Laut Homepage stammt der unaussprechliche Bandname der Tübinger Formation von winzig kleinen schwarzen Mücken aus den Wäldern Kanadas gleichen Namens. Über denselben Biss verspricht auch die Musik des Vierers zu verfügen, und die ist tatsächlich nicht ohne. Rock-Riffs, von treibend und grade bis komplex und vertrackt, treffen auf Metal- und Stoner-Passagen, wobei besonders TOOL-Einflüsse immer wieder deutlich hörbar werden. Das Songwriting geht mehr als in Ordnung, und spielen können die Jungs auch noch, so dass sie durchgehend schön böse vor sich hin grooven, immer wieder durchbrochen von lauten Baller-Parts. Was dem Debüt der Schwaben aber leider fehlt, ist ein amtlicher Sound, denn die in Eigenregie entstandene Produktion lässt den nötigen Wumms in den Drums und im Bass und den entsprechenden Dreck in den Gitarren vermissen. Dazu ist der Gesang von Stephan Scheurlen eigenartig in den Hintergrund gemischt, so dass man sich auch kein Urteil über seine gesanglichen Fähigkeiten bilden kann. Für einen Erstling geht "Rising...Falling" absolut OK, für den Nachfolger wären aber noch etwas mehr Eigenständigkeit sowie ein fetterer Sound wünschenswert.
Manchmal machen Klischees Spaß. Und wenn sie so zur höchsten Vollendung gebracht werden wie bei HEILAND ist das durchaus ein Ohr wert. Textlich geht es mit Sätzen "Wenn schwarzer Regen fällt, auf Sodom und Gomorrha[..], dein schwarzer Zorn ertränkt die Welt" schnell in eine recht krampfhafte Ecke - die Umsetzung der Musik jedoch fetzt mehr. Minutiös eingesetzte Samples und akkurat inszenierte Keyboards gehen Hand in Hand mit dezenten Gitarren im Hintergrund. Die leicht elektronisch, stets etwas düstere Musik stellt die Vocals in den Vordergrund. Und der von der sterilen Produktion dennoch perfekt in Szene gesetzte Gesang kann mich voll überzeugen. Die männlichen Parts sind bei Opener noch vollbrüstig bis pathetisch, bei "Denn Sie Wissen Nicht, Was Sie Tun" dann erstaunlich klar. Der weibliche Gesang tönt teilweise herrlich naiv, versucht sich aber nicht an operesk anmutenden Arien. Die beiden Musiker Nicole Heiland (sic!) und Martin Otto haben ein musikalisch makelloses Appetithäppchen produziert dem man einzig die sehr aufdringlichen Texte negativ anlasten kann - An jedem Wochenende in schwarzen Clubs läuft Unmengen schlechteres Zeug. Interessant wäre es jetzt nur ob man diese Art der Musik auf Albumlänge wirklich erträgt.
Straight Ede-Typen haben oftmals mit einer Menge Vorurteile zu kämpfen; man sagt ihnen nach, sie seien arrogant, missionarisch, humorlos und besserwisserisch. Wie gesagt, alles nur Vorurteile…. GOOD CLEAN FUN haben schon vor fast zehn Jahren erkannt, dass die HC-Szene einen Schwenk Richtung Humor braucht und insbesondere die SXE-Abteilung. Immerhin sind GOOD CLEAN FUN beinahrte Veganer, da wissen sie, wovon sie sprechen. "Between Christian Rock And A Hard Place” ist der neueste Streich der Jungs (und des Mädels) und bietet eine halbe Stunde punkigen, fröhlichen Hardcore, der besonders mit seinen ironischen Texten voll überzeugen kann. Wenn es um MySpace geht oder Beobachtungen über Stylo-Pärchen wiedergegeben werden ("Punk Rock Love"), kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen. Derweil braten die Gitarren, es gibt jede Menge Singalongs und man kommt aus dem Mitnicken nicht mehr raus. GOOD CLEAN FUN haben schlicht genug Erfahrung, die man beim Songschreibeneffektiv eingesetzt hat und so zwölf arschtretende positive HC-Songs produziert hat, die jedem Kid gefallen dürften, dass mit COMEBACK KID, ANTI-FLAG oder 7 SECONDS was anfangen kann. Selbst der Hidden Track ist witzig - und das ist echt selten. Wäre die Scheibe einen Tick länger und die 30-Minuten-Marke geknackt, wäre "Between Christian Rock And A Hard Place” ein Tipp geworden.
