BEYOND THE VOID mögen dem einen oder anderen vielleicht als erste Gothic/Metal- Band, die sich auf virtuelle Tour in der Welt von Second Life begaben, bekannt sein. Jetzt haben die Herren ein nicht-virtuelles, sondern sehr reales neues Album am Start mit dem klangvollen Titel "Gloom Is A Trip For Two". In Lateinamerika haben sich BEYOND THE VOID bereits eine begeisterte Anhängerschaft erspielt, und dieser wird auf "Gloom Is A Trip For Two" mit dem spanisch betitelten und auch als Single ausgekoppelten "Seductora" gehuldigt, auf dem die mexikanische Sängerin Isadora Cortina als Duettpartnerin auftritt. Daniel Pharos´ dunkle Stimme hingegen erinnert, wenn er sich in tiefe stimmliche Gefilde begibt, mitunter an das düstere Organ des Genre-Kollegen Jyrki 69 (THE 69 EYES), unter anderem besonders augen- (bzw. ohren-) fällig bei dem bereits erwähnten "Seductora" und den tieferen Passagen des ebenso gelungenen wie eingängigen "Famine", das Gitarren mit melodischen Klavier-Einsprengseln mischt. Ein weiteres Highlight des Albums folgt direkt im Anschluss mit "Cyanid Eyes", das Ohrwurmcharakter hat. Alles in allem ist "Gloom Is A Trip For Two" ein stimmungsvolles Gothic Rock- Album, das sich nicht allein auf abgründigen Gesang oder dröhnende Gitarren verlässt, sondern auch Keyboard-Klangteppich und fragilere Elemente beimischt. Gelegentlich könnten die höheren Tonbereiche der Abwechslung halber noch etwas ausgeprägter vertreten sein, aber trotzdem: gelungen.
GRAVEYARD DIRT aus Irland gehören zu den verlorenen Seelen des Musikzirkus, da sie seit ihrer Gründung 1994 neben einem Drei-Song-Demo (1995) und einem Split 1997 (kurz zuvor hatten sie sogar einen Plattendeal ergattert) nicht viel auf die Reihe bekommen haben. Jahre später folgte dann die Reunion, deren Ergebnis „Shadows Of Old Ghosts“ nun vorliegt. Wieder handelt es sich um einen Drei-Tracker, der allerdings in doomiger Tradition ganze 34 Minuten lang ist und ausschließlich überlange Kost enthält. Auf ihrer Homepage schreibt das Quintett, dass es zu früheren Zeiten öfter mit BLACK SABBATH, alten ANATHEMA oder frühen MY DYING BRIDE verglichen wurde, was ich alles für nicht wirklich falsch halte. GRAVEYARD DIRT tendieren weniger in die traditionelle, epische Doom-Richtung der Marke COUNT RAVEN, CANDLEMASS und Co., sondern fühlen sich von der Stimmung her eher dem todesbleiernen Doom zugehörig, wobei sich allerdings beide Lager angesprochen fühlen sollten, da man von monstermäßig tiefer gelegtem Funeral Doom doch noch eine ganze Ecke entfernt ist. Interessierte sollten auf der Seite der Band ruhig mal in die drei Songs reinhören, von denen besonders das geile „A Tearless Lament“ hervorsticht. Auch wenn „Shadows Of Old Ghosts“ noch ein wenig Luft nach oben lässt, ist diese EP für keinen echten Doomer eine Enttäuschung, ganz im Gegenteil!
EURE ERBEN bestehen aus den beiden Original-Mitgliedern Lacky und Arnd, ergänzt durch Emma. Die Essener Kult-Thrash bleiben bei ihrem Leisten, kleiden alte „Death-Squad“- und „Defenders-of-Justice“-Songs in neue, deutschsprachige Gewänder mit historischen Gewändern. Zu hören gibt es zwei Studio-Tracks sowie vier Live-Titel plus ein Video von „Gefrorene Bilder“. Auf der Habenseite stehen jede Menge Old-School-Spirit, energiegeladene Songs und die Erinnerung an eine schöne Zeit sowie ein recht schickes Digi-Pack. Auf der anderen Seite sorgen der merkwürdige (gleichwohl auch passende) Bandname und die mehr als gewöhnungsbedürftigen (aber keinesfalls doofen oder platten) deutschen Texte bei manchem für Abzüge. Aber das ist und bleibt nun mal Geschmacksache. Für Old-School-Thrasher ist diese als Überbrückung zur nächsten „Langspielplatte“ der Ruhrpottler gedachte Veröffentlichung sicherlich mehr brauchbar, zumal gut produziert.
