Hin und wieder kommen Bands auf die Idee, eine Handvoll Klassiker neu zu vertonen (also komplett neu einzuspielen), weil sie zeigen möchten, wie die alten Aufnahmen in der Moderne klingen. So geschehen bei etwa SAXON, GAMMA RAY oder EXCITER. Mit DIMMU BORGIR wagt sich nun auch eine Black Metal - Formation an die Recyclinganlage und beschränkt sich dabei nicht nur auf ein paar Songs, sondern nimmt sich gleich ein ganzes Album vor! Die Frage, ob dieser große Schritt sinnvoll ist, will ich mal ganz auf die Fans abwälzen, denn hier werden sich definitiv die Geister scheiden. Objektiv hat das Album durch die Neuvertonung natürlich zugelegt, denn die Songs dröhnen jetzt fetter, heavier und intensiver aus der Anlage und das damals (1996) noch recht kitschige Keyboard - Geklimpere ist einer fetten Bombast - Breitsoundwand gewichen, ganz im Stil der "neuen" DIMMU BORGIR. Mit "Sorgens Kammer - Del II" und "Abmaktslave" hat man sogar zwei unveröffentlichte Stücke dazugepackt, von denen mir aber leider nur ersteres vorliegt. Dieses allerdings überzeugt als aggressiver Midtempo - Stampfer mit cooler Doublebase - Befeuerung. Für Soundfetischisten ist "Stormblast 2005" ohne Frage ein Gewinn, aber alle anderen sollten sich überlegen, ob sie diese Wiederverwertung mitmachen möchten oder prinzipiell zum Original greifen. Eines muss ich aber noch loswerden: auch, wenn das Album in vielen Kreisen Kultstatus genießt, sind für mich alle späteren Alben seit "Enthrone Darkness Triumphant" (immer noch DER Klassiker!) stärker. Auch eine Band wie DIMMU BORGIR ist im Laufe der Jahre nicht nur soundtechnisch, sondern auch als Songwriter gereift. Damit wird "Stormblast 2005", trotz aller objektiven Qualitäten, ein zwiespältiger Release bleiben.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass das Album inklusive einer Bonus - DVD mit dem kompletten Gig vom "Ozzfest" 2004 ausgeliefert wird. Sehr cool!
Paule heißda und ist eben nicht Bademeister, sondern der Erfinder des nach ihm benannten Speck-Metals. Macht ja auch nix. Schlimmer war da schon die Tatsache, dass sich der Tschechen-Exilant mit mehr oder minder nachlassenden Alben seinen kultigen Ruf zu versauen schien - zumindest aber nix Weltbewegendes mehr auf die Reihe bekam. Kein Wunder, dass nicht wenige dachten, die neulich bei Twilight erschienene Compilation sei so etwas wie ein Abgesang auf eine ehemals schillernde Persönlichkeit. Aber, siehe da: Pustekuchen. Specki hat mit diesem Album bewiesen, dass er viel mehr ist als ein weltreisender T-Shirt-Verkäufer. Mit seiner neuen Osteuro-Belegschaft zeigt er nämlich seinen gesamten Old-School-Spirit - und das ist mehr, als Schwedens Schwarzwurzeln insgesamt verkörpern. Speckmann gibt uns Death Metal, wie ihn Dismember mal gemacht haben oder Obituary, aber Specki hat keine Tennissocken an. Wer nur einen kleinen Funken der Death-Metal-Geschichte miterlebt (oder im Blut hat) hat, der kann das Album nicht langweilig finden. Weil diese MASTER-Scheibe mit alten Death-Stumpf-Stuff (mit einem ganz kleinen Spritzer Thrash) endlich wieder groovt, groovt as fuck, wie Hölle, wie Sau. Das er auch noch lustige, kritische Texte verfasst, ist zwar nicht mehr als ein positiver Nebenaspekt, rundet aber den Silberling weiter ab. 13 direkte Songs, die Appetit auf mehr machen - der, angesichts der Planungen als Support bei Gorefest, zu stillen sein dürfte. Namen sind hier Programm: MASTER mit "Four More Years Of Terror". Uh, yeah , Baby! That’s fucking Death Metal supreme.