Nach sechs regulären Studio-Alben lassen sich die SPIRITUAL BEGGARS nun mit "Live Fire!" auf ihre erste DVD ein. Allerdings wird hier nicht gänzlich neue Ware geboten. Das auf DVD gebannte Live-Event fand bereits 2003 statt. Die enthaltenen Tracks wurden bei einem Konzert im Londoner Mean Fiddler im April 2003 aufgezeichnet und das Werk ist mit knapp 54 Minuten auch nicht zu reichlich bemessen. Allerdings bieten die 12 Songs einen gut gewählten Querschnitt aus den bis dahin erschienenen Alben der Band mit Schwerpunkt auf dem damalig aktuellen Longplayer "On Fire". Das die SPIRITUAL BEGGARS in erster Linie eine hervorragende Liveband sind und auf der Bühne vor Spielfreude nur so strotzen transportiert die DVD, trotz eines nicht immer gelungenen Sounds, direkt ins heimische Wohnzimmer. Der damalige "neue" Sänger JB interpretiert mit seinem Organ das alte Material seines Vorgängers mehr als gekonnt und Gitarrist Michael Amott (auch mal Arch Enemy) bei der Arbeit zu sehen ist sowie so ein Genuss. So wird auf "Live Fire!” ungekünstelt erdig zeitlosen Rockmusik im Stile der 70er geradezu zelebriert. Ganz Klasse dabei: das den Auftritt abschließende "Euphoria" (vom 98er-Album "Mantra III").
Um für die kurze Spielzeit zu entschädigen, gibt es einen Strauß bunter Extras. Neben dem beigefügten Beggars-Wendeposter sind auf der DVD unter anderem der Tourfilm "Monstergroove 03" (echt gelungen, u.a. mit Livemitschnitten aus Japan), Interviews mit Michael Amott und den damaligen Neusänger JB, ein "On-the-road-minimovie", Slideshows (wer’s mag), sowie Discografie und Biografie der Band. Das Konzert an sich gibt es in Stereo (Dolby Digital 2.0) und in Surround Sound (DTS 5.1).
Live at Mean Fiddler, London, 10.04.2003, Tracklisting:
01 Intro (excerpt from ´Street Fighting Saviours´)
"A Day And A Thousand Years" ist mitnichten das neue WALLS OF JERICHO-Album, sondern der Re-Release des ersten Tonträgers der Band. Ursprünglich wurde die MCD 1999 in den USA (und 2001 in Europa) veröffentlicht und hat eingeschlagen wie eine Bombe (wenn auch der Durchbruch erst mit dem Nachfolgealbum kam). Schon damals war das Markante am WALLS OF JERICHO-Sound die Stimme von Sängerin Candace, die wir eine Irre keift, schreit und wütet. Zwar hatte die Band damals noch nicht die Knallersongs wie auf "All Hail The Dead", aber die Richtung war schon klar erkennbar. "Collecting On A Debt" findet sich z.B. noch immer im Set der Amis, ganz schlecht sind die Songs also nicht. Die Grundrichtung, brutaler Mid-Tempo Hardcore, wird in den sieben Songs kaum einmal verlassen und auch Candace setzt nur selten einmal zu klaren Passagen an. Bei der kurzen Spielzeit aber kein Problem, Langeweile kommt da nicht auf - und die MCD ist durchgehend saubrutal. Leider haben Genet Records keine Boni auf die Neuauflage gepackt, so dass der Kauf für Besitzer des Originals unnötig ist. komplettisten und Neueinsteiger in den WALLS OF JERICHO-Sound können aber bedenkenlos zugreifen.
SHAARIMOTH haben sich der alten Schule des Death Metals verschrieben und ziehen im Info Parallelen zu MORBID ANGEL und BEHEMOTH. Um das gleich vorweg zu sagen: nicht die neueren Werke beider Bands, sondern die Scheiben aus den Anfangstagen standen bei "Current 11" Pate. Soudnmäßig kommt man den Engeln sehr nahe, nur das Schlagzeug klingt etwas dumpfer. Außerdem sind SHAARIMOTH nicht so technisch vertrackt, sondern eher direkt-eingängig. Eben so, wie ich mir old school Death Metal vorstelle. Wichtiger als die Mucke ist den Schweden wahrscheinlich eh’ die Aussage, immerhin drehen sich alle Texte um satanische Botschaften. Oder wie es die Band auf ihrer Website selbst sagt: "Silim-Madu Ama-Ushumgal-Anna. Silim-Madu Sumun Mummu Tiamat. Hail Tiamat!" Die meinen es also ernst. Wer Musik und Texte voneinander trennen kann, wird mit einer ehrlich klingenden Death Metal-Platte belohnt, die sich um Trends nicht schert. Alt, aber erfrischend.
