Diese Underdogs aus dem sonnigen Santa Cruz in Kalifornien gehören nicht zu der großen Welle der amerikanischen Trendreiter, sondern sehen ihre Wurzeln bei traditionellen Bands wie LED ZEPPELIN, BLACK SABBATH, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, aber auch bei alteingesessenen, schon moderner orientierten Vertretern wie BLACK LABEL SOCIETY, MEGADETH oder PANTERA. Und so klingt "Doomsday Profits" dann auch: ARCHER bieten kraftvollen, Riff-orientierten, melodischen Heavy Rock, der erwartungsgemäß nicht sonderlich spektakulär daherkommt, aber Fans von grundsolidem Stoff ganz locker gefallen dürfte. Lediglich der Gesang von Gitarrist Dylan könnte eine Ecke kraftvoller und charismatischer tönen, aber auch die etwas blecherne, trockene Produktion verhindert hier höhere Leistungen. Speziell in Sachen Songwriting liegen ARCHER nicht neben der Spur, was Ohrwürmer wie der flotte Opener "Man Who Knows All", das schleppende "Sanctuary" oder das hymnische "Hell Hath No Fury" sehr gelungen unter Beweis stellen. Zwar spielt man noch nicht in der ersten Liga, aber ein sehr hörenswerter Einstand aus eigenem Anbau ist dem Trio zweifelsohne gelungen.
Unbeirrbar ziehen SVARTSYN seit Jahren ihre Kreise, "Timeless Reign" markiert bereits das fünfte Album des schwedischen Duos. Kalter, old schooliger Black Metal wird erwartet - und wird serviert. Da wird sich nix mehr ändern, solange das dynamische Duo zusammenbleibt. Die sieben Songs schaffen es, innerhalb der selbstgesteckten Grenzen sehr viel Variation zu bieten, so dass beinahe jeder Schwarzwurzler auf seine Kosten sollte. Handwerklich macht den Jungs eh keiner mehr was vor, da stimmt von Gesangsleistung über Gitarrenarbeit und (baßarmer) Produktion alles und wird alles geboten, was zu einer Black Metal-Platte gehört, die in den frühen 90ern angesiedelt sein soll. Kurzum, mit "Timeless Reign" gibt es vierzig Minuten gut gemachten Black Metal der alten Schule, der seine Fans zufriedenstellen wird.
Die Mannen um ex-EDGE OF SANITY-Shouter Robert hatten seit dem Release ihres Debüts nicht viel Glück auf der geschäftlichen Seite: das Label (Rage Of Achilles) ging kurze Zeit später pleite, was die mehr als drei Jahre Funkstille erklärt. Ob die Schweden mit Pulverised Records so viel besser bedient sind, wird sich zeigen - zu wünschen wäre es ihnen allemal, gerade angesichts des hohen Niveaus ihrer Songs. Die klingen wie aus einem Guss, auch wenn sich wieder ein, zwei Songs eingeschlichen haben, die nicht ganz das Level von Krachern wie "Unanimated Flesh" halten können. Angesichts der Tatsache, dass sonst mit der Pladde alles stimmt, kann der geneigte Schwedentodfan beruhigt darüber hinwegsehen: die Produktion des Black Lounge (CARNAL FORGE, CENTINEX) passt wie Arsch auf Eimer, die Musiker verstehen ihr Handwerk und die Scheibe ich durchweg brutal. Zudem gibt es viel zu wenig Bands, die auf den traditionellen Schwedentod setzen. Wer für den Sound was übrig hat, sollte FACEBREAKER ne Chance geben. Drücken wir die Daumen, dass ihnen in Zukunft mehr Glück beschieden ist und wir uns noch lange an gelungenen Death Metal-Scheiben erfreuen können!