Bei dem Namen hab ich mit einer Black Metal-Band gerechnet und vage Hoffnung auf von Frost und Kälte lebenden Heinis im Wald gehabt. Aber leider wurde daraus Nichts, vom Inlay schauen nur vier junge Kölner bemüht-böse in die Kamera. Kein Corpsepaint, keine evil Keulen-mit-Nagel-drin-Posen. Also auch kein Black Metal? Richtig. ART OF NOX haben sich deutlich von alten METALLICA und PANTERA inspirieren lassen und versuchen, ähnlich coole Riffs und Songs wie die großen Vorbilder zu schreiben. Vor allem Sänger Andy versucht krampfhaft, wie James Hetfield zu klingen, was ihm manchmal gelingt, aber gelegentlich zu sehr schrägen Tönen führt. Man muss der Band zugute halten, dass die Mucker erst um die 20 Lenze zählen, also noch am Anfang stehen, dann kann man über das gelegentlich holprige Drumming (das Break bei "Rise Again", ohne Worte) und sehr äh inspirierte Riffs hinwegsehen. ART OF NOX geben sich halt ordentlich Mühe und haben viele gute Ansätze, die mit der Zeit (und der nächsten Scheibe) in bessere Songs umgesetzt werden können. Nur so eine Ohrenfolter wie "Breaking The Silence" bittebittebitte nie wieder.
Möchte zu gerne wissen, was SZEG für eine Bedeutung hat, in meinen mitteleuropäischen Ohren klingt es irgendwie nach Sieg. Würde zur EP passen, denn damit könnten die Ungarn mehr als nur den sprichwörtlichen Blumentopf gewinnen. Schon der Sänger, der an den jungen Ozzy erinnert, ist Grund genug, die EP zu kaufen. Wie der alte Fledermausbeißer jammert sich auch der Sänger von SZEG leidend und so cool-quäkig durch die Songs, dass es eine Freude ist und man sich kurzzeitig in den 7ßern wähnt. Aber schnell holen die drei anderen Mucker den Hörer wieder in die kalte graue November-Gegenwart zurück, mischen sie doch gnadenlos moderne Einflüsse in die Songs und lassen das wohlige nostalgische Feeling verblassen. Besonders in den aggressiven Passagen ("I Show You A Way") kommt der Einfluss moderner Metalbands deutlich durch. SZEG mischen da fröhlich vieles durcheinander und schaffen damit eine rockende Platte, die sich kaum irgendwo einordnen läßt und ihren Höhepunkt im letzten Song "Brin Me" hat, der ein echter Rocker geworden ist und direkt ins Blut geht. Sehr cool! Wenn SZEG ein ganzes Album mit der Güteklasse dieser EP machen, können sie das nächste große Ding aus Ungarn werden.
Warum bei nur vier Songs einen für einen dusseligen Remix verschwendet, weiß ich nicht, aber ich bin auch kein Musiker. WATCH MY DYING fanden die Idee scheinbar sehr reizvoll und haben auf ihrer "Claustrophony"-EP einen Remix von "Blue Sky Green Grass", wobei der eigentliche Song nicht auf der EP ist. Der Remix kommt sehr ruhig daher und ähnelt einer Mischung aus Entspannungsmusik und leisem Outro. Ganz nett, wenn auch nicht spektakulärer als andere Outros. Die anderen drei Songs präsentieren den ungarischen Haufen als kraftvolle Metalband modernen Einschlags, die vor allem von den ordentlich fetten Gitarren und dem gut ausgenutzten laut/leise-Wechselspiel lebt ("Carbon") lebt. Gerade in den ruhigen Passagen kann der Sänger mit seinem cleanen Gesang überzeugen, während er im üblichen Growl-Stil eher blass und langwelig ist. Die drei Songs haben mich nicht sonderlich vom Hocker gerissen, auch wenn sie mit einigen guten Ideen aufwarten können. Der mittelmäßig Gesang hat streckenweise echt genervt und die sehr guten Gitarren doch geschmälert. Für eine EP ganz netter moderner Metal, über ein volles Album wäre es mir mit dem Sänger aber zu öde.
