Bei den seit Anfang der 90er aktiven RINGWORM treibt sich mit TERROR-Gitarrist Frank Novinec ein bekanntes Gesicht rum. Nachdem RINGWORM eh nie die schnellste Band waren, was Aufnahmen anging und der gute Frank mit TERROR permanent auf Tour war, hat es ein paar Jährchen gedauert, bis "Justice Replaced By Revenge" in Angriff genommen wurde. Aber das Warten hat sich gelohnt und Frank offensichtlich viel bei seinem Brötchengeber abgschaut. Die Scheibe ist ultra-heftig und birst fast vor Energie und Wut. Ähnlich gestrickt wie TERROR oder auch PRO-PAIN ist jeder Song ein Schlag ins Gesicht des Hörers, der vor einem solchen Aggressionslevel nur kapitulieren kann. Selbst Mid-Tempo-Songs wie "God Eat God" sind dermaßen heftig, dass so manch andere HC-Band alles für die Songwriting-Skills der Band geben würde. Oberklasse-HC, der einen feuchten Furz auf "moderne" Einflüsse gibt und einfach das volle old-schoolige Brett fährt. Fett - aber leider auch viel zu kurz.
Death Metal und Frankreich? Da geht im Underground viel, die meisten Bands kommen aber aus dem Mutterland des Baguettes nicht heraus. Skull Fucked Productions machen mit ihrer "French Underground"-Serie ganz gute Werbung und haben ein paar echte Perlen bekannt gemacht, aber daneben gibt es nicht viel. Da war ich üer DISLOCATION natürlich sehr erfreut und beim ersten Hören machte "Inexorable Devastation" einen guten Eindruck. Aber mit jedem weiteren Durchlauf wurde die Scheibe nicht besser, sondern langweiliger. Das liegt zum einen am reichlich unspektakulären Sänger und zum anderen am immer gleichen Drumming, "Variation" ist kein sonderlich angebrachtes Wort in diesem Zusammenhang. Dazu wärmen DISLOCATION viel zu viele bekannte Ideen, Riffs und Strukturen auf und setzen zu selten eigene Akzente. Bleibt die Erkenntnis, dass man Death Metal durchaus schlecher spielen kann, als es die Jungs aus Clermond-Ferrand tun. Aber auch viel besser.
HAPPYLIFE kommen aus dem Londoner Westend und lassen mit ihrem Debüt doch noch ein wenig Hoffnung aufkeimen, dass auf der Insel doch noch nicht alles Boygroup oder Oasis ist. "Sweet Resort" ist vor allem sehr melodiös, hat aber noch genug dynamisch hart rockende Ecken und Kanten um die Spielfreude der Jungs auf CD zu bringen. Kevin Brown, seines Zeichens Sänger und Gitarrist des Quartetts kommt vor allem mit einer angenehmen Stimme rüber und sorgt so zusammen mit den leicht angedunkelten Kompositionen für gewisse Ähnlichkeiten mit bekannten Acts wie Placebo, Muse oder Feeder. Anspieltipps: das an die ursprünglichen Placebo erinnerte "Breathe For Me", das ähnlich gelagerte "My World", das atmosphärisch ruhige "Final Alibi", dem fast schon mit Nu-Metal-Attitüde ankommenden "Paragon" und das abschließende lyrische "Happy Song". Nichts Neues, aber einfach gut spaßig anzuhören und Live wahrscheinlich ein Kracher.
