Der Fünfer aus Kröpelin an der Ostsee hat sich ganz dem Power - geladenen Rock´n´Roll verschrieben und bereits eine Scheibe namens "Ride For Rock´n´Roll" veröffentlicht, auf der unter Anderem drei Coverversionen von AC/DC zu finden sind. Man muss also kein Genie sein um zu erkennen, welcher Mucke sich diese Band verschreiben hat. "Tear ´Em Down" atmet Old School von vorne bis hinten, rockt und rollt hörbar gut und dürfte Freunden von Bands wie besagten AC/DC, ROSE TATTOO oder DOOMFOXX ´runterlaufen wie Synthetiköl, wobei IRON HORSES teilweise noch einen Zacken härter und schneller zur Sache gehen als die Vorbilder! Auch die Produktion ist für ein Demo sehr kräftig und voluminös ausgefallen; lediglich ein wenig mehr Einprägsamkeit und Ohrwurmkompatibilität bei den Stücken hätte ich mir gewünscht. Trotzdem machen die drei schön rotzig eingespielten Songs "Burning Babe", "Desperados" und der Titeltrack durchweg Spaß, und mir fällt kein Grund ein, diese Scheibe der angepeilten Zielgruppe nicht zu empfehlen!
Als Schweizer Rockband hat man´s nicht leicht. Im Ausland kennt man nur DJ Bobo und Patrick Nuo, und im Inland macht die derzeit grassierende Mundart-Rock-Welle alles an ernstzunehmender, alternativer Musik platt. Doch die Zürcher HARLEKIN lassen sich davon offenbar nicht beirren und lassen auf ihrem Debüt einen Schweinerock vom Leder, der sich gewaschen hat. Zwar könnte die Produktion einerseits mehr Wumms und andererseits mehr Transparenz vertragen, und den Vocals von Sänger Fizzy fehlt es stellenweise noch an Volumen und meiner Meinung auch an einer gehörigen Portion Dreck. Aber Songs wie der Opener "My Realms" oder "Killer" gehen schön rotzig nach vorne, und mit "Wonderland" zeigen die Jungs, dass sie sich im Midtempo-Bereich genauso wohl fühlen. Einzig die kitschig-dramatische Halb-Ballade "Behind The Mask", bei der DREAM THEATERsche Epik und MANOWAR-Helden-Gesänge vermischt werden, hätte wirklich nicht sein müssen. Musik dieser Art sollte man doch lieber anderen überlassen. Am Fine-Tuning muss also noch gearbeitet werden, aber da die Musiker noch recht jung sind - nämlich zwischen 17 und 21 - sei das verziehen, und außerdem haben sie ja noch genügend Zeit, um sich weiterzuentwickeln. Die Richtung stimmt schon mal.
Die Düsseldorfer Traditionalisten NIGHTMISSION haben endlich einen kleinen, aber feinen Deal abschließen können, und so erscheint ihr erstes offizielles Album "No Saints In Black" bei STF Records. Ein richtig großes Budget stand den Jungs aber wohl nicht zur Verfügung, denn der Sound der Scheibe ist nicht gerade das, was man als "voluminös" bezeichnen würde. Traditioneller Heavy Metal mit zwar dominanten, aber auch ausgebremsten Gitarren, die regelrecht dumpf klingen. Aber diese dürftige Verpackung ist noch nicht das Hauptmanko von "No Saints In Black", sondern es sind die Songs, die irgendwie lahm und wenig aussagekräftig vor sich hin dümpeln. Rohrkrepierer wie "Love And Hate" (grauenvoll!), der Titelsong (furchtbar!), "Angel In Disguise" (Hilfe!) oder das nur noch strunzdoofe "Superstar" (soll wohl witzig sein, aber das Lachen bleibt zumindest mir im Hals stecken!) werden zu allem Unglück noch von Tom Schuffartz möglichst monoton in Grund und Boden gesungen, denn der Mann ist nicht gerade mit stimmlichem Talent gesegnet. Zugegeben, mit der Hymne "Live Or Die", "Mother Nature" oder dem Stampfer "Black Rain" hat die Band auch ein paar nicht ganz so üble Stücke am Start, die jedoch im allgemeinen Sumpf des Unterdurchschnitts versinken. Normalerweise bin ich Bands, die wie NIGHTMISSION gerade am Anfang ihrer Karriere stehen (auch, wenn sie schon länger dabei sind), gegenüber positiver eingestellt, doch "No Saints In Black" überzeugt mich auch nach mehrfachem Hören nicht wirklich. Hier muss noch viel getan werden!