Ich gehöre ja zu den Leuten, die Sinn und Zweck von Frankreich generell sehr kritisch hinterfragen, denn sowohl Autos, Bier (damit darf man übrigens nicht mal den Grill ablöschen, weil sonst die Wurst ranzig wird…) und leider auch Musik gehören allgemein schon mal nicht zu den Stärken unserer EU-Nachbarn. Das gilt ganz besonders für Black Metal; bester Indikator dafür war das letzte BLUT AUS NORD-Album "Mort", das in nahezu allen Magazinen zu Recht um die null Punkte einheimste und die CO2-Produktion beim Pressen der CDs nicht wert war. Doch auf ihrem neuesten Werk schafft die 1994 als Ein-Mann-Projekt gestartete Band eine ernorme Steigerung. Ein Meilenstein der Zunft ist zwar auch "Odinist" nicht geworden, doch der sehr epische, getragene und psychedelische Black Metal lässt hier wirklich einen roten Faden erkennen und nicht eine völlig undifferenzierte, nervige Geräuschkulisse wie der grottige Vorgänger. Sonderlich hart wollen BLUT AUS NORD dabei gar nicht sein, sondern setzen auf treibende Soundberge, die von fast schon gehauchtem Kreischgesang untermalt sind. Störend wirkt lediglich die Tatsache, dass sich alle Stücke des Albums sehr gleichförmig anhören und echte Abwechselung oder Dynamik nicht vorhanden ist. "Odinist" plätschert in einer Tonlage vor sich hin, wirkt dadurch aber auch seltsamerweise homogen. Von einer uneingeschränkten Empfehlung sind BLUT AUS NORD noch weit entfernt, aber immerhin kann man aufgeschlossenen schwarzen Naturen mit Interesse für Bands, die "irgendwie anders" klingen, einen Anspieltipp geben. Gegenüber dem indiskutablen Vorgänger ist die Scheibe jedenfalls ein Quantensprung!
HEAVEN SHALL BURN - Metalcore oder Death Metal? Für beides lassen sich im Sound der Thüringer genügend Anzeichen finden, um die Genrebezeichnung zu rechtfertigen. Fakt ist, dass sowohl "Antigone" als auch "Deaf To Our Prayers" brutale Wutbrocken sind, die kein Auge trocken lassen und der Combo völlig zu Recht einen Spitzenplatz in der Metal-Szene eingebracht haben. "Iconoclast" macht wie erwartet keinen großen Sprung in ein anderes Genre, stattdessen wir der bandeigene Sound verfeinert und auf bewährte Zutaten gesetzt. Sänger Markus ist mittlerweile einer der besten Vertreter seiner Zunft, genau wie die Gitarrenabteilung, die sich ein melodisches Riff nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelt, und die ordentlich Druck machende Rhythmusfraktion. Dezent eingestreute Neuerungen wie den Discobeat bei "Murderers Of All Murderers" fügen sich nahtlos in die Soundstruktur ein, ebenso die saubrutale EDGE OF SANITY-Huldigung "Black Tears". Große Änderungen gibt es also nicht, stattdessen ein Dutzend verdammt guter Songs, die jedem HSB-Fan gefallen werden und mit soviel Ohrwurmpotential ausgestattet sind, dass man sich dem Charme und der Wucht der Scheibe nicht entziehen kann. "Iconoclast" ist das erste Highlight des Jahres!
TED LEONARD dürfte einem Kreis von Eingeweihten recht gut bekannt sein als Sänger der hochgelobten Proggies von ENCHANT (deren letztes reguläres Album allerdings auch schon aus 2003 stammt). Mit seinem komplett in Eigenregie veröffentlichtem Soloalbum "Way Home" gibt es jetzt mal wieder ein Lebenszeichen, welches neun neue Kompositionen und fünf weitgehend erneuerte ENCHANT-Titel enthält. TED LEONARD pflegt dabei zwar auch seine Vorliebe für Rockmusik und gibt sich aber weitestgehend einer am Singer-Songwriter-Stil orientierten Melange aus melodischen Rock, Blues und einen Tick Funk hin und lässt dabei seiner Ausrichtung am christlichen Glauben weiten Raum. Dabei machte Mr. LEONARD hier fast alles selbst (Gitarre, Bass und der Thematik angemessenen emotionalen Gesang), nur am Schlagzeug gab es Unterstützung durch ENCHANT-Kollege Sean Flanegan und SPOCK'S BEARD-Drummer Nick Di Virgilio. TED LEONARD bewegt sich mit "Way Home" also recht deutlich abseits der Pfade seiner Engagement bei ENCHANT. Wie sagte TED selbst: "Ich möchte ein künstlerisches Statement abgeben und nicht zuletzt auch ein Glaubensbekenntnis, darauf kommt es mir jetzt an". Textlich lässt sich hierbei ja nun immer trefflich streiten, musikalisch darf der Ausflug in ruhige Gefilde durchaus als gelungen bezeichnet werden. Aber Achtung ENCHANT-Fans erstmal reinhören.