Mit ihrem 2001er Hammer "Diabolis Interium" und der saugeilen Live - Abrissbirne "De Profundis Clamavi Ad Te Domine" haben DARK FUNERAL in den letzten Jahren ordentlich vorgelegt, wobei die Schweden garantiert nicht zu den Veröffentlichungsfreudigsten zählen. Mittlerweile nur noch als Quartett unterwegs, mussten sich die Jungs mit Gustaf Hielm (MESHUGGAH) verstärken, der auf "Attera Totus Sanctus" den ausgestiegenen Bassisten Richard Daemon (zumindest im Studio) ersetzt. Dem Sound hat es aber nicht geschadet, im Gegenteil, und auch der Wechsel des Produzenten von Peter Tägtgren zu Daniel Bergstrand verlief alles andere als destruktiv für DARK FUNERAL. Noch härter, noch aggressiver und noch schneller ballert das Album aus den Boxen und stellt alles in den Schatten, was in den letzten Monaten oder gar Jahren unter dem Begriff "Black Metal" veröffentlicht wurde. Während beispielsweise die Kollegen von NAGLFAR mit ihrem ebenfalls genialen Gebräu in verschiedenen stilistischen Terrains wildern, DIMMU BORGIR Soundtrack - artige Wände auffahren oder DARKTHRONE den räudigen "Ur - Black Metal" vertreten, wagt sich kaum noch jemand an rasende Finsternis, die mit ICE - Geschwindigkeit alles platt walzt. Langsamer wollten sie werden, die Schweden… ha! Gleich der Opener "King Antichrist" (Hammertitel!) reißt die Ohrlappen nach hinten weg und lässt mit Megariffs, Matte Modins unglaublicher Drumarbeit (das ist kein Mensch!) und perfekt integrierten Melodielinien den Unterkiefer auf die Zehen knallen, Wahnsinn! Über ganze acht obergeile Songs hinweg halten die Jungs dieses Niveau aufrecht und nur das verhältnismäßig ruhige "Atrum Regina" sorgt für einen tempomäßigen Ausgleich und ist schon daher vergleichbar mit "Goddess Of Sodomy" vom Vorgängerwerk. Natürlich wird das Tempo im Laufe das Albums auch stellenweise variiert und diverse Midtempo - Teppiche (etwa in "666 Voices Inside" oder dem Titelsong) halten Einzug, aber der Großteil wird von dieser unglaublichen, technisch brillanten High Speed - Energie dominiert, der Emperor Magus Caligula mit seiner fiesen Röhre einen ureigenen Stempel aufdrückt. "Attera Totus Sanctus" gehört für mich zu den allerstärksten Schwarzwurzel - Alben der letzten Jahre und dürfte alle Helden in Strumpfhosen heulend zu Mami rennen lassen! DARK FUNERAL: pure, dunkle Macht!
Als zweite Single aus dem endlich mal wieder voll überzeugenden aktuellen Studiowerk "Bitter To Better" haben sich DIE HAPPY jetzt die Halbballade "I Am" ausgesucht. Na ja, der Track ist wahrlich nicht schlecht, er wurde auf der Maxi gegenüber der Albumversion auch noch etwas leicht aufgepeppt und hat einen etwas schwungvolleren Beginn bekommen. Geschrieben wurde I Am von einem absoluten Songwriting Profi - Diane Warren. Unter anderem war sie schon für AEROSMITH oder BON JOVI sehr erfolgreich im Einsatz und wenn man hierbei sicherlich einiges an Kohle für diese Tätigkeit hat abdrücken müssen, dann war eigentlich klar, daß Marta & Co. auf die bewährten Hitqualitäten dieser Dame nicht verzichten wollten. Im vom aktuellen Chartbreakern des Rock-Pop Bereichs überfluteten Mainstreamradio hat dieser Song sicherlich gute Chancen erfolgreich zu laufen. Schöner Song der sympathischen Ulmer Formation, klar ohne große Ecken und Kanten aber mit eingängiger Hook und betont rockigen Breitwandgitarren. Den Fans wird es ganz sicher gefallen, ob Metaller oder sonstige Rockfans etwas damit anfangen können sei dahingestellt bzw. müßt ihr selbst antesten. Ich hätte mir als Single aber sowieso einen ganz anderen Song ausgesucht, nämlich das hymnische "King For A Day", doch dieser geile Track (auf der ursprünglichen Promoversion noch dabei) wurde leider nicht mal auf die reguläre CD Edition gepackt.
Auf der mir leider nicht vorliegenden Premiummaxi (inklusive dem dazugehörigen Video von "I Am") ist dann "King For A Day" tatsächlich als Bonus sowie ausgleichende Gerechtigkeit doch noch enthalten.
