mal 10 Tagen aufgenommen wurde. Aufgrund der extrem prägnanten Stimme von BLACKMAIL-Sänger Aydo Abay ist man zumindest am Anfang der Scheibe ständig versucht, Parallelen zu seiner Hauptband zu ziehen, doch nach und nach wird man in den KEN eigenen Sound gezogen und man stellt fest, dass hier etwas völlig Eigenständiges entstanden ist. Offenbar haben KEN eine gehörige Portion NEW ORDER eingeatmet, was man besonders in den melodischen Refrains hört, im Hintergrund spielen aber auch oft PINK FLOYD mit, in Form von sphärischen Keyboard-Sounds und leicht psychedelischen Passagen. Dazu gesellen sich dann immer wieder schrebbelige Gitarren-Riffs und groovig bis treibende Drum-Beats, so dass sich eine schöne Mischung aus modernen und altmodischen Einflüssen ergibt. Und so nehmen KEN den Hörer mit auf ihre musikalische Reise, angefangen beim melancholisch schwermütigen "Black Phantom" mit seinen PINK FLOYD-typischen Synthies und sägenden Gitarren, über das flotte, von Beat beeinflusste "Paniciss", den treibenden Rocker "Lend Me Your Leg", das vermeintlich den 80ern entsprungene, groovige "The Dragon With The Bleeding Nose", den wunderbaren NEW ORDER-Klon "Wake City", das bluesige "Ashes" mit chilliger Trompete im Hintergrund und Jazz-Gitarrensolo, bis hin zum medidativen Schlusstrack, der rein aus sphärischen Synthie-Flächen besteht. Nahezu das gesamte Album ist durchzogen von Melancholie und wunderschönen Melodien, trotzdem wirkt die Musik immer etwas rau und ungeschliffen und sind an jeder Ecke kleine Störeffekte eingebaut, wie Rückkopplungen und extrem verzerrte und verfremdete Gitarren- und Keyboard-Sounds, so dass der Gesamtsound nie zu glatt wird und den Ohren keine Chance gelassen wird, auf Durchzug zu stellen. Ein großartiges Album, irgendwo zwischen Pop, Rock und Alternative, das durch seine Melodien, seine Vielfalt und seine Intensität süchtig macht und das auch beim zehnten Mal hören noch nicht langweilig geworden ist.
Aus dem recht ambitioniert gestarteten, dann aber wieder etwas in der Versenkung verschwundenen Projekt Schattenreich.tv geht in diesen Tagen die zweite Ausgabe des "Schattenreich" Samplers an den Start. Das Konzept ist ähnlich wie das das Erstlings, viele Bands sind erneut vertreten und wiederum liegt der Schwerpunkt weniger auf hypertanzbarem Electro sondern eher auf gut hörbarem Gothic. Neben absoluten Vorreitern und auch kommerziell erfolgreichen Acts von HIM bis NIGHTWISH (die bezeichnenderweise die jeweiligen Discs eröffnen) gibt es wiederum auch sehr viele deutsche Acts zu hören. Musikalisch aus dem Rahmen fallend ohne dabei schlecht zu sein aber etwas nach Labelpolitik stinkend, blitzen EXILIA auf. Schwierig auf einem Sampler zu integrieren und umso spannender zu hören sind die DRESDEN DOLLS mit ihrem herrlich gesungenen "Coin Operated Boy". Generell gefällt die Zusammenstellung der Songs die selbst von neuer deutscher Härte (OOMPH) bis zu düsterer Elektronik (FRONTLINE ASSEMBLY) und erwähnten DRESDEN DOLLS eine recht geschmeidige Linie verfolgen. Die gelungene Compilation erscheint außer als 2-CD auch als DVD.
1.Nightwish - Nemo
2.Qntal - Flamma
3.ASP - Ich will brennen
4.Oomph! - Sex hat keine Macht
5.Xandria - Ravenheart
6.Schandmaul - Leb!