1994 hatten COUNT RAVEN mit "High On Infinity" ein absolutes Jahrhundertalbum des Doom - Genres abgeliefert, aber zugleich auch den kreativen Höhepunkt ihres Schaffens erreicht. Oder anders: die drei ersten Alben noch mal zu übertreffen, war schier unmöglich, und selbst das Gleichziehen mit den Vorgängern gestaltete sich für die Schweden im Jahre 1996 mehr als schwierig. "Messiah Of Confusion", das vorerst letzte Werk der Band, ist abermals ein weit überdurchschnittliches Album geworden, aber leider kein göttlicher Oberhammer mehr! COUNT RAVEN besannen sich etwas mehr auf ihre erdigen Wurzeln, denn auf epische Tränentreiber, was sie stilistisch noch ein Stück näher an ihre Väter im Geiste, BLACK SABBATH, rückte. Songs wie der schleichende Opener "Prediction", "Shadow Box", das stampfende "The Loneliest One", das hymnische "The Lie Of Life", "P.S.I. Power" oder das geile "The Viking Sea" (mit coolem "Spoken Word" - Part und irischem Outro) gehören immer noch zur absoluten Oberschicht der Zunft, können aber nicht mehr so ganz verzaubern wie die Songs auf den Vorgängern. Zudem befinden sich mit "Fallen Angels" und dem etwas ideenlosen "Shine" auch zwei Stücke auf dem Album, die zeigen, dass COUNT RAVEN hier auf hohem Niveau aus dem letzten Loch pfiffen und es gut war, dass nicht noch ein weiteres Album erschienen ist, das die Legende womöglich demontiert hätte. Als Bonus der Neuauflage gibt es mit "Regression" ein über zehnminütiges BLACK SABBATH - Medley zu hören, das so gesehen zwar überflüssig ist, aber hier sehr gut platziert wurde. Das Remastering von Achim Köhler und das Booklet mit Texten und Liner - Notes sind natürlich auch hier im Preis inbegriffen! Auch wenn "Messiah Of Confusion" das "schwächste" Werk von COUNT RAVEN darstellt, gehört es immer noch zu den stärksten traditionellen Doom - Alben der zweiten Hälfte der 90er Jahre und sollte in keiner Genre - Sammlung fehlen!
Nach dem phänomenalen Einstieg mit "Storm Warning” legten COUNT RAVEN 1992 ihr Zweitwerk "Destruction Of The Void" vor und konnten mit dem Debüt in jeder Hinsicht gleichziehen. Einziger Wehrmutstropfen war jedoch, dass Sänger Christian Linderson noch während der Aufnahmen zu dem Album ausstieg und die Vocals nun Gitarrist Dan "Fodde" Fondelius zufielen, der noch stärker als sein Vorgänger nach Ozzy klang. Böse Zungen behaupten sogar bis heute, dass der gute "Fodde" mehr nach Ozzy klinge als Ozzy selbst. Aber auch hier überzeugt nicht zuletzt einmal mehr das überragende Songmaterial, das auch "Destruction Of The Void" zu einem echten Alltime - Klassiker des Doom - Genres macht. Gleich der göttliche Opener "Until Death Do Us Apart" haut den langsam gepolten Banger aus den Schlappen und "Hippies Triumph", der geniale Titelsong (mit der irgendwie coolen Textzeile: "Help me before I get paranoid"), das recht fixe "Let The Dead Bury The Dead", die Superhymne "Angel Of Death", das mit tollen Soli veredelte "The Final Journey", das partiell sauschnelle und obergeile "No Ones Hero", sowie die beiden Synthie - Intermezzi "Northern Lights" und "Europa" tun ihr Übriges, um den Doomer endgültig ins Nirwana zu befördern. Außerdem hat die Band mit dem alles überragenden "Leaving The Warzone" einen der besten Songs aller Zeiten im Sack, der in Sachen Dampf und Emotionen sogar manche Power Metal - Combo aussticht und Gänsehaut von Kopf bis Fuß garantiert! Auch hier sind mit "Point Of Youth" und "Sworn To Fun" zwei alte Demo - Songs als Bonustracks vertreten, die, ähnlich wie bei "Storm Warning", nicht ganz das hohe Level der Originalsongs erreichen, aber trotzdem sehr gut sind. Ebenso gehören hier das mit Texten und Liner - Notes versehene Booket und das Remastering von Achim Köhler zur Serienausstattung! Wie beim Vorgänger gilt: Vorschlaghammer und Pflichtkauf hoch zwölf!!!