O.K. schon nach den ersten Höreindrücken ist eines ganz klar: Diese Jungs sind Traditionalisten, denn was LISTERIA auf ihrem Debüt "Full Of Fire" abliefern ist 80er Jahre Metal/Rock pure, angereichert mit einem modernen Soundkleid und einer extrem detailbetonten Gitarrenarbeit, was mir aber insgesamt zu stark aufgesetzt klingt. Die Italiener legen mit den zwei ersten Songs zwar los wie die Feuerwehr, vor allem der gute Opener aber schnell wird dann überdeutlich große Melodienkönige sind sie wahrlich nicht. Die Basis stimmt zwar größtenteils, die cool kesselnden Drums gefallen mir gut, manchmal sind sogar leichte Thrashtendenzen zu erkennen aber das Songwriting an sich ist nicht so überzeugend und bietet nur wenig, was wirklich hängen bleibt. Sänger Vittorio Scotti ist eher ein Shouter, die höheren Geschichten sind seine Sache nicht und die Gitarrenfraktion übertreibt es oft mit nervigen Solos bzw. Frickeleien. Am ehesten gefallen dabei auf der CD noch "Swim in The Mud", das leicht Alternative "Little Star" oder der mit großem Abstand beste Song "Shadow". Wie gesagt die großen Hymnenschreiber sind LISTERIA zweifelsfrei nicht, die Refrains sind, wenn vorhanden, selten überzeugend, es scheint auch etwas an der klaren Linie zu fehlen, es geht etwas chaotisch zwischen speedigen, groovigen und dann wieder typisch SABBATH geprägten Sachen hin und her. Daher können mich die Songs größtenteils nicht überzeugen, mitreißen schon gleich gar nicht und gegen Ende wird es sogar langweilig. Bei "Rock Is My DJ" wollten die Azuros abschließend wahrscheinlich etwas besonders lustig/ironisches fabrizieren, aber auch dies geht ziemlich daneben. Gut, dass sich die Jungs auf eine gnädige Spielzeit von nur "satten" 30 Minuten geeinigt haben, dann muß man sich nicht noch länger durch diese wahrlich nicht originelle Mucke quälen. Ansonsten paßt die Musik aber schon irgendwie zu dem gräuslich schlechten Coverartwork sowie dem platten Titel "Full Of Fire".
Ha! Hier hat die witzige Infoschreibermafia wieder zugeschlagen! Da steht, dass INTERSTATE BLUES genau das Richtige seien, wenn man auf 70´s - Hardrock mit "heavy drums" und "screaming guitars" stehe. Selten so gelacht und auch selten so gelangweilt! Ok, bleiben wir sachlich: die 1994 in Los Angeles gegründete Band spielt tatsächlich sehr erdigen, relaxten und im positiven Sinn staubtrockenen, altbackenen Hardrock mit Betonung auf der Gitarre und starkem Hendrix - Touch. Altes Liedgut von LED ZEPPELIN bis DEEP PURPLE schimmert ebenso durch, aber trotzdem lassen die Kompositionen des Trios jegliche Dynamik und Power vermissen. Das gesamte Album klingt eher wie eine verrauchte, abendliche Jam - Session unter Altrockern. Nichts gegen den grundsätzlichen Sound, aber die Stücke plätschern müde und monoton vor sich hin, ohne den durchaus vorhandenen, bluesigen Groove voll auszuspielen. Zum Heulen schlecht ist "El Diablo" nicht einmal, aber für meine Begriffe zu banal und einschläfernd. Als Anspieltipps kann ich "Soul Vampire" oder das rock´n´rollige "Clown" zwar nennen, aber echte Reißer findet man auf dem Album leider keine. Für ewig Altgebliebene vielleicht noch zum Hineinhören empfehlenswert, aber der Rest wird nicht viel verpassen, wenn er "El Diablo" nicht gehört hat.