Kanada entwickelt sich immer mehr zum Mekka für Death-Metal-Freaks. Und ja, eine gewisse Verwandtschaft zu Genregrößen aus dem großen Land nebenan sind sicherlich nicht zu verleugnen. Aber im Gegenteil zu vielen Knüppelmaten aus der Ami-Ecke haben diese Canucks eben nicht dem Hang zum überdimensionierten Gefrickel, zum Eigenlob-verseuchten Rumsoliere oder zu völlig vertrackten, break-überladenen Songs. Bei aller Härte der NEURAXIS-Struktur, bei allem Gegrowle von Meister Brisebois und seiner Helfershelfer (unter anderem Netherton von Misery Index), bei allem Tempo, bei aller Abwechslung - die Songs sind immer noch nachvollziehbar, bleiben sogar mal hängen und stehen damit über vielen Alben aus den USA oder Polen. Dabei verzichten die Kanadier trotz einiger echt schöner Melodien auf die Verweichlichung ihrer Musik und verquicken so Grenzgebiete, die es zu entdecken lohnt. Was die Kapelle dadurch unterstützt, dass sie immer wieder gern die Grindcore-Ecke zitiert und so für noch mehr Brachialität sorgt und auch Slayer-Thrash-Soli nicht verschmäht. Ein klitze-kleinen Nachteil entdeckt der ein oder andere vielleicht bei den Blast Beats oder überhaupt beim Sound des Schlagzeugs der bisweilen und lange nicht immer (und schon gar nicht so wild wie bei vielen vergleichbaren Bands) ein wenig zu klinisch klingt. Aber eigentlich spielt das gar keine Rolle, denn wenn jedes Death-Metal-Album so nach vorne ginge, dann wäre das die wahre Pracht. In diesem Sinne: Go Canada Go!
BONO und seine Jungs, auch unter der Bezeichnung U2 wahrscheinlich doch etwas bekannter, sind mittlerweile seit 25 Jahren megaerfolgreich im Geschäft, waren mit ihrer Musik stets wandelfähig (und dabei auch Experimenten nie abgeneigt), unzählige Spitzenpositionen in den internationalen Charts zeugen von einer großen Beliebtheit aber auch ihre phänomenalen Livekonzerte, die seit Jahren ständig ausverkauft sind, beweisen dass die Iren Musikgeschichte geschrieben haben, dies bis heute noch tun. Sie gehören damit zu den wenigen noch aktiven und wirklich ganz Großen Bands wie u.a. die ROLLING STONES. Jetzt gibt es passend zu diesem Status ein neues Buch "U2 - die ultimative Enzyklopädie" wobei es sich nicht um ein "normales" fortlaufendes Buch handelt sondern hier wurde ein äußerst umfangreiches Nachschlagewerk in Form eines Lexikons zusammengestellt. Zu wirklich jedem "Begriff" aus der U2-Geschichte finden sich Erklärungen, zu jedem erschienenen Song in den verschiedensten Remix-Versionen (wann herausgekommen für welchen Zweck mit dem oder jenem Bonus usw.), zu jeder Person, die irgendwann mal etwas mit der Band gemacht oder gesungen hat, jedem Gastauftritt und es sind außerdem chronologisch geordnet sämtliche Liveauftritte sowie die kompletten Tourneen aufgelistet, die diese Band jemals bestritten hat. Das wirklich gelungene Taschenbuch bietet zusätzlich noch diverse schwarzweiß Fotos und ist einfach wunderbar nur so nebenbei zu lesen, da es nicht von Anfang bis Ende verarbeitet werden muß, um zu einem Ergebnis zu gelangen, man kann einfach nur (alphabetisch oder nicht) Stöbern, gezielt Nachschlagen und sich so die vielen detaillierten Hintergrundinformationen, die wohl selbst vielen Hardcorefans in dieser Vielfalt so noch nicht vorlagen, nach Lust und Laune reinziehen. Der Musikjournalist Mark Chatterton ist seit 1981 der ständige Begleiter der Jungs und hat in jahrelanger Kleinarbeit alle Namen, Begriffe und Orte rund um die Bandgeschichte, die auch nur ansatzweise verfügbar waren, gesammelt. Das Ergebnis sind 320 prallvolle Seiten, die neben der umfassenden U2-Enzyklopädie auch noch eine sehr ausführliche Discografie, alle verfügbaren Daten zu Radiosendungen, Gastauftritten, Videos, DVDs, Büchern und Auszeichnungen beinhaltet. Somit dürfte dieses Werk wohl das kompletteste Stichwortnachschlagebuch über die Band sein, das derzeit vorhanden ist. Wer also bisher glaubt hat, alle Details über die irische Rocker zu kennen, wird sich nach diesem Buch sicherlich etwas wundern, was er alles an Neuem und Interessanten erfahren hat. Wer also z.B. wissen möchte was U2 besonders mit Berlin bzw. Trabis verbindet, welche bekannte Vorgruppen sie bisher schon im Einsatz hatten oder bei wie vielen sozialen Projekten die Band eigentlich tatsächlich engagiert ist, wird auf diese Fragen eine erschöpfende Antwort finden. Ergänzt wird das umfangreiche Nachschlagewerk noch von einer Bibliografie sowie weitreichenden Links zum Thema. Mich hätte noch einzig eine Zusammenstellung im Block aller jemals gespielter bzw. aufgenommener Coversongs von U2 interessiert (leider nur einzeln im Buch verstreut) aber alles kann man dann vielleicht doch nicht haben.