CAER IBORMEITH ist eine Göttin Irlands, zuständig für den Schlaf und für die Träume. Ganz so schlimm musizieren die französischen Jungs aus den Rhone-Alpen nicht, allerdings treffen sie mit ihrer neuen Genre-Idee Flower-Death-Metal den Nagel nirgendwo. Nu-Alternative-Rock ist’s mit vielen netten Strecken,. Vor allem der Song „Life Goes On“ hat Hymnencharakter. Die Band pflegt eine kleine Verwandtschaft mit den interessanten La Rumeur Des Chaines – allerdings nur besetzungstechnisch, musikalisch käumlichst. Indes: Die Instrumentenabteilung der Rocker arbeitet sehr akkurat, niveautechnisch sind beide Bands also durchaus zu vergleichen. Für eine richtig gut entspannte Alternative hapert es allerdings ein wenig am Gesang, der manches Mal ein wenig gequält klingt. Insgesamt sicherlich keine Scheibe, von der alle träumen – aber als Einschlaf-Hilfe taugt das Digi-Pack nun auch wieder nicht.
Zum Zehnjährigen haben IMPALED eine neue Scheibe parat, ob es danach noch weitergeht, ist aber unklar. Wäre eine Schande, wenn sich die Sickos auflösen wurden, wo sie doch endlich ihre CARCASS-Huldigung perfektioniert haben. „Death After Life“ war schon cool, aber „The Last Gasp“ macht noch einen kleinen Schritt weiter nach vorne und hat elf saucoole Ohrwurmschmeichler, die im typischen halb-dumpfen IMPALED-Sound verpackt sind. Durchgehend auf hohem Niveau, sticht kein Song wirklich heraus, dafür sind alle einfach zu kultig und zu gut. „Right To Die“ oder „Sickness Is Health“ sind nicht nur lyrisch feinste Kost, sondern auch echte Hits, während „All Gut, No Glory“ richtig schön fies runtergeprügelt wird und Monotie so gar nicht erst aufkommt. Ein feines Scheibchen, das hoffentlich nicht der letzte Atemzug einer kultigen Combo war.
Jedes Genre hat seine Underdogs, seine unterschätzen Perlen. Jedes Sub-Genre hat. Im Falle des polnischen Death Metals haben HATE diesen Posten inne, gegen VADER und BEHEMOTH haben sich die Warschauer nie wirklich durchsetzen können. Dabei sind ihre Platten nicht schlechter, weder beim Songwriting noch bei den Fähigkeiter der Mucker. „Morphosis“ beweist das aufs Neue mit acht sehr guten Death Metal-Songs, die von fiesen Blast-Parts bis zu Mid Tempo-Wucht alles bieten, was das Totmetallerherz will. Dazu haben HATE wieder Industrial-Einflüsse in Form von Samples eingebaut, die zusammen mit der generell kalten Atmosphäre für eine eigene Note sorgen und sie vom Plagiatsvorwurf weit genug wegbringen. Die sieben Songs (plus Intro) bewegen sich auf durchgehend hohem Niveau und werden bei Freunden gepflegten Geballers auf Anklang stoßen. Bleibt abzuwarten, ob HATE sich mit dieser Scheibe endgültig aus dem Schatten ihrer Landsmänner werden spielen können.