Cover und Sound haben eins gemeinsam: Sie wirken irgendwie beide verwaschen. Wobei der Klang natürlich wesentlich wichtiger ist, als das Aussehen. Schade, denn eigentlich starten die Jungs "aus der Welthauptstadt des Handball" Gummersbach und Umgebung ganz brauchbare Death-Metal-Schwarten. Sie mischen old-schooliges mit Thrash, Punk (oder auch Hardcore) sowie ein ganz klein wenig Grind - und kriegen das recht gut unter einen Hut. Die neun Rituale des Todes haben eigentlich auch alles, was extremen Metal ausmacht: Fiese Grunts, interessante Tempowechsel, ordentliche Gitarrenarbeit und leidliches Drumming - nur eben kein Wumms dank Kack-Sound. Wie’s sich verwandte Mucke in akkuratem Soundgewand anhören kann, das zeigt ein gelungenes Beispiel wie Fearer. Schade drum - aber wer sich nicht an zu dünnem Sound-.Kleidchen stört, der wird hier ordentlich bedient. Ein bisschen merkwürdig muten allerdings die Pseudonyme "Dr. Gasmask" und "Punker" an - aber, was will man auch von einem VfL-Gummersbach-Fan erwarten;-) .
Angesichts des grauen Herbstes und der aufziehenden Winterdepression braucht man Platten, die gute Laune verbreiten - oder wie "Free At Last" die Sonne zurückholen! STRETCH ARM STRONG sind eine der Bands, die immer und überall gute Laune verbreiten und ihre positive Botschaft leben. Straight Edge und christlich, das ist eine seltene Mischung, selbst in der SE-Hardcore-Szene. Dabei sind die Kalifornier nicht bekehrend oder arrogant, sondern einfach freundlich und dem Lebem positiv eingestellt. Da kann man auch nur Musik machen, die diese positive Grundeinstellung verspührt, was bei "Free At Last" wieder einmal zu hören ist. Punkig angehauchter Hardcore eignet sich für sowas ziemlich gut, wie mitreißende Songs Marke "The Hardest Parts" oder "When All Else Failed" beweisen. Sänger Christ unterstreicht wieder einmal seine Wandlungsfähigkeit und hat von Screamo-Parts über klaren Gesang bis hin zum beinahe typischen HC-Gesang alles fehlerfrei intoniert. Die Songs sind gewohnt hochklassige STRETCH ARM STRONG-Kost und errreichen locker die Klasse eines "Engage" oder "A Revolution Transmission". "Free At Last" kann man problemlos am Stück hören und sich den Ohrwürmern hingeben ("Every Last Minute"). Wer sich zu den Songs nicht bewegt, ist entweder ein Winterdepressions-Gruftie oder tot. Beides nicht schön. Also lasst die Sonne rein und legt "Free At Last" auf!
CRAFT mußten sich schon immer mit dem Vorwurf rumschlagen, dem rechten Rand anzugehören oder wenigstens Symphatien dafür zu hegen. Dabei sind die Schweden doch "nur" Menschenfeinde und machen das durch den Plattentitel sehr deutlich. Naja, ich bin eigentlich nicht dafür, wenn eine Band ihre Ausrichtung so im Unklaren lässt, aber da sich die Jungs bisher nicht mit idiotischen Statements blamiert haben, nehme ich mal hin, dass die Jungs keinen mögen sind und nix anderes. Im Zweifel für den Angeklagten und so. Kommen wir zur Musik, und die weiß durchaus zu gefallen: Mid-Tempo-lastiger Black Metal, der deutlich von den alten Veteranen der Szene beeinflusst ist und es wie weiland diese Bands schafft, eine kalte und düstere Atmosphäre aufzubauen. Schleppende Passagen finden sich aber ebenso wie schnelle Einschübe, allesamt mit Bedacht eingefügt und immer der Gesamtatmosphäre der Scheibe zuträglich. Man spürt förmlich den Hass und die Wut, die CRAFT in die Lyrcis und die Musik gesteckt haben. So soll das beim fiesen Black Metal sein! Mit "Fuck The Universe" könnte es CRAFT gelingen, nicht mehr als beeinflusste Band aufzutauchen, sondern den Schritt zur beeinflussenden Combo gemacht zu haben.