REQUIEM sind aus der Schweiz, machen Death Metal amerikanischer Prägung und sind auf keinen Fall mit den gleichnamigen Soft-Skandinaviern zu verwechseln. Eher mit Malevolent Creation und Co. Allerdings haben die Alpendudler einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Altmeistern: Sie wirken nicht nur frischer, sondern auch nicht so furchtbar technisch wie viele der Vorbilder von überm Teich. Das gilt übrigens auch für den von der Dagenaischen Sippe aus Kanada zurechtgemachten Sound. Die Songs bewegen sich hauptsächlich im oberen Tempobereich, hauen mächtig ins Mett - und bleiben bei aller Härte doch auch eingängig und groovig. Aber eben auch nicht langweilig, weil genügend kleine Spielereien vorhanden sind. Nette Intros, nicht zu übertriebene Soli, abwechslungsreiche aber nie aufgesetzte Breaks, amerikanische Death-Metal-Einflüsse ebenso wie alter Schweden-Death in der Ader Dismembers ("Supremacy") - nicht zu vergessen die wohlig growlige Stimme. Das Einzige was fehlen könnte, ist echte Innovation. Braucht aber auch kein Mensch beziehungsweise kaum ein Death-Metaller. Prima Scheibe. Ach kleine Personalie am Ende: Nicht mehr dabei ist wegen gesundheitlicher Probleme übrigens Basser Patrick (Ex-Messiah), dafür zupft jetzt Herr Ralf Winzer (Uppercut) die paar dicken Saiten.
Exumer gehörten zu den Wegbereitern der sagenumwobenen Thrash-Welle aus deutschen Landen. Nur, dass sie es nicht überstanden haben und das Zeitliche segneten. Sänger Mem von Stein aber gibt nicht auf und bleibt trotz Kung-Fu-Karriere in New York am Ball - oder eben am Mikro. Und das ist vielleicht ein Problem, vielleicht auch ein Erkennungsmerkmal. Mit seinen rausgepressten, manchmal quiekigen Vocals - typisch für die damalige Zeit so wie Nasty Savage und Co. oder so - verpasst. Steinchen der Mucke einen manchmal etwas eintönigen, auf jeden Fall sauber wieder erkennbaren Touch. SUN DESCENDS machen außerdem altmodischen Thrash-Metal, mit dem typisch-germanischen Charme, ruppigen Gitarren, viel Tempo und einiger Slayer-Schlagseite. Toll gelungen ist das Remake des Exumer-Songs "Fallen Again", das hier "Fallen Saint" heißt. Manches wirkt ansonsten ein wenig wie zusammengeschustert, vor allem die Soli kommen manches Mal so überraschend wie die Axt aus dem Wald - die aber spaltet einem nicht den Kopf, sondern lässt die Fußnägel rollen. Sympathisch klingt dafür der galoppierend-pumpende Bass, ebenfalls ziemlich typisch "für früher". Als kleinen Bonus serviert uns Meister v. Stein ein Video von "Intercepting Daggers" (wenn ich nur wüsste, woher ich diese Zeilen in der ersten Strophe kenne... ?), eine Mischung aus audiovisuellen musikalischen Darbietungen und Asiatischer Kampfkunst. Fazit: Thrash-Maniacs, Alt-Schüler und Exumeristen dürften dieses Album lieben, anderen dürfte es zu altbacken sein. Beneidenswert aber bleibt das steinige Durchhaltevermögen.