Kaum eine andere Band neben CANDLEMASS hat Doomer und traditionelle Metaller so sehr zusammengeführt wie COUNT RAVEN! Die wie Leif Edling und Co. aus Schweden stammenden STORMWARNING wurden 1986 von Sänger Christian Linderson und Drummer Christer Pettersson komplettiert und machten sich auf, ihre unglaublich starken BLACK SABBATH - Einflüsse unter das metallische Volk zu bringen - unter dem Namen COUNT RAVEN! Dabei fiel ihr Debüt, sinnvollerweise "Storm Warning" betitelt, schlichtweg oberaffengeil aus und brauchte sich weder hinter der oben genannten "Konkurrenz" (die mit "Epicus Doomicus Metallicus" ebenfalls einen Hammer an den Start brachte), noch hinter den Haupteinflussgebern BLACK SABBATH zu verstecken. Auch heute noch ist "Storm Warning" eines der stärksten Doom - Alben aller Zeiten, auch wenn das dritte Werk der Jungs, "High On Infinity", nicht unberechtigt als ihr absolutes Meisterwerk gilt. Das Debüt ist allerdings kaum schwächer, enthält mit dem Stampfer "Inam Naudemina", der Riffgranate "In The Name Of Rock´n´Roll", den Lavaströmen "Sometimes A Great Nation" und "Within The Garden Of Mirrors", der Power - Hymne "How Can It Be", dem mit einem Klassik - Intro eingeleiteten "Social Warfare" und den beiden überlangen, obergöttlichen "True Revelation" (herausragender Text!) und "A Devastating Age" (unglaubliche Melodien!) NUR Klassiker, die unter Anderem den Begriff "Power Metal" entscheidend mitgeprägt haben. Als Bonus der Neuauflage gibt es neben einem überarbeiteten Booklet mit allen Texten und Linernotes noch zwei Bonustracks ("High Beliefs´" und "Frightened Eyes Never Lie"), die ebenfalls sehr geil sind, aber gegenüber dem Hauptmaterial ein klein wenig abfallen und darum wohl auch nie offiziell verwendet wurden. Da sämtliche COUNT RAVEN - Re - Releases zudem noch von Achim Köhler amtlich remastert wurden und oberamtlich fett aus den Boxen bollern, dürfte "Storm Warning", wie auch die anderen drei Werke, auch für Fans interessant sein, die die schon lange nicht mehr erhältlichen Originale besitzen. Vorschlaghammer und Pflichtkauf hoch zwölf!!!
War es um FLESHLESS in letzter Zeit recht ruhig gewoden, melden sich die Tschechen zwei Jahren nach ihrer letzten coolen Scheibe mit "To Kill For Skin" eindrucksvoll zurück. Hinter einem gewohnt bösartigem Horror-Cover verbirgt sich wieder einmal eine verdammt gute Death Metal-Scheibe, die gleichzeitig groovt ohne Ende und brutal ballert. Im Vergleich mit der "Sensual Death Immitation" wurder der Grind-Anteil ein wenig zurückgeschraubt, so dass "To Kill For Skin" eine starke Ami-Death-Ausprägung bekommen hat. Neu hinzugekommen sind die vielen Gitarrenspielereien und –soli ("Contract Of Blood"), die den FLESHLESS-Sound auflockern und verhindern, dass die Scheibe in langweiliges Gehacke abdriftet. Sänger Vladimir hat noch eine Schippe draufgelegt und klingt natürlicher, ohne seine Brutalität verloren zu haben. Frag’ mich, ob sich sein Englisch mittlerweile auch gebessert hat… Leider setzt er zu selten seine Frog Noise ein, aber man kann ja nicht alles haben. Auch so macht der Mann eine verdammt gute Figur. Wie überhaupt die ganze Band hörbar an technischen Fähigkeiten dazugewonnen hat und so die Songs sehr abwechslungsreich und eingängig gestaltet hat. Gerade die schnellen Sachen Marke "Lifedrain" sind echte Knaller - da sitzt jedes Break und der Groove läßt einen nicht stillsitzen. So muss das sein, so ist das eine feine Death Metal-Scheibe!