Die Melodic Metaller von SANDALINA gehen in die nächste Runde. Prominente Gäste hat man sich dazu ins Studio geholt: so geben sich Chris Caffery von SAVATAGE und Andy LaRocque von KING DIAMOND bei einigen Gitarrensoli die Ehre und DREAM THEATERs Derek Sherinian langt bei "Seasons In The Sand" in die Tasten. Schon gleich mit "Fly To The Sun" zeigen SANDALINA, was sie sich auf die Fahnen geschrieben haben: melodischen Metal, der zum Mitsingen (bzw. je nach persönlicher Präferenz zum Mitgrölen) taugt, ohne dabei die nötige Härte zu vernachlässigen. "Back From The Light" dient nur als Überleitung zum nächsten Song, aber "As The Rain Falls" ist ein schöner, etwas wehmütiger Midtempo- Song. "Ring Of Fire" dagegen zieht sich auf die Dauer etwas und hätte mehr Abwechslung vertragen können. Und um die volle Bandbreite des Tempo-Spektrums abzudecken, schließt das Album mit dem bereits oben erwähnten, gelungenen "Seasons In The Sand", dass atmosphärisch und sehr ruhig gehalten ist.
Schön kurz und knackig gibt es bei der ersten GRACE-Scheibe "The Calling" einen vor’s Kinn - zehn Songs in nichtmal zwanzig Minuten lassen keinen Platz für langatmige Parts. MINOR THREAT und YOUTH OF TODAY werden als Einflüsse angegeben und ganz in derem Geiste sind GRACE schnell, direkt und ehrlich. Viele Background-Shouts sind da natürlich obligatorisch, ebenso eine druckvolle Gitarrenarbeit und ein ordentlich angepisster Gesang. Live macht sowas natürlich noch mehr Spaß, aber auch im heimischen Player macht "The Calling" Laune, zumal die Produktion des Kohlekeller Studios gewohnt gut ausgefallen ist. Kurze Scheibe, kurzes Fazit: lohnt sich für alle, die mit ehrlichem HC was anfangen können.
Knapp zwei Jahre nachdem Black Lotus Records die alten Werke der griechischen Black Metaller NECROMANTIA wiederveröffentlicht haben, erscheint nun das neue Werk des Duos, das den doch etwas albernen Titel "The Sound Of Lucifer Storming Heaven" trägt. Hört man sich das sehr dünn produzierte Werk an, begreift man relativ schnell, warum diese "Band" gerne als Kult gehandelt wird, jedoch ähnlich wie die (meiner Ansicht nach deutlich stärkeren) Landmänner ROTTING CHRIST nie die zweite Reihe verlassen konnte. NECROMANTIA haben hier den großen Fehler gemacht, oldschoolig klingen zu wollen und gleichzeitig viel Bombast, Progressivität und Avantgarde aufgefahren, was der dünne Sound niemals auch nur ansatzweise aufgehen lässt. Einerseits soll hier der "True Black Metal"-Attitüde Rechung getragen werden, andererseits will man auch möglichst musikalisch und vielschichtig klingen. Das Ergebnis klingt, nicht zuletzt aufgrund der ebenfalls nicht sehr hohen Songwriting-Qualitäten, weder nach Fisch noch Fleisch. Trauben der Marke DARKTHRONE, EMPEROR, BATHORY, DARK FUNERAL oder auch MERCYFUL FATE und POSSESSED (die die Band allesamt als Einflüsse angibt) hängen für Magus Vampyr Daoloth (der Name erinnert mich an ein altes Staubsaugermodell…) und Baron Blood eindeutig zu hoch. Es gibt in der schwarzen Szene einen Haufen Bands, die sehr viel grottiger zu Werke gehen, aber mit einem nur durchschnittlichen und vor Allem soundtechnisch völlig misslungenen Werk wie diesem hier wird die Band leider auch dieses Mal keine Bäume ausreißen können.
THIS BELIEF haben sich mit den Aufnahmen zu ihrem Debütalbum drei Jahre Zeit gelassen, bis dahin hatten die Hamburger bei vielen Gigs Routine gesammelt. Das kam "Lifetime Away" zugute, die dreizehn Tracks haben Hand und Fuß und wissen mit viel Abwechslung zu gefallen. Neben schnellen, leicht old-schooligen Nummern können gerade die Songs überzeugen, bei denen der Fuß vom Gas genommen wurde - das wuchtige "Pride" ist heirfür das gelungenste Beispiel. Völlig aus dem Rahmen fällt das punkige "Cancer", auch wenn der Song selbst nicht schlecht ist. Die Leistung der Mucker ist durchweg gut, besonders der Sänger kann überzeugen und versteht sein Handwerk. Ein paar Growls mehr wären bei manchen Parts ads Tüpfelchen auf dem i gewesen, aber das sind nur Kleinigkeiten. "Lifetime Away" ist eine solide produzierte Hardcore-Scheibe geworden, die sich nicht nur Lokalpatrioten mal zu Gemüte führen sollten.