Incinerating the Meek
Band:
Genre:Nicht angegeben Tracks:10 plus Video Länge:35:27 () Label: Vertrieb:
Die weiße Schlange hat mit "Live... In The Heart Of The City" eine der maßgebenden Live-Scheiben des Hard-Rock herausgebracht (und mich ganz persönlich 1980 als Vorband von AC/DC ziemlich beeindruckt). In der Zwischenzeit ist das Beste, was über WHITESNAKE zu sagen ist vermutlich die Tatsache, dass es die Band immer noch gibt (und eine weitere Whitesnake-Kapelle namens M3 mit Murray, Marsden und Moody). Stimmgabel Coverdale frontet WHITESNAKE und hat mit Doug Aldrich, Reb Beach, Marco Mendoza, Timothy Drury und Tommy Aldridge auch keine Unbekannten um sich geschart, als es im November 2004 im legendären Londoner Hammersmith Odeon ans DVD-Mitschneiden ging. Und wer nicht hinguckt, der ist zumindest erstmal von der stimmlichen Verfassung des älteren Herren beeindruckt - beim ersten Blick allerdings glaubt man gern, es mit einer gelifteten Tagesschau-Sprecherin zu tun zu haben- Klar, alle werden älter, aber dann lieber mit Mut zur Falte als aussehen wie eine glattgebügelte amerikanische Schauspielfregatte. Egal, die DVD ist hochgradig professionell aufgenommen (mit 26 Kameras wie uns das Presse-Material genauso versichert wie den 5.1.-Sound auf dem Endprodukt), die 15 Songs sind prima ausgewählt - auch, wenn mit "Walking In The Shadow Of The Blues" ein absoluter Kracher fehlt (dafür aber "Soldier OF Fortune" kurz und abscjhließend ohne Instrumente. Auf große Showelemente verzichtet die Band weitestgehend, mal abgesehen vom recht technischen Handwerkeln der Musiker - das ein wenig zu Seelenlosigkeit der Songs beiträgt. So klingt ein Song wie "Burn" zwar bretthart, aber eben nicht so gefühlvoll wie annodunnemal - und macht WHITESNAKE eher zu seinem Coverdale-Soloprojekt mit hochwertiger Söldner-Belegschaft. Irgendwie gfehlen die drei Ms dann doch. Insgesamt handelt es sich dennoch um ein ordentliches Live-Dokument einer wirklich wichtigen Hard-Rock-Band. Neben der Standard-DVD soll auch noch eine DVD/CD-Box erscheinen sowie eine Doppel-CD - nach mehrmaligen Verschiebungen wohl am 27. Januar. Angekündigt sind außerdem Bonusmaterial in Form von Backstage-Szenen und Foto-Galerie.
Dass bei einem Best Of Album mit knapp kalkulierten zwöl Tracks kaum persönliche Perlen dabei sein werden ist eigentlich klar. Und so hat "Tinnitus" der schwedischen Vorzeigerocker BACKYARD BABIES nicht viel mehr zu bieten als die üblichen Verdächtigen: Ausgerechnet der Bandsong schlechthin, "Brand New Hate" eröffnet den Reigen, "Minus Celcius" oder "A Song For The Outcast" sind und bleiben im Ohr. Und kommen leider nicht gegen Tracks des heiligen "Total 13" Albums an: Das flotte "Made Me Madman" oder die klasse Gitarren in "Highlights" sind ein ganz anderes Kaliber. Neben der Best Of Zusammenstellung "Tinnitus" gibt es mit "Live Live in Paris" bei fast gleicher Trackauswahl auch einen Eindruck davon, wie die Songs live klingen. Bei gutem Sound und authentischer Atmosphäre überzeugt dieser Teil der 2-CD deutlich mehr und ist auch für BACKYARD BABIES Anhänger ein Hörerlebnis - während die erste CD wohl nur für Neulinge des Schwedenrocks sagen kann. Zwiespältig also im wahrsten aller Sinne.
Ein Hörbuch zur Biographie der Band GRAVE DIGGER? Chris und Co. haben aufgrund ihrer 25jährigen Geschichte sicherlich einiges zu erzählen. Tun sie auch - allerdings ist nach dem Hörerlebnis das Wort "Metal-Gott" wegen fortwährender Nutzung das Unwort des Jahrzehnts. Erzähler Holger Koch liest die Biographie (die vor drei Jahren "GRAVE DIGGER - Die offizielle Biographie" als Buch erschien) mit tonloser, gleichförmiger Stimme und leistet sich vor allem bei englischen (Musik)-Begriffen einige Schnitzer. Anekdoten liefert das Chris Boltendahl himself, er betont die Klamotten im Gegensatz zum Kollegen ein wenig übertrieben. Neben der ständigen Metal-Gott-Laberei verliert sich das Duo nicht selten in furchtbar übertriebener Phrasendrescherei - all das grenzt an eine platte Spinal-Tap-Kopie. Inhaltlich hingegen kaum ein Wunsch übrig. Die vielen Hörminuten schenken einem nämlich - abgesehen von oben genannten Nachteilen - einen tiefen Einblick in der Geschichte der Grabschaufler, Chris schreckt auch vor gehöriger Selbstkritik nicht zurück. Allerdings hat auch diese Seite des Hörbuchs seine schlechte: "Bolte" schießt tüchtig gegen seine Ex-Mitstreiter gibt diesen aber keine Möglichkeit, sich zu äußern. Da hat Kollege Rippchen von Sodom auf deren CD mehr Mut bewiesen. Insgesamt ein zwiespältiges Werk mit guten Seiten, aber auch vielen schlechten.