PARRYZIDE - allein der Name klingt irgendwie nach guter alter Bay Area - also nach Thrash Metal, echtem Thrash. Und den machen die Jungs aus Neuwied tatsächlich. Allerdings versuchen sich die vier Jungs an einer sehr melodischen Ausrichtung und mischen ihre teils ober-harmonischen Songs mit einer tüchtigen Punk-Attitüde (nicht nur wegen der "gesellschaftskritischen" Texte wie "Fuck The System")). Was sich verquer anhören mag, ist es mitnichten. Vor allem die Gitarrenlinien sorgen oftmals für enorme Eingängigkeit und echte Hymnen (""Walls Make Minds"), der Gesang versucht da mitzuhalten, schafft es aber nicht immer. Vielleicht noch anzumerken in diesem Zusammenhang: Mit "Die absolute Funktion" gibt’s einen Song deutscher Zunge, der alles andere als peinlich rumkommt - nicht ganz einfach, angesichts vieler Negativbeispiele. Wie immer Leben: es geht nicht nur um ein Einziges, es geht nicht nur um Melodie. Und so sorgt das typisch-abgehackte Riffing plus treibendem Midtempo-Drumming für eben jenen Thrash-Faktor, der für die Risse in der alten Jeans verantwortlich zeichnet. Die Fans sollen also auch ernsthaft "moshen", "thrashen till death" sozusagen. PARRYZIDE (abgeleitet von "Vater- oder Muttermord") klingen also lange nicht so gefährlich wie es ihr Name zu symbolisieren scheint - aber wer gern Exodus und Co. in einer etwas langsameren, melodischeren Ausrichtung hört, ist trotz einiger Längen und Kinderkrankheiten gut bedient, zumal das Album mehr als eine Stunde Unterhaltung bietet und mit Song-Texten und Booklet recht professionell aufgemacht ist.
Die Mainzer Band hat nix mit Karneval am Hut, denn die Sache ist ernst. Death Metal, nicht nach der der lustig-melodiösen Machart, sondern ohne mit der Wimper zu zucken voll in die Magengrube. Dabei orientieren sich die Mainzenlmännchen an der amerikanischen Strömung des Genres - Morbid Angel sind da immer ein Einfluß oder auch Death ("Reign Of Weakness"). DEADSPAWN klingen technisch und groovig, fies und gurgelig, heftig und gut - nur der Sound bleibt ein wenig hinter der Motivation des Vierers zurück. Die stärksten Momente haben DEADSPAWN, wenn sie gradlinig zu Werke gehen, old-schoolig sind sie eigentlich immer. Nur die frickeligeren Parts klingen zuweilen zu sehr gehackt, das mögen aber persönliche Vorlieben der Hörer relativieren. Selbige bekommen also aus dem deutschen Semi-Untergrund eine Death-Metal-Schlachteplatte serviert, die all das beinhaltet, was der Querschnitt der Kundenschaft gern mal goutiert. Dass DEADSPAWN dabei weder zum faden Durchschnitt mutieren, noch zur bloßen Kopie eines Spezialitätengeschäfts, das bringt ihnen weitere Pluspunkte ein. Es muss also weder Aldi sein, noch Feinkost Käfer - auch im Mainzer Mittelstand gibt es gut abgehangene Ware. Ernsthaft.