7.Frontline Assembly - Maniacal
8.XPQ-21 - Rockin´ Silver Knight
9.Exilia - Can´t break me down
10.Dreden Dolls Coin-Operated Boy
11.Lab - Where heaven ends
12.Unheilig - Freiheit
13.Escape With Romeo - It´s loneliness
14.Pink Turns Blue - True Love
15.Blutengel - Forever
16.Paradise Lost - Forever after
17.Gothminister - Monsters
18.Project Pitchfork - Schall und Rauch
1.HIM - And love said no
2.Within Temptation - Stand my ground
3.miLù mit Kim Sanders & Peter Heppner - Aus Gold
4.De/Vision - Turn me on ( Wave In Head Mix )
5.2Raumwohnung - Spiel mit
6.Angelzoom feat. Joachim Witt - Back in the moment
7.L´ame Immortelle - 5 Jahre
8.Regicide - The Fragrance
9.Billy Idol - White wedding ( Parts I & II ) ( Shotgun Mix )
Bei uns der WG heisst sowas wie der Anfang vom Opener "Mork And Mindy” kurz und treffend Stressmucke. PSYOPUS sind eine dieser Bands, die mit dem Sticker anstrengend ohne Zweifel gut leben können. Im Info werden Vergleiche zu BURNT BY THE SUN, DAUGHTERS und DILLINGER ESCAPE PLAN gezogen - und die passen wir Arsch auf Eimer. PSYOPUS sind weitab jeglicher Norm, wenn es um Metal oder Hardcore geht. Total abgefahrene Gitarrenläufe, die mal frickeln, mal ballern, treffen auf hektisch-irres Drumming, das Gegenbeat für zu einfach hält. Wie kann man diese Platte beschreiben? Es ist schwer, verdammt schwer. Genau wie bei den angegebenen Bands ist es eifnach verdammt schwierig, die abgefahrene Mucke der Typen auch nur annähernd wiedergeben zu können, indem man schnöde Worte benutzt - hier kommt ein Review wirklich an seine Grenzen. Am Besten selbst reinhören, sofern ihr auf komplexe, fordernde und innovative Mucke steht.
Normalerweise stehe ich ja auf die rohen Scheiben, die From Beyond/ Displeased so veröffentlichen, aber mit RESUSCITATOR kann ich so gar nichts anfangen. Die drei Amis prügeln sich - nach richtig schwachem ersten Song - zwra ziemlich old schoolig schwarmetallig durch die Botanik, aber da ist leider auch null Abwechslung. Gerade das Drumming ist derbe öde und im Prinzip immer der gleiche uffta-uffta-Beat mit gelegentlichem Geblaste. Die Anleihen an old schooligem Thrash helfen da auch nicht und zu allem Übel ist der Gesang ähnlich lau wie das Drumming. Ein paar coole Passagen haben RESUSCITATOR schon zu bieten ("Blessings Of Satan"), aber das sind eher die Ausnahme. Fade und damit schade.
Die deutsche Band ROCKBLOCK 3001 versucht sich mit gleich drei Gitarristen. Beim Intro-Track zeigt diese Besetzung noch nicht viel Wirkung, denn der kommt ziemlich schwachbrüstig, lahm und wenig interessant rüber. Doch das ändert sich mit dem ersten richtigen Song und Titeltrack, denn plötzlich ballert einem ein Stoner-Riff reinsten Wassers in bester KYUSS-Manier um die Ohren. Wer jetzt aber glaubt, ein reines Stoner-Album in den Händen zu halten, wird - je nachdem - enttäuscht oder positiv überrascht werden. Schon der nächste Song "Diary Of Repentance" wirkt durch sein abgehacktes Riff moderner und metallischer, wobei der melodische Refrain eher in Alternative Rock-Gefilde tendiert. Und so geht es dann weiter: "Get Rid Of Your Moustache" ist aufgrund seiner verschobenen Beats am ehesten als moderner (aber nicht New) Metal zu bezeichnen, "Desert Charming" bringt mehrstimmige, klassische Metal-Gitarrenläufe ins Spiel, bei "Captain Selection" wird in die New Metal-Kerbe gehauen und "Elektro The Rapist" vereint ein typisches Crossover-Riff im Tom Morello-Stil mit einem treibenden Rock-Refrain. So zerrissen diese Mischung aus altbekannten Ingredienzen auch klingen mag, funktioniert sie doch erstaunlich gut. ROCKBLOCK 3001 bieten sicherlich nichts aufregend Neues, aber bringen so viel Energie und Spielfreude rüber, dass das Hören ihres Debüts einfach Spaß macht und noch dazu über weite Strecken zum Kopfnicken bzw. -schütteln animiert. Besonders Sänger Fabsn macht seine Sache gut und verfügt über eine druck- und kraftvolle Stimme. Lediglich an der Produktion müsste man noch einiges nachbessern: Die Drums kicken zu wenig, und die Gitarren sind noch nicht fett und dreckig genug. Wenn die Jungs den Sound beim nächsten Release in den Griff bekommen, dürfte ein Hammeralbum dabei herauskommen. Die Songs von "Daydancer" geben aber schon mal die Marschrichtung vor und dürften sich vor allem live zu echten Granaten entwickeln.