Italienische Bands genießen nicht gerade den besten Ruf, wenn der Basser dann auch noch Fabio D'Amore heißt, scheint das meiste Hopfen und Malz bereits vorher verloren. Doch, was PATHOSRAY – auch der Name lässt die schlechten Erwartungen nicht steigen – bieten, hat mit dem Spaghetti-Schmonz a la Turilli nichts gemein. Wohingegen die gutgemeinte Vergleiche mit Dream Theater viel zu hochgestochen sind. Aber die bereits 2006 aufgenommene und 2007 von Tommy Hansen neu produzierte Scheibe bietet jede Menge interessanten Stoff, vorausgesetzt, der werte Hörer und progressiver Hard Rock sind gute Freunde. Die Song bauen interessante Spannungsbögen zwischen laut und leise, zwischen hart und balladesk auf, versinken nie im triefenden Schmalz oder im diffusen Prog. Und auch der Gesang stimmt, hier kneift keiner in Eier oder übertreibt es ähnlich - bei Marco Sandron kommt der Einfluss von 70er/80er-Jahre-Hard-Rock-Größen voll zur Geltung. Ein harschen Kritikpunkt gibt es aber doch: Wenn das Keyboard mal so ganz allein loslegt, klingt nicht selten gefährlich nach einer experimentellen Version von Puhdys’ Reise zum Mittelpunkt der Erde. Und das (aber eben nur das) ist nicht das, was anspruchsvolle Rocker heute hören wollen.
Captain Dave - Woe Calls, Dirty el Hons – Guitarwringer, Smokin' Piper – Guitarslinger, Ol' Dirty Mustard – Basstard, Tommy Hellfighter – Drums – das sind CAPTAIN DUFF aus dem fränkischen Würzburg. Und sie machen Musik wie die tuntigen norwegischen Turboschwarzen, wie Gluecifer und wie all die anderen. Zum ausgelutschten (im wahrsten Sinne des Wortes) Rotzrock gesellen sich pseudo-piratöse Anflüge und eine kehlige Stimme, die an eine Mischung aus Peter Stahl und dem Schinkengott erinnert. Alles nicht wirklich schlecht, letzteres sogar bemerkenswert (strange), aber alles kein Stück herausragend. Die sechs Songs mögen mit vielen Billigpilsetten im Kopf und der Luftgitarre in der Hand rocken, an sich aber langweilen sie recht schnell. Und auf dem Piraten-Schiff gäbe es wahrlich genug anderes zu tun (oder zu hören).
WIRKSYSTEM veröffentlichen jetzt bereits ihr elftes Album und scheinen ihrem Konzept treu zu bleiben. Die Songs sind gratis auf der Homepage der Pforzheimer herunterzuladen – und auch stilistisch geht es wieder um eine Mischung aus dem besten den 90er und dem Tollsten von heute. Schweisser, Such A Surge sind vielgenannte Vergleiche, Onkelz und Rammstein passen inzwischen kaum noch. Viel mehr geht es heutzutage um Nu Metal, um Rock und sogar Pop, der Marke Ärzte – eben moderne Musik ohne Genrezwänge. Angst? Braucht’s nicht, denn der Crossover der Baden-Württemberger ist gut produziert, professionell eingespielt, es rockt und geht ins Bein – zumindest für alle, die auch unmetallische Einflüssen nicht scheuen wie Deibelchen das Weihwässerchen. Und trotz aller „mainstreamigen“ Anflüge verirren sich WIRKSYSTEM zu keiner Zeit in kommerzielle Platitüden, sondern schaffen ein stimmiges Ganzes – das trotz deutscher Texte gänzlich unpeinlich wirkt.
LORDI haben damals beim Grand Prix d´Eurovison den Weg freigemacht, es folgten OOMPH! beim Bundesvision Song Contest und jetzt kommen DOWN BELOW. Als Vertreter für Sachsen Anhalt bei besagtem anstehenden Bundesvision Song Contest haben die vier Herren, normalerweise englischen Texten verschrieben, zu diesem Anlass erstmals ein deutschsprachiges Werk herausgebracht- und dieses hätte durchaus Chancen, sich am 14. Februar gegen die Konkurrenz durchzusetzen. "Sand In Meiner Hand" erweist sich als ausgesprochener Ohrwurm, den man nach ein- bis zweimaligem Hören unwillkürlich permanent vor sich hinsummt. Der Anfang erinnert fast (aber nur fast) ein wenig an die Kollegen und Vorjahres-Sieger von OOMPH!, der Refrain ist ebenso eingängig wie melodisch und auch das Düster-Bedrohliche wird nicht vernachlässigt. Auf dem besten Weg von down below nach oben!