ROINE STOLT genießt in Prog- und Artrockkreisen einen mehr als guten Ruf. Nicht nur wegen den exquisiten Alben seiner Stammformation THE FLOWERKINGS, auch bei TRANSATLANTIC, THE TANGENT und KAIPA gehört er zu den künstlerischen Stützen und was Gesang, Gitarrenarbeit und Songwriting angeht zählt man ihn zu den Großen der Szene. Mit seinem neusten Solowerk, dem 16 Song starken Doppelalbum "Wall Street Voodoo" scheint Meister STOLT sich seiner auch im Blues liegenden Wurzeln zu erinnern und diese musikalisch zu verarbeiten. Rausgekommen ist eine Mixtur von Cream, den Allman Brothers, Grateful Dead bis zu den Beatles und Anleihen aus seinen aktuellen Alben - und natürlich nennt STOLT Zappa, Robin Trower, Peter Green und Hendrix als Vorbilder für das Dargebotene. Schon der über 11-minütige Opener "The Observer" ist für Fans von ROINE STOLT eher schwerverdauliche Neukost. Beim folgenden "Head Above Water" hört man zwar schon leichte Transatlantic-Anleihen heraus - die Frickeleien kommen dann aber bluesgetränkt aus den Boxen. Mehr oder minder schlagen dann alle folgende Songs in diese Kerbe - natürlich handwerklich erste Sahne, aber was den Blues ausmacht, nämlich Atmosphäre will sich über die komplette Spielzeit nicht so recht einstellen. Eher wird es mit der Zeit fast zuviel, die meist überlangen Longtracks verlieren sich irgendwo zwischen Retro-Blues ohne Gefühl und instrumental hochwertiger Spielkunst. Also Vorsicht - "Wall Street Voodoo" dürfte somit nicht jedermanns Sache sein und da sollte man vor Erwerb schon mal lieber beim Händler seines Vertrauens ein Ohr riskieren. Und dies gilt nicht nur für Proggies, sondern auch für Liebhaber bluesiger Töne. Bei der Besetzung hätte eigentlich mehr drinnen sein sollen.
Wohin der Hase bei den Australiern DOOMFOXX läuft, könnt Ihr im Review der Vorab - Single "My Beautiful Friends" nachlesen, nur soviel: die Jungs sind eine der coolsten Antworten auf ROSE TATTOO und (frühe) AC/DC seit Langem und machen Fans dieser Richtung ganz sicher viel Freude! Das komplette Album wartet mit noch ein paar mehr Höhepunkten auf, seien es der geile Uptempo - Opener "Pure Platinum", das ebenso sehr fixe "Look Ma No Hands", der fette Groover "Boyfriend", der Stampfer "Sweetheart Of The Troops", das etwas an "Let There Be Rock" erinnernde "Abandon All Hope" oder das schweinecoole "Girls Like You". Die ganz große Hitdichte ihrer Vorbilder erreichen DOOMFOXX zwar noch nicht ganz, aber ich glaube, dass sich die Jungs sehr schnell in die Herzen der Anhänger des Blues - gefärbten Rock´n´Roll spielen werden. Das limitierte Digipak erscheint darüber hinaus mit ein paar Live - Bonustracks und dass die Aussies on stage gut das Haus rocken, haben sie ja schon in Wacken bewiesen. Mehr davon!
Norwegen, Black Metal. Puuh. Die Herrschaften aus Trondheim haben dieses Album schon 2004 fertig gehabt, hätte aber durchaus noch früher sein können. Denn neu ist hier wenig. Sie mischen den rohen Stoff a la DF oder alten DB mit symphonischeren/hymnischeren Klängen. Das ist weder außergewöhnlich, noch besonders gut gelungen. Dabei sind CELEBRATUM, die 1999 ihre erste Veröffentlichung raushauten nicht wirklich schlecht, immer wieder gibt es Parts, die aufhorchen lassen. Aber letztlich hat jeder Song auch Teile, die weder inspiriert noch sonstwas klingen und nerven - die ganze Scheibe wirkt somit zusammengeflickschustert. Schade, dabei sind Songs wie "Mirror Of Suffocation" nicht wirklich schlecht, nur eben fesselt auch dieser nicht über seine gesamte Spielzeit - die letzten zwei Minuten gehen einem sogar gewaltig auf den Puffer. Es scheint, als könne sich die Band nicht auf eine Marschrichtung einigen und setzt sich so zwischen viele Stühle. Und dafür sind ihre Ärsche eben noch nicht fett genug. Vielleicht ist es kein Wunder, dass CELEBRATUM bis in die Slowakei wandern mussten, um diese Scheibe zu Label-Ehren zu bringen?