Nachdem die Italiener STRENGTH APPROACH bereits 10 Jahre die Bühnen Europas unsicher gemacht haben, erscheint jetzt ihr erstes komplettes Album. Und das wird auch höchste Zeit, denn es wäre eine Todsünde, ihren erstklassigen Street Hardcore der Öffentlichkeit vorzuenthalten. Auf ihrem Debüt knüppeln sich die fünf Musiker durch 12 Songs, als wenn es kein Morgen gäbe. Gelegentlich wird das Gas etwas herausgenommen, wie im groovigen "The Greatest Guilt", weitaus öfter wird aber noch einer auf die Durchschnittsgeschwindigkeit draufgesetzt, wie bei den High Speed-Krachern "Lie Awake" und "See Through Your Lies". In den etwas weniger schnellen Stücken tauchen auch vereinzelt Punkrock-Riffs und kurze melodische Parts auf, die zwar keine wesentliche Rolle für die Musik spielen, aber für Vielfältigkeit sorgen. Darüber liegt der wütende Schreigesang von Shouter Alex, der dem Gesamtsound noch eine zusätzliche Portion Aggressivität verschafft. Die Produktion könnte ebenfalls kaum besser sein: Der Sound besitzt so viel Druck und Energie, dass man - wenn man die Augen schließt - glauben könnte, man sei auf einem Konzert der Band. "Sick Hearts Die Young" ist das mit Abstand beste Hardcore-Album, das ich seit langem gehört habe und sei allen Freunden von straightem, rauem Street Hardcore wärmstens empfohlen.
Fünf gestylte Jungs bieten sich auf dem Backcover der Promo dem Auge des Betrachters dar. Fünf Typen, wie sie heute auf jeder zweiten Bühne zu sehen sind, auf der moderne Mucke geboten wird. Da kann BEECHER nur modernen HC bedeuten. Und siehe (besser: höre) da, richtig geraten! Scremo-Sänger, leicht noisige Grundeinstellung, viele irrwitzige Breaks und kein einziger Song, der konsequent durchgerockt wird. Was man mittlerweile kaum noch als originell ansieht, bieten auch BEECHER dem Hörer, wobei die Briten es schaffen, aus der Masse der Bands herauszustechen. "Breaking The Fourth Wall" hat diese ganz besondere Eingängigkeit, durch die die Scheibe bei aller Abgedrehtheit hörbar bleibt. Bei allem Wechsel von hemmungslos rockend zu noisigem Ausklang ("Dead For Weeks") bleiben BEECHER melodisch. Nicht IN FLAMES-melodisch, natürlich nicht. Eher INTERNATIONAL NOISE CONSPIRACY-melodisch. Auf eine moderne, coole Art eben. Das Album hat eine Menge abgefahrener Ideen zu bieten, die BEECHER ohne Scheu auf modernen Hardcore treffen lassen, was an manchen Stellen zu obskuren, eben noisigen,Eergebnissen führt, "Breaking The Fourth Wall" aber auch interessant wie wenig anderes macht. Wer auf CONVERGE oder - mit Abstrichen - CULT OF LUNA steht, ist bei BEECHER genau richtig. Und als kleinen Bonus gibt es noch vier Songs aus einer BBC Radio-Session, was Erinnerungen an die "Peel Sessions" erwachen lässt und BEECHER einen Nostalgiepunkt einbringt.